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Soundtrack Board

Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre


Mephisto
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LA SFIDA DEI MacKENNA - Francesco de Masi

 

Obwohl es sich, so man den Kritikern Glauben schenkt, bei LA SFIDA DEI MacKENNA um einen überdurchschnittlichen Western handelt, wurde der Film (mit dem geplanten Verleihtitel EIN DOLLAR, EIN GRAB UND ZWEI AVE MARIA) nie in Deutschland aufgeführt. Im Zentrum des Films steht der Ehemalige Priester Jonas MacKenna, der mit inneren Problemen und äußeren Bedrohungen zu kämpfen hat.

 

Die Musik stammt von Francesco de Masi, der für LA SFIDA DEI MacKENNA eine eher unaufgeregte Musik komponierte. Das Album eröffnet noch einigermaßen schwungvoll, von den musikalischen Mitteln erinnert insbesondere die treibende Begleitung mit dem drängenden Rhythmus der kleinen Trommel und dem prominent eingesetzten E-Bass an die Titelmusik aus dem zeitnah entstandenen 15 FORCHE PER UN ASSASSINO. Der A-Teil wird von der Solo-Trompete vorgetragen und enthält einige "mexikanische" Wendungen, während die Fortspinnung der Streicher melodisch stark an frühere Werke des Komponisten erinnert. Fast könnte man sagen, de Masi hat mit dieser schon wenig originellen Eröffnung sein ganzes Pulver verschossen. Zwischen den dankenswerter Weise sparsam auf das Album gestreuten Suspense-Passagen tun sich noch zwei ruhige Arrangements des Hauptthemas und weitere melodische Stücke hervor, die allesamt für kleines Ensemble gesetzt sind. Mir kommt langsam der Verdacht, dass insbesondere in den späten Musiken de Masis das Orchester nur für die Titelmusik eingesetzt wurde, während die dramatische Musik während des Films nur noch mit einem kleinen Ensemble aufgenommen wurde. Dieser Verdacht liegt insbesondere bei LA SFIDA DEI MacKENNA nahe, in dem abgesehen vom Vor- und Abspann hauptsächlich die Mundharmonika, die Gitarre, der E-Bass, die Streicher und ein wenig Schlagzeug zu hören sind. Ist die Musik auf klanglicher und struktureller Ebene schon nicht sehr ausgefeilt, vermag der Komponist auch nicht mit besonders interessanten melodischen Einfällen glänzen, sodass die Musik letzten Endes doch sehr blass und beliebig wirkt. Man könnte sie auch ohne weiteres als nette Hintergrundberieselung laufen lassen, ohne etwas zu verpassen.

 

Somit lohnt sich dieses Album tatsächlich nur wegen der zwar auch wenig originellen, aber doch unterhaltsamen Musik zu L'UOMO DELLA VALLE MALEDETTA, die einige Seiten zuvor besprochen wurde, denn ...E VENNE IL TEMPO DI UCCIDERE ist noch ein ganzes Stück dröger als LA SFIDA DEI MacKENNA.

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  • 2 Wochen später...

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C'E SARTANA...VENDI LA PISTOLA E COMPRATI LA BARA - Francesco de Masi

 

Kurz nachdem der Italo-Western sein Zenit überschritten hatte, vereinte C'E SARTANA...VENDI LA PISTOLA E COMPRATI LA BARA gleich zwei schießwütige Helden im Kampf gegen das Unrecht und den mexikanischen Banditenführer Mantas. Unermüdlich wurde in Deutschland versucht, den Erfolg unzähliger Italo-Western mit einer Umbenennung des Titelhelden anzukurbeln, was selten gelang. Aus dem Titelhelden Sartana wurde Django und sein vermeintlicher Konkurrent ihm direkt im Titel zur Seite gestellt: DJANGO UND SABATA - WIE BLUTIGE GEIER. Schlecht ist der Film nicht, er amüsiert mit einigen netten ironischen Einschlägen und hübscher Kameraarbeit, kratzt aber wie viele Italo-Western an der Oberfläche und versucht, die konventionellen Handlungslemente mit überzogener Gewaltdarstellung zu kittten. Kann man sich ansehen, muss man aber nicht.

 

Francesco de Masi komponierte für C'E SARTANA...VENDI LA PISTOLA E COMPRATI LA BARA eine seiner letzten Westernmusiken. Auch in dieser Musik zeichnet sich wie bei LA SFIDA DEI MacKENNA eine spürbare Übersättigung des Komponisten an diesem Genre aus. Man könnte die Musik getrost als solide bezeichnen, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Das Gitarren-Riff für die erste Hälfte des Vorspanns entbehrt nicht einer gewissen Coolness, das zuerst von der Mundharmonika und anschließend von den Posaunen vorgetragene Hauptthema ist melodisch typisch für de Masis Westernthemen gestaltet, geht aber nicht so direkt ins Ohr wie einige andere Themen, die der Komponist für dieses Genre geschrieben hat. Beim zweiten Teil des Vorspanns wird's dann deutlich poppiger, mit groovigem E-Bass, Drumset und verzerrter E-Gitarre. Die Suspense-Musik hat man so natürlich dutzendmal gehört, hat aber glücklicherweise keinen allzu großen Anteil auf dieser Zusammenstellung. Für Mantas komponierte de Masi außerdem noch ein mexikanisch angehauchtes Thema in der Gitarre, das sanft in ein Tremolo des Marimbas gebettet ist und mehrfach im Film erklingt.

 

Insgesamt kann man sich diese Musik sparen, ein Reinfall ist es trotzdem nicht. Auszüge aus der Musik erschienen zusammen mit IL SEGNO DES COYOTE bei Beat Records, wobei C'E SARTANA...VENDI LA PISTOLA E COMPRATI LA BARA - Francesco de Masi deutlich für das Album bearbeitet wurde. Kürzere Stücke wurden für den Hörfluss zusammengefügt und die ganze Musik ist völlig aus der Filmreihenfolge gebracht. Das tut dem Hörfluss zugegebenermaßen sehr gut, auch die Auswahl der Musik, die auf CD gepresst wurde, ist gut getroffen worden. Hier noch einmal die Filmreihenfolge:

 

14 (00:41 – 03:49) – Vorspann I

14 (00:00 – 00:41) – Die Banditen fliehen

20 (00:35 – 02:53) – Vorspann II

15 (01:23 – 03:30) – Der Auftrag/Schnapsdame

16 Mantas kämpft gegen seine eigenen Männer

19 (01:15 – 02:08) – Überfall auf Django

15 (00:00 – 01:23) – Die beiden Brüder treffen in Appaloosa ein

18 – Django öffnet den Safe / Trixie wird als Geisel genommen

19 (00:00 – 01:15) – Fahrt im Planwagen

17 – Mantas' Tod

20 (00:00 – 00:35) – Die letzte Konfrontation

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GLI SPECIALISTI - Angelo Francesco Lavagnino

 

Zu diesem Corbucci-Film, der in Deutschland stark gekürzt mit dem Titel FAHRT ZUR HÖLLE, IHR HALUNKEN in den deutschen Verleih kam, kann ich nicht viel sagen, da ich ihn nicht gesehen habe. Mich wundert allerdings schon, warum Corbucci diese Musik zu seinem Film abgenickt hat bzw. warum ein Film dieses Regisseurs tatsächlich so uninteressant gewesen sein soll, dass Lavagnino auch hier nicht einen Funken Inspiration verspürte.

GLI SPECIALISTI gehört zu den Westernmusiken, bei denen nicht eine Sekunde lang Westerngefühle aufkeimen, weil einfach radikal an Genre-Konventionen vorbeikomponiert wurde, allerdings ohne ein nachvollziehbares Konzept.

Das Album eröffnet mit einem überaus poppig arrangierten Thema, das vielleicht noch ein bisschen Nähe zu Morricones atmosphärischer Vorspannmusik zu LEICHEN PFLASTERN SEINEN WEG aufweist, mit "Sequenza 2" folgt ein belangloses Suspense-Stück, das mit einer vierminütigen unaufgeregten Komposition abgelöst wird. Warme Streicherklänge, ein paar Paukenschläge und -wirbel, durchtränkt von einigen Mundharmonikaklängen sorgen für eine sanfte Stimmung, die man in Endlosschleife im Hintergrund hören kann, ohne dass sie wirklich auffällt oder stört.

Mit "Sequenza 4" und "Sequenza 5" schießt Lavagnino dann den Vogel ab, plötzlich fühlt man sich mit jazzigen Klängen in eine Hafenkneipe oder das Zirkusmillieu versetzt. Klarinette, Posaune, Klavier und Drumset geben hier den Ton an, es swingt und jazzt, bis nach einer weiteren belanglosen Suspense-Passage eine wenig originelle "Mexikana-Musik" erklingt, bevor das Jazz-Ensemble noch einen Auftritt mit einem langsamen Walzer hat. Schließlich hangelt man sich noch über die folgenden Stücke zum Finale, das ebenfalls nicht thematisch, sondern rein stimmungsvoll gehalten ist und mit einem massiven Crescendo beschließt.

 

Letzten Endes eignet sich GLI SPECIALISTI tatsächlich als belangloses Hintergrundgedudel beim Kochen, Putzen etc. Ansonsten möchte ich sparsamen Filmmusikfreunden und insbesondere denen der Westernmusik davon abraten, sich dieses Album anzuschaffen. Auch die mit GLI SPECIALISTI gepaarte Musik Francesco de Masis zu 15 FORCHI PER UN ASSASSINO ist kein so großer musikalischer Wurf, als dass sich der Kauf diesbezüglich lohnen würde.

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Das hat aber einen einfachen Grund: Ich bin fälschlicherweise davon ausgegangen, de Masi sei eine sichere Bank. Nachdem ich mir die CDs angeschafft habe, entpuppten sich mehrere Musiken als Stangenware und wenige als herbe Enttäuschungen. ARIZONA COLT, UNA SPORCA STORIA NEL WEST und auch IL SEGNO DEL COYOTE möchte ich allerdings nicht mehr in meiner Sammlung missen.

Als Dreingabe gab es dann auch noch GLI SPECIALISTI, den hätte ich in dieser Reihe ignorieren können, aber warum, ein Verriss macht ja auch mal Spaß.

SETTE DOLLARI SUL ROSSO ist flächendeckend vergriffen, Beat selbst weiß noch nicht, ob sie nachpressen und wenn ja, dann erst im Herbst. Die ganzen Empfehlungen hier habe ich berücksichtigt und bin insbesondere was Nicolai betrifft, sehr zuversichtlich. Morgen gibt es dann wieder was zu lesen.

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Letzten Endes eignet sich GLI SPECIALISTI tatsächlich als belangloses Hintergrundgedudel beim Kochen, Putzen etc. Ansonsten möchte ich sparsamen Filmmusikfreunden und insbesondere denen der Westernmusik davon abraten, sich dieses Album anzuschaffen.

Wenn Du auf meine Worte etwa drei Seiten zurück gehört hättest, dann hättest Du Dir dieses Album gar nicht erst anschaffen brauchen. Denn es war für mich von vornherein klar absehbar, welches Urteil schlußendlich kommen würde von Dir. Nicht, um falsch verstanden zu werden: Deiner Meinung stimme ich absolut zu und es ist überflüssig, sich so was zu kaufen. GLI SPECIALISTI ist überhaupt einer der schwächsten und enttäuschendsten Lavagnino-Scores - das hört man sich einmal an und dann ist die Sache erledigt. Ich selbst habe schon viele Lavagnino-LPs und CDs in der Sammlung stehen, aber so was würde ich mir niemals kaufen. Auf gar keinen Fall, weil es abseits vom Film viel zu banal ist und auch der eigentliche musikalische Stil vom Lavagnino überhaupt nicht mehr herauszuhören ist.

Ich meine, mir persönlich kann es egal sein, aber ich finde es einfach schade, daß Du Dir den Weg zu Lavagnino mit solchem Kleinkram verbaust und Dich mit solch wenig erbaulicher Musik, die es gar nicht wert ist, dermaßen ausführlich auseinandersetzt, während Du die eigentlichen Perlen des Komponisten, die nicht unbedingt in dem Genre hier liegen, auf diese Art und Weise niemals entdecken wirst. Ich verstehe auch nicht, wie man wahllos Musiken rausfischt ohne irgendeine Ahnung von Leben und Werk des Komponisten zu haben bzw. nicht mal in der Sekundärliteratur ein wenig nachliest, was eigentlich die wirkliche Bedeutung von Lavagnino ausmacht und wo die interessanten Scores denn wohl zu suchen sind. Er hat insgesamt um die 300 Filmmusiken geschrieben innerhalb von rund 25 Jahren. Das ist eine Menge. Du glaubst ja sicher nicht, daß das Alles toll ist oder hörenswert auf Tonträger. Nein, auf gar keinen Fall, da Vieles vor allem ab Mitte 60er in ganz kurzer Zeit mit wenig Budget entstanden ist und rein atmosphärisch untermalende Routine darstellt, Du wirst alle diese 300 Scores sowieso nie in Deinem Leben hören können. Also wäre es viel eher angebracht, sich den paar Dutzend wesentlichen Sachen, wo er sich seinem Personalstil gemäß entfalten konnte, zuzuwenden und sich das zuzulegen. Wenn Du dazu nicht bereit bist, dann kann man Dir natürlich nciht helfen. Man muß sich einfach auskennen in der ganzen Materie, denn es gibt eben gewaltige Qualitätschwankungen in der italienischen Filmmusik, weil natürlich die Komponisten auch so Vieles und so Unterschiedliches vertont haben. 

Zum Schluß noch eins: Wenn Du ein musikalisches Highlight von Lavagnino mit wunderbar inspirierten Themen und farbiger Instrumentierung noch entdecken willst, dann würde ich Dir raten, statt in irgendwelche Sonderangebote von mittelmäßg bis schwachen Scores zu investieren, mal unsere nächste Alhambra-CD zu kaufen, die wohl im Oktober erscheinen wird. Natürlich kommt da kein Western, aber bei dem prachtvoll schwelgerischen Score von 1960, der da erstmals auf CD überhaupt erscheinen wird, würdest Du endlich mal den sinfonischen Lavagnino-Stil in Reinkultur und den Komponisten auf dem Zenith seines Schaffens erleben können. Ich will Dich nicht zwingen, die CD zu kaufen, aber wenn Du weiterhin dermaßen starr am italienischen Western-Genre hängen bleibst, dann wirst Du viele herausragende italienische Scores, die Dir nämlich durchaus gefallen könnten, weiterhin völlig verpassen.

Just my two cents. :)

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Und für diese zwei Cents bin ich Dir auch sehr dankbar. Aber wie gesagt, es geht hier ja gar nicht um Lavagnino, ich werde mir auch bestimmt keine Westernscores mehr von ihm kaufen, es sei denn, mich überzeugen die Musik im Film oder die Hörproben. Dieser Musik bin ich nicht aus dem Weg gegangen, weil ich den de Masi haben wollte. Da konnte ich die halbe Stunde Lavagnino ignorieren, aber wozu? Die CD war da, die Musik auch. Mehr als zweimal habe ich das auch nicht gehört und werde es bestimmt auch nicht nochmal hören. Auf die Alhambra-Veröffentlichung bin ich gespannt.

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AL DI LA' DELLA LEGGE - Riz Ortolani

 

Bei AL DI LA' DELLA LEGGE handelt es sich um einen sympathischen kleinen Western, der sich angenehm von den üblichen Figurenkonzeptionen und Handlungsklischees abhebt, ohne in übertriebene augenzwinkernde und ironische Selbsgefälligkeit zu verfallen. Lee van Cleef gibt hier den freundlichen Betrüger, der das Greenhorn, das er mit seinen zwei Kumpanen ausraubte nun zu unterstützen vorgibt und sich schließlich zum Sheriff der kleinen Minenstadt Silver Town mausert. Bud Spencer ist in einer seiner wenigen Rollen als glattrasierter Unsympath zu sehen, der als Minenchef das Gold über Menschenleben stellt.

 

Die Musik von Riz Ortolani verbindet klassische europäische Stilismen mit dem Breitwandklang Hollywoods. Das Juwel seiner ansprechenden Filmmusik ist ohne Frage das ausladende Hauptthema, das sofort weite amerikanische Landschaften, lange Ritte und kleine Westernstädte vor dem geistigen Auge zaubert, ohne jedoch auf typische Copland-Maniersimen zurückzugreifen. In ihren weichen Streicherklängen, dem E-Bass und den Hornlinien klingt die Musik sehr europäisch, weniger auftrumpfend und zackig und erinnert vielmehr an Martin Böttcher als an Tiomkin und Steiner.

Das Hauptthema bildet das Zentrum der Musik und ist entsprechend oft zu hören. Meistens klingt es in den Streichern und Bläsern, ist sehr eingängig und wird überraschend wenig variiert. Für die sympathische Gaunerbande um Lee van Cleef komponierte Ortolani eine vergnügte Country-Musik, in der das Thema vom Banjo vorgetragen und dezent von der E-Gitarre, dem E-Bass und zurückhaltendem Schlagzeug begleitet wird. Zusätzlich wird der Hörfluss von diversen Source-Musiken und einem verruchten Song aufgelockert, sodass auch die häufigen Darbietungen des Hauptthemas nicht störend auffallen. Die aggressiven Schläge der Pauke und des Ambosses für den Bösewicht Burton, der zum Schluss den ganzen Kirchenchor als Geisel nimmt, fehlen auf der CD vollständig. Ohnehin ist die Musik nicht komplett, dass das Album dennoch alternative Fassungen von einzelnen Titeln enthält, lässt vermuten, dass alles, was noch zu retten war, auf die CD gepresst wurde.

 

Insesgamt handelt es sich bei AL DI LA' DELLA LEGGE zwar um keinen Pflichtkauf, allerdings wartet die Musik mit einem sehr schönen Thema und weiteren netten Passagen auf, die gekonnt Westernflair verbreiten. Da sieht man dann auch gerne über den Mangel an Variationen des Hauptthemas und die wenig spannenden Suspense-Passagen hinweg.

 

Wer eine möglichst chronologische Filmreihenfolge programmieren möchte, halte sich an diesen Vorschlag:

 

01 – Vorspann

22 – Vorspann (alternativ)

02 – Vorspann II, Lucy (Mundharmonika), Vorspann III

03 – Die Kassette wird gestohlen, Die Postkutsche trifft in Silver Town ein

04 – Saloonklavier I

24 – Lolas Song

21 – Lolas Song (alternativ)

12 – Lolas Song (Klavier)

05 – Nächtliche Besprechung/Al folgt Ben

06 – Der Plan

08 – Musik bei der Minenkantine

10 – Die Taschen werden vertauscht

09 – Planwagenfahrt und Überfall

07 – Einbruch

13 – Bens Uhr

14 – Grillhähnchen und Revolver

18 – Tanz auf dem Volksfest I

16 – Tanz auf dem Volksfest II

23 – Kirchenchor

19 – Sheriff Cudlip

11 – Als Mundharmonika

15 – Als Mundharmonika (alternativ)

17 – Schießerei bei der Mine

20 – Burtons Tod & Finale

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SPARA GRINDO SPARA - Sante M. Romitelli

 

Der im Vergleich zum plumpen Originaltitel recht poetische deutsche Verleihtitel IM STAUB DER SONNE spielt auf die zentrale Szene, einen langen Marsch der beiden Protagonisten an: Der Deserteur Chad Stark nimmt vom Rinderbaron Don Miguel den Auftrag an, nach seinem entlaufenen Sohn Fidel zu suchen - angeblich weil er sich um ihn sorgt. SPARA GRINGO SPARA ist letzten Endes ein recht zügig inszeniertes, aber wenig anspruchsvolles Katz-und-Maus-Spiel zwischen den beiden Protagonisten, in dem Fidel immer wieder versucht zu entkommen und letzten Endes von Chad eingefangen wird. Unterwegs schlagen sich die beiden mit der Banidtenbande des sogenannten "Major" Charlie Doneghan herum, bekommen mit der richtigen Armee Ärger und treffen die schöne Witwe Jocelyn.

 

Sante Romitellis Musik zu diesem unterhaltsamen Western ist überaus poppig geraten, entbehrt aber stellenweise nicht einer gewissen Coolness. Im Fokus steht ein kleines bandartiges Ensemble, das mit E-Gitarre, E-Bass, Schlagzeug und Cembalo sowie Hammondorgel besetzt ist. Diese Band wird häufig von den Streichern sowie einigen Holz- und Blechbläsern unterstützt. Es überrascht, wie sehr die Musik trotz ihres äußerst anachronistischen Klangcharakters den Film atmosphärisch zu unterstützen mag. Neben den kernigen E-Gitarrenklängen, die man bereits aus anderen Italowestern gewohnt ist, setzt insbesondere die Orgel einige markante Akzente. Insbesondere in dem langen Wüstenmarsch sorgt der flirrende Klang in hoher Lage für die notwendige musikalische Untermalung der brennenden Hitze. Dahingegen sind besonders die Ritt-Musiken sehr poppig geraten, was dem prominenten Einsatz des Schlagzeugs geschuldet ist. Daneben gibt es einige ruhigere Variationen der beiden Hauptthemen für Gitarre und Cembalo sowie eine mexikanisch angehauchte Source-Musik und das unverzichtbare Saloon-Klavier.

 

Auszüge aus der Musik erschienen erstmals zum Filmstart auf LP, bevor GDM anscheinend jede überlebende Sekunde der Aufnahmen veröffentlichte. Letzten Endes wirft diese Präsentation einige Fragen auf. Es scheint so, als hätte Romitelli mehrere Passagen direkt auf den Film komponiert, insbesondere die Musik zum Wüstenmarsch ist derart synchron auf das Bild abgestimmt, dass es direkt für diese Szene geschrieben sein muss. Auf der anderen Seite ist ein großer Teil der auf CD vertretenen Musik im Film nicht zu hören, andere Passagen werden nach rund 20 Sekunden wieder ausgeblendet. Es ist also möglich, dass der Komponist auch mehrere Stücke einfach so aufnahm, die später im Film keine Verwendung fanden. Allein zum Hauptthema existieren drei Fassungen, von denen keine in vollständiger Form zu hören ist. Für die CD wurden mehrere kurze Passagen zusammengefasst, sodas auch innerhalb diverser Titel kurze Passagen auftauchen, die im Film nicht vorkommen.

 

Letzten Endes ist die CD-Präsentation etwas unglücklich geraten, da es durchaus ermüdend sein kann, sich durch eine Stunde Musik z hören, von der ungefähr ein Großteil fühlbares Stückwerk oder alternatives Material ist. Allerdings ist SPARA GRINGO SPARA für mich ein positives Beispiel für eine poppige Filmmusik, die in Auszügen immer wieder Spaß macht, allem voran natürlich das Hauptthema. Dieses ist auch auf dem Album ("Spaghetti Western Encyclopedia Vol. 3" vertreten, die komplette CD eignet sich da weniger zum Durchhören.

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IL VIGLIACCHI NON PREGANO - Gianni Marchetti

 

Mit SCHWEINEHUNDE BETEN NICHT ist dieser Film einigermaßen akkurat übersetzt. Im Gegensatz zu vielen anderen Italowestern bietet IL VIGLIACCHI NON PREGANO eine interessante Ausgangsposition: Der Südstaatler Brian Clark wird nach Kriegsende von Soldaten der Nordstaatenarmee überfallen. Seine Freundin wird getötet und er verliert das Gedächtnis und wird von Daniel gesund gepflegt. Clark entwickelt sich langsam zu einem moralverachtenden Zyniker, der schließlich auch vor Mord und Raub nicht zurückstreckt. Damit spitzt sich der Konflikt zeischen Daniel und Clark immer weiter zu, da letzterer mittlerweile einen Sheriffposten angenommen hat. So interessant das nun auch klingen mag, gelingt es dem Film nicht leider nicht vollständig zu überzeugen. Zu uninspiriert ist die Inszenierung, von einigen optischen Schmankerln einmal abgesehen, und die Darsteller zu wenig ambitioniert.

 

Die Musik schrieb Gianni Marchetti, der für die Produktion nicht nur ein mittelgroßes Orchester, sondern auch einen Chor zur Verfügung hatte. Seine Vertonung gehört zu den besseren Aspekten des Films und weiß auch außerhalb des Films zu überzeugen. Interessanterweise kommt die Musik im Film (und somit auch auf CD) fast vollständig ohne Suspense-Passagen aus. Fast jedes Stück ist thematisch gearbeitet.

Insgesamt komponierte Marchetti drei Themen, die immer wieder variiert und hin und wieder auch kombiniert werden. Das während des Vorspanns eingeführte Hauptthema besteht aus einer unterschiedlich rhythmisierten Dreitonzelle, die auch gespiegelt und sequenziert wird. Sie wird oft vom Chor intoniert, mal gepfiffen und mal gesummt. Marchetti gelingt es, diese Melodie als zackiges Marschthema über einem Rhythmus der kleinen Trommel ebenso variieren wie sie in ruhige Momente einzupflegen. In Nr. 4 „Colp Sbagliato“ steigert er das Dreitonmotiv sogar zu einem Morricon'schen Höhepunkt!

Das zweite Thema wird stets eingesetzt, wenn geritten wird oder große Landschaftsaufnahmen in Szene gesetzt werden. Von der Gitarre über sanfte Streicherklänge und Chorvokalisen vorgetragen, wächst es zu einem schwelgenden Orchestertutti über einen treibenden Rhythmus der kleinen Trommel und des Tamburins heran, erklingt sanft in der Sologitarre oder auch als Sopranvokalise. Vom Gestus her ist es weitaus mehr den europäischen Westernvertonungen verpflichtet als dem Breitwandbombast der amerikanischen Produktionen. Man könnte ihm gehässigerweise sogar fast eine Nähe zur Schlagermelodie vorwerfen.

Das als Liebesmotiv fungierende dritte Thema wird ebenfalls – häufig variiert – zu Gehör gebracht. Häufig erklingt es in der Sologitarre, manchmal aber auch als „Ritt-Musik“ und sogar als „Deguello“-Anspielung in der Solotrompete über rauhe Gitarrenbegleitung.

Ein weiteres Merkmal für diese Musik dürfte der häufige Einsatz der Celesta, des Glockenspiels und des Cembalos sein, die in Kombination mit der Gitarre oder anderen Soloinstrumenten einen sehr zarten und zerbrechlichen Eindruck erwecken und sich so zu den orchestraleren Passagen absetzen. Auch der häufige Einsatz des Chors, der ausschließlich textlos eingesetzt wird, verleiht dieser Musik ihren bestimmten Charakter.

 

Gianni Marchetti komponierte für den Film eine große Anzahl sehr kurzer Stücke und nur wenige Titel, die länger als anderthalb Minuten laufen. Diese wurden bereits 1970 mit Auszügen aus der Musik zu SETTE BASCHI ROSSI auf LP herausgebracht, 2006 folgte dann die erweiterte Fassung auf CD. Auf diesem Album ist die frühe LP-Zusammenstellung vertreten, während ein Großteil der restlichen Stücke in die Bonus-Sektion zu finden sind. Hier wurden oft mehr als drei einzelne Stücke unter einem Titel zusammengefasst, um einen fließenderen Hördurchgang zu ermöglichen. Wie so oft finden sich auf der CD alternative Fassungen und im Film nicht gehörte Passagen, während einige wenige Stücke, die im Film zu hören sind, es nicht auf die CD geschafft haben. Ich gehe davon aus, dass das dem Alter der Aufnahmen geschuldet ist und nicht mehr jede Sekunde erhalten war. Wie so oft lässt sich das auch im Falle von IL VIGLIACCHI NON PREGANO verschmerzen, sind doch geschätzt 90% der Musik auf der CD vertreten.

 

Letzten Endes kann ich eine Empfehlung für diese Musik aussprechen, gesetzt man hat etwas für melodiöse Filmmusik mit eingängigen Themen, die in klassischer europäischer Westernmanier gearbeitet sind und ansprechend variiert werden. Selbst bei der knappen Laufzeit von rund 35 Minuten kann es allerdings ermüden, immer wieder nur dieselben drei Themen zu hören. Hier müsste dann jeder für sich eine kürzere Auswahl treffen.

 

Und hier ein kleiner Überblick, wie das Album zusammengestellt ist:

 

06 – Vorspann I & II

05 (00:00 – 00:53) – Am Lagerfeuer I

14 (00 – 02:10) – Am Lagerfeuer II

01 – Western-Panorama (Daniels Wanderung)

16 – Western-Panorama (Filmversion)

10 (00:17 – 00:34) – Brian rettet Daniel und Robert

13 (01:41 – 02:10) – Ritt zur Stadt

14 (02:10 – 03:05) – Der Farmer wird bestraft

13 (00:00 – 00:44) – Brian erblickt Julie

12 (00:00 – 00:44) – Brian und Daniel reiten

11 (01:55 – 02:30) – Der Kuss

12 (00:45 – 01:15) – Die Banditen kommen angeritten

09 (01:35 – 02:53) – Brian kämpft gegen Tom

15 (00:00 – 00:33) – Nach dem Zweikampf

10 (02:18 – 02:45) – Kopfgeld

11 (01:23 – 01:55) – Brian und Julie I

08 (00:31 – 01:41) – Daniel, Robert und Julie reiten fort

10 (00:34 – 01:25) – Die Gehenkten

11 (00:00 – 00:55) – Brian besucht Julie

15 (00:33 – 01:31) – Brian und Julie II

13 (00:59 – 01:41) – Schatten der Vergangenheit

13 (00:44 – 00:58) – Bankraub

11 (00:55 – 01:22) – Roberts Tod

09 (00:40 – 01:06) – Brians Flucht nach Mexiko

05 (00:53 – 01:25) – Daniel findet Roberts Leiche

08 (00:00 – 00:31) – Daniel findet Roberts Leiche (alternativ)

03 – Daniel verfolgt die Banditen nach Mexiko

09 (01:06 – 01:35) – Die Armee umstellt die Banditen

15 (01:32 – 02:29) – Nachts im Fort

09 (00:00 – 00:40) – Die Armee nimmt die Verfolgung auf

02 – Brians und Julies Flucht

12 (01:15 – 02:36) – Brian im Schacht

04 – Julies Tod

07 – Brians Tod/Finale

 

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IL VENDITORI DI MORTE - Mario Migliardi

 

Bei diesem in Deutschland unter dem Titel 1000 DOLLAR KOPFGELD verliehenen Film handelt es sich um einen Westernkrimi: Klaus Kinski sitzt als Chester Conway im Gefängnis und wird zum Tode verurteilt, weil er an einem Saloonüberfall beteiligt gewsen sein soll, der eine Prostituierte und den Barmann das Leben gekostet hat. Die Saloonbesitzerin Polly hasst Conway so sehr, dass sie Mr Silver, einen revolverschwingenden Privatdetektiv engagiert, der Conways Unschuld beweisen soll, weil sie ihn nicht der Justiz überlassen will. Mr Silvers Ermittlungen kosten einigen Stadtbewohnern das Leben, bevor sich endlich der wahre Täter zu erkennen gibt.

Insgesamt handelt es sich bei IL VENDITORI DI MORTE zwar um kein Meisterwerk, aber um unterhaltsame anderthalb Stunden. Wie gewohnt ist Kinski letzten Endes nicht so häufig zu sehen, wie Vorspann und Plakat es einen glauben lassen, stattdessen steht Gianni Garkos Charakter des abenteuerlustigen Mr Silver im Vordergrund.

 

Mario Migliardis Musik zum Film ist überaus unspektakulär, manchmal sogar unpassend, wobei das nicht immer die Entscheidung des Komponisten gewesen sein muss. Es scheint so, als hätte Migliardi mehrere Stücke aufgenommen, die im Nachhinein auf den Film gelegt wurden. Mehrere Passagen, die aufgenommen wurden, sind nicht im Film zu finden, andere wiederum wurden mehrfach eingesetzt. Viele Stücke wurden nur auszugsweise im Film verwendet. Dass sie immer für die jeweiligen Szenen zurechtgestutzt werden mussten, sich teilweise in mehrere unterschiedliche Szenen einfügen lassen und in sich stets eine sehr gschlossene Form haben weist darauf hin, dass sie unabhängig vom Film aufgenommen wurden.

Die Musik selber ist mit offensichtlich sehr gerngem Bugdet entstanden: Streicher fehlen völlig und Bläser sind nur solistisch besetzt. Durch den häufigen Einsatz des Schlagzeugs, des Einsatzes und der E-Orgel bekommt die Musik häufig einen poppigen Anstrich. Ich würde die Musik nicht völlig verurteilen wollen, insbesondere das melancholische Hauptthema in der Solotrompete über dezente Schlagzeugbegleitung und die sehr schmissige Gitarrenmusik für die Reitszenen mit Mr Silver machen schon Spaß anzuhören. Viele Stücke jedoch bleiben sehr eintönig und öde, bieten an sich schon nicht viel interessantes musikalisches Material und verlieren stets über ihre gesamte Laufzeit an Spannung. Das primitive Getrommel, das wahrscheinlich für die Schlägereien unter den Goldgräbern gedacht war, kann einem ebenso schnell auf die Nerven gehen wie die elektronischen Passagen, von denen glücklicherweise nur sehr wenig auf der CD vertreten sind.

 

In der insgesamt 53 Minuten langen Fassung kann man sich das Album getrost sparen. Das Hauptthema und zwei, drei andere Stücke wären es wert, auf einem Sampler veröffentlicht zu werden, aber so wirkt die CD nur ermüdend und anstrengend. GDM hat vermutlich alles, was sie kriegen konnten, auf die CD gepresst, sodass mehrere Stücke, die nicht im Film zu hören, sind, es auf das Album geschafft haben. Von den elektronischen Passagen, die nicht auf der CD vertreten sind, haben vermutlich die Bänder nicht mehr überlebt.

 

Hier noch ein kleiner Vorschlag für eventuelle Titelnamen:

 

01 – Vorspann

15 – Vorspann (alternativ)

02 – Der Mord

04 – Saloon-Musik I

05 – Überfall

06 – Chester Conway und sein Anwalt

14 – Das Urteil

07 – Nach dem Zweikampf

10 – Mister Silver reitet in die Stadt

08 – Schlägerei unter den Goldgräbern I

19 – Saloon-Musik II

18 – Mister Silver im Gefängnis

03 – Mister Silver verfolgt den Attentäter

13 – Nächtlicher Besuch

16 – Der Lauscher

12 – Stiefel

23 – Mr Silver reitet

24 – Schlägerei unter den Goldgräbern II

22 – Mr Silver und der Goldgräber in der Stadt/Der Anschlag

20 – Leere Seiten

25 – Finale

 

09 – Nicht verwendet

11 – Nicht verwendet

17 – Nicht verwendet

21 – Nicht verwendet

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Versuch doch mal Revolutionswestern als thematische Klammer. 

 

Best of the Best:

 

Il Mercenario (Morricone)

Vamos A Matar Companeros (Morricone)

Uomo Avvisato Mezzo Ammazzato... Parola Di Spirito Santo (Nicolai)

Tepepa (Morricone)

 

...und wahrscheinlich noch ein paar, die mir gerade nicht einfallen;

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Die habe ich auch schon ins Auge gefasst, allerdings gehe ich davon aus, dass die Morricone-Musiken bald in der "Doppeldecker"-Reihe von GDM neu aufgelegt werden und wollte da ein bisschen warten. Ich habe nämlich viel zu wenig Morricone und wollte diese Doppel-CD-Reihe nutzen, meine Sammlung bei einem guten Preisleistungsverhältnis weiter aufzustocken. Bisher sind ja schon einige Westernmusiken in dieser Reihe erschienen wie FACCIA A FACCIA oder LE PISTOLE NON DISCUTONTO. Mit den letzten vier CDs habe ich auch schon ältere Einträge hier noch einmal "abgearbeitet", bevor es heute mit Bruno Nicolai weitergeht.

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Wenn man ein bißchen länger in der Filmmusikszene unterwegs ist und weiß, was eigentlich hinter den Kulissen abläuft, dann kann man von einem guten Preisleistungsverhältnis bei den Morricone-Doppel-CDs von GDM ganz bestimmt nicht sprechen. Eher von einem allerletzten Aufgebot, weil Alles Andere für sie eben nicht mehr läuft. GDM ist ein ziemlich gerissener Verein, wo es allein nur noch um kommerzielles Kalkül geht und um nichts Anderes mehr. Dahinter stecken keine Idealisten oder große Filmmusik-Liebhaber wie bei den kleineren Labels - zumindest nicht mehr seit sie nunmehr ab Dezember 2014 alle ihre anderen CD-Serien, die sich in den letzten Jahren immer schlechter abgesetzt haben, völlig eingesteltl haben. Liebloser als was die derzeit machen gehts gar nicht mehr. Die Morricones, die sie jetzt (wieder) bringen, wurden ja alle schon einmal, meist sogar mehrmals, veröffentlicht in den letzten 10-15 Jahren. Da holt man einfach die alten CD-Master aus dem Archiv raus, schmeißt zwei meist thematisch überhaupt nicht zusammenpassende Morricones zusammen und lacht sich ins Fäustchen, daß die Sammler, denen eventuell der eine Score von den beiden fehlt, den anderen noch mitkaufen müssen, wenn sie ihn haben wollen. Das mag für unerfahrene jüngere Sammler noch interessant aussehen, aber wenn man ein paar Jahre dabei ist, dann sieht man sofort: Es ist nichts weiter als reine Abzockerei.

Ich weiß auch aus erster Hand, daß da kein neues Mastering gemacht wird für diese rund 50 Doppel-CDs, sondern es wird überhaupt nichts dran gemacht, sondern einfach die alten Kamellen aus dem Keller geholt und nochmals neu verkauft. Die Sachen aus dem General Music und RCA-Archiv gehören ihnen eh selber. Das ist für die deshalb mit ganz geringem Aufwand und so gut wie keinen Kosten verbunden, so eine Doppel-CD zu produzieren. Und dann verlangen sie dafür noch 27 Euro wie bei Intermezzo oder 30 Dollar wie bei SAE. Das ist ja absolut lachhaft, wenn man weiß, wie billig das für die eigentlich zu fabrizieren ist. Und dann diese einfallslosen und miesen Cover. Unglaublich, wie das vebraten wird, da kann man nur den Kopf schütteln.

Rein kommerzielles Kalkül und sonst gar nichts mehr. Von Liebe zur Sache kann da überhaupt nicht mehr die Rede sein. Ich würde mich hüten so was von denen noch zu kaufen und denen ihr jetziges Geschäftsgebaren sozusagen noch zu unterstützen. Es ist wirklich übel, was die treiben. Und noch was Anderes zu machen auf CD interessiert sie ja ohnehin nicht mehr. Andere kleinere Labels zahlen bei ihren CDs meist drauf, GDM auf der anderen Seite stoppt jetzt jegliche CD-Produktion, wenn der Fall eintreten sollte.

Das heißt, von den Produktionskosten her könnten die die Doppel-CDs ohne mit der Wimper zu zucken eigentlich für weniger als 20 Euro anbieten, aber das machen sie natürlich nicht, weil sie sonst nicht abkassieren können.

Zudem werden natürlich Limitierungen auf 300 Stück nur deshalb gemacht, um die Leute zu ködern, die CDs so schnell wie mögich zu kaufen. Natürlich spart man sich dabei erneut Produktionskosten bei so einer geringen Auflage. Es ist schon ein knallhartes Geschäft, was hier läuft. Da muß ich sagen: Nein, bei so was hörts bei mir auf.

Natürlich machen sie jetzt auch noch Morricone-LPs, weil der Markt das im Moment hergibt. Und ebenfalls keine anderen italienischen Komponisten mehr. Es ist wirklich sehr schade, was aus GDM geworden ist.

VAMOS A MATAR COMPANEROS haben sie erst im Mai auf LP mal wieder gebracht. Da werden sie folglich noch ein Weilchen warten bis sie den wieder auf CD bringen.

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Wenn man ein bißchen länger in der Filmmusikszene unterwegs ist und weiß, was eigentlich hinter den Kulissen abläuft, dann kann man von einem guten Preisleistungsverhältnis bei den Morricone-Doppel-CDs von GDM ganz bestimmt nicht sprechen. Eher von einem allerletzten Aufgebot, weil Alles Andere für sie eben nicht mehr läuft. GDM ist ein ziemlich gerissener Verein, wo es allein nur noch um kommerzielles Kalkül geht und um nichts Anderes mehr. Dahinter stecken keine Idealisten oder große Filmmusik-Liebhaber wie bei den kleineren Labels - zumindest nicht mehr seit sie nunmehr ab Dezember 2014 alle ihre anderen CD-Serien, die sich in den letzten Jahren immer schlechter abgesetzt haben, völlig eingesteltl haben. Liebloser als was die derzeit machen gehts gar nicht mehr. Die Morricones, die sie jetzt (wieder) bringen, wurden ja alle schon einmal, meist sogar mehrmals, veröffentlicht in den letzten 10-15 Jahren. Da holt man einfach die alten CD-Master aus dem Archiv raus, schmeißt zwei meist thematisch überhaupt nicht zusammenpassende Morricones zusammen und lacht sich ins Fäustchen, daß die Sammler, denen eventuell der eine Score von den beiden fehlt, den anderen noch mitkaufen müssen, wenn sie ihn haben wollen. Das mag für unerfahrene jüngere Sammler noch interessant aussehen, aber wenn man ein paar Jahre dabei ist, dann sieht man sofort: Es ist nichts weiter als reine Abzockerei.

 

Das kann ich absolut nachvollziehen. Ich persönlich bin zwar auch schon lange dabei, aber eben weniger bei den italienischen Labels. Insofern muss ich tatsächlich nichts doppelt kaufen, weil mir fast alles aus dieser Reihe noch fehlt. Insofern ist es in meinem Fall ein gutes Preisleistungsverhältnis, da ich sonst locker um die 40 bis 45 € für zwei Alben bezahlen würde, die ich jetzt um 25€ bekomme. GDM hat halt genug Rechte, um sich auf Morricone auszuruhen, schade, dass sie so wenig aus ihren anderen Sachen machen.

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Davon profitiert GDM natürlich auch. Obwohl es nicht ganz stimmt, daß man die früheren GDM-Alben nicht mehr über den Second Hand-Markt irgendwo erhalten würde.. Wenn man sich ein wenig umschaut, ist im CD-Bereich, wenn es sich nicht um ganz top-rare und uralte Editionen handelt, doch heutzutage Einiges möglich. Z.B. würdest Du die Vorgänger-Ausgaben von LE PISTOLE NON DISCUTONO oder FACCIA A FACCIA bei eBay Italien für je nicht mal 20 Euro jederzeit bekommen. Also so rar sind die nun auch wieder nicht.

Für Jemanden, der erst jetzt bei Morricone einsteigen will, mag die GDM-Politik ja noch halbwegs annehmbar sein, aber ansonsten kann man wirklich nur noch müde abwinken. Denn es geht nur noch darum: Wie kann man noch am Ehesten Geld aus den hauseigenen Morricone-Scores herausmelken, wenn man sie auf CD veröffentlicht?

Denn das grunsätzliche Problem ist eben, daß durch den Rückgang der CD-Verkäufe in den letzten 2-3 Jahren gerade hinsichtlich Italien es sich für GDM nicht mehr lohnt, noch irgendwas Anderes als Morricone auf CD herauszubringen. Es gab eine Zeit vor rund 4-5 Jahren, wo durchaus immer wieder interessante und ausgefallene Scores erschienen, vor allem in der GDM/Legend-Serie und durchaus auch mal im GDM Club mit Intermezzo zusammen, aber diese Zeiten sind einfach vorbei und das läßt sich nicht mehr groß umändern. Sie haben jetzt Anfang des Jahres versucht, ein paar nie veröffentlichte RCA-Scores aus den 60ern und 70ern nur noch als digitalen Download bei iTunes anzubieten. Ich habe das auch nur über Andere mitbekommen, da ich iTunes nicht habe, aber offenbar ist die Geschichte seit rund drei Monaten auch wieder ziemlich eingeschlafen.Was mich allerdings überhaupt nicht wundert: Wer wird sich denn dort schon etwa IL FISCHIO AL NASO von Usuelli oder LA DONNA DEL LAGO von Rossellini, die zudem nicht promotet werden, kaufen bzw. downloaden wollen? Sicherlich ist es weitaus biiliger für GDM, so was nicht mehr auf CD pressen zu lassen und allein digital anzubieten, aber im Endeffekt kommt wie man sieht doch auch wieder nichts dabei rum, weil es überhaupt zu wenige Sammler gibt, die das interessiert. Wenn schon nicht auf CD, dann noch weniger als digitalen Download.

Nur ist eine Sache ziemlich klar, nachdem sich letztes Jahr ihre 300er-CD-Editionen schon nicht mehr ausverkauft haben: Auf CD macht GDM für die Zukunft nichts Anderes mehr als Morricone und eben im Prinzip da fast nur noch die recycelten Doppelpacks. Und selbst da ja nicht mal mehr 500, sondern nur noch 300 Exemplare pro Scheibe. So ist die Lage eben. Und die wird nicht mehr besser.

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UN UOMO CHIAMATO APOCALISSE JOE – Bruno Nicolai

Der deutsche Verleihtitel SPIEL DEIN SPIEL UND TÖTE, JOE ist durchaus akkurat, handelt es sich bei dem Protagonisten, der erstaunlicherweise nicht in Django umbenannt wurde, um einen wandernden Schauspieler. Leider ist dieser wie auch einige weitere originelle Einfälle viel zu unausgegoren, als dass ansatzweise verständlich wird, warum Joe einerseits Shakespeare zitiert und andererseits während seiner Vorstellung Pistoleros durch den Requisitentotenkopf erschießt, wie wir es im Vorspann zu sehen bekommen. Derartige Elemente, die sich auszubauen lohnen würde, um sich von einer Vielzahl gleicher Italowestern abzusetzen, werden allerdings durch die zeitlich extrem ausgekosteten Schießereien im Keim erstickt. Mehr als die Hälfte der Spieldauer sehen wir dem Protagonisten und seinem Helfer, einem alkoholsüchtigen, aber gewitzten Barbier dabei zu, wie sie einen Banditen nach dem anderen möglichst effektvoll abknallen. Besonders während des dreißigminütigen Showdown beginnt man sich allmählich zu fragen, wo Bösewicht Berg denn immer neue Handlanger herzaubert, die dem Protagonisten als Schießbudenfiguren dienen können. Ein verzichtbarer, in seiner Plumpheit fast schon ärgerlicher Streifen.

Ganz anders verhält es sich da mit der Musik Bruno Nicolais, der eine einfallsreiche und unterhaltsame Vertonung zu dieser Ballerorgie komponierte. Der Komponist wandelt unmissverständlich auf den Pfaden Morricones, kaum ein Klischee der Italowesternmusik wird ausgelassen. Dennoch begnügt sich Nicolai nicht mit einem bloßen Flickenteppich aus Anspielungen und Plagiaten, sondern schuf eine in sich konsistente und gehaltvolle Musik.

Bereits in der dreiminütigen Vorspannmusik etabliert der Komponist mehrere thematische Einfälle in typischem Gewand: Ein Ton der E-Gitarre eröffnet die Musik, bevor sich das Hauptthema des Protagonisten in der Blockflöte über die Begleitung einer Mandoline legt. Es schließt ein weiterer melodischer Gedanke im Fagott an, das in hoher Lage mit den warmen Streicher einen weichen Klang erzeugt. Daran schließt ein kurzes schnelleres Thema in der E-Gitarre über den treibenden Rhythmus der tiefen Streicher und der kleinen Trommel an, bevor noch einmal die lyrische Fagott-Melodie erklingt, nun ebenfalls über das treibende Rhythmische Fundament und ausladende im Orchestertutti. Es ist auffallend, dass Nicolai auf übliche Italowestern-Gimmicks wie Tiergeräusche, Peitschenknallen etc. verzichtet.

Die wichtigste Stellung nimmt natürlich das erste Thema, das von der Blockflöte vorgestellt wurde, im weiteren Verlauf der Komposition ein. Es begleitet, meistens in derselben Instrumentierung, den Protagonisten bei Ritten, Beobachtungen und anderen Handlungen. Dem gegenübergestellt ist das Thema für den Bösewicht und Unterdrücker der kleinen Stadt Landberry, das meistens in der kernigen E-Gitarre über einen beständigen Rhythmus der Streicher erklingt. Wie auch im Vorspann ist es insbesondere der Einsatz der E-Gitarre, der bei dieser Musik an den Großmeister Morricone erinnert. Das Thema für Bergs Bande erklingt aber ebenfalls über den typischen „Ritt-Rhythmus“, wenn sich die Banditen für den großen Showdown nähern. Hier legt Nicolai es dann in die Blechbläser.

Außerdem entwarf Bruno Nicolai ein kleines Seitenthema für Joes Nebenberuf als Schauspieler, das mit seiner statischen Harmonik und der archaischen Melodieführung etwas durchaus „urtümliches“ oder „archaisches“ hat. Dieser Eindruck wird insbesondere durch die Instrumentierung verstärkt wie beispielsweise durch den Einsatz des Tamburins.

Wegen der unheimlich großen Anzahl diverser Schießereien musste der Komponist einen großen Anteil an Suspense-Musik komponieren. Für die Szenen in der Goldmine zu Beginn des Films reichert Nicolai seine Suspense-Passagen mit einzelnen fragmentarischen Motiven in den Holzbläsern mit schillernden Belltree-Glissandi an. Ansonsten gibt es die üblichen nervösen Klangholzschläge, angerissene Gitarrenakkorde und einzelne dumpfe Einwürfe des Schlagzeugs.

Auch wenn SPIEL DEIN SPIEL UND TÖTE, JOE nicht mit Musik zugekleistert ist, so ist sie sehr präsent eingesetzt. Sie wertet den Film ohne Frage auf, da sie weitaus elaborierter ist als der Rest des Films. Nicolai entwarf genug Themen und Motive, die er ansprechend variierte und versah den Film mit dem Schauspieler-Thema eine wohltuende Portion Witz und Ironie.

Bei Beat Records erschien mit über 47 Minuten die fast vollständige Filmmusik auf CD, wobei kürzere Stücke zusammengefasst wurden. Das ergibt in einigen Fällen Sinn, da einige Titel auch im Film aufeinanderfolgen wie die beiden Stücke, die in „Sequenza 05“ zusammengefügt wurden, oder weil sie thematisch miteinander verwandt sind wie in „Sequenza 12“. Allerdings ist es fraglich, ob es dem Hörfluss so gut tut, wenn drei kürzere Suspense-Passage zu einer einer einzigen fast fünfminütigen Aneinanderreihung zusammengefasst werden. Man kann Nicolai den hohen Suspense-Anteil nicht vorwerfen, allerdings würde es dem Album nicht schaden, programmierte man Nr. 12 einfach heraus. Dass die Stücke hinsichtlich der Filmreihenfolge aus der Chronologie gebracht wurden, ist hingegen kein negativer Aspekt, weil das Album so abwechslungsreicher geworden ist.

2012 veröffentlichte Beat Records eine siebene Minuten längere Fassung, die ich nicht kenne. Ich gehe aber davon aus, dass die Musik hier nicht mehr gewinnen kann und man ruhig beim alten Album bleiben kann, zumal dieses mit LO CHIAMAVANO TRESETTE...GIOCAVA SEMPRE CON IL MORTO eine weniger interessante, aber nette Dreingabe enthält. Auch in der neuen Fassung dürften wieder einzelne Titel zusammengefasst worden sein.

Und hier noch die Filmreihenfolge:

01 – Vorspann

02 – Joe reitet nach Landberry

09 – Saloonklavier

08 – Joe beobachtet die Mine

12 (02:09 – 02:50) – Joe und der Sheriff

04 – Bergs Männer reiten in die Stadt

12 (01:22 – 02:09) – Konfrontation im Saloon

10 – Bergs Männer im Saloon

03 – Einer nach dem anderen

11 – Der Schausteller

05 – Bruder Joe/MacBeth

14 (00:00 – 00:27) Nach der Vorstellung

15 – Berg bei den erschossenen Bandenmitgliedern/Berg erschießt Sheriff Floyd

14 (00:27 – 01:35) Floyds Leiche erreicht die Stadt

06 – Bergs Bande reitet zur Stadt I

07 – Bergs Bande reitet zur Stadt II/Joe erwartet die Banditen

13 – Die Banditen treffen in Landberry ein

12 (02:50 – 04:30) – Zum Saloon

12 (00:00 – 01:22) – Ritas Tod

16 – Feuer

17 – Bergs Tod/Finale

 

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LO CHIAMAVANO TRESETTE...DIOCAVA SEMPRE CON IL MORTO - Bruno Nicolai

 

Wenn man bedenkt, dass der Italowestern sein Zenit 1973 breits überschritten hatte, kommt LO CHIAMAVANO TRESETTE...DIOCAVA SEMPRE CON IL MORTO überraschend frisch daher, wenn man sich drauf einlassen kann. Letzten Endes ist der Film eine reine Zirkusnummer, denn das Gebotene hat kaum mehr etwas mit Selbstironie zu tun. Italowesternstammschauspieler George Hilton überzeugt als trickreicher Revolvermann Tresette, der mit dem rüpelhaften aber gutmütigen Sheriff Bambi einen Goldtransport nach Dallas begleitet und sich auf dem Weg mit allerlei Gesindel herumschlagen muss. Es vergeht kaum eine Minute ohne platte Sprüche und die zahlreichen Schlägereien dauern oft mehrere Minuten. Die finale Konfrontation gipfelt schließlich in einer Tortenschlacht. Wie gesagt: Es kann Spaß machen, wenn man sich drauf einlässt.

 

Bruno Nicolai war als enger Freund und Mitarbeiter Ennio Morricones und viele eigene Filmmusiken dem Italowestern sehr vertraut, hatte sogar bestimmte musikalische Stilmerkmale dieses Genres mit festgelegt. Für LO CHIAMAVANO TRESETTE...DIOCAVA SEMPRE CON IL MORTO schuf er eine sehr poppige Musik mit zahlreichen eingängigen Themen.

Das im Vorspann eingeführte Hauptthema besteht aus einer sehr vergnügten Fidel-Melodie, die über eine beschwingte, an Bossa-Nova erinnernde Begleitung der Rhythmusgruppe erklingt. Eine langsam dahintrottende Blockflötenmelodie und ein weiteres lässigeres Thema werden dem Protagonisten zur Seite gestellt, doch damit nicht genug: Bruno Nicolai komponierte auch für diverse Nebencharaktere eigene musikalische Motive wie den kratzenden Tango für Violine und verstimmtes Saloonklavier, der fast immer erklingt, wenn Tresettes Erzfeind Veleno seinen Widersacher einmal wieder zu einem Duell herausfordert. Auch die als Mönche getarnte Banditenbande, die sich neben mehreren anderen Bösewichten das Gold unter den Nagel reißen will, wurde mit einem kurzen Orgelmotiv bedacht.

 

Kleinere Besetzungen und solistische Behandlung einzelner Instrumente – insbesondere der Holzbläser und des Banjos – sind ein wichtiges Merkmal dieser Musik, die sehr leichtfüßig und mit durchgehend eingängigen Themen und Melodien daherkommt. Glücklicherweise verzichtete Nicolai auf jedes Micky-Mousing, sodass sich die Musik auch angenehm außerhalb des Films hören lässt – vorausgesetzt, man kann derart leichter Unterhaltung etwas abgewinnen. Aufgelockert wird der Hörfluss zusätzlich durch eine Variation des Hauptthemas für Saloonklavier und zwei elegantere Salonmusiken für den Maskenball bei Bankdirektor McPherson. Im Film und somit auch auf CD kommt die Musik fast ohne jede Suspense-Musik aus.

Einen absoluten Höhepunkt bildet die Spieluhrversion typischer Morricon'scher „Duell-Musiken“ wie „La Reisa Dei Conti“ aus FÜR EIN PAAR DOLLAR MEHR oder „Il Triello“ aus ZWEI GLORREICHE HALUNKEN in „Sequenca 29“. Es ist wirklich schade, dass Nicolai von diesem Stück nicht auch eine „richtige“ Fassung mit Trompete statt Celesta aufgenommen hat.

 

Die Musik wurde 1998 erstmals zusammen mit Auszügen zu UN UOMO CHIAMATO APOCALISSE JOE bei Beat Records veröffentlicht. Alle Themen und auch alle Themenvariationen sind ebenso wie die genannten Source-Musiken auf dieser Auswahl vertreten. 2012 veröffentlichte Beat Records eine erweiterte Einzel-Ausgabe, auf der die Musik nun zu einer knappen Stunde Laufzeit gestreckt wurde – weit mehr als überhaupt im Film zu hören ist, da die kurze Fassung von 1998 mit einer knappen halben Stunde schon fast 85% aller gehörten Musik im Film repräsentiert. Ich kenne die längere Ausgabe nicht und glaube auch nicht, dass sie sich lohnt. Stattdessem empfehle ich zum Doppelalbum zu greifen, zumal UN UOMO CHIAMATO APOCALISSE JOE die weitaus interessantere der beiden Musiken ist und auch hier die Erweiterung nicht von nöten (siehe oben).

 

LO CHIAMAVANO TRESETTE...DIOCAVA SEMPRE CON IL MORTO ist nicht nur filmisch gesehen sondern auch musikalisch überaus leichte Kost. Als Dreingabe zum wirklich gelungenen UN UOMO CHIAMATO APOCALISSE JOE ist das nicht verkehrt.

Für beide CD-Ausgaben wurden anscheinend wieder mehrere kürze Passage zu längeren Stücken kombiniert und außerdem die Musik nicht in der chronologischen Filmreihenfolge angeordnet. Hier ein kurzer Überblick über die Albumzusammenstellung von 1998:

 

01 – Saloonschlägerei/Vorspann

19 (00:00 – 00:40) – Die drei Speedy Fingers

25 (00:00 – 00:30) – Veleno

20 (01:06 – 01:52) – Das Doppelzimmer

25 (00:30 – 02:02) – Die Sizilianer

19 (00:40 – 01:10) – Der Bürgermeister und Sheriff Bambi

29 (00:00 – 00:37) – Vor dem Tresorraum

24 (00:00 – 00:53) – Der falsche Mönch

23 – Saloonklavier

26 – Tresette kämpft gegen Bill

21 – Ankunft im Kloster

20 (00:00 – 01:06) – Tresette und die Mönche

29 (00:37 – 01:36) – Duell

27 (00:00 – 01:15) – Im Gefängnis

22 – McPhersons Empfang I

28 – McPhersons Empfang II

24 (00:53 – 01:40) – Umzug

30 – Planwagenfahrt

31 – Finale

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IL VIGLIACCHI NON PREGANO - Gianni Marchetti

 

Ein geiler Score... ;-) da hatte ich mal ne Suite zu gebastelt...

 

@ Mephisto & Ralf, vielen Dank - kannte ich noch nicht - habe ich bestellt...

 

 

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DJANGO STRIKES AGAIN – Gianfranco Plenizio

 

 

Betrachtet man den Beitrags-Titel und den bisherigen Schwerpunkt auf dem Genre Western, dann ist „Django Strikes Again“ streng genommen Off-Topic. Zum einen, weil ich mich schwer tun würde, den Film dem Western-Genre zuzuordnen (hat mehr was von einem Abenteuer-Film für Erwachsene) – und zum anderen entstand der Film 1987, die Bezeichnung italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre ist also nicht wirklich zutreffend.

 

Bezugspunkt ist natürlich der Klassiker schlechthin „Django“ (1966), damals mit Musik von L. E. Bacalov. Man könnte sich natürlich darüber streiten, welcher Film die „richtige“ Fortsetzung ist und welcher nicht – Pluspunkt bei „Django Strikes Again“ ist zumindest die Rückkehr von Franco Nero in der Hauptrolle.

 

Den Film (wenn auch lange nicht mehr gesehen) würde ich als eigenwillig bezeichnen – der Komponist Gianfranceo Plenizio ist mir ansonsten überhaupt kein Begriff. Passend zum Film ist die Musik (auf CD bei Kronos Records erschienen) ebenso recht eigenwillig.

 

Neben dem Durango-Thema mal für Bläser, mal für Chor und auch mal für Gitarre arrangiert, gibt es auch einiges an elektronischer Suspense-Musik (Inner Terror, Nightmare...), einen schottischen Marsch, klassische Western-Themen (Alamo' s Battle), Pan-Flöten-Klänge (Desert People), kammermusikalische Arrangements (z. B. Track 28) und mehrfach eingesetzt eine große Trauermelodie samt Frauenvokalise...

 

Zusammengenommen eine ungewöhnliche Mischung (bei der ich auch nicht alle Elemente aufgezählt habe), durchaus mit etwas Kürzen sehr gut anhörbar – aber um sami zu zitieren als „Best of the Best“ kann man die Musik sicher nicht einordnen - ohne meine Vorliebe für die Bacalov-Musik hätte ich mir diesen Score vielleicht nicht besorgt...

 

 

Hier zwei der zentralen Themen (auf youtube entdeckt):

 

1. Durango

 

2. Merci (= die angesprochene Trauermelodie)

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Ein geiler Score... ;-) da hatte ich mal ne Suite zu gebastelt...

 

 

Eine schöne Suite! :) Hast Du eventuell noch mehr Italowesternmusik, die Du hier mit uns teilen möchtest?

 

Jürgen: Ein sehr interessanter Beitrag, danke dafür! Ich werde das Album im Hinterkopf behalten, auch wenn es, wie Du bereits geschrieben hast, nicht oberste Priorität hat. Ich selbe habe jetzt langsam alle Alben, die mir hier empfohlen wurden, erhalten und setze nachher einmal meine Besprechung fort :)

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Eine schöne Suite! :) Hast Du eventuell noch mehr Italowesternmusik, die Du hier mit uns teilen möchtest?

 

Im Moment bin ich da vollkommen von weg, solche Suite zu erstellen (waren ja seinerzeit auch nicht sooo viele)

und als ich die Tage einen Vermerk zu meinem Video "THE LITTLE VAMPIRE" bemerkte :

 

"Übereinstimmende Inhalte von Drittanbietern"

"Für Dein Video liegen 7 urheberrechtliche Ansprüche vor"

"Vom Urheberrechtsinhaber monetarisiert" steht bei insgesamt 7 Teilbereichen der Suite - entspricht wohl dem entsprechenden Track aus der CD

 

Da macht man sich schon seine Gedanken...

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100.000 DOLLARI PER RINGO - BRUNO NICOLAI

 

100.00 DOLLARI PER RINGO war der dritte Film der RINGO-Reihe, die mit diesem Film um einen neuen Hauptdarsteller und einen neuen Komponisten bereichert wurde. Die ersten beiden Teile der Reihe hatte Ennio Morricone vertont, für 100.00 DOLLARI PER RINGO zeichnet sich Bruno Nicolai verantwortlich, ein enger Freund und Mitarbeiter des italienischen Großmeisters Morricone.

 

Mir sind alle drei RINGO-Filme bisher unbekannt, auch die Morricone-Musiken kenne ich nicht. Es fällt mir aber schwer zu glauben, dass dessen Musik Nicolais Komposition noch weithin übertreffen kann, denn 100.00 DOLLARI PER RINGO ist eine absolute Ausnahmemusik was das Italowesterngenre betrifft.

Der Film kam bereits 1965 in die Kinos, als der italienische Western noch in den Kinderschuhen steckte und sich offensichtlich zu einem Großteil am amerikanischen Vorbild orientierte, bevor Regisseure wie Leone und Corbucci dem Italowestern seine Eigenheiten verliehen. Somit legte Bruno Nicolai für 100.00 DOLLARI PER RINGO eine ausladende Orchesterpartitur vor, die meiner Erfahrung nach in diesem Genre Ihresgleichen sucht, denn der Komponist

schrieb eine ausladende und facetten reiche Musik und stellt mit dem versierten Umgang mit dem Orchesterapparat sein Können unter Beweis.

 

Nicolai entwarf für seine Musik eine Fülle von Themen, die allesamt die zeitlich umfangreiche Musik in verschiedenen Variationen durchziehen. Den Kern der Musik bildet natürlich das Hauptthema für den Titelhelden, das ganz traditionell in Form einer Ballade eingeführt wird: Ein Mundharmonikasolo eröffnet das Stück, bevor der Sänger die erste Strophe, basierend auf dem A-Teil des Ringo-Themas intoniert. Der Refrain stellt somit den B-Teil des Themas da, hier zieht Nicolai auch den Chor hinzu, der mit lang gezogenen Vokaliesen und kurzen „Ringo“-Einwürfen der Musik eine zusätzliche nostalgische und getragene Atmosphäre verleiht. Die Ballade für Ringo erklingt auch im weiteren Verlauf in instrumentaler Form, teilweise wird dann die Gesangspartie von der Gitarre oder den Hörnern übernommen.

Bereits im zweiten Stück „Sfida Eroica“ entfesselt Nicolai die ganze Kraft des Orchesters. In diesem furiosen Actionfeuerwerk treten zwei musikalische Elemente in den Vordergrund: Ein Staccato-Motiv der Streicher und Holzbläser, die eine längere Melodielinie im Blech vorantreibt. Nicolais handwerkliches Können offenbart sich nicht zuletzt in der Variation seiner Themen, wenn z.B. das eckige Staccato-Motiv in Nr. 3 „Cadenza Funebre“ zum Schluss getragen in der Solo-Klarinette erklingt oder die kraftvolle Blechbläsermelodie in der ersten Hälfte von Nr. 4 „Repressione Violenta“ sanft vom Horn vorgetragen wird.

Ein weiteres wichtiges Motiv in Form einer aufsteigenden Folge von drei Tönen, die anschließend fortgesponnen wird, führt Nicolai in Nr. 5 „Tumulti“ ein. Dieses Motiv entwickelt sich als Gegenstück zum Hauptthema zu einem der wichtigsten musikalischen Bestandteile, so wird es beispielweise in Nr. 16 „Paura di Morire“ und Nr. 22 „Invocazione Drammatica“ direkt dem Ringo-Thema gegenübergestellt.

Eine getragene Melodie der Solo-Klarinette etabliert Nicolai in Nr. 11 „Il Volto Nascosto“, die in Nr. 19 „Attesa Inutile“ und Nr. 23 „Il Volto Nascosto (version 2)“ auch in den Streichern erklingt.

Das Klavierthema aus Nr. 12 „100.00 $ per Ringo“ erinnert mit seinem klassizistischen Charakter durchaus an ähnliche Einfälle Morricones.

 

Doch nicht nur melodisch-thematisch, auch instrumentatorisch ist 100.00 DOLLARI PER RINGO weit über Durchschnitt gearbeitet, allerdings steht der Tutti-Klang häufig im Fokus. Abgesehen von einigen Takten Flötensolo und den Klarinettensoli in beiden Versionen von „Il Volto Nascosto“ spielen die Holzbläser kaum eine wichtige Rolle, auch die Streicher und das Blech erklingen fast immer in sattem Tutti.

Wollte man nun unbedingt ein Haar in der Suppe finden, so könnte man dem Komponisten höchstens vorwerfen, die Actionmusik durch die funktionalen motivischen Ideen sehr anonym gestaltet zu haben, einzig in Nr. 14 „Repressione Violenta (Version 2)“ wird eine Actionmusik hauptsächlich mit dem Ringo-Thema in strahlendem Blech über treibendes Spiel der restlichen Insrumente bestrittten.

 

100.00 DOLLARI PER RINGO ist so reichhaltig und abwechslungsreich gestaltet, dass die drei verzichtbaren Suspense-Passagen in Nr. 9 „Colt in Aguato“, Nr. 20 „Minaccia di Vendetta“ und Nr. 22 „Minaccia di Vendetta (Version 2)“ absolut zu verschmerzen sind. Die größten Actionfeuerwerke fackelt der Komponist tatsächlich bereits im ersten Drittel ab, in dem auch die meisten Variationen der „Ballade für Ringo“ zu hören sind, bevor anschließend mit den beiden neuen getragenen Melodien in Nr. 11 und Nr. 12 etwas Ruhe einkehrt und motivisch-thematische Suspense mehr Raum einnimmt. Da ich den Film nicht kenne, kann ich nicht beurteilen, ob die CD chronologisch sequenziert ist, die Titel sind – für derartige Alben üblich – sehr anonym gehalten. Teilweise scheinen sie auch nicht wirklich Sinn zu ergeben, so verbirgt sich theoretisch unter Nr. 18 „Incontro di Fuoco“ eine dritte Version von „Sfida Eroica“ (Nr. 2 und Nr. 7), allerdings um ein zweitaktiges, fast kletzmerhaftes Klarinettensolo bereichert, das auch in Nr. 22 „Invocazione Drammatica“ wieder erklingt. Der Titel von Nr. 25 - „Paura di Uccidere (Version 2)“ - irritiert ebenfalls, da es keine Originalversion zu „Paura di Uccidere“ gibt, höchstens Nr. 16 „Paura di Morire“, aber dieses Stück ist mit jenem hörbar nicht verwandt.

 

Abgesehen davon handelt es sich allerdings um ein hervorragendes Album, das anscheinend sämtliche für den Film aufgenommene Musik enthält. Somit ist diese Veröffentlichung um eine halbe Stunde länger als die originale CAM-CD und ich kann mir vorstellen, dass es für einige Hörer ermüdend sein wird, sich alle 70 Minuten am Stück anzuhören. Allerdings habe ich auch nach dem fünften Hördurchgang noch weitere kleine Details entdecken können und sind mir noch so manche Variationen aufgefallen, sodass ich fast kein Stück von dieser CD missen möchte. Zur Not kann man sich den alten Albumschnitt ja auch fast wieder zusammenstellen.

Man hört den Aufnahmen natürlich an, das sie mittlerweile 50 Jahre auf dem Buckel haben, allerdings scheint GDM das Beste aus den Bändern herausgeholt zu haben. Die Aufnahmen wurden der damaligen Mode nach mit einer zusätzlichen Portion künstlichen Halls versehen, der das Orchester noch größer und wuchtiger klingen lässt, als es vermutlich war, allerdings verschwimmen dadurch auch einige instrumentatorische Feinheiten. Die Klangqualität variiert zwischen den einzelnen Stücken, es wird aber niemals störend.

Leider war 100.00 DOLLARI PER RINGO nur als Ausgabe des GDM Clubs erhältlich, der mittlerweile eingestellt wurde, sodass mit einer Neuauflage auch nicht zu rechnen ist. Die Musik ist in einer japanischen Ausgabe mit identischem Inhalt erhältlich, allerdings sind mit dem Import hohe Kosten verbunden. Die GDM-Ausgabe ist ärgerlicherweise kaum noch über Händler zu beziehen und im Second-Hand-Bereich wurden die Preise für dieses Album spürbar angezogen. Die Hoffnung stirbt zuletzt, dass dieser Schatz einmal wieder regulär erhältlich sein wird, denn bei 100.00 DOLLARI PER RINGO kommen nicht nur Italowesternfans voll und ganz auf ihre Kosten!

 

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