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Soundtrack Board

Stefan Schlegel

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  1. Ich glaube "einige" war nur ich. Mir hat aber auch Arnolds MUSKETEER damals zugesagt - überhaupt war das bis Anfang der 2000er so eine Zeit, in der mir einiges von Arnold gefallen hatte - vermutlich auch auf Nicholas Dodd als Orchestrierer zurückzuführen, der bei den sinfonischen Arnold-Titeln sicher so einiges an Schützenhilfe leistete. Ich habe für das Film Music Journal an 2002 eine längere Rezension zu THE MUSKETEER geschrieben, die Du hier auf Seite 45/46 in kompletter Länge nachlesen kannst: https://filmmusicjournal.ch/storage/2022/02/FMJ-28c-wz.pdf Besonders wichtig erschien mir auch da schon, auf die thematische Arbeit hinzuweisen, die sich zumindest für mich von vielen anderen damaligen US-Action-Musiken stark unterschied. Siehe dazu vor allem diesen Abschnitt in meinem Text: "Nun ist es ja bekanntermaßen beileibe nicht so, daß großorchestraler Bombast in einer Filmmusik schon ein Qualitätsmerkmal an sich darstellt, aber im Gegensatz zu den tumben Tiefstapeleien des vergangenen Jahres ä la Silvestri oder Elfman verliert Arnold selbst bei den hektischsten und aggressivsten Actionpassagen nie den formalen Bogen beziehungsweise seine thematischen Elemente aus den Augen. Wenn es also bei ihm bombastisch aufrauscht wie zum Beispiel in Coach Ride oder The Charge, dann nicht in abgehackten Bruchstücken und leerstehenden Hülsen, sondern eben richtig und auch folgerichtig entwickelt. Stets werden die Bauteile und thematischen Gelenkstellen der Komposition wieder angespielt, verkürzt oder erweitert, so daß man als Hörer immer den einzelnen Motivlinien nachspüren kann und sich nicht in irgendeinem chaotischen Mumien-Labyrinth alptraumhaft verrennen muß oder gar auf einem durchgedrehten Affenplaneten gelandet ist. Dabei wird den Blechbläsern und diversen Schlaginstrumenen etwa in den Tracks Coach Ride und The Riot Begins regelrechte Schwerstarbeit abverlangt, weil hier Arnold geradezu wuchtig-donnernde Furien auf den Hörer losläßt, die eher empfindsame Gemüter durchaus vielleicht etwas abschrecken können. Eine großangelegte, schmetternde Abenteuermusik also, die mit ihren sensationellen Orchesterattacken, pulsierenden Rhythmen und der mitreißenden Melodik für mancherlei Begeisterung sorgen kann." Selbstverständlich hatte ich auch den großen stilistischen Unterschied zu den mir ja ebenfalls sehr wichtigen französischen Historienfilm-Kompositionen von Delerue oder Petit angesprochen: "Man mag dem Komponisten durchaus vorwerfen, daß er, anders als die hier eher empfindsameren Franzosen wie Jean-Claude Petit oder Georges Delerue, vollkommen auf dem Sujet eigentlich angemessene barockisierende musikalische Elemente verzichtet hat, aber das ist nun mal Arnolds Sache nicht. Mit kraftvollem Drive und ungestümer Rhythmik bringt er das vollbesetzte Orchester auf Touren und sorgt im feierlich-pompösen Schlußtrack Ceremony auch noch für ein würdevolles Finale."
  2. Ich habe mich doch auf die 60er Jahre bezogen. Es war in der Universal-Reihe von LLL in den Monaten davor kaum mehr ein richtiger Spielfilm-Score aus den 60ern wie MOMENT TO MOMENT dabei, sondern zumeist eher neuere Titel aus den 80ern wie SCARFACE oder sogar aus den 2000ern wie LOVE ACTUALLY. Warum wohl?
  3. Sie haben ja auch noch die zwei Bond-Titel sowie SNEAKERS und MASK OF ZORRO von Horner gebracht. Und die laufen ja alle wie erwartet sehr gut. Da wird LLL den einen Mißerfolg schon verschmerzen können. Die Frage ist nur, ob sie sich in Zukunft nochmals auf so was in der Art einlassen werden, wenn man im voraus schon weiß, daß man damit nur Geld verlieren wird.
  4. Genau. Das, was ich die ganze Zeit schon moniere und was vielen schon auf die Nerven geht. Aber es ist so: Über die paar großen Namen hinaus haben die US-Labels nichts mehr in der Hinterhand, was sich für sie kommerziell noch lohnt. Es sei denn, sie schwingen halt noch ganz um auf Zimmer & Co. Und abseits der bereits populären Scores ist eigentlich sonst kaum noch was zu holen.
  5. Um nicht mißverstanden zu werden: Ich selbst bin nun sicherlich kein Anhänger des Mancini-Scores, aber noch vor rund 20 Jahren hätte allein schon der Name des Komponisten deutlich mehr gezogen als es heutzutage nun der Fall ist. Das ist einfach nur enttäuschend, zumal es sich hier seit längerem doch auch mal wieder wenigstens um eine Erstveröffentlichung aus den 60ern gehandelt hat, was ja das eigentlich Erfreuliche an der Sache war. Wie soll es dann erst mit anderen 60er-Universal-Titeln gehen von heutzutage noch weitaus unbekannteren Komponisten? Das ist für mich der springende Punkt und mehr als traurig
  6. Das Wort "bezeichnend" habe ich oben gebraucht. Und ich meinte es selbstverständlich auch urteilend - so wie ich es schon im Vorankündigungs-Thread und anderswo wohl oft genug geschrieben habe. Wenn man sieht wie schlecht jetzt was US-CDs betrifft gerade etwa der Mancini läuft und nur noch die eh längst bekannten Namen und Titel, dann braucht man sich über gar nichts mehr wundern. Wenn nicht mal LLL so einen Score wie MOMENT TO MOMENT aus den 60ern zahlenmäßig hochziehen kann, wer dann?
  7. Das "angeblich keiner kauft" kann man sich eigentlich schenken. Ich war bekanntermaßen gleich bei der Ankündigung von HOOK schon gänzlich anderer Meinung in dem Vorankündigungs-Thread: "Wegen der Absatzzahlen würde ich mir keine Sorgen machen. Die zwei Horner und der Williams sind Kracher genug für LLL - das wird laufen, denn es gibt ja doch genügend Horner-Fans - warum hat Intrada wohl so viele Horner-Titel in letzter Zeit produziert? - und HOOK kann man x-mal wiederverwerten. Was LLL da erwartet, sieht man allein schon an der sehr hohen 5000er-Pressung von HOOK."
  8. Ich sehe allerdings wirklich keine einzige Überraschung in der Soundtrack Corner-Hitliste. Zumindest die ersten 7, 8 Plätze hätte fast jeder heutzutage doch sogar blind vorhersagen können: Bond, Williams, Goldsmith, Horner und eventuell noch Bud Spencer. Mancini´s MOMENT TO MOMENT dagegen z.B. nicht mal in den Top 20 drin - und das trotz dermaßen beliebtem LLL-Label. Schon bezeichnend wie der Stand der Dinge heutzutage nun mal ist.
  9. Ich habe ja nur auf die obigen zwei, drei Sätze von Trekfan reagiert, in denen es um den Horner-Thread ging. Dazu sollte es passen.
  10. Was soll da auch groß los sein in dem SOMETHING WICKED-Thread? Es wurde im Vorfeld ja schon vorausgesagt, was da kommen wird, und genauso ist es eingetreten: Drei Minuten mehr als bislang und dazuhin Zirkusmusik. Ich werde daher dort nichts mehr dazu reinschreiben, weil alles Nötige bereits gesagt wurde. Und außerdem: Nochmals einen negativen Kommentar zu Intrada dort abgeben? Dann kommt eh bloß wieder als Konter, daß man das bitte endlich bleiben lassen solle. Die Veröffentlichungspolitik der US-Labels bedingt halt leider auch die Endlosschleife der Kritisiererei: So wie sich die Veröffentlichungen im Kreise drehen, ist es halt auch mit den immer gleichen Kommentaren dazu. Es war früher immer schon so, daß sich Diskussionen in den Foren hauptsächlich um die neuen CD-Veröffentlcichungen gedreht haben - nur eben mit dem großen Unterschied, daß man sich über viele Titel freuen konnte, die zum ersten Mal überhaupt kamen, so daß es weitaus mehr Positives zu berichten gab. Und inzwischen ist eben ein "circulus vitiosus" sowohl auf der einen wie auf der anderen Seite daraus geworden, wobei heutzutage erschwerend hinzukommt, daß an Diskussionen selbst anscheinend kaum mehr jemand groß Interesse hat. Andere Scores als die aus den USA werden ohnehin kaum wahrgenommen - das heißt, wenn jetzt jemand das gerade erschienene neue "Introuvables"-Set von Music Box hier ankündigen würde - der Fall tritt ja gar nicht mehr ein -, dann wird auch sowieso niemand groß drauf reagieren. Reaktionen gibt es fast nur auf die größeren US-Labels. Und für alles Andere sind eigentlich viel zu wenig überhaupt noch schreibende Leute an Bord.
  11. Die letztgenannten Namen spielen für mich überhaupt keine Rolle und so was höre ich heutzutage sowieso nicht mehr an. CUTTHROAT ISLAND beurteile ich einzig und allein im Zusammenhang mit anderen US-Scores aus den 90ern. Und da ist für mich persönlich beispielsweise STARGATE oder INDEPENDENCE DAY von David Arnold deutlich stärker was Themen und deren vielseitige Verarbeitung angeht. Da ist logischerweise auch einiges an Bombast drin, aber das ist aus einem Guß gearbeitet und macht mir durchaus Spaß zum Anhören, weil es richtig gut durchkomponiert ist. Für mich reichen allerdings in den beiden Fällen selbstverständlich auch die alten Albumfassungen und mehr brauche ich davon jetzt nicht. Von CUTTHROAT ISLAND habe ich seit Jahren nicht mal mehr das Hauptthema im Ohr. Ich habe mir aufgrund dieser Diskussion hier wenigstens die ersten vier Tracks via Youtube nochmals vergegegenwärtigt, da ich ansonsten mti dem Score eigentlich nichts mehr groß am Hut habe. Der Main Title geht noch so einigermaßen bei mir, das kann man hören, obwohl das fanfarenartige Thema jetzt nicht unbedingt der Brüller bei mir ist und mir etwas zu wenig Emotion rüberbringt. Aber schon in Track 2 "Carriage Chase" zeigt sich das riesige Problem, das ich - und so wie es aussieht ja wohl auch ein paar andere - mit der Musik habe: Der Track ist für mich in seiner kompletten Länge fast nicht anhörbar, da eine Blech-Eskalation auf die andere folgt und in völlig überzogener Art ein knalliger Höhepunkt den anderen ablöst. Dazuhin kommt, daß alle 30 Sekunden das nächste kurze Zitat aus der Williams, Horner, Silvestri etc-Schatzkiste erfolgt. Ich finde das einfach nur ärgerlich, weil es somit zu einem zusammengekitteten Patchwork wird. Zwischendrin kurz auch mal einige Sekunden aus Holsts PLANETEN eingefügt - all das ergibt durch diesen ständigen Wechsel für mich keinen wirklich musikalisch sinnvollen Zusammenhang mehr wie es etwa in den beiden Arnold-Scores doch der Fall ist, wo sich das Problem in der Art mir ganz einfach nicht stellt. Und so überbordend und voll mit ständigen Einsprengseln von Musiken der bekannteren US-Komponisten geht das meiner Erinnerung nach ja auch weiter, weshalb mir an 1995 ein Hördurchgang schon mehr als gereicht hatte. Eben weil sie so zerfahren daherkommt, verliert die Debney-Musik trotz ihrer handwerklich soliden Machart ganz viel von ihrer Wirkungskraft - und ganz einfach: Soviel Zusammengestochertes, was man in den Originalen dann doch immer schon besser gehört hat, und vor allem auf gewaltige Lautstärke und Überrumpelung Abzielendes möchte ich auf Dauer nun mal nicht hören.
  12. Es gibt einiges von Piersanti, das Dir sicher gefallen würde. Ganz besonders ans Herz legen möchte ich Dir allerdings die 2003er-Musik I RAGAZZI DELLA VIA PAL - für mich nach wie vor die farbigste, einfallsreichste und klangsinnlichste Musik von Piersanti. Überhaupt eine der besten Filmmusiken, die in den letzten rund 20-25 Jahren geschrieben wurden. Es gibt Einflüsse von Nino Rota, von Kurt Weill oder Igor Strawinsky in dieser Partitur, aber das was zu hören ist, geht darüber noch hinaus und ist was ganz Eigenes. Leider ist die CD von Image Music inzwischen sehr rar geworden, so daß es schwer ist, da heute noch dran zu kommen. Vor ein paar Wochen hatte Music Box mal ein Second Hand-Exemplar der CD zu halbwegs vernünftigem Preis im Angebot, aber dieses Exemplar ist inzwischen wieder weg. Ich habe für das Schweizer Film Music Journal an 2005 auch eine längere enthusiastische Rezenssion zu der CD geschrieben, die Du hier nachlesen kannst: https://filmmusicjournal.ch/i-ragazzi-della-via-pal/ Ansonsten würde ich vor allem diese CDs noch empfehlen, von denen ein paar aber heutzutage auch nur noch über Umwege zu bekommen sind: - L´AMORE RITROVATO - MARIANNA UCRIA - CUORE - IL COMMISSARIO MONTALBANO (der wohl populärste Piersanti-Titel in Italien selbst) - MIO FRATELLO È FOGLIO UNICO - ANNI FELICI _ TUTTA LA VITA DAVANTI - IO E TE - IL GRANDE FAUSTO - HABEMUS PAPAM - LA BESTIA NEL CUORE - IL PIÙ BEL GIORNO DELLA MIA VITA - IL SEGRETO DEL BOSCO VECCIO Da die meisten von Piersanti vertonten Filme hierzulande ziemlich unbekannt sind, ist der Komponist unter hiesigen Sammlern üblicherweise auch kein Thema. Zudem ist sein Stil äußerst eigenwillig und oftmals recht spröde - maches ist mir persönlich auch zu minimalistisch wie etwa LE CHIAVI DI CASA oder IL CAIMANO - , so daß da natürlich von vornherein kein größerer Fanzirkel entsteht. Am traditionellsten würde ich vielleicht noch IL GRANDE FAUSTO von 1996 einstufen, der ganz durch eigentlich sehr melodisch ist und daher eigentlich vielen gefallen könnte. In den 90ern waren mal die Filme von Gianni Amelio wie GESTOHLENE KINDER oder LAMERICA auch in hiesigen Programmkinos zu sehen und nicht ganz erfolglos, aber das ist eben doch lange her und es sind für mich auch nicht die besten Piersanti-Scores - zumindest zum Anhören auf CD. Gemeinsam ist den meisten oben von mir angesprochenen Titeln die eher kammermusikalische Ausrichtung, ein delikates und ungewöhnliches Spiel mit Klangfarben und Reibungen, Melodisches wird durch Dissonanzen aufgebrochen und dann doch wieder dorthin zurückgekehrt, Solo-Instrumente werden immer wieder virtuos eingesetzt. Intensiv, farbig, frisch, originell, introvertiert, kantig und doch auch teilweise verspielt. Es sind alles stilistische Merkmale, die mich immer etwas an den Philippe Sarde der 70er und 80er erinnern, vor allem an die Musiken, die Sarde für Filme von Bertrand Tavernier oder Jacques Doillon damals geschrieben hat - also etwa so was LA PIRATE (natürlich nicht PIRATES!), LA TENTATION D´ISABELLE oder COUP DE TORCHON. Vieles von Piersanti geht daher schon ein wenig in diese Sarde-Richtung mit der Vermischung von Klangebenen, spinnt das noch etwas weiter und gibt dem Ganzen eine zusätzliche, ganz charakteristische italienische Färbung. Ich denke, so kann man diesen sonst in der heutigen Filmmusik kaum anzutreffenden, ganz persönlichenn Stil wohl am besten charakterisieren.
  13. Gehe da völlig d´accord mit Dir. Ich habe mich vor einigen Jahren schon in zwei anderen Diskussionsforen mit anderen Sammlern lang genug darüber auseinandergesetzt, aber es ist hier wohl der großorchestrale Bombast, der bei ganz vielen zieht und als Qualität an sich erkannt wird. Bei mir hats an 1995 nicht mal zum Kauf der CD-Erstausgabe gereicht. Damals nur ausgeliehen gehabt, nach einmaligem Hören gleich verworfen und deshalb nie zugelegt - war ja auch mit 70 Minuten bereits viel zu lang und hat mich auf Dauer angeödet aufgrund des Flickerlteppichs und der wenig strukturierten thematischen Arbeit mit ewigem Hü und Hott. Geboten wird hier ja im Prinzip auch gar kein Score mit starken Golden Age-Anklängen an Korngold oder Newman, sondern das ist eindeutig das deutlich modernere und dazuhin aufgedonnerte US-Klangidiom der 90er Jahre, das hier fast durchweg zum Tragen kommt. Die köstlichste Rezension zur CD war mal in einem FSM-Heft von 1995 zu lesen und die bringt die ganze Sache als Fußball-Match der "new boys" für mich wirklich witzig auf den Punkt: "All the good noisy bits from better composers' scores but with none of the intelligent construction or uniformity of intent that makes them so good. You may get a quick rush from the odd orchestral flourish, but you're still hungry for someting more substantial afterwards... Following it is almost like a football game: Horner's got the ball - Williams tackles- passes to Silvestri - back to Horner - Korngold tries to intercept, but he's just too slow for this game - Elfman conspicuous by his absence, Steiner in the wings, not getting too much of a look-in (this really is all the new boys' show) - oh, and a surprise move by Holst there, but not so surprising as the one by David Arnold of all players, who was originally going to be captain on this particular game but got substituted at the last minute - over to Goldsmith - Williams making a last minute surge past Rota with a not-so-surprising attack by Broughton, but it's back to Horner again..."
  14. Gähnend langweilig bis auf ein paar wenige gelungene Szenen war LINCOLN allerdings für mich bereits im Kino. Den haben wir in ein paar Vorstellungen im März 2013 bei uns im Kino gespielt und den habe ich selbst auch vorgeführt - war eine der letzten 35mm-Kopien vor dem Umstieg in die digitale Filmwelt. Der Film war ziemlich enttäuschend für mich, vor allem auch gemessen an früheren Spielberg-Dramen wie IM REICH DER SONNE oder selbst AMISTAD - viel zu behäbig inszeniert und dialogüberfrachtet, das Meiste zudem viel zu dunkel ausgeleuchtet und alles grau in grau gehalten. Ich erinnere mich deshalb eher ungern an den Film. Und auch absolut kein Vergleich mit John Fords lakonischem Meisterwerk YOUNG MR. LINCOLN von 1939, das bis heute nichts von seiner Frische und seiner Originalität verloren hat.
  15. Ja, der "Pastoralstil" von Vaughan Williams klingt bei TESS durchaus passagenweise an - das ist mir früher auch schon aufgefallen. Daneben hat sich Sarde zudem ein wenig vom dritten Satz der 3. Sinfonie von Johannes Brahms inspirieren lassen. Das ist kein direktes Zitat, aber die Anklänge sind durchaus schon deutlich zu vernehmen. Und ich glaube auch, daß Rózsa´s MADAME BOVARY eine weitere Inspirationsquelle war. Die Musik etwa im Track "La visite chez les d´Urberville", die die Kutschenfahrt zu Tess´Verwandten untermalt, ist sehr nah an dem Passepied-Tanz aus dem Rózsa-Score (siehe CD 1 Track 9 auf der Rózsa Treasury-Box von FSM bzw. auf der Tsunami-CD Track 5 mit dem dort völlig falschen Titel "Emma´s Discontent" - da leider dort die Tracktitel auf dem Back Cover ganz durcheinander geraten sind). TESS gehört immer noch zu meinen Lieblingsfilmen und mir ist er nie zu lang gewesen, sondern ich fand es sehr schade, daß der Verleih aufgrund des Mißerfolgs bei der Erstaufführung Ende 1979 dann zwei Jahre später versucht hat, den Film um nahezu 40 Minuten zu kürzen, was für mich fast einem Verbechen nahe kam. Der Film benötigt einfach diese Länge, um sich entfalten zu können - eben durch diesen langsamen Rhythmus der Bilder und die subtile, zurückhaltende Inszenierung ist er meines Erachtens so bewegend und berührend. Die Schönheit der Natur und ihre Gleichgültigkeit im Kontrast zur Leidensgeschichte der Hauptperson bewirken eine Intensivierung der Anteilnahme auf Seiten des Zuschauers. Selten wurde daher für mich eine Epoche so detailgenau rekonstruiert und selten war man so mitten drin in der Geschichte, die sich da abspielt. Natürlich muß man den Film im Kino gesehen haben, um sich der emotionalen Kraft des Films voll und ganz aussetzen zu können. Ich habe den Film damals Ende 1979 gleich mehrfach im Kino angeschaut und war absolut begeistert - sowohl vom Film wie von der Musik. Zu der Zeit haben die meisten Soundtrack-Fans damals natürlich SciFi-Filme wie KRIEG DER STERNE, IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK oder STAR TREK angehimmelt, die auf mich persönlich als Filmerlebnis keinen besonderen Einfluss ausgeübt haben - für mich war es in der Zeit wirklich TESS, der absolut ausschlaggebend war und deshalb meinen Film- und Filmmusikgeschmack ganz besonders mitgeprägt hat.
  16. Die erste Hälfte ist aus STUNTS von 1977, die zweite aus 101 DALMATIANS von 1996 - beides Mal dasselbe Thema, das Kamen da verwendet hat, nur jeweils völlig anders orchestriert.
  17. Weshalb hast Du mich denn dann oben überhaupt gefragt "warum"? Wenn Du mich schon fragst warum ich eine Abneigung gegen das Label hätte, ist es doch klar, daß ich das dann auch genauer ausführe. Damit mußt Du rechnen.
  18. Dein "wie so oft" trifft genau den Kern der Sache. Es erscheint doch von den US-Labels kaum noch was Anderes als Reissues oder Expandierungen. Das kann man endlos "schön" finden, und aufgrund der Denkweise braucht dann auch gar nichts unveröffentlichtes Älteres mehr zu kommen. Hinterfragen muß man aber auch, was wirklich denn die ganze Zeit veröffentlicht wird: Nämlich nur das, wofür es noch genügend Fans gibt und was sich überhaupt einigermaßen verkaufen läßt. Nur deshalb und aus keinem anderen ehrbaren oder wohltäterischen Grund wie gar manche meinen werden doch so viele Horners rausgehauen derzeit. Vieles andere bleibt links liegen und interessiert nicht mehr. Und wie schon oben ausformuliert: Mich stört vor allem, daß mit dem Köder der ständig selben Expandier-Masche versucht wird, auch die wieder zum erneuten Kauf zu bewegen, die die frühere CD eh schon haben. Die Labels wissen nämlich genau wie viele Sammler heutzutage ticken und wie sie sie rumkriegen können.
  19. Schon klar. War ja gar nicht gegen Dich gerichtet, Ralf. Es hindert Dich doch gar niemand daran, die neue CD zu kaufen, wenn Du die alte, inzwischen teuer gewordene nicht hast. Ich dagegen habe bereits die Promo-CD aus den 90ern und die offizielle von Intrada von 2009. Und wenn ich jetzt sehe, daß Intrada eben all diejenigen Fans, die ihre alte CD gekauft haben, natürlich auch schon wieder ködern will durch ein paar mehr Minuten als bislang erhältlich - und wie gesagt die Source Music interessiert mich eh nicht die Bohne, kenne ja auch den Film - verstärkt sich meine Abneigung gegen das Label nur noch weiter. Gerade deshalb ist das Ganze für mich eigentlich nichts Anderes mehr als pure Geschäftemacherei, die fraglos wieder aufgehen wird. Man sieht an dem Beispiel eben zumindest recht schön: 2009 ging es wenigstens noch um die Musik an sich, heutzutage nur noch die ganze Zeit um "lang, länger, am längsten".
  20. Es war ja damals an 2009 ganz klar, daß Horner selbst zusammen mit seinem Toningenieur Simon Rhodes die CD als perfektes Höralbum zusammengestellt hatte und daher auch auf den ein oder anderen Kleinkram bewußt verzichtet hatte, manches leicht anders editierte. Intrada pries das folglich so an: "James Horner & his customary engineer Simon Rhodes personally produce spectacular album for Intrada with maximum listening pleasure in mind, just as they would for major label. Results are one of composer's richest albums!" Siehe auch hier: Na ja, viel fehlen wird ohnehin nicht. Das Bootleg aus den 90ern, das vom Isolated Score der Laserdisc entnommen wurde, war ja auch kaum länger. Es dürfte eher noch einiges an Source Music - sprich Zirkusmusik - fehlen. Wers braucht. Für mich ist ohnehin die 2009er CD das Non-Plus-Ultra in dem Zusammenhang, da Horner die Musik genau in der Art außerhalb des Films zum autonomen Anhören repräsentiert sehen wollte und hier wirklich noch musikalische Kriterien den Ausschlag gaben, die CD dadurch auch als Ganzes sehr stimmig wirkt. Warum das also alles wieder durcheinanderbringen nur um es noch ein paar Minuten länger zu machen? Ist doch reines Kommerzdenken, das dahinter steckt, und nichts anderes - und da Horner nicht mehr lebt läßt sich nun eben alles machen.
  21. Mit "Orion" ist nur die Firma Orion Pictures gemeint, die etwa THE HAND an 1981 produziert hatten.
  22. Geht alles eigentlich genauso überraschungs- und keimfrei weiter wie dieses Jahr schon. Horner ist sozusagen jetzt der Goldsmith-Ersatz bei den US-Labels - und wenn von Williams nicht wenigstens RARE BREED dabei ist, werde ich wohl wie dieses Jahr auch so gut wie keine neue Intrada-CD mehr kaufen. Außer es käme vielleicht an 2024 noch eine interessante Kickstarter-Aktion bezüglich eines Golden Age-Scores in die Gänge, aber das dauert ja dann auch wieder ewig bis so eine CD überhaupt erscheint. Charles Fox wird doch garantiert wieder ein Reissue sein, entweder von 9 TO FIVE oder von FOUL PLAY. Die alte Intrada-CD von ersterem ist inzwischen bei Discogs ganz schön teuer geworden - von daher könnte es sogar darauf rauslaufen. Ist nämlich auch schon wieder 15 Jahre her seit der CD-Erstausgabe.
  23. Aber von mir wurde es vor Monaten schon - siehe obiges Posting vom 16. Juni - erwähnt: "Im Scherzo für Querflöte und Orchester ist bereits eines der Hauptthemen vom zwei Jahre später komponierten und natürlich viel bekannteren PIRATES zu hören, aber in einer etwas eleganteren und vor allem musikalisch transparenteren Version, die mir persönlich gerade in der Art um einiges besser gefällt." Mir ist das schon jahrleang bekannt gewesen, da es auf der Sarde/Georges Lautner-CD von Universal an 2011 ohnehin bereits zwei Tracks aus ATTENTION UNE FEMME PEUT EN CACHER UNE AUTRE gab, wo es jeder nachhören konnte. In diesem Zusammenhang auch der Hinweis auf den Sarde-Score zum israelischen Film THE MATCHMAKER, dessen 22 Minuten Score auf Youtube zu hören sind - ich vermute auf den anderen digitalen Plattformen wohl eher nicht. Wäre also auch noch mal was für Music Box. Track 9-19 sind die Sarde-Stücke. Auch dabei findet man natürlich wieder so einiges an Recycling, nämlich L´HOMME AUX YEUX D´ARGENT von 1985 (das Jazzthema von dort ist jetzt in ein rein orchestrales umgewandelt worden überwiegend für Klavier und Holzbläser), HELLÉ von 1972 (also ein Wiederaufgreifen des Hauptthemas von dort nach sage und schreibe 38 Jahren!) und das verspielte Thema aus LE PETIT GARCON von 1994 (erscheint in den beiden letzten Tracks 18 und 19):
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