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9/52 SNEAKERS by James Horner


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In einem Interview mit J.J. Abrams über John Williams sagt er "He writes emotions". Noch mehr würde diese Aussage meiner Meinung nach auf den im letzten Jahr verstorbenen James Roy Horner zutreffen. James Horner verstarb am 22. Juni 2015 bei einer Tätigkeit die er über alles liebte, dem Fliegen. Mit seinem viel zu frühen Ableben riss er ein nicht auszufüllendes Loch in die Filmmusikwelt. Das zu einem Zeitpunkt wo die ins stocken gekommene Karriere (keine neuen Vertonungen 2013 und 2014) von Horner wieder voll Fahrt aufgenommen hatte. Er schien auch wieder richtig motiviert zu sein Filmmusik zu schreiben - so gab er bei Hollywood in Vienna 2013 noch sehr skeptisch und zynische Einblicke in die Filmmusikindustrie - aber diese Gala zu seinen Ehren schien ihn wieder frische Kraft zu geben und zu beflügeln. Mit der überwältigende Liebe und Zuneigung die ihm bei dieser Gala entgegengebracht wurde hatte  James Horner wohl auch nicht gerechnet. Ich durfte zum Glück schon einige Filmkomponisten kennen lernen aber James Horner war der Komponist der mich persönlich am meisten gerührt hat. Ein ungemein emotionaler, aufrichtiger, zerbrechlicher und sympathischer Mensch. Ich hatte eher einen etwas überheblichen und abgeklärten Charakter erwartet. 

Bei diesem Konzert und Symposium habe ich auch persönlich meinen Frieden mit James Horner und seiner Musik geschlossen und  die Größe dieses Komponisten akzeptiert. Ich war zuvor immer etwas skeptisch bei der Musik von Horner und die regelmäßigen Selbstzitate und Fremdzitate störten mich doch sehr. Horner bezeichnete sich selbst als Maler für den die Orchesterfarben immens wichtig sind - seine musikalischen Signaturen (Danger Motiv...) werden nicht bewusst eingesetzt sagte er in einem Interview. Auch könne er sich an die einzelnen Filmmusiken nicht wirklich gut erinnern - es mag naiv klingen aber ich glaube ihm das - das macht seine Musik jetzt nicht besser geschweige denn innovativer, aber sympathischer.

Für mich war James Horner der absolute Meister den emotionalen Kern eines Films einzufangen und ihn auf den Punkt zu bringen - was das betrifft hätte ich ihn auch noch über John Williams oder Jerry Goldsmith gestellt. Es ist unglaublich traurig das es keinen Score von James Horner mehr geben wird - sein musikalisches Vermächtnis ist von einzigartiger emotionaler Schönheit - dafür an dieser Stelle ein tiefempfundenes Danke!

 

Sneakers ist weder von großer filmhistorischer Relevanz noch stellt die Musik einen Meilenstein in James Horners Karriere dar. Für mich ist diese "kleine" Filmmusik dennoch DAS Meisterwerk von James Horner. Die CD wandert mit konstanter Regelmäßigkeit in meinen Player. Es ist eine ungemein kreative Filmmusik mit tollen Themen, die sehr eingängig ist und unglaublich viel Spaß macht. Eine Musik die hauptsächlich von Saxophon, Klavier und wortlosen Gesang getragen wird und leicht jäzzigen Einschlag hat. Soweit ich weiß verwendet hier James Horner auch zum ersten mal seine markant hart gespielten Klavierparts (keine Ahnung wie ich das besser ausdrücken soll). Eine ungemein leichfüßige schwebende Musik (The Sneakers Theme oder The Escape/Whistlers Rescue) wechselt mit großartiger durchkomponierter Spannungsmusik (Cosmo...Old Friend oder Playtronics Break-in) ab. 

 

Für mich ist diese Musik ein Meisterwerk, eine in sich geschlossene Musik die gut strukturiert ist einfach großartig viel Spaß auch beim mehrmaligen Hören macht. James Horner war niemals besser!

 

https://www.youtube.com/watch?v=o62_zWzm0fI

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Ohne jetzt Sneakers zu kennen (von ein paar Ausschnitten abgesehen)...stimme ich Dir voll zu, dass es Horner wie kaum ein anderer verstand, Emotionen so umzusetzen, dass man entweder Gänsehaut beim Hören bekam oder nasse Augen beim sehen und hören!!!

Am Samstag habe ich erst wieder "Deep Impact" gesehen, der wahrscheinlich halb so tragisch wäre, ohne die Musik von Horner!!!

 

Im Zuge des "Studierens" von Shawn Murphy-Aufnahmen, hatte ich mir gestern auch noch "Glory" angehört: auch hier gilt eigentlich dasselbe - hochemotionale Musik. Manch einem möglicherweise mit Überschreitung der "Kitsch-" oder "Rührseeligkeitsgrenze" zuviel, aber um die Emotionalität der in Glory gezeigten Geschehnisse greifbar zu machen absolut gerechtfertigt und notwendig.

 

John Barry war für mich auch jemand, der es wie kaum ein anderer verstand, Dinge die man im Film nicht sieht, durch die Musik greifbar zu machen, aber das bezog sich mehr auf die Stimmung oder Atmosphäre eines Filmes.

 

Horner war dann mehr der Experte für die "Tränendrüse" UND DAS meine ich nicht abwertend!!!

 

Bei aller Kritik die es um seine Person (möglicherweise zu recht) gab, so wusste er welche Knöpfe gedrückt werden müssen. Eine Qualität die selten geworden ist und in dieser Form möglicherweise verloren ist...auch wenn sich das jetzt schwimelig... ;-)

 

Gruß

 

Jens

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Ähnliche Klavierausbrüche gabs zuvor in JFK, möglich, dass es für Horner eine Inspiration war (auch nicht abwertend gemeint). Deutlich ist auch die Anlehnung an Arvo Pärts "Fratres", die Horner aber sehr geschickt & kreativ hinbekommen hat, finde ich. SNEAKERS ist wirklich ein klangschönes, lockeres Werk und hat im Film eine umwerfende Wirkung. Der Film ist überhaupt toll, elegant geschrieben, klasse gespielt.

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Ach man, es ist so traurig, dass Horner nicht mehr unter uns weilt.

Markus, Gargamel, das habt ihr sehr schön gesagt.

Max, gerade JFK, die Musik finde ich sehr sehr emotional. ''I think John (W.) just let his emotions go for John Kennedy'', Oliver Stone auf dem Audiokommentar zu JFK.

Sneakers habe ich vor ein par Monaten zum letzten mal gesehen, war eine angenehm ungewöhnliche Horner Musik, der Film war trotz der vielen hochkarätigen Darsteller ein bisschen langweilig. Weiß aber nicht mehr genau, hab ihn auch nicht an einem Stück gesehen. Werde ich beim nächsten mal auf jeden Fall machen, hab den Film auf Blu-ray.

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