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Wie arbeiten Komponisten?


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Im Grunde haben aber fast alle bedeutenden klassischen Komponisten die Musik "neu erfunden"
Wenn du derart revolutionäre Musik suchst, bist du in der Filmmusik allerdings falsch,

die ja in allererster Linie dem Bild untergeordnet ist.

Zimmers Sherlock Holmes ist im Grunde genommen auch eine Musik, die versucht abseits der ausgetretenen Pfade zu gehen, wenn auch längst nicht so bahnbrechend wie ein Arnold Schönberg oder die ponische Avantgarde die Musik verändert haben. Ich denke aufgrund der Verknüpfung der Musik mit dem Film geht in der Filmmusik einfach nicht mehr, weil hier auch der Kommerz eine Rolle spielt.

Auch in der Horrormusik, die ja das größte Experimentier-Potenzial bietet, findet sich ja abseits der längst üblichen Cluster nichts Neuartiges.

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Wenn du derart revolutionäre Musik suchst, bist du in der Filmmusik allerdings falsch

Genau so sehe ich das auch.

Für mich ist es ziemlich egal, ob Musik jetzt neu erfunden worden ist oder nicht. Was sich für mich gut anhört, das gefällt mir auch und daraum gehts mir. Und auch wenn Arnold Schönberg "neue" Musik geschaffen hat, bin ich alles andere als ein Fan von ihm und höre daher auch seine Musik nicht.

Da hol ich mir immernoch lieber einen James Horner Soundtrack, gerne auch zum x-ten mal mit dem Braveheart Thema anders orchestriert, aber ich weiß dass es mir gefällt.

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Hast du's denn schonmal mit Schönbergs "Verklärter Nacht" versucht? Das ist nämlich absolute Filmmusik. Schönberg komponierte hier auf das gleichnamige Gedicht verschiedene Leitmotive und strukturierte das Stück entsprechend. Unglaublich gefühlvoll spätromantisch - ja, filmmusikalisch, sogar!

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Wenn du derart revolutionäre Musik suchst, bist du in der Filmmusik allerdings falsch

Wenn du meinen Beitrag gründlich genug gelesen hättest, wäre dir aufgefallen, dass ich mich auch nur auf die Kunst- bzw. E-Musik bezogen habe. Dass in der Filmmusik bis auf wenige Ausnahmen eher Epigonentum betrieben wird, ist klar. Dennoch gibt es diese Ausnahmen, siehe z.B. die Filmmusik Alex Norths.

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Das Problem ist einfach, dass viele Leute die musikalische Entwicklung der letzten 100 Jahre versäumt haben - daran ist aber die Bildungs- und Kulturpolitik schuld sowie vielleicht auch die konsequente Ausmerzung der als "entartet" geltenden Moderne in den 30er-40er Jahren. Wenn man heute das Radio anschaltet, hört man selten bis gar keine zeitgenössische Komponisten und auch moderne Komponisten wie Schönberg, Berg, Webern, Stravinsky, Hindemith, Ives, Cage oder Varèse sind äußerst rar gesäht. Auch ich habe meine Probleme mit einigen modernen Erscheinungen. Der Serialismus ist für mich einfach nicht mehr zeitgemäß und gehört einer Epoche an, in der man die Mathematisierung der Musik vorantrieb, weil man auf Grund der schrecklichen Kriegserfahrungen Emotionen aus der Musik ausschließen wollte. Trotzdem sollte man sich damit beschäftigen und wissen, woran man ist, wenn man einen serialistischen Komponisten wie den späten Stravinsky, Boulez oder Luigi Nono hört (und auch da gibt es deutliche und entscheidende Unterschiede).

Viele Leute kennen einfach fast keine neue Musik, obwohl ja gerade die Musik, die gerade komponiert wird auch die Musik ist, die uns am Meisten etwas angeht und beschäftigen sollte, denn die aufklärerischen Gedanken einer Beethoven-Symphonie sind uns zwar bekannt und bewusst, sie sind aber in einem demokratischen Zeitalter nicht mehr an uns gerichtet. Natürlich sollte man Beethoven hören, er war wichtig, bedeutend und seine Musik ist einfach genial, aber Beethoven ist schon ein (200 Jahre alter Teil) unserer Musikgeschichte. In den letzten 200 Jahren ist noch so viel mehr passiert und das wurde seit Beginn der Freitonalität anscheinend nicht beachtet. Demnach ist der Rezipient mit den heutigen viel weiter fortgeschrittenen Ideen der neuen Musik so überfordert, als hätte man einem im Zeitalter der Klassik lebenden Hörer eine Wagner-Oper vorgespielt.

Jetzt muss sich der Interessierte Laie die letzten 100 Jahre mittels privater mühevoller Kleinstarbeit erschließen, weil Schulen und Radiosender es einfach versäumen, die Leute mit der Musik ihrer eigenen Zeit (!) zu konfrontieren.

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Es ist keineswegs so, dass ich experimentelle Ansätze und die Entwicklung der Musik in den letzten 100 Jahren nicht schätze, ganz im Gegenteil. Ich finde bloß, dass man der Arbeit eines heutigen Filmkomponisten nicht gerecht wird, wenn man diese Maßstäbe überträgt. Kunstmusik und Filmmusik sind m.E. zwei verschiedene Baustellen, die man aufgrund ihrer unterschiedlichen Intention auch unterschiedlich betrachten muss. Ansonsten stimme ich der Meinung meiner Vorredner voll zu.

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Wie gesagt, ich finde halt, dass die Kulturpolitik ihrer Aufgabe nicht nachkommt. Dafür kann hier aber niemand was. Ich muss allerdings auch sagen, dass ich mich an der aktuellen Filmmusik etwas übersättigt habe, denn so langsam scheinen sich fast alle Komponisten auf den immergleichen Schemata auszuruhen mit der Ebrgündung, dem (allerdings meistens auch vor 100 Jahren stehen gebliebenen) Zuschauer Emotionen zu vermitteln und daher auf bewusst ausgetretenen Pfaden zu wandeln.

Ein Heldenmotiv muss heroisch von den Blechbläsern getragen werden, ein Liebesmotiv muss schön lyrisch von den Streichern und der Harfe gespielt werden...sowas kann man schon in Richard Strauss' Tondichtung "Don Juan" bestens hören. Man sollte wirklich mal Neues ausprobieren, denn man kann die Musik neu erfinden, dazu sind Komponisten da. Wenn ich Musik schreibe, warum sollte ich dann so schreiben wie Haydn, Chopin, Mozart, Beethoven oder Mahler? Wenn ich Musik hören will wie von diesen Komponisten, dann höre ich auch genau diese Komponisten. Wenn ich selber meine eigene Musik schreiben will muss ich einen Stil finden, der natürlich von anderen beeinflusst ist (etwas Anderes ist gar nicht möglich), aber ein eigernständiges musikalisches Material verarbeiten und eine eigene Tonsprache finden und das ist einfach in der heutigen Filmmusik viel zu selten. Rozsa prägte die Musik der römischen Heere, North führte den Jazz in die Filmmusik ein, Martin Böttcher tat das in Deutschland, Peter Thomas ist immer unverkennbar Peter Thomas, Goldsmith hat seine eigene Handschrift, Bernstein entwickelte den Copland-Americana-Stil weiter, Herrmann mühte sich stets um eine individuelle Vertonung jedes einzelnen Films aber was hat man heute?

Ich möchte einmal auf Schumann berufen und nach den heutigen "neuen Bahnen" fragen und da sieht's momentan echt düster aus. Und so dumm ist der Zuschauer auch nicht, dass sich sein Unterbewusstsein dem Neuen verschließt, sonst hätte Goldsmith seinen "Planet der Affen" oder "Alien" gar nicht machen können.

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aber filmszenen geben nunmal eine bestimmte richtung vor. wenn der held auf ganz heroische weise den bösewicht besiegt und dadurch die welt vor dem untergang rettet passt halt heroisch klingende musik am besten. man kann zwar die instrumentierung variieren, aber die grundstimmung muss halt erreicht werden. natürlich muss man schauen, ob die musik nur heroisch wirken oder gleich ins bombastische ausarten soll. hier bringt es ja nichts gegen den strich zu komponieren, nur um sagen zu können, jetzt klingt sie anders als sonst.

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Naja, dazu muss man erstmal definieren, was heroisch ist und wenn man sich ewig in den immergleichen Raster bewegt dann kommt darüber auch nicht hinaus, aber hier muss ich dann doch einmal Alex Norths "Drachentöter" ansprechen zum Beispiel, der nicht jeden Schwerthieb untermalt. Es gibt auch noch andere Formen von heroisch als irgendwelche Fanfaren oder Ähnliches. Man könnte die Musik auch einmal aus der Perspektive des Bösewichts schreiben, ein orchestrales Chaos könnte zum Beispiel beschreiben, wie seine Pläne und seine Welt mit seinem Ableben vernichtet werden. Eine immer leiser werdende Musik oder der Zerfall des Heroischen in die Freitonalität könnte beschreiben, dass der Held jetzt seine Aufgabe besiegt hat und seine Heldentum ablegt. Das sind alles Dinge, die auf der Hand liegen, aber die Produzenten sind anscheinend zu borniert, um mal eine anders nachvollziehbare Musik schreiben zu lassen und so dem Zuhörer das immergleiche servieren lassen. Dazu noch das ewige Typecasting der Komponisten...

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Naja, dazu muss man erstmal definieren, was heroisch ist und wenn man sich ewig in den immergleichen Raster bewegt dann kommt darüber auch nicht hinaus, aber hier muss ich dann doch einmal Alex Norths "Drachentöter" ansprechen zum Beispiel, der nicht jeden Schwerthieb untermalt. Es gibt auch noch andere Formen von heroisch als irgendwelche Fanfaren oder Ähnliches. Man könnte die Musik auch einmal aus der Perspektive des Bösewichts schreiben, ein orchestrales Chaos könnte zum Beispiel beschreiben, wie seine Pläne und seine Welt mit seinem Ableben vernichtet werden. Eine immer leiser werdende Musik oder der Zerfall des Heroischen in die Freitonalität könnte beschreiben, dass der Held jetzt seine Aufgabe besiegt hat und seine Heldentum ablegt. Das sind alles Dinge, die auf der Hand liegen, aber die Produzenten sind anscheinend zu borniert, um mal eine anders nachvollziehbare Musik schreiben zu lassen und so dem Zuhörer das immergleiche servieren lassen. Dazu noch das ewige Typecasting der Komponisten...

aber in dem fall kommt es darauf an, was genau vertont werden soll. worauf der fokus liegen soll. wenn den ganzen film über der fokus auf dem helden liegt, würde es nur verwirren, wenn am ende des schlussfights der musikalische schwerpunkt auf dem bösewicht liegt. ein beispiel wäre vielleicht trevor rabins score zu coach carter, auch wenn es jetzt kein großorchestraler score ist. als die mannschaft, um die es im film geht, zum schluss verliert, wird das hauptthema so gespielt, dass es zwar enttäuschung verdeutlicht, im selben moment aber auch positiv klingt und erleichterung und zufriedenheit ausdrückt. es wäre ja auch quatsch gewesen, den sieg der anderen mannschaft, um die es im ganzen film ja auch gar nicht ging, musikalisch zu verdeutlichen.

außerdem gibt es doch schon abwechslung in einigen filmgenres. young guns oder american outlaws wurden doch anders vertont als die western von vor 40 jahren. bear mccreary hat die weltraumschlachten in battlestar galactica völlig anders vertont als john williams in star wars. hans zimmers sherlock holmes ist auch völlig anders als man es für diesen film vermutet (gehofft) hatte.

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Das Problem ist einfach, dass viele Leute die musikalische Entwicklung der letzten 100 Jahre versäumt haben - daran ist aber die Bildungs- und Kulturpolitik schuld [...]

Jetzt muss sich der Interessierte Laie die letzten 100 Jahre mittels privater mühevoller Kleinstarbeit erschließen, weil Schulen und Radiosender es einfach versäumen, die Leute mit der Musik ihrer eigenen Zeit (!) zu konfrontieren.

So ganz kann ich diese Aussage nicht teilen. Ich habe in meiner Schullaufbahn oft moderne, zeitgenössische Musik zu hören bekommen. Wir haben ständig irgendwelche schrill-schrägen Sachen analysieren müssen. Dem ein oder anderen Ligeti-Werk mag man ja vielleicht etwas abgewinnen können, aber auf Dauer ist es gerade im Musikunterricht nervig. Diese Überdosis war für alle abschreckend, da verliert man erst recht das Interesse an moderner Musik.

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Man sollte auch darauf hinweisen, dass die meisten Komponisten mit klassisch geprägter Ausbildung auch Konzertkomponisten waren. Herrmann hat als Komponist für den Konzertsaal begonnen und viele seiner Frühwerke klingen selbst für unsere heutigen Ohren sehr ungewohnt (später schrieb er auch weniger a-tonale Sachen).

Morricone hat ebenfalls als klassischer Komponist angefangen und ich bin der Meinung, dass man den ganzen Morricone nur verstehen kann, wenn man auch seine klassische Musik kennt, und der widmet er sich bis heute. Sehr empfehlenswert sind vor allem seine Konzerte (No.1&No.3) sowie seine Kammermusik. Seine szenischen Werke (bspw. die Oper Partenope) sind noch etwas "komplizierter".

Herrmann hat einmal gesagt, dass es keinen Unterschied zwischen einem Filmkomponisten und einem Komponisten für den Konzertsaal gibt. Beides sind Komponisten und sollten in ihren jeweiligen Tätigkeiten immer bestrebt sein, dass beste zu schaffen, zu dem sie im Stande sind.

Morricone hat sich zu dem Thema ähnlich geäußert, es scheint also gewisse Parallelen in der Herangehensweise von Filmkomponisten zu geben, die klassisch geprägt worden sind.

Zum Schluss noch ein Zitat von Morricone auf die Frage, was er jungen Leuten empfiehlt, die Filmkomponist werden wollen: Jeder glaubt, dass wenn er drei Tasten auf dem Klavier spielen kann auch (Film-)komponist sein könnte. Ich glaube, dass man nur Filmkomponist sein kann, wenn man auch eine klassische Ausbildung durchlaufen hat und sich mit der Musikgeschichte und ihren Stilen auskennt.

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So ganz kann ich diese Aussage nicht teilen. Ich habe in meiner Schullaufbahn oft moderne, zeitgenössische Musik zu hören bekommen. Wir haben ständig irgendwelche schrill-schrägen Sachen analysieren müssen. Dem ein oder anderen Ligeti-Werk mag man ja vielleicht etwas abgewinnen können, aber auf Dauer ist es gerade im Musikunterricht nervig. Diese Überdosis war für alle abschreckend, da verliert man erst recht das Interesse an moderner Musik.

Dann warst du auf einer wirklich guten Schule. Ich hingegen musste im Musikunterricht selbst (!) das 20. Jahrhundert in Referaten vorstellen, weil unsere Musiklehrer glaubten, lieber Liedchen trällern zu müssen. Ich denke durchaus, dass das auf sehr vielen Schulen so ist.

Überdies kann ich Gerrits Ausführungen nur voll und ganz zustimmen, auch was die schematische musikalische Vertonung bestimmter Filmgenres betrifft. Es muss ja nicht gleich ein durchgängiger Zwölfton-Score für eine Familienkomödie sein (überspitzt formuliert!), aber selbst Jerry Goldsmith hat es oft genug geschafft, einen konventionellen Film unkonventionell zu vertonen und dabei auch nicht vor dem Einsatz wenig gängiger (u.a. modernistischer) Stilismen zurückzuschrecken. Ich verstehe nicht, wieso das in den 60er und 70er Jahren funktioniert hat, heute aber nur noch in Ausnahmefällen (Goldenthal, Gordon, Greenwood...).

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Ludwig, ich hoffe, Dich hat das nicht ebenfalls abgeschreckt? Denn es gibt so viele Perlen und Juwele in der neuen Musik. Außerdem ist nicht alles schrill und schräg, nur weil's freitonal ist. Wenn man sich jetzt einmal das Violinkonzert von Alban Berg anhört, ein so herrlich zartes und zerbrechliches Stück, das äußerst gekonnt mit der Zwölftontechnik umgeht und ganz der Emotion gewidmet ist. Außerdem habe ich auch eher den Eindruck Sebastians gemacht an unseren Schulen und wenn ich mal so die "Kultursender" einschalte, dann höre ich meistens auch nur Mozart, Haydn und Händel.

Wir sind alle so auf bestimmte musiaklische Mittel im Film "geeicht" aber trotzdem sollte man auch etwas Anderes wagen. Lars, ich verstehe vollkommen, wenn Du eine eher traurige hymnische Version des Mannschafts-Themas in so einer Situation hören möchstest, aber haben wir das nicht schon 100mal gehört? Und handelt es sich dabei nicht auch um ewig gehörten und gesehenen "Betroffenheits-Kitsch"? Man sollte wirklich mal nach neuen Mitteln suchen.

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Ludwig, ich hoffe, Dich hat das nicht ebenfalls abgeschreckt? Denn es gibt so viele Perlen und Juwele in der neuen Musik. Außerdem ist nicht alles schrill und schräg, nur weil's freitonal ist. Wenn man sich jetzt einmal das Violinkonzert von Alban Berg anhört, ein so herrlich zartes und zerbrechliches Stück, das äußerst gekonnt mit der Zwölftontechnik umgeht und ganz der Emotion gewidmet ist. Außerdem habe ich auch eher den Eindruck Sebastians gemacht an unseren Schulen und wenn ich mal so die "Kultursender" einschalte, dann höre ich meistens auch nur Mozart, Haydn und Händel.

Nun, dass es an meiner Schule anders gelaufen ist, mag daran liegen, dass sie nicht öffentlich ist. Trotzdem habe ich diesen Overkill moderner Musik nie als Anreiz empfunden, mich genauer mit ihr zu beschäftigen. Es hat mich daher doch eher abgeschreckt als Neugierde geweckt. Vielleicht wird diese eines Tages mal neu aufblühen, aber im Moment habe ich absolut kein Interesse an solcher Musik...

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  • 1 Jahr später...

Ein zwar schon etwas äterer Thread, aber nicht minder interessant.

Da ich selbst Musik komponiere (allerdings keine Filmmusik) und auch jemanden kenne, der ein klassisch ausgebildeter Musiker (u.a. Konzertpianist) ist, kenne ich unterschiedliche Herangehensweisen für das Komponieren.

Auch bei der Filmmusik gibt es unterschiedliche Techniken bzw. Vorgehensweisen. Von Morricone weiß ich, dass er die Musik zu "The Thing" nicht zu den Szenen komponiert hat (nur nach Drehbuch, aber den Rhythmus des Films konnte er nicht kennen). Das heißt, Carpenter und sein Cutter mussten die Szenen (und auch die Musik) so schneiden, dass sie zueinander passen. Daher hat er auch zusammen mit A. Howarth noch zusätzliche Stücke aufgenommen. Faszinierend!

Ich vermute, dass das Gros der FM-Komponisten parallel zur Szene komponiert, damit es dramaturgisch passt. Hinzukommt noch die Tatsache, wann der Komponist engagiert wird - wird er schon recht früh (was heute wohl seltener geworden ist) eingebunden, hat er natürlich auch mehr Zeit für seine Arbeit. Wird er erst beim Rough-Cut hinzugezogen, muss er mal eben schnell was aus dem Ärmel schütteln.

Mein Bekannter komponiert grundsätzlich mit Papier und Bleistift - ich bewundere das und kann es selbst leider nicht. In einem Interview mit Silvester Levay habe ich mal gehört, dass er wohl auch auf dem Papier komponiert, aber bspw. für eine Ballade oder ein "Love Theme" lieber direkt am Klavier sitzt. Und Vangelis, der bekanntlich keine Noten lesen/schreiben kann, komponiert direkt an seinen Synthesizern.

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  • 1 Monat später...

Ach so - sicherlich kann ein Komponist auch schon vorab komponieren, bevor er die Szenen zu sehen bekommt. Kommt vermutlich darauf an was gebraucht wird. Ein Hauptthema, oder Themen zu bestimmten Figuren innerhalb der Geschichte, kann man vermutlich schon vorab komponieren (beispielweise auf Basis des Drehbuches, oder Aussagen des Produzenten), da sie vielleicht nicht genau auf eine Szene passen müssen, oder eine bestimmte Stimmung ausdrücken sollen, aber wohl eher die Charaktere unterstreichen.

Ich glaube eigentlich schon, dass die meisten Komponisten eh unabhängig von den Filmen komponieren und deswegen automatisch etwas davon in den Score einfließen lassen. Ich weiß von Thomas Newman, dass er teilweise Kompositionen, die er vorher komponiert hat, an den Filmen ausprobiert und guckt, ob sie den passenden Effekt erzielen. Das ergibt eigentlich auch Sinn, da man ja unmöglich innerhalb von wenigen Wochen einen gesamten Score komplett erschaffen kann. Es ist ja auch irgendwie ein Prozess, den ein einzelner Komponist durchläuft. Und man lernt mit seinen Fehlern. Als Komponist ist man geradezu gezwungen, seinen eigenen Entwicklungsprozess dem jeweiligen Film anzupassen. Anders geht es ja auch nicht. Komponisten sind ja auch nur Individuen.

Das kommt aber auch immer auf den Komponisten an. Jerry Goldsmith beispielsweise hat immer betont, dass er keine Musik aufgrund eines Drehbuchs schreiben kann, da der Regisseur und die Schauspieler noch nicht ihren Input geleistet haben. Jerry möchte den Film so erleben, wie ihn die Leute im Kino später auch erleben, dann bekommt er auch ein Gefühl für die Figuren und die Geschichte, ein Drehbuch sagte ihm in der Beziehung nichts.

Man kann allerhöchstens die Richtung, die ein Film einschlägt, erahnen. Aber im Endeffekt muss man mit dem fertigen Produkt umgehen, das stimmt schon.

"Niemand kann die Musik neu erfinden".

Darum geht es ja auch nicht. Als Filmkomponist komponiert man so oder so Musik für einen Film. Ob dann eine originelle Komposition am Ende dabei rauskommt, spielt gar keine so große Rolle. Klar, als guter Komponist schafft man das meistens auch noch.

Arnold Schönberg hat es Anfang des 20. Jahrhunderts schon mal getan. Ergo: man kann schon. :)

Er hat sie ja nicht neu erfunden. Es ist einfach nur ein anderes Verständnis von Musik. Er hat ja dennoch dieselben Töne verwendet.

Herrmann hat einmal gesagt, dass es keinen Unterschied zwischen einem Filmkomponisten und einem Komponisten für den Konzertsaal gibt. Beides sind Komponisten und sollten in ihren jeweiligen Tätigkeiten immer bestrebt sein, dass beste zu schaffen, zu dem sie im Stande sind.

Morricone hat sich zu dem Thema ähnlich geäußert, es scheint also gewisse Parallelen in der Herangehensweise von Filmkomponisten zu geben, die klassisch geprägt worden sind.

Ja. "Gute Musik ist gute Musik, egal wie sie kreiert und motiviert ist". Ich mache da auch keine großen Unterschiede. Im Endeffekt sind Filmkomponisten moderne Komponisten, die ihre Musik für Filme schreiben. Vor allem weil klassische Musik schon lange nicht mehr denselben Status hat wie sie es mal getan hat. Heutzutage wirkt sie eher wie ein Relikt aus "alten Zeiten". Komischerweise scheint das bei Filmmusik nicht der Fall zu sein. ^^ Es ist immer problematisch klare Linien zwischen Musik zu ziehen. Alles, was zu beschränkt ist, klingt nicht wirklich gut. Ich bin kein Fan von festgefahrenen Genres.

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