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19/52 SPARTACUS by Alex North


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Die historische Signifikanz von Alex North für die Entwicklung der Filmmusik kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Zusammen mit Komponisten wie Leonard Rosenman, Elmer Bernstein, David Raksin, Hugo Friedhofer oder Bernard Herrmann hob er die Filmmusik auf das nächste Level.  Oder mit den Worten von einem anderen unterbewerteten Meister (Hugo Friedhofer) „Thank God, Alex, that you´ve came out. Because now we can do perhaps some things we´ve been wanting to do for a long time.“ Bereits seine erste Filmmusik aus dem Jahr 1951  für seinen Freund Elia Kazan, der ihn auch nach Hollywood holte,  „Streetcar named desire“ war durch seinen Einsatz von Jazz revolutionär für die Entwicklung der Filmmusik. Und auch seine unmittelbar folgenden Filmmusiken zu Death of a Salesman und dem großartigen Viva Zapata (die alle innerhalb eines Jahres entstanden), widersprach den üblichen bekannten Vertonungskonzepten. Insofern war 1951 ein entscheidentes Jahr für die Entwicklung der Filmmusik. Seine modernen Vertonungen bildeten einen starken Kontrast um nicht zu sagen eine Revolution zu den bekannten spätromantischen  Vertonungen von Steiner und Korngold.

Insofern ebnete er den Weg für eine neue Generation von Filmmusikern.

 

„For those of us coming of age in the 1950s, and seriously interested in film music Alex North was an inspiration, a role model and a hero. He was then and remains so today“ – John Williams

 

Wenn ich es auf die vier wichtigsten Komponisten in der Filmmusikgeschichte herunterbrechen müsste dann wären das Max Steiner, Bernard Herrmann, Alex North und Jerry Goldsmith. Trotzdem landet die Musik des 1910 in Pennsylvania geborenen North sehr selten in meinem CD Player. Auch allgemein gesprochen glaube ich das Alex North nur bei sehr wenigen Filmmusikfans ganz oben auf der Liste auftaucht. Sogar Freunde des Golden Age werden wohl eher Bernard Herrmann, Miklos Rozsa oder Franz Waxman auf der Rechnung haben (so wie ich). Warum das so ist vermag ich nicht zu beantworten – für mich glaube ich kann ich die Frage beantworten, aber dazu später.

 

„Of all of us, he´s the master“ – Jerry Goldsmith

 

Auf meinem filmmusikalischen Radar tauchte der Sohn russischer Einwanderer zuerst nur im Zusammenhang mit meinem großen Liebling Jerry Goldsmith auf. Als ich hörte das Alex North Mentor und bester Freund meines großen Idols war begann ich mich vorsichtig mit seiner Musik zu beschäftigen. Meine ersten beiden Soundtracks waren der wirklich schöne barocke-lyrische Score zu „Who´s afraid of Virginia Wolf“ und „2001“ – beide eingespielt von Jerry Goldsmith. 2001 – Odyssee im Weltraum war und ist mein absoluter Lieblingsfilm und Stanley Kubrick auch meine absolute Nummer eins unter den Regisseuren. Da war ich natürlich gespannt wie der legendäre rejected Score klingen würde. Damals 1993 oder 1994 hat mich die sehr fordernde Musik  absolut kalt gelassen und sie tut es auch heute noch zum Teil. Und genau hier liegt mein Problem mit Alex North. Ich glaube das für die Musik von Alex North mein Musikverständnis einfach zu schlecht ausgebildet ist. Und zum zweiten lässt mich seine Musik nicht zum emotionale Kern vordringen – übertrieben ausgedrückt sie lässt mich manches mal einfach kalt. Gerade mal eine Handvoll Soundtracks aus der Feder des begnadeten und wegweisenden Tonsetzers landet regelmäßig bei mir im CD Player. Darunter The Agony and The Ecstasy, The Shoes oft he Fisherman, Viva Zapata, Who´s afraid of Virginia Wolf und eben sein opus magnum Spartacus.

Obwohl ich fast alle seiner Filmmusiken kenne fehlt mir einfach der emotionale Konnex zu seiner Musik - die Schuld wird wohl auf meiner Seite liegen, eben aufgrund meiner unzureichenden musiktheoretischen Kenntnisse  ;)  :wandsch  :wandsch 

 

Spartacus landet jedoch regelmäßig in meinem Player und an dieser Stelle möchte ich wirklich ein ganz großes Danke an Mr. Robert Townson für seine beispiellose Veröffentlichung dieses Meisterwerks aussprechen. Viele Filmmusikexperten halten die Musik zu Spartacus für die beste Filmmusik aller Zeiten - so weit würde ich vielleicht nicht gehen, aber die Musik ist zweifelsohne herausragend, mutig und wegweisend. Alex North hatte für die Entwicklung seines Klagkonzepts gigantische 13 Monate Zeit!!! Sein musikalischer Zugang war, anders als bei Miklos Rozsa (Ben Hur) ein moderner zeitgenössischer.

 

"I wanted to interpred the past in terms of the present" - Alex North

 

Schon die legendäre Eröffnungssequenz von Saul Bass macht klar wohin die Reise geht - keine Engelschöre oder romantische breite Themen - stattdessen harsches Schlagwerk die Macht Roms präsentierend, dann das noble Spartacus Thema und zum Schluss zerfällt die Musik in Dissonanzen, den Zerfall Roms voraussagend. Eine visuell wie musikalisch herausragende Sequenz - vorallem wenn man das Entstehungsjahr des Films in betracht zieht.

North zaubert für Spartacus einen großorchestralen (Orchester bis zu 120 Mann), ungemein modernen und intelligenten Score der heutzutage noch genau so frisch und zeitgemäß klingt wie vor 55 Jahren. Seine harsche teilweise ungemein brutal und maskulin klingende Actionmusik ausgestattet mit großem Schlagwerk ist wirklich erfurchtserbietend (The Battle oder Maneuvers) - absolut brillant!!!! 

Sein Thema für Varinia (gleichzeitig das Liebesthema) ist im strengen Gegensatz zur übrigen komplexen Musik absolut einfach gehalten, filigran und mitreisend schön.

"Oysters and Snails" mit seiner "unearthly" Stimmung schafft ein einmalige exotische Atmosphäre - ein Stück für Vibraphon, Harfe, Chinesische Glocken, Gitarre, Marimba und präpariertem Klavier - und DAS in einem Monumentalfilm aus dem Jahr 1960!!!

Sein kräftiges, klagendes Sklaventhema (The Mines) die ungemein aggressive Musik für Rom und Crassus oder der triumphale Sklavenmarsch (Metapontum Triumph) sind nur vereinzelte Beispiele für die ungemeine Mannigfaltigkeit dieser einmaligen Filmmusik.

 

Definitiv ein Meilenstein der Filmmusik und ein Meisterwerk!!

 

mein Lieblingstrack der Filmmusik - einfach der HAMMER

 

 

 

 

 

 

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Hallo Markus, tolle Rezension von Dir.

Spartacus gefällt mir auch sehr gut, wobei ich Cleopatra, noch einen Ticken besser finde.

Und ja, für North's Kompositionen muss man sich schon manchmal Zeit nehmen, um zu ihnen durchzudringen.

Nichtsdestotrotz : Chapeau! für deine Mühe.

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DANKE - macht auch Spaß sich mit den Scores wieder ein wenig mehr zu beschäftigen! Ja bei North geht mit einmal hören gar nix - zumindest bei mir - aber es ist ja auch ein Qualitätsmerkmal wenn sich der Score nicht schon beim ersten Hören zur Gänze erschließt.

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