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Lakeshore Records: Marc Streitenfeld - THE GREY


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Ich habe sie leider sehr deutlich immer wieder wahrgenommen und dabei sind besonders die anscheinend positiv erwähnten ruhigen Passagen dermaßen auf den Senkel gegangen, dass einem schon fast Tränen kommen wollten wenn man bedenkt, wie viel Geld dem Kerl dafür in den Hintern geschoben wurde. Am traurigsten ist vielleicht, dass diese läppischen Noten für Streitenfeld wirklich eine intellektuelle Herausforderung waren und daher muss ich sagen: Beruf verfehlt!

Der Film verfügt über einige ergreifende oder emotional packende Szenen, aber wenn dann diese seichte Klimpermusik ertönt setzt sie die Qualität der Szenen auf TV-Niveau herab, weil sie einfach so billig zusammen genagelt ist, dass sie aus den Bildern heraus sticht, anstatt sie zu unterstützen! Daher versagt Streitenfeld gerade in den ruhigen Passagen und wenn er wirklich glaubt, dieses seichte Geklimper wären Situationen wie Todesangst, Kältetod, Naturgewalt, Trauer und Wut sowie Entschlossenheit angemessen, dann gute Nacht!

Wie es zu den verschiedenen Wertungen kommt? Ganz einfach: die Maßstäbe sind unterschiedlich, das bedeutet, der Ausgangspunkt, von dem aus jeder Rezensent seine Entscheidung fällt. Ich habe gestern im Verlauf des Tages das erste Mal "Outland" von Jerry Goldsmith gehört und im Nachhinein wäre diese brodelnde düstere Musik mit den schonungslosen treibenden Actionpassagen wirklich treffend für den Film gewesen. Gemessen also an dem, was möglich wäre (!) ist Streitenfelds "Musik" eine Beleidigung, gemessen an Klosers einschläferndem "Day after Tomorrow" lediglich schwach. Es wäre da interessant zu sehen, wie die englischsprachigen Rezensenten an heutige Filmmusik rangehen.

Mit Streitenfeld hatte meine Bewertung an sich wenig zu tun, denn ich wusste ja bis zum Abspann nicht, dass diese grottige Untermalung von diesem "Komponisten" war.

Dass jeder subjektiv urteilt ist klar, denn jeder nimmt auch anders wahr. Deswegen versucht man immerhin, allgemein nachvollziehbare Kriterien zu treffen wie Instrumentierung, Dramaturgie, emotionale Wirkung und was an einem Keyboard mit billigen Samples positiv hervor gehoben werden kann ist mir schleierhaft...

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Ich habe sie leider sehr deutlich immer wieder wahrgenommen und dabei sind besonders die anscheinend positiv erwähnten ruhigen Passagen dermaßen auf den Senkel gegangen, dass einem schon fast Tränen kommen wollten wenn man bedenkt, wie viel Geld dem Kerl dafür in den Hintern geschoben wurde.

Über welche Summe reden wir denn hier?

Am traurigsten ist vielleicht, dass diese läppischen Noten für Streitenfeld wirklich eine intellektuelle Herausforderung waren und daher muss ich sagen: Beruf verfehlt!

Herausforderung würde ich wohl nicht sagen, denn immerhin besteht immernoch die Unschuldsvermutung, sodass auch Intention die Antwort sein kann. Letztendlich scheint doch aber die Scott Familie damit zufrieden zu sein, weshalb doch wohl gilt: Angebot und Nachfrage regeln sich selbst.

Wenn wir aber über Berufungen statt Beruf sprechen, dann könnte ich mich eher damit anfreunden.

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Wieviel genau Streitenfeld verdient hat, weiß ich nicht, dass es aber weitaus mehr sein dürfte als das Monatsgehalt eines Maurers dürfte klar sein und selbst 5,- wären für diese Musik eigentlich zu viel.

Intention ist schön und gut, aber wenn man eine Musik schreiben will muss doch etwas vorhanden sein, womit ich die Intention ausdrücken kann und darüber verfügt Streitenfeld einfach nicht! Diese "Ich schreibe mal auf, was mir so einfällt" hat besonders in der Filmmusik keine Berechtigung, da man das Publikum bewusst manipulieren soll. Um aber eine Emotion in Noten zu fassen oder eine bestimmte Wirkung zu erzielen muss man selbst einen unglaublich kühlen Kopf bewahren. Ließe man sich von den eigenen Gedanken übermannen und wüde unter diesem Einfluss etwas auf's Papier kleckern wäre es für die wenigsten nachvollziehbar. Stattdessen muss man wissen: Wie erziele ich diese oder jene Stimmung? Welche Harmonien, welche melodischen Linien können mir dabei helfen? Was passiert, wenn ich mal einen ganz anderen Akkord als immer nur einen Moll-Dreiklang nehme?

Und dadurch, dass Streitenfeld offenischtlich kaum musikalische Kenntnis hat, ist seiner Kreativität eine schnelle Grenze gesetzt. Ich habe mal eine sehr interessante Ausstellung gesehen, in der die Museumsleitung mehrere Künstler beauftragt hat, Bilder NUR mit einem Kugelschreiber zu gestalten. Da finden sich natürlich unendlich viele Möglichkeiten wie Schraffur, Schattierungen, Flächen, feine Linien, dicke Linien etc. aber diese Leute wussten halt, was man alles mit einem Kugelschreiber anstellen kann, wie man diese einfache blaue Tinte aus einer dünnen Mine vielfach variieren kann. Hätte man mir einen Kugelschreiber in die Hand gedrückt, hätte ich da irgendwas versuchen können, aber niemals wäre ein solches Bild wie bei diesen Leuten zustande gekommen und genau so verhält es sich mit Streitenfeld: Er weiß einfach nicht, WAS innerhalb der Musik möglich ist und bringt viel zu wenig Wissen mit, um seine vielleicht vorhandene Kreativität auszudrücken!

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Ich teile deine Aufassung zum größten Teil. Meist sieht man den großartigen Künstler ja auch in den kleinen Arbeiten, wenn man ihm beispielsweise nur den Kugelschreiber in die Hand drückt. Dann wenn ein Handwerker nackt ohne sein Rüstzeug dasteht, dann weiß man, wozu er fähig ist oder auch nicht.

Ich glaube aber gar nicht, dass Streitenfeld so gefühlsmäßig an die Sache gegangen ist. Sehe aber nach wie vor, dass er sich wohltuend abhebt. Er könnte es sich ja auch so leicht machen, dass er das Schema F (meinetwegen RCP) wiederholt, was er sicherlich vom Potenzial her könnte, er es aber nicht tut. Nun ist eine gute Einstellung zum Beruf sicher kein Einstellungsgrund, zeigt mir aber, dass mir ein inspirierter flacher Streitenfeld deutlich mehr gefällt, als ein uninspiriertes Schema F. Der Idealfall ist natürlich ein inspiriertes Unikum.

Ich kenne den Film nicht und die Musik nur im Ansatz, von daher kann ich mich dazu auch gar nicht äußern. Was ich auch gar nicht wollte.

Für mich stellt jetzt aber Prometheus die große Chance dar, denn bis dato habe ich ja in Streitenfeld immer das große Potenzial gesehen (und sehe es noch immer). Nun, die nächsten Monate werden es zeigen.

Wieviel genau Streitenfeld verdient hat, weiß ich nicht, dass es aber weitaus mehr sein dürfte als das Monatsgehalt eines Maurers dürfte klar sein und selbst 5,- wären für diese Musik eigentlich zu viel.

Aber komm jetzt bitte nicht wieder damit, dass der Maurer eher sein Geld verdient hat, denn damit führst du ja da Gehalt des Künstlers ohnehin ad absurdum, egal wie hoch es ist.

Streitenfeld einen Strick daraus zu drehen, wo er arbeitet, halte ich für ein Vormaß an Sau-durchs-Dorf-jagen und erinnert in den Grundzügen an die Wulff Debatte. Es ist das System, welches gewaltig stinkt.

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Natürlich stinkt das System, denn es ermöglicht inkompetenten und ungelernten Leuten wie Streitenfeld erst, dass sie Filme vertonen dürften. Wenn er seine eigenen Stücke sampeln und auf einem Indie-Label veröffentlichen würde, dann hätte ich doch nichts dagegen, aber ich möchte mir durch seine Unfähigkeit nicht den teuer bezahlten Filmgenuss versauen lassen.

Unter einem Alfred Newman hätte jemand mit Streitenfelds Fähigkeiten erstmal höchstens zum Notenkopisten gebracht, wenn überhaupt.

Wann habe ich denn gesagt, dass der Maurer das Geld MEHR verdient hätte? Es ging mir nur um die Größenordnung.

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so schlimm kann der score nicht gewesen sein, denn cody hat ihn kaum wahrgenommen und bei anderen rezensionen hab ich auch gelesen, dass der score sehr gut im film gewirkt hat. hat perfekt zur atmosphäre des films gepasst. mephisto, ich glaube nicht streitenfeld hat dir den filmgenuss versaut sondern du selbst mit der herangehensweise an den film. wenn ich beim filmschauen nur auf den kompositorischen aspekt der musik achten würde, könnte ich 3/4 meiner dvd sammlung wegschmeißen. wenn dir sowas den film versaut und du dich genötigt fühlst, dich so über den komponisten auszulassen, setzt du meiner meinung nach falsche prioritäten beim filmschauen.

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Wann habe ich denn gesagt, dass der Maurer das Geld MEHR verdient hätte? Es ging mir nur um die Größenordnung.

Oh ja, sorry. Habe ich irgendwie falsch reingelesen. Es ist ja immer wieder Thema, dass der Künstler per se weniger wichtig ist als der Brötchenbäcker, was nicht selten eine Diskussion am Kern vorbei ist.

Natürlich stinkt das System, denn es ermöglicht inkompetenten und ungelernten Leuten wie Streitenfeld erst, dass sie Filme vertonen dürften. Wenn er seine eigenen Stücke sampeln und auf einem Indie-Label veröffentlichen würde, dann hätte ich doch nichts dagegen, aber ich möchte mir durch seine Unfähigkeit nicht den teuer bezahlten Filmgenuss versauen lassen.

Unter einem Alfred Newman hätte jemand mit Streitenfelds Fähigkeiten erstmal höchstens zum Notenkopisten gebracht, wenn überhaupt.

Ich gebe dir vollkommen recht, wenn es darum geht, dass man Oberflächlichkeit (für mich eine Sünde) einfach so walten und schalten lässt. Doch genauso wie du sagst, dass doch ein Indielabel in Ordnung wäre, kann man doch genauso sagen, na gut, dort wo ein Markt ist, darf er sich in seiner Form ausleben. Der Markt scheint aber größer zu sein, als du es ihm zugestehen möchtest. Daher würde ich erweitern: solche und auch RCP Musik sollte die Ausnahme im Medium Film darstellen, eben das Fast Food einmal im Monat, wenn man denn so will. Aber eine Ausschließung aufgrund seiner Fähigkeiten halte ich für den falschen elitären Ansatz, obwohl ich an sich für das Ideal der Elite bin.

Würdest du denn den perfekten musikalischen Handwerker auch des Feldes verweisen, wenn er beispielsweise sich selbst immer nur kopieren würde, dem Film nicht gerecht wird, keinen neuen Ansätze einbringt, aber handwerklich top ist? Würdest du den auch so vor die Tür setzen wollen? Lebte denn die Musik der Hermanns und Goldsmiths alleine durch das Handwerk oder auch durch die Verbundenheit von Handwerk zur gestellten Aufgabe?

Und bitte? Teuer bezahlten Filmgenuss? Du bezahlst ja mit deinem Kinogang nicht nur den Komponisten, sondern sehr viel mehr. Gemessen an dem, was man zwei Stunden geboten bekommt, sind selbst zehn Euro nicht zu viel. Oder möchtest du etwa eine Mir-gefällts Garantie? Da kannste auch fünfzig Euro pro Film zahlen, bekommste trotzdem nicht.

Ganz abgesehen davon, wie kann man sich denn Filmgenuss versauen lassen? Entweder ist der Film für mich unter aller Sau (durch verschiedenste Elemente - z.B. die Musik) oder aber ein Genuss. Sobald der Film nicht deinem Gusto oder Anspruch genügt, kann er ja schon per Definition kein Filmgenuss mehr sein. Daher auch hier die Frage: gibt es bei euch etwas Kinotickets mit Filmgenuss-Garantie?

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Der Markt für Streitenfeld ist da, aber nicht in solchen Filmen! "Welcome to the Rileys" ist der einzige Streitenfeld-Score, den ich überhaupt nicht kenne, alle anderen sind allerdings äußerst schwach. Regisseure haben oftmals offensichtlich keine Ahnung von Musik oder wie sie verwendet und eingesetzt werden sollte, können teilweise nicht mit dem Komponisten auf Augenhöhe reden und da gehört Ridley Scott an erster Stelle dazu! Daher ist die Tytsache, dass der Streitenfeld für seine Projekte einsetzt noch lange nicht der Beweis, dass der Markt an sich für Streitenfeld da ist. Wie gesagt: Losgelöst vom Film und auf freiwilliger Basis kann jeder machen was er will, aber sobald man für einen Film komponiert, 'hängt man in der ganzen Sache drin' und bleibt nicht zuletzt dem Zuschauer etwas schuldig, genau wie der Schauspieler, Drehbuchautor, Regisseur, Lichtmann, Kameramann und der Musiker, der die Musik einspielt.

Wenn seine Musik über die simpelsten Strukturen nicht hinausgeht, sollte er schonmal keine Orchestermusik schreiben, da er die ganzen Stimmen nicht füllen kann - auch wenn sich sein Orchestrator noch so bemüht (kann man in "Robin Hood" hören). Vielleicht wären lockerleichte Liebeskomödien was für ihn, Teniefilme, aber definitiv keine Scott-Produktionen.

Ja, auch einem Herrmann oder Goldsmith werfe ich vor und kreide ich an. Ich habe Goldsmith schon öfters für die überladene "Powder"-Musik kritisiert, die handwerklich grundsolide ist, aber den Film in ein falsches Licht rückt und auf einen wesentlichen Aspekt leider nur sporadisch reagiert. Insbesondere in den orchestralen Ausbrüchen wie der Wald-Szene oder der Mobbing-Szene zum Schluss arbeitet Goldsmith handwerklich gut, aber dermaßen unpersönlich und aufgeblasen, dass es dem Film und den Szenen nicht gerecht wird.

Miklos Rozsa klingt letzten Endes immer nach Miklos Rozsa. Das raue und herb Ungarische wirkt in solchen archaischen Musiken wie "Ben Hur" natürlich famos, in Westernmusiken ist dafür wenig Platz und auch postapokalyptische Filme wie "The World, The Flesh and the Devil" 'brauchen' eine andere Untermalung. Wenn Handstand schreibt: "Also ich höre da immer "Ben Hur in New York." dann ist da natürlich etwas falsch gelaufen.

John Williams arbeitet handwerklich stets perfekt, aber natürlich mache ich ihm zum Vorwurf, dass seine Themen oft auf klassische Originale zurück zu führen sind, seine Leitmotive nur an der Oberfläche kratzen.

Handwerk allein ist nicht alles, aber zumindest die halbe Miete und Voraussetzung für eine differenzierte und gekonnte Musik, die somit auch den Hörer erreicht. Schubert hat sich stets Gedanken zu den Liedtexten gemacht, die er vertont hat. Das Verhältnis von Text zu Begleitung ist äußerst detailreich gestaltet, ohne das Ganze aus den Augen zu verlieren, Schumann hingegen arbeitet mit Baukastenmelodien sowie blockhaften und klanglich völlig unausgearbeiteten Klavierbegleitungen. Einzig und allein harmonisch steckt Schumann viele seiner Kollegen in die Tasche. Natürlich reicht das nicht, um den Hörer voll zu treffen oder zu berühren. Es muss nunmal auf allen Gebieten zumindest eine Basis bedient werden!

Und genau das macht ja Komponisten wie Herrmann oder Goldsmith mit ihren famosen Musiken so groß: Dass die gestellte Aufgabe mit einer intellektuellen Lösung gelöst wird, die zudem auch noch handwerklich brillant umgesetzt ist! Das ist auch das Problem, was ich mit vielen Hans-Zimmer-Musiken habe: Es stecken brillante und äußerst frische Ideen drin, aber das Gewand, in das sie gekleidet werden, ist der ewig dickliche künstlich aufgeblasene RCP-Kleister, in dem sich die besten Einfälle verlieren und mit dem uninspirierten Gebrummel gleichsetzen.

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Mit dem Hermann und Goldsmith wollte ich auch gar nicht auf eine differenzierte Kritik hinaus, sondern eher darauf, ob ein perfekter Handwerker ohne eigenen Ansatz in dem Beruf mehr Daseinsberechtigung hat als ein perfekter Ansetzer ohne Handwerk. Und ich zähle ja Goldsmith oder Hermann weder zu der einen noch zur anderen Fraktion. Ich finde beides schlimm.

Ich habe es bereits geschrieben, als aufkam, dass Streitenfeld Prometheus vertonen wird: ich glaube, es steckt jede Menge in ihm. Das Problem ist in meinen Augen nicht, dass er es nicht könnte, sondern das es bisher niemand von ihm verlangt hat. Wenn man durch eine handwerkliche normal harte Schule geht, dann klopft einem ja auch oft genug jemand ordentlich auf die Finger. Im klassischen Handwerk ist das der Meister. Und genau das fehlt Streitenfeld in meinen Ohren, weshalb ich mir von Prometheus als große Aufgabe eben was verspreche. Idealer wäre es aber, wenn er mal an einen starken Regisseur geraten würde, der oftmals auch schlechte Tage hat und fordert.

Daher mag ich keine Urteile, die solche vielleicht doch potenziellen Künstler direkt von der Bildfläche verbannen wollen.

Ich glaube - und das ist mehr eine Meinungsäußerung denn ein konstruktiver Beitrag - dass Streitenfeld mal richtig bluten muss. So richtig nackt bluten. Das Problem ist ja nicht nur, dass er bis dato keine harte Schule durchlebt hat, sondern bei seinen Scores auch wohl immer zu viel Zeit und Ruhe hatte. Ich wünschte mir, dass er mal so richtig Dreck frisst, denn dann - so glaube ich - könnte ein richtiger Schwan erwachsen, der frisch ans Werk geht und die RCP Moderne aufnimmt und von der Oberfläche wegführt. Vielleicht mehr Hoffnung als Feststellung.

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Aber der Meister dient doch dazu, einem etwas beizubringen. Der Kunde fordert dann aber wenn der Regisseur sagt: "Mir ist die Harmonik nicht ausgefeilt genug! Da brauchen wir viel mehr Nonakkorde und hier, mach' mal was richtig avantgardistisches und da hätte ich als krassen Gegensatz dann eine wirklich konsequent serielle Passage!" dann wird der Streitenfeld dasitzen und nicht wissen, wie er das hinkriegen soll, weil er nicht semesterlang Kontrapunkte, vierstimmigen Satz etc. machen musste. So etwas braucht Zeit und Erfahrung. Klar musste Goldsmith im Fernsehen unglaublich viel Dreck fressen, bis er mal "The Black Patch" machen durfte, aber der hatte ewig Klavierunterricht, Kontrapunkt und letzten Endes komplett studiert, hat Vorlesungen bei Rozsa beigewohnt. Von nichts kommt nichts. Wenn ich die ganze Zeit aus billigem Holz Stühle baue und damit mein Geld verdiene, obwohl ich nicht mit Holz umgehen kann hilft es mir auch nicht wenn ein Kunde kommt und sagt: Ich brauche einen opulenten Thron mit einer symbiotischen Verschmelzung von Barock und Jugendstil, aber er muss durch und durch bequen sein. Ja, was soll ich denn da machen mit meinem Fuchsschwanz und ein paar Brettern schlechtem Holz?

Die Leute stellen sich das anscheinend viel einfacher vor als es ist, aber komponieren ist anstrengende und harte Arbeit, wenn etwas Zufriedenstellendes dabei rauskommen soll. Man MUSS einfach über bestimmtes Wissen verfügen, um vernünftig arbeiten zu können. Ich hatte mal eine schöne Idee für ein Duo mit Pauke und Violine, habe verschiedenste Motive und Linien entwickelt, auf denen das Stück letzten Endes basieren sollte. Zuerst habe ich mich an die Pauken gesetzt und geguckt, ob das alles so funktioniert, wie's auf dem Papier steht und habe schnell gemerkt, dass man hier und da nicht so schnell umstimmen kann wie gehofft. Mein Lehrer zeigte mir dann letzten Endes, das viele Passagen in dem Stück einfach nicht funktionieren, weil die Pauke irgendwann nur noch einen hämmernden Brei spielen würde, durch den sich die Violine nicht vernünftig durchsetzen könnte, sodass ich mehrere Abschnitte komplett überdenken musste. Was auf dem Papier super funktioniert scheitert gerne an der akustischen Umsetzung. Man sitzt vor einem leeren Blatt Papier und soll/will es mit Noten füllen. Man braucht ein Konzept, braucht eine lose dramaturgische Idee, an der man sich orientiert, Klangvorstellungen, Instrumentenkenntnis und muss wissen, WAS man überhaupt bezwecken will. Weder scheint Streitenfeld interessante Konzepte zu haben, noch lässt sich eine wirkliche dramaturgische Spannung in seiner Musik ausmachen, die Instrumentierung ist äußerst platt und banal - alleine die ballernden Perkussionsabschnitte werden den Möglichkeiten des Schlagwerks überhaupt nicht gerecht - und harmonisch wird der Score komplett von der gesamten Stangenware der Popindustrie überboten. Wenn ein fähiger Komponist Zeit und Ruhe hat entsteht meistens eine beeindruckende Musik z.B. Shores ausgefeilte "Herr der Ringe"-Musik oder Gabriel Yareds "Troja" und auch Zimmers "Gladiator" wäre niemals so ausgefallen, wenn er ihn schnell hätte runterschreiben müssen.

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also wenn ich regisseur wäre und all diese fachbezeichnungen kennen und verstehen würde, würde ich meinem komponisten diese trotzdem nicht einfach um den latz knallen, da dies für mich viel zu unpräzise ist. ich muss ihm doch mindestens, und das wäre für mich das wichtigste als regisseur, erklären, was mit der musik bezweckt werden soll. das klingt vielleicht avantgardistisch, aber den zweck verfehlt die musik meilenweit. und was hab ich dann gewonnen? nix.

ich als regisseur würde ihm erklären, warum gerade da musik, was sie bewirken soll, was für eine instrumentierung ich mir für die szene vorstelle und welchen charakter ich mir für diese musik vorstelle. sowas in der art. wie er das macht ist mir als regisseur völlig latte. wenn nonakkorde helfen, super. wenn eine serielle passage dabei hilft, grandios. oder wenns ein moll-dreiklang bewirkt, perfekt.

und ich würde als regisseur auch nicht auf die idee kommen und sagen, dass mir die harmonik nicht ausgefeilt genug ist. der aspekt ist für mich als regisseur völlig unwichtig. wichtig ist, weshalb sie ausgefeilter sein muss. sonst komponiert er mir nämlich an der szene vorbei.

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Wenn ich die ganze Zeit aus billigem Holz Stühle baue und damit mein Geld verdiene, obwohl ich nicht mit Holz umgehen kann hilft es mir auch nicht wenn ein Kunde kommt und sagt: Ich brauche einen opulenten Thron mit einer symbiotischen Verschmelzung von Barock und Jugendstil, aber er muss durch und durch bequen sein. Ja, was soll ich denn da machen mit meinem Fuchsschwanz und ein paar Brettern schlechtem Holz?

Du holst das beste aus dir heraus. Und genau darauf wollte ich ja hinaus: Streitenfeld hat bisher nicht sein bestes gezeigt, sondern immer nur leicht angedeutet. Ich will doch beim besten Willen nicht darauf hinaus, dass er mit dem richtigen Regisseur ein Jahrhundertwerk schreibt. Nein, ich will darauf hinaus, dass er mit dem richtigen Auftrag (also auch im Gespräch mit dem Regisseur) deutlich über dem Durchschnitt komponieren oder meinetwegen musizieren kann. Und damit hätte er eine langfristige Daseinsberechtigung.

Ich gebe dir ja von der Idee her recht. Wenn Streitenfeld jetzt noch jahrelang ohne Entwicklung so weiter macht, dann ist es schade, um den Platz den er besetzt. Dann soll er zwar nicht aufhören Musik zu machen, aber bei großen Millionen Dollar Projekten wäre wohl eine andere Hand gefragt. Aber dieser Zeitpunkt ist in meinen Augen noch nicht gekommen, eben weil er auch so wenig und immer beim selben Typen macht.

Falls du mit den Leuten auch mich meinst... ich weiß durchaus, was komponieren in der Arbeit bedeutet. Das ist mir nicht (gedanklich) fern. Jedoch glaube ich auch, dass Streitenfeld das durchaus auch weiß, nur bis dato eben keinen Tritt in den Arsch bekommen hat. Daher wird sich mein Urteil in den nächsten Jahren dazu sicher auch anpassen.

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also wenn ich regisseur wäre und all diese fachbezeichnungen kennen und verstehen würde, würde ich meinem komponisten diese trotzdem nicht einfach um den latz knallen[...]

ich als regisseur würde ihm erklären, warum gerade da musik, was sie bewirken soll, was für eine instrumentierung ich mir für die szene vorstelle und welchen charakter ich mir für diese musik vorstelle.

Das ist natürlich klar, dass man darüber spricht, WARUM und WELCHEN Aspekt.

wie er das macht ist mir als regisseur völlig latte.

und genau diese Laisser-Faire-Politik ist genau das, weshalb uns in den letzten zehn Jahren in den großen Produktionen so viel musikalischer Mist vorgesetzt wurde: Mir egal, das wird schon reichen. Der Witz ist: es reicht nicht! Und wenn der Regisseur keine Ahnung hat dann ist es Aufgabe des Komponisten, Vorschläge zu bringen. Anscheinend haben aber mittlerweile weder Komponist noch Regisseur in Hollywood Ahnung und deswegen sagt der Regisseur: "Hier brauche ich Spannung - mir Latte, wie Du das machst." und der Komponist drückt auf den tiefsten Ton, den sein Keyboard hergibt und macht: "Bruuummmmmmmmmm!"

Du holst das beste aus dir heraus.

Und genau darauf wollte ich hinaus: Mit meinen mangelhaften Fähigkeiten, meiner nicht vorhandenen Ausbildung und dem schlechte Material wird da nur ein Stück mieses Feuerholz bei rauskommen. Deswegen muss Streitenfeld meiner Meinung nach nicht bluten, sondern einfach mal die Schulbank drücken und sich einen Haufen Partituren und CDs kaufen, sich da durcharbeiten und immer wieder zurecht gestutzt und gleichzeitig geschliffen werden, erst DANACH sollte man ihn an "Prometheus" lassen.

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Der Witz ist: es reicht nicht!

wem reicht es nicht? dir und einigen anderen, die die scores analytisch auseinandernehmen?

ich habe mir The Grey vorhin komplett auf youtube angehört. ein sehr spärlich gestalteter score der fast ins sounddesignartige übergeht und recht düster rüberkommt. actionpassagen gibts kaum, jedoch hat mir der titel Running From Wolves gut gefallen. der percussions rhythmus ist zwar sehr einfach gehalten, jedoch wirkt das schrill - hektische streicherspiel ordentlich dagegen und erzeugt somit spannung und dramatik. die sounddesignartigen passagen sind vielleicht keine großartige komposition, jedoch sorgen sie für eine sehr bedrückende und unbehagliche stimmung. die ruhigen, gefühlvollen passagen sind auch sehr subtil gehalten von der instrumentierung und komposition her. wie die einem auf den senkel gehen können versteh ich nicht ganz, da sie einem die emotionen ja nicht gerade mit dem holzhammer um die ohren hauen. und dadurch, dass diese stücke sehr subtil gehalten sind, kommt eine sehr ruhige, intime, aber auch erleichternde stimmung auf. billig samples hab ich übrigens nicht vernommen.

ich hab mir dann auch die kommentare unter den titeln durchgelesen. es ist ja nun nicht gerade ein fast food score der marke rcp und hip und cool ist diese musik mit sicherheit auch nicht, und trotzdem hat der score sehr vielen im film gefallen. sie fanden den score perfekt für den film. woran liegt das?

es mag sein, dass dieser score als musikalische komposition auf cd nicht viel hergibt, jedoch scheint er ja im film eine grandiose wirkung auf viele zu haben.

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ich denke einfach, es liegt daran, dass er eine gute Soundkulisse, die zum dramatischen und beängstigenden im Film passt, darstellt. So an den Hörproben hab ich jetz auch nix gefunden, das ich mir auf CD anhören würde oder das ohne Filme großen Wert hat. Aber wenn ich den Film gesehen habe, werde ich wissen, ob es zum Film passt und seinen Zweck erfüllt hat. Nämlich den der Filmmusik!

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Ach, du meine Güte. Wenn ich gewusst hätte, was für Emotionen Streitenfeld hier entgegenschlagen, hätte ich mich mit meiner Äußerung ("ich erwarte noch einiges von ihm") an anderer Stelle wohl besser zurückgehalten, was? ;)

Ich denke, dass da noch einiges bei rauskommen kann. In "Robin Hood" war mir der Mann jetzt nicht negativ aufgefallen. In "Body of Lies" auch nicht. Ich bin übrigens nicht der Ansicht, dass die heutigen Regisseure die Filmmusik vernachlässigen. Die großen Regisseure haben in der Regel viel Ahnung davon, wie ihr Film aussehen und klingen soll, ja sogar ein Michael Bay. Jemand, der 100 Mio. Dollar "verwaltet", liefert nicht willentlich halbe Sachen ab. Ein Ridley Scott erst recht nicht, dafür ist er zu lange im Geschäft.

Streitenfelder mag nicht der Top-Komponist sein, aber seine Musik erschien mir bislang im besten Sinn zweckmäßig. Ich habe aber auch kein Problem mit RCP, eher im Gegenteil... (abgesehen vom Paul Haslinger-Score in "Die drei Musketiere", aber da passte so einiges nicht). ;)

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und genau diese Laisser-Faire-Politik ist genau das, weshalb uns in den letzten zehn Jahren in den großen Produktionen so viel musikalischer Mist vorgesetzt wurde: Mir egal, das wird schon reichen. Der Witz ist: es reicht nicht! Und wenn der Regisseur keine Ahnung hat dann ist es Aufgabe des Komponisten, Vorschläge zu bringen. Anscheinend haben aber mittlerweile weder Komponist noch Regisseur in Hollywood Ahnung und deswegen sagt der Regisseur: "Hier brauche ich Spannung - mir Latte, wie Du das machst." und der Komponist drückt auf den tiefsten Ton, den sein Keyboard hergibt und macht: "Bruuummmmmmmmmm!"

hm, also vorgesetzt wird hier einem überhaupt nichts. Schließlich wirst du nicht dazu gezwungen diesen oder jenen Score zu hören. An dieser Stelle muss ich auch noch dem Lars zustimmen: Man kann dieses "es reicht nicht" überhaupt nicht verallgemeinern. Für einige Personen wird es sehr wohl ausreichen. Wie kommst du eigentlich überhaupt auf deine militante Überzeugung, dass alles, was vom tonsatztechnischen extrem simpel ist, nicht den Hauch einer Chance hat, bestimmte Wirkungen hervorzurufen? Ich nehme mal an, dass das so eine Blockade ist, die du dir selbst eingeredet hast.

Im Übrigen kann ich auch nicht nachvollziehen, warum Komponisten, die einfache Mittel benutzen, keine Ahnung haben sollten. Es ist nicht Aufgabe des Regisseurs, sich mit Musiktheorie auszukennen. Wenn der Komponist eine Idee hat und der Regisseur zustimmt, dann hat ersterer seinen Job vollkommen richtig gemacht. Ob deine musikalischen Bedürfnisse dabei befriedigt werden, spielt keine Rolle. Warum man den Streitenfeld als Nichtskönner darstellen muss, nur weil einem keiner seiner Scores zusagt, ist mir rätselhaft. Das hat dann auch nichts mehr mit der eigentlichen Musik zu tun, das ist einfach nur Respektlosigkeit.

Ich habe mir mal The Grey angehört, gefällt mir überhaupt nicht. Das ist für mich jedoch weder ein Grund, den Marc Streitenfeld zu verteufeln, noch über seinen Prometheus-Auftrag rumzuheulen. Ich nehme die Scores, so wie sie sind, genieße diejenigen, die ich mag und kümmere micht nicht um die, die ich nicht mag. Es ist mir schnurzegal, ob ein Komponist, der mich diverse Male enttäuscht hat einen bestimmten Film bekommt. Ich habe sehr großen Respekt vor allen (Film)komponisten, selbst wenn ich immer wieder enttäuscht werde.

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Man kann dieses "es reicht nicht" überhaupt nicht verallgemeinern. Für einige Personen wird es sehr wohl ausreichen. Wie kommst du eigentlich überhaupt auf deine militante Überzeugung, dass alles, was vom tonsatztechnischen extrem simpel ist, nicht den Hauch einer Chance hat, bestimmte Wirkungen hervorzurufen? Ich nehme mal an, dass das so eine Blockade ist, die du dir selbst eingeredet hast.

Die meisten, für die es reicht, kümmern sich auch nicht drum oder nehmen die Musik gar nicht im Film wahr - eine Eigenschaft, um die ich alle in solchen Fällen beneide.

Ich habe nirgends behauptet, dass nur eine komplex gesetzte Musik eine Wirkung erzielen kann, aber man konnte an den Actionsequenzen in "Robin Hood" perfekt erkennen, dass Streitenfeld an seinen brenzten Mitteln gescheitert ist: Er hatte ein Orchester und einen Orchestrator zu Verfügung, in der Musik finden sich einige Details aber insgesamt ist das Konstrukt noch blasser und fahler als wummernde RCP-Stangenware. Also ein klarer Fall von "Versucht und nicht gekonnt" - selbst mit Hilfestellung. Daher unterstelle ich Streitenfeld, dass er einfach keinen vernünftigen Satz schreiben kann und führe darauf hin diese löchrige Stimmführung in "The Grey" zurück.

Natürlich kann eine einfach gesetzte oder simpel strukturierte Musik Wirkung erzielen und manchmal liegt genau in der Schnörkellosigkeit ein Reiz, aber man muss sich stets im Klaren sein, warum man so simpel oder so überkomplex schreibt wie man es tut. Gustav Mahler stellte in seinen Symphonien trivial aufgeblasene Militärmärsche volksliedhafter Einfachheit und hochkomplexen Passagen gegenüber. Dadurch, dass jeder Abschnitt von seiner eigenen Komplexität oder gerade Einfachheit geprägt ist, entfaltet er eine zusätzlich sich voneinander abhebende Wirkung.

György Ligeti arbeitete oftmals mit den simpelsten Elementen - insbesondere den Klavieretüden - aber die Kombination dieser total kleinen und fast trivialen Keimzellen, der repetiven Rhythmik macht die Musik so faszinierend. Ebenso seine "Atmosphère" - ein vor sich hin waberndes orchestrales Gebilde. Dramaturgisch weniger abwechslungsreich aber von unglaublicher sogwirkung. Minimal Music baut auf simpelsten Keimzellen auf und entwickelt ebenso eine faszinierende Wirkung.

Marc Streitenfeld hingegen kann über den Tellerrand seiner abgegriffenen Schemen, Rhythmen und Klängen nicht hinaus und daher noch nicht einmal überzeugend simpel komponieren. Es wäre mir lieb, er würde mal eine Musik nur für Gitarre schreiben müssen. Dann könnte er sich mal vernünftig mit einem einzigen Instrument auseinander setzen, den verschiedenen Spieltechniken, Klängen, Möglichkeiten und Begrenzungen und vielleicht würde dann ein schicker kreativer Score zustande kommen als dass man ihm immer ein Orchester vorsetzt, mit dem er einfach nicht umgehen kann. Aber ein Solo-Gitarren-Score ist nunmal nicht unbedingt die Untermalung für einen Film wie "The Grey" und schon gar nicht "Prometheus". Stravinsky sagte so schön: "Erst feste und klare Grenzen lassen einen Kreativ werden." und das stimmt: Mann muss Begrenzungen haben um mit ihnen zu arbeiten, vielleicht auch kleine Auswege zu suchen und so kreativ zu werden.

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Und genau darauf wollte ich hinaus: Mit meinen mangelhaften Fähigkeiten, meiner nicht vorhandenen Ausbildung und dem schlechte Material wird da nur ein Stück mieses Feuerholz bei rauskommen. Deswegen muss Streitenfeld meiner Meinung nach nicht bluten, sondern einfach mal die Schulbank drücken und sich einen Haufen Partituren und CDs kaufen, sich da durcharbeiten und immer wieder zurecht gestutzt und gleichzeitig geschliffen werden, erst DANACH sollte man ihn an "Prometheus" lassen.

Natürlich muss Streitenfeld die Schulbank drücken, ebenso wie auch jeder großhartige Komponist nicht verlegen darum ist, sich immer weiter zu bilden. Das steht für mich außer Frage.

Aber was du hier machst, stellt für mich Musik in Gänze in Frage, was ich auch ein Stück weit widersprüchlich finde. Denn du sagst ja - vollkommen berechtigt - dass es nicht nur darum geht, dass es Filmmusik ist, sondern dass in jedem Teil der Arbeit nach höchster Qualität gestrebt werden soll, sowohl was Wirkung als auch Raffinesse betrifft. Da sind wir d´accord.

Aber: du hebst ja die Filmmusiker bzw. eigentlich den Musiker mit Orchester ab, in dem du sagst, bevor man hier rangelassen werden sollte, muss man das nötige Know-How mitbringen. Und genau das widerspricht meinem Grundgedanken für Musik, der grob besagt: erlaubt ist alles. Und du stößt damit ja Millionen von Musikern vor den Kopf, die aus verschiedensten Gründen Musik machen. Der eine fürs Geld, der andere aus dem Streben nach Perfektion, der andere als Ausdruck usw. Es umfasst ein Spektrum vom riesigen Gustav Mahler Chor bis hin zur Gitarre am Lagerfeuer. Stellst du nun eine Prohibition für ungelernte Handwerker in den Raum, dann geißelst du doch die Musik als solche, denn Verbote sind eben etwas anderes als Grenzen.

Damit wir uns richtig verstehen: man kann es schade finden, wenn ein Orchester nicht voll genutzt wird. Gleiches gilt auch für eine Gitarre, die mehr als nur Grundakkorde zu bieten hat. In beiden Fällen gilt doch aber zunächst das Prinzip des homo ludens und bietet jede Freiheit, die es gibt. Wer als Elite auftritt und jenes beschneiden will, der erlegt dem System doch einen Bärendienst auf.

Stravinsky sagte so schön: "Erst feste und klare Grenzen lassen einen Kreativ werden." und das stimmt: Mann muss Begrenzungen haben um mit ihnen zu arbeiten, vielleicht auch kleine Auswege zu suchen und so kreativ zu werden.

Und hier sind wir doch einer Meinung. Streitenfeld braucht in erster Linie Einhaltung und Vorgabe, damit er eben nicht mehr nach dem System Willkür sondern nach festen Regeln spielen muss. Denn dann offenbart sich doch erst, was er wirklich zu leisten im Stande ist. Und aus solchen Grenzen würde sich vielleicht auch als Folge ergeben, dass er sich der Theorie mehr zuwenden wird, als bisher jemals zuvor, weil er nach Antworten auf gestellte Fragen sucht und ohne gutes Handwerk nicht weiter kommen wird.

Ich glaube, genug gehört zu haben, was mich davon überzeugt, dass er einer solchen Aufgabe gewachsen wäre, daher ist dein Wunsch nach Streitenfelds filmisches Exil für mich ein elitärer Vorstoß, der der Musik in ihren Grundfesten eher schadet als nützt. Denn das Ideal des perfekten Handwerks ist doch weder am Anfang noch am Ende der Musik anzutreffen, sondern füllt den größten Bereich in der Mitte aus.

Noch einmal in Kürze: Der kritische Ausdruck von Bedauern und die Anklage der Schuldigkeit liegen für mich weit auseinander. Ersteres ist Wohltat und Notwendigkeit der Musik, zweiteres ist Zuschnürung des musikalischen Atems.

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ich habe mir gestern mal das filmende auf youtube angeschaut, in dem ja auch streitenfelds typisches ruhiges hauptthema zu hören ist, welches nur von einigen streichern, gitarre und klavier gespielt wird. liam neeson sitzt da also nun völlig erschöpft im wald. schnee und dichtstehende bäume um ihn herum. eine sehr triste, enge atmosphäre. dann packt er die brieftaschen aus und schaut sich nochmal alle fotos an. eine sehr intime szene, die nur auf neeson konzentriert ist. dazu streitenfelds sehr subtiler score mit einer einfachen melodie im hintergrund, der trauer und erinnerung an neesons mitstreiter nochmal verdeutlicht. neesons mimik ist in der szene sehr zurückhaltend. die musik passt ausgezeichnet zu der szene, da sie sein schauspiel etwas mehr verdeutlicht ohne die emotionen zu groß werden zu lassen. die musik unterstützt sehr gut diese szene und ihr akustischer charakter passt sehr gut zur szenerie. dann tauchen die wölfe auf und die musik geht ins sounddesignartige über. die bedrohung ist für den zuschauer sehr gut spürbar.

dass man das auch kompositorisch anders hätte lösen können ist nachvollziehbar, dass ihr aber die wirkung abgesprochen wird, weil sie zu simpel gestrickt ist und streitenfeld eh nocht nichts gerissen hat, ist für mich völlig unverständlich.

nachdem ich den score nun vollständig gehört habe, mephistos kritikpunkte sowie kommentare zum score von anderen zuschauer gelesen habe, würde ich dem score wohl auch 2/5 punkten geben. weniger ist schlicht unfair.

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Ich bin übrigens nicht der Ansicht, dass die heutigen Regisseure die Filmmusik vernachlässigen. Die großen Regisseure haben in der Regel viel Ahnung davon, wie ihr Film aussehen und klingen soll, ja sogar ein Michael Bay. Jemand, der 100 Mio. Dollar "verwaltet", liefert nicht willentlich halbe Sachen ab. Ein Ridley Scott erst recht nicht, dafür ist er zu lange im Geschäft.

Ich finde, man darf die Rolle und die Möglichkeiten der Regisseure nicht überschätzen. Natürlich gibt es da selbstbewusste Künstler und Dickschädel, die an ihren Komponisten und musikalischen Vorstellungen festhalten können (siehe auch Sam Mendes, SKYFALL, Thomas Newman), aber meist geht die Filmmusik-Entscheidung über den Tisch der Studiomanager und Produzenten, oft haben Regisseure auch nur eine bestenfalls vage Vorstellung, was für Klänge sie haben wollen.

Und was Sir Ridley und den jungen Herrn Streitenfeld angeht - ich kann mir gut vorstellen, dass dem alte Herren die Rolle des Mäzens und Förderers gut gefällt (dass es von Streitenfeld weniger Widerrede gibt, hilft sicher auch).

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Der Regisseur ist der General am Drehort. Es gibt natürlich junge Regisseure, die gegen Produzenten und Studios nicht anstinken können. Sie legen aber dennoch in der Postproduction fest, wie ihr Film klingen soll. Wenn den Herren also etwas nicht passt und sie ein Produkt für x-Millionen Dollar auf den Markt bringen müssen, dann werden sie das auch sagen und mit dem Komponisten und natürlich ihren Geldgebern besprechen. Ok, für die Filmmusik bleibt häufig sehr wenig Zeit, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass da etwas müde durchgeschleift wird.

Bei Sir Ridley sprechen wir nicht von einem Grünschnabel, sondern von einem Schwergewicht der Branche. Der Mann produziert seine Filme über seine eigene Firma selbst. Die fette Kohle kommt natürlich vom Studio, aber die Scotts sind nie nur auf den Regieposten beschränkt. Ich bringe noch mal als Beispiel "Matchstick Men". Hans Zimmer hatte da einen (für ihn) recht ungewohnten und letztlich recht uneinheitlichen, ja beinahe zerfahrenen Soundtrack abgeliefert. Hintergrund war, dass das Studio die Musik ablehnte. Scott hat zu seinem Komponisten gehalten und sich letztlich auch behauptet, so dass Zimmers Musik im Film zu hören war. Also würde ich Scotts Macht bei der Auswahl seines Komponisten auch bei "Prometheus" nicht unterschätzen.

Dass ein Soundtrack mal ganz schnell verworfen wird, wenn er nicht passt, davon können ja sogar die ganz Großen wie Goldsmith (wenn er denn noch unter uns weilte) berichten.

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Der Regisseur ist der General am Drehort. Es gibt natürlich junge Regisseure, die gegen Produzenten und Studios nicht anstinken können. Sie legen aber dennoch in der Postproduction fest, wie ihr Film klingen soll. Wenn den Herren also etwas nicht passt und sie ein Produkt für x-Millionen Dollar auf den Markt bringen müssen, dann werden sie das auch sagen und mit dem Komponisten und natürlich ihren Geldgebern besprechen. Ok, für die Filmmusik bleibt häufig sehr wenig Zeit, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass da etwas müde durchgeschleift wird.

Wieviele Filmemacher haben heute schon final cut?

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Ich meine nicht den final cut, ich meine die Musik. Es kommt doch nicht vor jeder Veröffentlichung ein Studioboss vorbei und sagt: Hier müssen wir einen Cue ändern, dort die Tonart, da nehmen wir die Musik ganz raus...

Ist doch aktuell bei Marvel und Joss Whedons Wasserstandsmeldungen ganz gut abzulesen, wie das läuft...

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