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John Williams VS Hans Zimmer: The Sound Of Superman


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Superman (1978) VS Man Of Steel (2013)  

13 Benutzer abgestimmt

  1. 1. Welcher score ist für euch "besser"?

    • John Williams: Superman 1978
    • Hans Zimmer: 2013
    • Wer ist Superman?


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vor 1 Stunde schrieb sami:

Darum ging es ja in Zimsons Ausführungen nicht, er hat im Grunde gesagt, dass was in Filmen heutzutage auf der Soundspur passiert halt bedeutsamer, wichtiger, ipso facto auch "besser" ist als früher (wo alles noch Unterhaltungsmusik war, Zitat). 

Für gute FilmMUSIK halte ich da (fast) nichts, für effektive Filmbegleitung - auch aufgrund viel umfassenderer klangtechnischer Möglichkeiten - vieles sehr wohl. Nur: bloß weil man einen wabernden, es sich im ungefähren bequem machenden Klangteppich noch begrifflich als "Musik" fasst, macht ihn das noch lange nicht zu einer solchen, schon gar nicht zu guter.

Das ist weniger ein Zitat als ein Strohmann. Wo kannst du aus meinen Kommentaren herauslesen, dass ich behaupte, heutige Filmmusik wäre allein auf das Hörvergnügen bezogen „besser“? Außerdem gibst du mir indirekt Recht, indem du sagst, Filmmusik sei heute effektiv im Film eingesetzt. Viele Filme aus den 50/60ern und davor haben kaum vertonten Dialog. Im Vergleich zu heute ist damit ein differenziertes Rollenverständnis der Filmmusik verbunden. 

Es macht überhaupt keinen Sinn Filmmusik nur unter dem Gesichtspunkt von Harmonik und Arrangement zu betrachten. Ein Komponist kann das schönste Orchesterstück schreiben und damit trotzdem den Film ruinieren, wenn die Musik das Geschehen in einen falschen Kontext bringt.

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vor 17 Minuten schrieb Zimson:

Viele Filme aus den 50/60ern und davor haben kaum vertonten Dialog. Im Vergleich zu heute ist damit ein differenziertes Rollenverständnis der Filmmusik verbunden.

Auch hier könnte man wieder eine endlose Liste von Gegenbeispielen anführen und müsste dabei noch nichtmal auf die Riesenschinken wie VOM WINDER VERWEHT und BEN-HUR verweisen. Es ist immer eine Frage des ästhetischen Konzepts und der Vorliebe des Regisseurs. Hitchcock wollte in ROPE offensichtlich nur diegetische Musik, während VERTIGO und RBECCA gefühlt (natürlich nicht "echt") durchgehend vertont sind, auch PSYCHO hat eine Stunde Musik und davon wahnsinnig viel Dialogvertonung.

Gerade Alfred Newman war ja einer der ersten, der das Innenleben der Figuren mit musikalischen Mitteln auszuleuchten versuchte, ebenso auch Waxman. Und gerade Korngold hat doch seine Filmmusiken als "Opern ohne Worte" bezeichnet und seine Musik eben ganz detailliert unter die Stimmen der Schauspielerinnen und Schauspieler gelegt. Man siehe sich nur einmal KING'S ROW oder ELISABETH AND ESSEX an.

Heute brodelt oftmals minutenlang ein düsterer Klangteppich unter Dialogszenen, der - analog zum unsäglichen Farbfilter - eine Szene in eine bestimmte düstere Szene taucht. Was jetzt an den RCP-Superhelden-Klangteppichen differenziert ist, müsstest Du mir nochmal genauer erläutern.

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vor 36 Minuten schrieb Zimson:

Das ist weniger ein Zitat als ein Strohmann. Wo kannst du aus meinen Kommentaren herauslesen, dass ich behaupte, heutige Filmmusik wäre allein auf das Hörvergnügen bezogen „besser“? Außerdem gibst du mir indirekt Recht, indem du sagst, Filmmusik sei heute effektiv im Film eingesetzt. Viele Filme aus den 50/60ern und davor haben kaum vertonten Dialog. Im Vergleich zu heute ist damit ein differenziertes Rollenverständnis der Filmmusik verbunden. 

Es macht überhaupt keinen Sinn Filmmusik nur unter dem Gesichtspunkt von Harmonik und Arrangement zu betrachten. Ein Komponist kann das schönste Orchesterstück schreiben und damit trotzdem den Film ruinieren, wenn die Musik das Geschehen in einen falschen Kontext bringt.

 

Ich gebe dir sicherlich nicht Recht, auch nicht indirekt, und habe ja klar geschrieben, wo die semantischen Fehler deiner Argumentation liegen. Es ist ganz offensichtlich, dass du moderne Soundcollagen, 'wall of sounds' und was da so dazu gehört, präferierst - besser, oder "differenzierter", ist da garnix dran, höchstens wenn wir uns auf den Begriff 'Filmton' einigen, der, wie ich ja auch schrieb, heute eben ganz andere Möglichkeiten bietet, die der Musik als eigenständiger Kunst leider fast sämtlicher Möglichkeiten der Ausdrucksstärke beraubt hat. 

Und Mephisto hat völlig Recht, steile Thesen wie "Filme hatten kaum vertonten Dialog": das ist faktisch unwahr. Und hat auch wiederum nichts mit deiner Ausgangsthese zu tun, dass da irgendwas differenzierter wäre (seit wann haben wir heute gutes Dialogscoring? Da liegen zumeist flächige, atmosphärische Klänge drunter, wo mitunter nicht mal mehr ein Intervallwechsel stattfindet.

Differenziertes Rollenverständnis? Eher 5. Rad am Wagen.

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vor 2 Stunden schrieb Roland Mair-Gruber:

Dann drehen wir uns aber dahingehend im Kreis, dass es dann wieder die ewige Streiterei gibt was Musik eigentlich ist? Sounddesign, so wie du das hier meinst, kann meiner Meinung nach durchaus Musik sein. Was würden wir sonst mit Werken von György Ligeti und Luciano Berio, Pierre SchaefferLa Monte Young, Steve Reich, JOhn Cage?


Sehe ich nicht als Streiterei, da eben viele dieser modernen Filmsounds (und TV-Serien) keinen Ligeti, Berio, Reich usw. hervorgebracht haben, sondern funktionale Handwerker, die eben bedienen können, was gewünscht ist (oft von musikalisch wenig ambitionierten Produzenten).

Das stimmt natürlich nicht für alles und jedes, es gibt auch heute noch viele klassische Musikformen im Film, nur sind die nur in 10% der Fälle prägnant und spannend genug, dass es sich überhaupt lohnt, davon zu reden (Zimmer hat da offen gestanden außer 'Interstellar' auch nicht mehr viel zu geben in den letzten Jahren). NIcht umsonst rekrutiert sich die Fangemeinde größtenteils aus Golden und Silver Age-Freunden. Alles, was da seit 2005 so kam, spielt bestenfalls noch punktuell eine Rolle, un die Hälfte davon sind dann auch beschauliche Blicke in die Vergangenheit, siehe How To Train Your Dragon, Star Wars & Co.

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vor 3 Stunden schrieb Roland Mair-Gruber:

Nur die Kritik von Sebastian zielt ja nicht darauf ab, dass ich in meinem kompositorischen Schaffen mal auf das Superheldensujet zurückgreife, sondern darauf, dass ich mich stattdessen mit "wertiger" Musik beschäftigen soll.

Mir geht's weniger um das "Wertige", sondern eher um das weniger Konventionelle. Gerade als Fachkundiger hat man ja auch eine gewisse kuratorische Verantwortung - statt die Aufmerksamkeitsökonomien immer nur auf das zu lenken, was eh schon im Trend liegt, sprich: alles nur zu affirmieren, könnte man sich auch dafür einsetzen, dass weniger populäre Klangkonzepte mehr in den Fokus geraten: Action-Filmmusik mit auskomponierten Klaviersätzen, Filmmusik für Streichquartett, Experimentell-Elektronisches... Beispiele gäbe es genug.

Wieso man sich da (freiwillig) immer wieder auf den denkbar uninteressantesten Heroen-Pomp versteift - keine Ahnung.

vor 2 Stunden schrieb Roland Mair-Gruber:

Dann drehen wir uns aber dahingehend im Kreis, dass es dann wieder die ewige Streiterei gibt was Musik eigentlich ist? Sounddesign, so wie du das hier meinst, kann meiner Meinung nach durchaus Musik sein. Was würden wir sonst mit Werken von György Ligeti und Luciano Berio, Pierre SchaefferLa Monte Young, Steve Reich, JOhn Cage?

Ligeti, Berio und Konsorten sind aber kein Sounddesign. Alle diese Vertreter der neuen Musik stehen für durchkomponierte Musik, nicht für Ambient Sounds.

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vor 7 Minuten schrieb Sebastian Schwittay:

Ligeti, Berio und Konsorten sind aber kein Sounddesign. Alle diese Vertreter der neuen Musik stehen für durchkomponierte Musik, nicht für Ambient Sounds.

Ligeti, Berio und Konsorten haben aber Geräuschkompositionen gemacht, Alltagsgeräusche und Gegenstände in ihre Musik eingebaut. Sounddesign in Filmen ist meiner Meinung nach genauso durchkomponiert, wie die Geräusche in Werken von den oben Genannten, vor allem weil sounddesign durchaus von Komponisten intendiert wird. Und Sounddesign muss nicht gleich ambient sound sein!

Wenn das Ticken in Hans Zimmers Score zu Dunkirk und Interstellar kein Teil der Musik ist, was ist dann György Ligetis Poema sinfónico para 100 Metrónomos?


Pierre Schaeffer - Etudes de bruits



Alle oben genannten Komponisten implementieren Geräusche in ihre Musik oder nehmen Bezug darauf.

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vor 3 Minuten schrieb Roland Mair-Gruber:

Ligeti, Berio und Konsorten haben aber Geräuschkompositionen gemacht, Alltagsgeräusche und Gegenstände in ihre Musik eingebaut. Sounddesign in Filmen ist meiner Meinung nach genauso durchkomponiert, wie die Geräusche in Werken von den oben Genannten, vor allem weil sounddesign durchaus von Komponisten intendiert wird. Und Sounddesign muss nicht gleich ambient sound sein!

Wenn das Ticken in Hans Zimmers Score zu Dunkirk und Interstellar kein Teil der Musik ist, was ist dann György Ligetis Poema sinfónico para 100 Metrónomos?

Erst einmal handelt es sich hier um akademische Ausnahmeexperimente, die richtig und wichtig waren, allerdings sagst du es ja selber: bis auf rein veräußerlichte Effekte - das Ticken in Dunkirk kann man kaum originell nennen - werden, von Christopher Young mal abgesehen (letztes Jahr: 'Wilson's Heart', davor: 'The Vagrant' und andere), selten bis nie irgendwelche herausragenden Klangkonzepte im Film hörbar (zumindest fallen mir nur wenige ein, ich verbinde eher das Wort 'funktional' mit aktueller Filmmusik, was insbesondere dann ein Problem ist, wenn die Musik eigentlich als poetische Ebene funktionieren soll).

Wohlgemerkt, wir reden hier nicht von grobschlächtiger Lautmalerei oder ausdrucksloser Unbestimmtheit: hier müsstest du mal aushelfen und erklären, was denn hier für dich konkret Werke sind, über die es sich zu reden lohnt (und nein, Superman zähle ich dazu nicht) - Komponisten mögen viel intendieren, das Ergebnis sollte dann allerdings auch für sich sprechen.Und da reicht es nicht, en passant zu schreiben, dass das schon alles ganz richtig und intendiert ist: hier sind ja nun schon mindestens drei Leute die sagen, nein, das ist nicht gut. Und da ist viel Luft nach oben.

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vor 21 Minuten schrieb sami:

Erst einmal handelt es sich hier um akademische Ausnahmeexperimente, die richtig und wichtig waren, allerdings sagst du es ja selber: bis auf rein veräußerlichte Effekte - das Ticken in Dunkirk kann man kaum originell nennen - werden, von Christopher Young mal abgesehen (letztes Jahr: 'Wilson's Heart', davor: 'The Vagrant' und andere), selten bis nie irgendwelche herausragenden Klangkonzepte im Film hörbar (zumindest fallen mir nur wenige ein, ich verbinde eher das Wort 'funktional' mit aktueller Filmmusik, was insbesondere dann ein Problem ist, wenn die Musik eigentlich als poetische Ebene funktionieren soll).

Ich wollte gerade schon ausholen - danke.

Kurz gesagt: der Grad an formal-ästhetischer Durchdringung ist einfach auch ein anderer bei, sagen wir, den "Vagrant Rhythms" aus Chris Youngs gleichnamigem Score, als bei einem Minimal-Klangteppich aus DUNKIRK, wo eben irgendein Ticken druntergemischt wurde. Und die genannten Beispiele, z.B. das Metronom-Poem von Ligeti, sind Experimentalwerke, die wahrscheinlich auch von den Komponisten selbst als "Rohmaterial" bzw. Ausgangspunkt weiterer Entwicklungen betrachtet wurden. Wenn du das als gestalterischen Maßstab nimmst, kannste auch gleich alles mit Cages 4'33 rechtfertigen...

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Ich habe den Vergleich zwischen Geräuschkompositionen und Filmmusik gezogen weil eine semantische Neubesetzung in den Raum geworfen wurde, die "in den Filmen von denen hier die Rede ist - halt mehr Sounddesign, von Charakter und Ausführung her" ist, was meiner Meinung nach diese Soundtrack etwas diffamiert. Es wird nämlich suggeriert, dass die Qualität der Musik verliert, wenn man sich auf "effekthascherische" sounddesigns verlässt, die zwar funktioniert, "[...] aber mit musikalischer Qualität" nichts zu tun haben. Meine Meinung und auch meine These ist aber, dass selbst roher Sounddesign als Geräusch als Teil der Musik angesehen werden kann und auch funktioniert, sollte sie so konzipiert sein. Warum das dann als minderwertig abgetan wird, erschließt sich mir nicht ganz. Das Ticken bzw das sounddesign in Dunkirk ist "nicht originell" aber es erzielt doch genau die Emotion und Wirkung, die konzipiert ist? ISt es damit nicht gelungene Filmmusik?

Nochmal konkret zum Geräusch: Ich gebe zu, das war ein etwas harscher Vergleich, aber es passte zu Dark Knight und dem Sounddesign. Denn vor allem bei Geräuschkomposition wird häufig gefragt: "ja aber was hat das mit Musik zu tun? Da sind ja keine Töne, keine Melodien.." und genau das wollte ich aufgreifen. ZB werden ja auch häufig Tieffrequenzwellen zur Spannungserzeugung verwendet. Spannend an dem Vergleich ist übrigens, dass sofort als von Geräuschkompositionen von Ligeti, Berio etc. die Rede war, es ja ganz selbstverständlich "
um akademische Ausnahmeexperimente" handelte. Dass in weiterer Folge KLANGKUNST als ganze Strömung und Gattung etablierte, schließt eine "Ausnahme" schon mal aus. Wenn also ein Filmmusikkomponist Sounddesign oder Geräusche implementiert hat es nicht die selbe ästhetische Qualität als bei Ligeti? Vor allem weil bei Ligeti und Cage der Zufall eine wesentliche Rolle spielt, während musikgewordene Geräusche im Film ja strikt im zeitlichen Ablauf geregelt sind, ähnlich wie Schaeffer, der Geräusche auf Tonband aufnimmt und nicht von Perkussionisten live einspielen lässt, wie zB Ligeti in Le Grand Macabre. Dieser Vergleich steht für mich im Zentrum der Überlegung. Besonders effektiv wird es nämlich, wenn Sounddesign und "Musik" eine ästhetische Kohärenz finden.

Wie gesagt, das theoretische Konzept dahinter war mir eigentlich wichtiger, aber bei kurzer Überlegung sind mir doch einige Sachen eingefallen, genaue Time Codes kann ich jetzt aber nicht nennen:


Artificial Intelligence (Spielberg, John Williams, 2001): Foley Sound und Musik verschmelzen in einigen Schlüsselmomenten, vor allem weil die Foleysounds nicht nur rhythmisch sondern teilweise auch auf die Tonart des Williams Score abgestimmt wurde, bspw das Summen, brummen der Maschinen. Spontan fällt mir der "Aufstieg" des Mondes ein.

- Matrix (Don Davis): Bin mir noch nicht sicher, ob das ein gutes Beispiel ist, müsst ich erst genauer reinsehen. Aber aus der Erinnerung heraus sind alle Action Scenes in Matrix eigentlich ziemlich musikalisch gestrickt, auch ohne die "Musik". Zumindest schreibt Danijela Kulezic-Wilson in "The Music Of Film Silence" (2009, S.4), dass diegetische Sounds als rhythmische Akzentuierungen verwendet werden, was ich auch so in Erinnerung habe. Zb bei der Shootout scene, der Alarm, die schritte etc.

- Doom (2016, Mick Gordon): ja ich weiß, Video-Spiel-Musik: trotzdem ein interessantes Beispiel, denn der score besteht zu enormen Teilen aus Altagsgeräuschen, die mittels audio morphing mit synthesizer sounds verschmolzen wurden - im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn man bspw mit einer Kettensäge zugange ist, besteht die Melodik des soundtrack aus einer Mischung aus Kettensäge und e-gitarre und nicht in dem Sinne ich hab 2 Audiospuren, auf einer ist eine Gitarre, auf der anderen eine Kettensäge, sondern die Klänge werden durch structural audio morphing vermischt.Teil der Musik sind Schreie, flüstern, Grunzen, Kettensägen, Kettengerassel etc. 


Was mir noch spontan einfällt: Michael Haneke, dessen Filme of gar keine Musik enthalten: 71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls (1994) wird in diversen Fachliteraturen als Beispiel für Soundtrack ohne Soundtrack genannt. Die Geräuschkulisse der Tischtennisszene hat zB sicherlich rhythmische Qualitäten. 

-Arrival (Johannson): ähnlich wie Berio: die Dekonstruktion von alltäglicher Sprache

So, erstmal genug für heute, vllt fällt mir morgen noch was besseres ein :P
 

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vor 9 Stunden schrieb Roland Mair-Gruber:

Ich habe den Vergleich zwischen Geräuschkompositionen und Filmmusik gezogen weil eine semantische Neubesetzung in den Raum geworfen wurde, die "in den Filmen von denen hier die Rede ist - halt mehr Sounddesign, von Charakter und Ausführung her" ist, was meiner Meinung nach diese Soundtrack etwas diffamiert. Es wird nämlich suggeriert, dass die Qualität der Musik verliert, wenn man sich auf "effekthascherische" sounddesigns verlässt, die zwar funktioniert, "[...] aber mit musikalischer Qualität" nichts zu tun haben. Meine Meinung und auch meine These ist aber, dass selbst roher Sounddesign als Geräusch als Teil der Musik angesehen werden kann und auch funktioniert, sollte sie so konzipiert sein. Warum das dann als minderwertig abgetan wird, erschließt sich mir nicht ganz. Das Ticken bzw das sounddesign in Dunkirk ist "nicht originell" aber es erzielt doch genau die Emotion und Wirkung, die konzipiert ist? ISt es damit nicht gelungene Filmmusik?

"Kann" kann vieles, gut oder bemerkenswert (auch im Filmzusammenhang) wird es damit nicht automatisch. Bemerkenswert auch, dass du selber siehe unten für zwei von vier Beispielen "klassisch" komponierte Filmmusiken zitierst, auf die unsere bisherige Diskussion gar nicht zutrifft, jedenfalls nicht auf die originären Kompositionen. Arrival halte ich da noch für das plausibelste Beispiel einer gelungenen, von filmischen Anforderungen getragenen Konzeption, die mit der Handlung interagiert - also auch etwas beizutragen hat außer Affekt/Effekthascherei.

Zitat

Nochmal konkret zum Geräusch: Ich gebe zu, das war ein etwas harscher Vergleich, aber es passte zu Dark Knight und dem Sounddesign. Denn vor allem bei Geräuschkomposition wird häufig gefragt: "ja aber was hat das mit Musik zu tun? Da sind ja keine Töne, keine Melodien.." und genau das wollte ich aufgreifen. ZB werden ja auch häufig Tieffrequenzwellen zur Spannungserzeugung verwendet. Spannend an dem Vergleich ist übrigens, dass sofort als von Geräuschkompositionen von Ligeti, Berio etc. die Rede war, es ja ganz selbstverständlich "um akademische Ausnahmeexperimente" handelte. Dass in weiterer Folge KLANGKUNST als ganze Strömung und Gattung etablierte, schließt eine "Ausnahme" schon mal aus. Wenn also ein Filmmusikkomponist Sounddesign oder Geräusche implementiert hat es nicht die selbe ästhetische Qualität als bei Ligeti? Vor allem weil bei Ligeti und Cage der Zufall eine wesentliche Rolle spielt, während musikgewordene Geräusche im Film ja strikt im zeitlichen Ablauf geregelt sind, ähnlich wie Schaeffer, der Geräusche auf Tonband aufnimmt und nicht von Perkussionisten live einspielen lässt, wie zB Ligeti in Le Grand Macabre. Dieser Vergleich steht für mich im Zentrum der Überlegung. Besonders effektiv wird es nämlich, wenn Sounddesign und "Musik" eine ästhetische Kohärenz finden.

Ich wiederhole mich: du kannst IMHO nicht Komponisten mit Filmhandwerkern auf eine Stufe stellen, das ist ziemlich undifferenziert und riecht nach - pardon - Apologetentum, denn ich unterstelle mal frech, dass dir auch bewusst ist, dass Ligeti et al. halt einen anderen Anspruch an sich und ihr Werk hatten als Leute, die in drei Wochen 4 Stunden Musik für eine Crime Serie zusammenschrubbeln müssen. Oder Resident Evil 6. Oder Avengers Teil 4. 

Du unterstellst ebenso, dass die Leute absichtlich so arbeiten und damit ein künstlerisches Konzept verfolgen, dass ihnen furchtbar wichtig ist, was ich schlichtweg für Blödsinn halte: die machen das, weil Komponisten im Film heutzutage sowas machen müssen. Es gibt genügend Belege, Interviews etc., wo sich Filmkomponisten - mal laut, mal leise - über heutige (Nicht-)Anforderungen an die Musik beschweren. Man hat halt akzeptiert, dass man eher Soundtüftler als Komponist zu sein hat. Immerhin verdient man ja nicht schlecht dabei.

Von der Argumentation bleibt ein ganz kleines Plus, nämlich dass damit ewiggleiche Filmmusikklischees von gestern abgelöst wurden, nur leider nicht durch etwas besseres (musikalisch schon gar nicht). Nun soll meine Antwort darauf nicht der nächste salbungsvolle Americana-Williams sein, aber hoffentlich doch eine filmische Rückbesinnung auf Qualitäten, die aus der Musik als Kunstform resultieren, nicht aus einem toten Effekt-Nebengleis, das insbesondere für die von mir bereits benannte Ebene der poetischen Überhöhung des Filminhalts so gut wie nichts beitragen kann.

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vor 18 Stunden schrieb Roland Mair-Gruber:

Mit "einiges" würde ich d'accord gehen, aber "sehr viel"? Mein Channel is voll mit Horrorfilmmusik und original scores, die für kurzfilme entstanden sind, Remakes von Scores, die nicht unbedingt dem Mainstreamblockbuster entsprechen, original Kompositionen für Blasorchester und halt ganz frühen Versuchen überhaupt ein virtuelles Orchester zum Klingen zu bringen ;)

Und ja, Superherlden-Sujets sind auch dabei, denn es macht einfach Spaß im Kontrast zu "eerie" Horrormusik auch mal üppige Ochesterblockbuster mit sinnentleerendem Taikogetrommel zu komponieren.

Wenn man sich Deine Beiträge im Nachwuchskomponistenforum ansieht, dann bestehen Deine Einträge aber ausschließlich aus "sinnentleerendem Taikogetrommel" und davon ausgehend kann man eben nicht verlangen, dass sich Leute dann die Zeit nehmen, sich durch Deinen Kanal zu klicken, um auch Deine Suiten für Blasorchester zu entdecken.

Darüber hinaus ist fraglich, ob "Versuche" auch gleich der Öffentlichkeit als "Werk" vorgestellt werden müssen, oder ob man sich nicht erst mit Dingen an die Öffentlichkeit begeben sollte, die über einen Versuch hinausgehen. Ist aber eine Sache, die mir an der ganzen "Experimentalecke" aufstößt (in die ich Dich jetzt nicht stelle). Auf Festivals darf man ja immer wieder "experimentelle" Konzepte bewundern, die entweder amateurhaft oder im besten Fall "unfertig" wirken. Hat für mich immer den Charakter eines "Skizzen-Konzerts" Es wäre vielleicht mal ganz nett, einen Klavierabend damit zufüllen, Skizzen von Werken vorzuführen, aber dadurch werden es nunmal keine "Werke".

Am 7.2.2019 um 13:12 schrieb Roland Mair-Gruber:

Es soll ja Leute geben -- auch im Bereich der Musikwissenschaft -- die Filmmusik als absolut analysieren (warum auch immer) und besonders hier kann man etwas in Betracht ziehen, den Kontext und das Umfeld der Produktion. Warum kann man zB mithilfe von Cubase und diversen Soundlibraries den Klang von Hans Zimmer besser realisieren als den Williams'schen? Liegt natürlich an der ähnlichen Produktionsbedingung ;)

Ich denke, dass hängt auch massiv von den Libraries ab, mit denen man arbeitet. Die Leute von der Vienna Symphonic Library haben ja nicht von ungefähr zahlreiche Williams-Musiken in ihrem Demo-Portfolio.

Und ja: Es ist durchaus legitim, Filmmusik in dem Sinne als "absolut" zu analysieren. Es kommt immer auf due Fragestellung und natürlich den untersuchten Gegenstand an. Wenn Goldsmith in seiner Musik zu THE BLUE MAX auf "absolute" Formen zurückgreift, dann ist es sogar sinnvoll, sie auf diesen Aspekt hin zu diskutieren. Natürlich muss man das in den filmischen Kontext setzen, aber Filmmusik, die mit traditionellen musikalischen Mitteln arbeitet, kann ohne Frage auch primär "musikalisch" analysiert und diskutiert werden.

vor 18 Stunden schrieb Roland Mair-Gruber:

Kann sein, aber ich denke bei Filmmusik das Bild immer mit.

Und wie machst Du das bei Musik zu Filmen, die Du (noch) nicht kennst? Hier kann es sich ja nur um eine Annäherung an den "echten" Film handeln. Gerade bei den weiter oben diskutierten Dialogvertonungen haben wir ja selten Gelegenheit, jede Nuance des Wortwechsels zu imaginieren und auf die Musik zu projizieren.

Und nochmal zur allgemeinen Frage. Mein persönlicher Standpunkt lautet: "Musik ist organisierter Klang."

Darunter würde natürlich auch das Sounddesign in Filmen fallen, aber ich gebe zu, dass ich hier eine wertungsfreie Unterscheidung zwischen "Sounddesign" und "Filmmusik" ziehe, so wie es in der Industrie ja auch getan wird. Die Person, die die Staccato-Streicher unter eine Actionszene legt, mischt fast nie die Pistolenschüsse, Motorengeräusche auf der Effekttonspur. Ich muss zugeben, dass ich gerade im aktuellen Kino das Sounddesign weitaus beeindruckender finde als die Filmmusik. Z. B. im letzten MISSION IMPOSSIBLE stank doch Balfes klebrige Samplesoße gegen den grandiosen und differenzierten Tonschnitt komplett ab. Was da gerade bei der erfolgungsjagd aus den akustischen Möglichkeiten herausgeholt wurde, hat mich sehr beeindruckt.

Insofern denke ich, dass in dieser Diskussion die Ebene Sounddesign und Filmmusik bisher noch etwas zu undifferenziert geblieben sind. Denn ein Uhrenticken macht für mich noch keine Musik zu einem "interessanten Sounddesign", wobei ich DUNKIRK auch nicht gesehen habe und die Musik nur aus diversen Hörproben kenne. Und man muss sich schon die Frage stellen, warum ein Komponist mit recht üppigen Mitteln ausgestattet wird, ein Orchester hingesetzt bekommt usw., um dann doch nur einen brummelnden Klangteppich zu schaffen, der so zwar nicht im Sounddesign-Studio hätte entstehen können, dem Film aber kaum etwas "eigenes" hinzufügt als eben noch eine "Soundebene".

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vor 41 Minuten schrieb Mephisto:

dass ich gerade im aktuellen Kino das Sounddesign weitaus beeindruckender finde als die Filmmusik. Z. B. im letzten MISSION IMPOSSIBLE stank doch Balfes klebrige Samplesoße gegen den grandiosen und differenzierten Tonschnitt komplett ab. Was da gerade bei der erfolgungsjagd aus den akustischen Möglichkeiten herausgeholt wurde, hat mich sehr beeindruckt.

also samplesoße würde ich das nicht nennen, denn das orchester ist eindeutig in diesen passagen zu hören. sicherlich durch etwas elektronik verstärkt. aber gerade Escape Through Paris und Stairs And Rooftops haben die szenen erst so aufregend und spannend gemacht. ich war an den kinosessel gefesselt. die actionszenen waren in allen belangen ausgezeichnet für mich. balfe hat für mich nach zimmer den prägnantesten score der reihe abgeliefert. ganz dicht gefolgt von kramer.

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