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Jüdische Folklore in der Filmmusik


Angus Gunn
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Angeregt durch einen Beitrag über Jerry Goldsmith´s QB VII möchte ich hier einen Thread eröffnen, der sich speziell mit Filmmusik beschäftigt, die auf den Struktruren jiddischer Folkloremusik beruht, bzw. diese mit ins Gesamtkonzept einbezieht. Vom tragischen Holocaust-Drama bis zur Slapstick-Komödie - aus meiner Sicht eignet sich dieser Stil zur dramaturgischen Verwendung als Fimmusik sehr gut und ist von mir stets willkommen.

Einleitend möchte ich meine drei Favoriten ins Rennen schicken:

- Judith von Sol Kaplan.

  Unglaublich mitreißende, epische Musik. Aufwühlend, dramatisch, fantastisch orchestriert. War mir bis zur Intrada-VÖ noch völlig      unbekannt, und wird von mir heute höher geschätzt als der allseits beliebte "Exodus".

- Enemies, a Love Story von Maurice Jarre

Redet kein Mensch mehr von, ist aber eines von Jarres schönsten Soundtrack-Alben. Melancholisch-optimistische Klänge, durchsetzt mit tänzerischen Kabinettstückchen und von Giora Feidmans Klarinettensoli veredelt.

- Yiddish Connection von Georges Garvarentz

Hatte ich vor kurzem schonmal im "Ich höre gerade"-Thread besprochen und kopiere den dortigen Text jetzt einfach mal hier rein

Zitat

Georges Garvarentz´ Komposition bietet leichtfüßige Eleganz und augenzwinkernden Charme vom Allerfeinsten und ist von handwerklich makelloser Qualität.

Der Schwerpunkt liegt auf jüdsicher Folklore, die oft in Form des eingängigen Hauptthemas variantenreich eingebunden wird. Jenes Hauptthema ist es auch, das zu Beginn der B-Seite in Form eines zackigen, ebenso mitreißenden wie humorvollen Marsches präsentiert wird, den man so schnell nicht wieder aus dem Kopf bekommt. Ansonsten gibt es mancini-eskes Mickey-Mousing, furiose Orchester-Tutti ("La route des dollars"!) und eingestreute dramatische Bonmots, bis sich das Ganze in einem reinen Folkloretanz auflöst. Und im Anschluß sogar noch ein herrlich-elegisches Stück, in dem sich Klavier und Geige solistisch ausdrucksstark betätigen.

Dass dieser leider viel zu unbekannte Score bis heute nicht auf CD aufgelegt worden ist, möchte ich mal als eine Rabenschande bezeichnen, denn er wurde mit spürbarer Begeisterung komponiert und mit nicht minder großer Verve eingespielt. Musicbox-Records sollten sich schleunigst daran machen und diesen Zustand beheben. Bis dahin tut es mein Vinyl-Exemplar, dass ich mir vor Jahren mal digitalisiert habe.

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Welches sind eure Lieblinge dieser Stilrichtung, wo gibt es Anlaß zur Kritik?  Meinungen und Hinweise jeglicher Art sind stets willkommen!

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Unbedingt!  Wunderbare Scores, gar keine Frage!

Gerade "The Raid" bei RAID ON ENTEBBE, der im Film während der Trainingssequenzen läuft, ist ein wirklich genialer Track, in dem eine jüdisch klingende Melodie zur Actionmusik ausgebaut wird. Ungewöhnlich, wenn nicht sogar einzigartig, und unbedingt hörenswert.

Und MASADA ist sowieso über alle Zweifel erhaben, wobei ich persönlich das alte Album bervorzuge.

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  • 4 Wochen später...

The Going Up of David Lev. Auch wieder so ein Film, der komplett in der Versenkung verschwunden ist. Tolle Musik, da bin ich ganz deiner Meinung!  An manchen Stellen wirft "Masada" hier schon seine Schatten voraus.

Simon and the Oaks. Klingt wunderbar und ist mir zugegebenermaßen völlig unbekannt. Das liegt daran, dass ich mich kaum mit aktuellerer Filmmusik beschäftige. Mag etwas engstirnig sein, aber mit Frau Focks könnte man es ja mal versuchen...:)

 

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vor 1 Stunde schrieb Angus Gunn:

 

Ich kenne sonst kaum etwas von Eidelman, aber der Main Title von TRIUMPH OF THE SPIRIT ist wirklich grandios!

 

War vor Ewigkeiten ein Blindkauf bei mir gewesen - toller Score, und der Name Eidelmann sagte mir damals auch noch nichts...

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Am 13. Juni 2017 um 19:15 schrieb Angus Gunn:

Schönes Fundstück, das Cosma-Konzert!

Max and Helen kenne ich noch garnicht. Ist das eher orchestral, gibt es solistische Parts?

Orchestral und klare Hörempfehlung, steht aber eher in einer Reihe mit Youngs Gothic-Horror-Arbeiten (vgl. FLOWERS IN THE ATTIC). Jiddische Folklore gibts nur einmal kurz als Source Music.

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Schöne Beiträge, Max!  Philippe Sarde zähle ich zu meinen Lieblingskomponisten, aber LA VIE DEVANT SOI war mir tatsächlich noch unbekannt.

 

Hier noch eine Ergänzung zum Thema:

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Karl Ernst Sasses 1977 entstandene Musik zum berühmten Stummfilm mit Paul Wegener. Zitat von Sasse aus dem Booklet: "Die dritte Ebene ist die Musik der jüdischen Gemeinde. Hier sind Modi verarbeitet, ebenso wie Motive aus dem Glaubenssatz und dem Lobgesang. Diese begleiten die Geschehnisse in der Synagoge, den Zug durch die Stadt usw..."

Die Herausforderung diese jüdischen Motive herauszuhören ist nicht einfach zu meistern, da Sasse sie doch sehr homogen ins sinfonische Ganze einbettet und kaum auf die für diese Musikart typischen Orchestrierungen zurückgreift. Mitunter schwierige Partitur, aber lohnenswert und spannend. Hier ein Auszug:

 

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vor 4 Stunden schrieb Angus Gunn:

Schöne Beiträge, Max!  Philippe Sarde zähle ich zu meinen Lieblingskomponisten, aber LA VIE DEVANT SOI war mir tatsächlich noch unbekannt.

Ist auch einer meiner Lieblinge. Sicher einer der Besten, und schade und seltsam, dass seine Fangemeinde doch recht klein ist.

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vor 11 Stunden schrieb Max Liebermann:

Ist auch einer meiner Lieblinge. Sicher einer der Besten, und schade und seltsam, dass seine Fangemeinde doch recht klein ist.

 
Diese Fangemeinde wird natürlich auch immer kleiner angesichts der Tatsache, daß in den Köpfen der jüngeren Generation schon seit vielen Jahren nur noch das US-Kino dominiert und damit natürlich auch die dementsprechenden US-Scores. Diese Sammler haben keinerlei Bezug mehr zu diesen französischen Filmen der 70er/80er. Von daher nicht seltsam, daß es so ist wie es ist.
Das war in den 80ern und frühen 90ern eben noch anders. Und da gab es deutlich mehr Sarde-Interessenten unter den europäischen Filmmusik-Sammlern. Hat sich aber alles grundlegend verändert.
 
Hier eines der schönsten Sarde-Themen mit hebräischem Kolorit aus POUR SACHA von 1991:
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