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Mephisto

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Beiträge von Mephisto

  1. Also IL GRANDE SILENZIO und UN BELLISSIMO NOVEMBRE wurden von Beat Records auf einer CD veröffentlicht. Ich fand die Musiken ziemlich unterschiedlich und IL GRANDE SILENZIO hat weniger spröde Streicher, als eine sehr zarte und fast fragile Lyrik, dazu noch eine grandiose "barocke" Passage. Vielleicht ist IL GRANDE SILENZIO meine liebste Morricone-Westernmusik, auch, weil sie nicht so "typisch" ist. Der Film ist unglaublich trist und brutal, ebenso resignativ wie großartig.

  2.   

    Mein Eindruck ist seit Jahren stabil. Diese im Jahre 2010 geschriebene Kritik spiegelt auch meinen heutigen Eindruck noch adäquat wider:

    Am 17.4.2010 um 16:54 schrieb Mephisto:

     


    Conan, der Barbar - Basil Poledouris

    Der Film über Conan, einer der letzten Überlebenden seines Volkes, dass das Geheimnis des Stahls kennt und der seiner Gefangenschaft entkommen kann um sich am Mörder seiner Familie, der mittlerweile eine mächtige Sekte ins Leben gerufen hat, zu rächen, ist heute absoluter Kult und zog eine Fortsetzung nach sich. Man war sich einig, dass dieser Film eine pompös ausgestattete Musik bräuchte, um dem manchmal etwas billig erscheinende Szenario angemessene Größe verleihen zu können. Somit stand Basil Poledouris ein großes Symphonieorchester von 90 Musikern sowie ein Chor mit 24 Sängern zur Verfügung, der einmal gedoppelt werden konnte.

    Da über die Musik aus der Zeit zwischen dem Untergang Atlantis und dem Auftsieg der Söhne des Aryas nichts bekannt ist, machte Poledouris auch nicht groß den Versuch, seine Musik altertümlich klingen zu lassen. Vielmehr nutzt er seinen großen Klangkörper, um verschiedene Facetten der Protagonisten zu unterstreichen. Der Schwerpunkt der Instrumentation liegt auf dem Blech, dem Schlagwerk und den Streichern. Die Holzbläser werden meistens solistisch eingestzt und sind für lyrische Passagen vorgesehen. Eine wichtige Rolle spielt auch der Chor, der besonders ereignisreiche Situationen zu kommentieren scheint (wie es übrigens im Theater der Antike üblich war). So kommt schon die Musik zum Vorspann äußerst brachial daher. Die Pauken und das später einsetzende Schlagwerk eröffnen den 11/4-Rhythmus, über den Hörner und Posaunen unisono ein brachiales Thema spielen. Schließlich nehmen die Streicher ihr Spiel auf und bringen das erste zentrale Thema hervor, gestützt auf schweren Akkorden des Blechs, bevor die Musik wieder in den elfer zurückfällt.

    Nachdem das Thema der Streicher nun vom English-Horn vorgetragen wird, erklingt as musikalische Material für die Reiter Dooms, die das Dorf Conans angreifen. Wie auch die bösen Krieger ist die Musik sehr grobschlächtig. Die recht simplen Motive des Chors werden einfach sequenziert, das Schlagwerk hämmert primitiv auf die erste Zählzeit ein und die Streicher doppeln entweder den Chor oder spielen naheliegende Konterpunkte. Da besonders solche brachialen Momente der Musik dem Hörer in Erinnerung bleiben, kann sich die Musik nicht ganz ihres simplen und plumpen Eindrucks erwehren, doch auf der anderen Seite unterstützt diese teils einfach strukturierte Komposition die Stimmung des simpel gestrickten Films, der sich teilweise nur auf die Wirkung seiner Bilder und der Musik verlässt. Besonders das Stück nach dem Angriff auf das Dorf ist sehr beeindruckend, da der Chor und die Streicher eng verwoben die düstere Stimmung und die Bedrohung durch Doom charakterisieren. Auch die lange Sequenz zu dem "Rad der Schmerzen", die sich mit dem schwerfälligen Ostinato immer mühsamer voranzuschleppen scheint, unterlegt den Film perfekt. Die recht simplen Fanfaren münden schließlich wieder in das leuchtende Hauptthema, als Conan so muskulös geworden ist, dass er das schwere Rad alleine drehen kann.

    Auch die ruhigen Momente sind oft durch recht simple aber sehr schöne und lyrische Themen bestimmt, die oft von den soltistischen Holzbläsern gespielt werden. Dieser etwas plakative Einsatz der Holzbläser unterstützt den vorangegangenen Eindruck der etwas einfachen und klischeehaften Orchestration. Durch den Einsatz der Harfe und diverser Schellen, die ziemlich einfache Rhythmen schlagen gelingt es Poledouris, seine Musik etwas altertümlich klingen zu lassen, bevor die heiteren Streicher das beschwingte Freundschaftsthema für Conan und seinen neuen Gefährten Subotai. In der Musik für die Orgie und den letzten Kampf kehrt wieder das etwas plump anmutende motivische Material für Thulsa Doom und seine Mannen zurück. Für die große Prozession der Sekte komponierte Poledouris einen stampfenden primitiven Marsch, der sich in das vorangegangene Material sehr gut einfügt. Doch es gibt auch einige Passagen, die den Hörer überrascht aufhorchen lassen. Das Liebesthema zum Beispiel ist eine wundervoll ausschweifende Passage hauptsächlich für Streicher und bewegt sich deutlich von dem einfachen solistichen Gebrauch der Holzbläser weg und auch die Passage für den "Baum des Todes" brilliert mit leichten dissonanten Clustern und einigen interessanten Momenten der Streicher. Auch das sehr stimmungsvolle und mystisch anmutende Finale schwächen den ersten Eindruck der etwas primitiv anmutenden Orchestrierung, der simplen Harmonik und den plumpen Motiven.

    Poledouris komponierte hier also keine sehr anspruchsvolle und abwechslungsreiche Musik, die aber gerade durch ihre recht plakative Orchestrierung des einfach gestrickten Film gut unterstützt und die sich durch ihre einfach Harmonik und die nett anzuhörenden Motive sehr schön hören lässt. Die CD von Varèse deckt gut zwei Drittel der kompletten Filmmusik ab, wobei die der Milan-CD hinzugefügten Nummern die großorchestrale Palette der Musik erweitern. Die etwas aus dem Rahmen fallende Musik zur ersten Opferzeremonie oder die primitiven Blech- und Schlagwerkpassagen für die Gladiatorenkämpfe sucht man auch hier vergebens. Besonders ärgerlich ist die Klangqualität beider Alben. Man hört die wahre Wucht des Orchesters gar nicht mehr raus, da sich die Aufnahmen sehr dumpf und teilweise wie aus den 60ern anhören. Was auch immer mit den Bändern passiert ist, man kann nur hoffen, dass irgendein Label mal eine komplette und digital überarbeitete Fassung herausbringt. Das ist die Musik dann schon wert.

    Wer übrigens mitsingen will:

    "Riders of Doom"

    Version 1

    Enses, enses requirimus, requirimus saevos nos.
    Nos ferrei reges, servi fati.
    Vale caelum, vale terra, vale nivis, morimur!
    Vale, morimur servis fati!


    Swords, we seek swords, savage ones.
    We, iron kings, servants of fate.
    Farewell, heaven; farewell, earth; farewell snow; we die
    Farewell, for the servants of Fate, we die! "



    Version 2

    Enses requirimus saevos nos,
    nos ferrei reges servi fati,
    morta ex terra mortiferra tela
    in hostes bello ad moventes.
    Equos frenamus furentes
    Capi ta superba quatientes
    mortem hostibus et luctem date
    acrem di manes sternadis.
    Ave Nevis, ave ferrum,
    Ave tela, ave cruor
    Ave pugna, ave moritur.
    Skylon!"


    We seek savege swords,
    We, iron kings, servants of fate,
    bringing deadly weapons, sprung from the earth
    against the enemy in war.
    We control high-spirited horses,
    shaking their proud heads
    Spirits of the dead, give death and bitter grief
    to the enemy who must laid low
    Hail Nevism, hail iron
    Hail weapons, hail terror,
    Hail gore, hail those who are about to die!
    Skylon!


    "Gift of Fury" lyrics
    ---------------------

    Ecce nunc dies Patris
    Ecce nunc dies Matris
    Regnat nos, salvat nos.
    Regnat nos, salvat vos.


    Behold, now is the day of the Father.
    Behold, now is the day of the Mother.
    He rules us, he saves us.
    He rules us, he saves you.



    "The Kitchen/The Orgy"
    -----------------------------

    Alum dare id Hephaestus, id ire fundi
    Fati virum, omni brachium
    Pulchris profundis infernarum servi fati
    Impoteo Infernarum
    Pulchris infernarum profundis
    Impoteo, impoteo fati
    Impoteo Infernarum
    Alum dare, dolere, id Hephaestus, id ire
    Pro profundis fati
    Pro pulchris infernarum profundis
    Pro pulchris omni fati brachium
    Pulchris profundis infernarum servi fati
    Profundis, profundis fati
    Alum dare, dolere, id Hephaestus, id ire
    Pro profundis fati.


    Give food to Hephaestus, Go deep to him
    To the oracle responsible of everything
    To the beautiful deep hell of the servants of doom
    Stinking Hell
    To the beautiful deep hell
    Stinking, Stinking doom
    Stinking hell
    Give food, suffer, go to him, to Hephaestus
    Through the deep doom
    Through the beautiful deep hell
    Through the beautiful hell responsible of all doom
    Beautiful deep hell of servants of doom
    To the deep, deep doom
    Give food, suffer, go to him, to Hephaestus
    Through the deep doom

     

     

  3. Am 25.7.2020 um 21:33 schrieb Angus Gunn:

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    Leigh Harline:  BLACK WIDOW  (Die Spinne)

    "Professionell und spannend inszeniertes Eifersuchts- und Kriminaldrama mit gesellschaftskritischem Einschlag im attraktiven Künstlermilieu" steht es im Filmlexikon zu lesen. Der Film ist rein vom formalen Aspekt her weit entfernt vom typischen Noir-Stil früherer Jahre, und bei seiner Dialoglastigkeit bestand eigentlich kein Grund, ihn in Cinemascope und Farbe zu inszenieren. Die Geschichte jedoch, die ihren Hauptcharakter (Van Heflin) und die ihn umgebenden Figuren immer tiefer in einen Strudel der Unmoral zieht, gehört eindeutig in den Noir-Kosmos.

    Beurteilen kann ich das selber nicht, da ich ihn bisher noch nicht gesehen habe. Die Musik allerdings dürfte eine der schönsten sein, die einen Noir zu jener Zeit bereichert haben. Die Titelmusik (unten verlinkt) ist ein Wunderwerk von düsterer Eleganz und melodisch umwerfend. Klavierstücke und Orchestertutti, mal schwelgerisch, mal solistisch, beschreiben das exquisite High-Society-Milieu. Erst in der zweiten Hälfte kehren die dunkleren Klangfarben zurück (DECISION und CONFESSION sind Kompositionen von großer Intensität, ebenso malerisch wie schwermütig) und beenden den nur 22-minütigen Score mit schwarz-romantischen Walzer-Klängen, basierend auf dem Strauss´schen SALOME-Tanz, der zuvor im Score auch direkt zitiert wird. Alfred Newman dirigiert das Fox-Orchester in gewohnter Präzision und Hingabe ("... next to impossible to duplicate.") Unbedingte Empfehlung!

     

    Heute Abend erstmals von der Twilight-Time-Blu-Ray gesehen. In jeder Hinsicht ein Genuss! Tatsächlich spielt das Liebesthema aus Salome von Richard Strauss eine große Rolle in der Musik, denn es begleitet die Protagonistin bei ihrem Auftsieg in die New Yorker High Society, während sie immer weiter in Nähe des Central Parks zieht. Ein wirklich sehenswerter Film, wobei mich, auch wie VIOLENT SATURDAY, überrascht hat, dass er in Cinema Scope und in Farbe gedreht wurde. Absolute Empfehlung!

  4. Am 12.12.2020 um 14:52 schrieb Angus Gunn:

    Das wußte ich nicht. Kenne von diesen James-King-Aufnahmen nur die Varese-CD-Auflagen.

     

    Hugo Friedhofer:  VIOLENT SATURDAY (1955)

    Dieser Film stammt aus dem selben Jahr wie BAD DAY AT BLACK ROCK und weist mit diesem mehrere Gemeinsamkeiten auf (Farbe, Cinemascope, Kleinstadt-Milieu, Marvin, Borgnine). Die Handlung ist denkbar simpel:  In einer vom Bergbau bewirtschafteten Gemeinde wird ein Bankraub vorbereitet und ausgeführt. Interessant ist dabei die Erzählweise. Eine handvoll Einwohner und deren Umfeld werden vom Drehbuch herausgegriffen und mit ihren kleinbürgerlichen Sorgen und Marotten skizziert. Parallel dazu laufen die Planungen des Ganoventrios. Als es schließlich zur Eskalation kommt, wird jeder der zuvor porträtierten Figuren auf die eine oder andere Art in das Geschehen um den Raubüberfall mit hineingezogen. Ein interssanter und spannender Film, der vor allem an den Alltags-Charakteren und ihren Verhaltensweisen in dieser Ausnahmesituation interessiert ist. Die drastische und glaubwürdige Darstellung bei Schußwechseln und Gewaltszenen war ihrer Zeit voraus. Die britischen bzw. amerikanischen Blurays sind toll aber zur Zeit leider sehr kostspielig. Von der spanischen DVD muß ich ausdrücklich abraten. Inzwischen wird davon auch eine Bluray-Version angeboten. Ob diese eine wirklich bessere Bildqualität besitzt, weiß ich nicht.

    Friedhofers Score ist kurz und präzise getimt, schweigt während der finalen Auseinandersetzungen fast völlig (eine weitere Gemeinsamkeit mit BAD DAY...). Große, einprägsame Melodien wird man hier nicht finden. Und da der Film in dem Sinne auch keinen Hauptdarsteller hat (sämtliche Charaktere agieren annähernd gleichberechtigt nebeneinander) bietet sich auch kein Ansatzpunkt für charakterbezogene Themen).

     

    Heute endlich mal gesehen - auf der DVD von Twilight Time mit isolierter Tonspur. Die Bilqualität ist nach heutigen Maßstäben (und verglichen mit den späteren Twilight-Time-Blu-Rays) katastrophal, auch fehlen Untertitel. Aber der Film selbst hat mich beeindruckt. Ein wirklich interessantes Konzept mit tollen Darstellerinnen und Darstellern in Szene gesetzt!

  5. Wundervoll! Das ist jetzt zwar schon gleich wieder ein bisschen zuviel des Guten aber die paar Stückchen auf der kommerziellen CD (mit einer hervorragenden Musikzusammenstellung von T-Bone Burnett) waren mir immer zu wenig.

    Hier eine wundervolle - und in der ersten Hälfte etwas eigenwillig harmonisierte - Variante des Liebesthemas. Das Streicherarrengement könnte so auch glatt als Konzertwerk durchgehen, wenn es etwas länger wäre. Diese "rauschenden" Flageolettöne in der Mitte habe ich immer für einen besonders schönen Kniff gehalten.

     

    • Like 2
  6. Gut zu wissen, vielen Dank! Ich bin, besonders was Korngold angeht, etwas zwiegespalten, denn seine Musiken sind so farbenprächtig instrumentiert, dass ich in vielen Fällen eine gute Neueinspielung öfter hören würde als eine noch so gut gemasterte Originalaufnahme. Ich hatte es allgemein so verstanden, dass bei vielen Studios und insbesondere durch die zahlreichen Disney-Deals viele Türen nunmehr verschlossen sind. Fox war ja früher ein typisches Varèse-Club- und Intradat-Studio, jetzt gehört es zu Disney und der Quell scheint versiegt...

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