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Goldsmith-Umfrage Teil 1 a) Der beliebteste Goldsmith der 60er (1. Runde) (Beendet)


Sebastian Schwittay
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Goldsmith-Umfrage Teil 1 a) Der beliebteste Goldsmith der 60er  

42 Benutzer abgestimmt

  1. 1. Die Anfänge

    • Black Patch (1957)
      0
    • City of Fear (1959)
    • Face of a Fugitive (1959)
      0
    • Studs Lonigan (1960)
    • The Crimebusters (1962)
      0
    • Lonely are the Brave (1962)
    • The Spiral Road (1962)
    • Freud (1962)
    • The List of Adrian Messenger (1963)
    • The Stripper (1963)
    • ICH WÄHLE KEINEN SCORE DIESES BLOCKS
  2. 2. 1963 - 1964

    • A Gathering of Eagles (1963)
    • Lilies of the Field (1963)
    • Take Her, She´s Mine (1963)
      0
    • The Prize (1963)
    • The General with the Cockeyed Id (Kurz-Dokumentation, 1964)
      0
    • To Trap a Spy (1964)
      0
    • Seven Days in May (1964)
    • Shock Treatment (1964)
    • Fate is the Hunter (1964)
      0
    • Rio Conchos (1964)
    • ICH WÄHLE KEINEN SCORE DIESES BLOCKS
  3. 3. 1965 - 1966

    • The Satan Bug (1965)
    • In Harm´s Way (1965)
    • Von Ryan´s Express (1965)
    • Morituri (1965)
    • The Artist Who Did Not Want to Paint (Kurzfilm, 1965; Prolog zu The Agony and the Ecstasy)
    • A Patch of Blue (1965)
    • Our Man Flint (1966)
    • The Trouble with Angels (1966)
    • Stagecoach (1966)
    • The Blue Max (1966)
    • Seconds (1966)
    • The Sand Pebbles (1966)
    • ICH WÄHLE KEINEN SCORE DIESES BLOCKS
  4. 4. 1967 - 1969

    • In Like Flint (1967)
    • The Flim-Flam Man (1967)
    • Hour of the Gun (1967)
    • Sebastian (1968)
    • Planet of the Apes (1968)
    • The Detective (1968)
      0
    • Bandolero! (1968)
    • 100 Rifles (1969)
    • The Illustrated Man (1969)
    • The Chairman (1969)
    • Justine (1969)
    • ICH WÄHLE KEINEN SCORE DIESES BLOCKS


Empfohlene Beiträge

Da bin ich wohl in der glücklichen Jahre, dass meine Jugend gerade in die beginnenden 90er fiel, als SAT.1 das ganze Kircharchiv runtergeleiert hat. Da war eigentlich (fast) alles dabei. Sogar an Klassiker der Filmgeschichte wie "Take Her She's Mine"! (In Liebe eine Eins) erinnere ich mich. Ein selten verklemmtes Komödienvehikel für James Stewart, der mit Daniel-Boone-Mütze herumrennt.

 

Alter Schwede, war während meines Studiums, da liefen echte Perlen. Erinnere mich noch an Blue-Inferno am Fluss mit Terence Stamp und Kar Malden.(Musik: Manos Hadjikakis). Tolle Sache damals

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Meine gesamte kulturelle Bildung entstand in dieser Zeit, von AIRWOLF über MISTER ED bis BEZAUBERNDE JEANNIE und eben jede MENGE FILMMUSIKALISCHE HIGHLIGHTS, von WHERE EAGLES DARE über MONSIGNOR bis hin zu CHARLEY VARRICK, DIE NEUNSCHWÄNZIGE KATZE oder eben 100 GEWEHRE und DER TOLLE MISTER FLIM FLAM (um beim Thema zu bleiben).

 

FLIM FLAM MAN ist übrigens ein ganz amüsantes Filmchen in typischer Tom-Sawyer-Tradition und der erste mir bewußt aufgefallene Goldsmith-Score (Sonntagnachmittagsprogramm im April eben). Damals war an eine Veröffentlichung von sowas ja nicht zu denken, deshalb hat man einfach den Namen behalten und beim nächsten Auftauchen bewußt gelauscht. In meinem Fall war dies THE LAST RUN (Wen die Meute hetzt) und WILD ROVERS (Missouri), die beide meine Überzeugung festigten, dass der Mann schon weiß, wie man Melodien schreibt und sie entsprechend "rousing" im Film anbringt. Bei mir waren es also zumeist eher die Gelegenheitsarbeiten, die mir die außer-Williams-Filmkomponisten nahe gebracht haben.

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Beneidenswert, sami. :) In meiner Jugend, Ende der 90er Jahre, gab es diese Perlen im TV-Programm schon nicht mehr in dem Umfang. THE LAST RUN oder THE FLIM-FLAM MAN im Fernsehen, das ist schon ein toller Gedanke. :)

 

Heute muss man sich den Kram für Unsummen auf ausländischen DVDs beschaffen.

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Vernostalgier das jetzt bloß nicht, LAST RUN war ziemlicher Schrott.. B)

 

Genauso wie VON BLUTHUNDEN ZERFETZT, CASSANDRA CROSSING, EINE VOR DEN LATZ GEKNALLT, DER TÖDLICHE SCHWARM...hach da komm ich wieder ins Träumen...

 

 

Aber Last run hat eines der schmalzigsten Themen die Jerry je komponiert hat. Herrlicher Trash veredelt durch George C. Scott

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Habe bei Goldsmith wohl doch noch ein paar Lücken mehr als bei Williams, einige Scores aus der Liste kannte ich kaum oder gar nicht.

 

Ignoriert man diese Lücken und betrachtet nur den Rest, so sind meine beiden ganz persönlichen Favoriten aus den 60er Jahren die beiden folgenden Scores mit bestenfalls Außenseiter-Chancen (an "Planet of the Apes" wird keiner der beiden auch nur annährend bei dieser Abstimmung herankommen):

 

 

STUDS LONIGAN & THE SPIRAL ROAD

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Wow!

Meine erste Abstimmung...

Habe folgende Scores erwählt:

 

Lonely are the brave

The Prize

Satan Bug

The Artist Who Did Not Want To Paint

Blue Max

Seconds

The Sand Pebbles

Planet Of The Apes

The Illustrated Man

The Chairman

 

Wobei mir einige bei der Wahl leichter fielen, andere weniger.

Meine bevorzugten Goldsmith Scores sind eher in den 70igern und frühen 80igern angesiedelt.

Aber bei Musiken, wie Lonely are the Brave, Satan Bug, The Sand Pebbles,  Seconds und Illustrated Man gibt es für mich eigentlich kein vertun.

Bin gespannt wie es weitergeht...

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Meine Wahl:

STUDS LONIGAN: Tolle Mischung aus Symphonic Jazz im Weill'schen und (L.) Bernstein'schen Stil mit Americana-Elementen, die in den dramatischeren Passagen und im CHINATOWN vorwegnehmenden Hauptthema bereits die eigene Handschrift erkennen lassen - am meisten begeistern freilich die Jazzelemente. "A Game of Pools" vor allem ist ein brillanter Steigerungssatz.

SPIRAL ROAD: On the brick of the epochs. Liebesthema, thematische Arbeit und Streicherbehandlung wandeln noch auf den Spuren Newmans und des Golden Age, die ruppigen Bläsersätze, vor allem aber die Unverfrorenheit, den Gamelan-Apparat auch in den Actiontracks einzusetzen, verweisen schon auf den sinfonischen Goldsmith des Silver Age.

FREUD: Brillante Konzeptmusik. Passt wie die Faust aufs Auge zur Atmosphäre und Thematik, wenngleich die Tonsprache der Neuen Wiener Schule im Prä-Secessions-Wien eigentlich nix verloren hat. Die Einbettung des nackten Wiegenliedthemas in die atonalen Strukturen zeitigt faszinierende Ergebnisse, mehr, als jeder fin-de-siècle-Schwulst es könnte.

MORITURI: Idealtyp des frühen Goldsmith'schen Suspensescorings. Die monothematische Anlage resultiert in intensiver Variationsarbeit, die reduzierte Instrumentation hebt die umso spannendere Besetzung hervor. Nur hin und wieder mildern kathartische Zuspitzungen den unerträglich wirkungsvollen, bisweilen mit polyphonen Elementen operierenden Spannungsaufbau.

SECONDS: Hier ist auch der Film hervorragend - was in den 60ern bei Goldsmith noch sehr viel häufiger der Fall war als in späteren Jahren. Die eigenartig schmucklosen, meist mehrstimmigen Orgelsätze haben eine ähnlich hypnotisierende Wirkung wie das tonale, lyrische Thema, das ich zu den betörendsten melodischen Einfällen des Meisters zählen würde.

THE BLUE MAX: Kompositorische Glanztat. Die häufig neobarocke Satztechnik und Formanlage verschmilzt mit spätromantischer Programmatik und Instrumentationskunst in (und zu) Strauss'scher Vollendung. Für mich Höhepunkt der monothematischen Variationskunst des Komponisten, hier ist wirklich alles drin. Außerdem gibt es kein besseres Stück Filmmusik als "The Attack".

HOUR OF THE GUN: Des Meisters Kommentar zum Thema Wyatt Earp. Wieder überwiegend monothematisch gearbeiteter Score, wobei das konsequent durchgeführte, ohrwurmhafte Americana-Thema den Score im Verbund mit einem nur um Gitarre und etwas Percussion erweiterten Instrumentarium zum klassischsten Westernscore des Komponisten werden lässt. In seiner ehernen Strenge, der mit genialer Tristesse vertonten Eröffnungssequenz oder dem grimmigen "Whose Cattle" das Gegenstück zu 100 RIFLES.

POTA: Da muss man nicht viel zu sagen. Ingeniöser instrumentatorsicher (Kochpötte, Widderhorn, Hörner ohne Mundstück etc.) und musikdramatischer Einfall - inkl. des intelligentesten Tacet der Filmmusikgeschichte im Finale. Zugleich Höhepunkt des an Stravinskij und Bartók geschulten 60er-Actionscorings des Meisters. Ich liebe das running piano ...

100 RIFLES: Ein Höhepunkt des south-of-the-border-Western, rassig instrumentiert. Wie der Komponist hier in der "Escape und Pursuit" das vertraute Americana Haupt- gegen das brachiale Mexikanerthema ausspielt, ist schon toll. Von den Set-Piècen sind die Hinrichtungsszene mit dem Marche funèbre und die erwähnte Verfolgungsszene mit ihrer kontrapunktischen Verarbeitung bei überbordend mexikanischem Kolorit besonders beeindruckend.

THE ILLUSTRATED MAN: Serieller Impressionismus. Selten war Goldsmith, der hieran drei Monate arbeiten durfte, so sehr bei sich wie in diesem brillanten Sci-Fi-Score. Ein starkes Thema im Volkston und eine ungewöhnliche, aber kammermusikalische Besetzung, die Seelenzustände klanglich höchst differenziert wiedergibt, ohne ständig in expressionistischerManier auftrumpfen zu müssen. Das eigentlich Unvereinbare (Tonailität/Atonalität, Akustik/Elektronik) erscheint als Stileinheit.

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FREUD: Brillante Konzeptmusik. Passt wie die Faust aufs Auge zur Atmosphäre und Thematik, wenngleich die Tonsprache der Neuen Wiener Schule im Prä-Secessions-Wien eigentlich nix verloren hat. Die Einbettung des nackten Wiegenliedthemas in die atonalen Strukturen zeitigt faszinierende Ergebnisse, mehr, als jeder fin-de-siècle-Schwulst es könnte.

THE ILLUSTRATED MAN: Serieller Impressionismus. Selten war Goldsmith, der hieran drei Monate arbeiten durfte, so sehr bei sich wie in diesem brillanten Sci-Fi-Score. Ein starkes Thema im Volkston und eine ungewöhnliche, aber kammermusikalische Besetzung, die Seelenzustände klanglich höchst differenziert wiedergibt, ohne ständig in expressionistischerManier auftrumpfen zu müssen. Das eigentlich Unvereinbare (Tonailität/Atonalität, Akustik/Elektronik) erscheint als Stileinheit.

 

 

Sehr schöne Ausführungen, Jonas, allerdings habe ich eine Anmerkung bzw. irritiert mich immer wieder der Begriff "Serieller Impressionismus". Ich glaube, hier handelt es sich um einen Übersetzungsfehler, da im englischen Sprachgebrauch "serial" nicht zwangsweise die Koordinierung aller musikalischer Parameter durch ein übergeordnetes System bezeichnet, im Deutschen aber schon. Wenn Goldsmith sich als "serial composer" bezeichnete, meinte er damit weniger seriell im Sinne eines Boulez oder Stockhausen, sondern in Anlehnung an die Arbeit mit Reihen und Systemen an sich. Stravinskys transponierte Hexachordrotationen sind ja nicht "seriell" im Sinne von "Gruppen" oder "Structure Ia", wohl aber "serial".

In "The Illustrated Man" verwendet Goldsmith für das Kind in der technisierten Zukunftsvision tatsächlich eine Zwöltonreihe, wirklich lyrisch und impressionistisch ist an den kalten Klänge aber nichts. Der Impressionismus tritt insbesondere während der Badeszene im Vorspann und der letzten Zukunftsvision zu Tage, hier arbeitet Goldsmith aber nicht ansatzweise "serial", denn es kommen weder Reihen, noch andere übergeordnete Strukturen zum Einsatz. Die "serial" Elemente werden mit den lyrisch impressionistischen Passagen nicht gekreuzt, auch wenn es natürlich Stellen gibt, in denen Atonalität und Tonalität eng miteinander verwoben sind. Ich persönlich liebe "The Illustrated Man" obwohl ich mich mit den äußerst primitiven Synthpassagen für die erste Vision schwer tue (hier merkt man, dass Goldsmith kein Fachmann für elektronische Musik war. Da hätte man vielleicht einen Oskar Sala einfliegen können, der gemeinsam mit Goldsmith diese Stücke entwickeln könnte (hätte ich mir auch für "Logan's Run"gewünscht)). Mit dem Ausdruck "lyrischer/impressionistischer Serialismus" lenkt man die Wahrnehmung oder Anforderungen aber in die falsche Richtung. Ziel der seriellen Musik war es ja, eine Musik zu schaffen, die von allen Empfindungen und emotionalen Aspekten befreit war, um sie vor Missbrauch durch faschistische Regime zu schützen. Diesen Ansprüchen werden die Passagen in der ersten Vision auch mit ihrer unterkühlten, skelettartigen und rein elektronischen Vertonung gerecht, für den Rest der Musik gilt das meiner Auffassung nach nicht. Impressionismus und Serialimus grenzen sich meiner Auffassung dadurch schon aus, dass in Ersterem ein klar emotionaler Aspekt impliziert wird.

 

Ähnlich geht es mir mit vielen Besprechungen von "Freud", wo stets auf die Zweite Wiener Schule verwiesen wird, weil Goldsmith mit Reihen arbeitete. Meiner Meinung nach ist das nicht genug, denn "Freud" ist ohne Frage gemäßigt modernistisch (gemessen an der Entstehungszeit und dem, was parallel in der Musik passierte) und zu Freuds Zeiten wäre solch eine Musik die Spitze der Avantgarde, aber dennoch kann ich "Freud" keine Passagen ausfindig machen, in denen Goldsmith sich offensichtlich bewusst an Schönberg, Berg oder Webern anlehnt. Stattdessen atmet sie in jeder Note durch und durch Goldsmith. Eine Klanglichkeit in Bezug auf die Wiener Schule durch den Einsatz einer Reihe auszumachen, finde ich zu weit hergeholt.

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Sehr schöne Ausführungen, Jonas, allerdings habe ich eine Anmerkung bzw. irritiert mich immer wieder der Begriff "Serieller Impressionismus". Ich glaube, hier handelt es sich um einen Übersetzungsfehler, da im englischen Sprachgebrauch "serial" nicht zwangsweise die Koordinierung aller musikalischer Parameter durch ein übergeordnetes System bezeichnet, im Deutschen aber schon. Wenn Goldsmith sich als "serial composer" bezeichnete, meinte er damit weniger seriell im Sinne eines Boulez oder Stockhausen, sondern in Anlehnung an die Arbeit mit Reihen und Systemen an sich. Stravinskys transponierte Hexachordrotationen sind ja nicht "seriell" im Sinne von "Gruppen" oder "Structure Ia", wohl aber "serial".

In "The Illustrated Man" verwendet Goldsmith für das Kind in der technisierten Zukunftsvision tatsächlich eine Zwöltonreihe, wirklich lyrisch und impressionistisch ist an den kalten Klänge aber nichts. Der Impressionismus tritt insbesondere während der Badeszene im Vorspann und der letzten Zukunftsvision zu Tage, hier arbeitet Goldsmith aber nicht ansatzweise "serial", denn es kommen weder Reihen, noch andere übergeordnete Strukturen zum Einsatz. Die "serial" Elemente werden mit den lyrisch impressionistischen Passagen nicht gekreuzt, auch wenn es natürlich Stellen gibt, in denen Atonalität und Tonalität eng miteinander verwoben sind. Ich persönlich liebe "The Illustrated Man" obwohl ich mich mit den äußerst primitiven Synthpassagen für die erste Vision schwer tue (hier merkt man, dass Goldsmith kein Fachmann für elektronische Musik war. Da hätte man vielleicht einen Oskar Sala einfliegen können, der gemeinsam mit Goldsmith diese Stücke entwickeln könnte (hätte ich mir auch für "Logan's Run"gewünscht)). Mit dem Ausdruck "lyrischer/impressionistischer Serialismus" lenkt man die Wahrnehmung oder Anforderungen aber in die falsche Richtung. Ziel der seriellen Musik war es ja, eine Musik zu schaffen, die von allen Empfindungen und emotionalen Aspekten befreit war, um sie vor Missbrauch durch faschistische Regime zu schützen. Diesen Ansprüchen werden die Passagen in der ersten Vision auch mit ihrer unterkühlten, skelettartigen und rein elektronischen Vertonung gerecht, für den Rest der Musik gilt das meiner Auffassung nach nicht. Impressionismus und Serialimus grenzen sich meiner Auffassung dadurch schon aus, dass in Ersterem ein klar emotionaler Aspekt impliziert wird.

Ähnlich geht es mir mit vielen Besprechungen von "Freud", wo stets auf die Zweite Wiener Schule verwiesen wird, weil Goldsmith mit Reihen arbeitete. Meiner Meinung nach ist das nicht genug, denn "Freud" ist ohne Frage gemäßigt modernistisch (gemessen an der Entstehungszeit und dem, was parallel in der Musik passierte) und zu Freuds Zeiten wäre solch eine Musik die Spitze der Avantgarde, aber dennoch kann ich "Freud" keine Passagen ausfindig machen, in denen Goldsmith sich offensichtlich bewusst an Schönberg, Berg oder Webern anlehnt. Stattdessen atmet sie in jeder Note durch und durch Goldsmith. Eine Klanglichkeit in Bezug auf die Wiener Schule durch den Einsatz einer Reihe auszumachen, finde ich zu weit hergeholt.

ILLUSTRATED MAN hatten wir ja kürzlich erst verhandelt, da hatte ich vorsichtshalber auch mit dazu geschrieben, dass die Begrifflichkeit missverständlich ist, denn materialstilistisch handelt es sich bei dem Score weder um Impressionismus, etwa im Stile Debussys, noch ist der Score seriell im Stockhausen'schen Sinne. Von Übersetzungsfehler würde ich hier aber trotzdem nicht sprechen, weil auch im Deutschen die Anwendung auf Musik möglich ist, bei der nicht alle oder nur ein Parameter seriell gehandhabt wird (z. B. Zweite Wiener Schule, Vokalpolyphonie) - das ist zwar eine Nebenbedeutung, aber nicht völlig ungebräuchlich.

Die Beschreibung "serial impressionism" stammt ja von Goldsmith selbst, und ist wohl eher als näherungsweise Charakterisierung denn als analytische Beschreibung dieses Idioms gemeint, das ähnliche ästhetische Ideale verkörpert wie der Impressionismus, wobei "seriell" neben der - nicht notwendigerweise konsequent - vorausberechneten Behandlung einzelner Parameter auch eine tonsprachliche Aktualisierung bedeuten könnte, analog etwa zu CHRISTUS APOLLO. Ich empfinde übrigens die elektronischen Anteile von IM und LOGAN (bei letzterem ist deutlich eine Entwicklung im Vergleich zu ersterem erkennbar) auch nicht als derart schwach. Arbeiten von Sala oder Majewski sind, auch da gebe ich Dir recht, da gewiss differenzierter, Goldsmith scheint es aber eher um eine punktuelle klangliche Kontrastwirkung, nicht um vertikale Komplexität oder klangliche Differenziertheit innerhalb der elektronischen Anteile gegangen zu sein. Streng serielle Ästhetik im Sinne einer Vermeidung außermusikalischer Wirkungsebenen scheint mir aufgrund der Verarbeitung des lyrischen Hauptthemas jedenfalls in der "Veldt"-Episode nicht beabsichtigt gewesen zu sein. Um wirklich seriell zu vertonen, wären die Pawlow'schen Reflexe des Hollywoodkomponisten in Goldsmith, der Atonalität und Elektronik ganz und gar entgegen dodekaphoner oder serieller Ästhetik mit abseitigen Topoi, wie Bedrohlichkeit, Angst, Terror etc., in Verbindung bringt, denn wohl auch zu ausgeprägt gewesen.

Was FREUD betrifft, hast Du natürlich Recht: Direkte Bezüge zu den genannten Komponisten finden sich nicht. Die Integration an sich diatonischen Materials spricht hier am ehesten noch für eine Beeinflussung durch Berg. Dass eine Reihe bei diesem Sujet und Handlungsort - Wien - verwendet wird, legt einen semantischen Bezug zu den drei Neutönern allerdings schon nah; eine rein innermusikalische Interpretationsweise griffe hier zu kurz. Das, was in der dargestellten Zeit an psychologischen Pioniertaten Freuds illustriert wird (um 1885), stieß zudem erst rund 25 Jahre später, also haargenau zu der Zeit, in der FREUD hätte komponiert werden können, auf ein größeres öffentliches Interesse. Ob Goldsmith derlei nun (bewusst) beabsichtigt hat, ist dabei zunächst einmal relativ unbedeutend.

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Fange ich doch gestern damit an, mich in Goldsmith und den oberen Titeln richtig reinzuhören, da läuft gerade FREUD und was passiert: mein Rechner geht in die Brüche. Das war ne Nummer zu hart für ihn. 24-Stunden später, jeder Menge neuer Verkabelungen, Motherboard Austausch-Spielereien und Treiber Jagden habe ich dennoch für FREUD gestimmt, den ich auch schon vor dem PC-Crash (Ruhe in Frieden) sehr gemocht habe.

 

Tolle Umfrage, die mir viel Spaß macht. Praktischerweise kann man bei Spotify sehr viel von diesen alten Werken hören, sodass ich am Ende guten Gewissens die Qual der Wahl hatte. War mir diese Schaffenszeit bis dato noch relativ unbekannt, so habe ich mich jetzt richtig darin verliebt.

Meine Auserwählten zu diesem Zeitpunkt:

 

  • Freud
  • Lilies of the Field
  • Rio Conchos
  • The Artist Who Did Not Want to Paint
  • A Patch of Blue
  • The Trouble with Angels
  • Stagecoach
  • The Sand Pebbles
  • Planet of the Apes
  • The Chairman

(Schreibe mal nichts Ausdrückliches dazu, sonst würde ich mir schäbig vorkommen) 

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Vielen Dank für die Umfrage. Ich finds schön, dass einige durch die Umfrage animiert werden, sich auch mal in die älteren Sachen Goldsmiths einzuhören und diesen auch was abgewinnen können.

Meine Favoriten unter den Superhits der Sechziger sind:

- Studs Lonigan

- Freud

- Rio Conchos

- The Artist Who Did Not Want To Paint

- The Blue Max

- Seconds

- The Sand Pebbles

- Planet Of The Apes

- Bandolero!

- The Illustrated Man

Strong Contenders: 100 Rifles, A Patch Of Blue, The Chairman

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Was FREUD betrifft, hast Du natürlich Recht: Direkte Bezüge zu den genannten Komponisten finden sich nicht. Die Integration an sich diatonischen Materials spricht hier am ehesten noch für eine Beeinflussung Ddurch Berg. Dass eine Reihe bei diesem Sujet und Handlungsort - Wien - verwendet wird, legt einen semantischen Bezug zu den drei Neutönern allerdings schon nah; eine rein innermusikalische Interpretationsweise griffe hier zu kurz. Das, was in der dargestellten Zeit an psychologischen Pioniertaten Freuds illustriert wird (um 1885), stieß zudem erst rund 25 Jahre später, also haargenau zu der Zeit, in der FREUD hätte komponiert werden können, auf ein größeres öffentliches Interesse. Ob Goldsmith derlei nun (bewusst) beabsichtigt hat, ist dabei zunächst einmal relativ unbedeutend.

 

Direkte Bezüge bei FREUD finden sich interessanterweise viel eher bei Bartók als bei der Zweiten Wiener Schule. Konkreter Bezugspunkt ist hier die "Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta", inbesondere der dritte Satz, bei dem sich Goldsmith viel von den irisierenden Klangkombinationen aus Streichern, perkussiv eingesetztem Klavier und Celesta abschaut.

 

Den (vageren) Bezug zu Schönberg und Webern sehe ich generell eher in der allgemeinen Ästhetik von Goldsmiths ausgefeilter, außerordentlich linear-kontrapunktischer Satzweise, die der extremen Dissonanz enormen Platz einräumt. Aber diese findet sich eben nicht nur in FREUD, sondern durchgehend in seinem Frühwerk.

 

 

@ Souchak:

 

Wenn es nur zwei werden, ist das zwar schade, aber nicht zu ändern. ;)

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Dass sich Bezüge zu der Zweiten Wiener Schule in "Freud" wieder finden, ist klar, sind diese aber wirklich geographischer Natur und auch wenn Goldsmith den Begriff "impressionistic serialism" selbst geprägt hat, habe ich (wie oben erläutert) meine Probleme damit, diesen Begriff ohne einen Verweis auf die sehr "lyrisch" zu interpretierende Originalquelle (der Komponist selbst) zu verwenden. Allerdings befürchte ich auch, dass sich durch mehrere Texte diese Begriffe im Bewusstsein der Goldsmith-Forschung (?) durchgesetzt haben und nicht mehr so schnell wegzubekommen sind. Danke Euch beiden für Eure Ausführungen! :)

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 @ Souchak:

 

Wenn es nur zwei werden, ist das zwar schade, aber nicht zu ändern. ;)

 

Das habe ich mir auch gedacht. War mir nur nicht sicher, ob Du Leute mit weniger als fünf Titeln disqualifizierst/streichst...

 

Meinetwegen hätte die Vorgabe auch 12-15 Titel sein können, in der Goldsmith'schen Frühzeit geht ja einiges :music:

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@ ILLUSTRATED MAN: Diese etwas seltsame italienische Diss arbeitet mit dem Begriff "Serial Impressionism" oder Ähnlichem, so weit ich weiß, überhaupt nicht, ebenso wenig taucht er in den wenigen Aufsätzen und allgemeineren Darstellungen zur Filmmusikgeschichte auf, wenn von Goldsmith die Rede ist. Sofern man als Goldsmith-Forschung auch CD-Booklets, Fanzines, Forendiskussionen und andere graue Literatur bezeichnen möchte, ist der Begriff wohl tatsächlich einigermaßen etabliert. Aber wir scheinen ja in Folgendem übereinzustimmen: Er ist mit Vorsicht zu genießen.

@ FREUD: Danke, Sebastian, für den Hinweis auf Bartók. Es ist leider Jahre her, dass ich den Score konzentriert durchgehört habe, ansonsten hätte ich diese auf Karban (?) zurückgehende monokausale Interpretation zur Zweiten Wiener Schule ein wenig vorsichtiger vertreten. So brillant Karbans Deutungen oft auch waren, sind musiktheoretische Sachverhalte zwar nicht grundfalsch, aber häufig verkürzt dargestellt. Das erfordert Journalismus ja manchmal auch.

Habe jetzt schlaglichtartig, für mehr reicht die Zeit gerade nicht, noch mal in FREUD, einiges von den Wienern und den dritten Satz der MfSSC reingehört. Tatsächlich ist letztere und insbesondere dieser Satz die maßgebliche Blaupause für weite Teile des Scores, vor allem in Bezug auf die Instrumentation, das von Modalität bis hin zu Clusterbildungen reichende musikalische Material sowie die, da haben wir's wieder, tendenziell serielle Handhabung einzelner Parameter im dritten Satz: Themenorganisation (formale Fragmentierung des quasi-Sonatenthemas), polyphone Durchführung (Quintenzirkelkanon) und die reihenhafte Strukturierung einzelner rhythmischer Elemente (Fibonacci-Folge). Am offensichtlichsten ist freilich die Verwendung von Effekten und Spieltechniken, die Bartók in MfSSC überhaupt erst eingeführt hat und entsprechend im frühen und mittleren Werk der Wiener noch keine Rolle spielen können. Hier hat sich Jerry, wie unzählige andere Komponisten vor und nach ihm, einfach an einem der einflussreichsten Werke des Jahrhunderts bedient.

Was bleibt aber von den Wienern? Bei der Integration des Wiegenliedthemas habe ich meine Berg-These im Wesentlichen bestätigt gefunden. Und zwischendrin findet man doch immer wiederdeutliche Bezüge auf die Neue Wiener Schule, z. B. gleich im "Main Title": Da erinnert die diastematische Fügung und die Art und Weise, wie es weitergereicht wird, schon an Webern, wenngleich es kompakter, überwiegend ohne rhythmische Zergliederung oder durchbrochene Variation daherkommt. Auch so ein Missverständnis der Goldsmith-"Forschung": wie so oft ist das zu Hörende gar nicht bzw. nur in seltenen Fällen streng (dodekaphon oder seriell) atonal, sondern eher frei tonal oder frei atonal. Im erwähnten Track jedenfalls dürfte sich das Akkordfundament sogar noch mit erweiterter Diatonik deuten lassen - das hätte es bei Webern natürlich nicht gegeben.

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