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Deutsche Grammophon: Jóhann Jóhannsson - ARRIVAL


horner1980
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Dass ein Komponist, der einen großen Studiofilm vertont, keine Zeit hat, tagelang an jedem Ton zu tüfteln und deshalb auf Libraries zurückgreift, ist klar. Ich finde einfach diese Verallgemeinerung unpassend, dass jeder, der den Ambient-Weg geht quasi den leichten Weg geht, da man da ja nur ein paar Tasten drücken und Samples zusammenlegen muss. Auch hier sage ich nochmal, dass es so etwas natürlich gibt. Aber das trifft eben nicht pauschal auf alle Scores dieser Gattung zu. Meist wird das aber kaum differenziert, da ist Ambient-Score gleich talentloses Sampling. Und auf der anderen Seite wird dann ein Score wie X-MEN: APOCALYPSE, der nun wirklich nicht so dolle ist, dennoch hoch gelobt, weil es eben ein dicker Orchester-Score mit Themen und Chor ist. Meist noch mit dem abfälligen Zusatz "Besser als das meiste, was man heute sonst so hört". Im Grunde ist das für mich auch eine Art Sampling, wenn ein Komponist einfach Versatzstücke anderer Score neu zusammenbaut. Das wird aber eher toleriert, wenn es eben ein Orchester-Score ist.

 

Leute wie Brian Reitzell, Mark Snow oder sogar Roque Banos arbeiten natürlich auch mit Elektronik, aber die basteln tatsächlich noch eigene Sounds und benutzen nicht nur welche von der Stange. DON'T BREATHE von Banos beispielsweise finde ich als Konzept recht außergewöhnlich und als Hörerlebnis sicherlich nicht "angenehm". Jeden Tag könnte ich mir das auch nicht anhören, aber wenn ich in der Stimmung bin und mich auf den Score einlasse, dann entfaltet auch diese Klangkulisse aus Geräuschen und kleinem Orchester eine tolle Wirkung. Ähnlich bei Reitzells Musik zu HANNIBAL oder 30 DAYS OF NIGHT. Da gibt es auch interessante Dokus über die Entstehung der Musik und die Klangerzeugung. Mark Snow hat, besonders in den frühen Staffeln, bei den X-FILES viele seiner Sounds selbst gebaut, weshalb auch seine Musik recht einmalig klingt, da diese Sounds eben nur er hat. Man kann das gut nachvollziehen, wenn man sich die X-Files-Sets anhört. Mittlerweile sind es 12 CDs mit Musik aus der Serie und natürlich ähnelt sich die Musik streckenweise schon, aber dennoch ist es beachtlich, wie Snow es geschafft hat, selbst bei Folgen, die hauptsächlich aus flächigen Suspense-Tracks bestehen, immer wieder etwas Neues hinein zu bringen. Und seine beiden Scores zu den X-Files-Filmen sind dann wiederrum anders, da er hier Orchester und Elektronik mischt, aber ebenfalls auf seine Weise und nicht, wie es vielleicht hip ist. Ironischerweise schließt sich der Kreis hier wieder, da ich einst die Möglichkeit gehabt habe, kurz mit Alan Meyerson zu sprechen. Der ist Sound Mixer bei RCP und hat mit Snow am zweiten X-Files-Score gearbeitet. Er sprach über den Score und meinte, dass er ihn erst kürzlich wieder gehört habe und immer noch sehr angetan von der Elektronik und der Abmischung ist, da es besser klänge als Vieles, was mittlerweile produziert wird. :D

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ich finde sogar, elektronik und sound design scores lassen in den meisten fällen wesentlich schneller und intensiver stimmung aufkommen und mich in die atmosphäre eintauchen als ein großer orchester score. die marvel scores z.bsp. lassen gar keine stimmung und atmosphäre aufkommen. das ist schlicht begleitmusik. auch die x-men scores find ich da nicht besser.

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Und auf der anderen Seite wird dann ein Score wie X-MEN: APOCALYPSE, der nun wirklich nicht so dolle ist, dennoch hoch gelobt, weil es eben ein dicker Orchester-Score mit Themen und Chor ist.

Da muss ich dir recht geben. Das liegt bei mir aber auch daran, dass ich Ottman, bis auf wenige Ausnahmen, etwas fad finde. Rein von der Klanglichkeit geht X_Men Apocalypse natürlich eher in die Old School Richtung, allerdings finde ich seine Themen und auch die Actionmusik zu generisch und zu wenig einfallsreich, ist natürlich aber auch Geschmacksfrage.

Wie gesagt, ich habe nix gegen Ambient Scores an sich. Es gibt halt so welche und so welche. Mir gefallen eben die Clint Mansell oder Kenji Kawai Sachen besser, anderen eben Johannson oder Reitzell.

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Mal zurück zur Musik:

Ich kenne den Film nicht, aber beide "Alben" dazu.

Einmal eine Art "Filmfassung", die hier auch mal als link gepostet wurde, und das reguläre Album.

Ich hatte zuerst die "filmversion" gehört, und blieb etwas enttäuscht zurück. Ich schätze Johannsson sehr, der Zugang zu dieser Musik viel mir nicht leicht.

Dann hab ich das Album bekommen: was für eine tolle Platte!

Hier hat johannsson ein cooles Konzeptalbum kreiert.

Im Vergleich zur filmversion macht es sehr viel Spaß und enthält musikalisch viel anderes, als die dann doch etwas dröge filmversion.

Was davon nu. Wirklich im Film gelandet ist, kann ich nicht sagen.

Das Album ist aber einfach nur klasse!

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Da muss ich dir recht geben. Das liegt bei mir aber auch daran, dass ich Ottman, bis auf wenige Ausnahmen, etwas fad finde. Rein von der Klanglichkeit geht X_Men Apocalypse natürlich eher in die Old School Richtung, allerdings finde ich seine Themen und auch die Actionmusik zu generisch und zu wenig einfallsreich, ist natürlich aber auch Geschmacksfrage.

Wie gesagt, ich habe nix gegen Ambient Scores an sich. Es gibt halt so welche und so welche. Mir gefallen eben die Clint Mansell oder Kenji Kawai Sachen besser, anderen eben Johannson oder Reitzell.

 

Ich finde so eine Differenzierung einfach wichtig. Und dass einem nicht alles gefallen kann ist auch klar. Daher danke dafür. :)

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"Das hätt jeder andere mit 2mal Tastendrücken auf nem Synthesizer auch gekonnt"...

 

Deine typisch abfällige Art mal wieder... Mit dieser generellen Herabstufung atmosphärisch-klangorientierter Filmmusik entgehen einem natürlich viele, viele Perlen. Damit meine ich gar nicht unbedingt ARRIVAL - du hattest ja schon damals zu David Shires ZODIAC ähnliches geschrieben.

 

 

Anyway, ich hab mir das Album mal zu einem kürzeren Schnitt zusammengestutzt, und bin mit dem Hörerlebnis so eigentlich sehr zufrieden:

 

1. Arrival

2. Heptapod B

3. Saphir-Whorf

4. First Encounter

5. Transmutation at a Distance

6. Ultimatum

7. Principle of Least Time

8. Hammers and Nails

9. Xenoanthropology

10. Decyphering

11. One of Twelve

12. Rise

13. Kangaru

 

Rund 23 Minuten kürzer als das (viel zu lange) einstündige Album.

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Och, ich hab letztens nach Arbeit und Kindern mal schön dazu rumgedöselt, ideal um mal richtig in die Musik einzutauchen und sie aufzusaugen ohne sich verkopft ranzusetzen und zu analysieren (nicht abfällig gemeint). Dazu eignet sich ein längeres Album ganz gut. Die komplette Fassung ist etwas dynamischer abgemischt und daher auch oftmals sehr leise. Allerdings hatte ich dann doch nicht so viel Zeit, mir diese Version auch noch in einem halbbewussten Zustand zu geben. :)

 

Insgesamt sehr feine, untypische Musik, die ab und an Howard Shores Düsternis und Harmonik durchschimmern lässt. Dann wiederum wurde ich an Geinoh Yamashirogumis Akira und ein paar Cliff-Martinez-Sachen erinnert. Blöde Vergleichsrhetorik, ich weiß. ^^

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  • 1 Monat später...

Interessantes Konzept, sehr elektro und ambient-like mit einer Brise Dunkelheit.

Vergleichsrhetorik: Ich musste manchmal an David Julyan Prestige, aber auch an die genannten M's denken.

Für mich sind es zuviel  "Einfach nur Töne und Klänge". Das reicht mir nicht. Darum leg ich ihn mir in der CD Version nicht zu. Aber ich werde wohl mal wieder Spotify bemühen und zu bestimmten Anlässen den Traffic ankurbeln. 

Gerade bei diesen Soundtrack ist mir auch wieder klar geworden, dass der Soundtrack in erster Linie den Film unterstützen soll. Ich kenne den Film nicht, würde aber sagen, dass er diese Fähigkeit hat.

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Why the Arrival Score was Disqualified
Composers Johannsson, Richter explain what happenedby Jon Burlingame
 

Arrival

 

The Academy of Motion Picture Arts & Sciences' disqualification of Johann Johannsson's score for Arrival has rekindled the controversy within the music community about the use of pre-existing music and how it can affect a film's chances at awards time. 

Johannsson, a previous Oscar nominee for The Theory of Everything and Sicario, was disqualified from Oscar consideration last week by the Academy music-branch executive committee, based on the film's use of Max Richter's 2004 classical piece, "On the Nature of Daylight," at two crucial moments in the narrative. 

The committee ruled "that the credited composer did not write significant and prominently featured music in the film" and, in a letter to Johannsson, expressed concern that Oscar voters might be "influenced by crucial music" not written by him. 

Richter's piece bookends Denis Villeneuve's film, underscoring the Amy Adams sequences at the beginning (for nearly three minutes) and the end (for five and a half minutes). According to Johannsson, editor Joe Walker used the Richter as temporary music, and cut the opening sequence to it. 

"It was always the intention to replace it," Johannsson explained, as nearly always happens with temp music in a film. "I did several attempts, but I didn't want to emulate that [Richter's] sound. I wanted the opening music to have a correlation with the rest of the score. So I composed a piece for a cappella voices, which ultimately didn't make the cut." 

Johannsson went on to say that he thinks Richter's piece "works beautifully" and that it was "the right artistic and aesthetic decision on Denis' part to do this. It creates a very clear demarcation and frames very clearly these two story threads." 

Richter himself was skeptical about the proposed use of his piece. He was, he says, surprised at first, because he knew Johannsson (a friend for many years and fellow label-mate at Deutsche Grammophon) was composing the score. "I felt badly for him and I was doubtful about allowing it, honestly." 

But, according to Richter, Villeneuve called him, "and we had a lengthy conversation about all the pros and cons of it, and its significance in the film. It bookends the film with these two big, very emotional moments. I felt, on balance, it was the right thing to do, to support everyone." So he permitted the use of "On the Nature of Daylight" in Arrival

The same piece was used prominently in Martin Scorsese's Shutter Island (2010) and appears in at least three other films. "It's been around," Richter quips. "It's one of those pieces with a strong atmosphere. It does seem to have a gravitational field that pulls things into it." 

Johannsson's team has chosen not to comment on the disqualification. One member of the branch executive committee, who spoke on condition of anonymity, said he hopes that this will begin a fresh discussion about licensing temp tracks, going so far as to say that he believes the director effectively "punished" his composer by using old music instead of the new music Johannsson composed. 

There are 55 minutes of original Johannsson music in the Arrival score. The issue has not disrupted the director-composer partnership, however, as Johannsson is currently writing music for Villeneuve's next film, Blade Runner 2049.

 

http://www.filmmusicsociety.org/news_events/features/2016/122016.html

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Die Disqualifikation ist - so leid es mir für Jóhannsson tut - ziemlich gerechtfertigt. Das Richter-Stück, welches im Übrigen furchtbar unsubtil und sentimental eingesetzt ist, ist der emotionale Ankerpunkt der gesamten Filmmusik. Villeneuves Entscheidung, dieses Stück zu benutzen, finde ich höchst fragwürdig, sowohl unter ästhetischen Gesichtspunkten (es ist einfach gedankenlos druntergeklatscht, weil's halt so schön und traurig klingt) als auch aus der moralischen Perspektive, weil er damit seinen Komponisten um eine Oscarnominierung gebracht hat.

Ich finde Villeneuve eh massiv überschätzt, sein musikalisches Unvermögen im Falle von ARRIVAL hat das nun noch mal bestätigt. Von seinen Filmen finde ich bislang einzig SICARIO wirklich stark.

 

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vor 7 Minuten schrieb Luke:

Mir ist jetzt nicht wirklich klar, wer jetzt schuld an dieser Disqualifizierung ist. Welche Entscheidung von wem führte dazu? Villeneuves oder Jóhannsson?

Von Schuld zu reden, mag auch übertrieben sein, aber Villeneuve scheint ja hier der klare Fürsprecher dafür gewesen zu sein, der sich auch mit Richter darüber ausgetauscht hat und letztendlich entschieden haben dürfte.

Zitat

But, according to Richter, Villeneuve called him, "and we had a lengthy conversation about all the pros and cons of it, and its significance in the film. It bookends the film with these two big, very emotional moments. I felt, on balance, it was the right thing to do, to support everyone." So he permitted the use of "On the Nature of Daylight" in Arrival

 

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vor 7 Stunden schrieb Sebastian Schwittay:

Villeneuves Entscheidung, dieses Stück zu benutzen, finde ich höchst fragwürdig, sowohl unter ästhetischen Gesichtspunkten (es ist einfach gedankenlos druntergeklatscht, weil's halt so schön und traurig klingt) als auch aus der moralischen Perspektive, weil er damit seinen Komponisten um eine Oscarnominierung gebracht hat.

Mit der ersten Hälfte Deiner Aussage bin ich teilweise einverstanden, aber mit der zweiten nicht, denn ein Film wird nicht gedreht um einem Komponisten die Möglichkeit auf eine Oscarnominierung zu geben, sondern die Komposition (original oder bereits vorhandenes Werk) sollte die Bilder unterstützen. Da trifft den Regisseur keine Schuld ... Er empfand, wie der Komponist laut seiner eigenen Aussage auch, dass dieses Richter-Stück besser passen würde als das was Jóhannsson komponiert hat.

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Natürlich macht die Entscheidung der Academy durchaus Sinn. Richtig albern wird es nur, wenn man sieht, welche Filmmusiken in den letzten Jahren durchaus nominiert werden konnten, obwohl auch dort der Einfluss präexistenter Stücke die Entscheidung der Jury beeinflusst hat. Man denke nur an Babel mit den Sakomoto-Stücken, The Force Awakens mit der Wiederverwendung bekannter Leitthemen oder The Hateful Eight, wo es eher ein Potpourri ganz unterschiedlicher Musikstücke ist.

Was die Verwendung des Richter-Stückes angeht: Ich fand das im Film sehr effektvoll. Gerade die Funktion als "emotionaler Anker" und der starke Kontrast zur Originalmusik haben zumindest bei mir sehr gut funktioniert. Das macht schon Sinn. Ein vergleichbares Stück von Nyman oder Glass hätte natürlich auch funktioniert.

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vor 2 Minuten schrieb Mike Rumpf:

Natürlich macht die Entscheidung der Academy durchaus Sinn. Richtig albern wird es nur, wenn man sieht, welche Filmmusiken in den letzten Jahren durchaus nominiert werden konnten, obwohl auch dort der Einfluss präexistenter Stücke die Entscheidung der Jury beeinflusst hat. Man denke nur an Babel mit den Sakomoto-Stücken, The Force Awakens mit der Wiederverwendung bekannter Leitthemen oder The Hateful Eight, wo es eher ein Potpourri ganz unterschiedlicher Musikstücke ist.

Was die Verwendung des Richter-Stückes angeht: Ich fand das im Film sehr effektvoll. Gerade die Funktion als "emotionaler Anker" und der starke Kontrast zur Originalmusik haben zumindest bei mir sehr gut funktioniert. Das macht schon Sinn. Ein vergleichbares Stück von Nyman oder Glass hätte natürlich auch funktioniert.

Oder "The Artist" mit dem "Vertigo"-Stück in einer wichtigen Szene. Auch der hätte dann disqualifiziert werden müssen und hätte daher niemals einen Oscar gewinnen dürfen.

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Die Score-fremden Stücke aus THE HATEFUL EIGHT oder THE ARTIST hinterließen aber nicht den stärksten emotionalen Impact auf der Tonspur. Bei ARRIVAL war das dagegen unbestreitbar der Fall. Eigentlich ist "On the Nature of Daylight" das einzige wirklich emotionale Stück im Film.

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  • 7 Monate später...

Also, ich hatte nun endlich die Zeit, mal die Album-Fassung und die Filmversion ("complete") eingehend miteinander zu vergleichen:

Wenn man die Möglichkeit dazu hat, sollte man der Filmversion unbedingt mit einigermaßen guten Lautsprechern und bei hoher Lautstärke eine Chance geben. Es ist eben ein Film-Mix, der nunmal im Kino besser kommt als das schon fast aufdringlich abgemischte Album, wobei dieses musikalische Ideen teils besser abarbeitet (siehe bspw. Kangaru). Aber auch da gibt es in der Filmversion interessante Alternativstücke. Kurzum: Beide können ihre Berechtigung haben. Aber der Film-Mix ist klanglich tatsächlich besser, dynamischer und kommt am besten in entsprechender Hör-Umgebung zur Geltung.

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ich mag ja durchaus auch Ambient/Sounddesign Scores... gerade Reitzells Sachen sind eigentlich ganz ordentlich und bei sowas wie Hannibal geht das auch sehr mit den kunstvollen Bildern und überstilisierter Erzählform einher.

Bei sowas wie ARRIVAL oder in letzter Zeit den Fincher Filmen geht mir das aber wirklich ab. Da fehlt mir Dramaturgie oder Emotionales... dass Johannson das nicht "so gut wie Richter" hinbekommen hat sagt ja schon aus, dass er ausser Drone/Sounds Kreieren wohl doch so seine Probleme mit dem Rest hat. Über Minuten Drones und schräge Sounds laufen zu lassen ohne dass das sonderlich auf Schnitt und Bild eingeht, sorry, das hat für mich nicht viel mit (filmmusikalischen) Können zu tun. Besonders bei den Fincher Filmen finde ich werden da grosse Möglichkeiten tolle Musik UND den Film noch besser zu machen verschenkt. Das geht mir bei ARRIVAL leider auch so. Zumal der Film ja an der Oberfläche um "Fremdartiges" geht, aber letztlich sehr emotional sein will. Dazu hat man dann nen Regisseur, der sich auch mit Melodien und Orchester nicht auskennt und schwer tut und der is dann ganz schnell mit coolen Sounds (am Besten laut) sofort zu begeistern. Das is viel einfach einen mit sowas zu überzeugen als mit "Gloob mir, diese Melodie ist das Thema für den Helden! Das wird funktionieren!"... 

Anderes Beispiel: Annabelle Creation von Wallfisch. Diesmal Orchester... letztlich gibts da aber auch kaum Melodien, Themen oder ausgefeilte Gruselmusik. In den Gruselszenen halten alle Instrumente meistens einen Ton und werden einfach immer lauter... selbe Prinzip wie Drones, nur dazu noch nen Orchester verschwendet... auch nicht besser.

Und Shires Score...Auch hier ging es eher wieder nur um einen "Sound" den Fincher haben wollte, der dann nachher die eigentliche Dramaturgie des Films leidlich unterstützt. Nun sind Finchers Filme immerhin (fast) immer so perfekt, dass sie wahrscheinlich sogar ganz ohne Score auskommen würden, daher is das bei denen kein so Weltuntergang. Würd mich aber freuen, er würd mal wieder andere Musik wollen. Seine neue Serie Mind Hunters wird ja auch wieder sowas wie von Ross und Reznor (von nem anderen Musiker aber diesmal, der aber mit denen schon gearbeitet hat)... 

 

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vor 43 Minuten schrieb ronin1975:

ich mag ja durchaus auch Ambient/Sounddesign Scores... gerade Reitzells Sachen sind eigentlich ganz ordentlich und bei sowas wie Hannibal geht das auch sehr mit den kunstvollen Bildern und überstilisierter Erzählform einher.

Bei sowas wie ARRIVAL oder in letzter Zeit den Fincher Filmen geht mir das aber wirklich ab. Da fehlt mir Dramaturgie oder Emotionales... dass Johannson das nicht "so gut wie Richter" hinbekommen hat sagt ja schon aus, dass er ausser Drone/Sounds Kreieren wohl doch so seine Probleme mit dem Rest hat.

Glaub ich nicht, wenn ich mir seine Musik zu PRISONERS anhöre oder seine Orchesterwerke. Da würde ich eher sagen, dass Johannsson nicht so der Typ für "kitschige Streichermusik" ist. Sein Stil ist schon eher minimalistisch und von den Kompositionen her eher düster und traurig, aber dass er außer Drones und Geräuschen nichts kann, das würde ich nicht sagen.

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Mangelnde Rücksicht auf den Schnitt kann ich nicht bestätigen. Bei Arrival gibt es genug schöne Gegenbeispiele, bspw. Shells Rise.

Auch kann ich fehlende Emotionalität (was auch immer das heißt) nicht feststellen. Die Geschichte ist - abgesehen davon - ja bis auf die beiden Ankerpunkte an Anfang und Ende auch sehr nüchtern erzählt.

Dass es auch ständig auf diesen Glaubenskrieg mit Geschmacksfärbung hinauslaufen muss, finde ich schade. "Einfach" mal die Musik im filmischen und filmästhetischen Kontext sehen!

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Ich fand Jóhannssons ARRIVAL auch im filmischen Kontext recht öde. Dramatische oder sonstwie strukturierende Akzente setzt die Musik kaum, fungiert eher als dröhnende Klangtapete. Den einzigen emotionalen Anker bildet, wie ich damals schon schrieb, das Richter-Stück, welches aber auch ziemlich unreflektiert eingesetzt wird.

Ich finde Villeneuve als Musik-Regisseur überhaupt vollkommen überschätzt und seine musikalischen Entscheidungen selten überzeugend. Er mag zwar interessante Ansätze fördern, dramaturgisch zu nutzen weiß er sie aber nicht. Auch PRISONERS und ENEMY waren trotz ihrer ungewöhnlichen Klangspielereien und Avantgarde-Elemente ziemlich unstrukturiert - der Effekt, den die Musiken aufgrund ihrer unkonventionellen Art zu Beginn haben, verfliegt schnell. SICARIO war da insgesamt noch der am wirkungsvollste gescorte Film von ihm. 

vor 3 Stunden schrieb ronin1975:

Und Shires Score...Auch hier ging es eher wieder nur um einen "Sound" den Fincher haben wollte, der dann nachher die eigentliche Dramaturgie des Films leidlich unterstützt. Nun sind Finchers Filme immerhin (fast) immer so perfekt, dass sie wahrscheinlich sogar ganz ohne Score auskommen würden, daher is das bei denen kein so Weltuntergang. Würd mich aber freuen, er würd mal wieder andere Musik wollen. 

Shires ZODIAC hat nicht das geringste mit den hier diskutierten Ambient/Sounddesign-Scores zu tun. Der Shire-Score ist eine (kammer-)sinfonische, leitmotivisch aufgebaute Filmmusik - durch und durch klassizistisch. 

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