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UMFRAGE FILMMUSIK-KONZERTE


Sammys-Ohren
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Empfohlene Beiträge

Aber jetzt mal aus reinem Interesse.... was muss ein Konzert haben, damit ihr es besuchen würdet??? Also welche Stücke wären interessant oder muss es nen Aufhänger haben, zb ne Bilderkulisse dabei??? Würd mich mal interessen, weil ich später nämlich solche Konzerte beruflich organisieren werde (will, möchte? :D )

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Also ... das Publikum, vor allem das junge Publikum bleibt bei klassischen Konzerten nicht aus, weil kein Interesse besteht, sondern weil die Konzertpreise bereits so überteuert sind, dass sich viele Familien das leider nicht mehr leisten könen.

Wenn eine Karte "nur" € 50 kostet ... dann müsste dafür eine 4-köpfige-Familie € 200 ausgeben ... für ein einfaches Konzert, wo man eher schlecht als recht zuhören/sehen kann.

in Passau kosteten die Karten um die 10 Euro.... und für Studenten sogar nur 5 Euro ;)

Das waren angenehme Preise :)

Vielleicht sehen die Preise für jugendliches Publikum in Österreich anders aus, aber auch hier in Hannover bezahlen Jugendliche für ein Konzert in der NDR Philharmonie maximal 10 oder 12 Euro. Begleitpersonen ebenso. Deswegen freue ich auch schon auf das diesjährige "Weihnachtskonzert für Kinder" des NDR-Orchesters, vor allem deshalb, weil wir mit der ganzen Familie hinpilgern werden. :)

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in Passau kosteten die Karten um die 10 Euro.... und für Studenten sogar nur 5 Euro ;)

Das waren angenehme Preise :)

Aber mal ehrlich.... wenn da keine Subventionen am Start sind, da kann doch ein Orchester aus 85 Personen nicht finanziert werden!! Da müssen die schon ordentlich Geld zugesteuert bekommen haben... und wenn man mal überlegt, was ne Karte von Madonna oder so kostet.... da sind 70 Euro auch normal... für eine Person... sag ich jetzt mal so

Vielleicht sehen die Preise für jugendliches Publikum in Österreich anders aus, aber auch hier in Hannover bezahlen Jugendliche für ein Konzert in der NDR Philharmonie maximal 10 oder 12 Euro. Begleitpersonen ebenso. Deswegen freue ich auch schon auf das diesjährige "Weihnachtskonzert für Kinder" des NDR-Orchesters, vor allem deshalb, weil wir mit der ganzen Familie hinpilgern werden. :)

Ja da steht ja auch ne Rundfunkanstalt hinter, die das finanziert, da ist das schon normal mit den Preisen. Sound of Cinema vom BR konnte man auch schon Karten für 22 Euro bekommen.
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Aber jetzt mal aus reinem Interesse.... was muss ein Konzert haben, damit ihr es besuchen würdet??? Also welche Stücke wären interessant oder muss es nen Aufhänger haben, zb ne Bilderkulisse dabei??? Würd mich mal interessen, weil ich später nämlich solche Konzerte beruflich organisieren werde (will, möchte? :D )

Ganz einfach, Sammy: Es muß einfach nur stattfinden, vielleicht nicht allzu weit weg. Und das Orchester sollte ein halbwegs kompetentes sein.

Erklärung: Filmmusik ist eine große Leidenschaft. Konzerte mit Filmmusik sind aber rar gesät. Deswegen nimmt man (fast) alles mit, was sich einem in dieser Hinsicht darbietet.

Und das Auffallende ist: Bis jetzt war jedes Filmmusikkonzert, welches ich besucht habe, fast bzw. komplett ausverkauft. Eigentlich müßte doch den Organisatoren dadurch auffallen, dass die Leute solche Konzerte WOLLEN. Aber das Angebot ist in dieser Hinsicht hier in Hannover schon seit Jahren gleich (mickrig). Eigentlich unverständlich.

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Aber mal ehrlich.... wenn da keine Subventionen am Start sind, da kann doch ein Orchester aus 85 Personen nicht finanziert werden!! Da müssen die schon ordentlich Geld zugesteuert bekommen haben... und wenn man mal überlegt, was ne Karte von Madonna oder so kostet.... da sind 70 Euro auch normal... für eine Person... sag ich jetzt mal so

Ja da steht ja auch ne Rundfunkanstalt hinter, die das finanziert, da ist das schon normal mit den Preisen. Sound of Cinema vom BR konnte man auch schon Karten für 22 Euro bekommen.

Erstmal war das ein Orchester aus ungefähr 50 Mann, bestehend aus Studenten und Musiker aus Passau, also kein Vergleich mit, zum Beispiel Kölner Philharmonie, obwohl mir da auch das Ticket nur, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht... zwischen 20 und 30 Euro gekostet hat.

Finde es gut, dass die Tickets vom Preis her erschwinglich sind.. somit kommen auch viele, wie ich zum Beispiel, die kein hohes Einkommen haben, im Genuss eines Konzertes..

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Kultur kostet Geld! Sie war schon immer teuer und das zu Recht, denn die Ausbildung eines Musikers ist langwierig und ein solcher sollte sich wie auch sonst niemand unter Wert verkaufen. Ein Orchester aus 85-100 Mann + Dirigent + Aufführungsort, Organisatoren und Urheberrecht ist nunmal kostspielig!

Aber das darf natürlich nicht auf Kosten des Publikums gehen. stattdessen ist es auch die Aufgabe des Staates, sein Kulturgut zu schützen, zu pflegen und zu wahren. Momentan macht sich da eine äußerst unschöne Entwicklung breit, die gerade erst letzte Woche in der Fusionierung der beiden SWR-Orchester ihren ersten tragischen Höhepunkt hatte.

Und was ein Konzert haben muss, damit ich hingehe? Ich gehe in ein Konzert, um mir einen schönen Abend zu machen und um mich weiter zu bilden. Nichts finde ich schlimmer als Programme, die aus den ewigen Schlagern der E-Musik bestehen. Für einen Abend mit Tschaikowskys Violinkonzert, Dvoraks Neunter Symphonie und Mendelssohns Hybriden-Ouvertüre gehe ich nicht aus dem Haus. Ebenso wenig für einen Klavierabend, in dem nur Beethoven-Sonaten gespielt werden. Ich möchte Neues und Unbekanntes kennen lernen und vor Allem auch am Puls der Zeit sein. Daher ist es mir sehr wichtig, dass auch endlich die Neue Musik (wie es bei der Filmmusik sein sollte) Einzug in die Konzertsäale hält und man auch mehr Ades, Salonen, Ligeti oder Lachenmann in einem philharmonischen Konzert hört.

Auch unter den Spätromantikern gibt es viel mehr als die üblichen Verdächtigen. Unbedingt sollte mehr Langaard oder Brian gespielt werden!

Und - Sammys-Ohren: Du möchtest später philharmonische Konzerte organisieren, hörst aber absolut nichts aus dem Bereich der E-Musik? Nicht nur, dass Du da wahnsinnig viel (wie die meisten hier) verpasst, auch, dass das Deine Möglichkeiten im Beruf später extrem einschränken wird. Von Organisatoren im Kulturbereich wird eine umfassende musikalische Allgemeinbildung gefordert, der Du Dich ja anscheinend fröhlich verweigerst.

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  • 2 Wochen später...

Ist mir unbegreiflich, ihr wollt alle Filmmusik im Konzertsaal hören, sicher, sehr gerne, und das passiert viel zu selten.

Mephisto:

Für Beethovensonaten gehst du nicht aus dem Haus? Man, man, Gratulation, was sollen wir auch mit dieser "alten Musik". Ist die etwa nicht mehr hörenswert? Es gibt nichts besseres als Beethoven, frag mal John Williams & co, falls du deren Meinung schätzt.

Wie man Filmmusik hören kann und keine Klassik mögen...

Mozart's Requiem, die kleine Nachtmusik, Don Giovanni, die Zauberflöte, seine Klavierkonzerte,

Bach's Violinen Konzerte, sein Air, seine Cembalokonzerte

Beethoven's Fuer Elise, die Klaviersonaten, das Violinkonzert, das Tripplekonzert, die Klavierkonzerte, die 9 Sinfonien

Chopin's Walzer, Impromptu's, Mazurka's, Balladen

Das ist Musik in höchster Vollendung!!! Natürlich verpasst man da sehr viel ("Nicht das du da wahnsinnig viel verpasst, wie die meisten hier'') ... ich hoff echt das ist ein Scherz und es gibt hier einige, die die wunderbare Welt der Klassik, vor allem Bach, Beethoven, Mozart zu schätzen wissen.

Oder meintest du "Nicht NUR, dass du da wahnsinnig viel verpasst" zu Sammy? Wäre dann ein Schreibfehler, der die Bedeutung deiner Aussage um 180° dreht, dann eben besser aufpassen beim tippen ;):)

Bin jedenfalls mit Gary Oldman einer Meinung: Beethoven hat diese Welt zu einer besseren gemacht. Aber hört mal schön weiter nur Filmmusik, ihr wahren Kunstversteher. Sorry, falls das hart klingt, aber das ist meine Meinung.

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Ist mir unbegreiflich, ihr wollt alle Filmmusik im Konzertsaal hören, sicher, sehr gerne, und das passiert viel zu selten.

Mephisto:

Für Beethovensonaten gehst du nicht aus dem Haus? Man, man, Gratulation, was sollen wir auch mit dieser "alten Musik". Ist die etwa nicht mehr hörenswert? Es gibt nichts besseres als Beethoven, frag mal John Williams & co, falls du deren Meinung schätzt.

Wie man Filmmusik hören kann und keine Klassik mögen...

Mozart's Requiem, die kleine Nachtmusik, Don Giovanni, die Zauberflöte, seine Klavierkonzerte,

Bach's Violinen Konzerte, sein Air, seine Cembalokonzerte

Beethoven's Fuer Elise, die Klaviersonaten, das Violinkonzert, das Tripplekonzert, die Klavierkonzerte, die 9 Sinfonien

Chopin's Walzer, Impromptu's, Mazurka's, Balladen

Das ist Musik in höchster Vollendung!!! Natürlich verpasst man da sehr viel ("Nicht das du da wahnsinnig viel verpasst, wie die meisten hier'') ... ich hoff echt das ist ein Scherz und es gibt hier einige, die die wunderbare Welt der Klassik, vor allem Bach, Beethoven, Mozart zu schätzen wissen.

Oder meintest du "Nicht NUR, dass du da wahnsinnig viel verpasst" zu Sammy? Wäre dann ein Schreibfehler, der die Bedeutung deiner Aussage um 180° dreht, dann eben besser aufpassen beim tippen ;):)

Bin jedenfalls mit Gary Oldman einer Meinung: Beethoven hat diese Welt zu einer besseren gemacht. Aber hört mal schön weiter nur Filmmusik, ihr wahren Kunstversteher. Sorry, falls das hart klingt, aber das ist meine Meinung.

:lol2: (sorry, ich glaube du kennst Mephisto nicht.. mehr wird er dir bestimmt selber schreiben wollen ;))

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Und was ein Konzert haben muss, damit ich hingehe? Ich gehe in ein Konzert, um mir einen schönen Abend zu machen und um mich weiter zu bilden. Nichts finde ich schlimmer als Programme, die aus den Ewigen Schlagern der E-Musik bestehen. Für einen Abend mit Tschaikowskys Violinkonzert, Dvoraks Neunter Symphonie und Mendelssohns Hybriden-Ouvertüre gehe ich nicht aus dem Haus. Ebenso wenig für einen Klavierabend, in dem NUR Beethoven-Sonaten gespielt werden. Ich möchte Neues und Unbekanntes kennen lernen und vor Allem auch am Puls der Zeit sein. Daher ist es mir sehr wichtig, dass auch endlich die Neue Musik (wie es bei der Filmmusik sein sollte) Einzug in die Konzertsäale hält und man auch mehr Ades, Salonen, Ligeti oder Lachenmann in einem philharmonischen Konzert hört.

Auch unter den Spätromantikern gibt es viel mehr als die üblichen Verdächtigen. Unbedingt sollte mehr Langaard oder Brian gespielt werden!

Und - Sammys-Ohren: Du möchtest später philharmonische Konzerte organisieren, hörst aber absolut nichts aus dem Bereich der E-Musik? Nicht nur, dass Du da wahnsinnig viel (wie die meisten hier) verpasst, auch, dass das Deine Möglichkeiten im Beruf später extrem einschränken wird. Von Organisatoren im Kulturbereich wird eine umfassende musikalische Allgemeinbildung gefordert, der Du Dich ja anscheinend fröhlich verweigerst.

Tatsächlich, das in dem letzten Satz ist ein Schreibfehler, den ich soeben korrigiert habe. Ich erspare mir jetzt die Mühe, einen weiteren längeren Beitrag zu schreiben, da sonst eigentlich alles aus meinen vorherigen Aussagen zu entnehmen ist. Dabei komme ich nicht umhin, Dir eine gewisse Schlampigkeit beim Lesen zu unterstellen.

Schließlich habe ich hier und im Golden-Age-Thread immer und immer wieder betont, wie wichtig es für Filmmusikhörer ist, die Wurzeln der Filmmusik zu kennen.

Natürlich sind Beethoven, Chopin, Mozart, Haydn, Bach und Händel große Meister, das brauchst Du jemandem, der im Durchschnitt 1-2 Mal pro Woche in Konzerte der E-Musik geht, nicht zu erzählen ;)

Was aber offensichtlich immer wieder vergessen wird: Die sogenannte "Klassik" gibt es auch heute noch! Es ist ja nicht so, dass Beethoven die damalige Lady Gaga war, sondern auch damals wurde seine Musik vom Adel und den Bildungsbürgern gehört. Ich finde einfach ärgerlich, dass die Neue Musik so wenig Beachtung findet. Wann spielt ein Opernhaus schonmal Werke von Maxwell Davis, Lachenmann, Penderecki, Rihm oder meinetwegen Henze? Stattdessen werden gut und gerne zwei bis drei Mozart- oder Verdi-Opern auf's Programm gesetzt, die jeder auswendig mitpfeifen kann? Von Penderckis Opern gibt es teilweise noch nicht mal Einspielungen, aber dafür wird gefühlt jedes zweite Jahr einer neuer Beethoven-Zyklus seiner Symphonien rausgehauen. Ich finde es einfach empörend, dass selbst in kulturbewussten die Neue Musik und der Wille, sich mit der aktuellen Zeit aus musikalischer Sicht auseinander zu setzen, fehlt.

Daher bin ich für abwechslungsreiche Konzertprogramme. Wenn ich ausschließlich Beethoven hören will, erforsche ich ihn in aller Ruhe zu Hause mit einer guten CD-Einspielung. Im Konzert höre ich auch gerne Beethoven, aber eben nicht nur! Es geht mir darum, dass ich in kein Konzert gehe, dass NUR aus Schlagern der E-Musik besteht! Lies' daraufhin nochmal meine Beiträge durch...;)

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Wollte dich auch nicht angreifen, müsste mir die von dir genannten Komponisten mal anhören, nur können die wahrscheinlich nicht mit Bach oder Beethoven mithalten.

Sehe ich genau so, man muss eigentlich als ernsthaft Filmmusik Hörender sich auch mit den Wurzeln beschäftigen und zb Miklos Rozsa verehren :D , ne, soll jeder für sich entscheiden.

Nur finde ich es schade, dass hier viele Filmmusikfreaks gar keine Klassik hören, wo Steiner doch bei Mahler in der "Lehre" war, der Übergang von der Klassik im allgemeinen (oder Spätromantik im speziellen) zur Filmmusik ist also fließend, wie in der von mir im Golden Age Thread geposteten Doku "Max Steiner und seine Erben" so schön beschrieben. Die Fackel wurde weitergereicht. Denke jedoch auch, das einige, die hier posten "höre keine Klssik" noch nicht gerade viele schöne, bedeutende Werke gehört haben.

Gut, Händel und Haydn hab ich noch vergessen, Händel war ja ein früher "Horner", was seine Meisterlichkeit in der Praxis des Entlehnens betrifft (welche aber wohl so alt ist wie die Musik selbst).

"Es ist viel zu gut für ihn, er wusste nicht , was er damit machen soll." (Händels angebliche Antwort auf die Frage, warum er Material von Bononcini entlehne; anonym überliefert.) B)

Und natürlich gab es noch viele weitere große Komponisten wie Schubert, Vivaldi, Tschaikowsky und und...

Denke mal, dass die von dir genannten Maxwell Davis, Lachenmann, Penderecki, Rihm eher MODERNE E-Musik Komponisten sind?!

Da, finde ich, passt dieses Interview (Auszug, Quelle http://www.original-score.de/index.php) ganz gut ;) :

"Original Score: Hallo Herr McKenzie, vielen Dank für dieses Interview.

Mark McKenzie: Ganz meinerseits.

O.S.: Lassen Sie uns mit ihrer Ausbildung beginnen. Sie haben Komposition bei einigen sehr bekannten klassischen Komponisten, Pierre Boulez und Witold Lutoslawski,, studiert. An welchem Punkt haben Sie beschlossen, der klassischen Musik den Rücken zuzukehren und in das Filmbusiness einzusteigen?

McKenzie: Das ist wirklich eine interessante Frage. Als ich an meiner Master- und Doktorarbeit an der University of Southern California gearbeitet habe, stellte ich fest, dass ich für die Lehre und den Unibetrieb nicht geeignet war. Ich habe während dieser Zeit mehrfach Kurse gegeben, auch noch als ich bereits graduiert war. Ich hatte aber zu dieser Zeit bereits fest im Kopf, dass ich Filmkomponist werden wollte. Ich denke, das lag zum Teil an dem Reiz, dass man beim Film die Chance bekommt, Musik zu schreiben und sie wenige Wochen später direkt aufzuführen oder aufzunehmen. Das ist ein unmittelbarer Lernprozess und zudem sehr sehr befriedigend.

O.S.: War die Entscheidung für die Filmmusik auch eine stilistische und eine der musikalischen Vorlieben? Es ist ja denkbar, dass dieser Job andere musikalische Mittel erfordert als dieser Tage ein moderner klassischer Komponist zu sein.

McKenzie: Da gibt es tatsächlich sehr große Unterschiede. In diesem Zusammenhang habe ich auch einiges während meiner Zeit an der Universität gelernt. Damals habe ich mich intensiv mit moderner klassischer Kunstmusik beschäftigt und ich stellte fest, dass ich die Kompositionen meiner Kommilitonen überhaupt nicht mochte und andersherum genauso. Das klingt vielleicht etwas hart, aber es war so. Ich habe außerdem gemerkt, dass die möglichen Zuhörer für moderne klassische Musik zahlenmäßig so klein sind und dass so geringes Interesse besteht, dass die in Musik gefassten Ausdrücke und Emotionen niemanden erreichen würden. Da habe ich mir gedacht, dass ich mich nicht hinsetzen und Musik schreiben werde, die niemand hört. Ich wollte schon immer Musik schreiben, die viele Menschen emotional berührt und die ihr Leben, in einer gewissen Weise, ein Stück besser macht. Also habe ich die Idee, rein intellektuelle Musik wie meine Kommilitonen zu schreiben, recht schnell verworfen, obwohl ich es stellenweise sehr faszinierend fand. Es war aber letztlich nicht befriedigend für mich."

Schliesse mich da weitgehend McKenzie an, bei dem (meisten), was ich bisher von moderner Klssik gehört habe. Wir alle leben nur einmal, unsere Zeit ist in der Relation zur Menschheits - bzw Musikgeschichte stark begrenzt. Ich jedenfalls hab keinen Bock, meine Zeit mit moderner Klassik oder allen möglichen Scores zu verschwenden. Und ich hab immerhin schon so um die 500 Scores.

Bach, Beethoven, Chopin und einige andere, haben so viel reichhaltige Musik hinterlassen. DIE erstmal richtig zu hören, und das öfters + meinem restlichen Musikgeschmack, also zB:

The Beatles, Eric Clapton, Jimi Hendrix, Led Zeppelin, Cat Stevens (Yusuf), Bob Dylan, Nirvana, Red Hot Chili Peppers, John Lennon, The Doors, Gipsy Kings, Paco de Lucia, Buena Vista Social Club, Dire Straits, Boyz II Men, Pink, Beethoven, Chopin, Bach, Mozart, John Barry, Jerry Goldsmith, John Williams, Ennio Morricone, Frank Sinatra, Black Sabbath, Deep Purple, Pink Floyd, Tupac, Mary J. Blige, Aretha Franklin, Carlos Gardel und und...

Und ich rede nicht von ab und zu mal ein Liedchen von denen hören... jedenfalls was mich betrifft, sehe ich das so. Dann liebe ich noch Filme, schaue also sehr viele, auch Dokus, lese Bücher, Romans, Politik, Zocke leidenschaftlich gerne X-Box, Playstation 3, Nintendo Wii...

Irgendwo setze ich halt Prioritäten ;)

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Wollte dich auch nicht angreifen, müsste mir die von dir genannten Komponisten mal anhören, nur können die wahrscheinlich nicht mit Bach oder Beethoven mithalten.

Als ob Du das vergleichen könntest! Nichtmal Bach und Beethoven kannst Du ernsthaft vergleichen. Ersterer war ein meisterhafter Komponist, der die Formen des Barock fabelhaft zu nutzen und raffiniert zu füllen wusste, dabei von einer äußerst harmonischen Fülle und grandioser Satztechnik Gebrauch machte, während Beethoven, die klassischen Formen aufbrach und die Tür zur Frühromantik aufstieß. Beethovens meisterliche Arbeit mit Motiven ist unerreicht, sein melodisches Gespür allerdings stark begrenzt. An die Cantabilität eines Franz Schubert kommt nahezu keine Melodie Beethovens dran. Deswegen kann man zum Beispiel auch nicht Beethoven und Schubert vergleichen. Der Eine arbeitet motivisch, der Andere melodisch.

Jetzt willst Du also von Bach, der vor mehr als 300 Jahren komponierte, auf heutige Komponisten schließen, die Du ebenfalls noch nichtmal vergleichen kannst? Rihm mit seiner kompromisslosen Art, die all die Modernismen zu Gunsten roher und nackter Klänge abgeschüttelt hat, Lachenmann, der die Möglichkeiten der alternativen Spieltechnik wahnsinnig erweitert hat und Stockhausen, der zu den wenigen Serialisten gehört, dessen Stücke heute immer noch trotz ihres serialistischen Konzeptes hervorragend funktionieren? ("Gruppen")? Dann kennst Du diese Komponisten nicht einmal, weißt nicht, was für Musik sie geschrieben haben, bist zu faul, Dich mit der seit 100 Jahren etablierten Atonalität auseinanderzusetzen und hebst Bagatellkompositionen wie "Für Elise", das vielleicht noch nichtmal von Beethoven stammt, auf die höchste Stufe der Musik?

Tut mir Leid, aber das kann ich überhaupt nicht ernst nehmen. Ich habe mich von Monteverdi über Bach, Hummel, Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert, Raff, Schumann, Brahms, Bruckner, Mahler, Strauss, Schönberg, Stravinsky, Webern, Berg, Bartok, Vaughan Williams Brian, Britten, Nono, Boulez, Messiaens, Zimmermann und unzählige andere Komponisten gehört, habe mich intensiv mit ihrer jeweiligen Stilistik, ihren kompositorischen Ansätzen in Hinblick auf die Epoche und ihr Umfeld auseinandergesetzt und muss mir von jemandem, der noch nicht einmal die Namen vieler dieser Komponisten gelesen hat, nicht vorschreiben lassen, ob ich musikalisch gebildet bin oder nicht, zumal Du in Deinem Beitrag da oben DIE Schlager der E-Musik überhaupt nennst und Dich hier als Apostel profilieren willst, der die bekanntesen Namen und Werke runterbetet.

Gerade wegen dieser bornierten Einstellung, dass nur fünf der 100000000000000000 plus Komponisten, die schaffen und schufen, große Werke geschrieben haben, an die heute keiner mehr rankommt, blockiert, dass man sich mit der heutigen Zeit musikalisch auseinander setzt. Wenn McKenzie bloß kommerziell erfolgreich sein wollte und sich deswegen ans Publikum anbiedert, dann ist das nicht das Problem derjenigen, die versuchen, etwas Eigenständiges zu machen.

Die Tonalität ist nunmal in den letzten zwei Jahrhunderten bis auf ihre Grenzen und darüber hinaus ausgereizt worden. Willst Du jetzt, dass man weiterhin tonal komponiert und zwangsweise halbgare epigonale Werke entstehen? Wenn ein Komponist heute etwas komponieren will, dann ist doch klar, dass er nicht die "Eroica II" schreibt oder ein Klavierstück, dass Chopins 5. Ballade sein könnte. Er muss sich von dem, was bereits war, weg bewegen, sich von Chopin und Beethoven lossagen, um ein Werk zu schreiben, dessen Daseinsberechtigung über das "Schöne" hinaus geht. Sollen die Leute sagen: "Ah, das ist ja Komponist XY, der sich immer so hübsch anhört wie Haydn." Dann kann man auch gleich Haydn hören und der Komponist kann es lassen. Stattdessen ist es doch viel sinnvoller, wenn der Komponist sagt: "Ich schreibe jetzt etwas Eigenes, das vorher noch nicht war." und das Publikum sagt: "Wow, sowas habe ich vorher noch nie gehört." Natürlich kommen Krethi und Plethi nicht damit klar, wenn sie ungewohntes hören, denn was der Bauer nicht kennt, das frisst er auch nicht. Aber somit würdest Du allen Komponisten nach Chopin abgesprochen haben zu komponieren, weil

a) Chopin und Beethoven ja sowieso viel besser waren (auch, wenn sie anders komponiert haben)

B) weil Neue Musik sowieso nur von wenigen

c) es doch so viel gute Musik gibt, warum also Neues? Anstatt mich ins Konzert zu setzen, hole ich mir lieber die abgegriffene Mozart-Platte aus dem Regal

Dann aber gute Nacht. Deine Prioritäten sind nichts weiter als Bequemlichkeit, die Du auf abgedroschenen Phrasen und halbwarem Halbwissen aufbaust. Natürlich muss man sich an Neues gewöhnen, natürlich löst ein Stück von Webern nicht sofort den Gedanken des Wohlklangs aus wie ein Stück von Brahms, aber je mehr man von Webern hört, umso mehr merkt man, was für eine mystisch herrliche Schönheit in diesen Stücken verbirgt. Das Erlöschen der Tonalität vor 100 Jahren war weder ein Skandal noch eine Katastrophe, sondern eine wundervolle Möglichkeit, seine Gefühle endlich einmal ohne die Kunstgrammatik und ohne Rechnerei auf den Punkt zu bringen.

http://www.youtube.com/watch?v=8vHNcNrojDM

DAS ist wahre auf den Punkt gebrachte Emotionalität, ohne die Barrikade von Form oder Tonalität!

Aber bleib' nur bei Deinen Ansichten, in einem Forum, in dem regelrecht anerkannt wird, sich nicht mit der lästigen "Klassik" auseinander zu setzen, kommt man sich wahrscheinlich schon sehr gebildet und schlau vor, wenn man Stücke wie "Die kleine Nachtmusik" in einem Atemzug mit Beethovens 9 Symphonien nennt... ;)

P.S.: Mit "Wurzeln der Filmmusik" meine ich nicht das Golden Age, sondern DESSEN Wurzeln in Form von symphonischen Dichtungen, diversen Opern und Werken von Leuten wie Wagner, Mahler und Strauss...

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Dann danke ich dir mal, oder lieber gleich Gott dem Herren, dass ich mit so jemand gebildetem wie dir schreiben darf :rolleyes:

Hab meine Meinung gesagt und dabei bleib ich, wollte auch nicht die ganzen Komponisten 1:1 vergleichen, aber als Bauer und jemand der sich schon sehr schlau vorkommt muss ich mich von dir nicht bezeichnen lassen. Gibst dich schon ein wenig abgehoben, hab ja gesagt, dass ich dich nicht angreifen wollte, am Anfang hatte ich vielleicht eine etwas harsche Formulierung gewählt, aber ist auch gut so, hab eh keine Lust jetzt mit dir zu erörtern, wie toll Atonalität und was die einzelnen Merkmale der Komponisten sind und wie wichtig dies und das ist. Ja, hab die kl. Nachtmusik und die 9. Sinfonie genannt, na und? Och Gottchen, die Werke jetzt einzeln technisch auseinander nehmen - nein Danke, ich kenne mich da schon genug aus, kannst dir also deine "Belehrungen" sparen.

Ist auch egal, Mephisto, hab kein Problem mit dir, aber bitte verzeih, wenn ich jetzt nicht ellenlang hier alles gegenreden will und auf alles eingehen (was du ja auch nicht gänzlich getan hast). Wenn du darüber weiter diskutieren möchtest, in dem Umfang, dann von mir aus gerne mal am Telefon, da ist das entspannter, bin nämlich auch nicht so ne besondere Tippse.

Ist ja schön, dass du dich so für Theorie, die Zusammenhänge und Unterschiede interessierst, aber dass ich mich garnicht auskenne: da liegst du auf dem Holzweg, wenn du das denkst. ;)

Hör mir dann morgen deinen Link an, hab jetzt gerade keinen Nerv dafür, dann sag ich dir, was ich davon halte.

Eins noch: Kenne recht viele Leute, Musiker, Lyrische Sänger, bin mit einigen in Kontakt, aber die wenigsten sagen, wenn man nicht viel über Atonalität weiß, geschweige denn atonale Werke schätzt, hat man keine Ahnung ;)

Wie gesagt, von mir aus am Telefon. Wenn du keinen Bock hast, dann eben nicht. Nur auf so ellenlange Mails / Posts... und dann in dem bissigen Tonfall, muss echt net sein.

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Ich gebe zu, ich habe alttestamentarisch bissigen Tonfall mit bissigem Tonfall beantwortet. Ich weiß nicht, ob es vielleicht auch eine lokale Redensart ist, aber mit dem allgemeinen Sprichwort "Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht" meinte ich nicht Dich direkt (schon gar nicht, weil ich den Beruf des Bauern etwa missachte), sondern die danach zitierten "Krethi und Plethi".

Ich diskutiere auch lieber am Telefon, möchte das hier jetzt aber auch nicht so einfach stehen lassen und hoffe, dass wir nun unseren Frieden diesbezüglich machen können.

Ich habe mich hier im Forum mehrmals dafür engagiert, dass Leute sich mit der historischen Kunstmusik (= E-Musik = Barock, Klassik, Romantik, Moderne) beschäftigen, denn ich finde es mehr als schade, wie große Komponisten wie Benjamin Britten oder Gustav Mahler komplett ignoriert werden, obwohl James Horner und John Williams sich ihrer teilweise unverschämt bedienen und hier die Lorbeeren einheimsen. Wenn Leute Carter Burwell-CDs im "Ich höre gerade..."-Thread vorstellen und dann schreiben "Die halbe Stunde Beethoven habe ich übrigens aus dem Album rausprogrammiert" finde ich das nicht nur schade, sondern ärgerlich. Man teilt die Musik, die so eng verbunden ist, in zwei Klassen, wobei meistens die Kopie dem Original vorgezogen wird!

Ein weiteres Problem habe ich aber auch mit der Kehrseite der Medallie: Der Erhebung einiger weniger (zu weniger) Komponisten zu den einzig wahren Göttern der Musik: Bach, Beethoven, Mozart und vielleicht noch Brahms, dann ist eigentlich Schluss. Dabei fallen so wahnsinnig wichtige Komponisten und Werke unter den Tisch und auf der anderen Seite ist es unmöglich, sich vernünftig mit den "Meistern" auseinander zu setzen, da man ja nicht kritisch gegenüber einem Beethoven sein darf. Aber ganz ehrlich: Ist jede Symphonie Beethovens ein Meisterwerk? Die erste zum Beispiel ist ein schönes Werk, aber erreicht doch zu keinem Zeitpunkt die Klasse der Dritten. Warum das nicht auch offen sagen? Warum die Dritte entweder degradieren oder die erste unnötig empor heben? Hat Beethoven jemals ein gutes Lied geschrieben? Es gibt auch Leute, die sogar seine späten Streichquartette anzweifeln, die ich allerdings grandios finde, aber such' mal nach einer Person, die allen Ernstes behauptet, die Diabelli-Variationen seien durchweg gelungen, funktionieren als Stück und sind auch noch eine Wohltat für die Seele. Auch Mozart, von dem wir leider nur das Frühwerk kennen, hat auch viel Murks schreiben müssen, bevor er zu seinen wahren Meisterwerken durchbrach und das ist doch auch völlig logisch, weil man Komponieren lernen muss!

Die Aussage "Beethoven war der Beste überhaupt in alle Ewigkeit" ist meiner Meinung nach überflüssig weil kontraproduktiv, denn woran will man das messen? Ist also alles, was nach Beethoven kam, nur noch Schrott? Natürlich nicht und da stimmst Du mir ja mit Deiner Liebe zu Chopin zu!

Allerdings wird durch diesen Götterkult der ganz wenigen Komponisten auch eine Borniertheit gefördert, die mir tierisch auf den Keks geht, nämlich, dass wenn ich in ein Konzert gehe, meistens die Üblichen Verdächtigen gespielt werden wie eben Mozart, Beethoven, Brahms und vielleicht Mahler. Wo bleiben denn Raffs Symphonien? Wo bleiben Zemlinksys Opern, wo bleiben Langgards Streichquartette und wo bleiben Havergal Brians Orchesterwerke? Diese Komponisten sind einfach nicht in den allgemeinen Kanon aufgenommen worden, deswegen werden sie auch nicht im Konzertsaal gespielt und deswegen werde ich Rozsas Sympohnie oder Herrmanns "Wuthering Heights" nicht live erleben!

Genau so, wie die Leute hier manchmal stöhnen, weil der 100. Goldsmith neu aufgelegt wird, habe ich keine Lust, immer nur die "drei großen Bs" (überspitzt gesagt) im Konzertsaal anzutreffen. Deswegen kann man mich einfach nicht mehr mit einem Klavierabend locken, wo nur Beethoven gespielt wird, denn ich war in unzähligen Konzerten, in denen ewig Beethoven gespielt wird. Jetzt will ich auch mal was Anderes live erleben und das passiert eben nicht, weil diese Haltung "Ich kenne zwar die Klaviersonaten von Korngold nicht, ich habe keine Ahnung, dass Havergal Brian Opern geschrieben hat, aber egal - die können ja eh nicht mit Beethoven mithalten." vorherrscht!

Und genau diese Haltung habe ich wortwörtlich in Deinem Beitrag herausgelesen:

Wollte dich auch nicht angreifen, müsste mir die von dir genannten Komponisten mal anhören, nur können die wahrscheinlich nicht mit Bach oder Beethoven mithalten.

Ich sehe da im Kern nichts Besseres, als wenn Leute sagen: "Ich höre keine Klassik, die kann eh nicht mit der Filmmusik mithalten." Ich verstehe, dass Du mich nicht angreifen wolltest, aber wenn Du schon einen von MEINEN Beiträgen nimmst und darauf mit solchen Sätzen antwortest:

Für Beethovensonaten gehst du nicht aus dem Haus? Man, man, Gratulation, was sollen wir auch mit dieser "alten Musik". Ist die etwa nicht mehr hörenswert? Es gibt nichts besseres als Beethoven, frag mal John Williams & co, falls du deren Meinung schätzt.

Aber hört mal schön weiter nur Filmmusik, ihr wahren Kunstversteher. Sorry, falls das hart klingt, aber das ist meine Meinung.

dann kann ich unter meinen letzten Beitrag auch nur schreiben: "Sorry, falls es hart klingt, aber das ist meine Meinung.", denn eine derart unreflektierte Aussage wie "Es gibt nichts Besseres als Beethoven." gepaart mit derartigen "Best-of-Klassik"-Listen wie:

Mozart's Requiem, die kleine Nachtmusik, Don Giovanni, die Zauberflöte, seine Klavierkonzerte,

Bach's Violinen Konzerte, sein Air, seine Cembalokonzerte

Beethoven's Fuer Elise, die Klaviersonaten, das Violinkonzert, das Tripplekonzert, die Klavierkonzerte, die 9 Sinfonien

Chopin's Walzer, Impromptu's, Mazurka's, Balladen

Das ist Musik in höchster Vollendung!

dann bleibt mir zu fragen: "Wirklich?" "Für Elise", eine Bagatellkomposition, Chopins erste Ballade, ein Versatzstück aus mehreren virtuosen Passagen, die "kleine Nachtmusik"? Das ist halt das, was Hinz und Kunz unter der ganz großen Klassik versteht, aber nicht, was ich unter "Musik in höchster Vollendung" einordne. Mozarts Requiem ist ein wirklich wunderbares Stück, aber es ist doch nur bis zur 8. Nummer von ihm, der Rest ist von Süßmayr fertig gestellt.

Wie gesat: Was mich an Deinem Beitrag so gestört hat war, dass Du Dich als Kulturapostel aufspieltest und dabei aber genau die ganzen Schlager der Kaffeehausklassik runtergebetet hast, deren Monopolstellung im Kulturbetrieb ich konstruktiv kritisiert habe (indem ich eigene Programmvoschläge entgegen stellte).

"Den Rest" hat mir dann dieses unsägliche Interview gegeben, das wieder einmal in die ewig dämliche Kerbe haut, dass Neue Musik nur schräg und doof ist und Musik nur dann etwas taugt, wenn möglichst viele sie hören, denn dann ist das ein Beweis dafür, dass sie emotional berührt. Viele Leute sind hören "Fluch der Karibik", viel weniger kennen und hören "Logan's Run oder "Planet der Affen". Ist also die Musik zu "Fluch der Karibik" besser?

Natürlich kann Neue Musik emotional berühren, man muss sich nur daran gewöhnen, aber anscheinend sind die Leute einfach zu faul, sich daran zu gewöhnen. Das hat Mark McKenzie ja selbst zugegeben, auch, wenn er dann freundlicherweise angemerkt hat, dass er einige wenige Stücke ja ganz interessant fand.

Mal abgesehen davon ist es für die Musik eine Beleidigung, wenn man sie nur nach "schön" sein bewertet. Eine Frau ist ja auch beleidigt, wenn man sie nur auf ihr Äußeres reduziert (eine intelligente Frau mit Selbstbewusstsein jedenfalls). Musik hat die Macht, so ziemlich jede Emotion in Töne zu fassen und in uns auszulösen, wenn wir uns immer wieder nur liebliche Melodien anhören, dann wird das der Sache überhaupt nicht gerecht! Natürlich ist ein Schönberg erst einmal ungewohnt, aber es ist halt eine ganz andere Ebene und Tiefe von Emotion und Empfindung. Leider sind die Leute zu bequem, sich damit zu beschäftigen und hören sich deswegen 100 Mal "Für Elise" an.

Ich glaube Dir, dass Du ernsthaft E-Musik hörst, aber Du hast nunmal sämtliche Punkte in Deinen Beiträgen abgehakt, die mich an der Rezeption der E-Musik stören und das ganze in einem derart flapsigen Tonfall, dass ich ähnlich geantwortet habe.

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Wow, ich hab noch nie soviel auf einmal gelesen. Ich muss mich kurz einklinken und gestehen, dass ich mir schon oft vorgenommen habe, die Klassiker anzuhören. Barber und Vaughen Williams, weiter zurück bin ich noch nicht gereist. Aber Du machst mit Deinen Ausführungen Appetit auf eine Weiterreise. Wer sich so ins Zeug legt, um Missverständnisse aus der Welt zu schaffen, ..... ne Menge Leidenschaft kann ich erkennen.

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Vielen Dank, ich hoffe, dass Clapton das auch so sieht und nachvollziehen kann! :)

Was das Vorwagen in die älteren Gefilde betrifft: Keine Angst, man wird nicht um 30 Jahre älter, weil man Beethoven hört, es ist nicht "uncool" und VOR ALLEM: Es macht nichts kaputt und verdirbt einem auch nicht die Freude an der Filmmusik (eine Angst, die mir hier auch einige zu haben scheinen).

Da Filmmusikhörer eher an Musik gewöhnt sind, die sich an einem Handlungsablauf orientiert, ist es ratsam, sich auch in der E-Musik nach ähnlichen Konzepten umzuschauen. Dazu gehören natürlich Ballettmusiken, die eine Handlung auf der Bühne begleiten und sogenannte "Programmsymphonien" und "Symphonische Dichtungen", die alle ein festgelegtes Programm (in Form einer Legende, eines Gedichts, eines selbstgeschriebenen Textes etc.) zur Grundlage haben.

DIE Programmsymphonie ist bis heute die "Symphonie Fantastique" von Hector Berlioz, die es in dieser empfehlenswerten Einspielung gibt:

Hector Berlioz - Symphonie fantastique/Harold in Italien/5 Overtüren

Obwohl Berlioz den Grundstein für die Programmmusik legte und seine Werke von großer Fortschrittlichkeit ware, sah er sich selbst stets als klassischer Komponist. Aus heutiger Sicht ist seine Musik jedoch definitiv romantisch und beeinflusste auch vor Allem Franz Liszt, der die Programmmusik weiter fortführte und damit auch viele Diskussionen unter Zeitgenossen auslöste. In der "Symphonie fantastique" beschreibt Berlioz in fünf Sätzen musikalisch die Träume eines sensiblen Künslters, der sich aus Verzweiflung mit Opium vergiften will, aber eine zu geringe Dosis nimmt und somit Halluzinationen ausgesetzt ist, die ihn mal in einen leuchtenden Festsaal, mal auf's Land verschlagen und ihn schließlich bei seiner eigenen Hinrichtung Zeuge zu sein, wie ihn nach der Enthauptung die Hexen in sein Grab ziehen. Und in jedem dieser mal wundervollen, mal grausamen Szenarien begegnet ihm seine Geliebte, ihr sanftes Thema durchzieht sich durch jeden Traum des Künstlers bis die Klarinette diese Melodie beim Hexensabbat regelrecht zerfetzt.

Während einer knappen Stunde zieht Berlioz alle Register und kostet die große Orchesterbesetzung, die man damals nur aus dem Operngraben kannte, voll aus. Für die festlichen Klänge des Balls verlangt er in der Partitur vier Harfen, das mächtige "Dies Irae" wird von einer riesigen Blechbesetzung dargeboten und sollten sich keine entsprechend großen Glocken finden, möge man doch bitte mindestens vier Flügel vor der Bühne aufstellen. Diese Achterbahnfahrt der Emotionen und dieser gewaltige musikalische Rausch ist ohne Zweifel immer wieder ein überwältigendes Erlebnis.

Interessant auch, dass Berlioz einmal mit dem Gedanken spielte, eine Fortsetzung zu schreiben, in der der Künstler am Anfang erwacht und dann seine Reaktion auf die Träume musikalisch festgehalten werden sollen.

Das zweite große Werk auf dieser Kollektion ist eine Auftragsarbeit des italienischen Violinvirtuosen Nicolo Paganini, der eine Stradivari-Viola erstanden hatte und nun ein Werk benötigte, in dem er dieses Instrument entsprechend präsentieren konnte. Als Berlioz ihm die Skizzen des ersten Satzes dieses Konzertes vorlegte lehnte Paganini es ab, da es zu viele Pausen für das Solo-Instrument enthielt. Berlioz verwarf also das Konzept des Instrumentalkonzertes und schrieb ein orchestrales Werk vom Charakter einer symphonischen Dichtung mit außergewöhnlich viel Solo-Viola. Oftmals verwob er die orchestralen Anteile mit der Solo-Stimme, dass die Viola sich sanft in das volle Bett einkuschelt, dass Berlioz ihr mit seiner wie gewöhnlich großen Orchesterbsetzung bereitet. Das Werk ist insgesamt jedoch viel ruhiger und zurückhaltender gehalten als die ausufernde "Symphonie fantastique".

Um das Fassungsvermögen der beiden CDs weiter auszuschöpfen gibt es noch fünf Konzertovertüren als Dreingabe, die abermals beweisen, was für ein versierter Komponist Berlioz in Hinblick auf dramatische Konzepte und vor Allem Orchestrierung war. Denn selten erlbt man einen so ausgewogenen und abwechslungsreichen Umgang mit den ganzen Möglichkeiten, die das Orchester bietet. Leonard Bernsteins Interpretation der beiden großen Werke setzt definitiv Maßstäbe, da der Maestro jede noch so kleine Nuance perfekt ausarbeitete und auch Previns Dirigat der Overtüren steht Bernsteins Interpretation in Nichts nach. Schade nur, dass das Booklet nur die allernötigsten Informationen zu diesen Werken bietet. Trotzdem allerdings ein absolutes Qualitätsprodukt aus dem Hause EMI!

Auch Gustav Mahlers Symphonien sind oftmals programmatisch veranlagt. Ich habe sein Werk einmal hier vorgestellt: Leider ist die besagte Box vergriffen, aber es gibt unzählige tolle Mahler-Zyklen zu relativ günstigen Preisen:

Gustav Mahler - Gesamtwerk

Als Ligeti in den 60er Jahren auf dem Neue-Musik-Festival in Donau-Eschingen jungen Komponisten und Studenten Empfehlungen gab, mit wem man sich auseinandersetzn müsse, um sich die neue Musik zu erschließen nannte er zwei Namen: Debussy und Mahler. Heutzutage wirken diese Namen in der Verbindung mit Neuer Musik etwas merwürdig, ist man doch eher an Varèse oder Ives sowie Stockhausen und - Ligeti gewöhnt, aber man darf nicht vergessen, dass besonders Mahler über lange Zeit hinweg kaum in der Öffentlichkeit Beachtung fand.

Mahler ist für mich definitiv ein Jahrhundertkomponist, der seiner Zeit weit voraus war. Zeitgenossen schätzten ihn als Dirigenten, nicht aber als Komponisten, so schrieb ein Kritiker zu seiner dritten Symphonie, für diese Musik habe er "Gefängnis verdient". Als Direktor der Wiener Oper war Mahler stets im Kontakt mit dem Orchester, konnte neue Ideen gleich am Objekt ausprobieren. Ein gefundenes Fressen für Kritiker, die seine Musik als "Kapellmeistermusik" abtaten. Mahler selbst ließ sich davon nicht beirren, er war sich sicher, dass seine Zeit kommen würde. Auch heute noch gibt es viele Leute, die mit der Musik Mahlers ziemliche Probleme haben. So scheint ihnen die Musik immernoch zu difus und effekthaschend.

Was die Musik dieses großartigen Komponisten ausmacht, ist zum Einen die unglaubliche Vielfalt von Klängen, mit der Mahler dank seines oft gewaltigen Orchesterapperats arbeitet, zum Anderen aber auch die vielen Elemente, aus denen er seine gigantisch anmutenden Symphonien spickt. Eine Symphonie müsse laut Mahler alle Bestandteile der Welt enthalten. So kommt es, dass wir oft Aspekte der Gebrauchsmusik, der E- und der U-Musik finden. Mahler wuchs in der Nähe einer Kaserne auf und tatsächlich finden sich als wesentliche Bestandteile seiner Musik kraftvolle Märsche und raue Fanfaren. Als Jude schwingen auch besonders in den ersten beiden Symphonien viele Klezmer-Elemente in den beiden Scherzi mit. Das allererste Motiv der siebten Symphonie wurde zum Beispiel durch einen Ruderschlag im Wasser inspiriert und in der Sechsten Symphonie hören wir entfernte Herdenglocken in pastoral anmutenden Passagen.

Das Besondere an Mahler ist der Gedanke, dass das Hässliche genau wie das Schöne seine Berechtigung in der Kunst hat. Diese Idee findet sich in besonders chaotischen Momenten oder den makaber anmutenden Scherzi der sechsten, siebten, neunten und zehnten Symphonie mit. Die Tatsache, dass die Welt und die Gesellschaft, in der wir leben doch nicht so heil sind wie vermutet, gelang erst später in das Bewusstsein der Menschen als Mahler sie in den Noten äußerte, sodass nicht nur das Verbot Mahlers Musik durch die Nazis den böhmischen Komponisten fast in Vergessenheit geraten ließen und erst in den späten 60er Jahren zu einem gewissen Mahler-Boom führte.

Mahler verstarb genau vor 100 Jahren und zu diesem Anlass veröffentlichte die Deutsche Grammophongesellschaft aus ihrem reichhaltigen Archiv eine Box mit dem Gesamtwerk Mahler, das mit zehn Symphonien, zwei weiteren großen Werken und mehreren Liederzyklen recht überschaubar auf 18 CDs untergebracht werden konnte (es existiert natürlich auch ein zeitgleich erschienenes Konkurrenzprodukt der EMI, welches sich allerdings noch nicht in meinem Besitz befindet).

Den Auftakt macht die erste Symphonie unter dem Dirigat Rafael Kubelik, dessen Mahler-Zyklus von vielen Mahler-Anhängern der ersten Stunde immernoch als maßgebend gilt. Auch mich hat das Dirigat sehr überzeugt und die Tonqualität wurde wirklich hervorragend in Hinblick auf das Alter der Aufnahme aufpoliert, allerdings bin ich als Kind des digitalen Zeitalters doch etwas klangverwöhnt. Ich vermisse bei dieser Aufnahme besonders die Streicher, die hier doch etwas rau und dünn klingen. So differenziert die Mischung doch ist, leider kommt der für Mahler so typisch üppigsatte Streicherschmacht nicht genügend zur Geltung und trübt so doch das gesamte Klangbild.

Mahler legte die Symphonie ursprünglich fünfsätzig an, strich aber den zweiten Satz, der in einer netten Einspielung unter Ozawa als letztes Stück auf der ersten CD zu finden ist.

Die zweite Symphonie unter Zubin Metha ist eine wirklich tolle Aufnahme. Metha weiß das Stück bestens durch sein Orchester interpretieren zu lassen. Der furiose erste Satz, der auf dem Orchesterstück "Die Totenfeier" basiert, braust ohne Rücksicht auf den Hörer zu, der sich bei dem wundervoll verspielten zweiten Satz etwas entspannen kann, bevor das Scherzo so verspielt wie schon lange nicht mehr daherkommt, stets von den himmelsweisenden Fanfaren unterbrochen. Das wundervolle "Urlicht" in einer rührenden Darbeitung von Christa Ludwig sowie der aufreibende letzte Satz lassen den Hörer auch einige Zeit nachdem der letzte Ton des gewaltigen Chorfinales verklungen ist, andächtig sitzen. Allerdings gibt es (auch mit Christa Ludwig) noch eine Bernstein Aufnahme - ebenfalls DGG - aus den 80ern, die noch einen Tick schwelgerischer vom Klangbild her klingt. Am Besten beide Versionen in der Sammlung haben.

Auch die dritte Symphonie unter Haitink ist ein wahrer Genuss. Mahlers längste Symphonie wurde hier eindrucksvoll dargeboten und es gibt wahrlich keine Längen - im Gegenteil. Haitinks einzelne Laufzeiten der jeweiligen Sätze liegen oft unter dem Durchschnitt, ohne dass es gehetzt wird.

Die erst als Humorekse geplante vierte Symphonie unter Boulez ist ebenfalls eine tolle Aufnahme, umso deutlicher fällt hier die Originalfassung des ersten Satzes der zweiten Symphonie, die "Totenfeier" ab. Viel zu langsam, fast schon lahm und lustlos klingt das Dargebotene. Dann doch lieber gleich die zweite Symphonie komplett hören als diese langweilige knappe halbe Stunde.

Von der fünften Symphonie gibt es meiner Meinung nach interessantere Aufnahmen. Diese unter Leonard Bernstein ist auch in dem oben erwähnten Zyklus enthalten, aber leider trotz des tollen räumlichen Klanges etwas kraftlos und in den besonders heftigen Passagen ist die Abmischung leider auch zu verwaschen. Das geht besser.

Die sechste Symphonie unter Claudio Abbado ist wieder ein absoluter Hörgenuss. Schon der rohe Marsch des ersten Satzes reißt einen in seinen Bann. Der langsame Satz ist ebenso bezaubernd schön wie das Scherzo brutal und makabaer, bevor der grandiose letzte Satz dieses Stück zu einem würdigen Ende bringt. Dieses ist die einzige Symphonie Mahlers mit einem resignativen Finale. Die Musik marschiert nach einem langsamen Erwachen erst triumphal daher, bevor ein gewaltiger Hammerschlag den Marsch zu Fall bringt. Mühsam richtet sich das Orchester wieder auf, Fanfaren, Marsch, es geht weiter - bevor noch ein weiterer und nahezu noch heftigerer Schlag die Musik erschüttert und umwirft. Nach einer längeren erholungsphase richtet sich der Marsch noch einmal unter größter Anstrengung auf, bevor nun das Tamtam die Todesverkündung übernimmt, die Musik erstirbt und die Symphonie von einer letzten Zuckung des Orchesters endet. Mahler plante ursprünglich drei Hammerschläge, strich den letzten (kurz nach dem Tamtam) aber wieder heraus. Trotzdem lassen viele Dirigenten es sich nicht nehmen, die Fassung mit den drei Schlägen zu spielen. Abbado aber lässt glücklicherweise den letzten Schlag (der in meinem Ohren auch wirklich keine Wirkung mehr erzielt) aus. Es handelt sich um eine Live-Aufnahme und der Applaus füllt die letzten 20 freien Sekunden der CD, lässt sich aber ohne Umstände wegprogrammieren, sodass das Stück sauber endet.

Die siebte Symphonie war für viele Zeitgenossen Mahlers, aber auch moderne Hörer oft recht unverständlich. Das Stück ist sehr düster und lang, bevor das furiose durch Pauken und Fanfaren gerpägte als Rondo angelegte Finale das gut 90-minütige Stück beendet. Sinopoli liefert hier jedoch eine wirklich tolle Interpretation ab, die die ganze innere Spannung des Stücks, die bedrohliche Verträumtheit der "Nachtmusiken" und den bedrohlichen Spuk des Scherzos bestens vermittelt.

Schließlich kommt der absolute Höhepunkt in Mahlers Schaffen zumindest was Quantität betrifft. Mit einem Orchester von rund 200 Mann, zwei gemischten Chören, Knabenchor, acht Solisten und Orgel vertont Mahler in der ersten Hälfte einen mittelalterlichen Pfingsthymnus ("Veni, creator spiritus") und in der zweiten Hälfte die komplette Finalszene aus Goethes "Faust". Es handelt sich um das einzige Mal, dass Mahler einen Text in fremder Sprache vertont. Seine Bemühungen, eine am besten gereimte Übersetzung des Textes zu finden, scheiterten. Mahler schuf das gesamte kolossale Werk in nur drei Monaten. Die Einspielung Soltis ist eine wahre Meisterleistung. Dass man auch als Hörer den Überblich über all die reichen Stimmen und Motive nicht verliert, ist eine beachtliche Leistung dieses Dirigenten, der für viele einen der besten Mahler-Gesamtzyklen überhaupt eingespielt hat.

Die neunte Symphonie, gerahmt von zwei wundervollen langsamen Sätzen, ist ein viel intimeres Werk voller Wehmut und Sehnsucht. Nicht ist mehr übrig von dem in der Achten gehörten Bombast. Besonders die letzten zwei Minuten dieses ebenfalls 90 Minuten langen Werkes, in denen die Musik immer weiter verklingt und sich immer weiter zu entfernen scheint, wirken tatsächlich wie ein Abschied Mahlers von der Welt. Für viele ist diese Symphonie das wirklich letzte Werk Mahlers. Diese Aufnahme unter Karajan ist halt typisch Karajan. Eine absolut auf Klang fokussierte Einspielung, die auch wirklich bestens klingt und sehr filigran gearbeitet wurde, es fehlt aber leider fast jeder Tiefgang.

Seine zehnte Symphonie konnte Mahler nur noch in den Particellen (Skizzen) fertig stellen und immerhin den gesamten ersten Satz orchestrieren. Viele Dirigenten weigerten sich, mehr als diesen ersten Satz einzuspielen, obwohl es mittlerweile auf den Skizzen basierenden vollendete Fassungen dieses beachtlichen Werkes gibt. Besondere Erwähnung verdient hier natürlich der absolut beeindruckende 9-Ton-Akkord im ersten Satz, ein sonst vor Spätromantik triefendes Adagio sowie der gewaltige Einsatz einer etwas entfernt aufgestellten Militärtrommel. Mahler gab selbst eine eigens für dieses Stück entwickelte Trommel in Auftrag, die er nicht einem in seinem Leben hören sollte. Die Einspielung unter Riccardo Chailly basiert auf einer älteren vollendeten Fassung, in der einige Stimmen und Entwürfe noh nicht berücksichtigt wurden, da sie damals noch nicht bekannt waren. Besonders auffällig ist das recht spärliche Schlagzeug. In einer akutellen vollendeten Version kommt ja sogar das Marimbaphon zum Einsatz.

Mahler, der viel las, konzentrierte sich immer wieder auf Textvertonungen und Lieder allgemein, weshalb es insgesamt vier Liederzyklen dieses Komponisten gibt. Am umfangreichsten ist der erste, basierend auf der Gedichtsammlung "Des Knaben Wunderhorn". Dieser bildete mit dem ebenfalls früheren Zyklus "Lieder eines fahrenden Gesellen" oftmals die grundlage für ganze Sätze der ersten vier Symphonien, die man deswegen auch als "Wunderhorn-Symphonien" bezeichnet. Die sehr düsteren "Kindertotenlieder" basieren, ebenfalls wie die "Rückert-Lieder" auf Texten von Freidrich Rückert und prägten die mittlere Schaffensphase. Auch hier hat die DGG mit einem glücklichen Händchen die entsprechenden Aufnahmen zusammengestellt. "Des Knaben Wunderhorn" hören wir hier unter Claudio Abbado mit Thomas Quatshoff und Ann-Sophie Otter. Die restlichen drei Zyklen wurden aus den Aufnahme aus den 80er Jahren mit Thomas Hampson unter Leonard Bernstein gestellt.

Eine besondere Rolle spielt auch das Werk für Orchester und zwei Gesangssolisten "Das Lied" von der Erde, welches auf chinesischen Gedichten basiert und eigentlich die Bedingung für eine Symphonie vollkommen erfüllt und nach der achten Symphonie entstand, doch der abergläubische Mahler betitelte dieses Werk allerdings nicht als Symphonie, da er sich darauf berief, dass es kaum ein Komponist über die neunte Symphonie geschafft hätte...

Neben der achtem Symphonie wäre ach dieses die einzige Symphonie, in der in jedem Satz gesungen wird. Die ersten fünf Sätze sind recht hübsch anzuhören, obwohl Mahler hier teilweise recht plakative Mittel anwendet, um auf die asiatische Herkunft der (übersetzten Texte) hinzuweisen wie den konsequenten Gebrauch von Pentatonik in "Von der Jugend". Doch über solche Sachen tröstet der letzte Satz "Abschied" vollkommen hinweg. Die düstere melancholische Szene, in der ein Freund auf den anderen wartet und während der langen Zeit die Landschaft am Abend schildert bis der Freund endliche kommt und sie sich für wahrscheinlich immer verabschieden, nimmt fast die Hälfte des gut einstündigen Werkes ein und überzeugt vom Orchester sowie vom Text auf ganzer Linie. Die Einspielung unter Giulini wird dem Stück vollkommen gerecht und kann nur als ebenfalls gute Entscheidung der DGG bezeichnet werden.

Ebenfalls interessant ist "Das klagende Lied", ein dreiteiliges Werk für fünf Gesangssolisten (mit Knabensopran), Chor und großes Orchester, welches auf einem Grimm'schen Märchen von zwei Brüdern beruht, die eine rote Blume suchen, um eine wählerische Königin zu freien. Der böse Bruder tötet zu diesem Zweck sogar den gutgesinnten Bruder, aber natürlich holt ihn die Rache des Toten in Form eines unheimlichen Spielmanns ein, der sich aus einem Knochen des Getöteten eine Flöte schnitzte.

Mahler schrieb dieses Werk im Alter von 18 Jahren und recihte es auch zu zwei Kompositionswettbewerben ein, wurde aber jedes Mal im Vorfeld zurückgewiesen. Hierauf "entschlackte" er das Stück in Hinblick auf Länge (der komplette erste Satz wurde gestrichen) und Anzahl der Interpreten (kein Fernorchester, weniger Harfen, nur noch eine Tuba und kein Knabensopran). Hier liegt das Werk jedoch glücklicherweise in der dreisätzigen Urfassung vor unter der Leitung Riccardo Chaillys, der die märchenhafte Athmosphäre des Stücks perfekt umzusetzen weis und mit den sanften Hörnern und Streichern des ersten Satzes eine absolute "Waldstimmung" zu erzeugen vermag. Auch interessant, dass dieses Werk eher wie "aus einem Guss" wirkt, während die Symphonien mit den wechselnden Elementen aus der E- und U-Musik doch etwas zerrissener wirken. Trotzdem schimmert des Öfteren Mahlers unverkennbarer Personalstil durch.

Die letzte CD enthält noch einige Gesänge aus der Jugendzeit, sowie die vollendete Version Mahlers des "Entr'acte" zu der unvollendeten Oper "Die drei Pintos" von Carl Maria von Weber sowie den Satz für Klavierquartett aus Mahlers Studienzeit, der erst in den 70ern entdeckt und jüngst durch den Film "Shutter Island" einem breiten Publikum bekannt wurde. Fast alle Stuednwere wurden von Mahler vernichtet und es ist nicht genau bekannt, wieso gerade dieses Stück (Gott sei Dank) überlebte. Man merkt, wie sich Mahler an der melancholisch angehauchten Tradition Brahms' und Schuberts orientiert. Ein hübsches Stück, angereichert mit Mahlers recht zackiger Rhythmik.

Insgesamt ist diese Box eine absolut lohnenswerte Anschaffung, besonders zu dem aktuellen Preis mit wirklich so wenigen Abstrichen, dass sie kaum der Rede wert sind. Das einzig wirkliche Manko allerdings ist das Booklet, das nicht einen einzigen Text aus den Symphonien oder den Liedern enthält, sodass man sich diese mittels Partituren, Klavierauszügen, Büchern oder des Internets zugänglich machen muss, was besonders beim "Klagenden Lied" und den "Gesängen aus der Jugendzeit" schwierig ist. Ansonten ein tolles Produkt und ohnehin Pflicht für alle Interessierten der Modernen Orchestermusik - und natürlich besonders der Filmmusik, denn neben Strawinsky dürfte Mahler für viele Komponisten der Filmmusik eine wichtige Inspirationsquelle sein!

Wenn es um symphonische Dichtungen geht, dann bist Du mit denen Richard Strauss' bestens beraten. Eine tolle Einspielung gibt es hier:

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Bezüglich der Ballettmusiken gibt es meiner Meinung nach hiermit den perfekten Einstieg für Filmmusikfreunde, weil beide Werke in hohem Maße von John Williams, Jerry Goldsmith und vielen anderen als Inspirationsquelle diente:

Igor Strawinsky - Der Feuervogel

1909 erhielt der als Komponist des "Feuerwerks" bekannte Strawinsky telegraphisch den Auftrag an einer Balettmusik nach russischen Märchenmotiven, die der Choreograph Fokin zu einem Balett zusammengestellt hat: Der jugendliche Held Iwan Zarewitsch gelangt in den Garten des Zauberers Kastschei, der junge Prinzessinnen gefangen hält und alle Gegner und Eindringlinge zu Stein verwandelt. Im Garten gerät Iwan an das exotische Wesen des Feuervogels, den er zwar fängt, aber auf Bitten des Tieres sogleich wieder frei lässt. Zum Dank erhält er eine Feder, die er nur zu schwingen braucht, wenn er Hilfe benötigt, denn sofort würde dann der Feuervogel erscheinen. Das Geschenk des Feuervogels erweist sich als nicht allzu unnütz, als Iwan von Kastschei gefangen genommen wird.

Das Balett wurde zu seiner Uraufführung äußerst wohlwollend aufgenommen. Die Musik erregte bei Größen wie Debussy wohlwollende Aufmerksamkeit und auch der Meister der Orchestrierung, Richard Strauss, lud Strawinsky sogar zu sich ein. Die Musik ist von sehr luftigen Charakter, das flirrende Wesen des Feuerzaubers, die jugendliche Unvernunft des Protagonisten und die düstere Bedrohung des Zauberers werden perfekt widergegeben. Insgesamt klingt das Werk sehr impressionistisch und märchenhaft. John Williams bediente sich mehr als ausgiebig für seine "Tinkerbell"-Passagen in "Hook" aus den Feuervogel-Afutritten. Insgesamt enthält die Musik auch sehr viel "Mickey-Mousing", sodass Strawinsky, der stets wollte, dass man seine Werke losgelöst von irgendwelchen anderen Einflüssen hört, zwei Suiten zum "Feuervogel" arrangierte.

Hier kann man das komplette Balett in einer der besten Aufnahmen bezüglich Interpretation und Klangqualität.

Diese CD sollte auch wegen der brillanten Einspielung des "Sacre" in keiner Sammlung fehlen. Der "Feuervogel" ist hier komplett in seiner vollständigen Fassung enthalten. Boulez dirigert dieses Werk meisterhaft und mitreißend. Unbedingt anhören, besonders Filmmusik-Liebhaber kommen hier auf ihre Kosten!

Mit dem letzten der drei frühen Ballette setzte Strawinsky einen Meilenstein, der sich in Neuartigkeit, Kraft und Gewalt deutlich von den beiden anderen Werken abhebt. Die Reaktionen des Publikums bei der Uraufführung sind bekannt: Man beleidigte sich, prügelte sich, ohrfeigte sich, pfiff, ahmte Tierlaute nach etc. Die Frage ist natürlich, was nach jahrezntelanger Überlieferung nicht alles hinzugedichtet oder nach sofort niedergeschriebenem Bericht gleich erfunden wurde. Fakt ist jedenfalls, dass die Premiere alles andere als ruhig verließ. Mittlerweile gibt man aber der Unwissenheit des Publikums, das schon zu Beginn sofort darauf bedacht war, Blödsinn zu machen, die Schuld als der grandiosen Musik Strawinskys, die mittlerweile öfter Konzertant als mit Choreographie zu hören ist.

Die Rahmenhandlung spielt im heidnischen Russland, wo zu Beginn des Frühlings eine Jungfrau, ausgewählt von den alten weisen des Stammes und nach diversen Huldigungsritualen geopfert wird, damit es ein guter Frühling wird. Hierzu wird die Erwählte zuerst verherrlicht und dann tanzt sie sich selber zu Tode.

Strawinskys Musik ist durchweg von einer Urwüchsigkeit und mystisch-dunkler Stimmung durchwoben. Schon der Beginn mit dem äußerst hohen Fagottsolo und den immer dichter werdenden weiteren Holzbläsersoli, die alle auf russischen Volksmelodien beruhen, zieht einen in den Bann, danach erklingen sofort die berühmten Stoßhaften Akkorde mit den Stets gegen den Strich gesetzten Akzenten. Danach wird die Musik von mal zu Mal immer kraftvoller, brutaler, von einigen ruhigen Passagen wieder durchsetzt, bis das Orchester selbst unter krampfhaften Zuckungen aufstöhnt und die Musik schließlich erschöpft - wie auch das Mädchen - zusammenbricht. Zwar durchziehen einige Themen und Melodiefragmente, die ebenfalls alle auf traditionellen russischen Melodien beruhen, die Musik, wie die herrliche vierstimmige Trompeten-Passage, die später nochmal in den Violinen erklingt und der Musik einen besonders heidnischen Anstrich verpasst, aber viel bedeutender für die Komposition des Sacre war für Strawinsky die arbeit mit kleinen Motivzellen, die besonders durch ihre markant rhythmische Prägung beeindrucken und auf die sich die Musik immer wieder fest beißt, die blockieren und miteinander verzahnt werden und all das geschieht mit einer solchen Meisterhaftigkeit, dass der Zuhörer für eine halbe Stunde wie gebannt ist. Das Orchester ist sehr üppig besetzt und Strawinsky kitzelt auch die kleinste instrumentatorische Nuance aus seinm gewaltigen Apperat heraus. Solche Gewalt, solche Brutalität ist in der Orchesterliteratur zumindest 1913 einmalig gewesen!

Die Einspielung unter dem (mittlerweile) glühenden (frühen) Strawinsky-Verehrer ist bei der Deutschen Grammophon Gesellschaft erschienen und meines Erachtens die beste Aufnahme dieses Werkes. Der Klang ist unglaublich kraftvoll und klar und das Orchester spielt perfekt. Boulez' Dirigat selbst ist unglaublich energisch und kraftvoll. Diese Aufnahme übertrifft sogar die Aufnahme unter Strawinsky selber, denn hier schwimmen die Musiker häufig einmal davon. Wer den "Sacre" einmal mit aller Gewalt durch die Boxen jagen will, sollte es mit dieser CD tun. Es ist natürlich überflüssig zu erwähnen, dass dieses Werk verkappt auch in vielen Filmmusiken von John Williams wie "Star Wars" oder sogar Poledouris' "Conan" zu finden ist.

Ansonsten kann ich Dir auch sehr das orchestrale Schaffen des vergessenen britischen Komponisten Havergal Brians empfehlen, von dessen Werken einige bei Naxos eingespielt wurden.

http://www.amazon.de...43301439&sr=1-5

Diese CD enthält zwei symphonische Dichtungen aus seiner frühen Phase und zwei Symphonien aus der mittleren Zeit, bietet somit einen preiswerten und äußerst interessanten Querschnitt. Die beiden symphonischen Dichtungen habe ich einmal näher erläutert:

For Valour

Obwohl das erste Manuskript mit Oktober 1906 datiert ist, gab das Programm zur Uraufführung unter Henry Wood am 8.10.1907 schon 1904 als Entstehungsjahr an und auch ein Artikel in Brians Lokalzeitung The Staffordshire Sentinel lässt darauf schließen, dass das Stück schon vor dem im Manuskript festgehaltenen Datum existierte, denn in der Ausgabe des 14.10.1904 wird Brian als Ouvertüren-Komponist bezeichnet, obwohl heutzutage nur For Valour das einzig bekannte Werk dieses Genres in Brians früher Schaffenszeit darstellt. Am 24.11.1905 gab The Staffordshire Sentinel außerdem sogar die Fertigstellung des Werkes mit einer deutlichen Schilderung der Musik an Hand der Partitur bekannt. Es ist also davon auszugehen, dass Brian einige Veränderungen für die Uraufführung vornahm und die Arbeit an der neuen Partitur im Oktober 1906 beendete. Zu einer ebenfalls im Staffordshire Sentinel angekündigten Uraufführung in Bournemouth unter Sir Dan Godfrey kam es nie. Laut dem Programm des Konzertes unter Henry Wood wurde Havergal Brian bei seiner Komposition von der zweiten Hälfte des Gedichts Adieu to a soldier aus Walt Whitmans Drum Tabs inspiriert, auf nähere Verbindung der folgenden Zeilen und der Musik wird jedoch nicht eingegangen:

Adieu, dear comrade!

Your mission is fulfilldbut I, more warlike,

Myself, and this contentious soul of mine,

Still on our own campaigning bound,

Through untried roads, with ambushes, opponents lined,

Through many a sharp defeat and many a crisisoften baffled,

Here marching, ever marching on, a war fight outaye here,

To fiercer, weightier battles give expression.

Auch die Ausgabe des Staffordshire Sentinel am 24.11.1905 erwähnte diese Zeilen mit keinem Wort, beschrieb die Musik allerdings als Schilderung der Kontraste zwischen dem Pomp und Gloria des Krieges und dem ruhigen Landleben. Der Titel bezieht sich auf das Victoria-Kreuz der höchsten militärischen Auszeichnung des Vereinigten Königreichs auf dem die Worte For Valour Für Tapferkeit eingraviert sind. Kurze Zeit bevor Brian mit der Arbeit an dem Werk begann siegte das britische Imperium 1902 in der zweiten Auseinandersetzung zwischen britischen Truppen und burischen Rebellen zu Gunsten der britischen Interessen, was in der Bürgerschicht Großbritanniens ein starkes Gefühl von Patriotismus wachrief. Auch dieser geschichtliche Hintergrund könnte den strahlenden heroischen Charakter der Musik erklären.

Alleine die Besetzung des Werkes mit dreifachen Holzbläsern, sechs Hörnern, vier Trompeten, drei Posaunen, Basstuba, Orgel, einem großen Schlagwerkapparat und groß besetzten Streichern lässt auf Brians Ehrgeiz in Hinblick auf dieses Werk schließen. Da das Stück als Konzertouvertüre konzipiert ist, basiert For Valour klar auf einer Sonatenhauptsatzform, wobei auffällt, dass die Gewichtung einer langen Exposition gegenüber einer sehr knappen Durchführung nicht dem typischen Umgang romantischer Komponisten mit dieser Form entspricht.

Schon in den ersten Takten geht Brian sofort in die Vollen: Nach einem rollenden Paukenwirbel erstrahlt das erste Thema in Streichern und Blech. Bei diesem Thema handelt es sich um vier fallende Sekunden, die rhythmisch markant in Szene gesetzt und zwei Male nach oben sequenziert werden. Trotz seiner einfachen Beschaffenheit strahlt dieses Thema Glanz und Zuversicht aus. Nach einer kurzen Steigerungspassage der Streicher erklingt eine weitere markante Blechfigur auf die erneut das erste Thema folgt, welches nun vom ganzen Orchester weitergeführt wird. Die Musik steigert sich weiter um dann (typisch Brian) abrupt zu verstummen. Nach einer kurzen Generalpause beginnt eine ruhige Passage für Horn und Oboe, die mit leichter Streicherunterstützung eine in sich kontrapunktisch verflochtene chromatische Variation des ersten Themas spielen. Nach einer weiteren kurzen Generalpause wird das chromatische Material erneut aufgegriffen und fortgeführt, bis es schließlich in einem Seufzermotiv der Violinen endet und sanft von diesen erneut vorgetragen wird. Schließlich kehrt das erste Thema zurück und wird schließlich vom ganzen Orchester inklusive der Orgel triumphal vorgetragen. Eine Solooboe leitet zum zweiten Thema über. Handelte es sich bei dem ersten Thema um den Ruhm des Krieges, so erklingt hier das pastorale Element des bescheidenen Lebens auf dem Lande. Über einen langen Orgelpunkt der Streicher spielt die Klarinette ein sanftes Thema, das schließlich von den Holzbläsern mit leichter Unterstützung der Blechbläser und der Harfe unterlegt und schließlich auch von den Violinen gespielt wird. Eine kurze Fanfare in den Trompeten erschallt, um sofort wieder zu verstummen. Nach einer kurzen Generalpause erklingt eine feierliche Passage der Blechbläser und der Orgel, bevor auf eine weitere Generalpause ein zarter Streicherteppich folgt, über die nun eine Viola die chromatische Variation des ersten Themas spielt, bevor eine Trompetenfanfare über einem Wirbel der kleinen Trommel den dritten Abschnitt der Exposition markieren. Hier zeigt sich nun der militärische Aspekt des Krieges in einem schwergewichtigen Marsch des Schlagwerks und der Blechbläser, die sich mit dem neckischen Spiel der Holzbläser abwechselt, deren melodisches Material ganz klar an dem fallenden Charakter des ersten Themas angelehnt ist. Schließlich erklingen die Streicher mit einer schwelgerischen Darbietung des pastoralen zweiten Themas. Hier lässt Brian beide Welten schonungslos aufeinander prallen. Eine fulminante Version des ersten Themas mit einem kurzen Nachspiel der Holzbläser beschließt die Exposition. In der folgenden kurzen Durchführung spaltet Brian einzelne Motive des ersten Themas ab und schickt die mehrfach variierte fallende Tonfolge durch alle Instrumentengruppen, bevor eine kurze Blechfanfare das Ende der Durchführung bekannt gibt. Nach einer kurzen einschneidenden Generalpause beginnt die Reprise mit einer fast unveränderten Darbietung der chromatischen Variation des ersten Themas aus der Exposition für Horn und Oboe mit anschließender Wiederholung in den Streichern. Schließlich erklingt auch das erste Thema in ursprünglichem Gewand voller Heroismus und Zuversicht, bevor Einige Beckenschläge, gezupfte Bässe und Trompetenakkorde wieder zu der von Holzbläsern durchsetzten marschartigen Passage überleiten. Ein flirrender Streicherteppich und ein schwerer immer weiter nach oben steigender Blechchoral markieren schließlich das Ende des Werkes, welches triumphal in einem vollen Orchestertutti mit Orgel endet.

In dem Frühwerk Havergal Brians besticht For Valour vor Allem durch die kompositorische Konsequenz, mit der das Werk einer bestimmten Form folgt, der wenn auch sehr dichten gekonnten Instrumentierung und der beeindruckenden Vielfalt an musikalischen Einfällen. Einem heutigen Hörer mag der heroische und strahlende Charakter in Bezug auf kriegerische Handlungen negativ aufstoßen, jedoch sollte man die ganz andere Sichtweise des Bürgertums im die Jahrhundertwende berücksichtigen, die von einem viel stärkeren Nationalstolz und daraus resultierendem Patriotismus herrühren. Den moralischen Aspekt vernachlässigend ist Havergal Brian mit For Valour ein bestechend strenges, aber gerade deshalb wirkungsvolles frühes Werk gelungen, das ein deutliches Potential Brians als Symphoniker aufzeigt.

Doctor Merryheart

1912 stellte Havergal Brian in Trentham, Stoke-on-Trent seine erste von insgesamt drei Comedy Overture fertig. Obwohl als solche bezeichnet, stellt Doctor Merryheart Brians dritten Ausflug in das Genre der Variation dar und weisen auffällige Ähnlichkeiten mit den symphonischen Dichtungen Richard Strauss auf, dem Brian neben Sibelius zu dieser Zeit höchste Verehrung entgegenbrachte. Ähnlich wie in Strauss Don Quixote besteht Doctor Merryheart aus acht Variationen, deren jeweiliger Charakter einer programmatischen Basis zu entnehmen ist. Doch im Gegensatz zu Strauss dachte Brian sich einen eigenen Protagonisten für sein Werk aus, sodass die Musik keiner bereits bekannten Vorlage folgt. In dem Vorwort zu dem Werk beschreibt Brian seinen wunderlichen Protagonisten mit diesen Worten: Doctor Merryheart war ein Astronom mit sehr eigensinnigen Ansichten, dessen ständiges Lächeln und seine Genialität ihm den Namen Doctor Merryheart einbrachten. So war Merryheart der festen Überzeugung, dass Sonne, Mond, die Sterne und alle weiteren Himmelskörper Teil einer großen diatonischen Skala seien, deren tonaler Kern im Zentrum der Milchstraße liege. Obwohl er ein Astronom war, verleugnete er den Nutzen des Spektroskops und wies außerdem darauf hin, dass es in der Himmelskörperskala keine Chromatik gäbe. Merryheart war der Meinung, dass man sich gerade im Zenit der Erschließung der himmlischen Musik befände, die auf der diatonischen Skala beruhe. Es fiel einem schwer, Merryhearts Ansichten ernst zu nehmen, da er seine Theorien stets mit einem Lächeln vortrug. Außerdem trug er stets eine illustrierte Ausgabe von Daudets vorzüglicher Satire Tartari of Tascaron und kannte das Buch so gut, dass er Tartarin schließlich als wahren Helden ansah. Doch wenn auch die Tage des Doctor Merryhearts so schelmisch erschienen, so ernst hingegen waren seine Nächte, denn Merryheart war ein großer Träumer, dem nachgesagt wurde, ständig während seines Schlafes zu murmeln und einmal Ich muss diesen Löwen töten gesagt zu haben. Auch plagten ihn des öfteren Alpträume und viele Geister erschienen ihm, bevor er in großer Aufregung erwachte. Es gibt mehrere Hinweise darauf, dass Brian sich in der Figur des Merryhearts selbst ein wenig karikierte, denn es ist überliefert, dass Brian seine Träume ernst nahm. Auch das wäre ein kleiner Wink in Richtung Strauss, der sich selbst allerdings ohne den ironischen Unterton - eine Tondichtung schuf: Ein Heldenleben. Außerdem weist Daudets Held Tartarin Ähnlichkeiten mit ebenfalls von Strauss in einer Tondichtung charakterisierten Don Quixote auf.

Obwohl Doctor Merryheart nur mit einer normalen Orchesterbesetzung besetzt ist, gilt dieses Werk als eines der frühen orchestralen Meisterstücke des 36-Jährigen, das schon auf die kommenden gigantischen ersten und die raffinierten viel strafferen späteren Symphonien hinweist. Außerdem ist Dorctor Merryheart eines der ganz wenigen Werke, die zu Lebzeiten des Komponisten häufig aufgeführt wurden u. A. in den USA von Bernard Herrmann.

Das Werk beginnt in der Einleitung mit der musikalischen Charakterisierung des Doctor Merryheart, die nicht aus einem großen Thema, sondern vielen kleinen individuellen Elementen besteht, die in den einzelnen Variationen unabhängig voneinander entwickelt werden. So eröffnet die Musik mit einem kräftigen Triller der Trompeten und Violinen, der von einem Tamburinwirbel verstärkt wird. Hierauf folgt in den höheren Registern eine absteigende Skala, die auch simultan von den tiefen Registern jedoch in halbem Tempo gespielt wird. Nach einem weiteren Triller folgt eine kleine folkloristische Melodie in den Streichern, die nach einem dritten Triller von einem fanfarenartigen Motiv der Trompeten und Holzbläser abgelöst wird. Jetzt erklingen die ersten beiden Elemente in noch größerer Besetzung, bevor das folkloristische Element in fast scherzohaften Gewand erscheint. Schließlich wiederholt sich der gesamte Verlauf nun in voller und reicher Orchestrierung, bevor ein verspieltes Flötensolo die erste Variation mit dem Titel Grillen und Sonnenschatten einleitet. Flirrendes Holzbläserspiel mit tänzerischen gezupften Streichern und leichten Harfenklängen auf der Basis des folkloristischen Motivs wechselt sich hier mit erhabenen Blechchorälen ab. In der zweiten Variation Lächeln und Stürme werden die beiden gegensätzlichen Charaktere der verspielten Holzbläserpassagen und fast religiösen Blechchoräle nun deutlicher hervorgehoben, wobei Brian in den Ruhepausen zwischen den scherzoartigen stürmischen Momenten teilweise auch auf den Brucknerschen Registerklang zurückgreift. Nach einem abwechslungsreichen Tag scheint Merryheart nun zu schlafen, sodass in der dritten Variation Träume: Schlummernd in den Armen der Venus ein durchgehend sanfter und verträumter Charakter mitschwingt. Das sanfte Thema wird hauptsächlich im komplexen Satz von mehrfach geteilten Streichern getragen und von den Holzbläsern sanft umspielt. Schließlich verharrt die Musik kurz und eine leicht impressionistische Flötenkadenz führt uns vom tiefen Schlaf in das Land der Träume. Hier muss Merryheart in der vierten Variation Als ritterlicher Kämpe verfolgt Merryheart den Blaubart sein erstes Abenteuer bestehen. Das behäbige Motiv für Blaubart trottet hauptsächlich in den Streichern mit leichter Holzbläser- und Schlagzeugunterstützung dahin, bevor eine noble Blechpassage erklingt und das Orchester zusammenführt. Besonders interessant ist hier die Ryhtmische Kopplung von 2 x 3/4 + 2x 4/4. Doch plötzlich wartet ein viel größerer Gegner auf den Helden: Merryheart kämpft mit dem Drachen ist die fünfte Variation und ist durchgängig an Wagner angelehnt. Wie Fafner wälzt sich das Orchester in den tiefen Registern langsam vorwärts. Ob die garnierenden Streicherpizzicati allerdings den sich langsam anschleichenden oder geschwind davon laufenden Merryheart beschreiben hängt ganz vom geisten Auge des Rezipienten ab. In der sechsten Variation Merryheart führt einen Zug Helden begegnet uns eine ausladende würdevoll schreitende Variation zuerst in den Streichern und dann in den leichten Frage-Antwort-Passagen des Blechs, bevor die noble Melodie wieder in den Violinen erklingt und die Musik zu einem sich langsam aufbauenden Klimax führt. Dieser sinkt jedoch schnell wieder zurück, um sich nach einer kurzen Erholung erneut noch stärker zu steigern. Pulsierende Schläge der großen Trommel und schreitende Pizzicati der Bässe gepaart mit einem ansteigenden Wirbel der kleinen treiben den Marsch immer weiter voran, bevor die Musik kurz vor einem weiteren Höhepunkt innehält, denn in den siebten Variation Merryheart ist wach tauchte der Protagonist plötzlich wieder aus seiner Traumwelt auf und eine etwas leichter orchestrierte Reprise der Einleitung beschreibt die heitere Laune Merryhearts, der wieder einmal mit heiler Haut davon gekommen war. Das Stück mit der achten Variation Merryhearts Tanz. Hier vereinen sich alle Elemente des Protagonisten zu einem gewaltigen schwungvollen Klangrausch, der diese Ouvertüre heiter und kraftvoll beschließt.

Ich hoffe, ich konnte Dir ein paar gute Hinweise geben. Es schadet außerdem natürlich nie, sich auch einmal Bach und Beethoven anzuhören (je eher desto besser natürlich), aber die von mir genannten Werke dürften Dir den Einstieg etwas erleichtern, wobei ich Dir (auch wegen der Kostenfrage) raten würde, mit dem Stravinsky und dem Brian zu beginnen!

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Wo wir schonmal dabei sind: Haben Deine neugierigen Ohren denn jetzt nach vier Monaten einmal in den "Sacre" gelauscht? :)

Sie haben. Waren allerdings zusammen mit dem Rest des Körpers und der Seele noch nicht bereit dafür. Also das Feuertier erstmal wieder brandfest verpackt und für späteren Zeitpunkt und bessere "Stimmung" sichtbar weggelegt.
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