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Mephisto

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Alle Inhalte von Mephisto

  1. Das stimmt! Ich kenne meine ersten CDs auch heute noch in- und auswendig. Man hatte einfach nicht so viel und hat die Sachen daher auch öfters gehört, aber das Geld saß auch nicht so locker. Ich denke, die unterschiedlichen Sammlerphasen haben auch unterschiedliche Vor- und Nachteile. Von daher trauere ich meiner Sammlerzeit als Schüler nicht hinterher, ich habe aber das Gefühl, dass man damals einerseits noch mehr Zeit hatte, sich auch mit Durchschnittlichem ausgiebig zu beschäftigen, während man später wählerischer wurde. Auf der anderen Seite ist es heute schwerer, sich für eine Musik oder einen Film zu begeistern, weil der Erfahrungshorizont viel ausgeweiteter - um nicht zu sagen: ausgeleierter - ist.
  2. Also den Sarde werde ich mir bestellen, da ich den noch gar nicht habe. Besonders dankbar bin ich Dir, @Stefan Schlegel, aber für die MAYRIG-Empfehlung, denn diese CD wäre an mir vollkommen vorbeigegangen.
  3. Francesco de Masi – SOLIMANO, IL CONQUISTATORE Komponist Francesco de Masi war gerade einmal 30 Jahre alt, als er den Auftrag annahm, die Musik zu SOLIMANO, IL CONQUISTATORE zu schreiben, und schuf eine äußerst frische und eindrucksvolle Orchesterpartitur. Als Hauptthema komponierte de Masi eine sehr lyrische Melodie mit „slawischem“ Einschlag, die sich während der Titelmusik zu einer schweren Hymne steigert. Dieses Thema durchzieht die Partitur in mannigfacher Weise, teils als dunkel schimmerndes Flötenduett über eine gleichmäßig absteigende Basslinie der tiefen Streicher oder sanft von den Violen über gezupfte Bässe und Celli vorgetragen, unterlegt es ebenso Dialogszenen wie es in den Kampfszenen immer wieder als Ursprung der schmetternden Blechfanfaren zu erkennen ist. Aus dem Hauptthema leitete der Komponist ein weiteres, sehr ähnliches Thema ab, das aufgrund der eröffnenden Dreiklangsbrechung auch als Armeesignal Verwendung findet. Diesen beiden lyrischen und sehr sanglichen Elementen stellt der Komponist einen brutalen Marsch im wuchtigen 5/4-Takt gegenüber, der Suleimans Streitkräften zugeordnet ist. Doch damit nicht genug: de Masi komponierte weitere Themen, um seine Partitur möglichst melodisch zu gestalten. Zu den Höhepunkten der Musik zählt zweifellos das lyrische Flötensolo für Esma sowie eine wunderschöne zarte Streicherpassage, in der jede Note de Masis Stil zu spüren ist. Auch die zahlreichen Kampfszenen wusste der Komponist angemessen zu vertonen. Auch hier nehmen die überaus dramatischen Gesten diverse ähnliche Passagen aus seinen späteren Western-Musiken vorweg, allerdings wirkt die Instrumentierung in SOLIMANO, IL CONQUISTATORE viel kräftiger. Hämmerndes Schlagwerk und dröhnendes Blech bilden die Hauptbestandteile der aktionslastigen Abschnitte. Des Weiteren komponierte de Masi auch zwei diegetisch anmutende Tanznummern. Insbesondere mit der von den Mandolinen über einen dezenten Trommelrhythmus intonierte Melodie zu Suleimans Tanz zaubert de Masi noch im letzten Drittel ein einprägsames Thema hervor, das anschließend weiter in der extradiegetischen Musik weiterverarbeitet wird. Zum Filmstart war keine Sekunde dieser einfallsreichen und erfrischenden Partitur erhältlich. Erst 1979 erschien bei Beat Records eine luxuriöse Doppel-LP mit rund einer Stunde Laufzeit. Dieser Albumschnitt wurde nun ohne Änderungen in die Kronos-Gold-Edition aufgenommen. Dabei wurden jeweils mehrere Passagen zu längeren Blöcken zusammengefasst, aber löblicherweise auf Überblendungen einzelner Stücke verzichtet, sodass man stets erkennt, wann ein neuer Abschnitt beginnt. Dem Hörfluss ist dieses Verfahren mit Ausnahme der Musik zu Samograds Tanz nicht abträglich. Hier aber gestaltet sich die mehrfache Wiederholung ähnlicher Abschnitte aus ermüdend, zumal zwischendrin auch zweimal die lyrische Streicherpassage auftaucht und den Fluss der tänzerischen Musik zusätzlich stört. Die Klangqualität ist dem Alter der Aufnahmen natürlich nicht mehr astrein, aber die orchestrale Wucht kommt immer noch gut zur Geltung, hin und wieder klingt es etwas dumpf und/oder schrill, aber was will man bei 57 Jahre alten Aufnahmen erwarten? SOLIMANO, IL CONQUISTATORE bildet jedenfalls eine willkommene Bereicherung der CD-Sammlung in der Abteilung orchestrale Abenteuerfilmmusik. De Masi präsentiert sich hier als hervorragender Handwerker mit einer Gabe für einprägsame Themen.
  4. Francesco de Masi – GLI SCHIAVI PIÙ FORTI DEL MONDO/LA VENDETTA DI SPARTACUS 1992 veröffentlichte CAM erstmals die Musik zu zwei von Francesco de Masi vertonten Peplum-Filmen: Gli schiavi più forti del mondo und La vendetta di Spartacus. Dabei nimmt Gli schiavi più forti del mondo mit knapp 44 Minuten Laufzeit den weitaus größeren Platz des Albums ein. Für den 1964 in Deutschland unter Tribun und Verschwörer erschienenen Film komponierte de Masi eine überaus solide Orchestermusik, in deren Mittelpunkt das Thema für die sieben Protagonisten steht. Dieses wird nicht fanfarenschmetternd und Triumphal eingeführt, sondern als getragener Marsch, da die Protagonisten, denen es zugeordnet ist, als Sklaven beim Bau eines Aquädukts ihr elendes Dasein fristen. Im weiteren Verlaufe der Partitur setzt de Masi die motivische Keimzelle des Marsches in zahlreichen Kontexten ein. Besonders in den zahlreichen Actionpassagen erklingt das Motiv – nun nach Dur gewendet – strahlend und zuversichtlich in den hohen Blechbläsern, wenn die Protagonisten während eines Aufstands entkommen können und ihren Rachezug antreten. Während de Masi bei der Verarbeitung seines Hauptthemas sein handwerkliches Können unter Beweis stellt, konnte er mit einem lyrischen Thema für Claudia, der Geliebten einer Hauptfigur, sein melodisches Talent voll zur Blüte bringen. Claudias Thema wird als sanftes Violinsolo eingeführt und anschließend von den Streichern übernommen. Im Gegensatz zum Hauptthema variiert der Komponist Claudias Thema, das traditionellerweise auch als Liebesthema fungiert, nicht auffällig, sondern greift es noch an weiteren Stellen fast unverändert auf. Dennoch gehören die Auftritte von Claudias Thema zu den Höhepunkten der Partitur, die durchgängig auf gutem Niveau gearbeitet ist und alle Ingredienzien einer historischen Abenteuerfilmmusik enthält wie zum Beispiel das bedrohliche Motiv für den Gegenspieler, das schon in „La sfida degli schiavi“ anklingt und anschließend „Entrata di Caio“ in einem massiven Arrangement für Blechbläser eröffnet und auch kurz in „Claudia seguita“ auftaucht. Die heitere Musik für einen Gaukler lockert die Partitur zusätzlich mit dem vergnügten Spiel der Holzbläser auf. Neben den schmachtenden Violinsoli für die weibliche Hauptfigur, ein paar Mickey-Mousing-Momenten wie den abfallenden Holzbläserläufen in „La sfida degli schiavi“ oder den flirrenden, mit Vibraphonklängen angereicherten Streichern für die sengende Wüstenhitze in „Il deserto infuocato“ verfügt Francesco de Masi kompetent alle üblichen musikalischen Klischees, ohne seine persönliche Klangsprache aufzugeben. Vor allem die angespannten hohen Streicherakkorde in „La sfida degli schiavi“ hört man so auch in mehreren seiner Western-Musiken. Dem Komponisten stand ein durchschnittlich besetztes Orchester zur Verfügung, das er, wenn auch nicht virtuos, so doch sicher beherrscht. Besonders während des zehrenden Wüstenmarschs und der anschließenden Errettung schöpft de Masi das Potential des Klangapparats voll aus, wenn in „La salvezza“ sanfte Streicherarpeggien und verheißungsvolle Flötentriller zu einer leidenschaftlichen Streichermelodie überleiten. Die Qualität der Kampfmusiken ist durchwachsen. Während die scharfen Blechattacken und die motivischen Einwürfe aus dem Hauptthema während des Aufstands und der Flucht der Sklaven noch mitreißen können, verliert die Actionmusik im letzten Drittel an Kraft. Vor allem das Bassfundament, das fast ausschließlich aus rollenden und donnernden Paukenwirbeln besteht, über die das Blech einzelne Motive schichtet, lässt die Musik statisch erscheinen. Agilere Figuren der tiefen Streicher und Bläser, gewürzt mit knackigen Schlagzeugattacken wie in „La battaglia notturna“ oder „Combattimento con le fiaccole“ hätten der Musik hier weitaus mehr Kraft verleihen können. Insgesamt fehlt der Musik das gewisse Etwas, was sie über kompetent gemachten Durchschnitt hebt. Für Fans des Genres und des Komponisten kann diese Musik meines Erachtens einiges Hörvergnügen bieten und die Fantasie anregen, aber sie kommt eben nicht an Cicogninis Ulysses, an die Herkules-Musiken von Masetti, Fuscos Troja-Scores oder Rosselinis Cleopatra heran. Der Grund, warum ich trotzdem eine Kaufempfehlung für dieses Album ausspreche, sind die rund 28 Minuten zu La vendetta di Spartacus, der eine inoffizielle Fortsetzung von Stanley Kubricks Spartacus darstellt. De Masi orientiert sich natürlich nicht an Alex Norths Musik zum Kubrick-Film, sondern schuf eine kraftvolle Orchesterpartitur, deren Schwerpunkte auf einem schwelgerischen Hauptthema und mitreißenden Actionpassagen liegen. Nach einer verhaltenen Musik für den Prolog entfesselt der Komponist die Wucht des Orchesters mit einer dramatischen Figur der tiefen Blechbläser, die von grellen Fanfaren kontrakariert wird. Aus dieser Eröffnung entspinnt sich schließlich das Hauptthema in den Streichern, das eigentlich sehr kurz gehalten ist, von de Masi aber durch Sequenzen – also Wiederholung dergleichen Tonfolge auf unterschiedlichen Tonhöhen – „gestreckt“ wird. Durch diese lange Fortspinnung riskiert de Masi den individuellen Charakter seines Themas, doch das schwelgerische Arrangement macht dieses Manko größtenteils wett. Indem der Komponist das Thema auch in mehreren Actionpassagen voll ausspielen lässt, enthalten die Kampfmusiken einen eher weichen und strukturierten Charakter. Dennoch vermag de Masi auch mit ungeraden Rhythmen wie dem 5/4-Takt in „Incursione nel granaio“ oder die sich überlagernden Trompetensignale zu Beginn von „Imboscata sulla spiaggia“ auch den Actionpassagen die nötige Energie zu verleihen. Wie auch im Falle von Gli schiavi più forti del mondo bildet die Musik zur weiblichen Hauptfigur mit einem ausladenden Violinsolo einen besonderen Höhepunkt der Musik, wobei sich bei La vendetta di Spartacus anbot, auf das schwelgerische Hauptthema zurückzugreifen, das in „Idillio di Cinzia“ in einem besonders zauberhaften Arrangement erklingt. Insgesamt erhält man auf diesem Album mit Gli schiavi più forti del mondo eine überaus solide und kompetente Musik, die mit der wirklich starken Komposition zu La vendetta di Spartacus mehr als ausgeglichen wird und insgesamt viel Freude bereiten kann. Beide Musiken wurden wahrscheinlich nahezu vollständig veröffentlicht, denn 2016 veröffentlichte Digitmovies Gli schiavi più forti del mondo in einer „Solofassung“, die neben ein paar Fanfaren und einer fünfminütigen Suite größtenteils nur alternative und Filmversionen zu den bereits veröffentlichten Auszügen enthielt. La vendetta di Spartacus ist bisher nur auf der CAM-CD, die 2003 noch einmal aufgelegt wurde, erhältlich, sodass ich davon ausgehe, dass kein weiteres Material, das eine Wiederveröffentlichung gerechtfertigt hätte, existiert. Mit den erhältlichen 27 Minuten ist man aber auch hervorragend bedient!
  5. Ich freue mich, dass ich mich revanchieren konnte! Vielleicht hat man einfach die Reihenfolge auf den Bändern verwendet, wobei das wirklich keinen Sinn ergibt - vor allem, wenn sie die entsprechende Reihenfolge hätten rekonstruieren können. Ich selber bin kein großer Freund davon, kleinere Stücke zusammenzufassen. Man merkt doch zu 90%, dass es sich da um musikalische Einzelmomente handelt. Mir ist es viel lieber, wenn die Stücke zwar als einzelne Tracks anwählbar sind, aber dafür keine Pause gelassen wird. So ergibt sich meistens auch ein guter Fluss ohne dieses erzwungene Stückwerk. Ich hoffe natürlich auf eine Veröffentlichung der beiden verbliebenden Fusco-Musiken Nächste Woche geht's aber erstmal mit de Masi weiter.
  6. Hmmm... an den Fusco-Nachlass ist anscheinend wirklich nicht leicht ranzukommen. Wenn das nicht geordnet ist und vor allem auch die Rechte nicht frei sind, kann man sich eine Digitalisierung abschminken und die Partitur vielleicht noch nicht einmal vor Ort einsehen. Gibt es denn zu AFRODITE eine Veröffentlichung? Bisher bin ich von Fusco, was seine Peplum-Sachen angeht, echt noch nicht enttäuscht worden. Ich vollziehe jetzt jedenfalls mal einen Schwenk von Fusco zu einem anderen altbekannten Komponisten: Francesco de Masi & Giovanni Fusco – COL FERRO E COL FUOCO „Mit Feuer und Schwert“ bildet den ersten Teil einer Romantrilogie des polnisches Autors Henryk Sienkiewicz, und handelt von der Kosakenrebellion in der Ukraine in den Jahren 1648–1651. In der verhältnismäßig aufwendigen Verfilmung von Fernando Cerchio aus dem Jahre 1962 spielt Pierre Brice einen Leutnant der polnischen Truppen, den mit Kosakenführer Bohun eine erbitterte Feindschaft verbindet. Ursprünglich sollte Giovanni Fusco die Musik zu COL FERRO E COL FUOCO komponieren. Dieser stellte aber nur zwei Themen fertig, bevor er aus Zeitgründen das Projekt verließ, sodass Francesco de Masi die Aufgabe übernahm. Es ist nicht klar, welche zwei Themen von Fusco stammen, da die Partitur weitaus mehr melodische Elemente enthält. In der Ouvertüre wird ein markantes Blechmotiv vorgestellt, das erst später im Verlauf einiger Schlachtszenen wieder aufgegriffen wird. Ein anschließendes lyrisches Thema der Streicher, das durchaus als Liebesthema vorgesehen sein könnte, spielt im weiteren Verlauf der Musik schließlich gar keine Rolle mehr. Den größten Raum der Musik nimmt ein fanfarenartiges, optimistisches Dur-Thema für die polnischen Soldaten ein, das überwiegend in den Trompeten über eine rhythmische Begleitung der Streicher intoniert wird und hauptsächlich die Rittszenen der Protagonisten unterlegt. In einer besonders strahlenden Variante erklingt es auch bei einer Zeremonie, als einer der polnischen Soldaten zum Ritter geschlagen wird, während es gequält und schrill erklingt, als ein polnischer Heerführer von den Tarten getötet wird. Für Jan und Helen komponierte de Masi ein eigenes Liebesthema, das stets sanft in den Streichern erklingt. Das Liebesthema wird stellenweise mit einem Seitenthema erweitert, das in seiner fallenden Bewegung ein bisschen an die Streichermelodie aus der Ouvertüre erinnert. Als drittes wichtiges melodisches Element führt de Masi ein unheilschwangeres Motiv für Bohun ein, das oftmals als dunkler und schwerer Blechchoral arrangiert wird, aber auch in dramatischen Passagen kraftvoll zur Geltung kommt. Auch die Actionpassagen sind fast durchgehend melodisch gestaltet. So etabliert de Masi in der Mitte der letzten Schlacht eine gleichsam diegetische Fanfare (Sequenza 38), die in der anschließenden Schlachtmusik (Sequenza 15) auch in die orchestrale Begleitung verwoben und dem markanten Thema der Ouvertüre gegenübergestellt wird, bevor eine triumphale Darbietung des Polen-Themas den Sieg der Protagonisten verkündet. Doch damit nicht genug: de Masi komponierte für die Kampfszenen noch ein weiteres, signalartiges Motiv, das in seinem Arrangement ein wenig an ähnliche Motive aus den Historienfilmmusiken Miklós Rózsas erinnern. Eine weitere Facette bilden zwei diegetische Passagen, die wahrscheinlich an Balalaikamusik erinnern und osteuropäisches Flair versprühen sollen. Doch in Ermangelung authentischen Instrumentariums setzte de Masi Mandolinen und Gitarren ein. Insgesamt komponierte de Masi eine überaus ansprechende orchestrale Historienfilmmusik mit zahlreichen Themen. Auch die Kampfpassagen verfügen über genug Wucht und sind durch die Einbindung der unterschiedlichen Themen gut strukturiert. Reine Spannungsmusik findet sich kaum und wenn, dann in sehr kurzen Titeln. Die allgemeine Kürze der einzelnen Musikstücke könnte generell als Manko dieser Musik bemängelt werden, da sich kaum eine musikalische Entwicklung vollzieht, sondern die einzelnen Abschnitte meistens knappe, in sich geschlossene Varianten eines Motivs oder Themas bilden. Die Musik zu COL FERRO E COL FUOCO wurde erst im Rahmen der Kronos-Gold-Edition zugänglich gemacht. 2014 veröffentlichte das Label die vollständigen Aufnahmen in überraschend klarer Klangqualität. Es ist leider nicht unüblich, dass italienische Veröffentlichungen mit Informationen zu der jeweiligen Musik geizen. So enthalten die einzelnen Titel weder individuelle Titel, noch sind sie in einer nachvollziehbaren Reihenfolge angeordnet. Eine einigermaßen chronologische Abfolge der Stücke im Film mit pragmatischen Titelbezeichnungen habe ich daher einmal unten aufgestellt. Trotz der Mängel, über die man in Anbetracht der unterhaltsamen Musik gerne hinwegsieht, kann ich dieses Album all denen empfehlen, die sich an orchestraler und thematisch reicher Historienfilmmusik freuen. 02 – Vorspann 42 – Ritt der polnischen Soldaten 19 – Ritt in die Festung 22 – Überfall im Wald 28 – Elenas blinder Bruder 03 – Andrejs Ankunft 26 – Bankettmusik 32 – Bohun und Jan 33 – Gnade 29 – Helen möchte Jan besuchen/Jan und Bohun 35 – Abschied von Jan/Die Polen und die Ukrainer verlassen die Burg 43 – Jans Rückkehr/Helen und Jan im Wald 40 – Jan fasst einen Entschluss 41 – Helen und Jan 32 (00:00 – 00:17) – „Öffnet das Tor!“ 05 – Ankunft der polnischen Soldaten 42 – Nächtlicher Ritt 34 (00:00 – 00:25) – Nächtlicher Besuch von Bohun 14 – Bohun Zorn/Blutige Rache 21 – Nach dem Massaker/Elenas Onkel spuckt Bohun ins Gesicht 39 – Blutige Hände 16 – Ritt durch den Wald/In der Hütte 06 – Bohun wirft den Dolch versehentlich ins Heiligenbild 18 – Alarm/Überfall 10 – Siegesfeier 31 – Der Gefangene 30 – Tod des Generals 12 – Bohun bei dem gefangenen Jan 27 – Jan wird abgeführt/Plünderung/Rettung durch die Polen 09 – Nach dem Kampf/Begegnung mit Jan 11 – Jans Bericht/Pirsch durch den Wald 07 – Von Bohun überrascht 23 (00:00 – 00:21) – Die Geiseln/Helen flieht 01 – Elenas Onkel stirbt/Bohuns Flucht 13 - Ritterschlag/Panik 08 – Ukrainische Delegation 34 (00:00 – 00:25) – Bohun reitet fort 24 – Helen und Jan/In der Kirche/Die polnischen Soldaten begeben sich in den Wald 17 – Kampf/Jan wird verwundet 36 – Der Verwundete wird in die Festung getragen 37 – Die Prinzessin bangt 20 – Das tartarische Heer/Angriff und Kampf 38 – Fanfare 25 – Die Tartaren greifen die polnische Artillerie an 15 – Aufstellung der Kavallerie/Angriff 44 – Triumph 45 – Bohuns Tod/Finale
  7. Natürlich! Du siehst, dass ich Eure Empfehlungen ernstnehme und ihnen meistens auch nachkomme - wenn auch mit einer gewissen zeitlichen Differenz. Ich muss sagen, dass mich VENERE DI CHERONEA überrascht hat - eine so gute Musik habe ich nicht erwartet und ich denke, es ist meine persönlich Favoritin aller hier vorgestellten Peplum-CDs. Interessant, was Du über die verschiedenen Fassungen und die beiden Komponisten schreibst. Im Booklet wird ja nur Fusco erwähnt. Man müsste in Italien mal amnfragen, ob die bereit wären, die Partituren zu Ansichtszwecken zu digitalisieren. Ich würde mich die auch gerne mal anschauen. Hast Du da einen Kontakt? Mein Italienisch ist halt nonexistent, kann aber jemanden fragen.
  8. @Stefan Schlegel, vielen für die chronologische Liste und die schönen Anmerkungen zu I PROMESSI SPOSI. @Angus Gunn, ich würde Dir gerne folgende Musik ans Herz legen, die für mich zu den Entdeckungen innerhalb der italienischen Filmmusik gehört: Giovanni Fusco – La Venere di Cheronea Der ukrainisch-stämmige Regisseur Viktor Tourjansky drehte 1958 eine melodramatische Dreiecksgeschichte zwischen dem griechischen Offizier Luciano und Bildhauer Prassitele, die sich beide in Iride, Prassiteles Modell für seine neue Venus-Statue verlieben. Für die Musik zeichnete Giovanni Fusco verantwortlich, der ein paar Jahre später hervorragende und etwas eigenwillige Vertonungen zu Kampf um Troja und Äneas schaffen sollte. Seine Musik zu La Venere di Cheronea, der in Deutschland unter dem Titel Helena – Kurtisane von Athen verliehen wurde, entspricht in ihrer symphonischen Anlage noch ganz der Genrekonvention, aber auch hier übertrifft Fuscos Beitrag viele Arbeiten seiner Kollegen um etliche Längen. In Anbetracht der üppigen Laufzeit von guten 70 Minuten ist es zunächst beeindruckend, wie abwechslungsreich und kurzweilig der Komponist seine Partitur gestaltet hat. Seine orchestrale Vertonung, die in Verbindung mit dem Film stellenweise dick aufgetragen wirken mag, kann als alleinstehendes Hörerlebnis voll und ganz überzeugen. Dies liegt zum einen an dem filigranen Umgang mit dem Orchester, aus der eine filigran instrumentierte Partitur resultiert, und der Vielzahl von Themen, die darüber hinaus virtuos variiert werden. Im Zentrum der mitreißenden Komposition stehen ein leidenschaftliches Liebesthema sowie ein kurzes heroisches Motiv, das Luciano zugeordnet ist. Es klingt bereits zum Ende des Vorspanns an und wird zunächst – ein bisschen an Wagners Siegfried gemahnend – als optimistisches Hornsolo eingeführt, aber wandelt sich schnell zu einem verbissenen Kampfmotiv, das wegen seiner Kürze gut sequenziert werden kann. Es erklingt anschließend als nobles Thema im Blech und später auch als fanfarenschmetternder und heroischer Marsch. Das Liebesthema wird im Vorspann als schmachtende Streichermelodie vorgestellt und teilt sich die ersten drei Töne von Lucianos Motiv. Es erklingt wahlweise als zartes Violinsolo, triumphal in den schmetternden Blechbläsern, leidenschaftlich in den Streichern oder mystisch vom Frauenchor intoniert. Fusco versteht es hervorragend, seine Melodie in immer neuem Licht zu präsentieren. Ein besonderer Wurf ist der charmant schlendernde, eine aus dem Liebesthema abgewandelte Walzervariante, die der Partitur eine zusätzliche reizvolle Facette verleiht. Neben diesen beiden Hauptgedanken komponierte Fusco weitere Themen und Motive, die sich durch die Musik ziehen, zum Beispiel den eigenwillig mit Saxophonen instrumentierten Ruf für die mazedonische Armee oder ein mystisches Viertonmotiv, das gleich zu Beginn des Vorspanns erklingt, bevor der Frauenchor es aufgreift, und das ein bisschen an Mario Nascimbenes Musik Le Baccanti erinnert. Darüber hinaus enthält die Partitur noch viele weitere schöne Momente wie das sanfte Klarinettensolo in „Splendida statua“, das ebenfalls aus dem mystischen Viertonmotiv entwickelt ist oder die furiose zehnminütige Schlachtpassage, die mit dem heroischen Marsch für die griechische Armee, basierend auf Lucianos Motiv, eröffnet und vom mazedonischen Rufmotiv kontrastiert wird, bevor Fusco ein stampfendes Kampfmotiv einführt, das bald vom ganzen Orchester in sich in überlagernden Schichten aufgegriffen wird. Auch die anderen Kampf- und Actionpassagen sind hervorragend gearbeitet, wobei sich Fusco im Gegensatz zu vielen Kollegen nicht auf dröhnende Paukenwirbel und Blechmotive verlässt, sondern mit rasanten Streicherfiguren, Holzbläserläufen arbeitet und auch die schmetternden Kampfmotive der Blechbläser sorgfältiger ausarbeitet. Insgesamt gehört Giovanni Fuscos Musik zu La Venere di Cheronea zu den besten Werken, die ich hier vorstellen konnte und sei jedem ans Herz gelegt, der sich für dramatische und orchestrale Musik begeistern kann. Obwohl sich Fuscos Vertonung dicht am Bild orientiert, ist sie auch in sich schlüssig strukturiert und ihr „symphonischer“ Charakter wird vor allem durch die kompetente Behandlung des Orchesters unterstrichen. Im Gegensatz zu vielen Kollegen, die sich in ihren Peplum-Vertonungen hauptsächlich auf die Wucht des Blechs und den Schmelz der Streicher verließen, verwebt Fusco in seiner Partitur die einzelnen Instrumentengruppen miteinander und schafft eine in vielen Farben schillernde Musik. Für die komplette Erstveröffentlichung seiner Vertonung von La Venere di Cheronea konnte Beat Records glücklicherweise auf die vollständig erhaltenen Bänder zurückgreifen, sodass wir die Musik hier in all ihren Facetten genießen können und sogar noch eine alternative Fassung der Schlussmusik erhalten. Tatsächlich kommt beim Hören der kompletten CD keine Langeweile auf, nur an zwei Stellen, dem rollenden Paukenwirbel in „Dopo il risveglio“ und „Splendida statua“ den stehenden wabernden Klangflächen in tritt die Musik etwas auf der Stelle. Nach meinem Eindruck deckt sich die präsentierte Musik bezüglich der Chronologie und Anordnung nicht vollständig mit der im Film zu hörenden Vertonung, ich schätze, dass für den Film einige Stücke geschnitten und neu angeordnet wurden. Es kann aber auch sein, dass Beat Records einige editorische Arbeit geleistet hat. Insgesamt handelt es sich ohne Frage um eine der wichtigsten Veröffentlichungen des Jahres 2018 und sollte nun endlich die angemessene Würdigung erfahren.
  9. Carlo Rustichelli – I promessi sposi Alessandro Manzonis Roman gehört zu den bedeutendsten Beiträgen der italienischen Literaturgeschichte, für dessen Verfilmung aus dem Jahre 1964 Carlo Rustichelli eine ansprechende und inspirierte Partitur komponierte. Seine Musik könnte man fast als opernhaft bezeichnen. Nicht etwa, weil dort gesungen wird – keine Sorge! Die wenigen Passagen mit Gesang werden allesamt von einem Chor übernommen –, sondern weil sie fast durchgehend melodisch gestaltet ist und häufig mit großen musikalischen Gesten aufwartet. In der Titelmusik etabliert Rustichelli eine Art folkloristisches Marschlied, das über die gezupfte Streicherbegleitung vom Chor intoniert, aber im weiteren Verlauf der Musik nicht mehr aufgegriffen wird. Stattdessen folgt direkt im Anschluss mit „Peste Magnificat“ ein wuchtiges Stück, das mit seinen schweren, vom Glockenklang verstärkten Blechakkorden, der massiv von den Streichern vorgetragenen Melodie, die später vom gemischten Chor kräftig verstärkt wird, an eine geistige Prozession erinnert. Neben diesen gewichtigen Passagen wirkt das sanfte Liebesthema umso lyrischer, und scheinen einige verspielte Holzbläsersoli noch gleich viel leichtfüßiger. Insgesamt deckt Rustichellis Musik nahezu alle üblichen Facetten einer melodramatischen Historienfilmmusik ab. Besonders reizend gehört auch die kecke Holzbläserpassage für Don Abbondino. Als einziges Manko hätte ich persönlich – wie schon zuvor bei diesem Komponisten – den Einsatz der elektrischen Orgel zu bemängeln, die er immerhin sehr sparsam einsetzt. Ansonsten überzeugt die Musik durch einen großen Melodienreichtum und eine versierte Instrumentation. Zum Filmstart erschien eine LP mit immerhin 30 Minuten Musik aus I promessi sposi, bevor Kronos Records den Titel 2013 in ihre Gold-Edition aufnahmen und die vollständigen Aufnahmen veröffentlichten. Hierbei wurde der originale Albumschnitt beibehalten und um eine Bonussektion mit den restlichen Stücken ergänzt. Im Vergleich mit der LP-Version fällt schnell auf, dass Rustichelli nahezu alle wichtigen Passagen für die Veröffentlichung ausgewählt hatte, allerdings enthält die Bonus-Sektion mehrere hörenswerte Titel wie eine weitere Darbietung der pastoralen Flöten- und Oboensoli sowie eine mächtige vierminütige Fassung von „Peste Magnificat“, die ich nicht missen wollen würde. Die Klangqualität ist gemessen an dem Alter der Aufnahmen zufriedenstellend, und insgesamt möchte ich diese Musik allen empfehlen, deren Herz zu große symphonische Historienfilmmusik schlägt.
  10. Tausend Dank! Ich werde diese Liste beim nächsten Hörn berücksichtigen! Vielleicht finde ich mich in diesen Stückwerk-Passagen dann etwas besser zurecht.
  11. Das wäre absolut großartig und auch eine Berecherung für dieses Thread, denke ich! Dafür kann ich mich bei Gelegenheit mit einer chronologischen Auflistung und Tracktiteln zu COL FERRO E FUOCO revanchieren.
  12. Danke für die weiteren Erläuterungen! Besteht die Möglichkeit, einmal eine wirklich chronologische Auflistung der einzelnen Stücke zu bekommen und wo diese jeweils auf der CD zu finden sind?
  13. Mario Nascimbene – I MONGOLI Mario Nascimbene gehörte zu den profiliertesten Filmkomponisten Italiens und schaffte auch den Sprung nach Hollywood, wo er The Barefoot Comtessa, The Vikings, Solomon and Sheba sowie Alexander the Great vertonte. Den Film I Mongoli kann man sich auch heute noch gut ansehen. Jack Palance spielt hier den brutalen und herrschsüchtigen Ogatai, den Sohn Dschingis Khans, dessen Horde bis nach Polen vorgedrungen ist und nun Krakau eingenommen hat. Auch an der Musik wurde nicht gespart, sodass der Komponist für seine Aufnahmen ein voll besetztes Symphonieorchester sowie einen Chor zu Verfügung hätte. Nascimbene wäre aber nicht Nascimbene, wenn er nicht zumindest streckenweise einen unüblichen und originellen Vertonungsansatz gewählt hätte, sodass man hier keine gewöhnliche Abenteuermusik erhält. Zu den charakteristischen Elementen der Musik zu I Mongoli gehört das brutale Material für die Mongolen, das bereits zu Beginn des Films vorgestellt wird. Archaisch gehämmerte Trommelrhythmen und besonders ein perkussiver Effekt, der an ein Vibraslap erinnert, gemahnen ein wenig an die orgiastischen Tanzmusiken aus Solomon and Sheba. Doch Nascimbene stockte seine Schlagwerksektion hier noch um genau aufeinander abgestimmte Kochtöpfe (und das mehrere Jahre vor Goldsmiths Planet of the Apes) und diverse Stabspiele. Besonders das Marimbaphon kommt in vielen dieser rohen perkussiven Passagen stark zur Geltung. Über dieses brutale und rhythmische Fundament schichtet Nascimbene in der Titelmusik nacheinander fast alle wichtigen Themen – und das sind einige: Eine ebenso rohe wie kraftvolle Hornmelodie ergänzt das rhythmische Material für die Mongolen um ein markantes melodisches Element, bevor anschließend die Streicher die Themen für die polnische Gegenseite vorstellen. Diese bilden tatsächlich einen Schwachpunkt in der Musik, wirken sie in ihrer naiven Schlichtheit fast ein bisschen albern. Zu den wichtigsten Melodien gehört ein fanfarenartig aufgebautes Thema, das fast ausschließlich aus den Tönen eines Durdreiklangs besteht. Wirkt dieses Thema schon etwas primitiv, so fügt Nascimbene noch eine weitere, überaus schlichte Melodiefolge hinzu, die viele Hörer irritieren dürfte, denn der Komponist paraphrasiert hier (Zufall oder nicht?) Alle meine Entchen! Später werden diese Themen für die polnischen Helden auch in einer a-capella-Chorsuite präsentiert, die im Film als Gesang der Soldaten aus der Ferne zu hören ist. In der zweiten Sequenz wird ein drittes heroisches Thema für die Polen eingeführt, das den Abgesandten und seine Ritter in der nächsten Passage auf dem Weg nach Krakau begleitet. Für die weiten Landschaftsaufnahmen komponierte Nascimbene eine großorchestrale Musik in bester „Golden-Age“-Manier. Doch auch im weiteren Verlauf des Films nehmen die wilden und perkussiven Passagen für die Mongolen sehr viel Raum ein. In Sequenza 5 führt Nascimbene über den rollenden Marimbawirbeln das Liebesthema für Stephan und Amina ein, das ein wenig an die „altertümlichen“ Themen eines Miklós Rózsa erinnert. Es wird später auch als zartes Obensolo über sanfte Streicherteppiche erklingen und mit der naiv-schlichten Alle-meine-Entchen-Paraphrase kombiniert. Für die Mongolen komponierte Nascimbene außerdem auch ein fünftöniges Motiv, das stimmungsvoll als Ostinato vom Marimbaphon in Sequenza 6 vorgestellt wird. Dieses Motiv wird schließlich als Sequenza 18 das Fundament für die pompöse Musik während der Ankunft Dschingis Khans bilden. Wuchtig vom Orchester vorgetragen, wird es vom Chor mit einer eingängigen Melodie ergänzt, sodass die Musik einen rituellen Charakter erhält. Der Chor wird sonst nur noch in einer langen Tanzsequenz eingesetzt, die aber mit ihrem rauschhaften Charakter zahlreicher anderer Tanzmusiken des Genres überlegen ist. Man kann sich den balletthaften Tanz sowie das Finale am Ende des Albums aber auch ohne Chor anhören. Lange Zeit war die Musik zu I Mongoli nicht auf Tonträger erhältlich. Erst 2013 veröffentlichte Digitmovies eine Doppel-CD mit den vollständigen Aufnahmen zu diesem besonderen Eintrag in Nascimbenes Filmographie. Neben den handwerklich sehr sauber gearbeiteten konventionellen Abschnitten bilden die rauen und brutalen Klangmassen für die Mongolen eine faszinierende Erweiterung der klassischen Abenteuermusik, wie sie Nascimbene hier auch komponierte. Das Album enthält anscheinend sämtliche Aufnahmen in einigermaßen chronologischer Reihenfolge, wobei die Musik im Film stark geschnitten und verschoben wurde. Dementsprechend sind von den knapp zwei Stunden Musik (inklusive der zwei Bonusstücke) auf diesem Album nur ein Auszug im fertigen Film zu hören. Es ist auf alle Fälle ratsam, sich einen eigenen Albumschnitt aus dieser Masse an Musik zusammenzustellen, da insbesondere die perkussiven Mongolen-Passagen bei aller Kreativität irgendwann echt anstrengend werden. Auf dem Album sind offensichtlich viele kürzere Passagen zu längeren Abschnitten zusammengefügt, doch oft sie sind in ihrer musikalischen Beschaffenheit so unterschiedlich, dass sich diese Passagen sehr nach Stückwerk anhören. Es gibt nunmal keine optimale Lösung für den Umgang mit so kurzen Stücken bei Komplettveröffentlichungen. Dementsprechend zäh gestaltet sich das ganze Hörvergnügen, wenn immer Gleiches kaum variiert nochmal erklingt. Insgesamt handelt es sich aber um einen wirklich interessanten und mitreißenden Beitrag zu (italienischen) Historienabenteuerfilmmusik, die jedem ans Herz gelegt sei, der sich für große orchestrale wie archaische Klänge begeistern kann.
  14. "Mild" bedeutet halt, dass Du nicht ins Krankenhaus musst. Sonst ist alles drin. Ich wünsche Sebastian jedenfalls alles Gute! Den Young kenne ich bisher nicht. Hattest Du denn Zugriff auf die Partitur oder ist das alles nach Gehör transkribiert?
  15. Für mich ist das wahrscheinlich der unspektakulärste Dante-Goldsmith, hätte den auch eher von Varèse erwartet. Hier meine Eindrücke von "damals"
  16. Das überrascht mich nicht Danke für die weiteren Informationen! Ich beschäftige mich gerade haupsächlich mit der Musik an sich und versuche, meine Beschreibungen etwas zu kontextualisieren. Manchmal schaffe ich es, auch den Film zu sehen, aber über Dein enzyklopädisches Wissen verfüge ich natürlich nicht. Es freut mich immer, wenn Leute meinen Besprechungen etwas abgewinnen können! Ein paar werden noch folgen, wobei ich jetzt auch das Peplum-Feld demnächst verlassen werde. Ich schätze die CD auch sehr und habe großere Bewunderung für Rustichelli, wie viel starke Musik er in so kurzer Zeit komponiert hat. Und die Wiederholungen im ersten Drittel knn man ja locker wegprogrammieren.
  17. Carlo Rustichelli – Il Dominatore Del Desertio/Maciste Alla Corte Delle Zar Carlo Rsutichelli gehörte zu den produktivsten italienischen Komponisten seiner Zunft. Digitmovies veröffentlichten im Rahmen ihrer Peplum-Reihe als Album Nr. 25 die vollständigen Aufnahmen zu gleich drei Filmproduktionen, zu denen Rustichelli die Originalmusik komponierte. In allen drei Filmen ist aus Kostengründen auch Musik von anderen Komponisten aus anderen Filmen zu hören, sodass es Rustichellis Aufgabe war, vor allen Dingen ein neues Hauptthema für die jeweiligen Filme zu komponieren und mehrer Varianten davon aufzunehmen, damit es sich wie ein roter Faden durch die sonst so heterogene Musikzusammenstellung ziehen kann. Auch hier ist Digitmovies wieder einmal ein großes Lob auszusprechen, sich so verdient um die italienische Filmmusik zu machen. Dabei sind viele Zusammenstellungen und Albumserien von einem unschätzbaren archivarischen Wert und wären die Booklets auf FSM-Niveau, könnte man fast von einer wissenschaftlichen Ausgabe sprechen. Aufgrund der oft auf Vollständigkeit bedachten Veröffentlichungen ergeben sich bei zahlreichen Alben allerdings einige Längen, wenn die Musik rein als Hörgenuss fungieren soll. So auch im Falle des ersten Beitrags auf dieser CD, den Themenvarianten zu Il Dominatore Del Desertio. Dem Handlungsort des Films angemessen komponierte Rustichelli hier ein schönes Hauptthema mit deutlich orientalischem Einschlag. Insbesondere die sich windende Melodie des B-Teils dieser Komposition versprüht einiges an „Wüstenflair“. Einen leicht poppigen Charakter erhalten die Stücke häufig, indem sich das Hauptthema in den Violinen und Hörnern über einem durchgehenden Rhythmusteppich legen. Allerdings variiert Rustichelli seinen Einfall kaum. Es gibt noch eine schicke „Nocturne“-Variante sowie einen ebenfalls orientalisch angehauchten Tanz, aber letzten Endes fällt die Musik stets in das immergleiche Arrangement aus der Titelmusik zurück. Man kann die insgesamt neun Titel getrost auf drei herunterkürzen und verpasst nichts. Diese drei Titel lohnen sich dafür umso mehr. Für Maciste Alla Corte Delle Zar komponierte Rustichelli lediglich fünf Stücke, allerdings gestaltet sich die Musik hier weitaus abwechslungsreicher. In der Titelmusik erklingt ein eingängiges, folkloristisches Thema, das mit einer Balalaika als Melodieinstrument auch gleich eine Prise Lokalkolorit versprüht. Dem gegenüber stellt der Komponist ein kräftiges und heroisches Marschthema der Blechbläser über einen markanten Tutti-Rhythmus der Streicher und des Schlagwerks. Das folkloristische Thema wird auch zweimal als lyrische Variante für weiche Streicher oder Klarinettensolo variiert, bevor Rustichelli noch eine temporeichere Rittmusik etabliert, und anschließend mit einer Rekapitulation der Titelmusik den Film beschließt. Einen weitaus geschlosseneren Eindruck macht der letzte Beitrag auf diesem Album: Die Musik zu Predoni della Steppa. Für diesen Film komponierte Rustichelli immerhin 25 Minuten neues und abwechslunsgreiches Material. Die furiose Titelmusik wird von treibendem Schlagwerk, leicht von den Streichern unterstützt, vorangetrieben, während die Posaunen das Hauptthema intonieren. Dieses ist vielleicht nicht so eingängig wie das zu Il Dominatore Del Desertio, dafür nutzt es sich nicht so schnell ab. Erst wenn der Komponist es für eine diegetische Passage als Oboensolo über dezente Rhythmusbegleitung umarbeitet, kommt der orientalische Charakter dieser Melodie deutlich zum Ausdruck. Des Weiteren komponierte Rustichelli eine sehr sanfte Passage mit fast hymnischer Melodie sowie einen wuchtigen Marsch. Insgesamt birgt diese Zusammenstellung zahlreiche tolle Passagen aus der italienischen Abenteuerfilmmusik und gestaltet sich ab der zweiten Hälfte sehr unterhaltsam und abwechslungsreich. Kompliment an Digitmovies für diese wertvolle Bereicherung der CD-Sammlung mit drei Musiken aus Rustichellis Schaffen, die wahrscheinlich eher unter „ferner liefen“ verbucht wurden, bevor sie nun in „Gänze“ zu hören sind.
  18. Carlo Savina – L’IRA DI ACHILLE Warum diese Veröffentlichung von Digitmovies nicht als Teil ihrer Peplum-Serie herausgegeben wurde, wissen wahrscheinlich nur die Verantwortlichen selbst, denn Savinas kraftvolle Orchestermusik muss sich keinesfalls hinter den anderen Arbeiten für dieses Genre verstecken. Die Musik wird von einer im vollen Blech orchestrierten Fanfare eröffnet, die so auch von Miklós Rózsa hätte komponiert worden sein können. Direkt im Anschluss präsentiert Savina sein weit ausgreifendes Hauptthema in den Violinen und vom Rest des Orchesters gestützt. Wenig später wird er es als anmutiges Violinsolo präsentieren. Zum Abschluss der Titelmusik gibt es bereits einen Vorgeschmack auf die zahlreichen Kampfpassagen. Hier stellt der Komponist mit der punktiert rhythmisierten Violinlinie eins seiner zahlreichen Motive vor, die in den Actionpassagen zur Geltung kommen. Nach der pompösen Titelmusik wird die Musik zuerst einmal deutlich dezenter, indem Savina einige fast orientalisch anmutende Holzbläsersoli über einzelne Harfenakkorde komponierte. Doch schon bald bricht der Kampf aus und die Musik spiegelt die blutigen Auseinandersetzungen gekonnt wider. Das Fundament bilden hierbei besonders die gleichmäßigen hämmernden Schläge der Pauke, über die Streicher und Blechbläser energisch ihre Motive darbieten. Spitze, von der kleinen Trommel gestützten Trompetenakkorde, markige Hornlinien und dramatische Linien der Streicher vereinen sich zu einem kraftvollen Strom. Diesen brachialen Passagen stellt Savina einige mystische Abschnitte gegenüber, in denen er auf einen Chor zurückgreifen konnte. Die über sanfte Streicherteppiche leise gesungenen Vokalisen verleihen der Musik einen stark rituellen Charakter. Besonders bei den Beerdigungen nach der zweiten Schlacht kommt die unheimliche und gleichzeitig religiöse Wirkung stark zur Geltung. Insgesamt würde ich Savinas Musik zu L’IRA DI ACHILLE definitiv im oberen Drittel der bisher gesprochenen Kompositionen ansiedeln. Leider kann die vollständige Musik die Ansprüche aber nicht erfüllen, die durch die ersten Stücke geweckt werden. Dazu rutscht sie zu oft in atmosphärische und fast geräuschhafte Stimmungspassagen ab. Zu den interessantesten Abschnitten dieser Art gehört noch das Solo der Singenden Säge über eine stets glissandierende Pauke in „Partenza“, aber die aus an- und abschwellenden Wirbel der Pauke und des Beckens wie in „Tranello“ gehören zu den typischen Peplum-Manierismen, die auf CD keine zufriedenstellende Wirkung erzielen können. Auch die „seconda battaglia“ verebbt schnell in uninteressanten Rhythmen der Pauke und wenn während der „disparazione“ fast die ganze zweite Hälfte nur ein Liegeton ausgehalten wird, stellt sich gepflegte Langeweile an. Natürlich handelt es sich hier um eine Musik, die für einen bestimmten Zwecke komponiert wurde und ich bin Digitmovies insgesamt sehr dankbar, diese Komposition erstmals zugänglich gemacht zu haben. Für ein zufrieden stellendes Hörerlebnis empfiehlt es sich, einen persönlichen Albumschnitt zu konstruieren. Dann entupput sich L’IRA DI ACHILLE als eine kraftvolle und sehr abwechslungsreiche Peplum-Musik, die wiederholt in den CD-Player wandert. Der Klang ist gemessen am Alter der Aufnahmen in Ordnung, klingt aber besonders in den Tutti-Passagen etwas dumpf. Als Bonus gibt es noch eine neun Minuten lange Suite, die hauptsächlich Chorstücke enthält und aufgrund der getrennt aufgenommenen Spuren hier im Stereo-Format vorliegt.
  19. Das ist mir ehrlicherweise ziemlich gleich. Man wird nie ganz hinter diese Geschichte steigen und sie geht einen ja in der Regel auch nichts an. Mich hat das Ganze an ähnliche Erinnerungen von Kindern prominenter Väter (bei prominenten Müttern ist es mir bisher nicht aufgefallen) erinnert, oft von Komikern, so nach dem Motto: "Wenn er nicht auf Tour war oder im Fernsehen aufgetreten ist, dann hat er sich sehr oft in sein Arbeitszimmer zurückgezogen. Er war insgesamt ein sehr ernster Mensch." Und man denkt sich nur: "Jetzt gib' doch zu, dass ihn seine Familie nicht interessiert hat!!" Ich fand es in diesen Videos sehr offensichtlich, dass da viel schöngeredet wurde. Was soll man auch machen, wenn der alltägliche Umgang mit dem Vater/Ehemann anstrengend und mühsam war, aber man jetzt für die Öffentlichkeit und die Fans das gewünschte Bild nicht zerstören will? Das kann ich gut nachvollziehen, aber es führt natürlich zu einem groteske Ergebnis, wenn jeder 2. Satz, den die Hinterbliebenen über Horner äußern, sich recht leicht als "er hat sich nicht gekümmert", "er wollte/konnte nicht mit uns interagieren", "es hat uns manchmal extrem genervt, dass er nicht auf uns eingegangen ist", "er war schnell eingeschnappt" etc. interpretieren lässt, aber alles notdürftig mit "it was worth it" oder "he was very special" übertüncht wird.
  20. Bezeichnend, dass die zweite Variante acht (!) Schläge zählt...
  21. Ich war gestern da, obwohl ich vor zwei Jahren noch nicht geplant hatte, nach Stettin zu fahren. Für mich war es ein sehr "aufschlussreiches" Erlebnis, Horners Musik einmal live zu hören. Der Videobeitrag war auch interessant, zumal Mutter und Tochter (was ist eigentlich mit der anderen?) ja die ganze Zeit eher um Horners Autismus rumgeiert sind, nach dem Motto: "Es war sehr schwierig für ihn, die Emotionen des Gegenübers zu interpretieren und da hat er sich dann in Musik ausgedrückt." Besonders bezeichnend auch Emilys letzte Erinnerung an ihren Vater: Er lief durch London und sie dackelte ihm hinterher. Er scheint sich da nicht wirklich für sie interessiert zu haben. Das Ganze wurde dann mehrfach gewendet nach dem Motto: "Er war sehr 'schwierig' aber die anstrengende Interaktion war es auch irgendwie wert..." Bezeichnend auch, dass auf keinem der eingeblendeten Fotos von Vater und Tochter Emily älter als acht zu sein schien. Aber zur Musik: J.A.C. sagte ja im aufschlussreichen Interview, dass Horner zu einem großen Teil auf Mischklänge verzichtete, weil ihm die individuellen Klangfarben der Instrumente wichtig waren. Live wirkte die Musik dann auch sehr "quadratisch praktisch gut", auch motivisch "mäandert" da vieles fast minutenlang durch die Gegend (besonders in BRAVEHEART und A Forest Passage). Sarah Horner sprach da ja von "ganz komplexen, verwobenen Mustern", aber Horners Musik wirkte gerade gestern Abend sehr "direkt" auf mich. Mit kam es vor wie Musik ohne Netz und doppelten Boden, aber auch ohne Ambivalenz. ALIENS hat mich sehr gefreut und ich glaube, LEGENDEN DER LEIDENSCHAFT war eine echte Überraschung. Hatte mit einer einfachen Darbietung von "The Ludlows" gerechnet, aber dieses ganze Erste-Weltkriegs-Geballer machte live schon sehr viel Spaß. Spectral Shimmer fand ich sehr interessant, weil es ein schöner Einblick in Horners "Werkstatt" war. Es ist meiner Meinung nach bezeichnend, dass ein riesiger Teil des Stücks aus Zitaten des klassisch-romantischen Kanons besteht, wie dem Hornscherzo oder - ebenso prominent - des glitzernden "Silberrosenmotiv" aus Richard Strauss' Rosenkavalier (vorher zitiert er auch den "Wasserfall" aus der Alpensinfonie und andere Dinge). Die "Auseinandersetzung" mit prä-existenter Musik war also schon immer ein Bestandteil von Horners kompositorischer Arbeit und so hat mich Spectral Shimmer seinen "Klassikklau" noch einmal aus einer anderen Perspektive heraus sehen lassen. Ich hätte mir gewünscht, er hätte noch zwei, drei mehr "solcher" Werke geschrieben und vielleicht mit eigenem Material gearbeitet. Die "Sphärenanteile" fand ich ja ganz schön und zum Teil auch die Verarbeitung der klassischen Zitate (zum Beispiel, wenn die Hörner sich in eine grelle Flötenpassage verwandeln oder der "Wasserfall" aus der Alpensinfonie kontinuierlich "verlangsamt" wird), aber mich hat es dann irgendwie doch zu sehr rausgerissen, wenn zum gefühlt zwanzigsten Mal die "Silberrose" auftauchte. Spectral Shimmer war für mich als Hörerlebnis weder Fisch noch Fleisch, aber ein wichtiges Puzzlestück in Horners Entwicklung. Insofern bin ich sehr dankbar für die Gelegenheit, es live erlebt haben zu dürfen.
  22. Ich bin trotzdem froh, die CDs zu haben, zumal die Vorspannmusiken in beiden Fällen wirklich mitreißend sind und man sich gut zwei Suiten zusammenstellen kann. Mir ist lieber, ich habe eine (zu) lange CD, als dass die Aufnahmen in irgendwelchen Archiven verrotten.
  23. Carlo Savina – SETTE A TEBE/ALL’OMBRA DI AQUILLE Für SETTE A TEBE schrieb Carlo Savina eine kraftvolle Titelmusik, in der er das Potential des orchestralen Klangkörpers voll ausschöpft. Feurig und wild erklingt das Thema in den Streichern, flankiert von wuchtigen Paukenschlägen und Blechakkkorden. Fast könnte es sich bei dieser mitreißenden Passage um eine Actionmusik handeln. Vielleicht spielt das Hauptthema im weiteren Verlauf der Musik auch keine große Rolle mehr, da es sich schwer für Dialogpassagen oder einfach untermalende Abschnitte umarbeiten lässt. So etabliert Savina in den nächsten Passagen zwei weitere zentrale Ideen, die den Kern seiner Filmmusik bilden werden: ein klagendes Motiv der Streicher, das in seufzenden Halbtonschritten abwärts gleitet und sich über wuchtige Blechakkorde und einen Puls der Pauke legt sowie ein lyrisches Thema, das wahrscheinlich als Liebesthema fungiert. Diese weit ausgreifende Melodie wird häufig von den Streichern über sanfte Harfenarpeggien intoniert, erklingt aber auch mehrfach als sanftes Klarinettensolo. Auch die typischen diegetischen Passagen für Soloharfe sowie eine etwas exotisch anmutende Tanznummer sind auf der CD zu finden. Einen viel größeren Anteil nehmen aber leider auch die für Peplum-Musiken so typischen rein funktionalen Spannungspassagen ein, in der wabernde Orgelakkorde und einzelne Rhythmen der Pauke sich über mehrere Minuten erstrecken. Die Musik zu SETTE A TEBE kann man dementsprechend in drei Abschnitte unterteilen: Das von der gloriosen Titelmusik eröffnete erste Drittel, in dem die thematischen Ideen im Vordergrund stehen. Im mittleren Abschnitt dominiert zwar noch das Orchester, aber Savina geht für diverse dramatische Szenen recht grobschlächtig zu Werke, indem er immer wieder massive Akkorde im ganzen Orchester über mächtige Paukenwirbel aufschichtet und mit einem schrillen Piccoloflötentriller krönt. Sind die melodischen Abschnitte im ersten Drittel recht kurz, nehmen die einzelnen Titel häufig an Länge zu, ohne dass einformaler Bogen über die einzelne Dauer gespannt wird. Die einzelnen Stücke zerfallen in unterschiedliche Passagen, von denen einige zwar noch ganz schön anzuhören sind, aber natürlich an ihrer Wirkung einbüßen, wenn sie von ereignislosen Spannungsmomenten umgeben sind. Die melodischen Elemente treten wie die orchestralen Klangfarben schließlich im letzten Drittel massiv zurück. Über mehrere Minuten bestreitet Savina seine Musik nur noch mit zwei oder drei Trommlern, die – auch noch wenig präzise – einzelne Rhythmen schlagen. Zwar webt der Komponist hier auch an einigen Stellen sein melodisches Material aus dem ersten Drittel orchestral in diese langen Abschnitte ein, aber auch hier bleiben sie Inseln in einem öden Meer. Erst zum Schluss spielt Savina sein Liebesthema noch einmal voll aus und kann die Musik so zu einem gelungenen Finale führen. ALL’OMBRA DELLE AQUILLE wirft sogar noch mehr Fragen auf. Carlo Savina komponierte für diesen Film eine mitreißende Titelmusik, in der die Trompeten das kräftige Thema über einen treibenden Rhythmus der Streicher vortragen. Diese zwei Minuten gehören zu den fetzigsten und gleichzeitig erhabensten Minuten, die mir in meiner Entdeckungsreise durch die Peplum-Musik untergekommen sind. Umso enttäuschender gestaltet sich der Rest von Savinas Komposition, die kaum über die Grenzen einer bloß funktionalen Begleitung hinausgeht. Dementsprechend spielt das einprägsame Hauptthema im weiteren Verlauf der Musik fast gar keine Rolle mehr. Lediglich in der direkt an die Titelmusik anschließenden kämpferischen Passage werden seine charakteristischsten Motive über hämmernde Paukenrhythmen gelegt, bevor es für eine Dreiviertelstunde vollständig verstummt, um anschließend noch einmal in einer neuen Variante als „Sequenza 18“ zu erklingen. Hier wird es nun vom ganzen Blech vorgetragen, während der treibende Rhythmus von der Pauke übernommen wird. Diese spielt in der gesamten Musik neben der elektrischen Orgel eine wichtige Aufgabe. Brachial hämmernd bildet sie das Fundament für einige strahlende Blechfanfaren in „Sequenza 3“ oder bestreitet mit lang ausgehaltenen Wirbeln mehrere Spannungspassagen. Diese überwiegend funktionalen Abschnitte nehmen einen großen Raum in der Musik zu ALL’OMBRA DELLE AQUILLE ein, die abgesehen von der Titelmusik auch in ihren melodisch-thematischen Abschnitten kaum zu überzeugen vermag. Das liegt jedoch weniger an den melodischen Einfällen Savinas als an der formalen Struktur. Immer wieder gibt es sehr schön gearbeitete und lyrische Abschnitte für die Streicher, aber nie blüht die Musik richtig auf. Derartige Passagen bilden häufig vereinzelte Inseln in längeren Stücken und können so nie vollständig zur Geltung kommen. Hinzu kommt auch, dass die elektrische Orgel einfach viel zu oft als solistisches Element eingesetzt wird und ihre Klangfarben häufig nicht dem Charakter der jeweiligen Themen entsprechen. So führt Savina in „Sequenza 2“ ein wunderschönes melancholisches Thema ein, das aber durch die Darbietung auf der Orgel viel zu distanziert bleibt. Einer weiteren häufiger in Erscheinung tretenden Melodie für die Streicher fehlt es wiederum an melodischer Durchschlagskraft, wenn immer wieder die gleiche aufsteigende Folge aus drei Tönen wiederholt wird. Des Weiteren komponierte Savina noch eine Harfenpassage, die wahrscheinlich für den diegetischen Einsatz bestimmt ist und als „Sequenza 8“ und „Sequenza 12“ zu hören ist sowie die längere „Sequenza 15“ teilweise durchzieht. Ebenfalls diegetisch mutet auch die rein perkussive „Sequenza 11“ an, die mit ihren rauschenden Tamburinwirbeln, den bewegten Paukenostinati und dem klingelnden Glockenspiel als einzigem Melodieinstrument zu den interessanteren Passagen dieser Musik gehört. Insgesamt bleibt ALL’OMBRA DELLE AQUILLE allerdings verzichtbar und kann eher als Bonus-CD zu der immerhin teilweise weitaus überzeugenderen Musik zu SETTE A TEBE betrachtet werden. Dennoch bin ich auch hier Digitmovies allein schon wegen der fantastischen Titelmusik dankbar, diese Musik vor der vollkommenen Vergessenheit gerettet zu haben.
  24. Carlo Rustichelli – ANTINEA ANTINEA – DIE HERRIN VON ATLANTIS nimmt in gewisser Weise den PLANET DER AFFEN als Peplum-Variante vorweg. Zwei Wissenschaftler und ihr Pilot stranden in der Wüste und gelangen in das fantastische Reich der Herrin von Atlantis. Zu ANTINEA lieferte Carlo Rustichelli eine seiner besten Arbeiten. Die Musik ist teils mystisch, teil opernhaft dramatisch und fast immer melodiös. Für die Aufnahmen stand dem Komponisten nicht nur ein Orchester zur Verfügung, sondern auch mehrere Soloinstrumente und sogar ein Frauenchor, der hauptsächlich in der Titel- und der Schlussmusik sowie bei diversen rituellen Szenen zum Einsatz kommt. Zu Beginn wird das elegante Hauptthema vom Chor und den Streichern über wuchtige Schläge der Pauke vorgestellt und anschließend von der Solotrompete über die Begleitung der E-Gitarre intoniert. Ohne es wahrscheinlich zu ahnen, nimmt Rustichelli mit diesem poppigen Zwischenteil bereits ähnliche Klänge aus dem Italowestern voraus. Aber entgegen der Erwartungen fügen sich die zeitgenössischen Klänge wunderbar in das überwiegend orchestrale Gefüge ein. Ein besonderer Kniff ist ohne Frage der Einsatz des sonororen Saxophons, das der fantastischen Welt von Atlantis eine besonders schimmernde Aura zu verleihen mag. Auch die von mir so wenig geliebte elektrische Orgel bildet hier viel weniger einen akustischen Fremdkörper als in DAS SCHWERT DES ROTEN GIGANTEN. Mit dem Orchester weiß der Komponist famos umzugehen. Besonders die dunkel schimmernden Passagen mit sanften Streichertremoli und zarten Holzbläsersoli vermögen eine besonders mystische Atmosphäre zu kreieren, aber auch an klangvolleren Abschnitten mangelt es nicht. So vermag Rustichelli aus einer Darbietung seines Hauptthemas für Solovioline eine fast an Mahler oder Strauss gemahnende Steigerung abzuleiten, sodass bald das Thema im satten Orchestertutti erklingt. Um seine umfangreiche Musik möglichst sinnvoll gestalten zu können, komponierte Rustichelli eine Vielzahl von Themen. Neben dem Hauptthema mit seiner eleganten Tonumspielung bleiben vor allem zwei sehr chromatisch geprägte Themen in Erinnerung, die fast wie Spiegelungen voneinander wirken. Auch für die rituellen Passagen komponierte Rustichelli eigenes melodisches Material, das stets vom Chor intoniert wird und somit einen fast religiösen Anstrich erhält. In der besonders melodiösen Anlage der Musik spürt man Rustichellis Verbundenheit mit der italienischen Oper, deren dramatische Gesten ebenfalls Einzug in die Partitur zu ANTINEA gefunden haben. Zum Filmstart stellte der Komponist ein rund 40 Minuten langes Album zusammen, das jedoch erst 2013 von GDM veröffentlicht wurde. Rustichelli legte bei seinem Albumschnitt den Fokus besonders auf die melodischen und thematischen Passagen, sodass fast alle dramatischen und aktionsreichen Abschnitte fehlen. Glücklicherweise sind aber die vollständigen Aufnahmen erhalten geblieben, sodass eine weitere halbe Stunde Musik zu ANTINEA als Bonus-Abteilung im Anschluss an die Albumfassung zu hören ist. Hier findet sich auch die einzige wirkliche Actionpassage mit furiosen Streicherläufen und wuchtigen Paukenschlägen sowie weitere mystische Passagen und Varianten der zahlreichen Themen. Insgesamt handelt es sich hierbei um ein wirklich lohenswertes Album, das ich jedem empfehlen möchte, der sich für melodisch und fein gearbeitete Filmmusik mit einer Prise Exotik begeistern kann.
  25. Dann ist das natürlich noch ärgerlicher und bedauerlicher. Ich würde mir die CD auch sofort kaufen.
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