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Soundtrack Board

Soundtracks bewerten aber wie?


Thomas Riediger
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Ein nicht ganz einfaches und vieler Orts sehr umstrittenes Thema. Nach welchen Kriterien kann man einen Soundtrack bewerten? Meiner Meinung nach gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten.

a) Der Unterhaltungsfaktor

:) Der Filmfaktor

zu a)

Beim Unterhaltungsfaktor ist es grundsätzlich unwesentlich ob ich einen Soundtrack oder den neusten Chartsampler vorliegen habe. Im Vordergrund steht, auf jeden Fall die Musik und wie sie als "stand alone" Werk auf mich wirkt.

zu ;)

Bei einer Betrachtung vor dem Hintergrund eines Films finde ich es wichtig, wie sich die Musik in den Film einbringt. Man kann eine dramaturgische Analyse vornehmen und anschliessend die aufgedeckten Fakten interpretieren und bewerten. Wird nur eine Interpertation und Bewertung vorgenommen, so bezieht man sich wieder ausschliesslich auf den Unterhaltungsfaktor der Musik.

Wenn man seine Meinung zu einem Soundtrack abgibt, dann sollte man dazu sagen nach welchen Maßstäben man selber bewertet, damit andere die eigene Entscheidung bewerten und einschätzen können.

Wie seht ihr das?

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Gast Uwe Wortmann

Ein sehr guter Thread, der eine wichtige Frage thematisiert, die sich wahrscheinlich viele - auch unterbewusst - stellen.

Aber gerade ich sollte meine Klappe dazu halten, da ich mich selbst für unfähig halte, Musik in irgendeiner Weise kritisieren zu wollen oder zu können. Aber mir bietet sich nun die Möglichkeit, meine eigenen Gedanken und Sichtweisen dazu preiszugeben und den Sachverhalt assoziiert zu meiner Person klarzustellen.

Thomas nannte zwei Möglichkeiten, die sich in meinen Augen in weitere Klassen unterteilen könnten; also die oberen Wegweiser darstellen.

Meine ganz persönlche Art und Weise, Musik (ich spreche hier ausdrücklich nur von Soundtracks, die orchestral oder mit Synthesizern produziert werden) zu »bewerten«, hat eine andere Wurzel als die, jene womöglich die anderen Boardmitglieder haben. Sie könnte entweder als dritter Wegweiser oder Zweig angesehen werden, oder unterhalb der ersten Rubrik (a. Unterhaltungsfaktor) angesiedelt werden.

Da ich Musik grundsätzlich nicht nach gut oder schlecht gewichte, sondern nach Impression, Interpretation und Intensität.

Impression

Der Eindruck, den die Musik bei mir hinterlässt (mal sachlich herauskristallisiert), ist der entscheidendste Faktor für mich. Originalität ist ein weiter Begriff für mich, denn selbst in den einfachen und unauffälligen Werken findet sich immer etwas Originalität wieder. Ich habe über 400 Scores, wovon ich nur insgesamt 10 Stück als unoriginell bezeichnen würde. Aber auch nur dann, wenn ich es unbedingt müsste. Aber ich könnte es nicht auf Anhieb festlegen, dazu müsste ich sie mir noch einmal komplett anhören.

Sicherlich spielt hierbei auch der Geschmack die größte Rolle. Je reiner das Orchester zum Beispiel ist (d.h. nur konventionelle Instrumente, wie Geige, Piano oder Trompete, nicht etwa Instrumente aus der Retorte, wie selbige Plug-Ins im Synthesizer*! (Sofern man es heraushören kann)), desto eher spricht mich das entsprechende Werk an. Die Wucht der Musik oder auch der gefühlvolle, gekonnte Umgang mit den Instrumenten ist zwar am Anfang noch nicht so wichtig, spielt aber später - wenn ich mich innig mit dem Werk angefreundet habe - eine durchaus nicht unerhebliche Rolle.

*Eine Ausnahme macht hier deutlich Brad Fiedel. Mit seinem Stück Shadow Lover (Track 13 auf dem Album zu True Lies) wurde mir klar, dass es gar nicht unbedingt an der Wahl der Instrumentenklasse geht, sondern um den gekonnten Umgang und die Idee für eine Melodie.

Interpretation

Als Hinweis hierzu sei erwähnt, dass ich Soundtracks niemals höre, und mir gleichzeitig die Szenen des dazugehörigen Films vorstelle. Ich betrachte jeden Soundtracks als eingenständiges Konstrukt.

Die Interpretation - in meiner eigenen Definition - dient der Vorstellung passender Szenen oder Abläufe, die verselbstständigt vor meinem inneren Auge ablaufen. Ich schreibe seit 1999 Kurzgeschichten, um meine Ideen und Visionen festzuhalten, die ich während des Hören bestimmter Stücke oder ganzer Werke in meiner Fantasie erlebt habe.

Mittlerweile hat sich der Spieß umgedreht und ich entwickle vage Ideen für Geschichten oder Szenen, die einer deutlichen Ausbesserung bedürfen. Dann suche ich mir ein passendes Stück aus meiner Kollektion heraus und stelle mir die Grundidee noch einmal vor. Während des ersten Hördurchganges schon entstehen die unglaublichsten Ideen und Erweiterungsmöglichkeiten. Womit wir automatisch zur...

Intensität

...gelangen, die dann die tragendste aller Rollen spielt. Nehmen wir an, ich möchte eine äußerst emotionale und dramatische Liebesszene verfassen. Dann brauche ich ein sehr ausdrucksstarkes Stück aus einem Soundtrack, der auch oder nur über emotionale Vielfalt verfügt. Zum Beispiel Christopher Young - Murder in the First - 3 - Solitary Confinement. Dieses Stück ist derartig emotional und dramaturgisch intensiv, dass man sich perfekt in die Charaktere der Szene hineinversetzen kann. Das ist die halbe Miete um die Szene passend und konstruktiv umzusetzen.

Wenn ich in einem entsprechenden Threat einen Soundtrack vorstelle und ein Statement dazu abgebe, dann absichtlich unprofessionell, damit sich auch Nicht-Kenner ein vages Bild machen können. Wobei auch das nicht sehr hilfreich ist, denn Musik kann man unmöglich so beschreiben, wie sie ist. Ich versuche es seit 1999, es klappt nicht. :)

Ich kann nur ihre Schönheit beschreiben und metaphorisch erzählen, was Musik bedeutet. Aber wenn ich die Melodie zum Beispiel vom Jurassic Park Theme von John Williams beschreiben sollte, wie sie sich anhört, wie bitte schön will man das machen? Das geht nur mit Notenblättern. ;)

Insgesamt betrachte ich meine Kollektion - die ständig wächst, während mein Geldbeutel ebenso ständig schrumpft (aber es lohnte sich bisher immer) - als Reservoir für Musik für beinahe alle Lebenslagen oder Stimmungen. Und darauf kommt es bei mir an, und auch nichts anderes. Mittlerweile fasziniert es mich schon, dass mir immer wieder neue Musikstücke in Filmen auffallen, die ich mit keinem anderen Stück vergleichen könnte, sie also eine weitere, in meiner Sammlung fehlende Stimmung oder Situation vermitteln.

Es gibt bestimmt noch einiges, was ich dazu sagen könnte. Aber das, was ich noch nicht gesagt habe, schreibe ich eventuell später noch nachträglich in diesen Threat. Ansonsten hoffe ich, eine Antwort gegeben zu haben auf eine Frage, die man sich eventuell noch gar nicht bewusst gestellt hat.

Vielleicht ist es auch genau das, was alle bisher gemeint haben. Wer weiß, wir werden es erleben.

James Frizzell

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  • 4 Wochen später...

Ich sehe Kritik als Äußerung der persönlichen Meinung und der Ton macht die Musik! Du hast eine interessante Art und Weise, wie Du dich dem Thema näherst.

Wie man einen Titel beschreiben kann, hängt sicherlich von der persönlichen Erfahrung bzw. Fachwissen eines jeden ab. Man kann ihn sicherlich anhand der Noten beschreiben aber auch an den dort verwendeten Stilmittel/-richtungen. Ich meinte damit eher im Anschluss an eine dramaturgische Analyse die Interpretation der eingesetzt Stilmittel und die dadurch beeinflußte und geschaffene Gefühsebene.

Du hast Recht, den "Filmfaktor" kann man durchaus noch mal unterteilen aber ich sehe da schon die Gefahr, dass man dabei in den Unterhaltungsfaktor abrutscht. Es ist ja nur eine Modellbeschreibung udn es gibt sicherlich viele Möglichkeiten der Auslegung.

Zu Deiner Interpretation, du siehst aber einen Film und hörst dazu die Musik mindestens unterbewußt verarbeitet und analysiert jeder den Film. Sonst würde ja das ganze System der Dramaturgie nicht aufgehen. Ich meine nicht unbedingt, dass man sich hinsetzen muss und akriebisch jede Szene analysieren soll um eine Wertung für einen Soundtrack abgeben zu können aber als Hilfsmittel zur Meinungsfindung find eich es schon hilfreich. Oder?

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