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Eine neue symphonische Richtung ?


Aquarius
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Mich würde mal interessieren, ob ich das nur subjektiv so empfinde, oder ob es wirklich eine neue Stilrichtung in der symphonischen Musik gibt:

Irgendwann – so um 1996 rum – hat die symphonische Filmmusik einen grundlegenden Wandel von dem bis dahin eher an Gustav Mahler, Richard Strauss und Richard Wagner geprägten spätromatischen Orchestersound zu einer gewissermassen eher fliessenden von weniger ausgeprägten plötzlich ausbrechenden Tutti-Passagen geprägten wunderschönen teilweise fast schon mystischen Klangwelt durchgemacht.

Schlüsselwerke sind für mich die Progammsymphonie „Fire Paper Water“ ( Vietnam-Oratorium ) von Elliot Goldenthal und das unglaubliche „Salvation“ aus Sakamoto`s Discord-Symphonie: Der erste und zweite Satz der gigantischen Goldenthal-Symphonie sind noch ganz im Stile mahlerianischer Spätromantik. Der letzte Satz aber ( „Hymn“ ) entführt den Hörer aber in andere von einer unglaublich positiven Friedlichkeit gefüllten Klangwelt. Das „Salvation“ von Sakamoto kann man nur mit der deutschen Übersetzung der Satzbezeichnung beschreiben: ERLÖSUNG!

Nicht nur das: In fast allen Werken, die nach 1996 entstanden sind – auch von „alten Hasen“ der Branche - finden sich eindeutig Klangmuster, die ursprünglich mal von Komponisten wie beispielsweise Philip Glass in die Symphonik eingeführt wurden.

Sehr schön studieren kann man das beispielsweise an folgenden Werken von Alan Silvestri:

Back to the future: reine Spätromantik – dann: Forrest Gump: klingt schon wesentlich fliessender und last not least: das phenomenale „Cast Away“: schöner kann eine Musik des FRIEDENS gar nicht klingen!

Oder aber an folgenden Werken von John Williams:

Star Wars: pure Spätromantik, danach: „Empire Of The Sun“: schon teilweise mystisch und aktueller: „AI“ – fast schon tranceartige sehr verschlungene rhytmische Klangmuster mit extrem mystischer Ausstrahlung.

Sehr schön ist dieser ostinate Effekt in „Signs“ von James Newton Howard zu hören: Wie dieser Komponinst das anfänglich zerfahrene und agressive Hauptmotiv gegen Ende in ein extrem friedliches und harmonisches zartes von Klavier und Flöten gespieltes Klangmuster münden lässt – das habe ich bisher in keiner anderen Musik so gehört!

Wie soll man diese neue Musik nun nennen? Vielleicht Wassermannmusik, oder so ähnlich?

Jedenfalls hat der Mensch meiner Meinung nach zumindest in der Musik einen grossen evolutionären Schritt in eine vom Herzen kommenden WIRKLICH FRIEDLICHEN, EHRLICH GLOBALEN und FREI von JEGLICHER ART von GEISTIGER INFILTRATION geprägten neuen Zeit getan.

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Gast Traubenzucker
das phenomenale „Cast Away“: schöner kann eine Musik des FRIEDENS gar nicht klingen!

Oh doch, es geht friedlicher oder sogar noch friedlicher :P

Ich stimme dir zu, die Filmmusik hat sich gewissermaßen in dieser Richtung entwickelt und es ist auch gut so (ich nenne hiermit diese Richtung Musik "Serenity" :D). Wenn ich mir alte Disney Dokumentarfilme angucke, hab' ich das Gefühl, alles ist zu laut. Sogar friedliche Szenen (Mama-Gans füttert Baby-Gans) werden mit einer zu fröhlichen und zu lauten Musik unterstrichen. Nach meinen Kriterien hätte da etwas viel Ruhigeres reingepasst.

Was jeder von uns jetzt als friedlich oder harmonisch empfindet, ist natürlich unterschiedlich. Die Erfahrungen welche wir im Laufe unseres Lebens mit Musik machen, bestimmen auch unsere Empfindungen. Ich habe ein Leben lang gelernt was für eine Art Musik zu was für einen Situation am besten gehört. Das ist aber so, weil ich es andauernd beigebracht bekommen habe (Fernsehen, PC-Spielen, usw.) wie auch jeder anderer von uns. Deswegen, bin ich mir sicher, dass die Menschen von der Zeit der oben genannten Filmen, diese Musik für solche Filme durchaus als passend betrachtet und sie auch als friedlich empfunden haben.

Jedenfalls hat der Mensch meiner Meinung nach zumindest in der Musik einen grossen evolutionären Schritt in eine vom Herzen kommenden WIRKLICH FRIEDLICHEN, EHRLICH GLOBALEN und FREI von JEGLICHER ART von GEISTIGER INFILTRATION geprägten neuen Zeit getan.

Da bin ich mir nicht so sicher. Du musst alle Aspekte dieses Wandels berücksichtigen. Unsere Zeit ist viel mehr hektisch als die vor 30-40 Jahre. Deswegen braucht der Mensch umso intensiver das Gefühl der Ruhe und der Entspannung (schau dir bloß diesen Wellness- Entspannungs- Erholungszwang welcher heute herrscht). Die Musik ist nicht nur das absolute Hilfsmedium um eine innere Erhohlung zu erzielen. Es begleitet den Menschen durch die magische Welt der Filme. Die Filme wiederum passen sich immer der Zeit an, so auch die Filmmusik. Also wird alles ruhiger, fliessender, mystischer. Ja, "Serenity" ist vom Herzen gekommen, aus dem Verlangen nach Ruhe und Ausgeglichenheit, Gefühle die im Hintergrund gedrängt worden sind, um Platz für Stress und Hektik zu machen. Sie ist nicht frei von der neuen Zeit, sondern von ihr geprägt und geformt worden.

Übrigens, wenn dir "Signs" gefallen hat und du Geigen magst, hör dir mal "The Village" und "Sixth Sense" an. :D

Edit: Ups, hab gerade in "Klassik" Thread gelesen, dass du die beiden letzte auch kennst...na ja, war ein guter Tipp dann!

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Mich würde mal interessieren, ob ich das nur subjektiv so empfinde, oder ob es wirklich eine neue Stilrichtung in der symphonischen Musik gibt:

Irgendwann – so um 1996 rum – hat die symphonische Filmmusik einen grundlegenden Wandel von dem bis dahin eher an Gustav Mahler, Richard Strauss und Richard Wagner geprägten spätromatischen Orchestersound zu einer gewissermassen eher fliessenden von weniger ausgeprägten plötzlich ausbrechenden Tutti-Passagen geprägten wunderschönen teilweise fast schon mystischen Klangwelt durchgemacht.

[...]

Nicht nur das: In fast allen Werken, die nach 1996 entstanden sind – auch von „alten Hasen“ der Branche - finden sich eindeutig Klangmuster, die ursprünglich mal von Komponisten wie beispielsweise Philip Glass in die Symphonik eingeführt wurden.

Den Eindruck habe ich auch - ich habe eine ähnliche Entwicklung an den Filmmusiken James Horners beobachtet:

Nach und neben den spätromantisch orchestralen Scores (wie z.B. "Willow", "Glory" und "Bravheart", um nur einige zu nennen) treten ab den 90ern eine leichtere transparentere Instrumentierung, kammermusikalische Besetzung, Mischung mit schwebenden elektronischen Klängen und ethnischen Instrumenten und der Verwendung von Patterns der Minimal-Musik.

Oft erreicht er hiermit Klänge, die nicht von dieser Welt zu stammen scheinen...

Beispiele:

Field of Dreams (1989)

Sneakers (1992)

Searching for Bobby Fischer (1993)

Spitfire Grill (1996)

und gehäuft in den Scores nach 2000:

A Beautiful Mind (2001)

Iris (2001)

Beyond Borders (2003)

House Of Sand And Fog (2003)

The Forgotten (2004)

z.T. Flightplan (2004), z.B. "Leaving Berlin"

The Chumscrubber (2005)

The New World (2005)

In etlichen Interviews aus der Zeit von 2001 / 2002 äußert sich der Komponist selbst, dass er den immer gleich klingenden Big-Orchestral-Hollywood-Score müde ist und andere Wege der Verwendung von Klängen und Instrumenten möchte.

Wie soll man diese neue Musik nun nennen? Vielleicht Wassermannmusik, oder so ähnlich?

Jedenfalls hat der Mensch meiner Meinung nach zumindest in der Musik einen grossen evolutionären Schritt in eine vom Herzen kommenden WIRKLICH FRIEDLICHEN, EHRLICH GLOBALEN und FREI von JEGLICHER ART von GEISTIGER INFILTRATION geprägten neuen Zeit getan.

Unsere Zeit ist viel mehr hektisch als die vor 30-40 Jahre. Deswegen braucht der Mensch umso intensiver das Gefühl der Ruhe und der Entspannung (schau dir bloß diesen Wellness- Entspannungs- Erholungszwang welcher heute herrscht). Die Musik ist nicht nur das absolute Hilfsmedium um eine innere Erhohlung zu erzielen. Es begleitet den Menschen durch die magische Welt der Filme. Die Filme wiederum passen sich immer der Zeit an, so auch die Filmmusik. Also wird alles ruhiger, fliessender, mystischer. Ja, "Serenity" ist vom Herzen gekommen, aus dem Verlangen nach Ruhe und Ausgeglichenheit, Gefühle die im Hintergrund gedrängt worden sind, um Platz für Stress und Hektik zu machen. Sie ist nicht frei von der neuen Zeit, sondern von ihr geprägt und geformt worden.

Besonders im Falle von "The New World", aber auch bei einigen anderen der genannten Scores, haben viele Hörer von einer sehr intensiven emotionalen, hypnotischen und meditativen, nahezu spirituellen Erfahrung berichtet, die ich persönlich absolut teile.
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Gast Traubenzucker

Ich finde, dass der Soundtrack von "GuildWars" von Jeremy Soule verkörpert genau das, was man (oder mindestens ich persönlich) als mystisch oder magisch versteht. Besonders die Tracks "Tasca's Demise" und "Crystal Oasis" geben mir jedes Mal ein "Ganz-Körper-Gänsehaut". Auf der andere Seite klingt "Over the Shiverpeaks" so klassisch, dass man meinen könnte, es stamm aus der Zeit von Tschaikowsky. "Aidan's Theme" und "Ashford Abbey" kommen direkt aus dem Mittelalter. Alle besitzen aber dieses traumhafte Etwas. Wer dieser Art von Musik mag, muss diesen Soundtrack besitzen.

Ich glaube auch dass die Instrumente die benutzt werden, spielen dabei eine sehr große Rolle wie es beim Hörer ankommt. Natürlich ist es absolut subjektiv, denn für mich ist die Flöte das mystische Instrument Nr.1 aber für andere Leute nicht. Aber ist es auch nicht hier so, dass wir einfach beigebracht bekommen haben, dass Flöte oder Harfe eben beruhigend wirken? :D

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Ich hatte das in einem anderen Thread schon mal versucht zu diskutieren.

Das ganze scheint mir eine eher generelle Änderung (Trendwende) zu sein!

Ich höre zwar auch erst seid knapp 12 Jahren Filmmusik als solche aber die Veränderung ist definitv spürbar. Ich habe das vor etwas längerer Zeit schon mal versucht in Wort zu fassen und dabei kam dann das hier heraus, aber ich denke, es wäre mal wieder anderzeit diese historische Umrahmung zu überarbeiten.

Die Filmmusik hat in ihrer Geschichte ja bereits mehrere grundlegende Veränderungen durchlebt, bedenkt nur mal die Übergänge Stummfilm/Tonfilm, während und nach dem 2. Weltkrieg, dann die 70ger und 80ger Jahre und jetzt um 1990-2000 herum. Die Musik ansich hat sich ja immer mehr von der Solo-Unterhaltung gelöst und ist schrittchen für schrittchen aktiver auf die Handlung in den Filmen eingegangen. Bis hin zu einer Art Dominanz - Wettstreit zwischen Handlung und Musik (derzeit vielleicht noch etwas überspritzt). Die von euch erwähnten "alten" Soundtracks wurden meiner Meinung nach eher zur Untermahlung und Unterstützung geschrieben und heute mit einer wachsenden Fangemeinde scheint wohl der Solo-Unterhaltungs-Faktor stärker bemessen zu sein.

Es werden Soundtracks häufig in verschiedenen Versionen veröffentlicht um eine möglichst große Fangemeinde ansprechen zu können.

Z.B. der

Soundtrack hat einen hohen Solo Unterhaltungs Faktor, wohin gegen Der wohl eher für eingefleischte Fans ist.

Die Frage ist scheint ja derzeit zu sein. Wie bekommt man einen breite Masse dazu sich für dieses Produkt zu erwärmen? Man geht hin und produziert nicht nur einen Score sondern auch noch eine Album Compilation, die einen höheren Solo-Unterhaltungs-Faktor hat als der Score alleine, so z.B. den

.

Das sind nur Beispiele zur Veranschaulichung aber die Entwicklung die ich da sehe dürfte klar geworden sein, "Wer die Musik bestellt, der bestimmt auch was sie spielt" wie der Kölner zusagen pflegt.

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Gast iLLumination

der score zu road to perdition von thomas newman kommt glaube ich auch in diese richtung. sehr gefühlsstark und düster mit irgendwie "düsteren vorahnungen" (spoiler:der hauptdarsteller erreicht ja sein ziel, wird aber dennoch erschossen). musik ist ja immer schwer zu beschreiben :D

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... erstmal schnell voraus:

wow, das sind ja alles total konstruktive Reaktionen auf das hier angesprochene Thema!

Das muss ich ersteinmal alles genau sichten, damit ich auch ja nicht irgendeine der wertvollen Informationen übersehe!

Ganz schnell mal vorab: Natürlich gehören die MATRIX-Soundtracks von Don Davis zu den dazu!!! Das Finale von Matrix 1: Gänsehaut pur, die Musik von Matrix 3 - teilweise in SANSKRIT gesungen - eine der UPSPRACHEN überhaupt!

Also nun werde ich heute vormittag mit Gustav Mahler`s II. Symphonie ersteinmal zünftig Ostern feiern.

Bis bald dann!

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Also nun werde ich heute vormittag mit Gustav Mahler`s II. Symphonie ersteinmal zünftig Ostern feiern.

Bis bald dann!

Das ist GENAU die richtige Musik für Ostern!!!! :D

Eine meiner Lieblingssymphonien - ich weiß noch genau, wie ich die als Teenager LIVE in der Kongresshalle meiner Heimatstadt gehört habe und mir ein kalter Schauer nach dem anderen den Rücken runter lief.

Als weiteres Beispiel für die diskutierte Entwicklung in der Filmmusik kann ich meine jüngste Neuerwerbung: John Williams: "Memoirs Of A Geisha", die ich eben gerade gehört habe, nennen:

Elegische Geigen- und Cellosoli über schwebenden Streicherklängen, ethnische Percussionen, Shakuhachi Soli über leichten Harfenklängen.

Interessanterweise hatte ich solche Klänge von John Williams nicht unbedingt erwartet, von daher war das so ein Überraschungs-/Spontanerwerb von mir. Ich hatte gerade von diesem Komponisten bislang das Bild des "großen Symphonikers" mit wuchtigen, bombastischen Orchesterklängen à la "Star Wars" oder spätromantische Elegien wie "Schindlers Liste" im Kopf. Ich muss allerdings dazu sagen, das ich bislang noch nicht sehr viele Scores von Williams kenne, geschweige denn auf CD gehört habe, so dass sich mein Bild nicht unbedingt mit der Realität decken muss.

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Ich besitze eine sehr umfangreiche Sammlung - insbesondere von den aktuellen - Werken John Williams`. Und unter diesen finden sich gleich mehrere Beispiele, bei denen man die Einflüsse einer neuen Symphonik unverkennbar hören kann:

Da fällt mir sofort "AI" ein: Diese Musik pendelt von klangmustererfüllten Orchesterpassagen bis zu kammermusikalischen und von Vokalisengesang geprägten mystischen Klängen. Eine wunderschöne Musik!

Desweiteren gibt es da noch "Agatha`s Theme" aus "Minority Report". Das ist ein pures Streicherstück, bei dem ein extrem serenadenhafter und gleichmässiger ostinater Harmoniefluss beeindruckt.

Eigentlich beinhalten alle neueren Scores von ihm irgendwie mystische Elemente, nur sind sie oftmals in einem spätromatischen symphonischen Gewand versteckt. So finde ich auch die Harry Potter Soundtracks - zumindest streckenweise - in diese Richtung gehend.

Sehr interessant sind auch frühere Versuche von John Williams aus dem starren Hollywood-Sound auszubrechen: "Empire of the sun" beispielsweise: Der Knabensopran im Vorspiel weist doch schon sehr weit in unsere Zeit hinein!

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  • 4 Wochen später...
Gast Dunge_Onmaster

Aber man sollte auch darüber nachdenken, ob diese Art von Umschwung in der Filmmusik durchweg positiv ist. Die Musik selbst nämlich - und ich rede hier von Musik als künstlerischen Ausdruck und nicht von funktionales Filmgeduddel ohne Niveau - leidet meiens Erachtens extrem unter diesem Trend.

Klar alles ist irgendwie leichter zu hören, man muss sich immer weniger anstrengen, um "schöne", "friedliche" Melodien zu entdecken; ach ne, wie herrlich. Mittlerweile ist jeder unkreative Hochschulabsolvent mit 'nem abgebrochenen Musiktheoriestudium dazu in der Lage, durch steindummes (aber "wunderbar" anzuhörendes) Kadenz-Aneinanderreihen in den Filmoplymp aufzusteigen.

Früher, als es nur wenigen Großen der Soundtrack-Branche vorenthalten war, ihre Musik (die zugegeben wirklich etwas Besodneres, Künstlerisches an sich hatte) über den Film hinaus zu vermarkten, konnten nur Leute mit einem gewissen Grundverständnis von Musik, von wirklich guter Musik etwas mit Scores desgleichen anfangen.

Heute kauft sich doch jeder daherlaufende Depp den Herr der Ringe Soundtrack, nur weil er (durch Medien-Indoktrination) glaubt, den Film zu mögen und die Musik ja ach so so wunderschön findet; ohne auch nur den blassesten Schimmer von orchesteraler Musik zu haben.

Und, Leute, ihr könnt mir erzählen, was ihr wollt, um richtig gelungene Filmmusik wirklich außerhalb des Films hören/verstehen zu können, muss man einfach ein bsisle wat im Köpfchen haben, und sei es nur die nötige Fantasie, sich den Film vor'm geistigen Auge ablaufen zu lassen.

Ich will hier echt keinen Streit anfangen. Aber bedenkt bitte das: Filmmusik wird schlichter, plumper, (=> Hans Zimme, Badelt, "Pirates of the Caribbean") weil sie ein größeres Publikum ansprechen und sich auch außerhalb des Streifens fantastisch vermarkten lassen soll. Das ist Tatsache. Natürlich gibt es Ausnahme (=> GOLDSMITH). Aber wenn ich mir die "Mainstream"-Scores der letzten 10 Jahre so ansehe, dann leidet der musikalische Anspruch und die Indivudualität der Filmmusik als eigenes Genre doch extrem darunter.

Erwähneswert wär' vielelicht auch doch, dass der Name "Zimmer" in diesem Zusammenhang als eine gewisse Triebfeder fungierte. Seinen Simplomaten-Bombasto-Orchestosyzer-Stil scheinen richtige, ehemals von mir hoch-geschätzte Komponisten mit gierig triefenden Lefzen zu übernehmen. Warum? Vermutlich des Geldes und der vermeintlichen Anerkennung wegen.

Wenn das so weiter geht, wird Filmmusik zu platter, inspirationsloser Funktionsmusik verkommen und ihren Ruf als eigenständige Gattung zeitgenössischer Musik verlieren.

Schön und freidlich hin oder her -- In meinen Augen kann das einfach keine positive Entwicklung sein.

Grüßele

Dustin

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Was die Entwicklung der Filmmusik zum schlechteren hin angeht, bin ich bei dir. Ich glaube aber nicht, dass Filmproduzenten und Filmkomponisten soviel Marketingüberlegungen in die Musik einfließen lassen. Zimmer wird deshalb gerne engagiert, weil seine Filmprojekte viel Geld eingespielt haben, und weil er immer rechtzeitig seine Musik abliefert (auch wenn die dann zum Teil mal von 10 Komponisten stammt). Von Musik haben die meisten Entscheidungsträger im Filmbereich keinen blassen Schimmer, und deshalb brauchen sie eine Art Gradmesser, nachdem sie entscheiden können. Und deshalb gucken sie nach dem Einspielergebnis (wenn der Film viele Zuschauer hatte, konnte die Musik der Wirkung des Films ja nicht geschadet haben), und ob der schon mal was in dem Genre gemacht hat. Oder sie holen sich einfach den, dessen Musik der Cutter am meisten beim Temp Track verbraten hat.

Wirklich zu tun hatte ich mit solchen Leuten aber noch nicht, das sind nur Vermutungen.

Hauptgrund für die Entwicklung dürfte die sich weiter verringernde Zeit für Kompositionsaufträge sein. Damals, als der Schnitt noch mit der Hand an echtem Filmmaterial durchgeführt wird und nicht digital erfolgt war, hatte man einfach so und so viele Wochen keine Zeit mehr um weiterzuschneiden, heute kann man fast bis ne Woche vor Filmstart noch Änderungen vornehmen, und der Komponist muss sich da irgendwie daran entlanghangeln.

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Gast Traubenzucker
Aber man sollte auch darüber nachdenken, ob diese Art von Umschwung in der Filmmusik durchweg positiv ist. Die Musik selbst nämlich - und ich rede hier von Musik als künstlerischen Ausdruck und nicht von funktionales Filmgeduddel ohne Niveau - leidet meiens Erachtens extrem unter diesem Trend.

Klar alles ist irgendwie leichter zu hören, man muss sich immer weniger anstrengen, um "schöne", "friedliche" Melodien zu entdecken; ach ne, wie herrlich. Mittlerweile ist jeder unkreative Hochschulabsolvent mit 'nem abgebrochenen Musiktheoriestudium dazu in der Lage, durch steindummes (aber "wunderbar" anzuhörendes) Kadenz-Aneinanderreihen in den Filmoplymp aufzusteigen.

Man muss schon ein Bisschen aufpassen wenn man Begriffe wie künstlerischer Ausdruck benutzt. Allein der Begriff Kunst ist meiner Meinung nach absolut subjektiv. Was ich als funktionales Filmgeduddel ohne Niveau betrachte, kann für jemand anderes durchaus ein Kunstwerk darstellen und weder ich noch sonst jemand wird je in der Lage sein das absolute Gegenteil zu beweisen. Außerdem geht es um Filmmusik, welche an erste Stelle als ein guter Begleiter für einen Film funktionieren muss. Was hat sie denn für eine Daseinsberechtigung wenn sie zwar künstlerisch ist aber diesen primären Zweck nicht erfüllen kann?

Früher, als es nur wenigen Großen der Soundtrack-Branche vorenthalten war, ihre Musik (die zugegeben wirklich etwas Besodneres, Künstlerisches an sich hatte) über den Film hinaus zu vermarkten, konnten nur Leute mit einem gewissen Grundverständnis von Musik, von wirklich guter Musik etwas mit Scores desgleichen anfangen.

Heute kauft sich doch jeder daherlaufende Depp den Herr der Ringe Soundtrack, nur weil er (durch Medien-Indoktrination) glaubt, den Film zu mögen und die Musik ja ach so so wunderschön findet; ohne auch nur den blassesten Schimmer von orchesteraler Musik zu haben.

Ich bin nicht sicher was du mit Grundverständnis von Musik und ein Schimmer von orchestraler Musik haben meinst. Beziehst du dich da auf dem theoretischen Bereich der Musik? Wenn ja, dann ist es leider so, dass die meisten Leute diese Kenntnisse nicht besitzen, mich eingeschlossen. Das verwandelt mich aber nicht automatisch zu einem daherlaufenden Depp, der alles was vermarktet wird hinterher rennt. Für mich muss ein Soundtrack auch allein stehen können, muss mich beeindrucken auch wenn ich den dazugehörigen Film nicht einmal gesehen habe, muss Situationen und Gefühle mahlen können und in Orte in mir gelangen, wo nur wenige Dinge erlaubt sind.

Und, Leute, ihr könnt mir erzählen, was ihr wollt, um richtig gelungene Filmmusik wirklich außerhalb des Films hören/verstehen zu können, muss man einfach ein bsisle wat im Köpfchen haben, und sei es nur die nötige Fantasie, sich den Film vor'm geistigen Auge ablaufen zu lassen.

Ich gehe einen Schritt weiter und behaupte: man muss mit der Musik sein eigenen Film erzeugen können. Was spielt es da für eine Rolle ob ich ein Grundverständnis von Musik besitze?

Erwähneswert wär' vielelicht auch doch, dass der Name "Zimmer" in diesem Zusammenhang als eine gewisse Triebfeder fungierte. Seinen Simplomaten-Bombasto-Orchestosyzer-Stil scheinen richtige, ehemals von mir hoch-geschätzte Komponisten mit gierig triefenden Lefzen zu übernehmen. Warum? Vermutlich des Geldes und der vermeintlichen Anerkennung wegen.

Komponisten müssen sich anpassen um zu überleben, wie auch jeder Geschäftsmann auf dieser Welt. Ich spreche aus Erfahrung, denn meine ehemalige Idealvorstellung von meinem Beruf (Mediengestalltung) scheint mir heute ziemlich utopisch. Ich habe mir schon immer gewünscht einen Beruf zu haben wo ich mich kreativ ausdrucken kann. Leider ist das die Ausnahme, denn die meisten meiner Kunden haben eine andere Vorstellung von dem Endprodukt. Ich versuche oft ihnen davon zu überzeugen mir zu vertrauen (schließlich habe ich es studiert und weiß wovon ich rede!) aber ich habe nur selten Erfolg. Was soll ich denn in so einer Situation machen? Den Kunden wegschicken mit dem Argument, dass seine Anforderungen in Konflikt mit meinem Künstlerischen Geist geraten? Dann kann ich mich aber auf eine schwere Zeit gefasst machen.

Was ich damit sagen möchte: es ist der Kunde der bestimmt was gefragt ist und was nicht. Leider sind nicht alle Künstler in der Lage alles bei Seite zu legen um Qualitativ oder Künstlerisch zu bleiben. Sie müssen sich wie gesagt anpassen. Es ist das Publikum, dass sich weiterentwickeln muss, lernen muss was Schrott und was Qualität heißt.

Mich interessiert es ehrlich gesagt gar nicht ob Zimmer oder sonst jemand "seine Musik des Geldes und der vermeintlichen Anerkennung wegen" kreiert weil ich nicht daran glaube, dass qualitative Filmmusik zu platter, inspirationsloser Funktionsmusik verkommen und ihren Ruf als eigenständige Gattung zeitgenössischer Musik verlieren wird. Es wird immer gute Komponisten und geübte Hörer geben.

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Gast Dunge_Onmaster

@ "Traubenzucker":

Einiges von dem, wat du sagtest, mag ja stimmen aber anderes wiederum erscheint mir doch sehr widersprüchlich: Einerseits behauptest du, Filmmusik solle "an erster Stelle als ein guter Begleiter zum Film funktionieren". 2,3 Mintuen später jedoch erscheint es dir äußerst wichtig, dass dich ein Soundtrack "eigenständig beeidrucken" kann, ohne dass du den zugehörigen Film "je gesehen hast".

Sorry, aber diese ewige Zitiererei hier geht mir doch ziemlich auf den Senkel; hat irgendwie so'n unangenehm agressiven Beigeschmack.

Kunst mag subjektiv sein, aber als Begriff bei weitem nicht auf alles und jeden anzuwenden. Oder glaubst du ernsthaft, unser lieber, musikalisch hoch-begnadeter Herr Badelt hätte sich bei CotC irgendetwas Subtileres gedacht? Niemand kann mir erzählen, er sei der festen Überzeugung, Mc Donald's Hamburger sein künstlerisch wertvoll und würden einen tieferen Sinn zwischen zwei 0-Brot-Scheiben aufbewahren. [unnötig zu erwähnen, dass dieses Bild gleichzeitig als Metapher zur lächerlich-vermeintlichen Brillianz von Media Ventures @ Co. zu sehen ist...]

Durch permanente Vereinfachnung und musikalische Desinformation (quasi-"modernes" Synthi-Orchester, reduziert auf Blech, Streicher und Percussion) jüngerer Komponisten-Generationen geht's mit der Filmmucke bergab.

Sagt mir, was ihr wollt. Ich bin fast davon überzeugt, in wenigen Jahren in Filmen ein ähnliches Niveau wie in gegenwärtigen Anime- und japanisch Billig-RPG-"O"STs vorzufinden. Wahrhaft keine tollem Aussichten.

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Ist es nicht auch die von jedem fast sofort auf einem Keyboard irgendwie hinklimperbare Hauptmelodie der genialsten Musik für immer, der 9. Symphonie von Beethoven bei der gerade diese gewisse Eingängigkeit erst den Zuhörer packt und Lust darauf macht auch kompliziertere Strukturen ( Fuge, Doppelfuge usw. ) in dieser Musik zu entdecken und lieben zu lernen.

Musik muss in erster Linie gefallen. Ansonsten hört keiner hin. Es gab einmal von Anfang bis Mitte letzten Jahrhunderts den Wahn möglichst atonale Kompositionen als kunstmusikalisches Ziel zu definieren. Es gibt ja sicherlich einige Spezialisten, die beispielsweise mit dem Zwölftonwerk Schönbergs oder Anton Webern wirklich etwas anfangen können, aber mit Musik im sprachlichen Sinn hat das aber nur sehr wenig zu tun.

Atonale Klänge sind sicherlich sehr wichtig, um ganz bestimmte ( disharmonische ) Stimmungen in der Musik perfekt ausdrücken zu können.

Nur wurde meineserachtens gerade in den frühen Anfängen der Filmmusik viel zu viel davon verwendet. Sicherlich litt der eingendliche Zweck dieser Musik nicht, wohl aber irritiert das viele Hörer solche Soundtracks als Symphonie zu sehen.

Ich möchte mal eine Beispielskette geben: ALIEN: Der Soundtrack zum ersten Alien Teil ist von Jerry Goldsmith und ist für mich vom Film lösgelöst einfach nicht zu geniessen. Wenn ich mir aber den Soundtrack von ALIEN III ( Elliot Goldenthal ) symphonisch zu Gemüte ziehe kann ich durchaus eine absolute Wirkung und sogar melodisches Gefallen dabei empfinden.

Das ist eben ein Unterschied: Die zeitgenössische Filmmusik setzt atonale Klänge eher sparsam und nur da ein, wo sie wirklich sowohl filmisch als auch symphonisch Sinn machen. Desweiteren wird der bis ca 1990 dominierende spätromantische Orchesterklang durch die Einführung von sogenannten Pattern, kammermusikalischen Passagen, sowie mystischen Sounds dahingehend erweitert, dass das Ergebnis dann deutlich mehr Leute anspricht als vorher.

Leuten wie Dunge_Onmaster empfehle ich folgende Werke zur nochmaligen Verinnerlichung dieses erweiterten neuen Sounds:

Elliot Goldenthal: "Hymn" aus "Fire Paper Water" ( Vietnam-Oratorium ),

James Newton Howard: Signs, The Village

John Williams: Ai

Alan Silvestri: Cast Away

James Horner: The New Way

Keines dieser Werke kann technisch gesehen als einfache Musik bezeichnet werden.

zum Gegenüberstellen: Ludwig van Beethoven: Symphonie Nr. 9 ( insbesondere den 3. und 4. Satz )

Bis dann

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Gast Traubenzucker

@Dunge_Onmaster:

Offensichtlich hast du meinen Beitrag nicht aufmerksam genug gelesen. Filmmusik soll an erster Stelle als ein guter Begleiter zum Film funktionieren, das ist objektiv, das ist Tatsache. Ich beschreibe daraufhin was Filmmusik bei mir bewirken muss, damit ich sie als qualitativ bezeichnen kann (was absolut subjektiv ist und muss nicht für alle Hörer als Qualitätskriterium gelten) um beweisen zu können, dass ich kein hirnloser Schrott-Konsument bin, obwohl ich nichts von der theoretischen Seite der Musik verstehe.

Dein Beispiel von Herr Badelt ist außerdem fehl am Platz. Jeder weiß was für eine Qualität es besitzt. Es geht um Filmmusik, wo der Unterschied zwischen gut und schlecht für den Laien nicht sofort erkennbar ist.

Letztens war meine Zitiererei bestimmt nicht aggressiv gemeint. Ich wollte mich lediglich auf deine Meinung beziehen, damit mein Beitrag verständlich ist. Anscheinend möchtest du das aber nicht, denn (ich wage es noch mal zu zitieren) wir können dir sagen, was wir wollen, du bist von deiner Meinung überzeugt. Warum denn überhaupt posten wenn du nicht bereit bist andere Meinungen zu hören? Du hinterlässt den Eindruck, dass du keine Diskussion, sondern einen Monolog haben möchtest. Wenn das der Fall ist, dann viel Spaß dabei.

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Gast Dunge_Onmaster

:P Ach, Leute, ach, Leute; wenn mich die Kotzeritis jetzt nicht so plagen würde, hätten wir hier wahrscheinlich 'nen äußerst heftigen Disput, der wahrscheinlich jedem internationel Thermonuklear-Konflikt dat Wasser reichen könnte. Aber mir fehlt jetzt leider die nötige Motivation und in meinem Torso rumort es wieder unheilverkündent. Also mussi mich leider kurz fassen.

Nur so soviel: Wir reden, glaub ich, ein bissle aneinander vorbei. Ich muss eingestehen, dat von mir hier Proklamierte nur auf den (meiner Meinung nach) größten Abschaum gegenwärtiger Filmmusik bezogen zu haben: Media Ventures. Silvestri und Newton - zwei Individualisten, die ich sehr bewundere - blendete ich einfach aus. Sry. ;)

Goldenthal hör ich mir zwar auch des öfteren an, empfinde seinen Stil aber - im Gegensatz zu anderen hier - oft als äußerst verstörend und aggressiv. Insbesondere seinen Score zu Alien^3 kann ich außerhalb des Films nur schwerlich verdauen; bis auf dieses geniale Adagio am Schluss. Ich weiß wirklich nicht, was passieren würde, wenn ich mir dat gute Stück in meiner momentanen Verfassung antun würde. Oh, weh...

Die von unserem guten Aquarius vorgeschlagenen Beispiele werd' ich mir nach und nach auf jeden Fall einmal reinziehen. Und meine Meinung, die ja zugegeben sehr beschränkt war/ist, noch einmal gründlich reflektieren.

Beste Grüßele

Dustin

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Ein wenig aus dem Kontext gerissen, und mit Kommentaren versehen!

Musik muss in erster Linie gefallen. Ansonsten hört keiner hin. Es gab einmal von Anfang bis Mitte letzten Jahrhunderts den Wahn möglichst atonale Kompositionen als kunstmusikalisches Ziel zu definieren. Es gibt ja sicherlich einige Spezialisten, die beispielsweise mit dem Zwölftonwerk Schönbergs oder Anton Webern wirklich etwas anfangen können, aber mit Musik im sprachlichen Sinn hat das aber nur sehr wenig zu tun.

Nun, das mag freilich deine rein subjektive Ansicht sein. Tatsache ist aber das sich viele Menschen für die atonalen Klänge eines Messian (und andere) begeistern lassen, die sogar kaum musikalisches Hintergrundwissen haben.

Tatsache ist, dass jeder große Komponist, der wirkliche Wandel bezweckt hat, im Kontext seiner Epoche nach mehr und mehr Dissonanzen gestrebt hat. Da war Beethoven freilich keine Ausnahme und selbst Bach hat schon einige ruppige Dissonanzen eingesetzt, die bei ihm allerdings nicht so stark auffallen.

Und um mal aus der rein subjektiven Sichtweise zu sprechen: Eine durchgerechnete 12 Ton Fuge von Schönberg reizt mich persönlich mehr als eine der frühen Mahler Sinfonien, mit ihren unendlich langen, zähen Klangflächen.

Nun, die Theorie Williams sei sehr stark Spätromantisch geprägt, muss ich allerdings abweisen. Das ist sehr oberflächlich gesagt. Star Wars z.B. ist sehr stark von Gustav Holst Planeten beeinflusst. Dieses Werk gleicht zwar von seiner Besetzung der Spätromanik, Harmonisch liegt es allerdings mit seinen ganzen Mischakkorden und Dissonanzen eher bei Bartok und Co.

Ist es nicht auch die von jedem fast sofort auf einem Keyboard irgendwie hinklimperbare Hauptmelodie der genialsten Musik für immer, der 9. Symphonie von Beethoven bei der gerade diese gewisse Eingängigkeit erst den Zuhörer packt und Lust darauf macht auch kompliziertere Strukturen ( Fuge, Doppelfuge usw. ) in dieser Musik zu entdecken und lieben zu lernen.

Nun, Beethoven hat noch genialeres geschrieben!

Zum allgemeinen Begriff der neuen Sinfonik:

Nun, es scheint mir ein kollektiver Wahn von Filmmusikhörern zu sein, stetig den Versuch zu unternehmen Filmmusik als respektable Musikgattung zu etablieren, die es mit den Zeitgenössischen Kompositionen der Konzertmusik aufnehmen könnte.

Das mag sicherlich auf einige Vertreter des Golden und Silver Age zutreffen, aber kaum für diese Stümper die heutzutage durch die Filmsümpfe kriechen. Es sei denn man sieht Konsorten wie Philip Glass oder Avo Part als respektable Komponisten an, dann kann man natürlich auch Jamens Newton Howard als neuen Sinfoniker bezeichnen.

Fakt ist aber, dass das Neu-Hollywoodscoring in kaum einer Beziehung frisches bieten kann.

Die Orchestersprache der heuten Filmmusiken ist zumeist zu einem ziellosen Gepansche geworden und auch die Elektronik ist so ziemlich das ödeste was man sich vorstellen kann.

Wenn das eine neue Sinfonik sein soll, dann aber gute Nacht!

Keines dieser Werke kann technisch gesehen als einfache Musik bezeichnet werden.

Nun, dann erkläre doch bitte (technisch) was an Signs bitte technisch ;) aufwendig sein soll

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Jan Selzer:

O. Messiaen: Oh ja, dieser sehr individuelle Komponist hat es tatsächlich geschafft insbesondere mit seinem frühen Orgelwerk teilweise auch atonale Klänge konsumierbar zu verpacken. Sein Banquet celestre oder - noch beeindruckender sein L `Apparacion de l `Eglise eternelle gehören für mich mit zu wichtigen Orgelstandards. Auch seine Turangalila Symphonie gefällt.

Hoffentlich gehören zu den frühen Symphonien Mahlers nicht auch seine geniale Auferstehungs-Symphonie ( Nr. 2 )...

Sicherlich ist der kompositorische Anspruch der späten Streicherquartette von Beethoven konzentrierter. Aber diese einmalige Kombination von Rafinesse und Popularität ist ihm - weltweit anerkannt - in seiner Neunten am überzeugendsten gelungen.

Die Rafinesse von James Newton Howards Signs liegt in der Metamorphose der anfänglich fahrigen, zum Ende hin dann lieblich bis zart klingenden Klangmuster ganz im Sinne der Handlung des Films.

Philip Glass hat auf jedem Fall einen wichtigen Einfluss. Hat er doch die für Minimalmusik typischen Klangmuster ( Pattern ) in die zeitgenössische Symphonik und Filmmusik mehr oder weniger eingeführt.

Auf mich wirken aber die Werke von Philip Glass zumindest nach längerer Hörzeit etwas ermüdend. Dennoch schätze ich beispielsweise Satyagraha, Echnaton, Songs from liquid days, Low Symphonie sehr.

Was mich sehr neugierig macht: Wenn es wirklich eine bedeutende neue Symphonik neben der Filmmusik geben soll, wer und welche Werke ( ausser Philip Glass ) sind da wirklich konsumierbar. Oder handelt es sich dabei um so spezielle Musik, die nicht für die Ohren von Musikgeniessern im Allgemeinen gemacht wurde.

Bin gespannt auf eine Auflistung von Beispielen!

Bis dann.

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Hoffentlich gehören zu den frühen Symphonien Mahlers nicht auch seine geniale Auferstehungs-Symphonie ( Nr. 2 )...

Nun ja, ich mag die ja auch stellenweise sehr gerne, aber es gibt auch passagen die mir zu substanzlos sind (vom rein technischen Aspekt her)

Philip Glass hat auf jedem Fall einen wichtigen Einfluss. Hat er doch die für Minimalmusik typischen Klangmuster ( Pattern ) in die zeitgenössische Symphonik und Filmmusik mehr oder weniger eingeführt.

Nun, er mag Einfluss gehabt haben, aber das macht ihn noch lange nicht zu einem guten Komponisten.

Zumindest hat er das kaum zu beweis gestellt und die minimalistischen Formen in der Filmmusik, hat eigentlich schon Herrmann begründet.

Darüber hinaus mag ich Minimalmusik einfach nicht ... ;)

Was mich sehr neugierig macht: Wenn es wirklich eine bedeutende neue Symphonik neben der Filmmusik geben soll, wer und welche Werke ( ausser Philip Glass ) sind da wirklich konsumierbar. Oder handelt es sich dabei um so spezielle Musik, die nicht für die Ohren von Musikgeniessern im Allgemeinen gemacht wurde.

Hans Werner Henze zum beispiel. Dieser macht zwar auch atonale Musik, hat aber ähnlich wie Messian eine große Popularität. Er war der jenige, der die Oper warte und die Sinfonie weiterhin verwendete.

Pierre Bourlez, ein faszinierender Mann, eine Ikone, eine Instanz, währe auch noch ein gutes Beispiel. Seine atonalen Klänge sind ebenfalls sehr massenkompatibel, darüber hinaus zeugt seine Musik, ähnlich wie bei Messian, von hoher Komplexität.

Meiner Meinung nach ist das auch der einzige Weg: Die Ambivalenz von hohem intellektuellen Anspruch und unterhaltendem Anspruch behandelt Komponisten und Puplikum gleichermaßen gut.

Die Versüßung und damit Versimpelung von moderner Musik durch eklektizistisches, mehr oder minder sinnloses Zusammenflicken von Tonaler und (scheinbar) Atonaler Musik (so wie es viele Filmkomponisten machen) ist eine Abwertung, gar eine Beleidigung für den Zuhörer, da man ihm nicht zutraut diese Musik zu begreifen.

Noch mal: Deine Vorliebe für Tonale Musik muss nicht mit einschließen, dass jeder andere die Atonale ebenfalls schmäht.

Atonale Musik ist sehr wohl konsumierbar, man muss sich nur darauf einlassen.

Sicherlich könnte ich dir jetzt auch noch die Neo-Romantiker anbieten. Zum Beispiel Pendereckis tonales Spätwerk, allerdings muss ich gestehen, dass ich das ziemlich belanglos finde und die Ecke der Neo-Romantiker im allgemeinen ein recht schwammiger Kreis ist.

Gruß JAN

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Henze und Boulez massenkompatibel? Nun mal halblang. Ich hör beide auch sehr gerne, aber deren Platten machen vielleicht 1% vom Klassikmarkt aus.

Und was du ein bisschen aus den Augen verlierst: Eine Filmmusik muss auch im Film funktionieren. Auf CD finde ich Musiken, über die man ein bisschen nachdenken muss, um sie komplett zu erfassen, sehr schön. Aber sowas kannst du nicht in einen Film packen, denn viele Leute sehen Filme nur einmal, und wenn die Musik dann nicht wirkt, weil man sie intelektuell nicht erfasst hat, dann hätte man sie sich auch sparen können. Wenn man diese Grundprämisse nicht bereit ist zu akzeptieren, dann sollte man einen Bogen um Filmmusik machen und nur noch Opern und Sinfonien hören.

Meiner Meinung nach ist das auch der einzige Weg: Die Ambivalenz von hohem intellektuellen Anspruch und unterhaltendem Anspruch behandelt Komponisten und Puplikum gleichermaßen gut.

Extremist! ;)

Vielen Leuten gefällt das aber, dass sie über einen Film nicht groß nachdenken müssen und einfach auf einer emotionalen Ebene angesprochen werden. Seitdem es das Kino gab, hatte das ganze für die Mehrheit immer etwas eskapistisches. Das kann man komplett kulturpessimistisch sehen ("die Leute wollen nur abgelenkt werden und ihre Zeit totschlagen") oder man sieht das etwas lockerer. Insgesamt wünsche ich mir auch mehr Filme, die nicht komplett sinnfrei sind und ne intelligente Handlung und Aussage haben, aber gelegentlich kann ein reiner Unterhaltungsfilm ohne hohen intelektuellen Anspruch auch mal ganz nett sein. Und solange dass Drehbuch irgendwie Sinn ergibt (also nicht voll von unrealistischen Dingen und Logiklöchern ist) fühle ich mich dann auch nicht schlecht behandelt- und den meisten dürfte das auch so ergehen.

Und darüber, dass du Mahler substanzlos nennst (ich weiß, dass du dich nur auf "Passagen" bezogen hast und nicht auf sein gesamtes Werk) hüllen wir mal lieber den Mantel des Schweigens.

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Ja, aber let's face it: Fast niemand hört Avantgardisten. Ich finds ja auch bedauerlich, mehr Leute sollten sie hören, aber deswegen kann man ja nicht über die Tatsachen hinwegsehen. Es ist ja nun auch nicht so, dass jeder zuhause die 500000 Versionen der 9. Sinfonie zu Hause stehen hat, sondern nur 1 bis 2. Überhaupt sind mehrere Einspielungen eines Werkes auch eher in den Kenner-Haushalten zu finden und nicht beim Otto-Normalbürger.

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Ja sicherlich, aber meine anspielung der 5000000000 Einspielungen gald dem übersättigten Klassikmarkt. Da macht Avantgard eben einen kleinen Teil aus.

Allerdings sollte man auch nicht zu sehr auf die CD verkäufe schauen: Wenn ich in der Musikhalle in Hamburg Sonntagmorgens meine allwöchentliche Dosis Live-Musik konsumiere, dann sieht das schon ganz anders aus.

Ich erinnere mich an einen tosenden Beifall zu einer Henze Sinfonie (die 10, war allerdings Abends) wo das Puplikum gepiffen und "Bravo" gerufen hat.

Da sieht man schon das es eine andere Seite der Modernen gibt.

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