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Mephisto

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Beiträge von Mephisto

  1. Hier geht es mir wie bei Burt Bacharach, Ray Harryhausen, Christopher Lee oder Peter O'Toole und Olivia de Havilland. Der Tod ist hier weniger ein Anlass der Trauer, sondern eine Gelegenheit, ein so langes und erfülltes Leben zu würdigen. Der Tod gehört zum Leben dazu, er ist die letzte Konsequenz der Geburt. Schifrin gehört zu den Menschen für mich, denen ein langes Leben vergönnt war, die ihre Potentiale und Leidenschaften ausschöpfen und sich bewusst sein konnte, was sie den Menschen gaben. Zumal ich ihn persönlich nicht kannte, mir jetzt also nicht ein wichtiger Mensch direkt "fehlt". Insofern: Danke für Deine fantastische Musik, Lalo!

  2. Zitat

    As most of you know, there are TWO recordings of John Williams’ indelible music for Steven Spielberg’s classic… the Academy Award-winning “Original Motion Picture Score,” coming from Back Lot Music and Universal Studios, and the separately made album recording: the GRAMMY-winning “Music From the Original Motion Picture Soundtrack,” coming from Universal Music Enterprises and Geffen Records/Interscope.

    Ja, und das gab's doch alles schon? 🤔 Und: Was ist mit der McNeely-Einspielung?

  3. Die Original-CD (vom Colosseum-Verkauf) habe ich noch nichtmal ausgepackt, den Film habe ich nur einmal, vielleicht so um 2007 herum gesehen. Interessant, dass es nun die Demos aus den frühen 2000ern gibt, das ist natürlich interessantes Material, wenn man sich mit virtuellen Instrumenten beschäftigt, die ja mittlerweile auch eine eigene Historie haben. Mir wäre es lieber gewesen,man hätte analog zu den "non-Choir"-Versionen vieler Komplettveröffentlichungen "No-Guitar"-Versionen mit draufgepackt.

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  4. vor 23 Stunden schrieb Alexander Grodzinski:

    Genau. :) Oder sowas wie WATERWORLD würde heute nicht mehr in dieser Form gemacht werden. Ob man den Film jetzt mag oder nicht sei mal dahingestellt. Aber genau diese von dir erwähnte Lust am Zelebrieren von Schauwerten, von Abenteuer, wirkt heute ganz anders, weil nicht jeder Film so aussah und man tatsächlich noch Höhepunkte schaffen konnte. Das waren noch Eventfilme, die es heute in der Art auch nicht mehr gibt. Natürlich auch bedingt durch die technischen Möglichkeiten, mit denen man heute im Grunde alles darstellen kann.

    Lustigerweise kann ich mich an zwei Eventfilme der jüngeren Vergangenheit erinnern, und das waren BARBIE und OPPENHEIMER. Letzen Endes konnte man mit dem richtigen Marketing zwei völlig originäre Stoffe zum Phänomen hochjazzen. Mit BARBIE hatte ich vor allem ein Problem, weil er viel zu redselig war. Wenn sie sich Wasser ins Gesicht kippt, weil sie nicht gewohnt ist, dass in Gläsern und Flaschen echte Flüssigkeit ist, muss sie nicht sagen: "Oh, ich bin nicht gewöhnt, dass da etwas drin ist." Man hätte mehr den Bildern und dem Spiel vertrauen können und nicht alles wortwörtlich aus-erzählen.

    Bei OPPENHEIMER hat wahrscheinlich auch der Name Nolan genug Leute ins Kino gezogen, aber verdient. Ich habe ihn drei Mal gesehen und genossen. Wer hätte gedacht, dass das Auflösen einer politischen Intrige spannender sein kann als das zünden der ersten Testbombe?

    vor 23 Stunden schrieb Alexander Grodzinski:

    Als 1996 INDEPENDENCE DAY ins Kino kam, war das ein richtiges Event. Der hatte Effekte, die man so zuvor in der Größe noch nie gesehen hatte. Ich kann mich nicht erinnern, wann das bei einem aktuellen Film noch so war. Weil man einfach gesättigt ist. Weil durch die unbegrenzten technischen Möglichkeiten wohl auch so ein wenig der Zauber und das Staunen verloren gegangen sind. Selbst bei der HERR DER RINGE Trilogie Anfang der 2000er saß man noch erstaunt im Kino wegen des auch optischen Zaubers. Heute wirkt selbst das schon angestaubt. Zumindest las ich auch schon von den "schlechten Effekten" der Filme, mit der Nennung aktueller Marvel-Filme als Referenz. 

    Natürlich hat sich auch bei den Effekten in 25 Jahren viel getan. Aber ich finde, dass es heute weniger Filme gibt, die ihre Effekte wirklich kunstvoll einsetzen. Es wirkt trotz vermeintlich besserer Technik oft künstlich und einfach über alles mit der groben Kelle ausgekippt. Im Vergleich finde ich beispielsweise die Effekte im HERR DER RINGE noch viel "angenehmer" als die dann im HOBBIT. 

    Ich denke, dass liegt daran, dass man sich bei (Computer-)Effekten vor allem darauf beschränkt hat, wirklich nur die Sachen zu animieren, die man wirklich nicht in echt hinbekommen hätte. Alles andere hat man ja noch psysisch gemacht. In INDEPENDENCE DAY ist ein riesiges maßstabsgetreues Weißes Haus in die Luft geflogen, im HERRN DER RINGE sind wirklich noch tausende Typen in Gummianzügen rumgerannt. Der HOBBIT sah dann wirklich wie ein Computerspiel aus mit diesen künstlichen Orks.

    DER HENGE RINGE läuft hier in Berlin alle Jahre mal im Kino an einem Wochenende durch und als ich die im vergangenen Jahr nochmal geschaut habe, fiel mir auf, dass ich ein ganz anderes Problem mit den Filmen hatte. Diese ganzen in Nahaufnahmen gefilmten Dialoge ließen viele Szenen wie eine Fernsehproduktion auf mich wirken. Ich hatte oft keine Ahnung, wo und in welchem Verhältnis die Figuren zueinander stehen. Als ich das einem Arbeitskollegen erzählt habe, hat er mit dieses Video empfohlen - da ging mir wirklich ein Licht auf.

     

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  5. vor 22 Stunden schrieb Stefan Schlegel:

    Es ist ja längst bekannt, daß Paramount von vielen ihrer Scores aus den 40ern und frühen 50ern, von denen überhaupt noch Material beim Studio vorhanden ist, damals nur immer so um die 20 Minuten behalten haben oder sogar weniger, aber nicht die komplette Musik. Diese Tracks wurden aufbewahrt, um manche davon dann auch bei anderen Produktionen noch einsetzen zu können, wenn es mal nötig war.

    Das dürfte auch der Grund sein, warum auf dem DOUBLE-INDEMNITY-Set von Intrada (2015 - 10 Jahre her!!) auch nur Auszüge von den meisten Noirs vertreten sind (z. B. von Friedhofers ACE INTHE HOLE). Weiß man, wie da bei Paramount vorgegangen wurde? Es scheint ja auch ein nicht unwesentlicher Arbeitsaufwand gewesen zu sein, da pro Musik zu entscheiden, was man behält und was nicht. Zumal noch mehrere Stücke auf den einzelnen Bändern und Azetatscheiben waren, oder? Hat man dann nur die "vollkommen uninteressanten" Bänder entsorgt? Und hat man eher generisches Underscoring behalten, weil es sich besser in andere Filme einfügen konnte, oder groß besetzte Titel- und Finalmusiken, weil die vielleicht eine teurere und größere Besetzung benötigt hätten?

  6. vor 2 Stunden schrieb Alexander Grodzinski:

    Danke für deine Ausführungen :)

    Popcorn-Kino bis in die 2000er hinein trug noch so eine gewisse Naivität in sich. Vielleicht sogar so etwas wie eine "unschuldige" Naivität, wenn es sowas gibt. Das trägt auch einen gewissen Kitschfaktor in sich, der ja durchaus auch gewollt war. Ich glaube, das fällt heute stärker auf, weil es das eben in dieser Form nicht mehr gibt. Das fällt mitunter stark bei Reboots/Remakes von Filmen aus den 80ern auf. Diese Naivität von damals ist dort dem Zynismus gewichen.

    Das stimmt! Und mir kommen die 90er-Filme dadurch auch weitaus "mutiger" vor, denn die Fallhöhe ist viel größer. Wenn man einen naiven Action- oder Abenteuerfilm dreht, kann man damit auf die Schnauze fallen, es kann zu naiv wirken, zu gewaltverherrlichend etc. Indem man das ganze "düster" macht, setzt man sich einerseits die Maske der Ernsthaftigkeit auf und sichert sich durch zynische oder "ironische" Einlagen gegen den Naivitätsvorwurf ab - oder entkräftet einfach die im Stoff angelegten naiven Züge. Aber das finde ich billig, man macht es sich da zu einfach. Von den Abenteuerfilmen mit Errol Flynn über die Indiana-Jones-Reihe bis zu CUTTHROAT ISLAND, JURASSIC PARK, DER 13. KRIEGER und GLADIATOR spüre ich die Freude an der großen und ungebrochenen Geste, das Zelebrieren von Schauwerten (man denke an die Schatten im Schlussduell von ROBIN HOOD) und den Hang zum Melodram - all das fügt sich dann eben zum "großen Kino" zusammen, manchmal auch zum "ganz großen Kino". Was mir auch an den Filmen bis in die frühen 2000er Freude bereitet: Das meiste, was man auf der Leinwand sieht, war "echt": Die Bauten und Kulissen, die Armeen, die Explosionen. Ich sehe einfach keinen Sinn darin, mir die heutigen Marvel-Schinken anzuschauen, in denen alles animiert ist und entsprechend aussieht und wirkt. Nach IRON MAN I-III und dem ersten AVENGERS bin ich ausgestiegen und habe nicht das Gefühl, da irgendwas verpasst zu haben.

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  7. Erstmal finde ich, dass das schöne Zusammenfassung sind, Alex - auch wenn nicht in einem Punkt nicht ganz zustimme.

    Am 27.5.2025 um 15:15 schrieb Alexander Grodzinski:

    Die Filmmusik hat sich in den letzten Jahrzehnten immer schon auch den gerade modernen Strömungen der Popmusik angepasst. In den 20er/30er/40er-Jahren waren das Jazz, Swing und Blues, in den 50ern und 60ern kam dann Rock 'n' Roll dazu, die 70er hatten Disco, die 80er Elektro-Pop, die 90er Techno und so weiter. Dazu führte bereits der Einsatz von Synthesizern ab den 60er Jahren zu einer Veränderung der Klangsprache. [...]

    Tatsächlich hielten zumindest in Hollywood Jazz und Swing in der Filmmusik ziemlich verspätet Einzug, da man sich überwiegend an der spätromantischen Symphonik (mit einigen Ausflügen in den Impressionismus) und in der Herangehensweise auch an der Oper orientierte. Alex North führte die Jazz-Idiome in A STREETCAR NAMED DESIRE ja auch erst im symphonischen Gewand ein, bevor Bernstein mit der reduzierten Combo für THE MAN WITH THE GOLDEN ARM sich mehr dem originalen Vorbild annäherte. In Deutschland war das etwas anders. Selbst wenn Jazz im Angesicht der NS-Kulturpolitik keinen einfachen stand hatte, gab es in den 30ern und 40ern durchaus Filme, die eine sehr "swingende" Musik hatten. Ganz wegwischen ließ sich die noch frische Klangsprache der Weimarer Republik nicht - und man wollte es auch nicht. Besonders interessant ist in dieser Hinsicht auch WIR MACHEN MUSIK (Helmut Käutner, 1942), in der ein "ernster" Komponist, der an einer Oper arbeitet, mit einer Musikerin aus einer reinen Frauen-Jazz-Combo zusammenkommt. Er scheitert mit seiner Oper und die beiden schreiben ein erfolgreiches Musical.

    Aber generell lässt sich feststellen, dass Filmmusik sich an den Pop-Entwicklungen durchaus orientiert, aber deswegen auch immer etwas "spät dran" ist. Ein schönes Beispiel wäre ja auch der Dubstep-Hype in den Trailermusiken der frühen 2010er. Dubstep gab es schon länger, aber hier hielt er erfolgreich Einzug in die Kinosäle - wenngleich es mir scheint, dass sich Dubstep dann als FILM musik gar nicht so etabliert hat, im Gegensatz zur TRAILERmusik.

    Am 27.5.2025 um 15:15 schrieb Alexander Grodzinski:

    Ein Score a la Goldsmith und Williams gilt heute als altmodisch und unmodern. Auch wegen der Themen. Das ist ein weiterer Punkt. Scheinbar empfinden besonders jüngere Leute heutzutage eine erkennbare, längere Melodie in einer Filmmusik als kitschig. 

    Am 28.5.2025 um 17:05 schrieb Alexander Grodzinski:

    Selbst Filme aus den 80ern und 90ern gelten heute schon als kitschig. Oder mit dem eigentlich besseren englischen Ausdruck „corny".

    Und das wundert mich schon sehr. Im Blockbusterkino hüpfen seit über 15 Jahren erwachsene Männer in Strumpfhosen oder mit kleinen Öhrchen am Helm durch die Gegend, retten die Welt gegen durchgeknallte Bösewichte - aber Melodien und Themen sind kitschig? Was ist denn dieser ganze  Superheldenquatsch, wenn nicht eine einzige Kitschorgie?

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  8. Das kann gut sein. Soweit ich mitbekommen haben, "zerfasern" Dir Kamens Musiken oft, hier gibt es viele Stücke, die rhythmisch sehr prägnant sind, vor allem die Kutschenverfolgungsjagd (die in der Filmversion anscheinend länger ist). Dass Kamen noch historische Tänze hinter die Albumtitel gepackt hat, ist natürlich Augenwischerei, er hat den Film konventionell vertont und da jetzt keine Barockmusik - auch in der Struktur nicht - drübergelegt. Aber es gibt durchaus Anklänge an die Zeit, durch vermehrte Triller und andere Verzierungen und ein paar "fugenhaft" anmutende Passagen in den Actionszenen. Viel beeindruckender finde ich aber, wie er den Titelsong (Adams, Stewart und Sting?? - Hatte Phil Collins keine Zeit, oder was!) orchestral in Athos, Porthos And Aramis (Courante) (keine Ahnung, was das dann in der Filmversion ist) arrangiert, das ist wirklich brillant! 

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  9. Habe ich gesehen und anschließend das Fazit "ich brauche weder neue Musketiere noch einen neuen Grafen von Montechristo" gezogen. Musikalisch fand ich alle drei Filme öde. Wie gesagt, Die drei Musketiere haben sich so weit vom Roman entfernt, dass man sich ganz davon hätte lösen sollen, um eine interessante Geschichte um einen falsch verdächtigten Soldaten und einer rachsüchtigen Edelfrau zu produzieren - aber dann wären zumindest in Frankreich weniger Leute ins Kino gegangen. Hier hat's eh kaum jemanden interessiert.

    Und Der Graf von Monte Christo war von den Bildern her fantastisch, lief aber sehr schnell komplett aus dem Ruder. Der Witz des Romans ist ja, dass sich der Graf unterschiedlich an den drei Widersachern rächt - und ihnen jeweils das nimmt, was ihnen am liebsten ist. In der Neuverfilmung geht dieser Aspekt komplett unter, stattdessen gibt's noch eine Lesbennummer. Das ist auch völlig okay, aber hat einfach so wenig mit dem Roman zu tun, dass ich mir gerne einen Historienfilm anschaue, der sich mit den Sitten und Normen der höheren Gesellschaft des postnapoleonischen Zeitalters auseinandersetzt und gute Intrigen hat - ohne dass ich das mit einem meiner absoluten Lieblingsbücher abgleiche(n muss).

    Und wenn man dem Zeitgeist entsprechen will: Dumas hat eine Mantel-und-Degen-Geschichte geschrieben, die Rassismus, Kolonialismus und Sklaverei thematisiert: Georges (Dumas selbst war als Enkel einer schwarzen Sklavin und eines französischen Adligen rassistischen Vorurteilen ausgesetzt). Meines Wissens nach noch gar nicht verfilmt...

  10. Am 24.5.2025 um 09:49 schrieb yakuza:

    Große Klasse - wenn's auch nur wie ein zweiter Aufguss meines all-time favourite "Robin Hood-Prince of thieves" klingt. Ich freue ich mich dennoch riesig drauf. Musik ist um Längen besser als der Film.

    Würde ich so gar nicht sagen. ROBIN HOOD ist musikalisch weitaus archaischer und auch "rockiger" (die tiefe drängende Figur unter dem Hornruf im "Main Title" könnte auch ein hervorragendes Gitarren-Riff abgeben), während die MUSKETIERE weitaus "barocker" und verspielter daherkommen. Ich habe das Album vor ein paar Wochen mal wieder gehört und hatte eine riesige Freude daran.

    Den Film finde ich gar nicht mal so schlecht. Dumas hat mit dem Grafen von Montechristo eins meiner absoluten Lieblingsbücher geschrieben und auch die Musketiere habe ich gern gelesen. Dumas wollte in seinem Gesamtwerk ja die jüngere Geschichte Frankreichs komplett beschreiben. Dabei decken die Musketiere die Herrschaft von Ludwig XIII. bis Ludwig XIV. ab. Es ist absolut unmöglich, alle Figuren und Ereignisse in einen Film zu packen - am besten hat das ohne Frage Richard Lester mit seinem Zweiteiler geschafft (den nachgeschobenen 3. Teil habe ich, glaube ich, noch gar nicht gesehen) - auch die Besetzung ist absolut hervorragend und auf den Punkt!
    Der neue Zweiteiler aus Frankreich nimmt sich viel Freiheiten, was in Ordnung ist, weil man die Geschichte eh schon kennt. Ganz ehrlich, ich brauche weder neue Musketiere noch einen neuen Grafen von Montechristo. Es wäre schön, wenn es mal wieder "freie" Historienfilme gäbe und nicht immer neue Verfilmungen der gleichen Stoffe, die sich durch ihren immensen Umfang nicht adäquat verfilmen lassen. Ich denke mal, dass es hauptsächlich darum geht, mit den berühmten Titeln eine entsprechende Zugkraft zu erzeugen.

    Insofern mag ich den 90er-Musketier-Film recht gerne. Es ist letzten Endes eine unterhaltsame Aneinanderreihung von Actionszenen, die aber durchaus beeindruckend sind und entsprechend ihrer Zeit noch schön "handgemacht" umgesetzt wurden. Peter Hyams' The Musketeer setzte mit den Hong-Kong-mäßigen Kampfszenen noch einen drauf. Schon skurril, dass innerhalb von zehn Jahren damals sogar zwei Verfilmungen des Stoffes erschienen. Und dann 2010 wieder einer...

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  11. Am 10.5.2010 um 22:38 schrieb Mephisto:

     


    Otto, der Katastrophenfilm - Darius Zahir

    Als 2000 das 18 Millionen teure Spektakel in die Kinos kam, waren zuerst die Erwartungen und dann die Enttäuschungen sehr groß. Eine zusammenstürzende Freiheitsstatue und weitere spektakuläre graphisch gut in Szene gesetzte Kathastrophen können nicht über die Einfallslosigkeit der ewig aufgewärten Witzchen des Ostfriesen hinwegtäuschen. Zu alt sind die abgelutschten Klischee-Persiflagen, die billigen Parodien und die vorhersehbaren Wortspielchen, sodass am Ende nur einige der groß aufgemachten Momente zumindest für kurze Zeit in Erinnerung bleiben.

    Natürlich baute Otto Waalkes mehrere Szenen ein, in denen er sein musikalisches Talent unter Beweis stellen kann, sodass man neben "An Englishman in New York" von Sting, "No Milk today" und vielen anderen Klassikern einige typische abgewandelte alte Bekannte zu hören bekommt wie "Du dummer Sack" oder eine aufgepeppte Version von "Only you" im Duett mit seiner Film- und Lebenspartnerin Eva Hassmann. Doch zu der opulenten Ausstattung des Films gehört auch eine orchestrale Filmmusik, die der Komponist Darius Zahir beisteuerte und mit dem renommierten Babelsberger Filmorchester einspielte. Zahir schrieb für die groß angelegte Rahmenhandlung des internationalen Versicherungsbetrugs, die Liebesgeschichte Ottos für Eva sowie das "imposante" Schiff "Queen Henry" eine groß angelegte und abwechslungsreich orchestrierte Musik, die ganz dem Bernstein'schen Prinzip folgt, eine Komödie mit einer leicht übertriebenen, aber stets seriös klingenden Musik zu unterlegen.

    Die Musik wird von einem düsteren Stück eröffnet, das mit dem tiefen Brummen der Kontrabässe beginnt, worauf die Bläser einsetzen und von dem militärartigen Rhythmus der kleinen Trommel angetrieben werden. Verschiedene rhythmische Motive im Schlagwerk sowie eine markante Figur der Celli und Bässe und ein etwas mystisch klingender Akkord im Harfenarpeggio bilden das musikalische Material für die fragwürdigen Methoden Manimaka Sans und die vom ihm ausgehende Bedrohung. Für die beschauliche Kindheit, die der junge Otto bei dem alten "Seemann" verbringt, komponierte Zahir sehr freundliches und idyllisches Material mit sanften Streichern und einem lieblichen Thema, das oft von den Holzbläsern solistisch vorgetragen und mit dem Glockenspiel verziert wird. Vom gleichen Charakter ist auch das sanfte Thema für Sonja und die Passagen für die gemeinsamen Szenen der beiden. Für die "Queen Henry" und ihre glorreiche Fahrt schrieb Zahir einige behäbige vom tiefen Schlagwerk und den Bässen fundierte noble Variationen über das Hauptthema, das hier meistens strahlend vom Blech intoniert und ebenfalls vom Glockenspiel und weiteren Glanz erweitert wird. Bei den zahlreichen Action- und finalen Katastrophenszenen nutzt Zahir den ihm zur Verfügung gestellten Klangkörper voll aus. Mal heroisch, mal bedrohlich geben die Blechbläser die Themen zum Besten, die Streicher liefern ein hektisches und nervöses Fundament und besonders die stets präsente kleine Trommel liefert eine treibende rhythmische Basis. Durch die vielen cineastischen Anspielungen des Films kam Zahir auch nicht umrum, hin und wieder einige bekannte Filmmusik-Klischees zu parodieren, sodass bei "Western-Pinguin" einmal kurz Morricones "Zwei glorreiche Halunken" herlugen oder fesche Countrymusik während Ottos ersten Schritten seiner großen Reise erklingt.

    Insgesamt schrieb Darius Zahir für "Otto - der Katastrophenfilm" eine rundum gelungene und toll komponierte und orchestrierte Musik voller Überraschungen und ohne Leerlauf. Die orchestrale Filmmusik ist bei einer Laufzeit von 45 Minuten auf der CD fast vollständig vertreten und außerdem noch mit einigen Bonus-Stücken und natürlich allen von Otto gesungenen Songs ausgestattet, deren Texte sich im Booklet finden und die in chronologischer Filmreihenfolge eingefügt wurden. Die CD wird natürlich längst nicht mehr gepresst, ist aber stets relativ günstig zu bekommen, sodass es sich durchaus lohnt, schnell zuzugreifen und eine weitere gelungene deutsche orchestrale Filmmusik zu einer eher weniger merkenswerten Komödie zu genießen.

     

    Weiter ging es hiermit - steht ja immerhin in der Tradition von Bernstein ;)

    Meine Einschätzung hat sich im Vergleich zum Höreindruck von vor 10 Jahren nicht groß verändert. Es ist schon gekonnt, wie Zahir seine beiden Themen - das für Otto und das Liebesthema - geschickt variiert. Es kommt natürlich trotzdem viel Stückwerk bei heraus (ist dem Film geschuldet).

    Aber mir kommt es so vor, als würde ich die beiden Themen noch aus einem anderen Kontext kennen. Hat jemand, der die CD hat oder sich an die Musik erinnern kann, eine Idee?

     

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