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Filmmusikveranstaltungen (Konzerte, Panels, etc)


Thomas Nofz
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Fliegt irgendjemand von Euch nach USA zu einem der John Williams Konzerte in Boston oder Los Angeles?

Wenn du den Flug bezahlst flieg ich sofort mit! Leider bin ich zur Zeit armer Student und kann mir derartiges nicht leisten!

Allerdings das Herr Der Ringe am 19.03. überleg ich mir schon!

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Ich war gestern auf dem Konzert von Herr der Ringe in Trier. Eines vorweg: Nicht hingehen!

Aber von vorne:

Angepriesen wurde dieses Konzert dadurch, dass die Originalmusik von Howard Shore, Enya und Annie Lennox gespielt wurde. Und als Sahnehäubchen sollte Christopher Lee aus dem Buch vorlesen. Dazu im Hintergrund sollten auf Leinwand Zeichnungen von Alan Lee und John Howe zu sehen sein.

Die Arena war nur mäßig gefüllt und bevor es losging hab ich mich einfach von der vierten in die zweite (Platz-)Kategorie geschlichen. Der Preis von 35 Euro wäre sogar für die zweite Kategorie überteuert gewesen, aber nunja.

Das Orchester kam also rein. Es bestand aus insgesamt etwa 50 Leuten inklusive Chor. Diese Zahl sagt schon einiges aus bei einer Musik wo vor allem Quantität zählt. Die Bläsergruppen waren gerade einmal doppelt besetzt. Also z.B. zwei Tuben und zwei Posaunen, was bei Herr der Ringe absolut unzureichend ist. Dasselbe Bild bei den tiefen Streichern. Der Chor bestand aus 10 Männern und 5 Frauen.

Als Vergleich stelle ich hier das Herr der Ringe Konzert in Antwerpen, bei dem ich vor einigen Jahren war: Drei Chöre (Frauen, Männer, Knaben) à 20-30 Personen. Jede der wichtigen Instrumentengruppen mindestens 4 Mal besetzt, meist 6 mal. Dass diese Ausmaße beim Konzert in Trier nicht erreicht werden konnten war mir klar und habe ich nicht erwartet. Auch mit einem derart kleinen Orchester kann man durchaus gute Musik machen, wenn man das beste daraus macht. Doch dem war nicht so.

Aber weiter: Nach dem Orchester kamen 4 Leute in weiß auf die Bühne, die sich vor das Orchester setzten. Eine Ziehharmonika (Akkordeon), eine Geige, ein Gitarrist und ein Mann, der sich sowohl für Gitarre, Flöte und Gesang verantwortlich fühlte. Aber dazu später. Als nächstes kamen drei Frauen in Gold (!) auf die Bühne. Zwei davon waren Gesangssolistinnen und eine war Steptänzerin. Aber auch dazu später mehr.

Nach dem Dirigent schließlich der mit Spannung erwartete Saruman: Es war nicht, wie angekündigt war, Christopher Lee. Dies war ja für viele Besucher der Hauptgrund: Christopher Lee aus Herr der Ringe vorlesen zu hören. Nein, Christopher Lee wurde nur hin und wieder völlig zusammenhangslos auf den zwei Mini-Leinwänden gezeigt und er erzählte dann über seine Leidenschaft zu Herr der Ringe und der Musik...und auf den Leinwänden wurden keine zeichnungen von Alan Lee und John Howe gezeigt, sondern irgendwelches kontextunabhängiges Zeug wie z.B. Sternenhimmel und Berge.

Nun zum Ablauf:

Der Anfang war zugleich auch der Höhepunkt der Lächerlichkeit: Das schlechte Chris Lee Imitat kommt herein und sagt: "Meine Damen und Herren, stehen Sie auf zur Nationalhymne von Mordor!" Jeder Liebhaber des Soundtracks von Herr der Ringe wird spätestens hier aufschrecken. Es gibt keine Nationalhymne von Mordor! Es gibt nicht einmal ein Thema, ein Motiv, von Mordor! Nunja, ich kenne die Musik von Herr der Ringe und habe nichts dagegen etwas neues kennenzulernen. Aber das, was jetzt kam war über die Maßen schrecklich: Ein Tutti an Streichergeschramme, Gebrülle und sinnloser Lautheit. Die Solosängerinnen in Gold präsentierten ihre Sopranstimmen, die vier Solisten in Weiß sangen auch völlig schlecht in ihre Mikrofone und der Sound des eh mickrigen Chors war so schlecht abgemischt, dass man nur zwei Sänger des Chors hörte, was die atmosphärische Wirkung eines Chors natürlich verpuffen ließ. Die Komposition, die nicht von Howard Shore war und auch nichts mit Herr der Ringe zu tun hatte, tat ihr übriges. Es war so ziemlich das Gegenteil, was man sich von einer Nationalhymne des absoluten Bösen vorstellt (Sopransolistinnen? LoL). Zudem schien der Komponist nicht einmal versucht zu haben, den Stil von Herr der Ringe und die Atmosphäre zu imitieren. Kurz: unpassend und schlicht schockierend.

Nach diesem Wurf ins kalte Wasser erschien dann Christopher Lee auf der Leinwand hinten und erzählte belangloses Zeug und anschließend durfte zum ersten Mal das Saruman-Imitat aus dem Buch vorlesen. Da ich weit vorne saß konnte ich sehen, dass das ein leeres Buch war, in das DIN A4 Seiten hineingeklebt worden waren. Zudem waren die Texte keine Originaltexte aus J.R.R. Tolkiens Werk sondern irgendwelche Zusammenfassungen wie z.B. "Frodo und Sam machten sich auf um viele Abenteuer zu erleben. Auf ihrem Weg trafen sie den Streicher, der...". Zu allem Überfluß hatte dieses Saruman-Imitat noch nie etwas von Herr der Ringe gelesen oder gesehen, denn er betonte fast sämtliche Namen falsch (Ara'gorn oder Säm).

Es wurde aber besser: Als nächstes kam das Hobbit/Auenland-Thema. Wobei hier zum ersten Mal das Akkordeon randurfte, die Gitarre spielte, die Geige herumhampelte (ja, stehend und herumlaufend) und die Flöte ertönte. Dies war also das erste Stück von Howard Shore, das gespielt wurde. Zu schnell, ohne Lust und Hingabe, ohne Koordination und ohne korrekte Abmischung. Die Solisten in Gold und Weiß bekamen nämlich keine Einsätze vom Dirigenten. Eigentlich schaue ich dem Dirigenten auf einem Konzert am liebsten zu. Dieser hier war jedoch so schlecht. Taktvorgabe mit herunterhängenden Armen, die Einsätze nur halbherzig gebend, das Orchester nicht mit Elan zu einem Crescendo anfeuernd und den Chor völlig ignorierend. Die Sound-und Lichtmischung hätte schlechter kaum sein können: Das Mikrophon des Saruman-Imitats wurde nicht abgeschaltet, wenn er nicht gerade Zusammenfassungen herunterleierte, sodass über alle Stücke hinweg ein Darth-Vader-ähnliches Atmen immer zu hören war. Auch wenn der Chor nichts zu tun hatte waren die Mikrophone an. Dadurch erfuhr ich, dass eine Sängerin wohl erkältet war und durch Husten auf sich aufmerksam machte. Da die Bläser derart unterdimensioniert waren hörte man deren Melodie kaum, denn sie wurden deutlich übertönt von den im forte Ostinati schrammenden Streichern.

Ein weiterer Höhepunkt war, als eine Gesangsolistin in Gold den Part eines Knabensolisten sang (HdR zweiter Teil bei den Ents).

Als sei dies nicht genug spielte das Orchester und die Solisten in Weiß eine weitere schlechte Fremdkomposition. Am Ende des Stücks spielte der Flötist in Weiß einfach weiter, was offensichtlich zur Show gehörte. Dieser fing dann an sich mit der Steptänzerin zu batteln, d.h. er spielte zwei Takte aus irgendeinem Stück ("Freude schöner Götterfunken" und solche Dinge...) und sie imitierte das durch ihren Steptanz. Anschließend kam wieder eine Fremdkomposition bei der nur die 4 Solisten in Weiß spielten. Die Solisitinnen in Gold tanzten dazu und das ganze Orchester klatschte im Takt.

Dies Grauen ging dann 40 Minuten, als die Pause schon kam. Diese dauerte 25 Minuten...nach der Pause ging es laut los. Im ersten Moment dachte ich das ganze Orchester wurde zu einem Schrei animiert. Als diese laute Geräusch zum zweiten Mal ertönte erkannte ich es als überaus schlechtes Nazgul-Geräusch Imitat. Völlig unpassend natürlich. Apropos unpassend: Die Lesungen aus den Zusammenfassungen wurden von der (Original-) Musik untermalt. Wenn also die Rede von den Minen von Moria war würde man ja auch ein Stück zu diesem Teil des Films im Hintergrund erwarten. Gespielt wurde natürlich etwas völlig anderes. Der Höhepunkt war, als die Lesung gerade mit dem Satz aufgehört hatte, dass Frodo und Sam den Schicksalsberg besteigen und anschließend das Hobbit-Thema aus dem ersten Teil munter und fröhlich erklang. Insgesamt waren die Stücke natürlich nicht chronologisch sondern völlig sinnlos durcheinander. Der Anteil an Stücken von Howard Shore betrug vielleicht gerade einmal die Hälfte. Und wenn eines kam, dann wurden Takte gekürzt oder ein ganzer Teil einfach weggelassen.

Das letzte Stück, das ich noch mitbekam war, als der Gitarren-Flöten-Gesangs-Solist in Weiß anfing Pippins Hope Fails (ich glaube so heißt es) anfängt zu singen. Ich sags so: Die fehlende Gesangsausbildung hörte man. Flöte und Gitarre beherrschte er natürlich genausowenig.

An diesem Punkt hab ich es nicht mehr länger ausgehalten und bin geflüchtet (mit dem Wissen draußen eine halbe Stunde in der Kälte auf den nächsten Bus warten zu müssen).

Das war meine Leidensgeschichte des gestrigen Abends. Nun zu den positiven Dingen: Eine Solistin in Gold war gesanglich gut und das Orchester wäre ganz okay gewesen, wenn die Abmischung nicht versagt hätte.

Für wen lohnt sich nun dieser Abend? Für den Veranstalter, der natürlich ordentlich Geld macht. Spaß an diesem Abend könnten allenfalls Leute haben, die die Musik nur aus dem Film kennen, sich nicht um eine authentische und atmosphärische Darstellung scheren und ohne musikalische Bildung sind bzw einfach das Gehirn ausschalten können.

Für Liebhaber der Musik von Howard Shore: Kauft euch für das Geld lieber eine Surround-Anlage bei Aldi und hört euch die Musik so an. Die Abmischung ist auf jeden Fall besser und man erlebt keine bösen Überraschungen.

Gesamtwertung Konzert: 0/10

Hm, da keine Änderung mehr möglich hier noch drei Fotos:

DSC02960Small.JPG

DSC02975Small.JPG

DSC02970Small.JPG

Bearbeitet von Marcus Stöhr
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Ich war gestern auf dem Konzert von Herr der Ringe in Trier. Eines vorweg: Nicht hingehen!

.....

Deinen Ärger kann ich natürlich vollends verstehen und hätte an Deiner Stelle sicherlich auch 0 Punkte vergeben. Aber etwas Gutes ist doch an der Sache dran:

Selten habe ich an einem Text so viel Spaß gehabt, wie an Deinem hier.

Versteh es bitte nicht falsch ... ich meine das ernst, denn Dein Bericht liest sich fast wie eine Kurzgeschichte, über die man gerne noch ein zweites Mal schmunzeln möchte.

Für Deinen Bericht: 9,5/10 Punkte :)

Liebe Grüße

Junker

PS: "Dieser fing dann an sich mit der Steptänzerin zu batteln." GÖTTLICH ... ;)

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Vor einiger Zeit wurde von dieser Art Konzert gewarnt, da diese nicht mit Howard Shore zusammen erarbeitet wurden. Das würde erklären, warum das gesamte Programm nicht mitreißend war.

Dazu hier auch ein Eintrag in Doug Adams Blog: The Music of the Lord of the Rings Films: Letter From Howard Shore.com

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Okay, ich hab's mir nochmal durchgelesen und korrigiere meine Wertung:

10/10 Punkte *Klatsch* :)

Haha übertreibs nicht :)

Vor einiger Zeit wurde von dieser Art Konzert gewarnt, da diese nicht mit Howard Shore zusammen erarbeitet wurden. Das würde erklären, warum das gesamte Programm nicht mitreißend war.

Dazu hier auch ein Eintrag in Doug Adams Blog: The Music of the Lord of the Rings Films: Letter From Howard Shore.com

Zu dumm, dass ich vorher nicht gründlich genug recherchiert habe. Aber so etwas passiert einem auch nur einmal :)

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Glück für mich! Danke für die, wie ich sagen muss sehr amüsante, Warnung!

Da geh ich lieber zu einem lizensierten Konzert!

(Oder zum Musikverein Hinterpfuitupfgingen plays Hofwart Schorß Herd am Ringe mit Frido und Co. und einer Lesung eines Altersgenossen von Chris Lee aus Tim Melzers Kochbuch mit original Hintergrundanimation von jemandem, der Peter Jackson schon persönlich im Fernsehen gesehen hat!)

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Boston Konzerte:

The program for the first two 'Film Night' concerts at the Boston Symphony Hall (May 26 - May 27) includes the World Premiere of John Williams' Concerto for Viola and Orchestra, featuring Boston Pops principal violist Cathy Basrak, as well as selections from Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull, Superman, Close Encounters of the Third Kind, and E.T. The Extra-Terrestrial.

Boston Symphony Orchestra

On May 28 and May 29, John Williams and the Boston Pops will perform a tribute to Stanley Donen, and a new concert arrangement entitled Star Gazers from E.T. The Extra-Terrestrial, featuring Pops' harpist Ann Hobson Pilot. Tickets go on sale February 23, 2009 8:00 A.M.

Boston Symphony Orchestra

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Gala der Filmmusik die Sechste, Siegen, 27.02.2009:

Zum nunmehr 6. Konzert lud die Philharmonie Südwestfalen unter der Leitung von Russel N. Harris im Siegener Apollo-Theater zum Konzert.

Was soll ich sagen??? Es war mal wieder grandios!!! Das Publikum, das mir anfänglich (dieses Mal) etwas reserviert erschien belohnte das Orchester am Ende gar mit Standing Ovations und lang anhaltendem Beifall – zu Recht!

Nach rund 2 Stunden war ein sehr abwechslungsreiches und famos vorgetragenes Konzert zu Ende gegangen, bei dem vor allem die Auswahl der Stücke so gar nicht zu dem sonst bundesweit üblichen Programm von „der Stange“ passen will. Zur Auswahl der Stücke später mehr.

Die Philharmonie ist ein großartiges Orchester das durch ein perfektes Spiel zu überzeugen weiß. Auf den Videoportalen die das www. zu bieten hat, kann man ja so manchen Konzertmitschnitt im Bereich Filmmusik verfolgen und es ist nicht immer die pure Freude was einem da zu Gehör kommt!

Da kann ich die Konzerte der Philharmonie nur wärmstens (!) empfehlen – perfekt. Nebenbei nimmt sich der Chef-Dirigent Mr. Harris auch noch die Zeit mit kleinen Anekdoten zu den vorgetragenen Musiken zu informieren und auf seine sympathisch witzige Art und Weise zu unterhalten. Der englische Akzent tut sein übriges.

Die Musiker spielen mit Leidenschaft und bei manchen Stücken ist auch Ihnen der Spaß an der Musik anzumerken.

Die Musik:

- The Big Country von Jerome Morros

- Suite in 3 Sätzen zu “Herberge zur 6. Glückseeligkeit“ von Sir Malcolm Arnold

- Entdeckungen (bin mir nicht sicher, ein spanischer Film von 2006) von Alberto Igglesias

- Suite von „Shakespeare in Love“ von Stephen Warbeck

- Big Movie-Theme-Suite mit Musik von Max Steiner (Vom Winde verweht), David Raksin (Laura), Miklós Rósza (Ben Hur – hier mit Parade oft he Charioteers und dem Hauptthema), Maurice Jarre (mit Lara’s-Thema aus Doktor Schiwago und dem Eröffnungsmarsch aus Lawrence of Arabia), Marvin Hamlish (ich glaube der Film hieß The Way we are oder so ähnlich) und schließlich Bill Conti (Rocky)

- Kurze Pause *grins*

- Indiana Jones and the Temple of Doom (Endtitle) von John Williams

- Suite zu Born Free von John Barry (Hauptthema und The Lions at Play)

- Suite zu King Kong (2006) von James Newton Howard

- Gabriel’s Oboe von Ennio Morricone (!)

- James Bond-Suite (Dr. No – James Bond-Theme, Live and Let Die, For Your Eyes Only, Look of Love, 007-Theme, Dr. No – James Bond-Theme)

Zugabe:

- Derrick von Les Humphries

- Suite von Pirates of the Caribian von Hänschen Zimmer

- Gabriel’s Oboe von Master Morricone

Ich meine ständig dass da noch was war, aber ich komme nicht drauf. Es ist seit dem letzten Konzert so, dass man kein Programm mehr ausgibt, damit das Publikum schön mit raten kann, denn Mr. Harris sagte, dass wir doch wohl nicht glauben würden, dass wir nur zahlen und dann einfach nur still da sitzen… :D

Also die Auswahl des Programmes würde ich schon als superb bezeichnen. Mit jedem Konzert habe ich das Gefühl, dass man sich immer tiefer in die Welt der Filmmusik hinein arbeitet und auch abseits der üblichen Verdächtigen nach interessanter und schöner Musik sucht.

Jerry Goldsmith war leider wieder nicht dabei! Schade! Letztes Jahr hätte man ja eigentlich Basic Insitinct spielen wollen, aber wie man mir mitteilte, hätte man für dreieinhalb Minuten Musik 300 oder gar 600 Dollar hinblättern müssen – da hat man dann gepasst. Dennoch gebe ich nicht auf, dass ich irgendwann auch mal Master Goldsmith von der Philharmonie zu hören bekomme.

Was mir auffiel: trotz des generell erstklassigen Spieles scheint mir das Orchester eine Vorliebe für Williams, Barry und Rósza entwickelt zu haben. Williams klingt bei der Philharmonie immer wie echt, auch Barry klingt originalgetreu und den wunderbaren Ròsza-Touch treffen die Musiker perfekt. Schon vor drei Jahren, spielte man eine El Cid-Suite und es war eine Wonne zuzuhören.

Zu den einzelnen Stücken:

Big Country hatte man schon im allerersten Konzert (2003!) gebracht. Aber es ist sehr schöne Musik die man nicht allzu oft hört und die als Eröffnungsstück geradezu perfekt ist, hat es doch so etwas Fanfanrenartiges was gut zu einer Konzerteröffnung passt.

Malcolm Arnold kannte ich, ich gebe es zu nur vom Hörensagen. Asche auf mein Haupt. Die Suite in drei Sätzen war einfach superb, mit tollen Einlagen für das Blech! Ich muss dringend nach einem der Arnold-Sampler von Chandos Ausschau halten. Da möchte ich gerne mehr von hören!

Das folgende Stück kannte ich ebenfalls nicht. Alberto Igglesias‘ Musik zu einem Film von Pedro Almedovar aus dem Jahre 2006. Zu meiner Schande hätte ich jetzt zu Anfang eher auf einen russischen Komponisten getippt. :D

Da sieht man mal wieder, dass man auch als Hardcore-Filmmusik-Fan immer noch dazulernt! J

Sehr ryhtmisches Stück, bei dem vor allem die Streicher sehr gefordert waren, aber auch die Cellisten. Harris gefiel das Stück so gut, dass er es gleich nochmal spielte, weil es ja so kurz sei!

Es folgte eine sehr, sehr schöne Suite von Stephen Warbeck’s Musik zu „Shakespeare in Love“. Auch hier wieder perfektes Spiel, mit einer dreisätzigen Suite bei der es einen schönen, leider viel zu kurzen Teil für Harfe gibt.

Die Big-Movie-Theme-Suite servierte dann ein paar ganz große Melodien der Filmmusik-Geschichte. Leider weiß ich nicht mehr, wer diese Suite arrangiert hat.

Schön war es, dass auch mal Raksin mit Laura präsentiert wurde. Ein Komponist der auf Konzerten so eigentlich kaum bis gar nicht anzutreffen ist.

Es spricht einmal mehr für die Mühen die sich die Philharmonie bei der Programmgestaltung macht, die überdies sehr zeitaufwendig und mühsam sein dürfte, wie es schon mal von Seiten der Philharmonie in einem Gespräch angedeutet wurde.

Ben Hur begann mit der Parade of Charioteers, was auch ein eher ungewöhnlicher Einstieg für diese Musik ist. Bei Lara’s-Theme aus Doktor Schiwago fehlten mir persönlich die Balaleikas (schreibt man die so???), aber sei’s drum. Bei Lawrence gefiel mir besonders die Percussion-Abteilung, die an diesem Abend mehrfach gefordert wurde und richtig Spaß machte. Tolles Spiel der Musikerinnen und Musiker, die nach der Vorstellung sehr fit gewesen sein müssen, da sie immer wieder zwischen den Instrumenten wechselten. *grins*

Bei dem Hamlish-Stück groovte das Orchester dann schon schön mit, um dann mit Rocky richtig loszulegen. Das Grinsen einiger Musiker sprach Bände!

Es folge eine kurze Pause und dann ging es mit dem Raiders March weiter. Ich dachte zuerst, dass wir nur diesen zu Gehör bekämen, aber dann stellte ich fest, dass es der End Title aus „The Temple of Doom“ war und somit konnte ich das erste Mal das „Slave-Childreen“-Thema von Williams live hören. Hier stellte ich dann wieder fest, wie perfekt die Philharmonie den Williams-Ton trifft!

Es folgte ein weiter John – Barry. Mit einem gewissen Stolz bemerkte Harris so beiläufig, dass er wie auch Warbeck Engländer sei.

Ich persönlich mag Born Free eigentlich nicht so, mir gefällt die Einleitung des Themas nicht so gut. Klingt ein wenig selbstgefällig wie ich finde (ähnlich der von Barry selbst arrangierten Goldfinger-Suite,die auch immer ein wenig selbstgefällig daherkommt), wobei das eigentliche Thema schon sehr schön ist. „The Lions at Play“ – Teil der Suite gefiel mir dann besser, zumal das Orchester das Humorige in der Musik sehr schön rüberbrachte. Besonders hervorheben sollte man hier auch die Flöten-Spieler, die hier wunderbar spielten.

Harris leitete das nächste Stück mit einer kurzen Historie der King Kong-Verfilmungen ein. Laut seiner Zählung müsse es 7 Filme geben u. a. „King Kong gegen Godzilla“, was wohl ein japanischer Film sein müsse und schaute fragend seinen ersten Geiger an. Die Lacher waren auf seiner Seite. Ich rechnete insgeheim mit Max Steiners Musik…

Es wurde dann aber eine Suite von James Newton Howards Musik gespielt, der wie Harris humorvoll bemerkte, kein Engländer sei, ohne das aber abwerten zu meinen, die ich hier zum ersten Mal hörte. Nicht schlecht wie ich fand, wenn man bedenkt wie wenig Zeit Howard für diese Musik seinerzeit hatte. Einige seiner Manierismen waren sehr schön zu hören.

Mir persönlich gefiel die Aussage von Mr. Harris sehr gut, dass man in dieser Musik sehr gut hören könne, wie sich die Musik heutzutage verändert habe, dass hier neben dem Thema viel Atmosphärisches zu hören sei! Kleine Kritik an den heutigen Musiken, dem neuen Trend in Hollywood? Wer weiß! Auf jeden Fall sehr schön gesagt und absolut passend.

Komponisten vom Schlage eines Williams, Bernsteins, Goldsmith, Hermann usw. sind heute nicht mehr so gefragt und wollen irgendwie auch nicht mehr nachkommen - leider! Jerry Bruckheimer machts möglich… L

Obschon für mich der Arnold-Beitrag ein Höhepunkt war, folgte nun eine Darbietung die ohne Übertreibung zum Niederknien schön war und das Highlight des Abends war!!! Ich bin wahrlich kein ausgesprochener Morricone-Fan, aber die Darbietung von Gabriel’s Oboe war einfach nur superb und hier war das bis dahin etwas zurückhaltende Publikum dann auch nicht mehr zu bremsen.

Das Solo von Malcom Mead war perfekt, es lief einem eiskalt den Rücken hinunter! Außerdem konnte man so hautnah sehen, wie anstrengend das Oboe spielen ist und welch langen Atem der Spieler haben muss. Grandios!!!

Man kann absolut verstehen, dass Elmer Bernstein im Interview zum Film „Der Klang der Bilder“ sagte, dass für ihn Morricone mit seinem Score zu „The Mission“ einer der besten Musiken seit Jahrzehnten geschrieben habe. Wunderbare Musik noch wunderbarer vorgetragen!!!

Als Rausschmeißer kam nun eine Bond-Suite die Harris wiederum Barry zuschrieb, wobei einige Stücke hier ja nicht von ihm waren. Er stellte auch klar, dass das Bond-Theme nur von Barry arrangiert sei, komponiert habe es Monty Norman. Ob er wohl eine Klage von Norman befürchtete??? *frechgrins*

Ich dachte dass es die Bond-Suite aus dem Konzert von 2003 sei, aber wieder eine Überraschung, als er die einzelnen Stücke vorlas. Es war eine neue Suite, mit den vorgenannten Stücken. Neu waren The Look of Love und das 007-Theme. Sehr schön war hier zu sehen, wieviel Spaß das Orchester hierbei hatte. Alle groovten irgendwie mit, egal ob Streicher, Celli oder Kontrabässe.

Besonders schön – wie schon 2003 gefiel mir zu sehen wie die Streicher bei Live and let Die agierten. Es ist schon faszinierend anzusehen, wenn soviele „Leute“ so schnell spielen. Immerhin hat die Philharmonie eine Größe von 60 Frauen und Männern. Mir gefiel das 007-Thema von John Barry sehr gut! Hier in der ersten Version von 1963 zu hören.

Es folgte minutenlanger Applaus, natürlich wollten wir die Zugabe haben, die Harris schon mit den weißen Worten „…wer weiß was noch alles kommt…“ angekündigt hatte.

Als Zugabe wurde dann „Derrick“ gespielt. Ja genau – der!!! Ich war erstaunt, dass Derrick für großes Orchester richtig gut klingt – das Thema hat was, auch wenn Horst Tappert Zeit seines Lebens immer unzufrieden war, dass nach dem „dramtatischen“ Einstieg die Melodie in eine Maigret-ähnliche Melodie umschlage.

Wiederum sehr langer rhythmischer Applaus! Es folgte die „Pirates of the Carabian“-Suite zu der Harris kurz erklärte, dass sich diese Suite in den letzten 3, 4 Jahren zu einem Liebling des Orchesters und des Publikums entwickelt habe. Auch das merkte man! Wobei ich schon finde, dass Badelt’s/Zimmer’s-Musik in diesem Fall nicht ganz so überzeugt. Natürlich macht sie irgendwie Spaß, aber, das ist jetzt ein persönlicher Eindruck, denn ich auch nicht wirklich „fachgerecht“ erklären kann, aber man hat den Eindruck die Musik ist am Reißbrett, am Computer entstanden, hart an der Grenze zur Spielbarkeit. Aber wie gesagt: persönlicher Eindruck. Vergessen!!! *grins*

Wiederum sehr langer Applaus der in Standing Ovations mündetet. Eine dritte Zugabe war so nicht vorgesehen, kurzentschlossen spielte man nochmal „Gabriel’s Oboe“ sehr zum Gefallen des Publikums!

So endete nach zwei Stunden ein wirklich toller Abend, der einmal mehr zeigte wie toll das Orchester ist.

Alle Abteilungen gaben ihr Bestes, perfekte Ausführung der Stücke. Das ich hier den ein oder anderen vielleicht hervorgehoben habe, soll nicht das Spiel der anderen schmälern!!! Tolles Orchester das hoffentlich noch mehr Konzerte dieser Art geben wird, wobei Harris sich erlaubte auf ein bevorstehendes Mahler-Konzert aufmerksam zu machen. Also Werbung in eigener Sache, was legitim und vollkommen in Ordnung war. J

Ich mag die Philharmonie sehr, die Kontakte sind immer sehr nett und ich bekenne mich hiermit als Fan! *grins*

Ich denke der Intendant Gernot Wojnarowicz kann zu Recht Stolz auf dieses Orchester sein!

So damit sollten meine doch recht langen, aber hoffentlich nicht langatmigen Ausführungen zu Ende gehen.

Möglicherweise wird es in Kürze ein Zusatzkonzert geben, da diese Vorstellung total ausverkauft war und ob Ihr es glaubt oder nicht, ich die allerletzte Karte noch erwischen konnte. Da ich im Ursprung mit Freunden in dieses Konzert wollte, sich das „unter einen Hut“ bringen aber doch hinzog, war die Vorstellung schließlich ausverkauft. Nur durch puren Zufall und Glück ergatterte ich dann die letzte Karte und bin heilfroh, dass es geklappt hatte, sonst hätte ich diesen gelungen Abend nicht erleben dürfen!

Gruß

Jens

PS: Kleiner Nachtrag zur Akustik. Ich muss gestehen, dass mir die Akustik im Apollo-Theater etwas zu voluminös ist. Dadurch kommt es leider vor, dass sich die einzelnen Gruppen übertönen. Das ist schade und meiner Meinung nach verbesserungswürdig, denn ansonsten ist das Apollo-Theater schon gelungen. Die Sitzpositionen sind trotz enger Bestuhlung so, dass man immer alles im Blick hat.

Was Akustik angeht, so bevorzuge ich den Leonhard-Gläser-Saal in der Siegerlandhalle, der eine sehr tolle, dynamische Akustik hat!!!

Bearbeitet von gargamel
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Also so wie's aussieht wird am 28.05.09 ein weiteres Konzert gegeben. Genaueres steht noch nicht fest. Sobald ich mehr weiß, gebe ich Info.

Es hörte sich für mich aber fast so an, als wenn man dann ein neues Programm spielt! Ich bin sehr gespannt und wie auch immer, freu mich schon drauf! :D

Gruß

Jens

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