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Soundtrack Board

6/52 KUNDUN by Philip Glass


Markus Wippel
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Ich habe mir meine Beiträge bisher mal angesehen und bevor meine Liste allzu bieder und vorhersehbar wird, hab ich mir gedacht ich schnappe mir mal einen Philip Glass Soundtrack  :)

Der 1937 geborene Amerikaner Philip Glass ist ohne Zweifel einer der bekanntesten Köpfe der klassischen Musik. Der Mitbegründer der Minimal Music (Glass selbst spricht lieber von "music with repetitive structures") hat bis jetzt 10 Symphonien, 25 Opern und unzählige Konzerte und Musik für Tanzensembles geschrieben. Ebenso hat er natürlich zahlreiche Filme mit seinem typischen Klangbild ausgestattet. Am berühmtesten wahrscheinlich die Quatsi-Trilogie (hier hat Hans Zimmer ganz genau hingehört als er Interstellar komponiert hat - zum Glück), The Hours und eben die 1997 entstandene, oscarnominierte Musik zu Martin Scorseses Film Kundun.

Ich kann es natürlich nachvollziehen wenn man gewisse Probleme mit seiner Musik hat - sie wiederholt sich ständig nicht nur innerhalb eines Werkes sondern natürlich auch innerhalb seines gesamten Oeuvre.

„Bei Phil ist es ein bisschen wie bei einer Zugfahrt einmal quer durch Amerika: Wenn Sie aus dem Fenster sehen, scheint sich stundenlang nichts zu verändern, doch wenn Sie genau hinsehen, bemerken Sie, dass sich die Landschaft sehr wohl verändert – langsam, fast unmerklich.“ Peter Sellars

Ich finde das ist eine sehr gute Beschreibung seiner Musik - zusätzlich entfaltet sie eine ungemeine Sogwirkung und schafft es, wenn man sich darauf einlassen kann, einen absolut in den Bann zu ziehen, fast schon zu hypnotisieren. Teilweise ist sie von banaler Einfachheit und dabei herzergreifend schön. Ich glaub entweder liebt man seine Musik oder man hasst sie - ich liebe sie. 

 

 

Philip Glass ist Buddhist, das dürfte vielleicht ein Grund für Scorsese gewesen sein Glass für seinen Film zu engagieren. Aber wenn man diesen ruhigen, kontemplativen, sinnlichen und stillen Film sieht, könnte man sich keinen anderen Komponisten vorstellen als Philip Glass. Seine hypnotischer, kreisender Klangteppich verbunden mit gefühlvollem Verwenden von ethnischen Instrumenten (Tibetische Hörner, Gongs...) und Mönchsgesang lässt den Film zur nonverbalen Erfahrung werden (die teilweise banalen Dialoge sind auch der einzige Schwachpunkt des Films). Die Musik strahlt eine einmalige spirituelle Kraft aus nimmt einen bei der Hand. Große, ausladende musikalische Themen sind in der Filmmusik  keine zu finden, aber viele kleine Motive zum Teil nur aus zwei Noten (Caravan moves out) die aber immer wieder geringfügig variiert werden. 

"Chinese Invade" erzeugt mit seinem langen tiefen Passagen für Waldhorn eine ganz besondere Stimmung der unausweichlichen Bedrohung. Der absolute Höhepunkt und für mich eines der schönsten musikalischen Film-Erlebnisse überhaupt ist der letzte 10 minütige Track auf der CD "Escape to India". Die im Film fast ohne Dialog auskommende Sequenz gehört zum stärksten was Scorsese je auf Zelluloid gebannt hat - die Flucht des Dalai Lamas nach Indien. Die Musik fasst die zwei wichtigsten Motive zusammen steigert und variiert sie. Beginnend mit Mönchsgesang, dazwischen treibende Rhythmik, Flötensoli das ganze kulminiert in in einem ekstatischen Klanggemälde. Unvergleichbar schön, fesselnd und eindrucksvoll - Musik wie aus einer anderen Zeit oder einem anderen Raum.

 

Ich kann nur sagen wer sich auf diese Musik einlässt wird reich belohnt. Für mich eine ganz besondere Filmmusik die mir sehr am Herzen liegt und sicher einmal pro Monat in den Player wandert!

Hörempfehlung: Absolut dunkler Raum und Lautstärke schön aufdrehen oder  :music:

 

 

 

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