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2/52 A LITTLE PRINCESS by Patrick Doyle


Markus Wippel
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Meine "Beziehung" zur Musik des Schotten Patrick Doyle ist eine ganz besondere. Da ich filmmusikalisch mit ihm aufgewachsen bin verbindet mich mein musikalisches Ewachsenwerden mit ihm. In Wirklichkeit war es Liebe auf den ersten Takt - und zwar das Hauptthema aus Dead again. Seither bin ich seiner Musik verfallen und er ist DER Komponist meines Herzens und wohl nur ein Jerry Goldsmith nimmt bei mir den selben sehr persönlichen Stellenwert ein. Er ist einer der wenigen Filmkomponisten der heutzutage noch eine eigene deutliche musikalische Handschrift hat, und er war in seiner Blütezeit (Anfang und Mitte der 90er) für mich auch objektiv betrachtet einer der größten Filmkomponisten. Der ungemein sympathische und witzige Schotte, den ich schon zweimal treffen durfte, hat meine Liebe zur Filmmusik mehr als maßgeblich geprägt.

 

Manche Scores hört man mit dem Kopf manche mit dem Bauch manche mit dem Herzen - A LITTLE PRINCESS definitiv mit dem Herzen. Es ist eine Musik die das Kind in uns anspricht und an die gerichtet ist, die an Märchen glauben. Eine aufrechte, liebenswerte, tapfere Filmmusik die nichts zynisches an sich hat - die so absolut dem Geist der Geschichte von F.H. Burnett entspricht. Der Film aus dem Jahr 1995 war die erste Zusammenarbeit von Patrick Doyle mit dem Regisseur Alfonso Cuaron (die zweite war Great Expectations). Die Verfilmung einer Kindergeschichte über ein Mädchen das in Indien mit seinem Vater lebt und durch den Krieg angeblich seinen Vater verliert. Es kommt dann in ein Waisenhaus wird dort unterdrückt und ausgebeutet und findet schlussendlich seinen Vater wieder. Ein visuell eindrucksvoller Film der unglaublich liebevoll sich präsentiert - für mich der schönste Kinderfilm den ich kenne, und ich kann es kaum erwarten ihn meinen Sohn zeigen zu dürfen :D

 

Wie schon erwähnt nimmt die Musik in diesem Film einen besonderen Platz ein. Cuaron lässt Patrick Doyle den Platz seine Musik wirken zu lassen und baut immer wieder Szenen ein wo die Musik deutlich im Vordergrund steht.

Die Musik beginnt mit Sitarklängen, exotischen Percussions und indischem Klangkolorit "Ramayana: A Morning Raga" - somit wird klar wo die Reise zu Beginn der Geschichte hingeht. Bereits in Track 3 "Christina Elisa Waltz" hören wir einen launisch beschwingten Walzer der nur aus der Feder von Patrick Doyle stammen kann - niemand komponiert so schöne Walzer wie Patrick Doyle. Im Zentrum der Filmmusik steht jedoch sein unglaublich schönes Hauptthema das zum ersten mal in "Knowing You By Heart" erklingt - eine Komposition die zerbrechlich und filigran auf der Harfe beginnt und sich dann mit Hoffnung auflädt und musikalisch steigert. In "Angel Wings" kommt zum ersten mal der Kinderchor zum Einsatz - Chormusik ist ja bekanntermaßen eine wirklich Stärke von Patrick Doyle - zum Glück gibt es davon in A LITTLE PRINCESS noch mehr. "One another sorrow" klingt wie ein trauriges gute Nacht Lied.

Bei dem kurzen, frenetischen Chorstück  "Tyger, Tyger" sieht man die Kinder bei geschlossenen Augen herumtollen und toben.

Es ist für mich schwer einzelne Tracks herauszupicken, da die Filmmusik als ganzes einfach herausragend ist und jeder einzelne Cue verzaubert auf ganz spezielle Art.

Aber der Höhepunkt der Filmmusik sind denke ich die letzten drei Stücke der Filmmusik. In "The Escape" bekommt Doyle die Möglichkeit Actionmusik zu komponieren - indisches Klänge gepaart mit Chor und treibende Bläserakkorden (ähnlich seiner großartigen Frankenstein Musik) bestimmen die Szene. "Papa!" stellt die Wiedervereinigung des kleinen Mädchens mit seinem an Amnesie leidenden Vaters dar - großartiges Underscoring mit Streicherquartett (?) in der ersten Hälfte des Cues bis das Hauptthema triumphal durchbricht.

"The Goodbye" fasst einige Ideen der Musik zusammen und endet mit einer großartigen Interpretation des Hauptthemas in gesungener Form (von der Hauptdarstellerin) - die gesanglich bessere Darbietung ist jedoch "Kindle my heart" hier dargeboten von Patrick Doyles Tochter Abigail.

Großartig ist auch der ungemein spaßige Track "The Locket Hunt".......

 

Wem diese Musik nicht gefällt der hat kein Herz wage ich zu behaupten :P. Es stellt Patrick Doyle auf dem Höhepunkt seines Schaffens dar - ein Album mit genau der richtigen Länge. Leider fehlen mir die Worte um diese tief empfunden Schönheit und Aufrichtigkeit der Musik auszudrücken.

Sollte jemand behaupten das "A LITTLE PRINCESS" Patrick Doyles beste Filmmusik ist - ich würde nicht widersprechen!

 

Hörbeispiele folgen morgen...

 

Nächste Woche: Golden Age oder so

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Toller Beitrag, Markus! Auch ich liebe die "kleine Prinzessin" über alle Maßen. Bei "Kindle My Heart" bekomme ich selbst nach so langer Zeit immer noch wohlige Gänsehaut.

 

Ich finde außerdem, dass besondere Vorhaben eine besondere Behandlung/Würdigung verdienen. Daher habe ich hier im Hauptforum "Filmmusik Diskussion" ein Unterforum für Dein Projekt eingerichtet ("Markus' Filmmusik-Kalender"), in das ich Deine Threads (vielleicht mit jedem Erscheinen eines neuen) hineinverschieben möchte, um sie so zu archivieren. Ich hoffe, dass geht für Dich in Ordnung. :)

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Also wen Cinderella gut gefallen hat der wird A LITTLE PRINCESS lieben - denn da steckt noch mehr Herzblut drin!

 

Hier ein paar Beispiele:

 

Knowing You By Heart

 

2. The Escape

 

 

 

und das tolle Underscoring "Papa!" als Filmsequenz (beginnt ab 1:08)

 

und das Thema als Song

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Vielen Dank dass du mich daran erinnerst, welche Schätze bei der ganzen Sammelwut im CD-Regal auf ihre Wiederentdeckung warten. Aber eigentlich war "A LITTLE PRINCESS" nie vergessen, und sie ist für mich ganz bestimmt einer der Musiken, die mir unweigerlich ein Lächeln ins Gesicht zaubern, wenn ich an sie denke. Auch wenn "Henry V" mein unbestrittener Doyle-Favourit bleibt, diese ist was ganz Besonderes. Diese Musik verzaubert.

 

Dank dir weiß ich wie ich den heutigen Tag beschließe und werde einem alten Freund die gebührende Ehre erweisen. Eine dreiviertel Stunde kindliche Naivität und Unbeschwertheit, Träumerei und Leichtigkeit (in positivstem Sinne). Ein kleiner Rettungsanker in einer immer abstossender werdenden Welt. Ich freu mich auf die Auszeit.

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