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MarSco

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Alle Inhalte von MarSco

  1. Das Weiße Band (Michael Haneke, Österreich/Deutschland/Frankreich/Italien 2009) Formvollendeter Film. Die Schwarz/Weiß-Ästhetik des Films, die wunderbaren Schauspieler und die konsequente Art der Inszenierung machen den Film schon sehr sehenswert. Mainstream-Kinobesucher könnten mit dem langsamen Erzähltempo natürlich ihre Probleme haben.
  2. Vielleicht werden demnächst ja auch wieder Bücher verbrannt. (Ja, ich weiß, dass war politisch sehr inkorrekt, aber das so etwas in einem Land geschehen kann, in dem laut Grundgesetz keine Zensur stattfindet, ist ebenso politisch unkorrekt.)
  3. Auf einen neuen Shore kann man sich natürlich auch freuen - aber eine vierte Corigliano-Filmmusik hätte es auch ruhig mal geben können.
  4. On the Beach (Christopher Gordon) Eins der ganz großen Meisterstücke des Australiers. Warum der Mann sich nach dem Score nicht vor Jobangeboten aus Hollywood retten konnte, ist mir immer noch ein Rätsel. Vor allem traumhafte Themen machen diese Fernsehfilmmusik zu etwas ganz Besonderem.
  5. Bücher, die ich lesen MUSSTE, mochte ich auch fast automatisch nie.
  6. Falling Man (Don DeLillo) Ein Roman über 9-11. Im Zentrum steht eine Familie, und wie sie mit dem Leben im New York danach umgehen. Gefällt mir bisher ganz gut... hab ungefähr ein Drittel der 250 Seiten hinter mir.
  7. Der gute Jerry. Ich vermiss ihn immer noch - besonders wenn ich mal wieder in irgendwelche belanglosen und generischen aktuellen Hollywood-Scores reinhöre. Selbst in seinem vergleichsweise eher routinierten als innovativen Spätwerk hat er die meisten Sachen davon noch locker übertrumpft. Danke für das Interview.
  8. It Might Get Loud (Davis Guggenheim, USA 2008) Drei Gitarristen aus drei Generationen (Jimmy Page von Led Zeppelin, The Edge von U2 und Jack White von The White Stripes / The Raconteurs) reden über ihr Instrument, was das Musik machen für sie bedeutet und jammen natürlich auch ein bisschen zusammen. Wenn man vor lauter Filmmusikkonsum nicht vergessen hat, dass Rock 'n Roll auch ganz spaßig sein kann, ist dieser Film wärmstens zu empfehlen. Metropolis (Fritz Lang, Deutschland 1926) In Hamburg gibt es das Metropolis-Kino, welches heute seinen 30. Geburtstag beging. Zur Feier des Tages gab es den namensgebenden Filmklassiker mit Livebegleitung zu sehen. Ein Quartett aus einem Pianisten, einen Percussionisten, einen Saxophonisten und einen weiteren Blechbläser spielte ein Arrangement von Gottfried Huppertz' Originalpartitur - die ursprünglich natürlich für komplettes Orchester entstand. Stummfilme zu sehen, ohne ihren filmhistorischen Kontext zu kennen / zu beachten, ist tendenziell doch ein wenig anstrengend, unterscheidet sich doch das filmische Erzählen ziemlich signifikant von dem, was man heutzutage gewöhnt ist. "Metropolis" hat seinen Klassikerstatus aber zurecht verdient. Ausdrucksstarke und assoziationsreiche Bilder, ein sehr subtext-reiches Drehbuch und Spezialeffekte, die teilweise sogar noch in heutigen Filmen bestehen könnten (gibt natürlich auch Sachen die total veraltet sind, aber in 1926 revolutionär gewesen sind), machen den Film doch recht sehenswert - und der Aspekt der Live-Begleitung wertete die Veranstaltung auch noch weiter auf.
  9. Ich versuch mich gerade an die Musik des Originals (welches ganz fantastisch ist!), zu erinnern. Gelingt mir aber nicht wirklich, ich glaub es kam auch relativ wenig vor. Beltrami ist aber sicher auch eine gute Wahl. Nur der neue Film ist, außer für untertitel-unwillige Amis sicher absolut überflüssig.
  10. Hui, Feedback. Und ich dachte schon, ich schreib den Kram hier nur für mich selbst rein. Heute auf Tag 7 des Filmfests gab es folgendes zu sehen: Before Twilight (Jacek Blawut, Polen 2009) Ein Pflegeheim für pensionierte Schauspieler zieht eine Inszenierung von "Faust" auf. Das ist auch schon die Geschichte, die stellenweise schon nett ist, aber viel Potenzial für melancholischen Humor verschenkt hat IMHO. The Passion of Gabriel (Luis Alberto Restrepo, Kolumbien 2009) Ein katholischer Pfarrer in Kolumbien (der sein Zölibat nicht einhält), forciert in einem Dorf den dringenden Ausbau einer Brücke und legt sich so mit den Guerillakriegern im Dschungel an, die fürchten, dass sich die Armee durch die Brücke im Gebiet ausbreiten kann. Weder schlecht noch besonders eindrucksvoll. I Killed My Mother (Xavier Dolan, Kanada 2009) Ein 16jähriger Junge zofft sich ständig mit seiner Mutter, die er irgendwie gleichzeitig liebt und hasst. Vater ist schon lange aus dem Haus und Sohnemann entdeckt, dass er schwul ist. Auf den ersten Blick klingt das klischeehaft, wird durch tolle Darsteller und immer wieder eingewobenen lakonischen Humor zu einem gelungenen Film, der umso beeindruckender wird, wenn man bedenkt, dass Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller Xavier Dolan erst 20 Jahre alt ist - und damit in Cannes in der "Quinzaine des réalisateurs" gelandet ist. Die Tür (Anno Saul, Deutschland 2009) Fängt ganz vielversprechend als Drama mit Mystery-Elementen an, endet aber als totaler Schmarrn. Story: Weil der weltberühmte Maler David Andernach (Casino Royale-Bad Guy Mads Mikkelsen) seine Tochter einen Moment nicht beaufsichtigt, weil er gerade seine Nachbarin (Heike Makatsch) vögelt, ertrinkt Leonie im Pool. 5 Jahre später findet David eine Tür, die in eine Welt vor 5 Jahren führt, und durch die er den Unfall verhindern kann - aber alles ist dann doch nicht Friede, Freude, Eierkuchen. Positiv aufgefallen ist aber der Score von einem Herrn namens Fabian Römer - zwar jetzt auch nicht aus der Kategorie "weltbewegend", aber er hatte einige gute Momente. Departures (Yojiro Takita, Japan 2008) Der diesjährige Gewinner des "Best foreign language picture"-Oscars - und durchaus zu Recht, wie ich finde (auch wenn ich die anderen Nominees nicht alle gesehen habe.) Der Film überschreitet zwar stellenweise doch schon haarscharf die Kitschgrenze, ist aber insgesamt einfach schön. Dank seiner Auszeichnung wird es hier wohl auch mal eine Kinoauswertung geben. Al Ghaba - Demons of Cairo (Ahmed Atef, Ägypten 2007) Ganz großer Blödsinn. Schlecht entwickelte Klischee-Charaktere meucheln sich gegenseitig auf vielseitige Art nieder, wegen Bandenkriminalität oder genereller Armut. Der Film splattert dabei ordentlich vor sich hin, wodurch der pseudo-sozialkritische Background einfach nur noch lächerlich wirkt. Der wird eh nie in den deutschen Kinos außerhalb von Filmfestivals laufen, aber falls doch: ich rate dringendst ab! Der Film ist pure Zeitverschwendung.
  11. Tag 6 auf dem Filmfest: Before My Eyes (Miraz Bezar, Deutschland/Türkei 2009) Der erste kurdischsprachige Kinofilm, der in der Türkei produziert wurde - natürlich nicht mit staatlichen Geldern. Der Regisseur verschuldete sich vielmehr bis aufs letzte Hemd, als dann Fatih Akin mit einer Finanzspritze Abhilfe schuf. Ein kleines Wunder ist jedoch, dass der Film dann auch noch auf das Istanbuler Filmfest eingeladen wurde. Abgesehen von dieser historischen Bedeutung ist das ganze aber nur ein handwerklich sauberer, routinierter Film mit erschütterndem Beginn. Erzählt wird die Geschichte einer kurdischen Familie. Mama und Papa werden von türkischen Paramilitärs erschossen, und die beiden müssen sich dann pleite und obdachlos durchschlagen. Angel at Sea (Frédéric Dumont, Belgien/Kanada 2009) Überdurchschnittliches Drama. Der unter schweren Depressionen leidende Papa teilt seinem Sohn Louis mit, dass er sich wohl eventuell demnächst umbringen könnte. Wie das Kind damit umgeht, wird sehr präzise und glaubwürdig aufgezeigt. Der Kinderdarsteller verdient hier sicher besonders viel Lob. Warriors of Love (Simon Staho, Schweden/Dänemark 2009) Die Geschichte dieser schwedisch-dänischen Ko-Produktion, bei der auch mal wieder Lars von Triers Zentropa Entertainment die Finger mit im Spiel hatte, ist schnell erzählt: ein lesbisches Pärchen, Ida und Karin, fahren in eine Stadt, wo Idas Vater lebt, um ihn zu besuchen. Karin (und die Zuschauer) erfahren dann auf der Reise dorthin, dass Idas Vater sich jahrelang an ihr sexuell vergangen hat. Gemeinsam entschließt man sich, den Vater zu töten. Auf der Flucht erkennt man die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage (eine Nachbarin sah die beiden aus der Wohnung des Vaters kommen) - und dann hängen sich beide in einem Anfall von Junge-Mädchen-Romanzen-Kitsch an einem Baum auf. Diese einfache (und schlimme) Geschichte hätte mit einem melodramatisch-kitschigen Hollywood-Ansatz beim Zugucken wahrscheinlich eher Brechreiz ausgelöst. Aber hier ist der Regisseur ein formal total bestechender Film gelungen, der mich in seiner fast quälend langsamen, aber trotzdem unglaublich spannungsreichen Inszenierung an einen Michael Haneke-Film erinnert hat. Fotografiert in erlesenen Schwarz-Weißbildern und mit tollen, sehr minimalistisch agierenden Schauspielern hat mich der Film auf der ganzen Länge überzeugen können. Explicit Ills (Mark Webber, USA 2008) Die Credits fahren große Namen auf - Paul Dano, Rosario Dawson und Naomie Harris unter anderem in der Besetzungsliste, Jim Jarmusch als Executive Producer. Das ganze ist ein in Philadelphia angesiedelter Episodenfilm, die sich im Endeffekt wohl um das Gesundheitswesen, und darum, wie jeder einzelne mit seiner Gesundheit umgeht, drehen sollen - insgesamt hat mir der Film aber zu wenig Verbindungen zwischen den einzelnen Episoden herausgearbeitet. Heiran (Shalizeh Arefpoor, Iran 2009) Gut gemeint, aber nicht grundsätzlich gut gemacht. Das politisch engagierte Drama fordert mehr Rechte für Flüchtlinge aus Afghanistan, die überwiegend illegal im Iran leben. Die Perserin Mahi verliebt sich ungünstigerweise in so einem und wird dann mit dessen Ausweisung aus dem Lande konfrontiert, obwohl sie gerade frisch Mutter geworden ist. Der Beginn, wie die zwei Protagonisten sich kennenlernen ist sehr schön leichtfüßig inszeniert. Als Drama folgt das ganze aber auch wieder viel zu sehr Genrekonventionen des westlichen Kinos. (500) Days of Summer (Marc Webb, USA 2009) Romantische Komödien sind nicht unbedingt mein Genre. Aber wenn ein Film mit drei Einblendungen beginnt, die folgendermaßen aussahen: -(...)Any similarites to actual persons are purely coincidental. -except for you Jenny Beckman. -Bitch. beginnt, hat mich der Filmemacher schon abgeholt.Der Film wimmelt vor lauter solch unkonventioneller Ideen, z.B. einer Party, die im Split-Screen-Verfahren gezeigt wird. Auf der einen Seite sieht man die Erwartungen des Protagonisten, auf der anderen Seite die Realität. Die eigentliche Geschichte dreht sich um die 500 Tage lang andauernde Beziehung zwischen Tom Hansen, erfolgloser Architekt, der bei einer Grußkarten-Firma gelandet ist und Summer (sympathisch wie immer -außer in "The Happening" *g* - Zooey Deschanel). Letztere hat blöderweise gar kein Interesse an einer länger andauernden Beziehung, obwohl sie mit Tom ganz gut klarkommt. Wie ihre Beziehung verläuft, die überraschenderweise mal kein Happy End nimmt (obwohl der Film trotzdem ein versöhnliches Ende bereithält), schildert der Film teilweise nonlinear und auf sehr charmante und witzige Art und Weise. Sollte man gesehen haben. Der Film startet schon sehr bald in den deutschen Kinos.
  12. Monsters, Inc. (Blu-Ray) Wahrscheinlich sogar der beste Film von Pixar bisher, obwohl mich bis auf CARS alle absolut begeistert haben. Frost/Nixon (Blu-ray)
  13. Guidance (Johan Jonason, Schweden 2009) Konventionelles Drama über einen älteren Herrn, der sich einer "alternativen" Therapie unterzieht, um seine Rückenschmerzen loszuwerden und dabei an einen eher dubiosen Typen gerät. Muss man nicht gesehen haben, hat mich jetzt aber auch nicht gelangweilt. Kimjongilia (N.C. Heikin, USA/Frankreich/Südkorea 2009) Man hat es ja schon zigmal in den Nachrichten gehört, wie es im kommunistischen Nordkorea zu geht. In dieser Doku kriegt man aber ganz unmittelbare Zeugenaussagen von Flüchtlingen aus diesem Land. Dabei kontrastiert die Regisseurin diese Aussagen geschickt mit offiziellem Propaganda-Material aus dem staatlichen nordkoreanischen Film- oder Fernsehstudios, bei denen man dann fast kotzen möchte. Sehr gelungen! Fish Eyes (Südkorea, China 2009) Ein weiterer Film aus der "was wollte mir der Künstler jetzt damit sagen?"-Kategorie der eher Ratlosigkeit hinterlässt. As God Commands (Gabriele Salvatores, 2008) Hierbei handelt es sich um den neuesten Film des italienischen Regisseurs, der vor einigen Jahren mit "Ich habe keine Angst" es sogar in die deutschen Kinos schaffte. Sein neuester Film ist ultradüster und pessimistisch. Hauptperson ist der Sohn eines rassistischen Arbeitslosen, der von seinem Vater zwar schon irgendwie geliebt wird, aber vor allem zu Gewalttätigkeiten erzogen wird. Und dann gibt es da noch den geistig Behinderten "Quattro Fromaggi", der aus Liebe zu einer Schülerin und einer Verkettung von Mißverständnissen und Unfähigkeit zum normalen Sozialverhalten den Tod selbiger herbeiführt. Der Film schafft es dabei die eigentlich unsympathischen Charaktere doch für einen zum Leben zu erwecken und beeindruckt mit einem sehr aggressiven Zusammenspiel aus Kameraarbeit, Schnitt und harter Rockmusik auf der Tonspur. Ruiniert einem aber auch die Stimmung. 10 to 11 (Pelin Esmer, Türkei/Frankreich/Deutschland 2009) Film über einen alten Herrn, der seine Wohnung seit Jahrzehnten mit Zeitungen und anderen Andenken aus seinem Leben volltstapelt, was natürlich auch Probleme mit seiner Umwelt (z.B. Nachbarn) mit sich bringt. Das Erzähltempo ist IMHO einen Hauch zu zäh, sonst hat der Film mir inhaltlich gut gefallen. Carcasses (Denis Coté, CAN 2009) Eigenwillige Mischung aus Dokumentation und Fiktion. Die erste Hälfte des relativ kurzen Films stellt den echten Menschen Jean-Pierre Colmor vor, der auf einem riesigen Schrottplatz-Gelände lebt und arbeitet - im stolzen Alter von 74. Die zweite Hälfte ist dann Fiktion und erzählt, wie vier Invasoren mit Down-Syndrom sich auf dem Platz einquartieren. Die Idee, zwei eigentlich unvereinbare "Genres" so aufeinanderprallen zu lassen, fand ich ganz reizvoll - die Umsetzung ist jedoch teilweise merkwürdig und prätentios geraten.
  14. Tag 4 des Filmfests: The Dark Harbour (Naiko Takatsugu, Japan 2009) In einer romantischen Komödie aus Japan findet der Protagonist mit Bindungsängsten seine Frau auch schon mal im Kleiderschrank. Nett, wenn auch das Ende ein bisschen fies gegenüber dem Hauptdarsteller ist - und der so sympathisch, dass man ihm eigentlich was Besseres wünscht. Examined Life (Astra Taylor, Kanada 2008) Spaziergänge/Taxi- und Bootsfahrten mit Amerikas bedeutendsten Philosophen bilden diesen Film. Jeder hat dabei nur ca. 10 Minuten Zeit, um über seine Themen zu reden - was gut ist - durch die Kürze wird man nicht mit tausend Zitaten anderer Philosophen bombardiert, sondern kriegt nur Denkanstöße geliefert, die sich teilweise wirklich lohnen, weiterzudenken. Milk (Semih Kapadoglu, Türkei/Frankreich/Deutschland 2008) Mir wär es lieber gewesen, wenn es sich hierbei um den Gus van Sant-Film gehandelt hat. Stattdessen war das ein Film über eine türkische Bauernfamilie, der zwischendurch wahnsinnig surreal wurde, und der endet, ohne dass man das Gefühl hat, dass sich eine Geschichte vor einem entfaltet hat. Hinterließ mich ratlos. Runaway (John O'Shea, Neuseeland 1964) Jedes Jahr gibts eine Länderretrospektive beim Filmfest. Dieses Jahr gilt sie Neuseeland - große Namen wie Peter Jackson und Jane Campion hat man aber bewusst außen vor gelassen. John O'Shea ist allerdings schon einer - denn er war der erste, der überhaupt Filme in Neuseeland produziert hat - vorher gab es dort nur englische und vielleicht maximal australische Kinofilme zu sehen. Ich persönlich fand aber, dass der Film ohne diesen historischen Stellenwert relativ wenig hergibt. Der Plot entwickelt sich nicht sehr natürlich und forciert einige Dinge auf unlogische Art und Weise. Stellenweise sind auch die Schauspieler nicht überzeugend - ein richtiger runder Gesamteindruck hinterbleibt so nicht. The Land (Wang Haolin, VR China 2008) Ärgerlicher Film. Laut Programmheft eine Doku über das Leben in einem katholischen Dorf auf dem Lande in China. Nach 55 Minuten, in denen der Film völlig ziellos verstrichen ist und nur einen Typen zeigt, der Dorfbewohnern Photos mitbringt, die sein Sohn vor drei Jahren gemacht hat (ohne dabei die Fotos dem Zuschauer mal zu zeigen oder auch nur eine Nahaufnahme der Reaktionen der Dorfbewohner zu zeigen) hab ich verärgert und unendlich gelangweilt den Saal verlassen und lieber irgendwo gemütlich zu Abend gegessen. Das so was auf Filmfestivals läuft ist mir völlig unverständlich. Zudem waren auch noch die Untertitel schlecht lesbar und auch die Bildqualität unter aller Sau (sogar der mit dem Handy gefilmte Dokumentarfilm aus Teheran vom gestrigen Tag hatte ne bessere Qualität!). Cold Souls (Sophie Barthes, USA/F 2009) Hat den Tag nach drei eher enttäuschenden Filmbesuchen wieder für mich gerettet. Diese Komödie im Stile von "Being John Malkovich" war jedenfalls höchst unterhaltsam und auch ein wenig tiefgründig. Paul Giamatti spielt darin Paul Giamatti, der sich wegen Depressionen seine Seele extrahieren lässt. Als er sich nach einigen "hohlen" Tagen seine Seele zurückholen will, schlägt ihm der verantwortliche Arzt vor, sich stattdessen doch einen russischen Poeten "einzupfplanzen", wo er doch gerade "Onkel Wanja" probt. Blöderweise schmuggeln russische "Soul Traffickers" seine eigene Seele zeitgleich nach St. Petersburg. Neben dem unterhaltsamen Skript kann vor allem Paul Giamatti als er selbst begeistern - denn wie er seine drei "Seelenzustände" unterschiedlich gestaltet, ist schon nicht unbeeindruckend.
  15. Tag 3 auf dem Filmfest Hamburg: The Paranoids (Gabriel Medina, Argentinien 2008) Eine Geschichte über einen neurotischen und hypochondrischen Drehbuchautor, der entdeckt, dass sein "Freund" eine TV-Serie über sein Leben produziert hat. Als Komödienstoff funktioniert sowas meistens gut (Woody Allen hat's gefühlt schon millionenmal bewiesen, oder aber auch die TV-Serie "Monk"), aber da die Geschichte hier eher ernst daher kommt, geht das Ganze nach hinten los und macht den Film eher enervierend, weil man die ganze Zeit den Hauptcharakter durchschütteln möchte, damit er sein Leben endlich mal in die Hand nimmt. Land of Madness (Luc Moullet, Frankreich 2009) Regisseur Luc Moullet begibt sich auf Spurensuche in seiner Heimatregion, den französischen Alpen. Dort gibt es seiner Theorie nach überdurchschnittliche viele wahnsinnige Mörder. In bewußt trocken-langweiliger Fernsehdokumentarfilmästhetik und -dramaturgie kaut er ein Fallbeispiel nach dem anderen durch und entwickelt atemberaubende Theorien, was dahinter stecken könnte - was natürlich nicht ernst gemeint ist. Am Ende darf sogar die Ehefrau des Regisseurs ihn vor laufender Kamera zusammenstauchen, was er da für einen Schwachsinn von sich gibt. Die Ausgangsidee ist ziemlich witzig, aber zwischendurch ist der Film ganz schön zäh. Etwas mehr dramaturgischer Punch in der Struktur hätte da schon nicht geschadet. Ramata (Léandre-Alain Baker, Frankreich/Senegal 2009) Drama aus Afrika, dass für mehr Freiheiten für die Lebensgestaltung von Frauen wirbt. In seinem Herkunftsland sicher ein wichtiges Thema, aber hierzulande macht der Film aufgrund seiner wahnsinnig konventionellen Machart nicht wirklich viel Spaß. Seven Minutes in Heaven (Omri Givon, Israel 2008) Der Film beobachtet, wie die Israelin Galia mit ihrem Leben nach einem Selbstmordattentat, welches sie mit schweren Verbrennungen überlebt, klarkommt. Da sie 7 Minuten im Koma lag, versucht sie, den Hergang des Anschlags zu rekonstruieren. Der Film funktioniert ziemlich gut als Auseinandersetzung mit dem Charakter von Galia, und wie er durch den Anschlag verändert wurde. Leider haben die Filmemacher ein "ist doch nicht alles so wie es scheint"-Ende mit Plottwist hinten dran geklatscht, was den Fokus des Films im Nachgang doch in eine ziemlich andere Richtung schiebt - ich fand es eher unpassend. Insgesamt aber überdurchschnittliche Kost. Tehran without Permission (Sepideh Farsi, Iran/Frankreich 2009) Dokumentarfilm über das Leben in der iranischen Großstadt, hinter den geheuchelten regierungstreuen Fassaden. Komplett mit Handy-Videofunktion aufgezeichnet, geben die Interviewten recht viele Einblicke in ihr Leben und ihre Denkweisen und wirken dabei sehr natürlich - scheinbar fällt es leichter, ein auf ein gerichtetes Handy zu ignorieren, als eine Videokamera. Burning Down the House: The Story of CBGB (Mandy Stein, USA 2009) Großartige Doku über einen legendären Musikclub in der New Yorker Bowery, der 2007 schließen musste, weil der einstmals arme und heruntergekommene Stadtteil zu hip wurde und daraufhin die Mieten ins Unermessliche schoßen. Der Club erlangte Weltgeltung, weil dort Bands wie die Ramones, Blondie, die Talking Heads oder Patti Smith aufgetreten sind, lange bevor sie Berühmtheit erlangten. Dementsprechend kriegt man natürlich jede Menge Archivmaterial von schön scheppernd-lauten Punkkonzerten zu sehen, aber auch eine traurig stimmende Geschichte davon, wie die Wirtschaft Subkulturen immer mehr verdrängt - etwas was Wissenschaftler jetzt mit dem Fachausdruck "Gentrification" bezeichnen. Jim Jarmusch, der früher auch als Zuhörer in den Club kam, bringt es jedenfalls auf den traurigen Punkt, wenn er sagt: "Culture is always in the backseat if it comes to profit. It has always been that way and it will always be." Bisher der beste Film, den ich auf dem Festival sehen konnte - aber es geht ja noch 6 Tage weiter.
  16. MarSco

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    Dann hier mein Beitrag für das spaßige Filme-Wiedererkennen.
  17. Tag 2 auf dem Filmfest Hamburg: Baghead (Jay& Mark Duplass, USA 2009) Vier erfolglose Schauspieler ziehen über ein verlängertes Wochenende in eine einsame Hütte im Wald um ein Script für sich zu entwickeln, in denen alle vier eine Rolle spielen können. Doch dann streift eines Nachts ein Typ mit einer Papiertüte über dem Kopf vor dem Haus rum. Zuerst nimmt man das ganze nicht ernst und hält das ganze für einen Streich, den man sich untereinander spielt, zumal es da teilweise durchaus auch sexuelle Spannungen in der Gruppe gibt. Urkomisch und stellenweise auch schön spannend. Die Schlusspointe ist recht originell, und die Hauptdarsteller alle sehr überzeugend. The Wolberg Family (Axelle Ropert, Frankreich/Belgien 2009) Prätentiöses französisches Familiendrama. Vom Inhalt her passiert da auch nichts anderes als in Soap Operas, da man aber ja künstlerisch anspruchsvoll sein will, legt die Regisseurin ihren Protagonisten teilweise ganz merkwürdige Sätze in den Mund, die irgendwie nicht wirklich passen wollen.
  18. MarSco

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    The Fall von Tarsem.
  19. Tag 1 als akkreditierter Fachbesucher auf dem Filmfest Hamburg: One Week (Michael McGowan, Kanada 2008) Der Ausgangspunkt des Films ist nicht gerade originell. Ein junger, kurz vor der Heirat stehender Mann kriegt Krebs diagnostiziert und begibt sich auf Sinnsuche. Hier mit Hilfe eines Motorradtrips nach Westen (aber in Kanada, nicht in den US von A.). Da das ganze überwiegend doch relativ humorvoll ausfällt, kann man das noch als soliden Programmkino-Mainstream durchgehen lassen. Where Are You? (Masahiro Kobayashi, Japan/Frankreich 2009) Formal anstrengender aber auch gelungener Film über einen ca. 15jährigen Jungen, der völlig alleine dasteht, weil sein Vater schon vor Ewigkeiten abgehauen ist und keine Alimente bezahlt, und Mutter schwerkrank im Krankenhaus liegt und der Schuldenberg wächst und wächst. Der Film erlaubt sich dabei ein extrem langsames Erzähltempo was eher die familiäre Leerstelle erzählt als die tragischen Umstände, die den Jungen in die Armut geführt haben. Police, Adjectiv (Corneliu Porumboiu, Rumänien 2009) Das war schon der zweite anstrengende Film in Folge, nachdem ich mir in der Mittagspause auch noch den Bauch vollgeschlagen habe - kurzum - ich bin dabei eingepennt, obwohl ich den Film gar nicht mal langweilig fand. Deswegen keine weiteren Wertungen hier zu. On the Way to School (Özgür Dogan, Orhan Eskikoy, Türkei/Niederlande 2008) Dokumentation über einen türkischen Lehrer, der in der (ziemlich rückständigen) kurdischen Region der Türkei Kindern Türkisch beibringen soll, die das vorher nie gesprochen haben. Neben dem hohen Niedlichkeitsfaktor durch viele kleine Kids beeindruckt der Film aber vor allem durch das Vermeiden des politischen Zeigefingers. Kinder und Lehrer werden gleichermaßen präzise beobachtet, die Schlußfolgerungen darf der Zuschauer ganz alleine ziehen, zumal es auch keinen erklärenden Off-Kommentar gibt. Away We Go (Sam Mendes, USA/UK 2009) Der neue Sam Mendes-Film ist quasi ein Gegenentwurf zum schweren Ehedrama "Revolutionary Road" - hier sieht man ein glückliches Paar, bei dem es nicht im geringsten kriselt, die das erste Mal ein Kind bekommen werden, und sich auf die Suche nach der perfekten Heimat machen, und dabei auf reichlich schräge Vögel im Freundes- und Verwandtenkreis treffen. Sehr unterhaltsam und sehr, sehr lustig! Der wird auch sicherlich ganz regulär ins Kino kommen - für den Fall kann ich ihn auf jeden Fall empfehlen. Ich seh gerade, dass ich den falschen Thread erwischt habe - kann ein Mod das bitte in den "Der letzte Film, den ich gesehen habe"-Thread verschieben? Danke!
  20. Gestern gleich zwei mal im Kino gewesen: "Up" und "District 9" gesehen - jeweils englische Originalfassungen - deswegen "Up" auch nur in 2-D. Aber den nicht synchronisiert zu gucken, war mir wichtiger. Up (Pete Docter, USA 2009) Pixar hat's mal wieder geschafft. Zwar hat der Film nicht eine ganz so hohe Gagdichte wie manch andere Werke von ihnen, aber der Film ist einfach schön. Alleine für die ersten 10 Minuten dürfen die sich aus meiner Sicht nächstes Jahr wieder die Goldstatuette im Kodak Theatre abholen, die man ja eh abonniert hat. 9 von 10 Punkten. District 9 (Neil Blomkamp, USA/NZ 2009) Der Fake-Dokumentar-Stil am Anfang des Films ist fantastisch und wirklich originell. Leider wird das nicht komplett durchgehalten und der Arpartheid-Subtext wird auch zugunsten von Action und dem Standard-Topoi des Action-Kinos (zwei grundverschiedene Charaktere müssen sich zusammenraufen, um Abenteuer zu bestehen und werden dabei Freunde) zu schnell aufgegeben, funktioniert dann aber noch als solides Krawall-Kino. Hätte aber das Potenzial zu einem Genre-Meisterstück gehabt. Insgesamt war ich aber nicht enttäuscht und vergebe gute 7 von 10 Punkten.
  21. MarSco

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    Da ich anliegendes Bild im Film-Dienst gefunden habe, vermute ich einen Beitrag aus der Kurzfilm-Kompilation: "Night of the Shorts - Am Ende kommt die Wende." Fiese Nummer, haben vermutlich auf diesen Planeten nur 1.000 Leute gesehen.
  22. Meinst du nicht eher, dass das daran liegt, dass du an den Film erinnert wirst anstatt an der Musik selbst?
  23. Genau die sind damals sehr zahlreich aus Europa Richtung "gelobtes Land" ausgereist.
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