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Soundtrack Board

Sebastian Schwittay

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    alter Forumshase

Kontaktinformationen

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    sschwittay@googlemail.com
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    oddandexcluded.wordpress.com

Profilinformation

  • Geschlecht
    Male
  • Wohnort
    Heidelberg / Mainz
  • Interests
    Filmmusik, Film, klassische Musik (v.a. des 20. Jahrhunderts), Kunst und Kultur, Geschichte, Architektur

Soundtrack Board

  • Lieblingskomponist
    Elliot Goldenthal, Jerry Goldsmith, Christopher Gordon, Michael Kamen, David Shire, Alex North, Marco Beltrami
  • Anzahl Soundtracks & Scores
    ca. 1000

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Leistungen von Sebastian Schwittay

Alter Forumshase

Alter Forumshase (4/4)

2,7Tsd

Reputation in der Community

  1. Dein Insistieren auf "falschem" Fokus, Logik und Erfordernissen klingt echt extrem trübsinnig. Reden wir hier über die Bestückung eines Supermarkts oder über Kunst?
  2. Natürlich muss Filmmusik im Film dramaturgisch funktional sein. Aber was spricht dagegen, wenn ein Score seine Aufgabe erfüllt und kunstvoll gestaltet ist? Denn egal, wie trist-neoliberal und kapitalistisch man die Sache auch dreht, Musik ist und bleibt eine Kunstform. Diesen Anspruch an sich selbst, nicht nur Dienst nach Vorschrift, sondern eben auch Musik zu machen, hatten Mainstream-Filmkomponisten über 70 Jahre lang. Und tatsächlich liebt sicher auch @Howard Filmmusik vor allem wegen Komponisten wie Williams, Goldsmith und Co., die ihre Profession derart ernst genommen haben.
  3. Du greifst bei sowas also direkt zu Ligeti, Strawinsky und den modernen Vorbildern? Etwas puristisch, aber dagegen ist natürlich nichts einzuwenden.
  4. Ich würde es nicht mal "Handwerk" nennen. Das klingt immer so unmusikalisch und impliziert, dass es nur etwas für Nerds und Spezialisten wäre. Ich würde eher von einem kunstvollen Umgang mit den musikalischen Mitteln sprechen. Und da geht es eben nicht nur um (prägnante) Themen, sondern auch um Klangästhetik, Kombination von instrumentalen Klangfarben, spannende Rhythmik, Dichte des Satzes, usw. usf. Ob ein Streichersatz z.B. eher dick und spätromantisch, oder kammersymphonisch-transparent ist, macht einen riesigen Unterschied, wie wir das Stück überhaupt wahrnehmen. Insofern wundert mich dieses Insistieren auf Themen, und die gleichzeitige Vernachlässigung der Detailebene. Ein Score wie Williams' WAR OF THE WORLDS gibt dir dann auch überhaupt nichts, @Howard? Dort gibt es ja auch kaum prägnantes thematisches Material, viel mehr stehen Textur und Rhythmik im Vordergrund. Ich mag Edelman auch ganz gerne, seine Musik klingt durch das fehlende Handwerk immer ein bisschen sonderbar, fast "autistisch", aber sein melodisches Gespür ist tatsächlich so gut, dass die Schwächen überstrahlt werden. Ganz seltsamer Fall, aber das macht ihn auch unverwechselbar.
  5. Was ich beschreibe, sind keine Techniken, sondern kompositorisches und ästhetisches Detail. "Music is about detail", sagt auch Elliot Goldenthal. Außerdem gibt es ein zentrales Thema, am prägnantesten zu hören in "Boat Chase". Erst als Abenteuerthema (0:06) mit optimistischer aufsteigender Geste, dann als bedrohliches, absteigendes Monstermotiv (0:26). Das Monstermotiv ist eine Abspaltung des Abenteuerthemas und zieht sich wirklich durch den gesamten Score. Natürlich sind die Themen nicht so prägnant wie bei Williams, erstens sind wir im Jahr 2025, zweitens ist JW:R ein Gareth-Edwards- und kein Steven-Spielberg-Film.
  6. Aus dem F1-Thread: Stimmt, siehe hier. Interessanterweise habe ich die Stelle gar nicht auf dem Soundtrack gefunden (zumindest nicht auf dem Spotify-Release). Die Musik zur Auftauchszene müsste ja eigentlich der Track "Ascending" sein, aber da ist dieser effektive Akkordwechsel auf dem Schnitt zu Cruise im Krankenbett nicht drin. Offenbar nur ein Film-Edit, und vielleicht auch gar nicht so komponiert - wer weiß.
  7. Würde dir da gerne zur Seite springen, aber ich höre mir solche Scores schon lange nicht mehr getrennt vom Film an. Zeitverschwendung, da meine musikalischen Interessen völlig anders gelagert sind, und nur für die Kritik am Status quo der Filmmusik möchte ich mich da nicht mehr durchquälen. Außerdem ist mein primäres Hörprojekt gerade Alfred Schnittke, da muss die (aktuelle) Filmmusik eh etwas hinten anstehen...
  8. Nach dem schweren Konzert zu dritt nun ein harmloser Spaßmacher: die polystilistische "Gogol"-Suite (1976/1980). Eine Musik voller Grimassen und Zitate.
  9. Bin noch nicht ganz durch, aber bislang wirklich sehr, sehr angetan vom Score! Desplat ist einfach der bessere Komponist für Action, Suspense und Co., da er im Gegensatz zu Giacchino Einflüsse aus der (modernen) Kunstmusik einfließen lässt. Giacchinos Referenzkosmos besteht nur aus anderen Filmmusiken - das kunstmusikalische Erbe spielt bei ihm keine Rolle. Heißt: keine bzw. wenig Modernismen, eine glatte und überraschungsarme Klangästhetik, sowie eine Harmonik, die modale Färbungen meidet. Was mir bisher aufgefallen ist: - wunderbar verspielter Einsatz der Marimba im "Opening Lab" (erste 20 Sekunden, später um 2:30!) - Desplat-"Earfuck" (3:42 in "Opening Lab"): ich liebe diese Tonhöhen-verschleiernden Mischungen aus Synths, tiefen Holzbläsern und sul ponticello-Streichern (gibt's auch oft in GODZILLA) - fast Streichquartett-artiger Klang der Streicher in den ersten Takten von "Dart Show" (Desplats luftiger kammersymphonischer Satz ist einfach enorm reizvoll, gerade im Kontext solcher Blockbuster-Produktionen) - der minutenlange Klaviersatz in "Zora and Kincaid" hat mich auch überrascht; bei Giacchino wäre spätestens ab 0:36 ein konventioneller Streichersatz dazugekommen, hier treten Streicher und Harfe erst sehr spät in gläsern-impressionistischer Manier dazu - die exzentrische Bläsercluster-Hysterie in "Mosasaur Attacks Yacht" um 1:31 muss man sich auch erstmal trauen! - in "Zora and Loomis Chat" deutet sich zu Beginn eine Passacaglia-ähnliche Struktur an; schade, dass er das nicht weiter durchzieht (trotzdem feinster Streichersatz, und herrlich, wie er später ins Williams-Thema überleitet) - alles, was die Solo-Trompete in "Boat Chase" macht - die Einfärbung des Satzes mit verschiedener Percussion in "Fins Attack - Part 1", vor allem Xylophon (schön ab 2:40), aber auch Klavier+Marimba (1:07) und Marimba solo (3:00) - "Fins Attack - Part 2" endet irritierend synkopisch (auf letzter Achtel oder Sechzehntel des Taktes, bin gerade zu faul es exakt auszuzählen - ziemlich strange^^) to be continued...
  10. Um die Diskussion mal in den passenden Thread zu holen (für künftige Generationen, die das nachlesen wollen: hier ist der andere Thread): Gefällt dir denn auch sein toller MONKEY SHINES? Der ist ja rein sinfonisch, sehr subtil und kunstvoll in der Themenverarbeitung, und hat eine unglaublich stark vertonte Eröffnungssequenz mit einem fast Schnittke-haften, dissonanten Schock auf dem Höhepunkt. Besonders schön am vorgestellten Thema finde ich, wie er Jazz-Harmonik und spätromantische Wendungen zusammenführt (besonders auffällig bei 1:45 in den Holzbläsern und Streichern, das könnte fast Strauss sein). Diese "jazzige Spätromantik" findet man so eigentlich auch nur bei ihm.
  11. Da ich Anfang des Jahres einen Aufsatz über Fielding für eine Michael-Winner-Publikation geschrieben habe und mich in diesem Rahmen wieder intensiver mit seiner Musik auseinandergesetzt habe, kann ich das recht einfach entkräften. Tatsächlich komponierten beide gerne polytonal, jedoch bezieht sich Fieldings Polytonalität auf das große Vorbild Bartók (meist parallele Quint-Klänge, die eine sehr "eigene" Klangwirkung erzielen, siehe z.B. "Pas de deux" aus THE NIGHTCOMERS oder "Indian Rodeo" aus CHATO'S LAND), während Shires polytonale Färbungen aus der Jazz-Harmonik stammen, also erstmal überhaupt keinen "E-Musik"-Sound an sich haben. Vielleicht auch ein Faktor, warum Stefan mit Shire nicht so kann? Jedenfalls muss sich hier gar niemand am anderen messen - beide haben (nicht nur im Western-Genre) völlig unterschiedlich komponiert, mit völlig unterschiedlichem Ergebnis in der Klangwirkung.
  12. Ich will dich sicher nicht zum Shire-Jünger machen. Mir ist doch völlig egal, was du anhörst oder sammelst. Aber schön, dass nun etwas mehr über Shire geschrieben wird. Das war mein Ziel. (SOMETHING FOR JOEY kenne ich selbst übrigens noch gar nicht. Bin sehr gespannt auf weitere Entdeckungen!)
  13. Das, was du beschreibst, sind Idiome und Stile, die Filmkomponisten beherrschen müssen, weil Filmmusik ihrem Wesen nach polystilistisch ist. Film A verlangt nach Jazz, Film B nach romantischer Sinfonik, Film C nach modernistischer Kammermusik. Die Handschrift eines Komponisten bestimmt sich aber nicht durch die verwendeten Stile, sondern durch Parameter wie Harmonik, Charakteristika in der Melodiebildung, Rhythmusbehandlung, etc. pp. Und allein Shires Harmonik ist so krass unverwechselbar, dass es mich wundert, dass jemand wie du, der die Ohren so gut aufmacht (siehe oben), davon überhaupt nichts merkt.
  14. Habe mich entschieden, den Sommer mal wieder ganz der Musik Alfred Schnittkes zu widmen. Höre mich derzeit durch sein komplettes Schaffen und schließe die letzten verbliebenen Lücken. Als Einstieg mal wieder eins meiner Lieblingswerke: das Konzert zu dritt für Violine, Viola, Violoncello und Streichorchester (1994). Ein ausgesprochen sprödes Werk der letzten Schaffensphase (Schnittke starb nur vier Jahre später), bei dem die ersten drei Sätze jeweils einem Solo-Instrument zugeordnet sind: der erste dem Cello, der zweite der Bratsche, der dritte der Violine. Im vierten Satz finden alle drei zusammen und liefern sich ein wütendes Gefecht. Das Werk schließt mit einem kurzen "Menuett" - ursprünglich ein eigenständiges Stück, fungiert es hier als Epilog des Konzerts. Hier der unglaublich dichte und spannungsreiche 2. Satz (Bratsche + Streicher): Und der vierte Satz, in dem alle drei Solisten zusammenfinden: erst das atemlos voranpreschende Cello; dann die Bratsche, die mehrere Male ein schmerzhaft-expressives Thema wiederholt; dann die Violine, die sich manisch in die Höhe schraubt. Dann, plötzlich, wie aus dem Nichts: ein Klaviercluster - und der Satz ist zu Ende. Und zum Schluss das "Menuett". Ein Stück für die einsame Insel. Eine der anmutsvollsten und zugleich abgründigsten Streicherkompositionen, die ich kenne. ❤️
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