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Eine neue symphonische Richtung ?


Aquarius
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Die Versüßung und damit Versimpelung von moderner Musik durch eklektizistisches, mehr oder minder sinnloses Zusammenflicken von Tonaler und (scheinbar) Atonaler Musik (so wie es viele Filmkomponisten machen) ist eine Abwertung, gar eine Beleidigung für den Zuhörer, da man ihm nicht zutraut diese Musik zu begreifen.

Na, das ist aber ideologisch doch sehr starr. Gerade das Postmoderne in der Filmmusik ist doch häufig das besonders Reizvolle, die (oft überhaupt nicht eklektizistische!) Verbindung von Tradition und Moderne, wie bspw. bei den Kollisions-Klangkonzepten eines Elliot Goldenthal.

Ich bin zwar auch ein glühender Avantgarde-Fan, aber eine so strikte Trennung zwischen den einzelnen Stilismen einer Epoche ist (insbesondere in der Filmmusik) m.E. schon etwas übertrieben. Zumal wir uns musikalisch gesehen auch schon lange nicht mehr in der Moderne befinden. ;)

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Sicher haben Henze und Boulez einen sehr grossen Einfluss auf die moderne Musik.

Ich habe es mit beiden Komponisten probiert - ich habe sogar die neunte Symphonie von Henze ( der Titel von diesem Werk fällt mir jetzt nicht ein, es geht darin jedenfalls um eine Verarbeitung der Holocaust-Thematik ) - in meiner Sammlung. Ist beeindruckend, wie gekonnt der Tonsetzer da dieses Schreckensszenario klanglich umsetzt. Aber ich vermisse darin trotzdem einfach irgendwelche Klangstrukturen, woran ich mich musikalisch orientieren kann. Nun ich bin eben kein Musiker, der den streng mathematischen Charakter von Zwölftonmusik wirklich durchschaut und versteht. Ohne dieses Fachverständnis kann sich meineserachtens für allgemeine MUSIKGENIESSER solche Musik niemals wirklich offenbaren. Deshalb bleibe ich dabei: Solche Musik ist nicht für jedermann gemacht. Sie setzt etwas voraus, was nicht alle verstehen können und wollen.

Um auf das Beispiel einer Vertonung der Holocaust-Thematik zurückzukommen: Es geht auch anders: Ist es nicht hinreissend, wie Henryk Gorecki in seiner 3. Symphonie "Sorrowful Songs" von einem Alt herzzerreissende Klagelieder intonieren lässt. Allein schon die elegische rein instrumentale Streicherpassaglia im ersten Satz dieser Symphonie stellt für mich Henzes Neunte total in den Schatten. Das ist wirklich NEUE KONSUMIERBARE symphonische Musik neben der Filmmusik, die ihr Thema ( s.o. ) absolut und mit einer unerbittlichen Intensität dem Hörer nahebringt. Man kann ihn nahezu spüren, den Schmerz der Mutter, die ihren im KZ totgefolterten Sohn auf diese Art und Weise so grausam verloren hat. Dabei ist dieses Werk schon ca 30 Jahre alt. Und wurde somit zu einer Zeit geschrieben, wo die Filmmusik noch überwiegend spätromantisch klang.

In seiner Dritten hat Gorecki sicherlich nicht den symphonischen Stein der Weisen erfunden. Diese Musik aber hat aber – vielleicht sogar deshalb - eben das, worauf es meineserachtens bei Musik IMMER ankommt: Sie bringt ihr Programm auf in jeder Hinsicht KONSUMIERBARE Art und Weise JEDEM, der SOLCHE MUSIK MAG nahe.

Das Wort Symphonie ist griechischem Ursprungs und bedeutet sinngemäss "Zusammenklang". Die Wortwurzel "sym" ( sanskritisch "sam" ) bedeutet „zusammen“ - philosophisch gesehen aber in erster Linie anwendbar auf wirklich harmonisch vereinbare Elemente. Ist Zwölftonmusik ein harmonischer Zusammenklang im natürlichen Sinne? Nein! Sie ist sicherlich von hohem musiktheoretischen Interesse, deren „Sound“ taugt aber - vom Standpunkt des ALLGEMEINVERSTÄNDNIS her gesehen - nur aber wirklich nur ganz ganz niedrig dosiert zum Vermitteln von disharmonischen Stimmungen in der Musik, sofern programmatisch begründet. Letztendlich ist sie in diesem Sinne lediglich eine Bereicherung des Klangkosmos, nicht mehr und nicht weniger.

Desweiteren möchte ich an dieser Stelle noch einen weiteren Komponisten nennen, der sehr bemerkenswerte eindeutig auf unsere Zeit hinweisende Symphonik geschrieben hat:

ALAN HOVHANNES: Dieser Mann armenischer Abstammung hat beispielsweise die Symphonien „Mysterious Mountain“ und „The Celestrial Gate“ komponiert. Und dafür könnte ich ihn umarmen: Insbesondere das einsätzige „The Celestrial Gate“ ist von unglaublicher mystischer Ausstrahlung. Übrigens habe ich diesen Komponisten über eine John Williams-CD ( seinFlötenkonzert glaube ich ) kennengelernt. Dort dirigiert John Williams einen Satz aus Hovhannes` „Mysterious Mountain“ als Zugabe...

Lieber Jan Selzer, bitte bitte bitte höre Dir die Dritte von Henryk Gorecki mal an und lass uns mal wissen, welche Wirkung diese Musik auf Dich hat.

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Halt! Ich habe nicht gegen die Verbindung verschiedener Stilrichtungen, gerade in der Filmmusik scheint mir das bisweilen relativ unumgänglich, allerdings gibt es immer noch einen unterschied zwischen Stil-Mix und eklekizistischem Schund.

Das eine ist eine produktive selection verschiedener Stilelemente um sie zu einem homogenen (!), in sich funktionierenden ganzen zu Formen.

Der eklektizistische (Hach! Schon seit Monaten mein Lieblingswort, nachdem ich eine Schrift von William Morris gelesen habe) Schund dagegen knallt einfach alles zusammen was es so gibt, denkt das, was vor ihm schon andere gedacht haben, und verkauft es als etwas neues, gar innovatives!

Ich finde hier gibt es einen kleinen aber feinen Unterschied!

Zumal wir uns musikalisch gesehen auch schon lange nicht mehr in der Moderne befinden.

Niemand kann mich zwingen den PostModerne als etablierte, respektable Musik Gattung anzuerkennen. ;)

Im Übrigen schaue/höre ich mir hin und wieder mal die Abschlussarbeiten der Komponistentruppe in der Hamburger-Musikhochschule an, und die haben fast alle das komponiert, was man als moderne bezeichnen würde.

Lieber Jan Selzer, bitte bitte bitte höre Dir die Dritte von Henryk Gorecki mal an und lass uns mal wissen, welche Wirkung diese Musik auf Dich hat.

Nun denn, ich werde es mir vormerken für den nächsten CD kauf! Danke für den Tipp.

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... Verlegung aus Score Diskussionen / Was ist das beste Soundtrackjahrzehnt: Disput über Scores vor 1980:

... @the geiger group:

Chevaliers De Sangreal ( Musik: Hans Zimmer ): Im Film sind es die Gralsritter, aber für mich ist es eine Gruppe von weisen Männern und Frauen, die allesamt in doppelreihigen blütenweissen Rüschenhemden mit prächtigen spitzebesetzten Volantärmeln und mit hinten zu einem Schopf zusammengebundenen langen Haaren seit dem frühen Mittelalter mit dem festen Ziel uns in eine neue bessere Zeit zu führen, feierlich schreitend auf jedem zukommen und anbieten sich ihnen anzuschliessen.

Wie dem auch sei, es ist nicht aufzuhalten: Auch bei der Musik wird letztendlich immer dafür gesorgt und wird auch in der Zukunft immer dafür gesorgt werden, dass jede Kultur die für sie wirklich erbaulichen Werke sorgfältig konservieren und als Grundlage für neue Werke nutzen. Dabei steht aktuell auch die friedliche Vereinigung der Kulturen hinsichtlich ihrer Musik ganz oben mit auf der Agenda.

Als bisheriges Ergebnis dieses Prozesses können wir alle auf eine prächtige Sammlung von immergrünen Werken zurückschauen, die vor allen Dingen eines gemeinsam haben: Sie besitzen die Eigenschaft aufgrund ihrer geschickt komponierten gewissen Eingängigkeit jedem, der zum ersten Mal damit in Berührung kommt aufs Neue sofort zu faszinieren und dabei auch die Aufmerksamkeit auf die jeweilig neuen tonsetzerischen Rafinessen zu lenken.

Schliess Dich doch einfach mit an!

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Allerdings, es ist in der Tat bedenklich Hans Zimmer in einem Atemzug mit Dieter Bohlen zu nennen. Denn während Dieter Bohlen ausschliesslich rein kommerzielle Hitmusik mit extrem kurzer Haltbarkeit geschrieben hat, gehört Hans Zimmer eben genau zu den Künstlern, die meineserachtens massgeblich neben James Horner, James Newton Howard, hoffentlich bald auch wieder Eliot Goldenthal, John Williams und so weiter am Entstehen einer neuen Symphonik beteiligt sind.

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Allerdings, es ist in der Tat bedenklich Hans Zimmer in einem Atemzug mit Dieter Bohlen zu nennen. Denn während Dieter Bohlen ausschliesslich rein kommerzielle Hitmusik mit extrem kurzer Haltbarkeit geschrieben hat, gehört Hans Zimmer eben genau zu den Künstlern, die meineserachtens massgeblich neben James Horner, James Newton Howard, hoffentlich bald auch wieder Eliot Goldenthal, John Williams und so weiter am Entstehen einer neuen Symphonik beteiligt sind.

Ich möchte mich eigentlich gar nicht in eure Diskussion einmischen, wollte aber ergänzen, daß Dieter Bohlen es immerhin geschafft hat, einen eigenen Sound zu kreieren, der vor allem in den 80ern von vielen kopiert wurde. So, bin wieder weg...:)

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Ich möchte mich eigentlich gar nicht in eure Diskussion einmischen, wollte aber ergänzen, daß Dieter Bohlen es immerhin geschafft hat, einen eigenen Sound zu kreieren, der vor allem in den 80ern von vielen kopiert wurde. So, bin wieder weg...;)

Ja, vor allem von sich selbst, weil alle seine Songs gleich klingen. :)

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Gast Stefan Jania
ALAN HOVHANNES: Dieser Mann armenischer Abstammung hat beispielsweise die Symphonien „Mysterious Mountain“ und „The Celestrial Gate“ komponiert. Und dafür könnte ich ihn umarmen: Insbesondere das einsätzige „The Celestrial Gate“ ist von unglaublicher mystischer Ausstrahlung. Übrigens habe ich diesen Komponisten über eine John Williams-CD ( seinFlötenkonzert glaube ich ) kennengelernt. Dort dirigiert John Williams einen Satz aus Hovhannes` „Mysterious Mountain“ als Zugabe

Nein, das Stück ist auf der The Five Sacred Trees-CD drauf, dem Fagott-Konzert von Williams. So ein Zufall: ich habe mir in der letzten Zeit ein paar der Konzertstücke von Williams gekauft und letzte Woche war auch diese CD dabei. Und wie bei Dir. Bei der Symphonie von Hovhaness (übrigens mit nur einem "n" und zwei "s" ;)) fiel mir der Kinnladen runter. Ich kannte vorher nichts von ihm. Das Stück ist wirklich umwerfend und ich werde mich einmal nach mehr seiner Musik umschauen. Seine Homepage (er starb vor etwa 10 Jahren) listet da ja einiges, z.B. über 60 Symphonien. :)

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Ich möchte mal noch einen Komponisten nachschieben, der bereits im letzten Jahrhundert stark von der sogenannten "Moderne" inspirierte und damit sogar zwölftonlastige Symphonien komponiert hat, die aber so geschickt mit wiedererkennbaren Themen und Strukturen gemacht wurden, dass sie durchaus auch für Nichtavantgardisten interessant klingen: MIKIS THEODORAKIS. Dieser, sogar mit einem Score ( Alexis Zorbas ) weltweit bekannt gewordene Komponist hat um die Jahrtausendwende ein Stück geschrieben, was mich dazu veranlasst behaupten zu können, dass auch dieser, leider schon sehr betagte Mann auch noch Impulse für eine neue Symphonik geben kann. Das Stück heisst übrigens Adagio for the victims of the Bosnian war. Es ist pure emotionale Gänsehautmusik, die durchaus ähnlich, wie die aktuelle Filmmusik klingt.

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In unserem Kreis sind ja auch einige Komponisten. Hier mal einfach eine Idee von einem Nichtmusiker:

Neuer symphonischer Musik neben der Filmmusik könnte man mit folgender lockerer Form ein hohes Mass an kompositorischer Freiheit geben:

Als Dreisätzer:

Vorspiel (Prelude, Intro), Handlung (Agitato, Programm, Themenvariationen usw), Finale mit Ringschluss.

Haben doch fast alle Komponisten das ehemalige Haydn-Schema ( Schnell, Langsam, Tänzerisch schnell, Finale: Schnell ) schon sehr früh verlassen.

Beethoven und viele seiner Zeitgenossen bzw Nachfolgenden beispielsweise vertauschte sehr schnell den 2. mit dem 3. Satz, womit natürlich eine höhere Spannung in einer Symphonie ausgelöst wird.

Es gibt bereits ein Werk, welches in etwa die obenstehende eigentlich schon fast organisch logische dreisätzige Form hat: Das Oratorium "Fire Water Paper" von Elliot Goldenthal. Hierbei handelt es sich ja in Wirklichkeit um eine Programmsymphonie, deren Handlung mit einem Cello-Thema vorbereitet wird, über den sehr komplexen restlichen ersten Satz, dem harten Scherzo ( zusammenfassend der Mittelteil ) ausgelebt wird und letztendlich mit dem elegischen Finale versöhnt wird. Auch die 3. von Gorecki folgt in etwa diesem Schema...

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