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Remote Control Productions


Gast itzack
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vor einer Stunde schrieb Sharp Dressed Man:

Aber genau darauf will ich ja hinaus. Lasst uns doch mal gemeinsam (vllt. in einem separaten Thread - ich sehe schon, wer am lautesten danach schreit, wird ihn eröffnen müssen ^_^) schauen, was eigentlich an diesem Begriff dran ist, wie er sich aufrecht erhalten lässt und ob die Charakterisierung tatsächlich immer so zutreffend sind. Scheinbar haben viele ein Gefühl zu diesem Sound/Stil, aber bei genauerer Betrachtung lässt sich das nicht immer aufrecht erhalten. 

Am Ende kann man es reduzieren auf die genannten Charakteristiken, vordergründige, monotone ebenmetrige und simplifizierte Rhythmik, die selten gebrochen wird (geschweige denn interessant) und ebenso simple (Pop-) Akkordfolgen, die motivisch oder thematisch darüber gesetzt werden. Das alles noch sehr vordergründig ausgesteuert, schön viel Bass und wenig intrinische musikalische Qualität - und das kann ein entsprechend geschulter Komponist dann doch meistens leisten, zumindest Timbre, Instrumentenführung, Harmonik so zu manipulieren, dass es wenigstens punktuell interessant wird. 

Das ist ja seit spätestens 2006 keine RCP-eigene Abteilung mehr, da es eben bei fast allen anderen kommerzorientierten Filmprodukten durchschlägt. Insofern würde ich den Begriff 'Blockbuster-Sound' vorschlagen.

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vor 1 Stunde schrieb Csongor:

Es gibt ja zum Beispiel den berühmten Philip Glass-Still, der ja bekanntermaßen ein Vertreter von Minimal-Music ist und wie er selber sagt repetitive Musik komponiert. Viele seiner Werke klingen ähnlich, vom Stil und Ästhetik her aber nicht gleich und sicher nicht uninteressant sind! Ganz im Gegenteil, denn er weiss genau wie er sich innerhalb seines eigenen Musikstils bewegen muss um nicht auf der gleichen Stelle zu treten. Viele haben mehr oder weniger erfolgreich versucht diesen Stil zu kopieren und deren Werke würden wir ja auch mit "klingt wie Philip Glass" oder "Philip Glass-Sound" betiteln. 

Von einem Philip Glass Stil habe ich jetzt noch nichts gehört. Von Minimal Music natürlich schon. Und hier zeigt sich ziemlich perfekt, dass man mit solchen Begriffen eben nicht immer nach Belieben umher werfen kann. Und zwar nach eigenem Bekunden von Herrn Glass.

Zitat

Sie gelten als bekanntester Vertreter der Minimal Music, doch Sie selbst lehnen diese Etikettierung ab.

Oh nein, ich bin nicht gegen den Begriff Minimal Music an sich, denn ich habe vieles geschrieben, was den Namen verdient. Ich finde diese Bezeichnung problematisch, weil sie nur eine bestimmte Phase meiner Musik beschreibt. Ich bin ja ein Komponist, der mittlerweile ganz andere Musik schreibt. Betrachten wir die letzten 35 Jahre, so trifft der Begriff auf vielleicht die Hälfte meiner Musik zu, auf die andere Hälfte jedoch gar nicht. „Naqoyqatsi“ zum Beispiel ist definitiv nicht minimalistisch. Oder meine elf Sinfonien: keine einzige!

http://www.tagesspiegel.de/kultur/gespraech-mit-philip-glass-warum-soll-ich-klingen-wie-die-alten/19324102.html

Bei der Zuordnung von Werken und Einordnung von Komponisten können allgemeine Begriffe eben auch in die Irre führen. Bei Glass im großen Maße. Daher ist Philip Glass Sound eben alles andere als so eindeutig, wie man es gerne hätte. In die gleiche Falle kann man eben auch regelmäßig bei RCP treten, was eben nicht alles RCP ist und nicht alles, was irgendwie in die Richtung ähnlich klingt ist RCP.

vor 47 Minuten schrieb sami:

Am Ende kann man es reduzieren auf die genannten Charakteristiken, vordergründige, monotone ebenmetrige und simplifizierte Rhythmik, die selten gebrochen wird (geschweige denn interessant) und ebenso simple (Pop-) Akkordfolgen, die motivisch oder thematisch darüber gesetzt werden. Das alles noch sehr vordergründig ausgesteuert, schön viel Bass und wenig intrinische musikalische Qualität - und das kann ein entsprechend geschulter Komponist dann doch meistens leisten, zumindest Timbre, Instrumentenführung, Harmonik so zu manipulieren, dass es wenigstens punktuell interessant wird. 

... oder sich zumindest dem Sujet des Films anpasst und mal von musikalischer Langeweile abgesehen immerhin nicht vollkommen beliebig austauschbar wäre.

vor 48 Minuten schrieb sami:

Das ist ja seit spätestens 2006 keine RCP-eigene Abteilung mehr, da es eben bei fast allen anderen kommerzorientierten Filmprodukten durchschlägt. Insofern würde ich den Begriff 'Blockbuster-Sound' vorschlagen.

Das klingt doch schon eher annehmbar und trifft die Sache wohl auch eher. Damit kann man auch wesentlich schöner einen Rundumschlag machen, der alle Banausen (RCP und nicht RCP) dieser Ästhetik trifft. Wobei - das Thema hatten wir ja auch zuletzt mal - es auch häufig die Actionmusik ist, die irgendwie fade wie trockener Hundekuchen schmeckt und gerade hier die fehlende Dynamik so offen zu Tage tritt.

 

Es ist schon merkwürdig, wenn ein James Newton Howard oder Daniel Hart bei einer Jahresabstimmung so viele Stimmen abbekommt, während ein Robinson Crusoe von Djawadi gänzlich leer ausgeht. Da scheint mir eben eine Vorauswahl anhand von fälschlichen Gattungsbegriffen am Werke zu sein.

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vor 1 Stunde schrieb sami:

Das ist ja seit spätestens 2006 keine RCP-eigene Abteilung mehr, da es eben bei fast allen anderen kommerzorientierten Filmprodukten durchschlägt. Insofern würde ich den Begriff 'Blockbuster-Sound' vorschlagen.

Blockbuster-Sound ist das keineswegs, denn der Begriff Blockbuster ist mit JAWS und STAR WARS aufgekommen und so klingen diese Scores nun wirklich nicht. Es gibt viele Blockbuster (zB TITANIC, AVATAR, HARRY POTTER, TWILIGHT, STAR TREK, DOCTOR STRANGE, FANTASTIC BEASTS, weiterhin STAR WARS usw. usw.) die absolut nicht so klingen wie eben der Sound den die Media Ventures / RCP Fabrik generiert hat und von vielen anderen (mehr oder weniger) zwangsbedingt übernommen worden ist. 

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vor einer Stunde schrieb sami:

Am Ende kann man es reduzieren auf die genannten Charakteristiken, vordergründige, monotone ebenmetrige und simplifizierte Rhythmik, die selten gebrochen wird (geschweige denn interessant) und ebenso simple (Pop-) Akkordfolgen, die motivisch oder thematisch darüber gesetzt werden. Das alles noch sehr vordergründig ausgesteuert, schön viel Bass und wenig intrinische musikalische Qualität - und das kann ein entsprechend geschulter Komponist dann doch meistens leisten, zumindest Timbre, Instrumentenführung, Harmonik so zu manipulieren, dass es wenigstens punktuell interessant wird. 

Das ist ja seit spätestens 2006 keine RCP-eigene Abteilung mehr, da es eben bei fast allen anderen kommerzorientierten Filmprodukten durchschlägt. Insofern würde ich den Begriff 'Blockbuster-Sound' vorschlagen.

Hätte ich nicht besser beschreiben können. Man kann in den meisten Fällen einer solchen Art von Blockbustermusik auch eine sehr ähnliche Instrumentierung erkennen. Meistens keine Holzbläser(außer ethnischen),viel tiefes Blech(Posaunen, Tuba, Cimbasso)+ Hörner, abundzu mal Trompeten + Streicher. Und dann natürlich ethnische Percussion(Taiko Drums, diverse afrikanischen und mittelöstliche Trommeln) und nicht zu vergessen viel arpeggierte elektronischen Elemente, von Synth Bässen über Synth Flächen. Wenn ich den Auftrag bekomme was zimmriges zu schreiben, verwende ich meist diese Instrumentierung wobei ich auch noch Holzbläser hinzufüge. Bei der Harmonik und Melodik versuche ich aber immer etwas oldschooliges miteinzubringen, sprich nicht nur einfache Popharmonien sondern auch mal sept,- und NonAkkorde, verminderte Akkorde etc.

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vor 40 Minuten schrieb Csongor:

Blockbuster-Sound ist das keineswegs, denn der Begriff Blockbuster ist mit JAWS und STAR WARS aufgekommen und so klingen diese Scores nun wirklich nicht. Es gibt viele Blockbuster (zB TITANIC, AVATAR, HARRY POTTER, TWILIGHT, STAR TREK, DOCTOR STRANGE, FANTASTIC BEASTS, weiterhin STAR WARS usw. usw.) die absolut nicht so klingen wie eben der Sound den die Media Ventures / RCP Fabrik generiert hat und von vielen anderen (mehr oder weniger) zwangsbedingt übernommen worden ist. 

Ausnahmen bestätigen die Regel. Außerdem zitierst du einige, die eben doch so klingen (in Grundzügen ganz klar auch 'Avatar', der letzte Potter, 'Doctor Strange' erhebt sich da auch nicht groß drüber). Nimm dir mal lieber die zig Dutzend aus den letzten 10 Jahren, die eben doch so klingen. Oder haben wir das alles nur geträumt?

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Das sind keine Ausnahmen, das waren jahrzehnte lang die Regel ... irgendwann, in wenigen Jahren wird diese Art von Scores wie Du sie bestens beschrieben hast, endlich wieder außer "Mode" sein und hoffentlich wieder etwas mehr Abwechslung und musikalische Tiefe in den Blockbuster-Bereich einkehren. 

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Es ging doch hier nicht um des Kaisers Bart anno Knips, sondern genau darum, was den modernen (entstanden ca. 1994-1995, verstärkt ab 'Fluch der Karibik', komplett durchgeschlagen seit 'Batman Begins') Sound im US-Mainstream-Kino auszeichnet. Und das sind eben doch ganz ganz viele Scores, die diese Manierismen übernehmen. Was angesichts der Simpelhaftigkeit der Vorlagen auch nur minimale Variationsbreite zulässt und meiner Meinung nach sind auch Desplats exponierte Minimalismen zumindest in der Form, wie sie z. B. in Potter 7 auftauchen, ganz klar davon abgeleitet ('Obliviate'/ 'Statues').

Es komponiert sich ja auch tatsächlich schneller so, allerdings ist das Problem gerade bei bewegter Musik, dass das Verharren in minimalistischen Strukturen, die im Medium Film auch noch naturgerecht keine längeren Bögen spannen können, da es ja zumeist auch noch verhältnismäßig kurz getaktete Sequenzen sind, und deshalb wird's halt ab 30 Filmen irgendwann öde. Man kann innerhalb dieser selbstgewählten Beschränkung nur bedingt Dynamik, Abwechslung oder Überraschung (das schon gar nicht) einbringen. Dafür müsste schon mehr passieren als ein simpler Taktwechsel (abgesehen davon: auch für Musiker muss das tödlich langweilig sein).

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blockbuster sound würd ich den rcp sound, den man eh eigentlich nur auf die actionfilme beziehen kann, auch nicht nennen. diese rcp actionmusik hat ja auch in fernsehserien einzug gehalten. das ging 1996 ja schon mit Cobra 11 los. zimmer selbst hat das weiter vorangetrieben in Die Motorradcops.... etc.

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Ergo deshalb ja. Warum wurde dieser Sound dort präsent? Genau, weil der große Bruder Hollywood es vorgemacht hat. Gehört ja zum traurigen Niedergang deutschen Fernsehens (und auch mancher Filme), dass lange Zeit anstatt eigene Akzente zu setzen, lieber schlecht "großes" Kino kopiert wurde.

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Das Problem bei der ganzen RCP (/Media Ventures) Geschichte ist in gewissem Sinne Zimmer selbst: Zimmer kam ja Ende der 80er Jahre nach Hollywood und etablierte einen eigenen Stil der sich mehr an Pop-Manirismen als dem klassisch-romatischen Filmscoring anlehnte. Das war neu, frisch und gut und macht mir auch heute noch Spaß anzuhören. Dann kam die Media Ventures Idee, durch die er andere Komponisten die Chance gab in Hollywood Fuß zu fassen. Das klingt auch gut! Allerdings wollten mehr und mehr Filmemacher den Zimmer-Sound und so mussten die Komponisten, die ihre ersten Sporen beim Unterstützen Zimmers bei dessen Scores verdient hatten, dessen Stil umsetzen. Und wenn das einmal funktioniert hat, dann wird wieder danach gefragt! John Powell (einer der wenigen die einen ausgeprägten eigenen Stil entwickelt haben) hat mal über seinen Bourne Identity Score gesagt, dass er diesen nicht besonders Interessant zu komponieren fand und den Stil auch nicht sonderlich mag, aber immer und immer wieder danach gefragt wurde. 

Den Rest macht das Film-Business mit den immer knapperen Zeitfenstern in denen die von den RCP-Komponisten zumeist verwendete Herangehensweise einfach schneller umzusetzen ist als ein durchkomponierter Score als Goldsmith oder Williams. Am Besten funktioniert das mit einer Reihe anderer RCP-Arbeitsdrohnen die den Stil adaptieren.

In keinem anderen Umfeld kann man diese Entwicklung so deutlich erkennen wie bei RCP und der Vorgängerfirma Media Ventures und deshalb kann man meiner Meinung nach hier guten Gewissens vom RCP-Sound sprechen. Bei Apple-Produkten kann man ja auch vom Apple-Design sprechen obwohl vielleicht ein Google-Pixel Phone ganz ähnlich aussieht. 

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Irgendwie hat hier in dem ganzen Thread noch keiner daran gedacht, dass Wallfisch mehrere Jahre für Dario Marianelli als Orchestrator gearbeitet hat - da hat er jedenfalls sicherlich keine RCP-Stilismen angeeignet. Außerdem schreibt der Mann meines Wissens nach auch Konzertwerke, kann mich jedenfalls erinnern, dass der mal vor einigen Jahren ein Nicht-Soundtrack-Konzert hier in Hamburg gegeben hat - war allerdings nicht dabei damals.

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Zitat

Irgendwie hat hier in dem ganzen Thread noch keiner daran gedacht, dass Wallfisch mehrere Jahre für Dario Marianelli als Orchestrator gearbeitet hat - da hat er jedenfalls sicherlich keine RCP-Stilismen angeeignet. Außerdem schreibt der Mann meines Wissens nach auch Konzertwerke, kann mich jedenfalls erinnern, dass der mal vor einigen Jahren ein Nicht-Soundtrack-Konzert hier in Hamburg gegeben hat - war allerdings nicht dabei damals

Es geht ja auch nicht darum, dass es bei RCP keine Komponisten gibt, die rein vom Handwerk her gesehen auch etwas schreiben könnten, was nicht nach RCP Blockbustersound klingt. Frühere RCP Mitglieder wie John Powell, Harry Gregson Williams oder eben Benjamin Wallfisch sind Beispiele dafür. Es gibt ja auch Scores aus dem Hause RCP, die nicht nach RCP klingen. The Holiday, Simpsons: The Movie und viele andere. Aber es geht hier vor allem um den Zimmer RCP Blockbustersound, der musikalisch immer in eine gewisse Richtung geht(Interstellar weicht davon klanglich etwas ab, aber letztendlich auch als Zimmer Score zu erkennen) Liegt vor allem daran, dass die Regisseure immer das Gleiche wollen und Zimmer und Konsorten damit am meisten Geld verdienen können. 

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vor 12 Stunden schrieb Csongor:

Das sind keine Ausnahmen, das waren jahrzehnte lang die Regel ... irgendwann, in wenigen Jahren wird diese Art von Scores wie Du sie bestens beschrieben hast, endlich wieder außer "Mode" sein und hoffentlich wieder etwas mehr Abwechslung und musikalische Tiefe in den Blockbuster-Bereich einkehren. 

das bezweifle ich leider...

 

der Trend ist schlicht immer weiter in Richtung Sound und mehr nicht... Themen, Melodien, Orchester... das wird immer weniger wichtig und nur noch das "OOOMPH" wichtig... ala der Trailermusik für INCEPTION... die gibt seitdem ziemlich den Ton vor...  das Making Of zur Musik von SAN ANDREAS ist da sehr typisch für. Der Komponist und Regisseur reden 15min nur davon wie sie diesen "geilen" BRRRRAAAAAA Sound hinbekommen haben (eben ala INCEPTION) und im Prinzip kein Wort davon, wofür man sonst nen 100 Mann und Nicholas Dodd verschwendet hat (der immerhin erwähnt wird, aber in dem Score ja auch gar nicht zum Zuge kommt)

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Inwiefern, meint ihr, hat die neue Firma da noch einmal für eine Zäsur in der Entwicklung der heutigen Scorelandschaft gesorgt? 
2003 trennen sich Zimmer und Rifkin, 2003 erscheint PIRATES OF THE CARIBBEAN, der als einer der Aushängeschilder in Sachen RCP-Arbeitsweise gilt und auch hier im Thread als markanter Punkt gedeutet wurde. Inwiefern unterscheiden sich Media Ventures und Remote Control Pictures doch voneinander?

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vor 4 Minuten schrieb Sharp Dressed Man:

Inwiefern, meint ihr, hat die neue Firma da noch einmal für eine Zäsur in der Entwicklung der heutigen Scorelandschaft gesorgt? 
2003 trennen sich Zimmer und Rifkin, 2003 erscheint PIRATES OF THE CARIBBEAN, der als einer der Aushängeschilder in Sachen RCP-Arbeitsweise gilt und auch hier im Thread als markanter Punkt gedeutet wurde. Inwiefern unterscheiden sich Media Ventures und Remote Control Pictures doch voneinander?

ich denke der wendepunkt war Batman Begins. Pirates 1 kann man klangtechnisch noch mit den actionscores aus den 90igern vergleichen. selbst King Arthur fällt da noch rein. Batman Begins, war dann aber ein anderes kaliber. eventuell könnte man auch schon Bad Boys 2 hinzufügen, da ja immerhin etliche rcp komponisten dran gearbeitet haben. der mix aus orchester und synths klang anders. die mächtigen power anthems waren verschwunden (zumindest bei zimmer). wie mark mancina im interview schon bezüglich actionscores sagte, die themen sind verschwunden. Transformers 1 hatte noch etwas old schooliges, aber die teile danach waren in der action hauptsächlich power house rhythmik mit einigen motiven versehen. und das gilt dann auch für balfe, zanelli, morris, etc... sowas wie The Chase aus The Rock, Battle In The Boneyard aus Con Air oder auch The Battle aus Gladiator hört man heute nicht mehr.

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Mich stört an dieser Diskussion, dass nicht immer direkt an der Musik argumentiert wird. Das heißt, es werden vornehmlich Floskeln verwendet (wie z.B. RCP-Sound), die auch nicht ganz eindeutig sind, wie sich im Verlaufe der Diskussion herausgestellt hat. Gerade dieses undifferenzierte Kategorisieren hat den Nachteil eines lakonischen Schubladendenkens zur Folge. Aus diesem Grund würde ich gerne mit gutem Beispiel vorangehen und anhand eines konkreten Musikstücks den sogenannten RCP-Sound definieren. Da BATMAN BEGINS häufig genannt wird, arbeite ich anhand "Molossus"

Die simple Rhythmik wurde bereits erwähnt. Das Problem liegt aber bereits im simplen Metrum, dass heißt den grundsätzlich Puls des Stücks. Als kleinsten Nenner haben wir im Puls hier durchlaufende Sechzehntel, das heißt 4 Noten pro Pulsschlag. Dies ist natürlich insofern praktisch, als dass man dort rhythmisch größere Einheiten darüberlegen kann. Allerdings geht dies zu Lasten einer Variabilität. Es gibt keine gegensätzlichen Rhythmen, nichts triolisches (das hieße, drei Sechzehntel in der Zeit von zwei Sechzehnteln). Am bedauerlichsten ist es, dass das Stück während der gesamten fünf Minuten faktisch nicht die ausformulierten durchgehenden Sechzehntel verlässt. Das ist per se nichts schlechtes, das macht Steve Reich auch (Minimalist, der mMn sehr viel interessanter arbeitet als Philip Glass). In diesem Fall jedoch fällt es negativ auf, da der Verlauf simpel ist und keine Variationen über die gesamten fünf Minuten bringt. Ich hatte schon vorher eine Differenzierung der Begriffe Rhythmus und Metrum angedeutet. Das Problem ist, dass Zimmer dies nicht tut. Die durchlaufenden Sechzehntel (die nichts anderes sind, als eine ausgefüllte Form des Metrums) stellen den Grund-Rhythmus des Stückes dar. Bedenkt man die rhythmischen Möglichkeiten, die überhaupt existieren, ist das ein absolut banaler Rhythmus, zumal er ja auch nur das Metrum ausfüllt. Natürlich weisen die anderen Stimmen andere rhythmische Strukturen auf, sie sind aber erstens niemals kleiner als ein Sechzehntel und sind zweitens nicht wirklich von Belag, da die Sechzehntel-Kette als vordergründiges rhythmisches Element wahrgenommen wird.

Dynamische Unterschiede (Lautstärke) existieren quasi nicht. Als Ausnahme wäre 03:33 zu nennen, das Stück verfällt aber sofort danach in seinen ursprünglichen Gestus zurück. Das heißt, wir haben innerhalb des Stückes aus dynamischer Sicht überhaupt keine Entwicklung (und aus rhythmischer Sicht erst recht nicht). Das fehlen einer Entwicklung wird auch bei Betrachtung der artikulatorischen Vielfalt deutlich. Die Streicher-Repititionen werden immer auf die gleiche Art und Weise gespielt. Auch die akzentuierten Streicher und Blech Viertel à la 02:06 (Rhythmus = Metrum ?!) weisen überhaupt keine artikulatorische Variabilität auf. 

Das führt uns zur nächsten Schwachstelle: Instrumentation. Hierbei ist es wichtig, zunächst die grunsätzliche Anlage der Komposition zu betrachten. Zimmer schribt das Stück für Blech (insb. Hörner), Streicher, Synthersizer, Groove und Percussion. Das ist keine besonders ausgeklügelte Anlage, würde aber grundsätzlich doch eine tiefgehende Komposition ermöglich. Nicht aber mit Zimmer, leider bedient er hier nur die bestimmte Spielweisen. Streicher spielen fast durchgehend die Sechzehntel, wobei die verschieden klangfarblichen Eigenschaften der Streicher überhaupt nicht berücksichtigt werden und stattdessen alles zu einem Brei verarbeitet wird. Ehrlich gesagt habe ich auch Schwierigkeiten, die tiefen Streicher (Viola, Cello) herauszuhören, sind sie doch extrem unter den basslastigen Synthesizern  begraben. Auch die hohen Streicher (Violinen) sind nur in einer mittleren Lage eingesetzt, das heißt, das zu erzeugende Tonspektrum einer Violine wird hier auf einen kleinsten Mittelbereich reduziert. Bei 00:22 höre ich Trompeten heraus, das ist einer der wenigen Momente, in den der Einsatz des Bleches von Klangfarbe und Register differenzierter ausfällt. Ansonsten ist das nur für lange crescendierende Töne verantwortlich oder eben für die akzentuierten Viertel. Insgesamt lässt sich bezüglich der Instrumentation folgendes konstatieren: Das Stück ist bereits von der Instrumentenauswahl nicht besonders raffiniert, die ausgewählten Instrumente werden auch kaum differenziert eingesetzt und bedienen nur minimalst instrumentspezifische Charakteristiken. Dies ist insgesamt nicht nur ein Problem von fehlender handwerklicher Kenntnis. Vielmehr laden die begrenzten Möglichkeiten des DAW-Komponierens nur zu sehr zu so etwas ein.

Interessant ist der Parameter Harmonik. Verharrt Zimmer die meiste Zeit in seiner d-moll Ästhetik, so erfahren wir harmonische Abwechslung bei 02:06 und 03:44. Insbesondere letzteres ist hierbei interessant. Zimmer verwendet verminderte Akkorde, Varianten (das heißt, er verlässt das harmonische Feld von d-moll und nimmt sich Akkorden an, die im Bereich von D-Dur liegen, zugleich arbeitet er mit Zwischendominaten (das heißt, er verlässt d-moll kurzzeitig) und beendet die Akkordfolge mit chromatischer Stimmführung. Das alles ist harmonisch nichts besonders, ABER es geht doch über simpelste Popharmonik, die oftmals im Zusammenhang mit Zimmer genannt wird, deutlich hinaus. Außerdem ist es harmonisch definitiv vielfältiger, als das, was Giacchino die meiste Zeit über schreibt. Das Problem ist leider, dass Zimmers harmonische Wechsel nur von kurzer Dauer sind und es anschließend immer wieder in das d-moll verfällt.

Leider ist die Harmonik alleine nicht in der Lage, die Mängel des Satzes, der Instrumentation, der Rhythmik, der Artikulation und Dynamik auszugleichen. Es klingt leider langweilig und undifferenziert. Besonders bedauerlich ist in diesem Kontext das fehlen einer Entwicklung. Am ehesten könnte ich die harmonischen Wechsel als solche bezeichnen, jedoch sind diese darauf ausgelegt, wieder zu d-moll zurückzukehren.

Meine Analyse ist eine sogenannte Parameteranalyse, das heißt, ich habe die Musik in bestimmte Parameter aufgeteilt und diese dementsprechend analysiert. Ich glaube, dass solch ein Ansatz hilft, um eine Definition eines sogenannten "RCP-Sounds" zu etablieren. "Molossus" war jetzt ein Beispiel. Die Analyse könnte bei anderen Stücken aus anderen RCP-Scores anders ausfallen.  Verzichtet habe ich in diesem Kontext auf eine musikästhetische Betrachtungsweise. Das wäre aber definitv auch noch eine wichtige Annäherungsweise.

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Lieber Leonard,

Vielen Dank für diese luzide Analyse. Leider verfüge ich nicht über das nötige musikwissenschaftliche Know-How um wirklich darauf eingehen zu können, denke aber, dass gerade bei Filmmusik, eben immer auch die Umstände des Films mit einbezogen werden müssen. Wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht handelt die Sequenz zu diesem Stück ja von einer Verfolgungsjagd. Einer Verfolgungsjagd kann man inhaltich durchaus eine Entwicklung unterschreiben. Eine Entwicklung, da stimme ich dir zu, die man allein durch das Musikstück nicht wirklich klar erkennen kann. Bis zu Minute 3:44 ist das mehr eine treibende Melodie, wobei man ja im Hintergrund doch immer wieder auch eine klare Melodie hat, die dem Ganzen folgt.

Es ist denke ich schwer zu sagen, ein Stück ist gut oder schlecht, basierend auf der Kompositionsart, dafür wird ja mit Musik auch zu viel mit Emotionen gearbeitet und wenn jemanden ein Stück berührt oder begeistert, liegt das, so würde ich das mal behaupten, nicht immer an einem tollen kompositorischen Aufbau.

Was mich nur interessieren würde...James Newton Howard hat ja hier bekanntlich mit komponiert. Ist das irgendwie auch in der Musik wiederzufinden?

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vor 1 Stunde schrieb TheRealNeo:

Was mich nur interessieren würde...James Newton Howard hat ja hier bekanntlich mit komponiert. Ist das irgendwie auch in der Musik wiederzufinden?

Es würde mich wundern, wenn JNH wirklich viel außerhalb des Love Themes komponiert hätte. Diese Passagen tragen eindeutig die Handschrift von JNH, bis hin zur typischen Orchestrierung. Der Rest klingt eigentlich nur nach Zimmer (und Djawadi, der hier zusätzliche Musik beisteuerte).

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folgendes aus dem hans-zimmer.com board bezüglich Batman Begins. hat derjenige geschrieben, der die dicken kontakte zu den rcp leuten hat

Zitat

Batman Begins was a very collaborative work, that's why it's very hard to say who did what... They were 5, Hans, James, Ramin, Mel & Lorne working together in London for almost 3 months, discussing, sharing ideas & everything and co-writing/arranging the whole score. Apart from Backup being arranged by Lorne, I know that the Batmobile Chase was also a Lorne one. Everyone is wondering if Hans or James actually did Training, but it was Ramin... I was also told Ramin had a big role in "Lasiurus"... And JNH had much more influence on the thing than people usually think of it...

On TDK, it was not the same. The score was done in LA, and James worked from his studio, and Hans from his own. So more a split work with a few meetings, and a very big team, while Begins was a very short team for all the aspects of the score production.

Anyway, if the suites written by Hans for TDK & TDKR are fantastic, the "scores in film" in those are nowhere near the amazing Batman Begins...

und ein weiterer kommentar bezüglich des komletten scores

Zitat

As for JNH's involvement, though crediting is quite hard cause the basic material for the score was written by both Hans & James, but I can tell you that he was "in charge" of :

Father To The Rescue
Campfire
Your System Is Broken
Hide In The Dark
Initiation Into League
Temple Fight
Return To Gotham
Crane Warns Rachel
The Bat Cave
Wayne Enterprises
Prototypes
Batman Visits Gordon
Dockyard Ambush Pt1
Meeting Rachel
Microwave Stolen
Fox Is Fired
Surveying The Ruins

I miss a few, but you can certainly add to that cues like Finders Keepers Pt 1, Your Father's Name, Bruce Left For Dead.

That doesn't really seem like he did nothing... ;)

 

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Vielen Dank Leonard, schöner Beitrag. :) So habe ich mir das ungefähr vorgestellt, wenn man sich mal analytisch diesen häufig aus dem Stegreif genutzten Begriffen nähert, um vielleicht mehr Genauigkeit und eben weniger Schubladendenken reinzubekommen. Insofern wichtig, da mir der Begriff vom RCP-Sound auch häufig negativ konnotiert vorkommt.

1.

vor 8 Stunden schrieb Leonard:

Aus diesem Grund würde ich gerne mit gutem Beispiel vorangehen und anhand eines konkreten Musikstücks den sogenannten RCP-Sound definieren.

Ich glaube, der Ansatz ist gut und richtig, allerdings auch noch unvollständig. Ich würde ja gerne, den Blick auf die letzten zwanzig bis dreißig Jahre zu werfen und einige der markanten Werke herausziehen, um ähnliche Analysen vorzunehmen. Angefangen vielleicht Ende der neunziger Jahre. Vorwiegend mit Zimmer, aber auch anderen Genossen, denen man diesen Sound nachsagt. Ferner würde ich auch gerne anderweitige Komponisten mit reinnehmen, um Parallelen oder eben Unterschiede aufzuzeigen.
Meine Frage - an alle - welche Werke würden sich da anbieten? Vielleicht könnte man mit RAIN MAN anfangen und mit INTERSTELLAR bei Zimmer aufhören. Was gibt es dazwischen, welche anderen Werke von Komponisten der Schmiede würden Sinn machen? Am besten sicherlich immer anhand markanter Stücke in den jeweiligen Werken.

 

2.

vor 8 Stunden schrieb Leonard:

Das Problem liegt aber bereits im simplen Metrum [...]

Du sprichst relativ schnell von einem Problem und ich frage mich, woran du hierbei genau denkst? Du scheinst ja eine gewisse Form oder Funktion der Musik im Sinn zu haben. Machst du die am Film fest oder denkst du dabei in rein musikalischen Formen und erhoffst dir dadurch Entwicklung oder Dynamik?

vor 8 Stunden schrieb Leonard:

Leider ist die Harmonik alleine nicht in der Lage, die Mängel des Satzes, der Instrumentation, der Rhythmik, der Artikulation und Dynamik auszugleichen. Es klingt leider langweilig und undifferenziert.

Hier sprichst du ja noch einmal an, welche Problematik du siehst. Ich frage mich aber, ob man hier von der Wertung nicht doch einen Schritt zurückgehen kann. Das Stück hat ja durchaus einen sehr treibenden Charakter, was der Sache schon angemessen ist und in der Wirkung auch vielen Leuten entgegenkommt (einschließlich mir). Interessanterweise gibt es durchaus ein bekanntes Stück aus der Popwelt, das in den Grundzügen ähnlich funktioniert und auch auf einem aus Sechszehntel-Noten bestehenden Puls basiert, der von Akkorden gedeckt wird. Nämlich Eye of the Tiger, zumindest ja auch Filmmusik. Das Stück soll auch einen treibenden Charakter haben und funktioniert ja in diesem Sinne auch gut. Daher die grundsätzliche Frage, mal von der Frage nach dem RCP-Sound abgesehen, inwiefern hier tatsächlich ein Problem vorliegt oder eben einfach ästhetisch die musikalische Entwicklung eine sehr untergeordnete Rolle spielt.

 

3. 

Ich frage mich, wie nah wir jetzt tatsächlich schon bei einer gelungenen Definition des RCP-Sounds sind. Wie ja auch schon von sami und Boneking aufgezählt, haben wir jetzt einige definierte Parameter vorliegen, die Sinn ergeben.

1. Durchgängige unveränderte Rhythmik mit wenig Spielraum.
2. Wenig bis gar keine musikalische Entwicklung (weder thematisch noch rhythmisch).
3. Bestimmte Instrumentierung (Viel tiefes Blech, wenig Holz, wenig variable Streicher als Akzentuierungen).

Würdet ihr damit konform gehen? Wären das die kleinsten gemeinsamen Nenner? Ist das RCP-Stil oder einfach nur Popmanierismus mit Orchester gespielt?

 

4.

Was den RCP-Sound angeht, scheint das ja doch noch mal ein anderer Begriff als der Stil zu sein. In erster Linie scheint mir der Begriff immer auch auf eine bestimmte Orchestrierung angewandt zu werden, die den Sound bildet, während sich der Stil ja vielleicht auch erst über einige Stücke oder das Gesamtwerk erkennen lässt (Stichwort: fehlende Entwicklung). Ich frage mich gerade auch, was die melodischen Komponenten anbelangt, die es ja beispielsweise auch bei Zimmer vor 2003 durchaus hier und da häufiger gegeben hat. Spielen sie überhaupt eine Rolle? Verändert sich die Definition im Stil dadurch? Ich habe den Eindruck, dass mit Melodie versehen der Begriff vom RCP-Stil wesentlich weniger oft und letztendlich doch weniger als Stilbegriff und mehr als negatives Urteil genutzt wird.

Ist folgende Version beispielsweise gleichfalls "problematisch", da die grundlegenden Elemente, abseits vom Melodischen hier, doch gleich bleiben?

Ist der Stil also letztendlich tatsächlich ein Stil oder doch eben einfach nur das, was es in vielen Fällen ist: Wiederholung, fehlende Entwicklung, gleiche Instrumentation?

 

5.

vor 4 Stunden schrieb sinus:

Wie wäre es mit New Minimalism? (:

Klingt nice, dürfte aber wohl vielen zu positiv sein. ;-) Wie wäre es mit Underscoring Minimalism? :-)

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vor 26 Minuten schrieb Sharp Dressed Man:

Ich glaube, der Ansatz ist gut und richtig, allerdings auch noch unvollständig. Ich würde ja gerne, den Blick auf die letzten zwanzig bis dreißig Jahre zu werfen und einige der markanten Werke herausziehen, um ähnliche Analysen vorzunehmen. Angefangen vielleicht Ende der neunziger Jahre. Vorwiegend mit Zimmer, aber auch anderen Genossen, denen man diesen Sound nachsagt. Ferner würde ich auch gerne anderweitige Komponisten mit reinnehmen, um Parallelen oder eben Unterschiede aufzuzeigen.

Meine Frage - an alle - welche Werke würden sich da anbieten? Vielleicht könnte man mit RAIN MAN anfangen und mit INTERSTELLAR bei Zimmer aufhören. Was gibt es dazwischen, welche anderen Werke von Komponisten der Schmiede würden Sinn machen? Am besten sicherlich immer anhand markanter Stücke in den jeweiligen Werken.

Ich bin auch der Meinung, dass diese Methode der Analyse noch nicht ausreichend ist. Ich habe mich hier auf die gängigsten musikalischen Parameter beschränkt und Aspekte, wie Wirkung und Ästhetik ausgeklammert. Hier könnte man zum Beispiel noch stärker den Gestus betrachten, den das jeweilige Stück ausdrücken soll.

Als Analysebeispiel ist mir zum Beispiel auch noch Brothers in Arms aus MAD MAX: FURY ROAD eingefallen. Das würde im Hinblick auf rhythmische Parameter doch nochmal andere Fragestellungen aufwerfen.

vor 30 Minuten schrieb Sharp Dressed Man:

Du sprichst relativ schnell von einem Problem und ich frage mich, woran du hierbei genau denkst? Du scheinst ja eine gewisse Form oder Funktion der Musik im Sinn zu haben. Machst du die am Film fest oder denkst du dabei in rein musikalischen Formen und erhoffst dir dadurch Entwicklung oder Dynamik?

Also ich hatte hier in erster Linie an rein musikalische Formen gedacht. Ein Problem mache ich daran fest, dass die Rhythmik bei Zimmer lediglich als Sklave des Metrums funktioniert. Diese ließe sich durch ein gelegentliches Unterbrechen der Sechzehntelkette schon stark reduzieren. Hier und da mal ein Achtel statt zwei Sechzehntel (vorzugsweise in unregelmäßigen Abständen) und es gäbe musikalisches mehr Variabilität und besseres Entwicklungspotenzial. Dadurch dass die Rhythmik sich einfach nur dem Metrum unterordnet, fällt dieses erst so negativ auf. Ein durchgehender 4/4-Takt ist an sich nichts verwerfliches, aber durch die schlappe Rhythmik werden eben kaum metrische Akzente gesetzt. Zimmer hätte komplexeste Taktwechsel in die Musik einbauen können, es wäre nicht wirklich aufgefallen. Speaking of Taktwechsel: Durch Taktwechsel oder zumindest ungerade Takte à la Goldsmith ließe sich das Fehlen der metrischen Akzente leicht umgehen.

vor 41 Minuten schrieb Sharp Dressed Man:

Hier sprichst du ja noch einmal an, welche Problematik du siehst. Ich frage mich aber, ob man hier von der Wertung nicht doch einen Schritt zurückgehen kann. Das Stück hat ja durchaus einen sehr treibenden Charakter, was der Sache schon angemessen ist und in der Wirkung auch vielen Leuten entgegenkommt (einschließlich mir). Interessanterweise gibt es durchaus ein bekanntes Stück aus der Popwelt, das in den Grundzügen ähnlich funktioniert und auch auf einem aus Sechszehntel-Noten bestehenden Puls basiert, der von Akkorden gedeckt wird. Nämlich Eye of the Tiger, zumindest ja auch Filmmusik. Das Stück soll auch einen treibenden Charakter haben und funktioniert ja in diesem Sinne auch gut. Daher die grundsätzliche Frage, mal von der Frage nach dem RCP-Sound abgesehen, inwiefern hier tatsächlich ein Problem vorliegt oder eben einfach ästhetisch die musikalische Entwicklung eine sehr untergeordnete Rolle spielt.

Ja, das Stück hat einen treibenden Charakter, bleibt aber auch hinter seinen Möglichkeiten zurück. Das passiert dadurch, dass es durchgehend auf den rhythmisch-metrischen Komponenten beharrt. Selbstverständlich sind die durchlaufenden Sechzehntel da, um eine treibende Atmosphäre zu erzeugen. Ich empfinde jedoch eher den gegenteiligen Effekt, wenn aus den gewohnten Mustern – sei es nur kurz – nicht ausgebrochen wird. Ich glaube auch gar nicht, dass die durchlaufenden Sechzehntel das "Problem" sind, vielmehr ist es doch die lasche Rhythmik, die sich in den anderen Stimmen auf diesem Sechzehntel-Puls konstiuiert.

Interessant, dass du Eye of the Tiger ansprichst. Tatsächlich bietet das Stück in den ersten Sekunden mehr rhythmische Eigenständigkeit, als Zimmers gesamter Track. Ich spreche hier von dem markanten Riff, dass sich durch die vorgezogenen Sechzehntel auszeichnet. Bei Zimmer finden rhythmische Akzente nur auf Vierteln statt, vorzugsweise auf geraden Zählzeiten. Bei Eye of the Tiger haben wir die Akzente auf einer geraden ersten Viertel und ansonsten auf der vierten Sechzehntel von anderen Zählzeiten. Also auf den ungeradesten Zählzeiten, die in der durchlaufen Sechzehntelpulskette hier möglich sind. Ich finde auf jeden Fall, dass Eye of the Tiger durch die zum Metrum eigenständigere Rhythmik mehr Drive hat als Molossus.

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vor einer Stunde schrieb Sharp Dressed Man:

Meine Frage - an alle - welche Werke würden sich da anbieten? 

Zimmer und Team: Drop Zone, Crimson Tide, The Rock (nachfolgende 'Enemy of the State' u. ä. in den frühen 2000ern) (übrigens ist das ausgewählte Stück verglichen mit einfallslosem Gestampfe wie 'Molossus' ein brilliante Achterbahnfahrt!)

Harold Faltermeyer: Top Gun

Brad Fiedel: Terminator 2

Randy Edelman: diverse, hier zB 'Gettysburg' (stellvertretnd für die simplistische Popsymphonik, die ja auch bei RCP immer wieder auftaucht)

 

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