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Mephisto

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Beiträge von Mephisto

  1. Ennio Morricone - GUNS FOR SAN SEBASTIAN

    So sehr ich Morricones Musik für die Leone-Western auch schätze, erfreue ich mich in den letzten Jahren immer mehr an anderen Genrebeiträgen, insbesondere IL GRANDE SILENCIO, der in seiner zarten lyrischen Klanglichkeit für mich noch interessanter ist als die mit breitem Pinsel ausgemalten Melodienbögen aus SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD. Auch GUNS FOR SAN SEBASTIAN hatte ich schnell lieb gewonnen, als ich das FSM-Album zum ersten Mal gehört habe, zumal Morricone hier nicht sparsam zu Werke gegangen ist. Rein vom Setting her handelt es sich bei diesem Film zwar nicht um einen Western, aber Morricone verwendet diverse Stilelemente seiner berühmten Genrebeiträge. Mit gleich drei einprägsamen Themen (wobei das "Religionsthema" handlunsgbedingt schnell verstummt), furiosem Actionmaterial und einem Schuss "mexikanischer" Folklore kreiert Morricone hier eine überaus abwechslungsreiche Musik, die über die die gsamte Laufzeit zu unterhalten weiß - zumal sich der Anteil von Spannungspassagen in Grenzen hält. Besonderes Schmankerl: Morricone verwendet hier gleich zwei Sängerinnen, deren charakteristische Stimmen diverse seiner Musiken veredelt haben: Edda Dell'Orso steuerte die Vokalisen für das wunderschöne Liebesthema bei, während Gianna Spagnulo weitaus zupackender noch einmal auf ähnliche Art und Weise ihre Stimmgewalt unter Beweis stellen konnte wie in NAJAVO JOE.

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  2. Habe mir heute Abend den Film angeschaut und bin hin und her gerissen. Zum Einen ist es ein schön unaufgeregter, aber gleichzeitig auch wieder "unerbittlicher" Hill-Western, in dem sich die Lage der Figuren als immer auswegloser erweist - und natürlich ist die Konsequenz gewaltvoll. Das Finale hat mich ein bisschen an den Schluss von OPEN RANGE erinnert, der ja auch mit einem spektakulären Feuergefecht in einer kleinen Westernstadt aufwartet.

    Allerdings störten mich einige visuelle Aspekte. Man hat sich an den reichhaltig abgestuften sepia-artigen Brauntönen irgendwann satt gesehen. Ich verstehe ja, das es ein Farbkonzept gibt und das passt auch gut zum Stoff, aber irgendwann ertrinken die Bilder in der immergleichen mattbraunen Soße. Ärgerlich auch, dass wieder sämtliche Blutspritzer animiert waren - dann soll man es lieber gleich lassen. Ich finde es sehr bedauerlich, dass selbst die ganzen Haudegen, die ja früher noch literweise Kunstblut mit Bloodsquibs versprüht haben, hier die "saubere", aber eben auch unecht aussehende Variante nehmen.

    Besonders geärgert hat mich die Kameraführung. Ich dachte, wir hätten die orientierungslos wackelnde und schwenkende Kameras der 2010er mal endlich mal hinter uns gelassen. Hill reiht hier leicht schwankende Nahaufnahmen einzelner Figuren aneinander mit teils kruden und unbeholfen wirkenden Schnitten, ohne dass man ein Gefühl dafür bekommt, wie die Figuren in Räumen oder auf dem weiten Feld positioniert sind. Das wirkt alles wahnsinnig schlampig und bin ich von Hill weitaus besser gewohnt. Insofern war DEAD FOR A DOLLAR eine halb verpasste Chance. Im großen und ganzen macht der Film noch Spaß, aber da wäre rein von der filmischen Umsetzung mehr dringewesen.

    Die Musik hätte ich bei vielen anderen Regisseuren als belanglos abgestempelt, allerdings muss ich sagen, dass sie für Walter Hill überraschend melodisch war. Bei EXTREME PREJUDICE hat er ja verlangt, dass Goldsmith die größeren Bögen zurückschraubt und Ry Cooder hat ja eher atmosphärisches geliefert. Xander Rodzinski hat sich hier passenderweise an der gut abgestanden Italowesternklischeekiste bedient. Nicht schlecht, aber eben auch kein großer Wurf.

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  3. vor 10 Stunden schrieb Trekfan:

    Das ist schon ein hartes Urteil. Selbst in den Musiken für die Bronsten-Epen scheppert es nicht pausenlos, und Tiomkin war einfach der perfekte Komponist für diesen Produzenten. Und natürlich konnte Tiomkin auch anders. Um bei Western zu bleiben, das hier ist ein schönes Beispiel

     

     

    Ja, aber das ist eben wieder die Titelmusik. Dort hat Tiomkin ja häufig sein lyrisches Talent voll ausgepielt. Aber denk' mal bei RIO BRAVO n die ursprüngliche Vertonung der Cantina-Szene zu Beginn, mit der Trompetenflatterzunge, die weitaus schriller klingt als das Gitarrenstück, das dann stattdessen genommen wurde. Auch die nachfolgenden Passagen für den Streit im Saloon, den Mord, die Verprügelung von Dude etc, da ist in der Musik schon viel los. Versteht mich nicht falsch! Ich schätze Tiomkin sehr und gerade weil seine Musik komplexer ist als vieles, was seine Kollegen geschrieben haben, gibt es für mich bei jedem Hördurchgang auch etwas neues zu entdecken - so auch in RIO BRAVO, aber ein Newman ist da häufig glatter und auch Rozsa, dessen Musik häufig "rau" klingt, hat selten solche Klangballungen aufgetürmt wie Tiomkin.

    Ich meine ja auch nicht, dass das bei Tiomkin ständig raucht und kracht, aber ich finde schon, dass er sich da von den anderen Komponisten abhebt.

  4. Am 15.5.2024 um 17:38 schrieb peter-anselm:

    Mag man immer mitsummen.....ist das Tiomkin-Phänomen. Hab ich regelmässig, wenn ich den Mitch-Miller-Chorus aus Guns of Navarone höre oder Frankie Lane in Gunfight at OK corral. Kein Bond Song ohne Tiomkins Vorabeit zu High noon.

    Aber dieses Phänomen bezieht sich doch immer ausschließlich auf die Titelsongs, oder? Sonst ist dessen Musik doch meistens immens krawallig, es werden lauter sperrige Schichten übereinandergetürmt, teils mit sehr merkwürdigen Klangfarben. Wenn bei der Riesenparade in THE FALL OF THE ROMAN EMPIRE mehr Noten in der Partitur durcheinanderwimmeln als Statisten auf der Leinwand sind, das Orchester schon bei HIGH NOON so laut knallt, wenn die Banditen durch die Stadt laufen, als wenn das schon die Schlussschießerei wäre etc. wundert man sich schon, dass das alles so durchging (außer bei IT'S A WONDERFUL LIFE).

    Ich frage mich, wie das damals ablief: Hat Tiomkin mit seinem Honigkuchenpferdgrinsen den Regisseuren seine Titelsongs vorgespielt und die waren total begeistert und haben ihn einfach machen lassen? Oder hat er ihnen nach dem Titelsong noch gesagt: "Chänd nau liessen." und das Klavier traktiert, als ob es kein Morgen gäbe?

  5. Interessantes Projekt. Der Howard KONG ist wirklich gemessen an den Entstehungsumständen eine wahnsinnig solide Musik. Ich bin immer noch beeindruckt, wie anders die 00er-Jahre klangen. Sowas wie NARNIA, KÖNIGREICH DER HIMMEL, LAST SAMURAI, CASINO ROYALE oder die beiden Elfman-SPIDERMEN werden wir so wahrscheinlich nicht mehr zu hören bekommen - selbst wenn sie alle noch aktiv sind!

  6. Interessant, ich kenne bisher nur die britische Verfilmung von 1940, die im Rahmen einer Wohlbrück-Retro im Berliner Zeughaus lief. Ebenso empfehlenswert: SLEEP, MY LOVE von Detlef/Douglas Sirk - ebenfalls im Zeughaus gesehen im Rahmen der fantastischen Sirk-Retro 2016, vielleicht die beste Reihe, die ich dort erleben durfte.

    Bei mir gab's QUENTIN DURWARD, den ich hauptsächlich aus Interesse an der Kaper-Musik im Filmzusammenhang geschaut habe. Es ist nicht verwunderlich, dass von der Thorpe/Taylor-Ritter-Trilogie IVANHOER, KNIGHTS OF THE ROUND TABLE und QUENTIN DURWARD nur der erste "überlebt" hat. Ganz so schrecklich hölzern wie KNIGHTS OF THE ROUND TABLE ist DURWARD zwar nicht, aber er dümpelt wahnsinnig vor sich hin, die Szenen mit dem "Zigeuner", der stets über sein Dasein als feige Lachnummer reflektiert, wirken heute besonders unangemessen, die Gefühle zwischen Quentin und Isabelle entwickeln sich überhaupt nicht nachvollziehbar und die Sympathielenkung ist wahnsinnig unegelenk, wenn König Louis XI:, Urheber der Entführung von Isabelle durch den Räuberhauptmann De la Marck, mit dem er sie zu verheiraten gedenkt, dem Publikum irgendwie als sympathisches Schlitzohr verkauft werden soll. Immerhin: Duncan Lamont als Bösewicht ist wirklich abgrundtief böse...

    Gegen Ende hin gewinnt der Film dann glücklicherweise an Fahrt. Obowhl der Film - wie schon IVANHOE - in historischen Schlössern in Frankreich und England gedreht wurde, sind es vor allem die Studiobauten während des spektakulären Finales, die für großartige Bilder sorgen. Die Feier im halb zerschossenen Schloss, die brennenden, rot glühenden Treppenhäuser und natürlich der fantastische Kampf im Glockenturm machen so einiges wett.

    Kapers Musik braucht sich hinter Rozsas Beiträgen zu den beiden Vorgängerfilmen absolut nicht verstecken und macht den etwas holprig inszenierten Kampfszenen in der ersten Hälfte ordentlich Beine. Wahrscheinlich wäre Rozsas Musik irgendwo zwischen IVANHOE und THE KING'S THIEF anzusiedeln. Es gibt eine schöne FSM-Edition mit der kompletten Musik, die gut trägt. Fans von Golden-Age-Ritter-Spektakeln können sich den Streifen mal ansehen, aber es gibt da (wesentlich) besseres.

  7. Den Film fand ich gar nicht mal so stark - bis auf die gute Schlägerei am Anfang, aber irgendwie ist Stewart - auch wenn er viele Western gemacht hat - einfach für mich in Western immer etwas fehlplatziert - es sei denn, er spielt eben keinen Western-"Held" wie in THE MAN WHO SHOT LIBERTY VALANCE. Da finde ich ihn treffend als Pendant zu John Wayne, der mal wieder sich selber spielt, besetzt. Vielleicht erinnere ich mich deswegen kaum an die Musik, aber die CD wandert natürlich baldmöglich in meine Sammlung.

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  8. Am 1.5.2024 um 11:52 schrieb peter-anselm:

    Viel Schlimmer sind dann noch die bereits erwähnten Scores zu Not without my daughter, Rent a cop oder auch Runaway (zusammen mit Joel Goldsmith). Sollte irgendjemand den Teilen musikalisch etwas genialisches andichten wollen, kriegt Tom Gerhard einen Stern auf dem Walk of fame.

    Also bei RUNAWAY war ich anfangs schockiert. Es war immerhin meiner erste Varèse-Club-CD und ich fand die schon irgendwie stylish von der Aufmachung, aber als ich die dann eingelegt habe, zog es meinem 18-jährigen Ich die Schuhe aus. Mittlerweile ist mir das Konzept schon klar: Goldsmith hat hier wirklich "orchestral" gedacht und es dann auf die Klangfarben seiner Synthesizer übertragen - aber das geht eben nicht auf. Vor einigen Jahren habe ich mal überlegt, die Vorspannmusik zu orchestrieren, denn das wäre größtenteils leicht möglich. Nur diese schneidenden Elektronikeffekte sind nicht so leicht mit einem traditionellen Klangkörper zu imitieren.

    Da ist der andere extreme "Synthiescore" zu EXTREM PREJUDICE (ja, ich weiß - er hat auch akustische Elemente) viel besser auf die keyboardlastige Konzeption abgestimmt. Und selbst wenn Goldsmith sich ja an Hills Vorgaben anpasste, die musikalische Faktur immer weiter zu reduzieren (kann man ja schön an der früheren, auf größeren Bögen aufbauenden Struktur der Banküberfallsequenz beobachten), hat er da wirklich griffige Themen hinbekommen. Und dieses abgefahrene "Klarinettenglissando" für den von Drogen zerstörte Bösewicht ist eben so ein musikdramaturgischer Kniff, der Goldsmith in NOT WITHOUT MY DAUGHTER etc. nicht gelungen ist - oder er hat es dort einfach nicht drauf angelegt. Das fantastische ist ja immer, wenn ein Sinngehalt des Films sich auch in der Musik mit musikinhärenten Mitteln niederschlägt: In diesem Falle das Ent-Gleiten des Charakters durch Drogenkonsum und moralischen Ver-Fall (!) - und genau so rutscht auch die Klarinettenfigur ab. Das muss man klanglich nicht mögen wegen der extrem veralteten Synthies oder weil man mehr auf schwelgerische Streicherelegien steht, aber mit bereitet das durchaus Vergnügen. Aber es unterscheidet für mich nunmal auch EXTREM PREJUDICE von WARLOCK oder MALICE. Bei MALICE handelt es sich nicht um eine Übertragung eines Sinngehalts in musikalische Parameter, sondern bloß die filmbedingte Wiedergabe eines Jungen, der unbeholfen Keyboard spielt. Da ist für mich kein Tiefgang oder doppelter Boden drin. Der Choral bei WARLOCK verweist natürlich auf den religiösen Hintergrund, aber wie gesagt: Er ist mir einfach nicht interessant genug umgesetzt bzw. spielerisch dargeboten. Bei RENT-A-COP kann man immerhin noch den Trompetentopos für die bei Goldsmith typische einsame Heldenfigur heranziehen - und das sich in dem melancholischen Thema die Einsamkeit des Protagonisten spiegelt. Aber ganz ehrlich: Das hat David Michael Frank für mich mit seinem funky Score zu CODE OF SILENCE viel viel besser hinbekommen.

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  9. Am 2.5.2024 um 12:59 schrieb Sebastian Schwittay:

    Ach Gott, wo hast du das denn ausgegraben? ;) 

    Unfassbar, was für einen himmelschreienden Unsinn ich damals von mir gegeben habe... Kann sein, dass ich von der schlechten Klangqualität des alten Intrada-Albums angetrübt war, und mein Urteil dahingehend negativ beeinflusst wurde. Oder ich war in meiner Rezeptionshaltung noch viel zu sehr vom Kritiker-Kanon gesteuert... Ich tippe auf Letzteres!

    Ignorante Aussagen wie "ich würde mich niemals mit einem Film wie WARLOCK auseinandersetzen" würde ich heute ja ebenfalls nicht mehr treffen. Peinlich! -_- Den Film habe ich vor ein paar Jahren gesehen und fand ihn ziemlich super.

    WARLOCK und LINK habe ich zu Schulzeiten öfters mal mit ein paar Kumpels geschaut. Während wir LINK zum Ende hin immer wirklich bedrohlich fanden, hat uns WARLOCK eher amüsiert. Vor allem, wenn er da aufrecht mit der Wetterfahne am Fuß aus der Scheune fliegt, haben wir doch sehr gelacht.

    Am 2.5.2024 um 12:59 schrieb Sebastian Schwittay:

    2011 war ich noch in einer sehr un-cinephilen, und schlicht unerfahrenen Phase, was Film und Filmgeschichte betrifft. Die intensive Beschäftigung mit Film (und Filmmusik im Film) hat bei mir ja erst um 2012/2013 richtig angefangen, ungefähr im dritten Semester meines Filmwissenschaftsstudiums. Davor war meine Rezeptionshaltung vor allem von zwei Dingen geprägt: Arroganz und Ignoranz. Bin froh, dass ich mich da weiterentwickelt habe (auch, was die Beurteilung von Musik betrifft). 

    Ich finde es sehr beachtlich, wenn Leute so selbstkritisch mit ihren eigenen Aussagen umgehen. Darauf habe ich es aber tatsächlich nicht angelegt - umso mehr: Hut ab.
    Allerdings habe ich den Eindruck, dass Du mittlerweile ein bisschen auf die andere Seite schlägst und überraschend "unkritisch" mit vielen Dingen umgehst, z. B. wenn Du schreibst

    Am 27.4.2024 um 10:37 schrieb Sebastian Schwittay:

    Goldsmith hat ja auch nie Schlechtes geschrieben.

    Da fehlt mir ein bisschen die Abstufung. Mir persönlich ist es schon wichtig, dass man Schwächen anerkennt, denn nur so kann man ja auch überhaupt die herausragenden Leistungen hervorheben. Sonst wird in einer Diskussion ja schnell drübergebügelt. Dass die Routine bei Goldsmith oft auf solidem bis hervorragendem Handwerk fußt, ist klar, aber bei solchen nichtssagenden 6-Minuten-Spannungsstücken aus RENT-A-COP kann ich nichtmal mehr sagen, dass das "ausreichend" oder gar "zufriedenstellend" ist.

    Am 2.5.2024 um 12:59 schrieb Sebastian Schwittay:

    NOT WITHOUT MY DAUGHTER kenne ich nur aus dem Film, den habe ich noch nicht als CD in der Sammlung. Fand ich damals im Film eher unspektakulär und funktional, aber auch nicht schlecht oder gar ärgerlich. Mit RENT-A-COP habe ich mich nie tiefergehend beschäftigt - bestimmt habe ich damals gegen die Musik gewettert, schlicht weil sie als eine der schlechtesten Goldsmith-Musiken gilt, aber das hatte dann natürlich keinerlei analytische Grundlage. :) Die Intrada-CD habe ich letztens ergattern können, werde mich sicher bald mal näher mit der Musik beschäftigen. 

    Bin gespannt, was Du da rausquetschst ;) Das Hauptthema ist schon interessant, weil es eben extrem cheesy poppig ist, und das - denke ich - noch nichtmal in irgendeiner ironischen Form. Da wollte Goldsmith entweder dem Zeitgeist, wie er ihn "gehört" hat, Tribut zollen, oder ihm war wirklich alles egal.

  10. Am 9.4.2024 um 17:01 schrieb Trekfan:

    Höre gerade "Spectre of the Gun" von Jerry Fielding. Einer des besten Scores der Serie für eine der besten Episoden für die surreale Handlung in Tombstone mit den stilisierten Kulissen, die als Simulation auf einem Alienplaneten stattfindet. Komponiert hat Fielding seine Musik 1968 am Vorabend seines Meisterwerks "The Wild Bunch" für Sam Peckinpah. Diese Musik, die sich wie immer bei Fielding auch bei einer solchen TV-Produktion nicht hinter seinen großen Filmscores verstecken muss, kann ohne Probleme als Proto-Wild Bunch bezeichnet werden. Zwar gibt es keine direkten thematischen Verbindungen zwischen beiden Scores, aber diese Musik wirkt wie eine Aufwärmübung für Fieldings Opus magnum. Neben einem delikaten Liebesthema hatte Fielding hier auch die Gelegenheit, wohl zum einzigen Mal in seiner Karriere "Outer Space"-Musik komponieren zu können. Hörbar wäre er in der Lage gewesen, ohne Weiteres einen SciFi Weltraumfilm vertonen zu können. Für die Eingangssequenzen der Episode hat Fielding nicht nur innovative neue Arrangements der Star Trek-Fanfare von Alexander Courage geliefert, sondern für die Weltraumszenen effektives Spannungsscoring mit Glockenspiel und Celesta und begleitenden Holzbläserfiguren.

    Schön wäre es gewesen, hier beide Star Trek Scores von Fielding auf einer CD kombiniert zu sehen, aber seine berühmte Musik für "The Trouble With Tribbles" wurde bereits in den 90ern auf GNP Crescendo veröffentlicht. Es bleibt abzuwarten, ob das hier in der Reihe auch erneut außerhalb der großen TOS Box wiederveröffentlicht wird oder ob LLL wie bei den Pilotscores darauf verzichten muss.

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    Die Folge fand ich wirklich charmant, weil man das mangelnde Budget eine komplette Westernstadt ja nonchalant damit erklärt hat, dass die Animation der Westernstadt gestört ist und daher die Illusion unvollständig bleibt. Gehört zufälligerweise zu den wenigen Folgen, die ich von einer STAR-TREK-Serie mal gesehen habe. Lustiger Zufall, dass Du die hier erwähnst. An die Musik erinnere ich mich schändlicherweise gar nicht mehr. Ich bin aber auch noch nicht dazu gekommen, die Box mal  zu hören, weil ich das immer mal parallel mit dem Schauen der Serie verbinden wollte, aber solche Projekte schleppen sich bei mir immer dahin. Ich habe noch nicht mal geschafft, AMAZING STORIES mal ordentlich durchzuschauen - und das sind nur zwei Staffeln und sechs CDs.

  11. Oh wow! Da gab es auf der Blu-Ray mal einer isolierten Musik-und-Effekte-Spur, weshalb ich befürchtet hatte, dass das alles war, was es nocht gibt. Aber es ist ja für das Studio viel weniger Arbeit, einfach das mit raufzupacken, als die Musik noch mühsam anzulegen. Daher scheint ja die Existenz einer Musik-und-Effekte-Spur noch nicht zu bedeuten, dass es da nichts mehr gibt. Mit dem Genre, dem Komponisten und dem Hauptdarsteller dürfte das noch eine erfolgversprechende Kombi sein - wenn überhaupt so etwas noch zieht. Ich freue mich jedenfalls sehr darüber!

  12. In orange, eher... ich finde diese übertriebene Farbkorrektur sehr ärgerlich, dadurch sieht alles so künstlich aus und man vertraut den Bildern nicht mehr. Warum aufwendige Action inszenieren, wenn es durch die drübergeklatschten Farbfilter wie CGI aussieht? Das war in FALL GUY ja auch extrem. Da hat man erst beim ganzen Making-Of-Material während des Abspanns gesehen, was die da in echt für verrückte Sachen gemacht haben, aber im Film sah das alles zu künstlich aus.

    Ich begrüße ja einen neuen Miller-MAD-MAX generell. Der letzte war ja vom Schnitt und der Choreographie her brillant. Von der ersten Holkenborg-Musik war auch bereits kein Fan, also wird die hier auch nichts für mich sein.

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  13. Einige Varèse-Enmtscheidungen konnte ich tatsächlich nie nachvollziehen, z. B. auch das verzcihten von Filmversionen auf der FREUD-Deluxe-Edition, die ja gerade durch ALIEN berühmt geworden waren, oder das weglassen von Stücken, obwohl sonst alles komplett war (MAGIC). Aber rückblickend natürlich großartig, gerade was der Varèse-Club damals alles gebracht hat. Da hat sich Townsons Geschmack eben mit meinem gedeckt: Golden Age, früher bis mittlerer Goldsmith, viel Conti, viel North...

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  14. Finde ich nicht uninteressant, zumal die TORN CURTAIN-DVD zwar die Aufnahmen enthielt, aber eben in PAL-Geschwindigkeit. Da ist es mir lieb, dass die jetzt offiziell auf CD kommen - wäre dann nach Bernstein (FSM) und McNeely (Varèse) die 3. Aufnahme. Dann ist das Kapitel auch endlich geschlossen. Ich finde es tatsächlich schön, dass jetzt die Post-Herrmann-Hitchcock-Lücken aufgefüllt werden mit FRENZY (Mancini) und TOPAZ (Jarre). Und dort zieht wahrscheinlich hauptsächlich der Name des Regisseurs.

  15. Wie gesagt, in diesem Fall finde ich es auch total angemessen, dass der nochmal kommt - ebenso NATTY GUNN, der bestimmt nochmal kommt. Früher hat Intrada ja aus Prinzip keine alten Sachen neu aufgelegt, was gerade bei NIGHT CROSSING ärgerlich war. Kann eigentlich die Musik zum 3. Teil was? Sonst hätte man mit dem Broughton zu Teil 2 eine schicke Box machen können. Ich war ohnehin über die ganzen Broughton-Expandierungen in den letzten Jahren sehr glücklich, vor allem BABY'S DAY OUT und HONOEY, I BLEW UP THE KIDS.

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  16. vor 7 Stunden schrieb Sebastian Schwittay:

    Gut bedeutet letztendlich auch, wenn sich ein Komponist dem zu vertonenden Film mit lebendigem, wachem Geist und der Bereitschaft für kühne kreative Entscheidungen nähert. Diesen unbedingten kreativen Individualismus kultivierte Goldsmith bei nahezu jedem Film, und natürlich gerade auch bei Scores wie LINK oder WARLOCK.

    Da finde ich auf LINK bezogen den damaligen Kommentar von Sami recht treffend, der ja gerade auf das Konzeot Bezug nimmt:

    Zitat

    Goldsmith hat hier einen "high concept"-Score angestrebt - der funktioniert entweder 100% oder er säuft gnadenlos ab. Irgendwie schafft Goldsmith beides nicht ;). Der MAIN TITLE erschien mir erst als großer Mißgriff, da deutlich zu "cheesy" mit den elektronischen Affengrunzlauten, aber im Film entwickelt das Ganze eine perverse Logik. Die 2. Hälfte wirkt dabei überzeugender, da hier deutlich rauhere, dissonantere Töne angeschlagen werden (MISSING LINK, der die Autoszene untermalt usw.). Wenn man Goldsmith hier und da etwas gebremst hätte, sowohl bzgl. der überbordenden Elektronik als auch der penetranten Wiederholung des Themas, könnte ich dem Score deutlich mehr abgewinnen. Trotzdem bleibt unterm Strich ein interessanter Score, der nicht lustlos runtergeschrieben wirkt (wie etwas RENT-A-COP oder NOT WITHOUT MY DAUGHTER).

    Und da würde mich tatsächlich interessieren, was Du von den beiden letztgenannten hältst.

    Zitat

    Ich finde übrigens auch, dass MALICE einiges an routinierter Spannungsmusik enthält, aber dann ist da eben auch der schlicht umwerfende "Main Title", der die Handlung derart ungewöhnlich und ausdrucksstark kommentiert, dass das Filmerlebnis schon zu Beginn auf ein ästhetisches Abstraktionslevel gezogen wird, welches man selbst in den 90ern nicht allzu oft vorgesetzt bekam. 

    Für mich muss eine Filmmusik aber auf größerer Strecke überzeugen als nur auf der Ebene des Kernkonzepts, sonst wäre ich der größte Zimmerfan aller Zeiten. Der verzerrte Celloton für den Joker, die Verlangsamung von Je ne regrette riens in INCEPTION, die Orgel als Signatur für die menschengemachten Maschinen in INTERSTELLAR - das sind tolle Konzeptideen, die dem jeweiligen Sinngehalt des Films auch musikalisch einen Kommentar verleihen, aber drum herum gibt es dann doch ziemlich viel medioker ausgearbeitetes Pulsieren und Staccatogestreiche.

    Es gibt zahlreiche Italowestern, deren Hauptthemen ich wahnsinnig schätze, aber die danach nicht über funktional-dröges Spannungsgetrommel und Saloongeklimpere hinauskommen. Da kann ich mich dann auch nicht dazu durchringen "die Musik" toll zu finden - und so geht es mir da auch bei MALICE und anderen Goldsmith-Arbeiten. Bei WARLOCK finde ich ja auch nur die Streicherchoralfassung des themas wirklich packend - und das ist mir dann bei der Musik einfach zu wenig.

    Übrigens hast Du das ja damals auch anders gesehen, als ich LINK und WARLOCK besprochen habe ;)

    Zitat

     

    Wieso klapperst du gerade eigentlich ausgerechnet die uninteressantesten Goldsmith-Filmmusiken ab? Wobei ich LINK jetzt keineswegs zu seinen besonders schwachen Arbeiten der 80er zählen würde... [...]

    Schönes Vorhaben - ich selbst würde mich aus Zeitgründen aber niemals mit einem Film wie WARLOCK auseinandersetzen. Von daher: Hut ab... ;)

    (LINK würde ich im Übrigen mit 3,5 von 6 Sternen bewerten und damit ein "solides gut" vergeben.)

     

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