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Straßenfeger: Deutsche TV-Klassiker und ihre Musik


Angus Gunn
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Danke für Deine Bemühungen um längst vergessene deutsche TV-Schätze. LYDIA MUSS STERBEN hat sofort mein Interesse geweckt. Haqbe ihn in einer Bibliothek hier entdeckt und freue mich auf die Sichtung! :)

Die Musik klingt für mich nach "typischer angeschrägter Jazz-Kriminalfilmmusik". Bei Deiner Begeisterung für solche und auch weitaus harscheren Klänge kann ich Deine Vorbehalte gegenüber Majewski nicht ganz nachvollziehen. Mast Du dazu noch etwas zu schreiben?

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Mit der "angeschrägten Jazz-Kriminalfilmmusik" würde ich im Fall vom HEXER zustimmen. LYDIA ist aber doch sehr eingängig und in meinen Ohren keineswegs schräg. Dieses Stück wird ja im Film immerwieder eingesetzt und gibt dem eigentlich sehr dramatischen Geschehen etwas Spielerisches. Schwer zu beschreiben, aber es funktioniert auf seine Weise großartig.

Nur weil ich Wilhelm im Großen und Ganzen bevorzuge, heißt das ja nicht, dass ich Vorbehalte gegen Majewski habe. Gut, ich finde sein Musikkonzept bei der "Brücke" etwas überschätzt, das "fliegende Klassenzimmer" auf der CD mitunter etwas nervig, und im Allgemeinen hätte ich bei Majewski mehr zu kritisieren als bei Wilhelm, aber das wäre freilich herummäkeln auf hohem Niveau. Die "Schachnovelle" hatte ich ja selber schon über den grünen Klee gelobt und auch viele andere seiner Werke sind mir lieb und teuer. Also beides tolle Komponisten, aber einer muß halt der Favorit sein.

 

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Hans-Martin Majewski:  EIN MANN NAMENS HARRY BRENT  /  ZEICHEN DER GEWALT

In den 60er Jahren zog der Name Francis Durbridge die deutsche Bevölkerung vor die Bildschirme. Produktionen wie DER ANDERE und vor allem DAS HALSTUCH waren Anfang der 60er Jahre enorme Straßenfeger als es diesen Begriff noch gar nicht gab und lebten von der Ensemble-Leistung erstklassiker Schauspieler, die die zum Teil sehr statischen und dialoglastigen Inszenierungen auch heute noch mit Einschränkungen sehenswert machen.

EIN MANN NAMENS HARRY BRENT ist von 1968 und deutlich unterhaltsamer inszeniert, da hier die Kameraführung unter dem bewährten Regisseur Peter Beauvais um einiges dynamischer ist und man ein wesentlich filmischeres Konzept verfolgte, während die kammerspielartigen Frühwerke aus heutiger Sicht schon ein wenig Geduld erfordern.

Majewski vertonte den 3-Teiler monothematisch im Tango-Takt. Das Thema gibt nicht viele Variationen her, und dies ist auch nicht beabsichtigt. Der stets gleichförmige Rhythmus durchzieht den raffiniert ausgetüftelten Rätsel-Krimi, zielgerichtet und betulich im Tempo, von Anfang bis Ende und verleiht der Handlung eine Stringenz, die kein Abweichen in Nebenschauplätze zuläßt. Das Stück gab es seinerzeit auf einer Single. Auf einem der einschlägigen CD-Sampler ist es bisher meines Wissens nach nicht berücksichtig worden.

Ich bin ein großer Fan der 70er-Jahre-Folgen der unverwüstlichen Kultserie DERRICK. Und deshalb muß in diesem Faden auch dieser Serie die Ehre erwiesen werden. Es gab zahlreiche Single-Veröffentlichungen und CD-Sampler, die diese Serie während ihres 24-jährigen Bestehens begleitet haben. Majewski hat in der frühen Phase eine handvoll Derrick-Episoden vertont, darunter auch die zwei Spitzenfolgen TOD AM BAHNGLEIS und NUR AUFREGUNG FÜR ROHN, die beide musikalisch lediglich mit wenigen und für sich genommen unergiebigen Akzenten ausgestattet sind. ZEICHEN DER GEWALT ist da ein anderes Kaliber. Mit Schlagzeug und vorrangig eingesetztem Saxophon entwickelt sich ein packendes, jazziges Krimi-Arrangement mit grimmigem Unterwelt-Kolorit, das in der abschließenden Jagd über die Dächer seinen Höhepunkt findet. Diese Szenen habe ich weitestgehend im ursprünglichen Zustand belassen, und das geht natürlich nicht ohne die damit verbundenen Geräuscheffekte. In anderer Form existiert diese Musik leider nicht.

 

 

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Kleiner Exkurs:  Es ist schon mehr als bedauerlich, dass sich nun auch in Hessen eine gewisse über Leichen gehende Partei von neurotischen Traumtänzern über ungeahnten Stimmenzuwachs freuen kann. Der angekündigte Rückzug der Raute des Grauens ist da auch nur ein schacher Trost, da es vermutlich nichts am momentanen Kurs ändern wird. Es gibt viele Möglichkeiten wie man mit seinem Frust über solche Zustände umgehen kann. Eine davon ist die gedankliche Ablenkung, die sich bei mir nun in Form weiterer Artikel zu filmmusikalischen Randerscheinungen äußert. Und da es noch eine Vielzahl von interessanten und spannenden Preziosen aus deutscher TV-Geschichte gibt, geht es mit unverminderter Begeisterung für unsere künstlerisch und kulturell so wichtigen Kostbarkeiten aus den vergangenen Tagen der Flimmerkiste tatkräftig weiter. Exkurs Ende.

 

Irmin Schmidt: DER TOTE BIN ICH

Der angehende Lehrer Stefan bezieht eine Wohnung in einem kölner Altbau in dem sich schon sehr bald die Merkwürdigkeiten häufen. Offenbar betritt jemand in seiner Abwesenheit seine Wohnung. Er fühlt sich von seinen Nachbar bespitzelt, bekommt Besuch von nicht bestellten Handwerkern, und in einem Brief vom Lehramt wird seine Verfassungstreue angezweifelt. Er überrascht eine junge Frau in der Badewanne, die sich als die unbekannte Untermieterin herausstellt, aber dennoch ist des Rätsels Lösung nicht in Sicht. Komplott oder Verfolgungswahn? Dieses clevere Paranoia-Drama von 1979 punktet vor allem mit seiner guten Besetzung. Marius Müller-Westernhagen ist in der Hauptrolle der glaubwürdige Durchschnittsbürger, und Anne Bennent spielt großartig das so naiv wie burschikos auftretende Mädchen. Ich mag es ja besonders, wenn gerade Filme aus dieser Zeit ein authentisches Flair haben, wenn sie sich "echt" anfühlen. Wie aus dem Leben gegriffen, auf Augenhöhe mit dem Zuschauer, was die Wahl der Schauplätze angeht, wie auch die Darstellung der einfachen Bürger mit all ihren Marotten. Dieses Ziel erreicht DER TOTE BIN ICH mit Leichtigkeit. Das Musikthema von Irmin Schmidt besteht aus jazzigen Saxophonimprovisationen über einer nervösen Rhythmuskulisse, die die permanente Stress-Situation, in der sich der Protagonist befindet, nachvollziehbar macht.

Ingfried Hoffmann: AUFFORDERUNG ZUM TANZ

Ebenfalls mit Westernhagen in der Hauptrolle kommt diese grandiose Ruhrpott-Komödie daher. Theo ist ein Pechvogel, schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch, gerät bei einem Pokerspiel an den halbseidenen Jussuf und hat von da an auch dessen zwielichtige Gauner-Clique am Hals. Auch dieser Film besticht durch seine greifbaren Typen und die authentische Milieu-Schilderung. Wenn Theo seinem Job am Güterbahnhof nachgeht, dann wird er auch schonmal in Unterschätzung der Hebelwirkung von der Sackkarre nach oben gestemmt. Und bei sperrigen Gepäckstücken sollte man sich vorher überlegen, wo diese im Waggon zu plazieren sind. AUFFORDERUNG ZUM TANZ hält sich viel mit solch amüsanten aber niemals überzogenen Nebensächlichkeiten auf, trödelt herum, und zieht gerade damit den Zuschauer auf die Seite seiner liebenswert-spleenigen Protagonisten. Großes Kino für den Bildschirm. Ingfried Hoffmanns originelle Musik ist mit Jazzensemble, Maultrommel und Toots Thielemanns Mundharmonika ein Sahnehäubchen auf dem Kuchen.

https://vimeo.com/297821256

 

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Sich vor der Politik in die Kunst zu flüchten, ist ja auf Seite der Schaffenden wie auch der Rezipierenden ein gängiges Motiv. Ich versuche das als Rezipient auch sehr gerne.

Wie immer vielen Dank für diese Eindrücke. Gerade "Der Tote bin ich" würde mich von der Handlung (einige Motive erinnern ein bisschen an SHINING) her interessieren, aber wir haben da anscheinend eine ganz andere Priorität, denn ich schätze an Kunst gerade die (über-)Stilisierung des "normalen" Lebens. Daher tue ich mich oft schwer mit dieser leicht amateurhaft scheinenden Inszenierung, die einem immer "das reale Leben" verkaufen will - mit Wackelkamera oder möglichst ungefiltertem und unausgewogenen Ton. Ich finde es viel interessanter, dass Kunst die Möglichkeit hat, Dinge bis ins Detail zu manipulieren. Schließlich bekommen wir in keinem Werk "die Realität", sondern bloß ein angebliches Abbild. Warum diese Möglichkeiten nicht bis zum Exzess nutzen? Keine Momentaufnahme einer Schlacht sieht so durchchoreographiert aus wie auf einem alten Ölschinken, nirgends stirbt es sich so schön wie auf der Opernbühne, nirgends sind Leute so wortgewandt wie in einem Theaterstück, an dem ein Mensch über Wochen, Monate oder Jahre feilte - und der Film vermag all diese Elemente in sich zu vereinen.

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vor 2 Stunden schrieb Mephisto:

ich schätze an Kunst gerade die (über-)Stilisierung des "normalen" Lebens. Daher tue ich mich oft schwer mit dieser leicht amateurhaft scheinenden Inszenierung, die einem immer "das reale Leben" verkaufen will

Das kommt eben immer darauf an, welche Geschichte auf welche Weise erzählt werden soll.  Aber ich habe in der Tat eine Vorliebe für solche "echten" Inszenierungen, vor allem wenn es um die 70er / 80er Jahre und auf Alltagssituationen basiernde Geschichten geht. Für "Der Tote bin ich" ist "Der Mieter" eigentlich der naheliegenste Vergleich, und in diesem Film erzielt Polanski ebenfalls diese bodenständige, reale Atmosphäre. Je mehr Identifikationspotenzial mir als Zuschauer angeboten wird, umso interessanter und spannender wirkt der Film. Sind einem die Figuren egal, wird es auch mit der Erzeugung von Spannung schwierig.

vor 2 Stunden schrieb Mephisto:

Wackelkamera

Auch ein wichtiger Punkt. Persönlich unterscheide ich zwischen zwei Stilrichtungen:  Ich hasse die Wackelkamera, jenes absichtliche, permanente Herumschütteln, das mit Handy- oder Kriegsreportagen-Aufnahmen assoziiert werden soll. Aber mit liebe die klug eingesetzte Handkamera, bei der aus der Hand oder von der Schulter gefilmt wird, wobei auf möglichst flüssige Bewegungen geachtet wird. Diese Aufnahmen besitzen einen unperfekten Charakter, da sie immer ein wenig unruhig sind. Das wirkt sehr organisch und in Verbindung mit einem guten Schnitt und durchdachten Schwenks auch sehr dynamisch. Die frühen Derricks sind z.B. so gedreht. Aber natürlich kann man diesen Stil nicht in jedem Sujet verwenden. Der italienische Regisseur Enzo Castellari beherrscht diesen Stil auffallend gut. Sein "Keoma" ist geradezu ein Lehrstück für den stilsicheren und kreativen Umgang mit der Handkamera.

vor 2 Stunden schrieb Mephisto:

Sich vor der Politik in die Kunst zu flüchten, ist ja auf Seite der Schaffenden wie auch der Rezipierenden ein gängiges Motiv. Ich versuche das als Rezipient auch sehr gerne.

Gibt es hier eigentlich politische Aktivisten im Forum?  Gerade die derzeitige Lage läßt doch nun wirklich niemanden mehr kalt, sei es nun auf der einen oder auf der anderen Seite. Bei Interesse könnte ich mir auch ein Fädchen zu aktuellen politischen Entwicklungen vorstellen.

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  • 3 Wochen später...

Klaus Doldinger:  FLUG IN DIE HÖLLE

1932: Zusammen mit seinem Co-Piloten startet Hans Bertram mit einem Junkers-Wasserflugzeug von den Sundainseln aus über die Timorsee Richtung Australien. Ziel ist die Küstenstadt Darwin. Doch Nacht und Nebel bringen sie vom Kurs ab, und sie sind gezwungen mit den letzten Kraftstoffreserven an einem verlassenen Strand zu landen. Es beginnt ein Überlebenskampf gegen Wasser- und Nahrungsmangel in den lebensfeindlichen Kimberleys, während an Land eine Suchaktion eingeleitet wird. Doch niemand weiß, wo sich die Vermißten befinden.

Eine 6-teilige Mini-Serie, und mal wieder ein Meisterstück allererster Güte. Die Geschichte ist autobiographisch, ausführlich erzählt und enorm spannend umgesetzt. Glänzend besetzt mit Helmut Zierl und Werner Stocker in den Hauptrollen, die ihren Figuren das nötige Maß an Bodenständigkeit und Glaubwürdigkeit geben. Gerade in den letzten Episoden verdichtet sich das Drama zunehmend und hält auch die eine oder andere wirklich unangenehme Szene bereit (Stichwort Zahnschmerzen!) Ganz großes Tennis, von mir die höchste Punktzahl.

Die angenehm dahingleitende Titelmusik gab es auf mindestens einer Doldinger-Compilation. Aber der Score hat wesentlich mehr zu bieten. Der Nachtflug der beiden Protagonisten wird mit einer dramatischen, treibenden Variation des Titelthemas unterlegt, und für die späteren Sequenzen in der Wildnis und während der Rettungsaktion greift Doldinger auf exotische Percussions und den Klang des Didgeridoo zurück, die er mit trockenen, unharmonischen Keyboard-Klängen mischt. Auf diese Weise entstehen interessante Klanggebilde für die kargen, todbringenden Landschaften und die ausweglose Situation der Protagonisten.

 

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  • 4 Wochen später...

Erich Ferstl:  EIN MANN WILL NACH OBEN  /  HEISSER SAND

1909: Der junge Karl Siebrecht (Mathieu Carriere)  zieht nach dem Tod seines Vaters nach Berlin. Dort lernt er die Minderjährige Rieke (Ursula Monn) kennen und zieht bei ihr und ihrem alkoholabhängigen Vater (Walter Buschhoff) ein. Karl versucht in der berliner Gesellschaft Kontakte zu knüpfen, hält sich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser und werkelt trotz zahlreicher Rückschläge mit unerschütterlichem Willen und auch auf Kosten von Beziehung und Freundschaften an seiner Karriere.

Erstklassige Fallada-Verfilmung voller Tragik und Humor. Aufwendig im Dekor und schauspielerisch bis in Nebenrollen glänzend besetzt. Die melancholischen Streicherklänge von Komponist Erich Ferstl leiten jede der 13 Episoden ein, und in Anschluß berichtet Stefan Wigger mit charismatischer Erzählerstimme über zeitgeschichtliche Ereignisse aus aller Welt.

Vom gleichen Komponisten stammt die jazzige Musik zum Abenteuer-Drama HEISSER SAND. Bei einem Wetter-Experiment stürzt Pilot Barlow (Joachim Fuchsberger) mit seiner einmotorigen Maschine in der Sahara ab. Und ausgerechnet sein Rivale (Sieghardt Rupp) ist mit an Bord. Kein wirklich großer Klassiker aber eine unterhaltsame, spannend erzählte Geschichte ohne Längen. Das erste Stück Filmmusik setzt erst nach einer halben Stunde ein als die Maschine zu einem Testflug startet. Eine eingängige, saxophonlastige Jazz-Komposition, deren Melodie später dann auch zum karg orchestrierten Wüsten-Thema wird.

https://vimeo.com/305291449

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  • 4 Wochen später...
  • 4 Wochen später...

Hans Jönsson:  DER MONDDIAMANT  /  LADY AUDLEYS GEHEIMNIS

Zwei weitere Kriminaldramen, mit denen sich Regisseur Semmelroth wieder seiner Vorliebe für englische Literatur hingibt (vgl.: "Die Frau in Weiß" und "Der rote Schal") In DER MONDDIAMANT (1974) geht es um ein aus einem indischen Tempel geraubtes Juwel, das später in England Anlaß für Intrigen und Morde ist. Unter der Besetzung sticht besonders Theo Lingen hervor, der hier als ermittelnder Detektiv gegen sein sonstiges Rollenprofil besetzt ist.

Optisch weniger opulent, und zurückhaltend in der Bildsprache, bezieht LADY AUDLEYS GEHEIMNIS (1978) seine Wirkung aus den konfliktträchtigen Spannungen der Protagonisten untereinander und den dialogreichen Ermittlungen im Fall des Auswanderers George Talboy, der nach mehrjähriger Abwesenheit auf den Herrensitz seines Onkels zurückgekehrt und dort über Nacht spurlos verschwunden ist.

Komponist beider Filme ist wiederum Hans Jönsson, der auch hier wunderbar melodische Filmmusik mit britischem Flair geschrieben hat. Ein Jammer, dass es auch hierzu nie eine autonome Veröffentlichung gegeben hat.

https://vimeo.com/314586294

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  • 4 Monate später...

Mal wieder Zeit für ein wenig Fernseh-Nostalgie:

Rolf Bauer:  KINTOPP, KINTOPP

In den 20er Jahren übernimmt der Bankbeamte Tommi (Georg Thomalla) eine Stelle als Buchhalter bei der Filmproduktionsgesellschaft "Colossal". Als sich deren Chef mit dem erwirtschafteten Gewinn aus dem Staub macht, versucht Tommi das Unternehmen zu retten und beginnt, selber Filme zu produzieren. - Eine sehr schöne Idee, die aber leider nicht mit der gebotenen Seriosität, sondern als leidlich unterhaltsame Sitcom umgesetzt wurde. Schade, denn das Thema wäre hochinteressant gewesen und hätte das Zeug zu einem großen Klassiker gehabt. So aber ist nicht mehr als nette Zwischendurch-Unterhaltung daraus geworden. Die Musik ist jedoch ein humorvolles Kleinod, das den Charakter der Serie auf eingängige Weise einfängt.

DAS KALTE HERZ

Wilhelm Hauffs mehrmals verfilmte Märchenerzählung vom armen Schlucker, der sich um des Reichtums willen ein steinernes Herz einsetzen läßt, in einer sehr schönen, 6-teiligen TV-Adaption, die ich sogar der sehr guten DEFA-Verfilmung vorziehen würde. Autor Justus Pfaue erzählt die Geschichte mit ein paar kleineren Abweichungen und überrascht mit einem Ende, das durchaus mehrere Interpretationen zuläßt. Für die Musik nutzt Rolf Bauer sowohl akustisches wie auch elektronisches Instrumentarium und gefällt vor allem mit der kurzen, aber sehr einschmeichelnden Abspannmusik.

 

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Christian Bruhn:  JACK HOLBORN

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Der Waisenjunge Jack aus Bristol träumt vom großen Abenteuer als Schiffsjunge und gerät an den undurchsichtigen Kapitän Sharingham (Matthias Habich), den eine düstere Vergangenheit umgibt. Ein Jahr nach SILAS war hier wieder dasselbe Team am Werk, dem erneut eine überaus reizvolle, unterhaltsame und spannende Abenteuergeschichte gelungen ist. Ebenfalls mit an Bord (oder um im Kontext zu bleiben: an Deck) ist Komponist Christian Bruhn, der sich diesesmal der sinfonischen Klangfülle des Graunke-Orchesters bedient. Sein Score glänzt mit melodischem Einfallsreichtum und verfehlt seine Wirkung sowohl im Film wie auch als Album nicht.

Hier das wunderbar-sehnsüchtige, vom Cembalo begleitete CAPTAIN´S THEME, gefolgt vom marschähnlichen Swashbuckler-Thema DIE PIRATEN:

https://vimeo.com/316393023

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  • 3 Monate später...
  • 1 Monat später...

Bert Breit:  DER MANN IM SALZ

Im 17. Jahrhundert gelangt der Nachwuchs-Jäger David in die Obhut des Dekan Sölln in Bayern. Dieser beschafft ihm eine Arbeitsstelle im Salzbergwerk. Bei einer Sprengung wird dort ein Mensch freigelegt, der seit Urzeiten im Salz eingeschlossen und konserviert war. Für die abergläubische Bevölkerung ist es der Teufel, was für den zuständigen Inquisitor Anlaß ist, die Gegend von vermeintlichen Hexen und Teufelsanbetern zu säubern.

Diese zweiteilige Ganghofer-Verfilmung wurde 1989 mit einigem Aufwand inszeniert. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, wenn es auch nicht in einer Liga mit den großen Historien-Mehrteilern von Franz Peter Wirth oder Fritz Umgelter spielt. Die Musik von Bert Breit (1927-2004) setzt vornehmlich auf Streicher und besitzt eine Atmosphäre, die die Bilder nicht durchgehend zu erzeugen vermögen.

 

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  • 11 Monate später...

Allgemeiner Hinweis:  Ich war zwischenzeitlich gezwungen, mit meinen Uploads von Vimeo nach YT zu wechseln, deshalb ist in diesem Faden vieles nicht mehr abrufbar, es ist aber alles noch vorhanden, und zwar hier:

https://www.youtube.com/channel/UCdZnXsZVGILiCrWRMvI2pew/videos

 

Rolf Unkel: RASKOLNIKOFF (1959)

Der Komponist Rolf Unkel fällt mir immer wieder mit seinen kunstvollen, niemals aufdringlichen oder gar plakativen Filmmusiken auf. Und für RASKOLNIKOFF, der Verfilmung von Dostojewskis berühmtem Kriminaldrama SCHULD UND SÜHNE, gilt das auch. Streicher, Trompeten und die von Unkel mit Vorliebe eingesetzten Holzbläser, alles in kleinstem, kammermusikalischem Rahmen gehalten, kreieren eine eigenwillig-triste Atmosphäre mit exotischem Touch. Ganz ähnlich seiner Musik zum bedrückenden Kriegsdrama UNRUHIGE NACHT von 1955.

 

 

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