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Filmmusik und Gerichtsdramen


BigMacGyver
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Das Thema soll nicht von scores für Gerichtsdramen handeln, sondern eher scores die durch plagiate, vortäuschung falscher tatsachen oder ähnlichen problemen vor Gericht gelandet sind. Mir fallen da jetzt nur ein paar Beispiele ein, z.B. das James Bond thema oder James Horner's thema für Honey I Shrunk the Kids welches von Nino Rota's amacord geklaut war.

Kennt jemand noch ähnliche Fälle und kann mal auf die näheren Umstände genauer eingehen. Quellen wären auch ganz gut.

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Nun, bei Les Baxter und E.T. ist das so ne Sache (mit Plagiatsklagen generell): Ich habe das nicht geglaubt, war aber bereit, mal nachgeschauen, welche Plagiatsklagen noch angefallen sind. Da ich festgestellt habe, dass Michael Jackson's HEAL THE WORLD von John Williams JAWS abstammen soll, finde ich, dass dies doch totaler Stuss ist. Ich freue mich als Williams Fan, wenn sich Leute an John Williams ein Beispiel nehmen, aber jetzt mal ehrlich: Kann mir einer mal sagen, wie Michael Jackson in dem berühmten HEAL THE WOLRD, JAWS "arglistig" geklaut hat? :mat_morp: :rolleyes:

Daher ist Les Baxter und die E.T. Sache für mich unter dem Tisch gefallen. :mat_morp:

PS: Amerika ist das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Da kann man ja wirlich jede Lapalie vor einem erstzunehmenden Gericht stellen. Sei es, dass man ein Tier in der Mikowelle nicht trocknen darf (diese Oma hat erfolgreich gewonnen und Tausende von Dollar als Entschädigung bekommen) bis hin zum McDrive, wo der Kaffee zu heiß war, dieser versehentlich über sich gekippt hat und gegen die Wand gefahren ist (wo er auch Tausende von Dollar als Entschädigung bekam). :mat_morp:

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Gast suizoscore
John Williams, Les Baxter und E.T.: hier

Eine sehr interessante Geschichte, von der ich erst im vergangenen Jahr erfahren habe.

Der Kampf Baxter vs. Williams ist vergleichbar dem von David gegen Goliath. Mit Universal/MCA als übermächtige Armee hinter Williams. Gegen einen solchen Gegner vor Gericht zu gewinnen ist nicht leicht.

Mal abgesehen, ob ein Plagiat vorliegt oder nicht, stellt sich mir die Frage, ob es nicht einfach denkbar wäre, dass John Williams, der Baxters Stück wohl inn- und auswendig konnte und kannte, als er es aufführte, sich im Unterbewussten beim Komponieren daran 'erinnerte' und auf diesen thematischen Fundus zurückgreifen konnte; da wäre er ja nicht der Erste gewesen, der so arbeitete. Wenn dem also tatsächlich so gewesen wäre, hiesse dies ja noch lange nicht, dass er vorsätzlich Baxter plagiierte. Es ist ja nur ein Teil der E.T.-Komposition von Baxter als Plagiat beanstandet worden. Dass Williams daraus ein grandioses Stück Musik schuf, ehrte in einer gewissen Weise auch Les Baxter (wobei ich nicht weiss, ob letzterer sich eventuell nicht ähnlich hat inspirieren lassen). Angenommen, meine Vermutung trifft zu, wäre es dann nicht geschickt gewesen, wenn sich Williams des Vorbilds erinnert und wenigsten eine kleine Anpassung an dem Teil vorgenommen hätte, damit Zweifel des Plagiats ein für alle Mal vom Tisch wären?

Bei Baxter, von dem ich leider noch nicht sehr viele Stücke kenne, kann ich allerdings feststellen, dass auch er sich an anderen 'geschützten' Werken inspirativ gütlich getan hat. Ich würde nicht so weit gehen und behaupten, dass er plagiierte, dafür fehlen mir die nötigen Kenntnisse, aber auf seinem fabelhaften Album QUE MANGO! hat es ein Stück, dass gefährlich nahe an Raksins LAURA entlang wandelt.

Letztlich hat der Fall Les Baxter die Karriere gekostet, wenn nicht gar seine Gesundheit. Er war jedenfalls Anfang der 80er weg vom Fenster.

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Gast suizoscore

Zwei weitere interessante Gerichtsfälle um Filmmusik:

Kreuder gegen Eisler

"Goodbye Johnny" gegen die Nationalhymne der DDR

Melodie geklaut?

Nachdem Erich Honecker 1971 die Macht in der DDR übernommen hatte, wurde bei staatlichen Anlässen nur noch die schöne Melodie gespielt. (Der letzte - und erste frei gewählte - DDR-Ministerpräsident Lothar de Maiziere schlug 1990 während der Verhandlungen zur deutschen Einheit vor, Bechers Text zu der von Joseph Haydn komponierten und von Westdeutschland benutzten Hymne zu singen - doch er scheiterte mit seinem Vorschlag an westdeutschen Einwänden.) Vielleicht war das ganz gut so, denn bis heute hält sich hartnäckig das Gerücht, Hanns Eisler hätte die Melodie seiner Hymne geklaut.

Der österreichische Schlagerkomponist Peter Kreuder hatte 1936 einen Song für den Star-Schauspieler Hans Albers geschrieben, der in dem 1936 gedrehten Film "Wasser für Canitoga" ein Lied sang, dessen Melodie zumindest frappant an die von Eisler erinnert. Der Text stammt vom Schlagerdichter Hans Fritz Beckmann: "Good bye Johnny, Good bye Johnny! Warst mein bester Freund. Eines Tages, eines Tages, mag's im Himmel sein, mag's beim Teufel sein, sind wir wieder vereint." Kruder, der in Eislers DDR-Hymne sein geistiges Eigentum erkannte, klagte sich nach dem Krieg durch die Instanzen, trug seinen Fall sogar bei der Urheberrechtskommission der UNO vor - ohne Erfolg.

In den Siebzigern bekam er dann trotzdem Genugtuung - und zwar ausgerechnet in der DDR. Während einer Tournee durch den Arbeiter - und Bauernstaat, als die DDR-Hymne nicht mehr gesungen, sondern nur noch intoniert wurde, stimmte Kreuders Orchester eines Abends "Good bye Johnny" an - und das Publikum erhob sich von den Sitzen. Die ersten zehn Töne der Nationalhymne und des Schlagers sind identisch. Aber vielleicht hatte Eisler gar keine unehrenhaften Absichten, als er sein Werk komponierte. Kreuders Schlager wird er wahrscheinlich gekannt haben, deshalb war sein musikalisches Zitat möglicherweise ein Wink mit dem Zaunpfahl - denn die letzte Zeilen, "mags im Himmel sein, mags beim Teufel sein, sind wir wieder vereint", kann auch ironischer Kommentar auf das geteilte Deutschland gewesen sein.

Elfman vs. Petit

Wobei hier anzumerken ist, dass der Rezensent in folgendem Zitat den Sachverhalt nicht ganz dem eigentlichen Tatbestand entsprechend wieder gibt.

Winner of the César and the Anthony Asquith Award for Achievement in Film Music, Petit's Cyrano de Bergerac did get attention, but of a kind that the composer would probably have done well without. Petit was sued by composer Danny Elfman for plagiarism. At the express request of director Jean-Paul Rappeneau, Petit quite freely adapted the main theme from Batman. Petit finally won the suit, proving meanwhile that Elfman's music contained some similarities to Petit's music too. But litigation aside, the score is a little gem.

In einem Interview in der Zeitschrift SOUNDTRACK! erklärte Petit die Hintergründe um diesen Schabernack. Die entsprechende Filmszene ist tatsächlich Batman-mässig. Das Musikstück, das dem Batman Thema extrem nahe kommt, ist, wie Petit mit gewisser Schadenfreude ausführte nicht einmal original Elfman sondern viel älter. Ein Musikwissenschaftler mag hier mehr in die Details gehen. Nur soviel, das Element kennt Petit von seiner klassischen Musik Ausbildung her (die Elfman bekanntlich fehlt), entsprechend geschickt konnte der Franzose dann vor Gericht argumentieren und Elfman blamierte sich mit seiner Klage vor der Fachwelt und hatte das Einsehen.

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