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Pino Donaggio - VIA DEGLI SPECCHI


Angus Gunn
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Formidabler, extravaganter Score von Pino Donaggio zu einem vergessenen Film mit Nicole Garcia, Milva (!) und Heinz Bennent. Dass er überhaupt mal im deutschen Fernsehen lief (und zwar 1989 als "Straße der Spiegel") habe ich erst durch Nachforschungen in den "TV-Foren" herausfinden können. Den Inhaltsangaben nach ein giallo-ähnliches Kriminaldrama mit ungewöhnlicher Rollenverteilung.

Die Musik ist eine der interessantesten und schönsten, die ich von Donaggio bisher gehört habe. Im Zentrum der Komposition stehen zwei Instrumente:  Klavier und Harfe. Jedes steht für einen der beiden weiblichen Hauptcharaktere im Film. Donaggio läßt beide mit- und gegeneinander agieren, mal einschmeichelnd melancholisch, mal harscher im Tonfall. Es ist (im übertragenen Sinne) "Dialog-Musik", mit der Funktion das Unausgesprochene zwischen den beiden auf der musikalischen Ebene wiederzugeben. Da ist kein Ton zuviel, jede Note mit Bedacht gesetzt.

Viel besser kann es natürlich der Meister selber beschreiben, daher zitiere ich hier mal aus dem Booklet: It could be defined as a minimalist score, but of a very different minimalism from that of La Monte Young or Philip Glass. Rather than relying on the concept of obsessive repetition with occasional static variations, it relies on the use of a few tools aimed at obtaining the rarefaction effect I wanted to convey. So it becomes a dialogue between piano and harp that identifies with the relationship between the two protagonists of the film, arriving, in some scenes, to give voice to their thoughts. It is the same logic of approach I used for the museum scene in Dressed To Kill.

Um diese beiden zentralen Instrumente herum tummeln sich nur wenige zusätzliche Klänge, und nur zweimal (bei "Riflessioni" und "Concerto al parco") kommt ein größeres Ensemble zu Einsatz. Kunstvolle Filmmusik von einem Meister der düster-romantischen Klänge.

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  • 1 Jahr später...

Für mich immernoch eine sehr faszinierende Ausgrabung, und deshalb habe ich mir über den Mitschnittservice nun auch den Film gegönnt.

In der "Via degli Specchi" stürzt eine junge Frau vom Balkon in den Tod. Polizistin Francesca untersucht den Fall. Eine exzentrische Nachbarin in der gegenüberliegenden Wohnung hat das Geschehen offenbar beobachtet. Demnach hatte die Tote ein Verhältnis mit einem Mann, der vermutlich auch ihr Mörder ist. Je mehr Details ans Licht kommen, umso mehr dämmert es Francesca, dass es sich bei dem Unbekannten um ihren eigenen Lebenspartner Gianfranco handelt.

Tatsächlich hat der Film durch den (früh aufgelösten) Mörder-Rätsel-Plot einen leichten Giallo-Touch. Aber die Regisseurin ist kaum an vordergründiger Suspense interessiert, und auch formal bleibt die Inszenierung sehr statisch und wenig atmosphärisch. Es geht in erster Linie um das Seelenleben der Figuren und ihre angespannten Beziehungen zueinander. Und dabei hilft der Score enorm. Gerade den Dialogsequenzen verleiht die Musik sowohl Tiefe wie auch Dynamik. Und das ist auch bitter nötig, denn trotz eigentlich guter Schauspieler bleibt das Geschehen merkwürdig fade, was auch immer dann zu spüren ist, wenn die Musik wieder längere Zeit schweigt.

Kann man sich durchaus mal anschauen, sollte er tatsächlich irgendwo mal wieder ausgestrahlt werden. Dank der Fimmusik und der gegen den Strich gebürsteten Rollenverteilung nicht uninteressant, aber auch beileibe keine vergessene Perle.

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