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43/52 YOUNG SHERLOCK HOLMES by Bruce Broughton


Markus Wippel
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Das Leben von Sherlock Holmes hat zwei Komponisten zu herausragenden Werken inspiriert. Der eine ist einer der größten Filmkomponisten aller Zeiten - Miklos Rozsa, der für den Billy Wilder Film „The Privat Life of Sherlock Holmes“ eine grandiose Filmmusik schuf in die er auch sein tolles Violinkonzert eingearbeitet hat - der andere ein damals relativ unbekannter 40 jähriger Amerikaner der gerade mal seinen vierten Kinofilm vertonte.
Vor einigen Jahren war Bruce Broughton zu Gast bei Hollywood in Vienna in Wien auf die Frage wie man seinen Nachnamen wohl korrekt aussprechen würde sagte er nur - „That´s easy - like Sauerbraten“. Broughton ist ein ungemein humoriger und sympathischer Mensch und ich konnte bei dieser Veranstaltung auch kurz mit ihm sprechen und habe ihm dabei gesagt das Young Sherlock Holmes für mich einer der besten scores der 80er ist. Er hat sich artig dafür bedankt und gemeint das er auch ziemlich Stolz auf die Musik ist, aber da gäbe es unzählige Musiken die besser wären - nicht für mich!!!!
Bruce Harold Broughton wurde 1945 in Los Angeles geboren studierte an der UCLA wo er auch Komposition und Orchestration unterrichtet. Broughton´s Karriere begann Mitte der 70er Jahre beim Fernsehen wo er Musiken zu Serien wie Gunsmoke, Hawai Five-O oder The Oregon Trail komponierte. Bekannter sind seine TV Musiken zu Dallas oder Quincy. Insgesamt wurde Broughton bereits 10mal mit dem Emmy ausgezeichnet und weitere 14 male für den Fernsehpreis nominiert. Diese eindrucksvolle Statistik zeigt aber leider auch das Broughton trotz hervorragender kompositorischer Fähigkeiten primär im TV eingesetzt wurde und wird. Und das obwohl Broughton auch im Kino Mitte der 80er Jahre gut Fuss fassen konnte, denn mit der tollen energiegeladenen Musik zum Spätwestern von Lawrence Kastan Silverado konnte er eine Wohlverdiente Oscarnominierung einfahren. Leider blieb es die einzige Nominierung für den sympathischen Komponisten. Nach Silverado bekam er den Auftrag für Young Sherlock Holmes unter der Regie von Barry Levinson und nach einem Drehbuch von Chris Columbus. Mit von der Partie bei dieser Jugendgeschichte des Meisterdetektivs Sherlock Holmes und Dr. Watson war auch Steven Spielberg der bei dem Film als Executive Producer fungierte. Der Film war leider nicht besonders erfolgreich und das obwohl die Spezialeffekte für den Oscar nominiert wurden und mit Levinson / Columbus / Spielberg wirklich die erste Garde für den Film verantwortlich war. Der Film ist nett anzusehen, insbesonders in der ersten Hälfte, aber zu harmlos und verschenkt viel an Potential. Außer Frage steht für mich die herausragende Qualität der Musik von Bruce Broughton. Broughton hatte für knapp 90 Minuten Musik nur knapp 4 Wochen Zeit. Das Ergebnis war ein ungemein unterhaltsamer, spritziger, energiegeladener, themenreicher Score mit grossartigem Actionscoring!

Die Musik wurde von den Sinfonia of London inklusive Chor eingespielt.  Mark McKenzie und Don Nimitz waren für die Orchestrierung zuständig  und die Aufnahmen fanden vom 3 bis 7 September1985 in den Abbey Road Studios statt. Die Filmmusik ist reich an thematischen Einfällen und tollen orchestratorischen Kniffen. Stilistisch ist die Musik eher heterogen - hier trifft die Tonsprache Edward Elgars, Carl Orff, Igor Stravinsky und auch Atonalität alles zusammen wird durch Bruce Broughton in eine passende Form gegossen. Thematisch beginnt der Film mit dem „Main Title“ das zum ersten mal das „Holmes“ oder „Ermittlungs“ - Thema vorstellt. Am einprägsamsten und prägnantesten von den Piccoloflöten dargeboten, ein Thema wie ein musikalischer Geistesblitz der die geniale Kombinationsgabe von Sherlock Holmes brilliant widerspiegelt. Mit eingestreuten col legno Effekten bekommt das Thema auch etwas unheimliches.
Als absoluter Liebhaber der englischen Klassischen Musik und auch Edward Elgars ist das Freundschaftsthema zwischen Watson und Holmes mein absolutes Lieblingsthema dieser großartigen Filmmusik. Ein wunderschönes, nobles und aufrichtiges Thema das auch die Abenteuerlust der beiden zeigt. Großartig wie etwas in „Solving the Crime“ diese zwei wichtigsten Themen der Filmmusik umeinander und ineinander tanzen. 
Weiters gibt es noch ein „Love Theme“ das eine sanfte Variation des Abendteuerthemas ist und einen schrulligen Marsch für den Erfinder Mr. Waxflatter.
Am eindrucksvollsten ist aber wahrscheinlich das Rame Tep Thema für den ägyptischen Kult. Ein aggressives, düsteres Thema für großen Chor. Bei „Waxing Elizabeth“ geht trotz deutlicher Orff Anleihen dann so richtig die Post ab. Ein großartiges Chorthema das seinesgleichen sucht - obwohl hier Broughton so viel ich weiss gar keinen Chor wollte (vielleicht auch weil Williams nur ein Jahr zuvor eine ähnliche Szene für Indy 2 mit ähnlichem Chor ausgestattet hat). 
Wer so wie ich herausragende Actionmusik liebt kommt bei den Tracks „Ethar´s Escape“ und „Duel“ voll auf seine Rechnung. Insbesonders Ethar´s Escape ist absolut genial - leitmotivisches Actionscoring in Vollendung! Beim finalen „Duel“ blitzt dann auch noch Korngold ein wenig durch.

Eine der besten Fantasyscores überhaupt

 

 

 

 

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Geiler Score - war,  glaube ich, damals meine allererste LP von Broughton

 

BTW: Warum stellst Du Diese Beiträge nicht direkt in Deinen vorgesehenen Bereich?
Die letzten beiden (41 und 42) stehen auch noch hier und wurden noch nicht verschoben von einem Moderator...*wink-an-die-Chef-Etage*:applaus:

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vor 6 Stunden schrieb scorefun:

Geiler Score - war,  glaube ich, damals meine allererste LP von Broughton

 

BTW: Warum stellst Du Diese Beiträge nicht direkt in Deinen vorgesehenen Bereich?
Die letzten beiden (41 und 42) stehen auch noch hier und wurden noch nicht verschoben von einem Moderator...*wink-an-die-Chef-Etage*:applaus:

Wink verstanden ;)

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Also zu dem Film habe ich ein zwispältiges Verhältnis. Damals in meiner Jugend war ich noch schwer begeistert. Später wurde ich u.a. durch die TV-Serie mit Jeremy Brett zum Sherlock-Holmes-Fan, und heute hat der Film mit seinem Spielberg-London für mich jeglichen Reiz verloren, da hilft nicht mal mehr der Kindheits-Bonus.

Und tatsächlich ist es auch der Score, der mir bei der letzten Sichtung (vor ca. 15 Jahren) etwas sauer aufgestoßen ist, eben weil hier in den buntesten (Klang-)Farben jene Hollywood-Märchenwelt beschworen wird, die so gar nicht zu Doyles Detektiv-Charakter passen will. Das ist natürlich nicht die Schuld von Broughton, der sich lediglich der Inszenierung angepaßt hat, aber es ist wohl der Grund dafür, dass ich diesen Soundtrack noch nie besessen habe, bzw. hören wollte. Da sieht man mal wie man von einem negativen Bezug zu einem bestimmten Film in der Musikauswahl beeinflußt werden kann.

Die Hörbeispiele gefallen mir aber sehr gut, und vielleicht besorge ich mir doch noch die CD. Ich muß halt nur die Erwartungshaltung an einen klassischen Holmes-Score loswerden...

 

 

 

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Ich habe den Film nie gesehen - sollte ich vielleicht mal nachholen.
Die LP war damals ein Blindkauf: Fantasie-/Abenteuerstoff - Orchester - Chor; drei Komponenten, die bei mir immer funktionieren.
und das Stück "Waxing Elizabeth" gehörte um 1986 zu meinem Dauerbrenner Nr 1.
 

vor 17 Minuten schrieb Angus Gunn:

Ich muß halt nur die Erwartungshaltung an einen klassischen Holmes-Score loswerden

Das dürfte doch eigentlich nicht schwerfallen

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Mich hat der Carmina-Burana-Abklatsch bisher vom Kauf abgehalten. Chöre halte ich eigentlich nur aus, wenn sie wirklich passen und gut arrangiert sind. In der Filmmusik sind sie mir oft zu dick und zu einfältig. Im Fall von YOUNG SHERLOCK HOLMES kommt verschärfend hinzu, dass das Orff-Stück wirklich ausgeleiert ist. Der Rest vom Score reizt mich aber schon.

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vor 15 Minuten schrieb Max Liebermann:

Mich hat der Carmina-Burana-Abklatsch bisher vom Kauf abgehalten. Chöre halte ich eigentlich nur aus, wenn sie wirklich passen und gut arrangiert sind. In der Filmmusik sind sie mir oft zu dick und zu einfältig.

Das ist natürlich Ansichtssache, ich bin da aber auch ein bisserl einfacher und anspruchsloser gestrickt ;)

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ich LIEBE den film und den score! vom ersten tage an. und der war rrrrichtig gruslig stellenweise damals und die effekte (kirchenfenster-ritter) ne granate. dazu ne schöne geschichte, sympathische charaktere und ein optisch herrlich aussehendes verschneites viktorianisches london! :)

ist, meine ich, broughton‘s bester neben „silverado“, „tombstone“ und „bigfoot und die hendersons“.

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