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Nosferatu, A Symphony of Horror - Hans Erdmann


waldgeist
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Nosferatu, A Symphony of Horror - Hans Erdmann

Label: Red Seal (Sony BMG)

Veröffentlichung: 25. September 1995 (Score von 1922)

1. OVERTURE TO THE OPERA "DER VAMPYR" (Composed by Heinrich Marschner)

2. NOSFERATU - A SYMPHONY OF HORROR (THEME I)

3. SLEEPING WISBORG. ELLEN AND HUTTER'S THEMES

4. HUTTER'S REAL STATE OFFICE & SPOOKY BOSS / KNOCKS THEME

5. HUTTER PREPARES FOR JOURNEY TO BRING DEED TO NOSFERATU (COUNT ORLOK)

6. FIRST PART OF THE JOURNEY / OUTSIDE A TRANSYLVANIAN INN

7. SUPPRESSED TERROR / THE BOOK OF VAMPIRES

8. MORNING ATMOSPHERE / RUNNING HORSES

9. CARRIAGE RIDE TO EDGE OF NOSFERATU'S ESTATE

10. SINISTER RIDE TO CASTLE DOOR

11. THE BOOK OF VAMPIRES

12. NOSFERATU ATTACKS HUTTER (NOFERATU-THEME II

13. ELLEN IN TRANCE

14. TELEPATHICALLY / ELLEN STOPS NOSFERATU'S 2ND ATTACK

15. HUTTER FINDS NOSFERATU'S COFFIN

16. NOSFERATU DEPARTS IN COFFIN / HUTTER ESCAPES

17. KNOCK IN INSANE ASYLUM

18. ELLEN WORRIED, RECEIVES HUTTER'S LETTER

19. HUTTER IN HOSPITAL / NOSFERATU ON SHIPBOARD

20. KNOCK IN ASYLUM / HUTTER RACING HOME / NOSFERATU KILLING SHIP'S CREW

21. ELLEN IN TRANCE / HUTTER NEAR HOME / NOSFERATU'S SHIP IN WISBORG / KNOCK ESCAPES

22. NOSFERATU CARRIES COFFIN TO NEW HOUSE / HUTTER ARRIVES HOME

23. CREWLESS SHIP / DECLARATION OF PLAGUE

24. PLAGUE IS ANNOUNCED TO CITY

25. ELLEN READS BOOK OF VAMPIRES / RESPONDS TO NOSFERATU'S BLOODLUST

26. KNOCK CHASED BY MOB

27. NOSFERATU STALKS ELLEN / SUCKS HER BLOOD DIES AT SUNRISE

28. ELLEN DIES / PLAGUE END

Laufzeit: 76 Minuten und 13 Sekunden

Der Film ist ein Klassiker: Max Schreck als Graf Orlok, der gewissermaßen Graf Dracula spielt. Der Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau entlieh sich diese Idee von Bram Stoker's Meisterwerk ohne Bezahlung der Rechte. Daher befand dieser Film schon lange Zeit in einer "Grauzone". Florence Stoker, die Witwe von Bram, versuchte vergebens in verschiedenen Jahren den Film zu vernichten, bis schließlich viele Kopien ins Ausland wanderten und somit eine Vernichtung unmöglich war.

Der Film hat bislang einige Score-Versionen auf dem Buckel: von der Erstfassung von Hans Erdmann bis hin zu der Neuversion von James Bernard. Diese CD, die ich rezensiere, ist die Erstfassung des Klassikers, komponiert von Hans Erdmann. Die CD wurde in Dolby Surround aufgenommen und 1995 mit der Brandenburgische Philharmonie Potsdam unter der Leitung von Gillian B. Anderson eingespielt. Es ist die erste restaurierte Komplettfassung des Scores, die den Weg auf den Tonträger geschafft hat.

Gleich zu Beginn hören wir die Ouvertüre, die von dem frühromantischen Komponisten Heinrich Marschner (1795-1861) für die Oper "Der Vampyr" (1828) verwendet wurde. Sie ist auf der CD enthalten, da sie am Anfang des Filmes vorkommt. Die Ouvertüre ist oft in moll gehalten und lehnt stark an die Orchestrierung von Carl Maria von Weber (1786-1826) und der Kompositionsmittel Albert Lortzings (1801-1851) an, welche aber dennoch sehr an Weber's Freischütz-Ouvertüre (1821) erinnert.

Aber nun zum Score: Es beginnt mit einem einleitenden, düsteren Orchesteranklang: Es folgen Gongschläge, Geräuschinstrumente werden eingesetzt. Dann folgen kompositorische Mittel, welche eher an klassische Konzertmusik erinnert: farbenfrohe Melodien und wunderbares Orchestergeschick! Hans Erdmann greift auf wagnerische Leitmotivtechnik zurück. Es erklingt ein Theme, der sehr an beethovensche Komposition erinnert. Hier war wohl der Mittelteil des Scherzo der Eroica-Symphonie die Vorlage. Stufenlos geht es zu einem symphonischen und orchestralen Feuerwerk über. Die Geräuschinstrument setzen wieder ein, damit eine kalte Atmosphäre aufkommt. Dazu werden die Flöten wie eine Art "Windpfeifen" benutzt, welche das Pfeifen des Windes auf dem Meer darstellen sollte. Das orchestrale Feuerwerk breitet sich stärker aus und klingt wie eine Art Bläsespiel im Orchestergetummel. Als Höhepunkt begleitet eine mächtige Orgel das Orchester. Dann wird es allmählich ruhiger und die düstere Musik des Grafen Orlok kommt wieder zum Vorschein. Es wird mystisch rund um das Orchester und endet schließlich freudig: die letzten Worte spricht ein einsames Cello, welches den Film in einem ruhigen Abspann ausklingen lässt.

Insgesamt hört man, dass die Filmmusik zur damaligen Zeit noch in den Kinderschuhen steckte. Es gibt oft ein Wechsel zwischen frühromantischen und neuromantischen Orchesterstilmittel. Die Art der Komposition, wie Erdmann sie zeigt (in diesem Sinne recht klassisch und ohne pointierter, untermalter Komposition der Figuren), lässt erahnen, dass man damals noch keine Ahnung in Bezug auf Filmmusik hatte. Sie ist hausbacken und lässt sogar eine altbewährte Komposition eines Miklós Rózsa oder Franz Waxmans in neuem Glanz auferstehen, d.h.: Hans Erdmann's Filmmusik klingt sehr altmodisch. Das ist nicht negativ gemeint, sondern eher eine interessante Feststellung; man hört, wie die Filmmusik damals klang. Dann muss noch erwähnt werden, dass es Filmmusik zu einem Stummfilm ist. Es müssen kompositorische Techniken und stufenlose Konzertmusiken geboten werden, um den Film nicht in Langeweile geraten zu lassen.

Fazit: Diese Filmmusik mag zwar altmodisch sein, dennoch ist sie ein wahres Meisterwerk und ein Grundstein der Filmmusikgeschichte. Wenn heutige Komponisten (einige!) nur halbwegs so gut komponieren könnten, wie Erdmann es gezeigt hat, würde meine New-Age-Phase auch zum Besseren tangieren.

Bewertung: 9,5/10 Punkte

Eigentlich würde ich die volle Punktzahl geben, doch einen halben Punkt habe ich abgezogen, da sich meines Erachtens einige Themen 1:1 zu sehr wiederholen. Das wirkt auf die Dauer einfallslos und monoton, aber ansonsten top. Leider noch ein kleiner Manko: Die CD ist bereits eine Seltenheit und nur noch sehr schwer (wahrscheinlich auch nicht mehr zu moderaten Preisen) zu bekommen. Wenn man die Chance erhalten sollte, diese CD zu erwerben, sollte man sie nutzen. Ein Prachtstück, sowie für einen Filmmusiksammler der besonderen Klasse nicht zu verachten.

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Sehr schöner Text, danke für dieses tolle Review Waldgeist ;).

Ich stimme dir zu: es ist ein Klassiker. Und kann eigentlich alles was du gesagt hast so unterschreiben. Bei der Wertung würde ich dann aber schon auf 9 Sterne runter gehen, weil es doch in der Themenwiederholung hin und wieder Mängel gibt und diese auch festzuhalten sind. Aufs ganze betrachtet würde ich 9 Sterne vergeben, auch wenn ich zwischen 8,5 und 9 schwanke.

Inhaltlich hast du alles gut wiedergegeben. Eines will ich einmal noch unterstreichen: heute können die Techniker mit Computern usw. das Bild zum Leben erwecken und alles darstellen, früher ging das nicht so leicht und da sorgte die Musik letzendlich für das Richtige Leben im Bild und das glaube ich unterstreicht noch mal die Qualität und Bedeutung eines solchen Scores :D. Das Bild und den Zuschauer zu fesseln, mit der Musik sein Leben und Bedeutung zu geben, die Musik dazu zu nutzen was das Bild nicht schafft!

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Danke an euch beiden für die Blumen! ;)

@ Bigbear

Leider sind Nosferatu und Ben-Hur (Carl Davis Score) die einzigen Stummfilmscores, die ich besitze. Ich werde vielleicht auch noch zu Ben-Hur (zu den beiden! :mad:) ein Review abgeben.

Schön, dass dir mein Review gefallen hat. Ich hoffe, du findest die CD auch noch zu einem anständigen Preis. :D

@ Meister Seth

Auch dir danke ich für das Lob. Ich hatte anfangs auch erst überlegt, ob ich 9 Punkte geben sollte. Ich habe diesbezüglich andere Scores in ähnlichen Situationen verglichen und habe festgestellt, dass ich denen dann wesentlich weniger Punkte geben müsste, als ihnen zusteht. Und dann kam mir der Gedanke, dass ich den Score für 9 Punkte unterbewertet und für 10 Punkte überbewertet halte, daher hat sich die goldene Mitte von selbst ergeben. Vielleicht sind ein halber Punkt Abzug zu wenig, mag sein. Aber ich bin da sowieso etwas großzügiger, was die Beurteilung von Scores anbelangt. :mad:

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  • 14 Jahre später...

Die "100 Years of Film Music"-Reihe war damals ein sehr verdienstvolles Unterfangen, höre viele der Alben auch nach über 20 Jahren immer noch gerne und regelmäßig. Leider waren viele der CDs nicht lange im Verkauf und gerade Nosferatu ist superrar geworden. Erinnere mich noch daran, wie ich 1995 oder 96 bei jpc in Bielefeld im Laden vor der ganzen Reihe stand und auch diese Platte in der Hand hatte. Leider habe ich damals nicht zugegriffen und konnte diese eine Lücke erst jetzt schließen.

Da Frank Strobel aber aktuell Nosferatu mit der feinen Musik von Erdmann im Repertoire hat, besteht vielleicht Hoffnung, dass es da von ihm eine neue CD-Veröffentlichung geben wird. :)

 

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Interessant, habe zwar auch einige CDs der Reihe, wie "High Noon" (meine erste Begegnung mit "55 Days At Peking", aus diesem Grund habe ich eine besondere Beziehung zu diesem Album, wenn auch nicht jeder die Einspielung schätzt), "Panamericana" oder die "Alice Comedies" - der Erdmann ist mir immer durchgerutscht. Wusste nicht, dass die CD mittlerweile derart schwer zu bekommen ist, eine Neueinspielung von Frank Strobel wäre daher in der Tat sehr willkommen.

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Was noch gar nicht erwähnt wurde, ist der Umstand, dass die Filmmusik für Nosferatu eigentlich verlorengegangen ist und die vorliegende CD-Aufnahme aus drei Quellen rekonstruiert wurde, nämlich Erdmanns "Fantastisch-romantische Suiten", die auf der Nosferatu-Musik beruhen, zeitgenössischen Presseberichten und dem von Erdmann und Becce herausgegebenen "Handbuch der Filmmusik". Eine Einspielung also, bei der viel Mutmaßung mit eingeflossen ist. Es kann also auch niemand sagen, ob es die oben angesprochenen 1:1-Wiederholungen in Erdmanns Partitur tatsächlich so gegeben hat. - Nur eine kleine Ergänzung. Ich mag das Album auch sehr gerne. Allerdings haben die Aufnahmen dieser Reihe für meinen Geschmack zuviel Hall.

 

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  • 5 Monate später...

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