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Blog zum Thema Filmmusik-Analyse


Marcus Stöhr
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Kurze Anmerkung dazu: Den erwähnten "Zwölftontechnikern" ist so etwas durchaus schon in den Sinn gekommen, s. die Invention über einen Ton (H) aus Bergs WOZZECK.

vielen Dank, ich hör mal rein.

Der Clip ist sehr anschaulich, allerdings gehen die Begriffe "Thema" und "Motiv" etwas durcheinander.

wo genau liegt der Unterschied? Ich dachte bisher, es wären Synonyme.

Die kürzeste universell bekannte melodische Signatur der Welt (möglichst wenig Töne, möglichst wenig Wiederholung, fixe Rhythmisierung/Harmonisierung) dürfte immer noch das Kopfmotiv aus Beethoven 5 sein. Sorry Filmkomponisten ... :)

na ja, "Spiel mir das Lied vom Tod" von Morricone ist ähnlich bekannt, denke ich. Und es braucht auch nur vier Töne, um es komplett zu erkennen.

Aber gut, ich denke, kein Filmkomponist würde ernsthaft daran denken, sich mit Beethoven zu vergleichen. Er war ein Verrückter, der seine Neunte taub geschrieben und dirigiert hat. Mehr muss man da ja nicht sagen...

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wo genau liegt der Unterschied? Ich dachte bisher, es wären Synonyme.

Thema und Motiv sind keine Synonyme, sondern verschiedene Erscheinungsweisen von Melodik. Das Motiv ist die kleinstmögliche melodisch-rhythmische Sinneinheit eines Satzes. Im Wagner'schen Sinne sind Motive als Leitmotive häufig, aber nicht zwingend, unveränderlich. Ein Thema hingegen ist ein selbstständiger und schon geformter melodischer Gedanke, der sich meist in Themen zergliedern lässt.

Die von Dir aufgeführten Beispiele sind Leitmotive, diese müssen nicht kurz sein, sie können vielmehr auch ganze Perioden oder Phrasen umfassen - oder eben am anderen Ende der Skala nur ein oder zwei Töne. Auch das "Joker" aus TDK wäre somit ein Leitmotiv, allerdings eher als sound oder Klangfarbe denn im melodischen Sinn. Oszillierende Klänge setzt Zimmer hier nicht zum ersten Mal ein, das gibt es schon in HANNIBAL.

na ja, "Spiel mir das Lied vom Tod" von Morricone ist ähnlich bekannt, denke ich. Und es braucht auch nur vier Töne, um es komplett zu erkennen.

Aber gut, ich denke, kein Filmkomponist würde ernsthaft daran denken, sich mit Beethoven zu vergleichen. Er war ein Verrückter, der seine Neunte taub geschrieben und dirigiert hat. Mehr muss man da ja nicht sagen...

Um festzustellen, ob es wirklich so bekannt ist wie Beethoven, müssten wir eine Umfrage machen, und zwar außerhalb des Forum ... :) Töne hat das Man with Harmonica-Thema übrigens nur drei (und damit immer noch einen mehr als der Beethoven). Dass man es, zumal am Klavier, als Drei-Ton-/Vier-Noten-Thema e-c-dis-e schon erkennt, würde ich doch bezweifeln. Ich schätze, dazu braucht es (vgl. Anfang des Tracks "Man with a Harmonica") schon noch des vorausgehenden Sekundpendels, also bspw.: e-es-e e-c-dis-e

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Ein Thema hingegen ist ein selbstständiger und schon geformter melodischer Gedanke, der sich meist in Themen zergliedern lässt.

Du hast dich hier verschrieben, oder? In was kann man ein Thema zergliedern?

Um festzustellen, ob es wirklich so bekannt ist wie Beethoven, müssten wir eine Umfrage machen, und zwar außerhalb des Forum ... :) Töne hat das Man with Harmonica-Thema übrigens nur drei (und damit immer noch einen mehr als der Beethoven). Dass man es, zumal am Klavier, als Drei-Ton-/Vier-Noten-Thema e-c-dis-e schon erkennt, würde ich doch bezweifeln. Ich schätze, dazu braucht es (vgl. Anfang des Tracks "Man with a Harmonica") schon noch des vorausgehenden Sekundpendels, also bspw.: e-es-e e-c-dis-e

na ja, wie gesagt: über die Genialität Beethovens muss man sich nicht streiten. ich finde allerdings, dass man, wenn man einen Vergleich zwischen Filmmusik und klassischer Musik (nicht im Sinne der Epoche) anstellen will, man in einer Zeit bleiben muss. Wenn ich also heutige "klassische" Komponisten so anhöre, dann kommt mir das Gruseln. Einen, den ich recht gern mag ist E.S. Tüür. Aber das wars auch schon. Ich hab sonst nicht viel gefunden, was mich anspricht. Die klassische Musik heutiger Tage ist sehr intellektualisiert. Wie ein Großteil der sonstigen Kunst auch. Es geht mehr um theoretische Ansätze als um Klänge. So empfinde ich das zumindest. Und damit kann ich nicht viel anfangen. Und von da her muss ich sagen, dass ich Filmkomponisten klassischen Komponisten nicht wirklich unterlegen sehe. Ich denke, es gibt insgesamt gute und eher mäßige, auf beiden Seiten...

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Du hast dich hier verschrieben, oder? In was kann man ein Thema zergliedern?

Danke für den Hinweis, es muss natürlich heißen: Ein Thema hingegen ist ein selbstständiger und schon geformter melodischer Gedanke, der sich meist in einzelne Motive zergliedern lässt.

Und von da her muss ich sagen, dass ich Filmkomponisten klassischen Komponisten nicht wirklich unterlegen sehe. Ich denke, es gibt insgesamt gute und eher mäßige, auf beiden Seiten...

Das zu sagen war auch gar nicht meine Absicht (und wer will, kann sich mit mir über die Genialität Beethovens, letzter Satz der Neunten z. B., auch gerne streiten). Und so vielgestaltig, wie die Neue Musik heutzutage ist, wird man immer Richtungen finden, die einen erkennen lassen, dass "Neu" nicht gleich "Gut" ist. Warum man allerdings Filmmusik, wenn es denn sinfonische Musik ist, nicht mit klassischer Musik (z. B. spätromantischer Programmmusik) vergleichen sollte, erschließt sich mir nicht. Da ist es schon eher problematisch, Filmmusiken wie JAWS und DARK KNIGHT miteinander zu vergleichen, die hinsichtlich ihrer musikalischen Tradition (hier Klassik, da nicht) nur wenig gemein haben.

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Warum man allerdings Filmmusik, wenn es denn sinfonische Musik ist, nicht mit klassischer Musik (z. B. spätromantischer Programmmusik) vergleichen sollte, erschließt sich mir nicht. Da ist es schon eher problematisch, Filmmusiken wie JAWS und DARK KNIGHT miteinander zu vergleichen, die hinsichtlich ihrer musikalischen Tradition (hier Klassik, da nicht) nur wenig gemein haben.

Ja, da haste wohl recht. Die Filmmusik hat auch schon viele Veränderungen erlebt...

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Die klassische Musik heutiger Tage ist sehr intellektualisiert. Wie ein Großteil der sonstigen Kunst auch. Es geht mehr um theoretische Ansätze als um Klänge.

Ist zwar ein wenig Off Topic: Also so richtig kann ich das nicht unterschreiben. Man denke nur mal an Gubaidulina die, trotz oder gerade wegen eine intensiven Auseinandersetzung mit der Organisation, höchst impulsive und ausdrucksstarke Musik schreibt.

Des weitren gibt es natürlich viele, mit der weile allerdings verstorbene, Komponisten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die sehr von Emotionen gelenkte Musik geschrieben haben. Messiaen, Takemitsu, Henze etc.

Und man vergesse nicht, dass Morricone ebenfalls ein sehr intellektueller Komponist ist. Zwar weiß er auf welche Sequenzen er für ein romantisches Thema zurückgreifen muss und wie er welche Wirkung erzielt, aber die Musik entspringt eher einer abstrakten, strukturellen oder mathematischen Auseinandersetzung mit dem Material. Gerade daraus resultieren ja seine brillanten Collagen.

Zum Joker Thema: Also ehrlich gesagt finde ich diesen Ansatz überhaupt nicht neu oder einzigartig.

Jonas hat hier ja schon Hannibal erwähnt. Im Grunde nicht viel anders. Ein Rhythmus und dazu zwei (beim Joker Thema sind es ja auch eigentlich zwei Töne) in Vierteltönen umeinander kreisende Töne.

Was ein einzelner Ton als Motive in der Filmmusik angeht:

Goldenthals Alien-Motiv in Alien3 besteht auch nur aus einem Ton. Entweder als tiefer Ton des Steel-Cellos oder als Pedal-Ton der Kontrabassposaune.

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Jan hat absout recht: Die Annahme, dass Neue Musik nur noch durch die intellektuelle Brille rezipierbar ist, löst sich schnell in Luft auf, wenn man sich mit der Materie näher, intensiver und vor allem offener auseinander setzt. Der vielgelobte, aber auch oft umstrittene Wolfgang Rihm, beruft sich häufig auf seine Emotionen beim Komponieren, weshalb in seinen Stücken schwerlich ein durchgängiges System auszumachen ist. Auf der anderen Seite arbeiten gerade Komponisten wie James Horner oder Thomas Newman mit viel Bedacht und ohne viele, vielleicht auch ohne jede Emotion beim Komponieren, denn um eine emotional aufwühlende Musik zu schreiben, muss man äußerst nüchtern vorgehen und genau wissen, welche Schalter und Hebel man beim Rezipienten bedienen will. Äußerst bewegende Musik wie Wagners Vorspiele zu "Tristan" oder "Lohengrin" sind mit absolut berechnender Nüchternheit komponiert worden, ebenso die Metamorphosen von Richard Strauss, das "Ilya"-Thema von Goldsmith oder "My Heart Will Go On" - sonst würden sie nicht so wirken, wie sie wirken.

Zu den Komponisten der Neuen Musik neben Henze, die ebenfalls sehr emotional berührende Musik schreiben, fallen mir aus der etwas jüngeren Generation noch Esa Pekka Salonen ("Insomnia") oder Thomas Ades ("Darkness Visible") ein. Natürlich ist hier jeder eingeladen, sich die genannten Stücke einmal anzuhören*

Was ich mal gelernt habe ist, dass man das Thema in Motive und Motive in Phrasen einteilen kann und somit Phrasen die kleinste musikalische Keimzelle bilden.

*ich weiß ich weiß...ist keine Filmmusik und deswegen langweilig und doof, aber man wird ja nochmal davon träumen dürfen, dass es den Menschen unter den Fingern juckt, Neues zu erkunden und sich weiter zu bilden...

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Was ich mal gelernt habe ist, dass man das Thema in Motive und Motive in Phrasen einteilen kann und somit Phrasen die kleinste musikalische Keimzelle bilden.

Es ist genau umgekehrt, die Phrase steht zwischen Motiv und Thema und besteht somit aus mehreren Motiven. Ein Vordersatz wäre bspw. eine Phrase. Die nächstgelegene Formenlehre gibt noch den guten Hinweis, dass Phrasen häufig als syntaktische Einheit auch optisch voneinander getrennt sind, etwa durch Pausen oder Phrasierungsbögen.

Na, ich glaube, beim nächsten Mal schreib ich Definitionen am besten gleich aus dem Handwörterbuch der musikalischen Terminologie ab. :)

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@ Neue Musik:

Ich finde auch nicht alles toll, was Rihm macht, aber er ist immerhin ein hervorragendes Beispiel für einen Komponisten, den man nicht in die postmoderne Schublade stecken kann und der sich trotzdem schwerlich einordnen lässt. Bei Rihm dürfte eigentlich jeder noch etwas finden, was ihn unmittelbar anspricht und von wo aus man sich zu weniger zugänglichem vorarbeiten kann. Außerdem kann Rihm (seine) Musik erklären wie kein zweiter. Die Neue Musik ist, wie schon gesagt, so vielseitig, dass eigentlich für jeden eine Nische dabei sein sollte. Wer dabei mit der vormodernen Musiktradition liebäugelt, wird in der amerikanischen Szene sicherlich eher was finden. Natürlich fällt den meisten Menschen der Zugang zur Neuen Musik nicht einfach so zu, man muss sich schon bemühen. Häufig, aber nicht immer, hilft die Beschäftigung mit der Konzeption dabei, auch emotional einen Zugang zu finden. Das hat nichts mit einer intellektuellen Brille zu tun und ich sehe auch nicht ein, warum Intellekt und Emotion einander ausschließende Begriffe sein sollen. Neue Musik vermag Emotionen wesentlich direkter, ungefiltert durch Tradition und Regeln zu vermitteln. Das setzt natürlich voraus, dass man das emotionale Ausdruckssystem des Komponisten oder des Werkes zu verstehen lernt.

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Ich weiss, dass man nicht alle moderne klassische Musik über einen Kamm scheren kann. Und es gibt, wie gesagt, Künstler, die ich schätze. Aber in der Grundtendenz frage ich mich manchmal, warum so viel so unglaublich schief klingen muss. Geht es denen allen so schlecht? Also, im meine, wenn das deren Emotionen sind, dann müssten die sich doch alle schon längst umgebracht haben.

Mein Gefühl ist, dass es sich mit der modernen Musik ein bisschen wie mit der modernen Kunst im Allgemeinen verhält. Der intellektuelle Überbau spielt eine übergroße Rolle. Ich war letztens auf eine Vernissage, da hat jemand jede Woche seine Fußnägel gesammelt und sie auf Glasscheiben (mit Beschriftung des Zeitraumes) gelegt. Ich vermute, dass das etwas bedeuten sollte. Aber hier kommt Kunst nicht von Können. Das ist nur intellektuell. Und das mag ich halt nich so. Ich find es halt schön, wenn Kunst auf mich eine unmittelbare Wirkung hat. Wenn sie direkt ans Herz geht. Und das fehlt mir halt in der modernen Musik manchmal.

Wie gesagt, ich weiss, dass die Moderne extrem vielfältig ist und es einfach alles gibt. Ich beschreibe nur eine Grundtendenz, die ich zu beobachten glaube...

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Aber in der Grundtendenz frage ich mich manchmal, warum so viel so unglaublich schief klingen muss. Geht es denen allen so schlecht? Also, im meine, wenn das deren Emotionen sind, dann müssten die sich doch alle schon längst umgebracht haben.

Geht es dir denn so schlecht, dass du lieber "schöne" Musik hören willst? ;)

Man muss natürlich nicht alles mögen was derzeitig so unter dem Label Neue Musik komponiert wird, aber was die Dissonanz angeht: Dissonanz und Konsonanz sind heute einfach keine Thema mehr. Es geht nicht mehr um die böse Dissonanz und die gute Konsonanz. Ich persönlich bewerte Musik auch gar nicht danach ob sie tonal, modal oder atonal ist. IMO sollte sie konsequent und sich ihrer selbst bewusst sein.

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Zumal die schlichte Dur/Moll-Tonalität auch dem komplexen Gebilde "menschliche Emotion" nicht gerecht werden kann. Ein simpler Dur-Akkord steht vielleicht für leere Fröhlichkeit, ein Moll-Akkord reiner Traurigkeit, aber steht es wirklich so um unsere Emotionen? Kennen wir nun fröhlich oder traurig? Ich hoffe nicht. Liebe ist gespickt mit Freude, Energie, Spannung, Glück während Hass auch von Wut und Trauer durchzogen ist. Arnold Schönberg hat mal so treffend gesagt: "In meiner Musik gibt es keine sterilen Emotionen, denn die gibt es beim Menschen auch nicht!" und da hat er absolut recht.

Im Übrigen kann auch ein nach klassischer Auffassung "dissonanter" Akkord wie der Quartenakkord äußerst wohlklingend sein. Von wie vielen Dissonanzen z.B. ist Gustav Mahlers schwelgerisches Adagio seiner 10. Symphonie durchzogen, Stravinskys "Feuervogel" oder Alban Bergs Violinkonzert aber klingt das wirklich schief und krumm? Ich empfehle Dir wirklich "Insommnia" von Esa Pekka Salonen. 15 Minuten Orchester mit einer Vielzahl äußerst vielschichtiger eingefangenen Stimmungen und Emotionen.

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Ich wende mich nicht gegen Dissonante Musik insgesamt. Ich mag zum Beispiel Elliot Goldenthal sehr gern. Sein Soundtrack für Alien3 ist einer meiner Lieblinge, ebenso sein Vietnam-Oratorium. Aber dort wechseln sich tonale und atonale Sequenzen ab. Ich komponiere auch bisweilen ziemlich dissonante Musik. Aber was ich nicht verstehe, ist, warum ich ständig auf Musik stoße, wenn ich mal im modernen Bereich suche, die nach Kreissägen klingt. Ist das der Zeitgeist?

Vielleicht habt ihr ja ein Beispiel der modernen Musik, welches so extrem dissonant ist, und an welchem ihr mir erklären könnt, warum es so sein muss. Ich bin echt offen dafür, aber ich habe bisher noch keinen Zugang gefunden...

Liebe ist gespickt mit Freude, Energie, Spannung, Glück während Hass auch von Wut und Trauer durchzogen ist.

weiss nich. ich würd das anders definieren. Verliebt sein ist durchzogen von Freude, Energie, Spannung und Glück. Liebe empfinde ich als etwas sehr reines. Etwas was sich nur mit klaren Akkorden verbunden ist, wenn man es mal aufs musikalische übertragen will...

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Ich bin der Auffassung, dass sich bestimmte Emotionen erst duch das Mischen anderer Gefühle so äußern, wie sie sich äußern. In etwa so, wie es die drei Grundfarben gibt, aus denen man alles mischt. Ich muss ganz herlich sagen, mir fällt auf Anhieb kein Neues Musik Stück ein, das nach Kreissägen klingt. Vielleicht könntest Du ein Stück posten, das Deiner Auffassung entspricht und wir legen unsereSichtweisen dar. :)

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Ich bin der Auffassung, dass sich bestimmte Emotionen erst duch das Mischen anderer Gefühle so äußern, wie sie sich äußern. In etwa so, wie es die drei Grundfarben gibt, aus denen man alles mischt. Ich muss ganz herlich sagen, mir fällt auf Anhieb kein Neues Musik Stück ein, das nach Kreissägen klingt. Vielleicht könntest Du ein Stück posten, das Deiner Auffassung entspricht und wir legen unsereSichtweisen dar. :)

http://www.andreastsiartas.com/

unter work und orchestral findet man beispielsweise ein Stück, zu welchem ich echt schwer Zugang finde. Ich finde mich in Musik dieser Art einfach nicht wirklich wider. Vielleicht sind das aber auch nur meine Abwehrmechanismen und ich will mich darauf gar nicht einlassen, weil ich es nicht ertrage :D Vielleicht hatte ich bisher auch einfach nur Pech, bin fast ausschließlich an solche Stücke geraten und habe jetzt ein völlig verzerrtes Bild der modernen Klassik.

so, und zur Abwechslung hier mal wieder ein neuer Beitrag auf meinem Blog. es geht kurz und knackig betrachtet um den Soundtrack zu "The cabin in the woods". Der Film ist gestern hier in den Kinos angelaufen. Scheint auch ganz gut zu sein. Keine Ahnung.

http://filmmusik-ana...vid-julyan.html

Viel Spasssssssss

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Vielleicht habt ihr ja ein Beispiel der modernen Musik, welches so extrem dissonant ist, und an welchem ihr mir erklären könnt, warum es so sein muss.

Mit der Frage schießt du dir natürlich selbst ins Bein. Denn man könnte genau so gut fragen warum es tonal sein muss. Immerhin wurden die Möglichkeit der Tonalität ausgeschöpft. Es gibt nichts mehr hinzu zu fügen. Klar wird man noch mal auf eine Melodie kommen die man so noch nicht gehört hat, aber keine musikalische Idee lässt sich heute noch zu etwas neuem oder bislang ungehörten Formen. Der Weg sie in den Ursprungszustand zurück zu führen und dann neu aufzubauen funktioniert nicht mehr. Du hast immer Zitate, der Zitate, der Zitate.

So etwas muss einen Komponisten natürlich nicht kratzen, er kann ja so komponieren wie er will. Auf der anderen Seite muss ein Komponist sich natürlich auch nicht darum scheren ob seine Musik als schön empfunden wird. Ich kenne eigentlich keinen großen Komponisten der sich darum geschert hat, dass seine Musik “schön klingt“.

http://www.youtube.com/watch?v=SQJEb4WFZr8

So, nun mal ein Beispiel:

Xenakis Musik findet ihren Ursprung häufig in nicht-musikalischen Ideen aus der Mathematik (z.B. “Stochastik” … als moderner Sammelbegriff, umfasst in der Mathematik und Statistik alles, was mit Wahrscheinlichkeitsrechnung zu tun hat. Sie beschäftigt sich mit der mathematischen Analyse zufälliger Ereignisse und trägt damit zur Instrumentalisierung der erkannten Gesetzmäßigkeiten zum Zwecke statistischer Untersuchung bei.) oder der Geometrie die dann wiederum auf musikalische Parameter übertragen werden. Die daraus entstehenden Klanggebilde gleichen komplexen, selbstorganisierenden Phänomenen wie Wolken oder Regen. Der mathematische Hintergrund führt zwar zum Werk, ist aber für dessen Rezeption nicht weiter relevant, genau so wie man nicht wissen muss warum eine Wolke eine bestimmte Form annimmt um sie zu bewundern. Xenakis Musik ist anfangs durchaus herausfordert. Sie ist in der Regel sehr direkt (in your face!) und hat kaum ausschmückende Elemente, ist aber gerade auf Grund dieser Konsequenz auch extrem kraftvoll. Sie IST einfach, genau wie das Universum einfach IST.

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Diese Musik, die du hier als Beispiel bringst, finde ich eigentlich ganz gut. Weil sie eine gewisse Struktur hat und nicht völlig wahllos klingt. Das, was ich gepostet habe, empfinde ich allerdings als sehr leer. Es klingt schief, aber ohne Ausdruck. Ich kanns schwer beschreiben. Und ich verstehe nicht, was dieses Chaos sein soll und was es mit Kunst zu tun hat. Ich habe, wenn ich sowas höre, dass Gefühl, dass es zum guten Ton gehört, dass moderne klassische Musik einfach schief klingen muss, weil man sonst kein ernstzunehmender Künstler ist. Es kommt mir einfach sehr verkopft vor. So ohne Herz. Wie die Fußnägel aufm Glas. Und so was ist mir halt schon öfter untergekommen.

Was ich auch nicht verstehe, ist, warum man als Komponist auf Teufel komm raus immer was neues machen soll. Mal abgesehen davon kennt man ja eh nicht alle Musik, die es auf der Erde so gibt. Macht man es dann, wegen Ruhm, Geld oder einfach nur, um sich selbst zu beweihräuchern? Was ist die Motivation? Wenn ich komponiere, dann kommen die Ideen einfach. Ich versuche nich irgendwas tolles zu zaubern. Die besten Stücke sind eh die, die einfach herausfließen. Und wenn jemand am Ende sagt: Das kommt mir irgendwie bekannt vor, dann denke ich mir: Ja, das ist ziemlich wahrscheinlich. Aber wichtig war mir der Prozess und dass ich mich dann an dem Stück erfreuen kann. Und dass es im besten Fall auch andere erfreut (was zum Glück oft vorkommt).

PS: Dass das Universum einfach ist, ist ne gewagte Aussage. In Buddhistischem Sinne mag man das so sehen, aber sonst... egal, das ist, glaube ich, weit Off topic :D

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Was ich auch nicht verstehe, ist, warum man als Komponist auf Teufel komm raus immer was neues machen soll.

Das muss eben jeder Komponist für sich selbst entscheiden. Welche Ideale er hat, was ihn an Musik reizt. Wenn man für einen Film schreibt, dann steht diese Frage eher hinten an. Zumal der Film sehr viel jünger ist als Musik und die Musik somit auf eine größere Literatur zurückgreifen kann.

Ansonsten kann man natürlich schon sagen, dass dieses "es muss neu sein" ein gewisser Zwang ist. Das hat aber auch etwas mit der europäischen Geschichte zu tun. In anderen Ländern ist das anders. In Japan z.B. ist die Imitation und die Perfektionierung durch Repitition ein wichtier Bestandteil der tradationellen Kunst. Wir Westler schütteln mit dem Kopf, wenn die ihre Williams-Plagiate aus dem Hut zaubern. Da ist das aber überhaubt kein Problem (und hat auch nichts mit Einfallslosigkeit oder mangelnder Kreativität zu tun!).

Hinzu kommt, dass wir heute in einer unglaublich schnellen Zeit leben. Alles wird auf High-Speed konsumiert. Und das auch von denen, die sich eigentlich mehr Zeit für sowas nehmen sollten: nämlich denen die selber Kunst machen!

Was bildende (freie) Künstler angeht so muss man einfach sagen: Es sind Menschen und Menschen sind eben Menschen. Da gibt es eben die einen, die wirklich passioniert bei der Sache sind und andere die mit ihrem Undercut, dem Jutebeutel und der Club Mate einfach mal wieder irgendwas produzieren müssen, damit sie weiterhin in der Künstlersozialkasse bleiben.

PS: Dass das Universum einfach ist, ist ne gewagte Aussage.

Rein naturwissenschaftlich gesehen ist es keine gewagte Aussage, aber dafür gibt es hier auch irgendwo einen Thread.

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Was bildende (freie) Künstler angeht so muss man einfach sagen: Es sind Menschen und Menschen sind eben Menschen. Da gibt es eben die einen, die wirklich passioniert bei der Sache sind und andere die mit ihrem Undercut, dem Jutebeutel und der Club Mate einfach mal wieder irgendwas produzieren müssen, damit sie weiterhin in der Künstlersozialkasse bleiben.

ja, ich denke, das können wir so stehen lassen...

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Die besten Stücke sind eh die, die einfach herausfließen.

Das kannst Du von Deinen Stücken vielleicht so empfinden, aber selten sind Stücke aus den Komponisten einfach so rausgeflossen. Selbst Viel- und Schnellschreiber wie Bach, Haydn und Mozart haben an ihren großen Werken immer gefeilt. Klar musste Bach jeden Sonntag einen Choral fertig haben, aber an der Kunst der Fuge hat der Mann lange gesessen. Beethoven, der hier öfters genannt wurde, war ein ewiger Frickler, der eigentlich nie mal eben was hingeschrieben hat und auch die äußerst frei klingenden Werke eines Chopin oder Liszt sind nicht "mal eben so" rausgeflossen.

Die Frage ist natürlich, was man mit der Musik will, aber ich persönlich hätte keine Lust, dass Leute, nachdem sie meine Musik gehört haben sagen: "Ach ja, der hört sich immer ein bisschen wie Ligeti trifft Brian und Mahler an." Ich will, dass die Leute sagen: "Klar, das ist SEINE musikalische Sprache, so klingt nur er." Wenn es schon mindestens drei herrliche Balladen von Chopin gibt (die erste ist noch sehr bruchstückhaft) oder 9 grandiose Symphonien von Gustav Mahler, warum sollte ich dann noch eine zehnte Pseudo-Mahler-Symphonie schreiben? Ich will doch als Komponist eine eigenständige musikalische Sprache haben und kein bloßer Epigone sein. Die Musik muss nicht neu sein, aber eigenständig und Xenakis, Stockhausen, Rihm und Ades haben es nunmal geschafft.

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Aber in der Grundtendenz frage ich mich manchmal, warum so viel so unglaublich schief klingen muss. Geht es denen allen so schlecht? Also, im meine, wenn das deren Emotionen sind, dann müssten die sich doch alle schon längst umgebracht haben.

Die moderne Musik bedient sich anderer Systeme, um Emotionen auszudrücken. Nicht mehr die traditionelle Dur-Moll-Tonalität, sondern unter anderem:

- Neu-Strukturierungen des gegebenen Tonvorrats (Zwölftontechnik bei Schönberg, modale Strukturen bei Debussy, Bartók oder Messiaen)

- Erweiterungen des Tonvorrats (Kompositionen mit Vierteltönen, z.B. bei Wyschnegradsky)

- Collage-Technik (von Ives bis Corigliano)

- oder auch, sehr wichtig, die Geräuschhaftigkeit, d.h. die Konzentration auf Klangereignisse, also auf den "puren" Klang.

"Dissonant" und "geräuschhaft" sind demnach keinesfalls Synonyme für Negatives.

Ich jedenfalls empfinde keinerlei negative Emotion, wenn ich mir Klangkompositionen von Varèse, Penderecki oder Ligeti anhöre - viel eher empfinde ich Aufregung, Spannung, Begeisterung und Erfrischung. Wie ein Naturforscher, der eine seltene Spezies entdeckt hat. Exploration und Begeisterung am "Unerhörten" sind insgesamt wohl auch die wichtigsten (emotionalen) Triebfedern in der modernen Musik, sowohl bei Komponisten als auch bei vielen Rezipienten.

Edgard Varèse schrieb seine "Amériques" (sein wohl wichtigstes Werk) direkt nach seiner Übersiedlung in die USA, in die "neue Welt". Hier drückt sich all das aus, was ich oben beschrieben habe: der Eindruck des Neuen, des bis dato Ungesehenen und Ungehörten, die explorative Neugier, grenzenlose Ambition und Enthusiasmus. Für mich sind das eindeutig positive Emotionen, auch wenn die Musik voll von Dissonanzen und Klangereignissen ist, die mit der traditionellen Vorstellung eines Schönklangs nicht mehr viel zu tun haben.

http://www.youtube.com/watch?v=umL3v2ubVZo

Ähnliches gilt für die Musik von Penderecki: die neuen Spieltechniken, die er v.a. für Streichinstrumente entwickelt hat, sollen in ihrer schroffen, puren Klanglichkeit keine negativen Emotionen ausdrücken. Pendereckis Musik wird leider seit vielen Jahrzehnten zweckentfremdet und in Horrorfilmen als Untermalung eingesetzt (THE SHINING, THE EXORCIST, INLAND EMPIRE...) - zugegebenermaßen sehr wirkungsvoll, aber diese Lesart der Musik steht im Gegensatz zur ursprünglichen Intention. Das Anliegen Pendereckis (und auch das der meisten modernen Komponisten) war es nicht, möglichst viel Schrecken und Negatives auszudrücken, sondern nach neuen Formen klanglicher Ästhetik zu suchen. Und ehrlich gesagt finde ich die Klanglandschaften bei Komponisten wie Penderecki, Ligeti und Co. außerordentlich ästhetisch!

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Die Frage ist natürlich, was man mit der Musik will, aber ich persönlich hätte keine Lust, dass Leute, nachdem sie meine Musik gehört haben sagen: "Ach ja, der hört sich immer ein bisschen wie Ligeti trifft Brian und Mahler an." Ich will, dass die Leute sagen: "Klar, das ist SEINE musikalische Sprache, so klingt nur er." Wenn es schon mindestens drei herrliche Balladen von Chopin gibt (die erste ist noch sehr bruchstückhaft) oder 9 grandiose Symphonien von Gustav Mahler, warum sollte ich dann noch eine zehnte Pseudo-Mahler-Symphonie schreiben? Ich will doch als Komponist eine eigenständige musikalische Sprache haben und kein bloßer Epigone sein. Die Musik muss nicht neu sein, aber eigenständig und Xenakis, Stockhausen, Rihm und Ades haben es nunmal geschafft.

Ich weiss nicht, ich denke im Detail hat jeder Mensch, der Musik erschafft, eine eigene Handschrift, die er benutzt. Des einen Handschrift ist nur eben eindrücklicher als die eines anderen... Ach, ich weiss es doch auch nicht. Ich sitze jetzt ne Viertelstunde und überlege, wie ich es sagen soll...

Na gut, vielleicht so: Ich denke, dass man bestimmte Gaben für sein Leben mitbekommt. Der eine kann gut Menschen helfen, der andere gut logisch denken, wieder ein anderer gut handwerklich arbeiten. Ich bin in allen drei Sachen nicht gut. Ich kann stattdessen Menschen mit Musik berühren. So. Punkt. Ich weiss, dass ich das Rad musikalisch nicht neu erfinde. Aber das ist mir egal. Ich hielte es auch für falschen Stolz, wenn das mein Ziel beim Musikmachen wäre. Ich mache es, solange ich mir selbst und anderen Menschen etwas damit gebe. Ich denke auch, dass besondere Musik daraus entsteht, dass man mit ganzem Herzen bei der Sache ist. So ungefähr. Ach, keine Ahnung...

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