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Blumenhändler

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Beiträge von Blumenhändler

  1. Muss diesen Beitrag auch nochmal aus der Versenkung holen. Hab dem Konzert damals auch beigewohnt ohne zu wissen, dass es gar nichts offiziell mit Howard Shore zu tun hatte. Kann das Gesagte eigentlich auch nur bestätigen. Zwar fand ich, dass das Konzert kein Totalausfall war, es gab ein paar schöne Momente, aber dieses komische Gefidel, das nichts mit dem Herr der Ringe Soundtrack zu tun hatte, habe ich GEHASST.

     

     

    Ich war gestern auf dem Konzert von Herr der Ringe in Trier. Eines vorweg: Nicht hingehen!

    Aber von vorne:
    Angepriesen wurde dieses Konzert dadurch, dass die Originalmusik von Howard Shore, Enya und Annie Lennox gespielt wurde. Und als Sahnehäubchen sollte Christopher Lee aus dem Buch vorlesen. Dazu im Hintergrund sollten auf Leinwand Zeichnungen von Alan Lee und John Howe zu sehen sein.
    Die Arena war nur mäßig gefüllt und bevor es losging hab ich mich einfach von der vierten in die zweite (Platz-)Kategorie geschlichen. Der Preis von 35 Euro wäre sogar für die zweite Kategorie überteuert gewesen, aber nunja.
    Das Orchester kam also rein. Es bestand aus insgesamt etwa 50 Leuten inklusive Chor. Diese Zahl sagt schon einiges aus bei einer Musik wo vor allem Quantität zählt. Die Bläsergruppen waren gerade einmal doppelt besetzt. Also z.B. zwei Tuben und zwei Posaunen, was bei Herr der Ringe absolut unzureichend ist. Dasselbe Bild bei den tiefen Streichern. Der Chor bestand aus 10 Männern und 5 Frauen.
    Als Vergleich stelle ich hier das Herr der Ringe Konzert in Antwerpen, bei dem ich vor einigen Jahren war: Drei Chöre (Frauen, Männer, Knaben) à 20-30 Personen. Jede der wichtigen Instrumentengruppen mindestens 4 Mal besetzt, meist 6 mal. Dass diese Ausmaße beim Konzert in Trier nicht erreicht werden konnten war mir klar und habe ich nicht erwartet. Auch mit einem derart kleinen Orchester kann man durchaus gute Musik machen, wenn man das beste daraus macht. Doch dem war nicht so.
    Aber weiter: Nach dem Orchester kamen 4 Leute in weiß auf die Bühne, die sich vor das Orchester setzten. Eine Ziehharmonika (Akkordeon), eine Geige, ein Gitarrist und ein Mann, der sich sowohl für Gitarre, Flöte und Gesang verantwortlich fühlte. Aber dazu später. Als nächstes kamen drei Frauen in Gold (!) auf die Bühne. Zwei davon waren Gesangssolistinnen und eine war Steptänzerin. Aber auch dazu später mehr.
    Nach dem Dirigent schließlich der mit Spannung erwartete Saruman: Es war nicht, wie angekündigt war, Christopher Lee. Dies war ja für viele Besucher der Hauptgrund: Christopher Lee aus Herr der Ringe vorlesen zu hören. Nein, Christopher Lee wurde nur hin und wieder völlig zusammenhangslos auf den zwei Mini-Leinwänden gezeigt und er erzählte dann über seine Leidenschaft zu Herr der Ringe und der Musik...und auf den Leinwänden wurden keine zeichnungen von Alan Lee und John Howe gezeigt, sondern irgendwelches kontextunabhängiges Zeug wie z.B. Sternenhimmel und Berge.
    Nun zum Ablauf:
    Der Anfang war zugleich auch der Höhepunkt der Lächerlichkeit: Das schlechte Chris Lee Imitat kommt herein und sagt: "Meine Damen und Herren, stehen Sie auf zur Nationalhymne von Mordor!" Jeder Liebhaber des Soundtracks von Herr der Ringe wird spätestens hier aufschrecken. Es gibt keine Nationalhymne von Mordor! Es gibt nicht einmal ein Thema, ein Motiv, von Mordor! Nunja, ich kenne die Musik von Herr der Ringe und habe nichts dagegen etwas neues kennenzulernen. Aber das, was jetzt kam war über die Maßen schrecklich: Ein Tutti an Streichergeschramme, Gebrülle und sinnloser Lautheit. Die Solosängerinnen in Gold präsentierten ihre Sopranstimmen, die vier Solisten in Weiß sangen auch völlig schlecht in ihre Mikrofone und der Sound des eh mickrigen Chors war so schlecht abgemischt, dass man nur zwei Sänger des Chors hörte, was die atmosphärische Wirkung eines Chors natürlich verpuffen ließ. Die Komposition, die nicht von Howard Shore war und auch nichts mit Herr der Ringe zu tun hatte, tat ihr übriges. Es war so ziemlich das Gegenteil, was man sich von einer Nationalhymne des absoluten Bösen vorstellt (Sopransolistinnen? LoL). Zudem schien der Komponist nicht einmal versucht zu haben, den Stil von Herr der Ringe und die Atmosphäre zu imitieren. Kurz: unpassend und schlicht schockierend.
    Nach diesem Wurf ins kalte Wasser erschien dann Christopher Lee auf der Leinwand hinten und erzählte belangloses Zeug und anschließend durfte zum ersten Mal das Saruman-Imitat aus dem Buch vorlesen. Da ich weit vorne saß konnte ich sehen, dass das ein leeres Buch war, in das DIN A4 Seiten hineingeklebt worden waren. Zudem waren die Texte keine Originaltexte aus J.R.R. Tolkiens Werk sondern irgendwelche Zusammenfassungen wie z.B. "Frodo und Sam machten sich auf um viele Abenteuer zu erleben. Auf ihrem Weg trafen sie den Streicher, der...". Zu allem Überfluß hatte dieses Saruman-Imitat noch nie etwas von Herr der Ringe gelesen oder gesehen, denn er betonte fast sämtliche Namen falsch (Ara'gorn oder Säm).
    Es wurde aber besser: Als nächstes kam das Hobbit/Auenland-Thema. Wobei hier zum ersten Mal das Akkordeon randurfte, die Gitarre spielte, die Geige herumhampelte (ja, stehend und herumlaufend) und die Flöte ertönte. Dies war also das erste Stück von Howard Shore, das gespielt wurde. Zu schnell, ohne Lust und Hingabe, ohne Koordination und ohne korrekte Abmischung. Die Solisten in Gold und Weiß bekamen nämlich keine Einsätze vom Dirigenten. Eigentlich schaue ich dem Dirigenten auf einem Konzert am liebsten zu. Dieser hier war jedoch so schlecht. Taktvorgabe mit herunterhängenden Armen, die Einsätze nur halbherzig gebend, das Orchester nicht mit Elan zu einem Crescendo anfeuernd und den Chor völlig ignorierend. Die Sound-und Lichtmischung hätte schlechter kaum sein können: Das Mikrophon des Saruman-Imitats wurde nicht abgeschaltet, wenn er nicht gerade Zusammenfassungen herunterleierte, sodass über alle Stücke hinweg ein Darth-Vader-ähnliches Atmen immer zu hören war. Auch wenn der Chor nichts zu tun hatte waren die Mikrophone an. Dadurch erfuhr ich, dass eine Sängerin wohl erkältet war und durch Husten auf sich aufmerksam machte. Da die Bläser derart unterdimensioniert waren hörte man deren Melodie kaum, denn sie wurden deutlich übertönt von den im forte Ostinati schrammenden Streichern.
    Ein weiterer Höhepunkt war, als eine Gesangsolistin in Gold den Part eines Knabensolisten sang (HdR zweiter Teil bei den Ents).
    Als sei dies nicht genug spielte das Orchester und die Solisten in Weiß eine weitere schlechte Fremdkomposition. Am Ende des Stücks spielte der Flötist in Weiß einfach weiter, was offensichtlich zur Show gehörte. Dieser fing dann an sich mit der Steptänzerin zu batteln, d.h. er spielte zwei Takte aus irgendeinem Stück ("Freude schöner Götterfunken" und solche Dinge...) und sie imitierte das durch ihren Steptanz. Anschließend kam wieder eine Fremdkomposition bei der nur die 4 Solisten in Weiß spielten. Die Solisitinnen in Gold tanzten dazu und das ganze Orchester klatschte im Takt.
    Dies Grauen ging dann 40 Minuten, als die Pause schon kam. Diese dauerte 25 Minuten...nach der Pause ging es laut los. Im ersten Moment dachte ich das ganze Orchester wurde zu einem Schrei animiert. Als diese laute Geräusch zum zweiten Mal ertönte erkannte ich es als überaus schlechtes Nazgul-Geräusch Imitat. Völlig unpassend natürlich. Apropos unpassend: Die Lesungen aus den Zusammenfassungen wurden von der (Original-) Musik untermalt. Wenn also die Rede von den Minen von Moria war würde man ja auch ein Stück zu diesem Teil des Films im Hintergrund erwarten. Gespielt wurde natürlich etwas völlig anderes. Der Höhepunkt war, als die Lesung gerade mit dem Satz aufgehört hatte, dass Frodo und Sam den Schicksalsberg besteigen und anschließend das Hobbit-Thema aus dem ersten Teil munter und fröhlich erklang. Insgesamt waren die Stücke natürlich nicht chronologisch sondern völlig sinnlos durcheinander. Der Anteil an Stücken von Howard Shore betrug vielleicht gerade einmal die Hälfte. Und wenn eines kam, dann wurden Takte gekürzt oder ein ganzer Teil einfach weggelassen.
    Das letzte Stück, das ich noch mitbekam war, als der Gitarren-Flöten-Gesangs-Solist in Weiß anfing Pippins Hope Fails (ich glaube so heißt es) anfängt zu singen. Ich sags so: Die fehlende Gesangsausbildung hörte man. Flöte und Gitarre beherrschte er natürlich genausowenig.
    An diesem Punkt hab ich es nicht mehr länger ausgehalten und bin geflüchtet (mit dem Wissen draußen eine halbe Stunde in der Kälte auf den nächsten Bus warten zu müssen).

    Das war meine Leidensgeschichte des gestrigen Abends. Nun zu den positiven Dingen: Eine Solistin in Gold war gesanglich gut und das Orchester wäre ganz okay gewesen, wenn die Abmischung nicht versagt hätte.
    Für wen lohnt sich nun dieser Abend? Für den Veranstalter, der natürlich ordentlich Geld macht. Spaß an diesem Abend könnten allenfalls Leute haben, die die Musik nur aus dem Film kennen, sich nicht um eine authentische und atmosphärische Darstellung scheren und ohne musikalische Bildung sind bzw einfach das Gehirn ausschalten können.
    Für Liebhaber der Musik von Howard Shore: Kauft euch für das Geld lieber eine Surround-Anlage bei Aldi und hört euch die Musik so an. Die Abmischung ist auf jeden Fall besser und man erlebt keine bösen Überraschungen.

    Gesamtwertung Konzert: 0/10

    Hm, da keine Änderung mehr möglich hier noch drei Fotos:

    DSC02960Small.JPG
    DSC02975Small.JPG
    DSC02970Small.JPG

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