Zum Inhalt springen
Soundtrack Board

The House of Sand and Fog


Gast Matthias Noe
 Teilen

Empfohlene Beiträge

Gast Matthias Noe
Natürlich, völlig richtig. Aber man sollte bei solchen Überlegungen auch berücksichtigen, dass einem Produktionsbudget von 70 Mio. Dollar bei Seven Years in Tibet "lediglich" 16 Mio. Dollar bei House of Sand and Fog gegenüberstehen.

Star Wars hatte seinerzeit 10 Mio Dollar zur Verfügung und einen Score eingespielt vom LSO. Und ich möchte behaupten dass auch Williams damals nicht ganz billig war. Tatsächlich gehört das Aufnehmen einer Filmmusik bei weitem nicht zu den teuersten Aspekten beim Filmemachen und bei immerhin 16 Mio Dollar wäre sicher auch noch was für eine ordentliche Einspielung übriggeblieben, so sie denn angesetzt worden wäre.

Horners Entscheidung für seinen sehr minimalistischen Score wurde bewußt getroffen - ich glaube nicht aus Lustlosigkeit. Er wollte eine hypnotische Wirkung, und erzielte sie. Und erntete dafür eine Oscar-Nomierung, für eine bewegende, effektive FILMmusik.
Dass ein Score für den Oscar nominiert wurde, sollte eigentlich niemanden mehr beeindrucken, nach all den mittelmäßigen Arbeiten, die die Academy in ihrer Geschichte durchgewunken hat. Während es im Film sicher effektiv ist, offenbart Horners Konzept doch weder einen außergewöhnlichen Ansatz noch einen wirklich kohärent durchgeführten Grundgedanken und ist dabei musikalisch auch noch derart simpel, dass man zu keinem Zeitpunkt erkennt, dass hier ein ausgebildeter Komponist am Werke war. Keinen einzigen prägnanten Einfall, die Musik plätschert nur vor sich hin. Ein Thomas Newman hätte bei einem ähnlichen minimalistischen Grundgedanken eine weitaus überzeugendere und vor allem auch im Film wirksamere Musik zu Stande gebracht, ja sogar Zimmer hat sich da mit Thin Red Line als weitaus einfallsreicher erwiesen. Für einen halbwegs talentierten Filmkomponisten stellt eine Musik wie House of Sand and Fog also keinerlei Schwierigkeiten dar und ist keine auch nur im Ansatz auszeichnungswürdige Musik. Das muss in aller Deutlichkeit klar gestellt werden, denn im Endeffekt handelt es sich ja nur um eine filmdramaturgische Pflichterfüllung ohne Lust und Energie. Und von Horner sollte man (immernoch) mehr erwarten.

Gruß,

Matthias

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Tja, "seinerzeit" ist genau das richtige Wort. Ich glaube, ich muß dir wohl nicht erst erklären, was zwischen 1977 und 2003 inflations- und kostenexplosionstechnisch im (Hollywood-)Filmgeschäft geschehen ist.

Aber trotzdem, ich glaube immer noch, dass es darum hinsichtlich der Musik, die für House of Sand and Fog entstanden ist, überhaupt nicht geht. Wie ich bereits erwähnt habe, ist die Entscheidung um den Stil des Scores bewußt getroffen worden, und sicherlich nicht von Horner allein, sondern nach Gesprächen und mit Zustimmung des Regisseurs. Bestimmt wäre in den 16 Mio. Dollar ein kleiner Orchesterscore drin gewesen, und daß er solche Stoffe in qualitativ gute minimalistische Musik packen kann, hat Horner z. B. bei The Spitfire Grill genügend unter Beweis gestellt.

Ich stimme dir zu: Innovativ oder in irgendeiner Form hohen künstlerischen Ansprüchen genügend ist die Musik nicht. Und ja, sie ist simpel. Aber der Knackpunkt ist und bleibt, dass sie innerhalb des Films eine ungeheuer fesselnde, sogähnliche Wirkung besitzt. Ich denke, dies ist in der Natur ihrer "Simplizität" begründet, dem bewußten Zurücktreten der Musik in den Hintergrund sowie ihrem gezeiten-ähnlichen Charakter, ihrem ständigen sanften (und unbewußt wahrgenommenen) Auf und Ab (nicht umsonst spielt das Kaspische Meer eine symbolische Rolle im Film). Das gewählte "Instrumentarium" spiegelt daher eine gewollte, etwas kühle Distanz zu dem sehr emotionsgeladenen und konfliktreichen Geschehen auf der Leinwand wider; und dennoch offenbart die Musik in ihrer Gesamtheit gesehen eine tiefe, unter der Oberfläche zu findende humane Kraft und Intensität.

Eine Musik aber, die sich - um es noch einmal zu betonen - ganz den Filmbildern unterordnet und erst in dieser Symbiose ihre ganze Wirkung entfaltet.

Vielleicht - und da kann ich wirklich nur mutmaßen - sind sich Regisseur und Komponist in ihren "Sondierungsgesprächen" darüber einig geworden, dass der filigrane Einsatz von "echten" Solo-Instrumenten und eines (zuviel Wärme vermittelnden?) Orchesters dieses zarte Gewebe negativ beeinflußt hätten.

Wir als Filmmusikfreunde, die gern etwas akustisch Reizvolleres gehört hätten (und natürlich etliche Gegenbeispiele zu Horners Ansatz anführen könnten, z.B. Bernstein oder Newman), sind natürlich über das Ergebnis - die vom Film losgelöste Musik - recht enttäuscht und nennen ihn vielleicht lustlos, aber manchmal ist ein Score eben nur das, was seine eigentliche Aufgabe ist: Unterbewußtes Transportieren von (Filmbilder-)Stimmungen und Emotionen.

Es war eine Plichtübung von seiten Horners, selbstverständlich, denn schließlich war es sein "Job", doch er hat ihn nicht ohne nachzudenken und ganz bestimmt nicht ohne Konzept erfüllt. Dafür ist er Routinier genug. :music:

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

  • 1 Jahr später...

:applaus: Ich weiß eigentlich jetzt schon das ich diesen Thread um die Ohren geflogen bekomme aber ich kann nicht ab mich zu Äußern!

Ich habe mir gestern diesen Score von Horner zugelegt und ihn mir angehört.

SCHLAGT MICH ... aber ich mag ihn!

Ich weiß noch als der Score raus kam wurde nichts gutes über diese Musik verlautbart! Und das gleich in mehreren Foren.

Ich habe auf diese Reaktionen hin auch nicht im Traum daran gedacht mir die Musik zu besorgen. Seltsamerweise hat es mich jetzt nach 2 Jahren(?) einfach mal Interessiert.

Sicher der Score ist ganz eindeutig ein Horner. Aber bei weitem nicht so schlimm wie behauptet wird. Ich habe mir jetzt wieder ein paar Rezensionen durchgelesen und kann von meiner Warte aus nicht behaupten das das Klaviergeklimper uninspiriertes Improvisieren ist.

Sicherlich kann man behaupten das es kaum prägnantes erwähnbares gibt. Aber ich empfinde es als sehr angenehm und unaufdringlich wie die Musik daherkommt, ja sogar gefühlvoll.

Und ich muss sogar sagen dass es schlechteres gibt von Monsiuer Horner.

Nun ähm, ja. Ich bin mal gespannt auf die Reaktionen. Ich hoffe das mein erster Thread in diesem Forum nicht direkt Blut versprizt. Also bitte:GAAAANZ RUHIG!:applaus:

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Auszeichnungswürdig sicher nicht, zudem die Academy wie du bereits sagtest nicht immer glückliche Entscheidungen getroffen hat.

Ich kann aber nicht nachvollziehen wieso sie lustlos sein sollte. Ich kann beim hören nicht erkennen wo diese Lustlosigkeit zu finden ist.

Vielleicht liegt es aber auch daran das ich diese konsequent ruhige Ader nicht zu genüge von Horner kenne.

Meist sind es diese überzuckerten Sachen die mich an Horner stören, was nun hier nicht der Fall war.

Ich muss auch dazusagen das HOSAF bewußt zu hören nicht möglich ist.

Aber ich finde sie Perfekt für einen ruhigen Abend mit einem Buch in der Hand wo du nicht programmieren musst. Und das gibt es selten.

Ich möchte ein paar Beispiele nennen!

Howards The Village ist eine sehr schöne Musik die elegischer und romantischer selten ist. Aber 2 Tracks passen da so gar nicht rein weil sie den Suspense Charakter bedienen.

Ähnlich ist es mit Murder in the First von Young wo zwei völlig unpassende Marschmusiken auftauchen.

Ich könnte nun einiges auflisten.

In jener Hinsicht habe ich endlich eine CD in der Hand die ich einfach einschiebe und auf Play drücke. Und man kann sie wunderbar spielen lassen wenn Besuch da ist.

In diesem praktischen Sinne ist sie viel wert.

Die Musikhistorische Sicht steht da auf einem ganz anderen Blatt. Da ist sie nicht erwähnenswert. Sicher ist es bei Rezensionen auch unmöglich sowas zu berücksichtigen, aber ich für mich privat finde es einfach schön.

Kann auch sein das ich mich irre mit dieser etwas abwegigen Betrachtung. Filmmusik ist für mich mehr als Komplexität die raffinierte Musikeinsätze hervorbringt. Sie ist auch ein Abend mit einem Buch in der Hand wo man die Musik nicht wahrnehmen muss und schon gar nicht die Filmmusik.

:applaus: A.I. Williams

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Dein Kommentar

Du kannst jetzt schreiben und Dich später registrieren. Wenn Du ein Konto hast, melde Dich jetzt an, um unter Deinem Benutzernamen zu schreiben.

Gast
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung jetzt entfernen

  Nur 75 Emojis sind erlaubt.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Editor leeren

×   Du kannst Bilder nicht direkt einfügen. Lade Bilder hoch oder lade sie von einer URL.

 Teilen

×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Wir nutzen auf unserer Webseite Cookies, um Ihnen einen optimalen Service zu bieten. Wenn Sie weiter auf unserer Seite surfen, stimmen Sie der Cookie-Verwendung und der Verarbeitung von personenbezogenen Daten über Formulare zu. Zu unserer Datenschutzerklärung: Datenschutzerklärung