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Mephisto

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Beiträge von Mephisto

  1. Also ich weiß von nichts. Gibt es Bear-Famil überhaupt noch? Mir sind kaum Stellen in Erinnerung, die nicht auf der Box enthalten sind, nur ein paar küzere Varianten von Passagen, die in der Langfassung auf der Box sind (Angriff der Kiowas aus WINNETOU I oder die Musik zu Tscho-tschi an Shatterhands Krankenbett). Mal ganz ehrlich: Braucht man da noch mehr Musik? War mit dem 8-CD-Set immer sehr glücklich.

  2. DARK PASSAGE hat mich unglaublich beeindruckt, als ich den letztes Jahr gesehen habe. Ohnehin haben mich bisher sehr sehr wenig Noirs kalt gelassen. Denkt Ihr, es besteht noch Hoffnung bezüglich einer CD-Ausgabe der Musik oder sind die Bänder eventuell gar verschollen oder vernichtet? Interessant, dass auch THE BIG SLEEP bisher nicht in einer vollständigeren Fassung verfügbar ist.

  3. vor 1 Stunde schrieb Sebastian Schwittay:

     Bei Goldsmith kann man da fast schon eine Regel ableiten: wird die Musik von Fans geschmäht, ist sie oft besonders interessant (WARLOCK). ;) 

    Also FIERCE CREATURES und MURITURI schätze ich sehr, aber bei WARLOCK müsstest Du mir nochmal erklären, was daran so interessant ist. So sehr ich EXTREME PREJUDICE als Musik mittlerweile liebgewonnen habe, so sehr lässt mich die dröge WARLOCK-Musik kalt - wobei ich den Film immerhin charmant finde.

  4. Am 2.4.2020 um 13:21 schrieb Lars Potreck:

    und das traust du Harry Gregson-Williams alles zu? du traust ihm tatsächlich zu, an Goldsmiths klasse ranzukommen (denn darum ging es)? dann wirst du wohl auch von Lorne Balfe "hochwertige musik" für Black Widow erwarten, weil ja genug geld vorhanden ist und die story ebenso "hochwertige musik" wie die von Mulan verträgt?

    In Anbetracht von KINGDOM OF HEAVEN und NARNIA würde ich Gregson-Williams schon einiges an kompositorischem Handwerk und Gespür zutrauen. Derartige Referenzen hat Balfe nicht vozuweisen. Ja, Harry Gregson-Williams ist nicht Jerry Goldsmith, aber das muss er auch nicht, um interessante Musik zu komponiere. John Williams und Abel Korzeniowski sind auch nicht Jerry und das ist auch gut so...

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  5. Theoretisch Goldsmith in THE CASSANDRA CROSSING - praktisch wird die Pandemie dort aber gerade noch verhindert :)

    Für das tödliche Virus gab es diese schön fies blubbernden Synthies und auch sonst ist die Musik klanglich interessant, weil Goldsmith sie auch selbst in die Partitur übertrug. Es knirscht an allen Ecken und Enden (dank Guero) und Eruo-Pop mit Cembalo ist auch drin. Aber wie gesagt: Da geht's eher um das Setting und die Zugaction, weniger um eine tödliche Krankheit.

  6. DEN wollte ich schon lange mal wieder hören. Habe den Film auch positiv in Erinnerung :)

    Am 4.6.2012 um 22:50 schrieb Mephisto:

    Kennwort: Morituri (Morituri)

    Der deutsche Robert Crain ist Pazifist und desertiert während des zweiten Weltkriegs. Untergetaucht in der britischen Kolonie Indien wird der kultivierte Deserteur von Colonel Slatter – einem Offizier des britischen Geheimdienstes – aufgesucht und mit einem Auftrag versehen. Ein deutscher Frachter transportiert Gummi für Kriegsmaschinerie von Japan nach Europa. Da das Schiff die britische Blockade durchbrechen muss, ist es mit Sprengladungen zur Selbstzerstörung ausgestattet, die vom Kapitän zu zünden sind, sollte der Frachter in feindliche Hände fallen. Der Sprengstoffexperte Crain soll sich als Gestapo-Offizier Hans Keil während der Überfahrt an Bord des Schiffes aufhalten, die einzelnen Sprengsätze ausfindig und unschädlich machen, damit die ebenfalls für die Briten wertvolle Ladung nicht verloren geht. Crain nimmt den Auftrag unwillig an und betritt am nächsten Tag in Verkleidung das Schiff, auf dem die Verhältnisse zwischen den einzelnen Besatzungsmitgliedern gespannt sind: Kapitän Müller, der der NS-Propaganda ablehnend gegenüber steht, ist der angebliche Gestapo-Offizier ein Dorn im Auge während der erste Offizier Kruse ein treuer Befürworter der Nazis ist. Kruse selbst hatte eigentlich damit gerechnet, den Frachter als Kapitän führen zu können. Bei den Matrosen handelt es sich fast ausschließlich um politische Gefangene, die nur auf die Gelegenheit warten, eine Meuterei anzuzetteln…

    „Morituri“ ist heutzutage leider trotz der beiden Hauptdarsteller Marlon Brando und Yul Brunner größtenteils in Vergessenheit geraten. Basierend auf dem Roman „Morituri“ von Werner Jörg Lüddecke handelt es sich bei dem von Aaron Rosenberg produzierten Film um einen überdurchschnittlichen Spionage-Thriller. Regisseur Bernhard Wicki, platziert seine Figuren dabei gekonnt in der ausweglosen Situation auf dem kleinen deutschen Frachtschiff auf hoher See – einem von Wassermassen umgebenen stählernen Mikrokosmos, dessen zwischenmenschliche Beziehungen von Abneigung, Misstrauen und Spannung dominiert werden. Während alle Charaktere augenscheinlich Hand in Hand für das Schiff arbeiten, verfolgt jede Gruppe gleichzeitig stur ihr eigenes Ziel und repräsentiert dabei eine politische Orientierung zur Zeit der letzten Jahre des zweiten Weltkriegs.

    Neben Bernhard Wickis wirkungsvoller Regie trägt neben den überzeugenden Darstellern auch die atmosphärische Schwarzweißfotografie des Kamermanns Conrad L. Halls zu der Stimmung des Films maßgeblich bei. „Morituri“ war übrigens der erste Film des ausgezeichneten Kameramanns, der später an Produktionen wie „Der Marathon Mann“ oder „American Beauty“ beteiligt war.

    Auch die Darsteller machen ihre Sache mehr als gut. Marlon Brando schien von der Produktion nicht allzu überzeugt und seine teils flapsigen Kommentare in Interviews waren seine Reaktion auf die Bitte der Produzenten, den Film zu bewerben. So erklärte er einer Journalistin, dass ihr Leben erst Sinn ergäbe, hätte sie den Film „Morituri“ gesehen. Die schwierige Art des Schauspielers wird auch während des Films deutlich, da er auch hier seine schnöselige Art auf die Darstellung Robert Crains überträgt. Allerdings passt die arrogante Interpretation auf den egoistischen Pazifisten, der nichts weiter als seine Bücher und seine Musik braucht, perfekt. Yul Brunner, den man eigentlich mit dem schweigsamen Revolverschwinger oder dem Kosakenführer Turas Bulba in Verbindung bringt, liefert als Kapitän Müller eine starke Leistung ab. Er schafft es, die inneren Konflikte des Kapitäns, nachvollziehbar zu transportieren. Sein verzweifelter Wutausbruch nachdem er erfahren hat, dass seine Sohn, auf den er so stolz war, dafür belohnt wurde, ein feindliches Hospitalschiff versenkt zu haben, gehört zu den großen Momenten des Films. Als einer der ganz wenigen Kritikpunkte des Films könnte man bemängeln, dass Brunner und Brando für sich genommen hervorragend spielen, in gemeinsamen Szenen allerdings teilweise aneinander vorbei spielen, was allerdings hauptsächlich an Brando liegt. Auch die Nebendarsteller Martin Benrath als erster Offizier Kruse und Janet Margolin als jüdische Kriegsgefangene Esther, die später auf das Schiff gebracht wird, tragen zum hohen Niveau des Films bei. Ingesamt gelang Bernard Wicki ein äußerst spannender Spionage-Thriller, der handwerklich und dramaturgisch kaum Schwächen aufweist und heute leider zu Unrecht in Vergessenheit geriet.

    Zur Musik: 1965 vertonte Jerry Goldsmith neben „Morituri“ zwei weitere Kriegsfilme: „Von Ryans Express“ und „In Harm’s Way“. Vergleicht man diese drei Filmmusiken fällt auf, dass „Morituri“ und „Von Ryans Express“ sich besonders in den Action- und Suspensepassagen ähneln während „In Harm’s Way“ mit seinem symphonischen Vertonungsansatz um einiges glatter und traditioneller daher kommt. Für die Musik zu „Morituri“ stand dem Komponisten ein schmal besetztes Orchester zur Verfügung, dass um Zither, E-Bass und Solovox – einen frühen Synthesizer – erweitert war. Besonders die Zither spielt eine wichtige Rolle, da sie für die europäischen Charaktere steht. Der Einsatz der Zither erinnert zusätzlich an die Musik zu „Der dritte Mann“ und auch bei „Morituri“ wird das Hauptthema während des Vorspanns und auch vermehrt im Film von der Solozither gespielt. Dieses Thema ist im ¾-Takt gehalten und von leicht melancholischem Einschlag. Zu Beginn des Films, der in Indien spielt, steuert Goldsmith wenige Minuten exotisches Lokalkolorit – hauptsächlich mit Gamelan – bei, bevor der Frachter in See sticht und hauptsächlich Suspense- und wenige Actionszenen das Steuer übernehmen. Auch wenn diese Musik ein Frühwerk des Komponisten ist, zeigen sich hier schon deutlich die wichtigsten Elemente der Actionvertonung, die Jerry Goldsmith im Verlauf seiner langen Karriere beibehielt. So kommt bei einem Bootsmanöver das in tieferer Lage hämmernde Klavier zum Einsatz, ungerade Rhythmik prägt die treibenden Ostinati und auch die sehr transparente Instrumentation ist nicht nur der schmalen Orchesterbesetzung geschuldet, sondern auch dem kammermusikalisch ökonomischen Denken des Komponisten und ähnelt besonders wegen des starken Bläser- und Schlagzeugeinsatzes sowie des E-Basses an ähnliche Musiken aus Goldsmiths TV-Schaffen dieser Zeit. Die Actionvertonung neigt durchgehend zu modernistisch harschen Harmonik und einige schrille Streicherfiguren erinnern außerdem an die ein Jahr zuvor entstandene Musik zu „Shock Treatment“. In den Suspense-Passagen zeichnet sich die Musik oftmals durch unerbittlich standhafte Motive auf wie die in der Harfe zu hörende Tonrepetition die an ein Uhrenticken erinnert, als Brando erstmals den Frachtraum des Schiffs erkundet oder das 5/8-Ostinato in der Pauke, als sich das Schiff durch eine Linie von englischen Schiffen manövriert. Einen weiteren Höhepunkt stellt die getragene kanonisch sich überlappende Hornpassage für die Übergabe der Gefangenen eines U-Boots dar.

    Die Musik zu „Morituri“ erschien erst in den 90er Jahren erstmals auf CD und wurde von Tsunami herausgebracht. Diese Pressung wurde allerdings mit der Ausgabe von FSM hinfällig. Klanglich überraschend frisch präsentierte sich auf der FSM-CD erstmals die vollständige Musik, da im Film selbst einige Passagen umgestellt, geschnitten oder gar ganz ausgelassen wurden. Das Booklet ist mit einem sehr informativen Begleittext ausgestattet und somit lässt diese Edition keine Wünsche offen.

    Insgesamt schuf Jerry Goldsmith mit „Morituri“ ein interessantes Frühwerk, das den Film maßgeblich unterstützt. Durch die schmale Orchestrierung und die Nähe der Suspense-Passagen zur TV-Musik wie „The Man From U.N.C.L.E.“ wirkt „Morituri“ allerdings ein bisschen wie ein Rohdiamant, die einzelnen Elemente noch nicht so ausgefeilt wie in späteren Kompositionen. Das Hauptthema allerdings ist in seiner Gestalt innerhalb Goldsmith Werk recht originell. Dank der vorbildlichen FSM-Veröffentlichung schließt sich nun eine weitere Lücke in der Goldsmith-Diskographie und ermöglicht einen weiteren Einblick in das frühe Werk eines talentierten Aufstrebenden Komponisten, der wenige Jahre später unvergleichliche Meisterwerke für das Kino schreiben wird.

     

  7. vor 3 Stunden schrieb Sebastian Schwittay:

    Habe mir gestern Abend THE POSEIDON ADVENTURE angesehen (ich glaube, ich kannte den bislang nur ausschnittsweise aus dem Fernsehen)... der Williams-Score hat mich bis auf das nette, wellenartig wiegende Thema - eigentlich ja nur zwei Akkorde, die von melodischen Verzierungen verbunden werden - allerdings nicht großartig beeindruckt. Die vielen dissonanten Spannungspassagen laufen schon ein bisschen leer, an manchen Stellen liegt das Scoring aus dramatischer Sicht auch ziemlich "neben der Spur" (das Aufrichten des Christbaums, wtf? ;) ). Wäre für mich jetzt nicht unbedingt auf CD notwendig. 

    Nächste Woche ist THE TOWERING INFERNO dran. 

    Da hatte ich richtig Spaß. Teilweise unnötig grausam, aber diese ewig zelebrierte Männlichkeit in Person von McQueen hat was.

  8. COPPER CANYON konnte ich erst vor ein paar Monaten im Rahmen einer Hedy-Lamar-Retro sehen, umso schöner, dass jetzt auch die Musik erscheint. Zusammen mit dem Steiner-Set sind das ja herrliche Zeiten für Western-Freunde.

    • Like 1
  9. Am 14.11.2019 um 19:58 schrieb horner1980:

    Laut einer Pressemitteilung, welche ich bekommen habe, wird das ein Score werden, der sich im Stil an die Film Noir-Scores der 50er, 60er und 70er orientieren wird.

     

    Da sieht man mal wieder, wie wenig Ahnung die Filmschaffenden heute noch von der Ästhetikgeschichte ihres eigenen Mediums haben: Als ob Filmmusik der 50er, 60er und 70er eine stilistische Pampe gewesen wären. Man kann ja auch die 80er, 90er und 2000er nicht einfach in eine Schublade stecken und daraus ernsthaft eine stilistisch koheränte Musik destillieren. Zwischen einem Rózsa und einem Fiedling bestehen nunmal enorme Unterschiede.

    Der Trailer sieht aber nach ganz solider Kinounterhaltung aus, wie ich sie in letzter Zeit immer mehr vermisse. :)

  10. vor 17 Stunden schrieb Sebastian Schwittay:

    Die Williams-Scores waren auf den jeweiligen Alben allesamt herausragend gut präsentiert (wie fast immer bei Williams' Albumkonzeptionen). Und von einem eher mäßigen Arnold-Bond wie THE WORLD IS NOT ENOUGH brauche ich ehrlich gesagt nicht mal die 68 (!) Minuten des alten Albums... 

    Von den populären Titeln schien mir allein das DRACULA-Set ein interessanter Zugewinn zu sein (welches ich mir allerdings auch nicht geholt habe, da ich mir das als Nicht-Kilar-Fan eh nur alle paar Schaltjahr mal anhören würde...). 

    Man merkt halt, wie mittlerweile überall die letzten Tropfen rausgepresst werden, und man sich voll und ganz auf die U-30-Nerds eingeschossen hat, die tendenziell eh alles kaufen, was mit Franchises zu tun hat, auch wenn es die x-te Version ist. In der Hinsicht war La-La Land für mich aber schon immer ein reines Fan- und Nerd-Label - das filmmusikkulturelle Pendant zur Comic-Con, wenn man so will. Natürlich sind Intrada, Varèse und Co. irgendwann auf den Zug aufgesprungen, denn offenbar lässt sich heute nur noch mit dieser Zielgruppe wirtschaften.

    Die Filmmusikkultur entwickelt sich leider wieder zurück zu Merchandising und Souvenir, der historisch ausgerichtete Sammler wird - bis auf wenige Ausnahmen - gar nicht mehr angesprochen. Die Monopolisierung der Unterhaltungsindustrie durch Franchise-Produzenten hat an dieser Entwicklung natürlich massiven Anteil. 

    Ich denke, Du meinst eher die U50-Generation, denn wer unter 30 kennt noch 90er-Jahre-James-Bond-Filme, BEVERLY HILLS COP etc.? Kaum jemand in meiner Altersgruppe hat auch nur einen Hitchcock gesehen, ebenso wenig die 90er-Kracher. Wenn man die U30-Generation berücksichtigen wollen würde, müsste man mehr zeitgenössisches Marvel-Zeug und lauter Netflix-Filmmusik rausbringen.

    Ich stimme Stefan auch zu, dass das alles sehr anglozentrisch gedacht ist. Musicbox, Alhambra, Saimel und Kronos haben dieses Jahr doch wieder etliches an europäischen Schätzen gehoben. Ich gebe zu, dass ich da auch nur einen Bruchteil von angeschafft habe, aber ich beschwere mich nicht über mangelnde Neuveröffentlichungen - wenn man auch mal an Caldera denkt!

  11. Aus dem Rezenseions-Archiv :) (man beachte die damals noch ironisch gemeinte Bemerkung im zweiten Zitat [gekennzeichnet durch die kursive Schrift])

    Am 26.1.2015 um 21:36 schrieb Mephisto:

    Michael Kamen - ROAD HOUSE

    Nach RENEGADES der zweite Kamen-Actioner, den ich nach rund drei Jahren nach seiner Veröffentlichung entfolierte und in die Anlage warf. Ich muss sagen, dass ich keine direkte Vorstellung davon hatte, wie das zu Erwartende denn nun klingen würde. Umso überraschter war ich, als die erste Hälfte des Albums größtenteils von folkig angehauchten Stücken besteht, die mit kleinem Ensemble, unter Anderem bestehend aus Keyboard-Streichern, einigen Solobläsern und Gitarre, eingespielt wurden. Diese Musik könnte so zu einem großen Teil auch aus einem im mittleren Westen spielenden Familiendrama erklingen (Kamens 20 Jahre zu früh komponierte Musik zu AN UNFINISHED LIFE), etwas durchmixt von einigen wenig inspirierten Suspense-Passagen.

    Dann folgt mit "Loading Dock Fight" der erste Höhepunkt, in dem (der auch im Film zu sehende) blinde Gitarrist Jeff Healy in einem größtenteils improvisierten Actiontrack sein Können zum Besten gibt. Die über eine treibende Drumset-Begleitung (Hauptsächlich Hi-Hat und Bassdrum) improvisierten Gitarrenklänge weisen deutlichen Bluesrock-Charakter auf und schlagen so eine schöne Brücke zu den folkigen Klängen zu Beginn des Albums. Zum Schluss des Films lässt Kamen es sogar noch mit einem Orchester krachen. Die im Booklet gelieferte Erklärung, die ursprünglich ebenfalls mit kleiner Besetzung begleiteten Actionszenen zum Schluss hätten mehr musikalische Wucht benötigt und daher hätte man Kamen noch eine Orchester spendiert, klingt glaubwürdig. An Kraft mangelt es den betreffenden beiden Stücken (ein drittes im Film zu hörendes war nicht mehr auffindbar) nicht, aber an Struktur und motivisch-thematischer Arbeit. Somit hört man hier gesichtslose, schablonenhafte Orchesteraction, die wahrscheinlich erst mit dem Bild komplett Sinn ergibt. Abschließen tut das Stück mit einer erneut sehr folkigen Darbietung des Hauptthemas.

    Mich überrascht, dass die Musik ob ihrer uterschiedlichen Ansätze und Elemente nicht auseinander fällt. Intrada hat aus den überlieferten Aufnahmen das beste rausgeholt, das Booklet ist wieder sehr informativ, und zweifellos ist diese Musik unterhaltsamer als RENEGADES, aber ich schätze, in erster Linie ist ROAD HOUSE ein Album für Kamen-Freunde. Auch wenn es mir auf mit seinen charmanten Folk-Passagen, dem fetzigen Healy-Solo und den gut gemachten Orchesterattacken durchaus Freude bereiten konnte, so scheinen mir die einzelnen Aspekte zu schablonenhaft - eine Musik mit mehr Klischee als Charakter.

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    Am 14.2.2015 um 22:47 schrieb Mephisto:

    Nach der Filmsichtung von ROAD HOUSE möchte ich hier kurz festhalten, dass Intrada ein nehazu bestmögliches Album zusammen gestellt hat. Ich weiß allerdings nicht, wie genau sich die Produzenten mit dem Film auseinander gesetzt haben, denn insgesamt fehlen von den orchestralen Passagen derer drei und nicht nur eine! Das ist allerdings zu verschmerzen, wissen wir doch, dass diese Aufnahmen nicht auffindbar waren (mal sehen, wann La-la Land Records die "endgültige Fassung" rausbringt...). Ich war überrascht, wie viel von der Musik auf der CD im Film nicht zu hören ist. Kamen musste oftmals nur kurze Überleitungen komponieren, die in mehrere der unzähligen im Film (gut) eingesetzten Songs münden. Insgesamt wurden die Stücke von Intrada intelligent zusammen gefügt und hören sich viel weniger nach dem Schnipselwerk an, dass die Musik im Film bildet. Das markanteste Beispiel dürfte der "Loading Dock Fight" sein. Ich habe mich ohnehin gefragt, wie dieses quasi-improvisierte Stück entworfen wurde, da Heely ja selbst kaum das Bildgeschehen auf die Sekunde genau verfolgen konnte. Letzten Endes ist der Kampf im Film auch viel zu kurz für das gesamte Stück, das massiv gekürzt und auseinandergeschnitten wurde, sodass im Film nur noch eine knappe Minute von der sieben Minuten langen Impro zu hören ist. Auch "Dalton's Theme" ist um über die Hälfte gekürzt, "Final Theme" habe ich im Film gar nicht wahrgenommen.

    Im Film wirkt der Umschlag von klein besetzter Musik zu orchestraler Action stärker als auf dem Album, da die vorherigen Schlägereien mit Songs oder eben der Heely-Impro unterlegt waren. Mit Kamens Orchesterkrawall erhalten sie eine viel bedrohlichere und ernsthaftere Qualität. Dennoch habe ich mich gefragt, wie Kamen diese Stücke formal entwickelt hat. Vom reinen Höreindruck ging ich davon aus, dass Kamen wichtige Synchronpunkte der Kämpfe festlegte und die Musik darauf zuschnitt, im Film wirkt es jedoch so, als würde Kamen manchmal regelrecht "neben der Spur" liegen. Gerade wenn jemand zwischen den Faustkämpfen spricht, schwillt das Orchester zum Fortissimo an und muss runter geregelt werden, ein Tuttischlag des Orchesters liegt genau auf einem Faustschlag Swayzes, der nächste jedoch nicht mehr etc. Besonders irritiert haben mich die Pizzicato-Glockenspiel-Passagen, die während heftiger Schlagabtausche erklungen, um schließlich in massive Tuttiakkorde umzuschlagen, wenn gerade viel weniger passiert.

    Die kleiner besetzten Stücke zu Beginn des Films nimmt man kaum wahr, insbesondere, weil die Songs so prominent eingesetzt werden. Wie ich auch schon im "Ich-höre-gerade-folgendes-Album" sagte: Eine CD für Kamen-Komplettisten. Ich werde mit dem Album trotz der editorischen Vorzüge nicht warm, zu uninspiriert die mittelwestlichen Folklore-Klänge, zu zerfasert die Orchesteraction. Lediglich der "Loading Dock Fight" wird mir in guter Erinnerung bleiben, und das ist noch nicht einmal allein Kamens Verdienst...

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  12. Da spricht er doch aber noch von der Erstellung seiner Demo, oder? Zumal ich diesen kehlig-jauchzenden Streicherklang noch mit am interessantesten in dieser rumpelnden Klangcollage fand.

    Aber ja, dieses ganze "I bought some Instruments and had fun with them" oder "and then we got some stuff and sampeled the hell out of it" sind diese typischen "Spielkind"-Inszenierungsfloskeln, mit denen ja auch gerade Zimmer Schule gemacht hat.

  13. So wenig ich mit Holkenbergs Musik etwas anfangen kann, so sympathisch ist er mir durch seine ganzen Videos geworden, weil er sich die Zeit nimmt, handwerkliche Aspekte detailliert zu erläutern, und nicht nur Marketing-Gewäsch oder Imagefilmchen präsentiert. Man merkt ja auch, wie viel Kleinstarbeit in seinen Musiken steckt, aber leider klingt es für mich dann doch einfach uninteressant.

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