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OUT OF AFRICA - John Barry


Carsten Berger
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Tracklisting:

1.I Had a Farm in Africa (Main Title from Out of Africa)

2.I'm Better at Hello (Karen's Theme I)

3.Have You Got a Story for Me?

4.Concerto for Clarinet and Orchestra in a (K. 622)

5.Safari

6.Karen's Journey/Siyawe

7.Flying over Africa

8.I Had a Compass from Denys (Karen's Theme II)

9.Alone on the Farm

10.Let the Rest of the World Go By

11.If I Know a Song of Africa (Karen's Theme III)

12.End Title (You Are Karen)

Total Timing: 34 min

I Had A Farm In Africa

Sydney Pollacks "Out Of Africa" (Jenseits von Afrika, Universal 1985) ist einer von diesen seltenen Filmen, die es schaffen, eine Mischung aus bildgewaltigem Reisebericht und biographischem Literaturdrama zu sein. Meryl Streep spielt die Autorin Karen Blixen, eine dänische Baroneß, deren Lebensgeschichte die Grundlage des Filmes stellt. "Out Of Africa" spielt vor dem Hintergrund des frühen 20.Jahrhunderts, eine Zeit, in der die ostafrikanischen Kolonien die europäischen Einwanderer durch ihre anscheinende unkonventionelle Lebensart anzogen und faszinierten.

Der Film

Regisseur Sydney Pollack trug lange Jahre eine bestimmte Idee mit sich herum. "Ich wollte an die Kinotradition meiner Kindheit anknüpfen. Da saß ich im Kino und erlebte fantastische Abenteuer. Wenn ich rauskam, fühlte ich mich, als wäre ich von einer langen, wunderbaren Reise zurückgekehrt. Solche Filme vermisse ich sehr. Da erinnerte ich mich an ein Buch, das ich schon vor Jahren einmal gelesen und das mich sehr fasziniert hatte." Gemeint waren Tania Blixens afrikanische Erinnerungen "Schatten wandern übers Gras" (Out Of Africa), doch leider galt die dänische Autorin in Hollywood als unverfilmbar.

Eines Tages entdeckte der Drehbuchautor und Blixen-Kenner und -liebhaber Kurt Luedtke das Buch eines Autors namens Erol Trzebinski, in dem das Verhältnis zwischen Karen Blixen und ihrem Geliebten Denys Finch-Hatton aufgedeckt wird. Luedtke erwarb sofort die Rechte an dem Buch und stieß dabei auf eine weitere interessante Arbeit, die Blixen-Biographie "Isak Dinesen - The Life Of A Storyteller", die später in Amerika mit dem National Book Award ausgezeichnet wurde. Aus diesem Material rekonstruierte Luedtke Karen Blixens Leben in Afrika und verarbeitete es zu einem Drehbuch. Das schickte er seinem Freund Sydney Pollack, der sich damit endlich in der Lage sah, seinen großen Karen-Blixen-Film zu realisieren.

Der Regisseur gewann Universal für die Produktion von "Out Of Africa" und seinen Freund Robert Redford als Darsteller des Safariführers und Großwildjägers Finch Hatton. Pollack reiste sofort nach Kenia, um geeignete Schauplätze zu finden. Inzwischen ging die Suche nach der Darstellerin der Karen Blixen weiter. Pollack dachte zuerst an Hanna Schygulla, die nach dem Tod Fassbinders noch groß im Geschäft war. Doch es kam nie zu einer Probeaufnahme. Angeblich hat Pollack mit zahlreichen europäischen Schauspielerinnen verhandelt, doch keine entsprach seinen Vorstellungen. Da erfuhr er von ihrem Agenten Sam Cohen, daß Meryl Streep an der Rolle sehr interessiert war.

Sydney Pollack erinnerte sich später: "Dann traf ich Meryl in New York. Unser Treffen dauerte genau 25 Minuten. Und in dieser Zeit verliebte ich mich in sie. Da war plötzlich das, was ich suchte: eine geniale, einfache selbstbewußte Frau. Hinterher rief ich Frank Price von der Universal an und sagte nur: Meryl ist unser Star'". Für die Rolle von Karens zwielichtigem Ehemann Baron Bror von Blixen gewann Pollack Klaus Maria Brandauer, der ihm als Bösewicht Largo in dem James-Bond-Thriller "Never Say Never Again" (Sag Niemals Nie, 1983) imponiert hatte.

Meryl Streep bereitete sich auf die Rolle einer dänischen Dichterin in Afrika gründlich vor. Sie lernte dänisch und begleitete Sydney Pollack auf seinen Reisen durch Kenia. Die Dreharbeiten begannen am 14. Januar 1985 in der Nähe der Hauptstadt Nairobi. Um die englische Kolonialstil-Atmosphäre der Zeit kurz nach der Jahrhundertwende detailgenau einzufangen, trieben der Regisseur und sein Ausstatter einen gewaltigen Aufwand. Da in dem Haus, in dem Karen Blixen damals gelebt hatte, inzwischen das Staatliche Gesundheitszentrum untergebracht war, wurde auf der Ngong-Farm ein altes Farmhaus renoviert. Neben dem Dorf der Kikujus wurde der exklusive Muthaiga-Club errichtet, in dem Karen und Bror 1914 geheiratet hatten.

In der Coronation Street ließ Pollack mit großem Aufwand eine Kopie der Innenstadt von Nairobi nachbauen. Aufregung verursachte auch die Suche nach dem Doppeldecker, den Finch Hatton damals geflogen hatte. Schließlich fand man bei einem Sammler in Manchester eine alte Maschine. Auch die Oldtimer für die Straßen waren in Kenia nicht leicht aufzutreiben. So wurden das "Hupmobile", mit dem Bror Blixen fährt, ebenso wie Finch Hattons "International" aus Europa eingeflogen. Für die Ausstattung war die italienische Modeschöpferin Milena Canoneros zuständig. Ihre schicken Kostüme und Kleider für Meryl Streep wurden aus Leinen oder Khaki gefertigt und lösten eine neue Modewelle aus: den Safari-Look.

Insgesamt beschäftigte die Großproduktion 2100 weiße und 7000 afrikanische Statisten. Meryl Streep arbeitete 99 Tage auf dem Set: sie war damit nur zwei Tage weniger am Set als Pollack selbst bei den Dreharbeiten anwesend. Die Zusammenarbeit mit Robert Redford bereitete Meryl Streep großen Spaß. Sie stellte eine gewisse Übereinstimmung in ihren Arbeitsstilen fest: "Bob probt genau wie ich nicht gern viel. Das war toll für mich. Wir haben uns während der Dreharbeiten unterhalten, und das hat Sydney nervös gemacht. Aber Bob mag diese Spontanität. Bei seinem Auftritt ist er ganz da. Ich arbeite gern so."

Die Story

In der Geschichte erweist sich Baron Blixen (Brandauer) als Abenteurer, Lügner und Frauenheld, statt einer Rinderfarm hat er, als Karen aus Dänemark eintrifft, eine Kaffeeplantage gekauft, der man aufgrund der Höhenlage kaum eine Überlebenschance gibt. Anfangs erscheint Karen der Ohnmacht nahe, doch sie fängt sich und begründet mit ihrem treuen einheimischen Diener Farah eine eigene Hausmacht. Als Karen bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges an der Spitze eines Trecks quer durchs Land bis nach Deutsch-Ostafrika reist, um die Soldaten mit Proviant zu versorgen, erweist sie sich als tatkräftige, bewundernswerte Frau.

Der Lack ist ab von der Lady im Kolonialstil; darunter kommt eine verschwitzte, erschöpfte, aber sehr lebendige und kämpferische Frau zum Vorschein, die sich von ihrem charmanten, aber nichtsnutzigen Gatten trennen wird, um ihr Geschick in die eigene Hände zu nehmen. Denys Finch Hatton nähert sich Karen und sie erlebt eine spröde Romanze mit ihm: Sonnenuntergänge, Picknicks in der Steppe und Mozart aus einem alten Trichtergrammophon.

Wie alle großen Liebesgeschichten seit "Gone With The Wind" (Vom Winde verweht, 1939) steigert das tragische Ende die emotionale Tiefe: Finch Hatton stürzt mit seinem Sportflugzeug ab, und Karen bleibt an seinem Grab zurück, bankrott, nach einem Großbrand, das die gesamte Ernte vernichtet hat. Nach etwas über 20 Jahren in Kenia muß sie nach Dänemark zurückkehren, und schreibt ihre Erinnerungen über das "dunkel lockende Afrika" auf. Sie kehrte nie wieder dorthin zurück.

"Out Of Africa" wurde ein Riesenerfolg an der Kinokasse. Er spielte schon nach zwei Monaten sechzig Millionen Dollar ein, doppelt soviel, wie er gekostet hatte. Am Ende waren es beachtliche 240 Millionen Dollar weltweit. Der Film gewann sieben Oscars, allerdings keinen für Meryl Streep, obwohl die Darstellung der Karen Blixen eine ihrer schönsten Rollen ist.

Die Musik

Die Musik für "Out Of Africa" schrieb John Barry, der den Film als ein zeitloses, romantisches Epos anlegte. Sydney Pollack schwebte erst vor, den Film mit afrikanischer Musik zu unterlegen, doch Barry überzeugte den Regisseur mit seiner Entscheidung: "Sydney, dieser Film ist nicht über Afrika," meinte Barry zu Pollack, "er spielt zwar in Afrika, aber Afrika wird nur durch zwei Leute gesehen, die in Liebe zueinander entflammt sind. Es ist die Geschichte dieser zwei Leute."

Der Score versucht Stimmung und Ambiente ohne großen intellektuellen oder philosophischen Anspruch zu etablieren, und seine Einfachheit ist ein typisches Zeichen für Barrys Stil. Ein typischer John Barry Score ist geprägt von langen Melodielinien, oft in einer liedähnlichen Struktur. Es gibt drei Hauptthemen im Score. Das erste hört man im Main Title (I Had A Farm In Africa), als Karen Blixen in Afrika ankommt. Die Kamera schwenkt über die großartige Landschaft Afrikas und die Credits des Films werden eingeblendet. Das Thema, eines der am häufigsten aufgenommenen in der Filmmusikgeschichte, unterstreicht die Romantik des Filmes und entführt das Publikum in eine Welt, die mehr durch Gefühle als durch Geographie definiert ist. Es beginnt mit Hörnern, die weite, aufsteigende Intervalle wiederholen, danach folgt dann das große Thema, ein langes, in mittlerer Lage geschriebenes A-B-A-Thema, welches sehr zum Erfolg des Filmes beigetragen hat, weil es einen unauslöschbaren Eindruck beim Filmpublikum hinterläßt.

Mozarts Konzert für Klarinette und Orchester in A-Dur ist die erste Musik, die im Film gehört wird. Man sieht Karen als alte Frau ihre Memoiren aufschreiben und sich an ihre Tage in Afrika und an Denys erinnern. Diese Verbindung zwischen Denys und dem Adagio ist eigentlich mit einem Gegensatz behaftet: das Konzert ist ruhig und ergeben, Denys Charakter abenteuerlustig und unzähmbar, aber er hört dieses Stück immer dann, wenn er versucht, seinem realen Leben in Gedanken zu entfliehen, dadurch entdeckt man durch die Musik den wahren Charakter dieser Person.

Ein weiterer erwähnenswerter Höhepunkt im Soundtrack ist die Musik, die wir während des Fluges hören (Flight Over Africa). Der erste Teil, getragen durch einen ätherischen Chor, dient als Hintergrundbegleitung für eine Melodie, die am Ende in der Form des Main Themes ertönt. Das Main Theme wird zum letzten Mal ganz am Ende des Filmes erscheinen, als Karen Afrika verläßt und nach Dänemark zurückkehrt, diesmal in der Form der Soloflöte. Die Romantik der Musik setzt den Kontrapunkt für Karens Interpretation über Denys' Weltsicht: "The Earth was made round, so that we could not see too far down the road."

Im Ganzen gesehen ist die Musik völlig auf den Film zugeschnitten, sie erzählt eine eigene Geschichte vor dem Hintergrund Afrikas. Es ist ein Stück Dänemark, daß Karen mit nach Afrika bringt. Es ist die Romantik, die oft nur durch Musik, statt durch Worte oder Bilder ausgedrückt wird. Dem Barry-abgeneigten Hörer muß aber klar sein, daß die Musik sich gerne selbst zitiert, große Abwechslung oder Experimente darf man nicht erwarten. Sie funktioniert, und das ist hier die Hauptsache.

4,5 / 6 Sternen

Bearbeitet von Thomas Nofz
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Wobei ich sagen muss das von CD die Musik imo sehr viel weniger funktioniert als im Film. Bis auf das Main Theme bleibt da selten was hängen von der Musik.

Ich mag die Musik aus einem bestimmten Grund nicht sonderlich. Barry hat weiß Gott schönere Sachen gemacht, wurde aber am meisten bei dem Score mit Lob überschüttet...

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*hust*

10er System bitte!! Es gibt schon genug Seiten mit "Sternen"...

Bist du nicht immer so für Offenheit und Toleranz? Wieso nicht auch hier tolerant gegenüber einem anderen Wertungssystem - ist doch kein Problem, wenn die einen im 6-Sterne-, die anderen im 10-Sterne-System bewerten.

Die ganze Sache kommt mir generell irgendwie ein bisschen emanzenhaft vor - Abgrenzung um der Abgrenzung willen, bloß nicht so bewerten wie die bösen deutschen Filmmusik-Seiten. :) Die Bemerkung "Es gibt schon genug Seiten mit "Sternen"" und die Tatsache, dass meine erste Anregung zu dieser Sache im PAGEMASTER-Rezi-Thread komplett ignoriert wurde, macht das für mich gerade wieder sehr deutlich.

Ich denke, wir sollten uns mal wieder vor Augen halten, dass wir alle Filmmusik-Freunde sind, "Brüder im Geiste" wenn man so will. Finde es unnötig, dass man sich in so kleinem Kreise nochmals und nochmals aufsplittert und sich voneinander abgrenzt.

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Es geht mir schlicht und ergreifend um die Einheitlichkeit. Wenn hier jeder bewertet wie er will empfinde ich es als verwirrend. Und meine Aussage "es gibt schon genug andere Seiten..." sollte ebenfalls nicht als Schuss vor den Bug gesehen werden, was spricht denn dagegen wenn wir unser eigenes Wertesystem haben? Das hebt eventuell ein wenig ab. Soll aber nicht heissen dass ich andere Seiten als das ultimativ Feindliche hier sehe, was soll diese Unterstellung...?

Das so aufzufassen dass ich anderen Filmmusik-Fans damit eine vor den Deckel gebe würde finde ich arg befremdlich. :)

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  • 3 Monate später...

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