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Soundtrack Board

Thomas Müthing

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Alle Inhalte von Thomas Müthing

  1. Die oft harschen Bewertungen für "nur wenig" unterdurchschnittliche, manchmal auch durchschnittliche Scores rührt auch von der von uns damals (und für mich heute) getragenen Überzeugung her, dass, weil es einfach so viel Musik, so viele Filme, so viele Bücher, so viel Kunst zum anhören, anschauen und lesen gibt, es Zeitverschwendung ist (Im Sinne von Verschwendung von LEBENSzeit), sich mit dem Mittelmaß abzugeben: Oft benutze ich dazu im Amerikanischen nach einem solchen Hör"erlebnis" die Formulierung: "There's another xx minutes of my life I'll never get back". Dieser Satz drängte sich mir unlängst beim "Genuss" von Tyler Bates CONAN-Musik auf.
  2. Das hält auch den Blick frei von anderen Einflussfaktoren, die die Musik subjektiv zu positiv oder zu negativ erscheinen lassen, weil etwas um die Musik herum besonders ge- oder missfallen hat, das mit dem Score gar nichts zu tun hat. Das ist mir gerade bei "Along Came a Spider" passiert: Monica Potter ist so süß.
  3. Man muss die Scores ja auch vor ihrem zeitlichen Hintergrund sehen und bewerten. Eine Musik wie THE MUMMY wäre sicher, hätte Goldsmith sie in den frühen 80ern genauso komponiert, nicht besonders positiv aufgefallen - auch nicht im Umfeld der Arbeiten anderer Komponisten. In seinem Spätwerk nimmt sie allerdings eine gehobene Stellung ein, und erst recht, wenn man sie mit dem vergleicht, was (sich) andere Komponisten zur selben Zeit geleistet haben. In sofern sehe ich die Kompositionsbewertung nicht absolut, sondern relativ. Welche Musik der späten Jahre ist z.B. so gut wie "Night Crossing"? Keine. Im gegenwärtigen "Sumpf" kämen z.B. diverse Arbeiten von James Newton Howard recht hohe Bewertungen, weil sie sich - nicht immer, wie z.B. Green Hornet zeigt - doch häufiger wohltuend von dem Einheitsbrei absetzen. Dass es trotzdem insgesamt nur gutes Handwerk und große Erfahrung sind, aber kaum je originelle Ansätze in seiner Musik, ist dann fast schon nicht mehr so wichtig. Es wird immer schwieriger, noch Fackelträger des guten Geschmacks (Giacchino, Desplat, Marianelli) auszumachen. Deshalb auch die "Zweitnote" Repertoirewert, die wir damals aus der Stereoplay übernommen hatten. Über sie konnte man etwas steuern, welche Stellung die Musik insgesamt einnimmt: eine hochwertige, super ausgearbeitete Komposition kann sich genauso anhören wie schon zehn andere desselben Komponisten zuvor (leichte Abwertung, 1-2 Punkte, also z.B. 8/7 oder 8/6), dagegen kann es Scores mit handwerklichen Schwächen, aber originellen Ideen geben (analoge Aufwertung 1-2 Punkte). Deshalb fand ich immer ein reines 4-Sterne oder 5-Sterne-Raster, auch mit halben Sternen, zu grob. Eine Einzelnote kann nicht das gesamte qualitative Spektrum wiedergeben. Lustig: Den "Vorwurf" eine zu großen Konzentration im oberen Bereich hab ich in Bezug auf den FM-Dienst noch nie gehört. - Aber keine Angst, das reduzierte sich in den späteren Ausgaben. @Sami - die Liste mit den Goldsmithbewertungen habe ich mal so in 15 Minuten hingeworfen, sicher bedarf sie einiges Feintunings. Ich bin ja auch erst seit einem Jahr wieder dabei und habe alle diese Scores UNABHÄNGIG von den Filmen erst im Rahmen dieses einen Jahres gehört. Da bleibt nicht soviel Zeit zum Abwägen. Für den FM DIENST war ja auch immer nur dies entscheidend: Wieviel ist die Musik als Album "wert", nicht: wie gut funktioniert sie im Film. Der Soundtrack als losgelöstes Hörerlebnis, auch deshalb, weil man sich gar nicht alle Filme anschauen kann oder will (Battle: LA z..B.). Wieviele "Harcore" Filmmusikfans lieben Scores, deren Filme sie nie gesehen haben. Das heisst natürlich nicht, dass man die "Rahmenbedingungen" (Genre, Regisseur, Budget etc) nicht mit einbeziehen muss, das muss man natürlich (Deshalb ist z.B. das alte Filmmusik-"Büchlein" von Helga de la Motte-Haber aus den 80ern so grottenschlecht, weil es von einer reinen universtiär-akademischen Warte, ohne jede Kenntnis der Produktionsbedingungen von Filmmusik, geschrieben ist - Der Elfenbeintrum hat hier nix zu suchen) - aber nicht unbedingt die Ausgestaltung einer Szene. Ich kann da immer du Goldsmith selbst zitieren: Gute Filmmusik muss zunächst mal gute Musik sein.
  4. Immerhin kenne ich noch fast jede FIlmmusik von Jerry Goldsmith aus den "späten" Jahren und würde sie etwa so einordnen (Komposition/Repertoirewert): 2003 Looney Tunes: Back in Action (7-8/8) 2003 Timeline (rejected) (7-8/7) 2002 Star Trek: Nemesis (9-10/9) - die meisten Höhepunkte in einer Goldsmith-Musik der späten Jahre, das "schwarze" Gegenstück zu LEGEND. 2002 The Sum of All Fears (8-9/8) - einer der Höhepunkte gegen Ende seiner Karriere 2001 The Last Castle (7/7) 2001 Along Came a Spider (7-8/8) 2000 Hollow Man (7/6) 1999 The Haunting (6-7/6) 1999 The 13th Warrior (8/8) - sehr kraftvoll, inder Tradition von The Wind and the Lion, aber doch etwas einsilbig 1999 The Mummy (9/9) - insgesamt vielleicht die ausgeglichen hochwertigste Musik, die Goldsmith nach 1994 geschrieben hat, auch wenn neue Ideen Mangelware sind. 1998 Star Trek: Insurrection (8-10/8) 1998 Small Soldiers (8/8) 1998 Mulan (8/8) 1998 U.S. Marshals (6/4) 1998 Deep Rising (6-8/8) 1997 The Edge (7/7) 1997 Air Force One (7-8/8) 1997 L.A. Confidential (8/8) 1997 Fierce Creatures (5/5) 1996 Star Trek: First Contact (8-10/8) - ST hat immer, auch in den späteren Jahren, das Beste in Goldsmith zum Vorschein gebracht. 1996 The Ghost and the Darkness (6-8/7) - viele Goldsmith-Fans finden diese Musik toll, ich kann das nicht nachvollziehen. Die originären Ideen reichen nicht aus, den Dunst der Routine zu vertreiben. 1996 Two Days in the Valley (rejected) (6-7/6) 1996 Chain Reaction - kenne ich nicht 1996 Executive Decision (6-7/6) 1996 City Hall (6/6) 1995 Powder (7/5) 1995 First Knight (8/8) - adäquat zu LIONHEART 1995 Congo (7-8/6) 1994 I.Q. (7/5) 1994 The River Wild (4/4) - Erläuterung: Wir haben diese Musik damals auch verrissen. Jahre später habe ich mir die Goldsmith-DVD-Biographie angeschaut, die während der Aufnahmen zu dieser Musik entstanden ist, danach dachte ich, es lohne sich vielleicht doch, sich mit dem Score noch einmal zu beschäftigen. Ich verschaffte mir die Musik, und ohne Bio-Hintergrund war sie wieder genauso läppisch wie damals. 1994 The Shadow (7-8/7)
  5. Nun, Goldsmith selbst hat mal in einem Interview in den 90ern gesagt, er schreibe jetzt viel weniger Noten als früher. Das erinnert mich immer an Jeffrey Jones in AMADEUS: "Zu viele Noten, Herr Mozart, zu viele Noten". Ich glaube, schon damals hatte die Filmmusik jenen Pfad eingeschlagen, der letztlich zu den verdummenden "walls of sound" geführt hat, die man uns heute als Actionmusik zumutet. Wobei ich nicht 100%ig sicher bin, dass es wirklich dazu gekommen wäre, wenn, sagen wir 1995, zufällig ein Blitz Hans Zimmer erschlagen hätte. Als Thomas Karban zu krank wurde, um die Arbeit am FM Dienst fortzusetzen, habe ich mich dem "Konkurrenzblatt" THE LIMITED EDITION angeschlossen und danach noch bis 2000 Rezis geschrieben und die Szene beobachtet. Schon etwa ein Jahr vor Thomas Tod war ich mit einem von deren Urhebern, Dietmar Schmidt, sehr gut befreundet. Danach habe ich jahrelang außerhalb der eigentlichen Filme nur noch wenig Filmmusik gehört sondern mich auf Klassik konzentriert. Erst vor etwa einem Jahr habe ich mich wieder stärker der Filmmusik zugewandt und angefangen, an Diskussionen darüber teilzunehmen, allerdings vornehmlich in englischsprachigen Foren. Zwar habe ich immer mal wieder mit dem Gedanken gespielt, in dieser Richtung erneut publizistisch (im Web) tätig zu werden, dies aber letztlich aber immer verworfen. Die Zeit mit dem FM Dienst und Thomas (wir waren Schulfreunde seit der 11. Klasse) möchte ich nicht missen, wir konnten stundenlang über Film und Filmmusik fachsimpeln - später v.a. telefonisch, nachdem er nach Hamburg gezogen war. Das längste nächtliche Gespräch dauerte achteinhalb Stunden und kostete mich, Ende der 80er, 128 DM. ...
  6. Genau wie damals. THE RIGHT STUFF ist eine Beleidigung des denkenden Menschen. Wer so platt und so dumm klaut, der muss sich das gefallen lassen (Wir haben mal ein Interview mit Conti gemacht, in dem er auch direkt darauf angesprochen wurde, für ihn war es eine "Hommage" an Tschaikowski und Holst). Aber die Musik zu NORTH AND SOUTH entschädigt ja teilweise.Hat es eigentlich jemals eine Veröffentlichung der Bänder des eigentlichen OST dazu gegeben? Übrigens ist mir erst wieder eingefallen, als ich den Namen Sebastian Jacobs ausgeschrieben gesehen habe - das sind auch Kritiken von Thomas Karban, mit denen er aber stilistisch nicht so ganz zufrieden war.
  7. Wir haben damals viele der Goldsmith-Scores der späten Achtziger und frühen Neunziger auch deshalb verrissen, weil seine Musik der späten Sechziger bis frühen Achtziger so viel vielschichtiger war, so viel ideenreicher: Man vergleiche bspw. The Sand Pebbles oder selbst Inchon mit Rambo III - die Rhythmik des letzteren ist so banal und repetitiv, dass man förmlich die "hier schmeiss ich euch's hin" Philosophie dahinter hört. Bei einer der Ausgaben ist mir noch eine "Kurzrezis" aufgefallen, bei der Thomas Karban meinen Text (in seiner Abwesenheit getippt) überschrieben hat, nämlich für CAPTAIN FUTURE bzw. ALICE IN WONDERLAND von Christian Bruhn. Da steht jetzt "Kann man getrost vergessen." Ich hatte geschrieben: "Dreck bleibt was Dreck ist" [inzwischen ist CAPTAIN FUTURE ja fast zur Kultmusik avanciert] - Da Thomas ein Freund von Bruhn war, war er ein klein wenig angesäuert als er bei seiner Rückkehr meine Formulierung las. Es war das einzige Mal, dass er etwas von mir korrigiert hat.
  8. Zunächst mal Dank für die bisherigen Scans, es macht Spaß, das alles noch einmal zu lesen. In der Rückschau (und diese Ausgaben liegen ja immerhin 24 bzw. 23 Jahre zurück) muss ich sagen, dass unsere Kritiken im Großen und Ganzen der Zeit standhalten, von einigen Formulierungen in jugendlicher Arroganz einmal abgesehen ("Powaqquatsi" von Glass würde ich heute vielleicht nicht mehr als "Abfall" bezeichnen, obwohl ich den Score nach wie vor für misslungen und geschmäcklerisch halte). Auch der Vorwurf, wir hätten fast alle Musik niedergemacht, wird durch die Lektüre widerlegt: Im Gegenteil sind die meisten Bewertungen zwischen ordentlich (ab 7/7) und hervorragend, es gibt etliche 10/10 Bewertungen. Und zu den relativ häufigen Verrissen zeitgenössischer Goldsmith-Scores kann ich auch nur sagen: Ich fand damals, dass Rambo III, Bad Girls oder Warlock einfach schlecht sind, gerade WEIL sie von einem so herausragenden Komponisten kommen, und das finde ich noch heute, nachdem ich die Musik wieder gehört habe. Es zieht sich vielleicht eine gewisse generelle Polemik gegenüber elektronischer Musik durch die Ausgaben, aber nur ganz leicht. An manche Sachen kann ich mich gar nicht mehr erinnern: Weder daran, dass ich den Ausfall einer Filmmusikbörse kritisiert habe, noch daran, dass die so Kritisierten in entsprechender Weise reagiert hatten.
  9. Ich erinnere mich noch immer gern an unseren tollen state-of-the-art Grafiken, geduckt mit einem Seikosha 9-Nadel-Drucker.
  10. Oh, Mann! Those were the days. Am Ende des Impressums steht "A Genezareth Release" - Wenn dich nur noch wüsste, was zum Teufel das heissen sollte. Und die, die mir immer vorwerfen, ich wäre zu hart mit vielen Filmmusiken ins Gericht gegangen - meine Kritik zu AN AMERICAN TAIL in der Nummer 00 ist doch nun wirklich SEHR positiv.
  11. Ja, im Juli 1996, mit 30. Aber selbst wenn er kein AIDS gehabt hätte hätten ihn die 40 Gitanes am Tag auch irgendwann umgebracht.
  12. Hi, Ich habe diesen Thread heute zufällig bei einer Google-Suche entdeckt. Als damaliger Mitherausgeber und "Co-Finanzier" des Filmmusik-Dienstes kann ich eine Veröffentlichung in Form von Scans sicher freigeben, und ich glaube auch nicht, dass einer einer damaligen Mitautoren etwas dagegen hat, zumal die Rechte mit der Veröffentlichung sozusagen "unausgesprochen" an uns als "Verlag" übergegangen sind. EDEL hat diesbezüglich keine Rechte an den Beiträgen. Mich selbst würde es auch interessieren, da ich selbst die Exemplare nicht mehr finden kann, obwohl ich sie eigentlich haben müsste. Gruß, Thomas
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