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Philippe Sarde


Angus Gunn
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LE GUIGNOLO

Nach der Schlaftablette UN MAUVAIS FILS bietet diese auf Belmondo zugeschnittene Euro-Actionkomödie gute Unterhaltung. Der Film begleitet das gerissene Schlitzohr Alexandre durch eine turbulente Geschichte, in der er zunächst selbst einer Betrügerin aufsitzt, die er anschließend an ein gemeinsames Betrugsopfer abgeben muss.Der Kunstschmuggel verschlägt in nach Venedig, wo er unwissend als Mikrofilmschmuggler in die Fänge des internationalen Verbrechertums und Spionagenetzes gerät. LE GUIGNOLO wartet ordentlich mit Schauwerten auf. Neben einigen spekatkulären Actionmomenten bietet vor allem Venedig eine prachtvolle Kulisse für die turbulente Handlung, die teilweise charmant und kreativ inszeniert ist (vor allem das Spiel mit dem roten Laserpunkt des Scharfschützengewehrs eines Auftragskillers bietet viel Stoff für gelungene Spannung - und manchmalauch Komik!Anscheinend war LE GUIGNOLO sogar der erste Film, der dieses Stilmittel etablierte). 

Philippe Sardes Musik zu LE GUIGNOLO ist recht eklektisch geraten. Alexandre, dem clownigen Verwandlungskünstler, schrieb er einen grotesken Zirkusmarsch auf den Leib, der zwar überaus gelungen ist, diesem Genre aber nichts Neues abgewinnen kann. Interessant ist der solistische Einsatz der Mundharmonika für den Protagonisten, wobei Sarde für dieses Instrument ein langes und lyrisches Thema komponierte, das über eine chansoneske Begleitung erklingt. Die Mundharmonika bildet in dem eher orchestralen Klangapparat einen Fremdkörper und kann somit auch auf Alexandres Außenseiterposition verweisen, wobei der eigentümliche Klang eine hervorragende musikalische Entsprechnung zu Belmondos Charme bildet.

Die Musik zu LE GUIGNOLO erfuhr eine eigenständige LP-Veröffentlichung, die als Erstling der "Ecoutez le cinéma"-Reihe von Universal France ihre CD-Premiere feierte und somit einen besonderen Eintrag in der Geschichte der Filmmusikveröffentlichungen einnimmt.

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vor 19 Stunden schrieb Mephisto:

 Interessant ist der solistische Einsatz der Mundharmonika für den Protagonisten, wobei Sarde für dieses Instrument ein langes und lyrisches Thema komponierte, das über eine chansoneske Begleitung erklingt.

Wegen diesem romantischen Thema hat sich Sarde bei LE GUIGNOLO auch mit Co-Produzent Belmondo überworfen. Der wollte nämlich  für die Sequenz, in der er sich an den Helikopter klammernd über den Dächern von Venedig schwebt eigentlich damals modische Disco-Musik und überhaupt nicht dieses Thema mit Streichern und Mundharmonika (Toots Thielemans ist der Solist), das Sarde dafür komponiert hatte. Das war der Grund, warum Belmondo Sarde dann für seine beiden Filme nach LE GUIGNOLO nicht mehr genommen und durch Morricone ersetzt hat.

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HÔTEL DES AMÉRIQUES

Soweit ich weiß, zählt HÔTEL DES AMÉRIQUES nicht zu Tecinés meistgeschätzten Filmen. Tatsächlich sind im Drehbuch einige interessante Aspekte angelegt: Da ist die schöne Anästhäsistin Hélène, die den jungen Gilles fast über den Haufen fährt. Bald entwickelt sich eine Beziehung, die an den individuellen Problemen sowie den gemeinsamen Konflikten der beiden zu zerbrechen droht. Hélène, die erfolgreiche und selbstbewusste Frau, schafft es nicht, mit ihrer Vergangenheit abzuschließen, die sie lieber verdrängt, Gilles ist eifersüchtig auf ihren ehemaligen Partner, einen verstorbenen Architekten, dem er anscheinend nicht das Wasser reichen kann. Dann ist da noch Bernard, Gilles bester Freund, der gerne ein erfolgreicher Musiker wäre und auf Gilles' Schwester  steht, die ihn aber abweist.
Biarritz liefert eine schöne Kulisse für ein belangloses Melodram, wobei, so richtig melodramatisch wird es an fast keiner Stelle. Die Schauspielerinnen und Darsteller tragen ihre Dialogzeilen stets sehr unterkühlt vor. Das mag zwar ein bewusstes Stilmittel sein, hilft dem Publikum aber wenig, sich in die Geschichte hineinzuversetzen oder die Motivation der Figuren nachzuvollziehen. Die Streitereien zwischen Hélène und Gilles wirken forciert. Sie ergeben sich nicht aus der Inszenierung und dem Spiel, sondern sind offensichtlich Bausteine in der angelegten Handlungskurve, die mich schon nach einer halben Stunde nicht mehr interessiert hat.
Phillipe Sardes Musik ist das einzige Element dieses unspektakulären Films, das eine emotionale Wirkung zu entfalten vermag. Kammermusikalisch für Streicher und Klavier gestaltet, konnte der Komponist hier sein Talent für fließende und lyrische Klänge voll einbringen. Die Musik erschien auf CD als Teil von Sarde-Téchiné-Samplern: Einmal in Form von drei Einzelstücken bei Milan und dann leicht erweitert als Suite von Universal France. Es könnte sich dabei tatsächlich um die vollständige Musik handeln, denn ohnehin erklingt im Film nicht viel Musik, einzelne Passagen auch wiederholt werden.

 

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Das stimmt nicht, daß die Musik aus HOTEL DES AMÉRIQUES auf der Universal France-CD leicht erweitert worden sei gegenüber der bereits 1988 erschienenen Milan-Scheibe. Es ist wiederum genau dieselbe Musik - mit dem einzigen Unterschied, daß die drei Tracks von Milan zu einer Suite mit 6:48 Minuten zusammengeschweißt wurden.
Ich hatte den Film an 1988 im Fernsehen gesehen und mir hat die Musik damals auf Anhieb außergewöhnlich gut gefallen, obwohl es ja nur so an die 10-12 Minuten waren, die erklangen. Mir ist das Hauptthema wochenlang danach noch im Ohr gewesen und ich  habs immer vor mir hergesummt. Ein paar Monate später erschien ja dann glücklicherweise auch schon der erste Techiné-Sampler und ich habe ihn mir damals vor allem  wegen HOTEL DES AMÉRIQUES gekauft, auf den ich mich wie ein Schneehund freute.
Ganz so kammermusikalisch ist der Score gar nicht, es spielt immerhin das London Symphony Orchestra, zudem übrigens wunderbar orchestriert von Peter Knight. Für mich gibt es weitaus kammermusikalischeres von Sarde.

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Am 23.10.2024 um 14:55 schrieb Stefan Schlegel:

Aber die LP lohnt sich wirklich und ist leider bislang immer noch nicht in vollständiger Form auf CD erschienen. Von den 12 Tracks finden sich etwa nur drei auf dem Sarde/Sautet-CD-Sampler von Universal, was absolut unverständlich ist.
Im November erscheint zwar ein neuer Romy Schneider-CD/LP-Sampler in Frankreich und Italien auf CAM Sugar (Italien)/Decca (Frankreich) und erstmalig gibt es darauf nun 8 der LP-Tracks von UNE HISTOIRE SIMPLE - aber verrückterweise fehlen somit immer noch ganze vier Stücke von der früheren LP:
https://camsugarmusic.com/collections/romy-schneider-un-portrait-musical/products/portraits-des-femmes-cd

Universal France hat jetzt doch tatsächlich das komplette frühere LP-Album von UNE HISTOIRE SIMPLE wenigstens digital veröffentlicht inklusive einem zusätzlichen Track (Nummer 8 "Une femme dans la foule" mit 1:19 Minuten). Eine CD wird es somit wohl eher nicht geben:
https://www.qobuz.com/de-de/album/une-histoire-simple-philippe-sarde/ra0r6aeqduqxa

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Am 22.11.2024 um 23:13 schrieb Stefan Schlegel:

Das stimmt nicht, daß die Musik aus HOTEL DES AMÉRIQUES auf der Universal France-CD leicht erweitert worden sei gegenüber der bereits 1988 erschienenen Milan-Scheibe. Es ist wiederum genau dieselbe Musik - mit dem einzigen Unterschied, daß die drei Tracks von Milan zu einer Suite mit 6:48 Minuten zusammengeschweißt wurden.
Ich hatte den Film an 1988 im Fernsehen gesehen und mir hat die Musik damals auf Anhieb außergewöhnlich gut gefallen, obwohl es ja nur so an die 10-12 Minuten waren, die erklangen. Mir ist das Hauptthema wochenlang danach noch im Ohr gewesen und ich  habs immer vor mir hergesummt. Ein paar Monate später erschien ja dann glücklicherweise auch schon der erste Techiné-Sampler und ich habe ihn mir damals vor allem  wegen HOTEL DES AMÉRIQUES gekauft, auf den ich mich wie ein Schneehund freute.
Ganz so kammermusikalisch ist der Score gar nicht, es spielt immerhin das London Symphony Orchestra, zudem übrigens wunderbar orchestriert von Peter Knight. Für mich gibt es weitaus kammermusikalischeres von Sarde.

Ah, dann habe ich mich verrechnet, als ich die Laufzeiten bei Soundtrackcollector verglichen habe. Es kann auch gut sein, dass die Musik im Film "kleiner" kling als auf (remasterten) CD-Veröffentlichungen. ImFilm fielen mir hauptsächlich die Streicher und das Klavier auf.

Am 22.11.2024 um 23:43 schrieb Stefan Schlegel:

Universal France hat jetzt doch tatsächlich das komplette frühere LP-Album von UNE HISTOIRE SIMPLE wenigstens digital veröffentlicht inklusive einem zusätzlichen Track (Nummer 8 "Une femme dans la foule" mit 1:19 Minuten). Eine CD wird es somit wohl eher nicht geben:
https://www.qobuz.com/de-de/album/une-histoire-simple-philippe-sarde/ra0r6aeqduqxa

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Na, immerhin - auch wenn es schade ist, dass dann wahrscheinlich keine CD mehr kommt. Bei mir ging es am Wochenende weiter mit

BAU-PÈRE

Ich habe nicht viel von BEAU-PÈRE erwartet. Zwar hatte mich Bertrand Bliers BUFFET FROID hervorragend unterhalten, aber Hauptdarsteller Patrick Dewaere war mir mit UN MAUVAIS FILS und HÔTEL DES AMÉRIQUES vor kurzer Zeit bereits in zwei drögen Dramen begegnet. Doch schon zu Beginn, wenn der Protagonist - ein Pianist in einer luxuriösen Bar - die vierte Wand durchbricht und darüber sinniert, im Leben bisher nicht viel erreicht zu haben, war ich interessiert. Gleich vorweg: Der Film ist ein Dokument seiner Zeit und könnte so auf keinen Fall mehr gedreht werden. Da ich nicht wusste, worum es überhaupt geht, war ich schnell überrascht und bald schockiert: Rémi, der mit Martine und deren 14-jähriger Tochter Marion zusammenlebt, fristet ein erfolgloses Dasein. Durch einen Autounfall verliert er seine Partnerin und Marion ihre Mutter. Nach einer Auseinandersetzung mit Marions leiblichem Vater kann Marion zunächst bei Rémi bleiben. Bald gesteht sie ihrem Stiefvater, dass sie sich in hin verliebt hat und ihn auch körperlich begehrt. Es folgen mehrere Eskalationsstufen. Zunächst weigert sich Rémi und weist alle Annäherungsversuche von Marion zurück, bis es schließlich kurz vor ihrer Abreise in die Skiferien zu einem ersten leidenschaftlichen Kuss kommt. Rémi beendet die aus diesem Kuss erwachsene Affäre wieder, Marion lädt sich provokativ junge Männer nach Hause ein, um ein "Substitut" zu finden. Damit weckt sie Rémis Eifersucht, der bald wieder "rückfällig" wird.

Man liest in einigen zeitgenössischen Rezensionen, dass der Film sehr "zartfühlend" mit diesem pikanten Thema eingehe und "behutsam" das Gefühlsleben der Figuren zeichne. Das mag tatsächlich Bliers Anliegen gewesen sein, aber beim heutigen Publikum lösen die Szenen zwischen dem 34-jährigen Patrick Dewaere und der damals 15-jährigen Ariel Besse Irritationen aus. Tatsächlich spielen die beiden hervorragend und das macht die befremdliche Konstellation noch schockierender. Bemerkenswert auch, dass Bliers Inszenierung offensichtlich humoristisch angehaucht ist, zum Beispiel, wenn der erstaunte Rémis nach Hause kommt und sich vor seiner Tür über 20 abgestellte Motorräder drängen, deren halbstarke Besitzer alle im Wohnzimmer um Marion gedrängt sind.
In Philippe Sardes Musik spielt das Klavier natürlich eine prominente Rolle. So schrieb er für den Protagonisten eine melancholische Ballade für Klavier solo, die in der Tradition seiner Chanson d'Hélène steht für Sautets LES CHOSES DE LA VIE steht. Darüber hinaus komponierte er für die Szenen, in denen Rémis mit seinem Kumpel musiziert, ein paar Jazznummern. Während der Affäre mit Marion kommt auch die Solovioline zum Tragen, die der musikalischen Welt des Films eine entrückte und neue Facette verleiht. Bedingt durch die Filmhandlung erklingen auch mehrere Fremdkompositionen, besonders prominent ist der Scott-Joplin-Walzer Bethena eingesetzt. Das Stück, das Charlottes bei ihrem Konzert spielt, habe ich so nicht erkannt. Die Musik wurde zunächst auf LP veröffentlicht und dann von Universal France für die CD-Veröffentlichung um zwei Stücke erweitert. Wahrscheinlich handelt es sich um die vollständige Musik.

 

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Du benötigst vermutlich etwas Aufklärung bezüglich Sardes Musik zu BEAU-PÈRE: Das Hauptthema steht nicht umsonst in der Tradition von seinem "Chanson d`Hélène", da er es schon recht früh - nämlich bereits 1972 - für den Film HELLÉ komponiert hatte. Also nicht sehr lange nach LES CHOSES DE LA VIE. In HELLÉ erklingt es allerdings nicht jazzig, sondern rein orchestral und voll romantisch. Der Main Title von HELLÉ entspricht dann auch dem Bonus-Track Nummer 14 "Ballade pour Patrick" auf der Universal-CD von BEAU- PÈRE, was natürlich schon ein wenig amüsant ist, wenn man den ganzen Hintergrund kennt.
Die an 2015 erschienene HELLÉ-CD von Disques Cinémusique, über die ja leider kaum je gesprochen wird, da den Film kaum jemand kennt, ist übrigens sehr schön - der Titel wurde auch völlig korrekt über CAM/Sugar lizenziert! - und kann ich nur wärmstens empfehlen. Das wunderbar eingängie Thema zieht sich durch und wird einem auch nie langweilig. Hier wäre der Main Title, der wie gesagt  voll und ganz Track 14 auf der BEAU-PÈRE-CD entspricht:

Das Klavierstück, das Nathalie Baye im Film spielt, ist überhaupt keine Fremdkomposition, sondern wurde so speziell von Sarde für den Film auch komponiert. Man hört darin ja auch eine kurze Phrase vom Hauptthema, wodurch es doch ziemlich klar ist, um was es sich hier handelt. Dieses Stück ist auf der CD auch drauf und nennt sich dort "En attendant  les bravos". Das ist Track 13 auf der CD und war damals das letzte Stück auf der B-Seite der LP.

Der zweite gegenüber der LP zusätzliche Track ist im Prinzip überflüssig, denn dabei handelt es sich nur um eine vorläufige Version - ein Pre-Recording sozusagen - von Track 1, bei dem Regissuer Bertrand Blier statt wie später Hauptdarsteller Patrick Dewaere den kompletten Text über dem Klaviersolo spricht.

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vor 2 Stunden schrieb Stefan Schlegel:

Du benötigst vermutlich etwas Aufklärung bezüglich Sardes Musik zu BEAU-PÈRE

Das stimmt - und da ich wahrscheinlich nicht der einzige bin, bin ich für diese "öffentliche" Aufklärung auch sehr dankbar! So ist dieses Wissen auch füralle einsehbar, die vielleicht erst in ein paar Jahren auf diesen Thread stoßen. :)

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Ein klein wenig habe ich mich selbst oben noch vertan, was ich jetzt erst bemerkt habe als ich das Tracklisting der BEAU PÈRE-CD nochmals im Detail gecheckt habe.
Alles, was ich zu dem Track "Ballade pour Patrick" und zu dem Recycling aus HELLÉ geschrieben hatte, ist natürlich richtig, aber es sind nicht nur zwei Stücke, die gegenüber der LP hinzukamen, sondern sogar drei. Das ist dadurch passiert, daß man zwei Tracks der LP zu einem zusammen editiert hat - somit der Trugschluß, es seien nur zwei neue Tracks auf der CD.

Das heißt nun: "Ballade pour Patrick" (ursprünglich aus HELLÉ) war nicht auf der früheren LP, aber ist nun Track 4 (und nicht 14!) auf der CD.

Der tatsächliche Track 14 "Ballade pour Bertrand" ist auch neu gegenüber der LP, aber nicht neu, wenn man sich Sardes Diskographie aus den 70ern genauer anschaut. Denn bei diesem Stück handelt es sich um die Übernahme des Tracks "Passage Verdeau" aus SORTIE DE SECOURS von 1970, den es damals auf einer raren LP gab. Ich bin mir nicht sicher, ob dieses Stück überhaupt im BEAU-PÈRE-Film auch auftaucht oder ob man es nur als reinen Bonus eben noch mit auf die CD gepackt hat:

 

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Was ich wirklich interessant finde, ist, dass Universal France da nicht transparent ist, das war ja bei ON AURAT OUT VU! und MORT D'UN POURRI auch so, dass da Stücke, die dasselbe Thema enthalten, aber aus völlig verschiedenen Filmen kommen und auch ganz anders arrangiert sind, auf die entsprechende CD "geschmuggelt" wurden. Wollte man der Kundschaft etwas Gutes tun, aber durfte es eben nicht ausweisen, weil das sonst rechtliche Probleme ergeben hätte?

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Bei ON AURA TOUT VU!, von dem zwei Stücke auf der MORT D´UN POURRI-CD auftauchten, konnte es wirklich sein, daß man da nicht richtig aufgepaßt und etwas verwechselt hat. Durchaus möglich, daß die Stücke noch bei den Bändern von MORT D´UN POURRI versehentlich mit drauf waren.
Hier bei BEAU-PÈRE verhält es sich definitiv anders. Da man den Main Title aus HELLÉ ja ganz bewußt  einfach so aufgegriffen hat, hätte man den Rechteinhaber CAM/Sugar natürlich mit angeben und sogar auszahlen müssen, was absolut nicht passiert ist. Auch für SORTIE DE SECOURS liegen die Rechte bei einem anderen französischen Musikverlag als die für BEAU-PÈRE und es wurde ebenfalls nichts angegeben. Da hat man sich wohl einfach gedacht: Merkt eh keiner, daß es das zuvor schon mal gab, was ja im Prinzip auch zutrifft. Wie viele Personen sind denn das weltweit, die sich bei den Musiken von Sarde so im Detail auskennen, daß sie Tracks aus etwas unbekannteren Scores eventuell wiedererkennen würden?

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Am 24.11.2024 um 17:50 schrieb Stefan Schlegel:

Da hat man sich wohl einfach gedacht: Merkt eh keiner, daß es das zuvor schon mal gab, was ja im Prinzip auch zutrifft.

Man muß übrigens auch noch eins bei der ganzen Geschichte  bedenken: Die BEAU-PÈRE-CD erschien bereits an 2001, also vor jetzt sage und schreibe 23 Jahren! Also eigentlich ewig her. Zum damaligen Zeitpunkt gab es beispielsweise noch gar kein Youtube, wo man schnell zum Vergleichen in irgendwas reinhören konnte, die SORTIE DE SECOURS-LP war mit das rarste und teuerste Sarde-Album überhaupt und das hatten vielleicht weltweit ein knappes Dutzend auf europäische Filmmusik spezialisierte Vinyl-Sammler im Besitz, und die alte Barclay-Single von HELLÉ war wirklich auch nur Insidern ein Begriff - außerhalb Frankreichs ohnehin kaum jemand. Also insofern dürfte das an 2001 so gut wie kein Mensch überhaupt bemerkt haben, daß zwei Stücke aus weitaus älteren Sarde-Scores von 1970 und 1972 klammheimlich für die Universal-CD übernommen wurden. Die HELLÉ-CD von DCM kam zudem auch erst 14 Jahre später heraus. Von daher sind das ganz andere Zeiten gewesen.

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Das stimmt natürlich. Man wird wahrscheinlich nicht immer endgültig klären können, ob das Versehen waren oder ob es Universal France damals gut mit der Kundschaft meinte. Ich wäre ohnehin der letzte, mich über mehr Musik zu freuen. Wir bleiben jetzt noch im  Jahr 1981 mit LE CHOIX DES ARMES

Gérard Depardieu flucht, prügelt und schießt sich durch die erste Hälfte dieses unetrhaltsamen Gangsterfilms, bevor die Handlung weiter außer Kontrolle gerät und auf eine Katastrophe zuläuft. LE CHOIX DES ARMES wartet mit mit einem beeindruckenden Trio auf: Yves Montand, Catherine Deneuve und Gérard Depardieu brillieren in den Hauptrollen. Depardieu, der ewig gereizte und aggressive Gangster Mickey; Montand, der einstige Bankräuber, der sich zur Ruhe gesetzt und sein geraubtes Kapital in eine äußerst lukrative Pferdezucht investiert hat - und Deneuve als dessen Frau, die unschuldig ins Kreuzfeuer gerät. Nach einem Gefängnisausbruch geraten die beiden Gangster Mickey und Serge in einen Hinterhalt ihres Fluchthelfers. Nach einem blutigen Schusswechsel bringt Mickey den sterbenden Serge zu dessen Bruder Noël, der einst ein erfolgreicher Bankräuber war. Ab hier entspinnt sich rasch durch verschiedene Missverständnisse ein Netz aus Konflikten und Spannungen. Als die Polizei auftaucht, um Noël über den Verbleib seines Bruders zu befragen, glaubt Mickey, Noël hätte ihn an die Polizei verraten. Er schwört Rache und beginnt, Noël und dessen soziales Umfeld zu terrorisieren. Durch Serges Flucht wurde auch ein alter Konkurrent von Noël auf den Plan gerufen. Um seine ruhige Existenz fürchtend, beschließt Noël, Mickey zu stoppen, doch das ist nicht so leicht.
Trotz 135 Minuten Spieldauer hat der Film keine Längen. die Handlung entspinnt sich immer weiter, das Netz aus Konflikten schnürt sich immer enger um die Figuren zusammen und es ist nicht klar, wie die Sache ausgehen wird. Alain Corneau ist ohne Frage ein packender Gangsterfilm gelungen, der auch heute nichts von seiner Brisanz und Spannung verloren hat.
Philippe Sarde wartet auch für dieses Projekt mit einer originellen Idee auf: Zwei gezupfte Kontrabässe agieren als Soloduo vor dem Hintergrund des Orchesters. Diese merkwürdig fahlen, in ihrer Tiefe dennoch schwachen Klänge verleihen der Musik - und somit auch dem Film - eine ganz eigene Note. Darüber hinaus konnte Sarde an mehreren Stellen sein Talent für lyrische und schwelgerische Orchesterklänge ausspielen, denn obwohl es sich um einen schonungslosen und gewaltvollen Thriller handelt, enthält der Film mehrere "idyllische" Momente - vor allem, wenn Noël mit seiner Frau ein weiteres Gestüt besichtigt und das Ehepaar in wunderschönen Landschaftsaufnahmen inszeniert wird. Sarde komponierte die Musik zu LE CHOIX DES ARMES bereits vor der Fertigstellung des Films, an den sie später angelegt wurden. Die vollständige Musik, die er bereits im Vorfeld komponiert hatte, erschien zum Filmstart auf LP und später bei Universal France, bevor sie erst vor wenigen Wochen wieder durch Music Box Records greifbar gemacht wurde. Es handelt sich hierbei ohne Frage um eine hervorragende Musik zu einem spannenden Film!

 

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Dem kann ich nur zustimmen. Sie wurde mir bereits in diesem Thread empfohlen und nachdem ich etwas mit dem Kauf der Universal France Ausgabe gehadert habe, kam mir die Music Box Veröffentlichung sehr entgegen. Absolut tolle, atmosphärische Musik. Nachdem ich schon so lange Filmmusik höre, ist Philippe Sarde in diesem Jahr meine persönliche Entdeckung. Hatte zwar schon vorher Ghoststory von ihm, aber Le Choc (auch eine Empfehlung aus diesem Messageboard) hat mich einfach umgehauen. Sehr interessanter Komponist. Werde mir demnächst die Tess anschaffen. 

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Es ist immer schön zu lesen, dass die Beiträge hier auch andere anregen, sich mit den besprochenen Musiken auseinanderzusetzen und im besten Falle noch etwas Tolles entdecken! Danke für den Kommentar, Jack! Dann mache ich mal mit der nächsten Perle weiter:

LA GUERRE DU FEU

Für LA GUERRE DU FEU wählte Regisseur Jean-Jacques Annaud einen äußerst radikalen Ansatz: Im Jahre 80.000 vor Christus angesiedelt, zeigt der Film die abenteuerliche Reise dreier Neandertaler, die sich auf den Weg machen, um Feuer zu suchen, da der Feuerherd ihres Stammes durch ein Unglück verloschen ist. Die ereignisreiche Reise der drei Männer ist kurzweilig inszeniert: Kaum sind sie einem Säbelzahntigerpärchen entkommen, geraten sie an Kannibalen, treffen das erste Mal auf Mammuts und werden von Menschen entführt. Dabei verzichtet der Film  - abgesehen von einem einführenden Text - komplett auf moderne Sprache. Die Neandertaler kommunizieren hauptsächlich über grunzende Laute, einzelne Wortfetzen und Schreie, während die Menschen schon über eine "richtige", für uns aber unverständliche Sprache verfügen. Das fällt aber nach drei Minuten kaum mehr auf, man wird sofort in die fremde Urzeit gezogen, die Handlung entspinnt sich nachvollziehbar und schon bald fällt einem nicht mehr auf, dass da ein wesentliches Element fehlt. Dafür kommen zwei andere Aspekte sehr zum Tragen: Die beeindruckenden Landschaftsaufnahmen, die unter anderem in Kenia und Canada entstanden und daher in einer ziemlich zusammengewürfelt erscheinenden Flora und Faune resultieren. Aber das hat mich nicht gestört, dafür war die Bildgestaltung einfach viel zu beeindruckend. Es ist erstaunlich, wie schnell man sich in dieser fremden Welt zurecht findet und am Schicksal der Neandertaler teilhat, zum Beispiel, wenn das kostbare Feuer verlöscht und die Existenzangst der Gemeinschaft unmittelbar spürbar wird.


Und dann ist da noch die Musik von Philippe Sarde. Für den Komponisten muss es ein Traum gewesen sein, an dem Projekt zu arbeiten, schließlich mussste er nicht um Dialoge "herumkomponieren". Ihm stand ein Symphonieorchester mit Chor zur Verfügung und er nutzte das Potential seines Klangkörpers voll aus. Gerade zu Beginn begleiten schroffe und teils dissonante Klangschichten das karge Leben der Neandertaler in ihrer Höhle, aus der sie von anderen Affenmenschen brutal vertrieben werden. Vor allem der Chor übernimmt mit Vokalisen in besonders wichtigen Momenten - dem Verlöschen des Feuers und der Entdeckung des Feuers - eine wichtige Funktion und verleiht dem Phänomen Feuer somit eine nahezu übernatürliche Prägung. Sardes Musik wirkt wie ein Bindeglied zwischen der befremdlichen Urwelt und den Sehgewohnheiten des modernen Publikums. Sie ist im Großen und Ganzen traditionell gehalten und kommt gerade während der beeindruckenden Landschaftsaufnahmen voll zum Tragen. Für die Liebesgeschichte zwischen einem der Neandertaler und einer Menschenfrau setzt Sarde die Panflöte als individuelle Klangfarbe ein. Mich einnerten diese Passagen leider ein wenig an den Ethnokitsch, den wir spätestensseit den 90er Jahren mit Fußgängerzonen deutscher Innenstädte assoziieren. Aber das konnte für mich den Genuss des Films nicht ansatzweise trüben.
Die Musik wurde zum Filmstart auf einem großzügig bestückten Album veröffentlicht, dass Universal France für eine Erweiterung auf CD auf fast eine Stunde Laufzeit aufstockte. Damit ist die Musik wahrscheinlich vollständig auf Tonträger erhältlich, nur leider ist die Universal-France-CD seit mehreren Jahren vergriffen, weshalb man nur hoffen kann, dass sich Quartet oder Music Box bald dieser großartigen Musik annehmen.

 

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vor 1 Stunde schrieb Mephisto:

Und dann ist da noch die Musik von Philippe Sarde. Für den Komponisten muss es ein Traum gewesen sein, an dem Projekt zu arbeiten, schließlich mussste er nicht um Dialoge "herumkomponieren". Ihm stand ein Symphonieorchester mit Chor zur Verfügung.

So einfach stand das riesige Orchester nicht zur Verfügung wie sich der Laie das vielleicht vorstellt, sondern es war  ein harter Kampf, den Sarde damals mit dem Produzenten und dem Musikverlag RCA führen mußte, um sich überhaupt durchzusetzen. Das ursprünglich veranschlagte Budget war schon nach den ersten 20 Minuten aufgenommener Musik völlig aufgebraucht und mußte dann mehr als verdoppeklt werden, was den Produzenten schier in den Wahnsinn trieb. Sarde ließ aber nicht locker und bekam dann auch mit Unterstützung von Regisseur Annaud schlußendlich trotz allen heftigen Widerständen doch noch das, was er wollte. Das Budget für die kompletten Musikaufnahmen belief sich im Endeffekt dann auf umgerechnet eine halbe Million Euro, was für damalige französische Verhältnisse natürlich jedweden Rahmen sprengte. Beteiligt waren an den Aufnahmen ja eigentlich an die 200 Musiker und es war nicht nur ein Orchester, sondern es setzte sich zusammen aus Mitgliedern des London Symphony und des London Philharmonic Orchestra - beide Orchester wurden auch auf dem damaligen Plattencover erwähnt. Hinzu kamen noch die Ambrosian Singers sowie das berühmte Ensemble Les Percussions de Strasbourg. Es muß schon ein extravagantes und höchst beeindruckendes Erlebnis gewesen sein, bei den Abbey Road-Aufnahmen in London dabei gewesen zu sein.

@Mephisto Eine Frage noch an Dich: Gibt es eigentlich einen Grund, warum Du ausgerechnet TESS bei Deiner bisherigen chronologischen Sichtung all der Sarde-Filme ausgelassen hast - denn wir befinden uns immerhin jetzt ja bereits im Jahr 1981 - oder kommt dazu noch was? Wundert mich etwas, denn eine deutsche DVD des Films wäre ja jederzeit leicht greifbar.

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vor 12 Stunden schrieb Stefan Schlegel:

So einfach stand das riesige Orchester nicht zur Verfügung wie sich der Laie das vielleicht vorstellt, sondern es war  ein harter Kampf, den Sarde damals mit dem Produzenten und dem Musikverlag RCA führen mußte, um sich überhaupt durchzusetzen. Das ursprünglich veranschlagte Budget war schon nach den ersten 20 Minuten aufgenommener Musik völlig aufgebraucht und mußte dann mehr als verdoppeklt werden, was den Produzenten schier in den Wahnsinn trieb. Sarde ließ aber nicht locker und bekam dann auch mit Unterstützung von Regisseur Annaud schlußendlich trotz allen heftigen Widerständen doch noch das, was er wollte. Das Budget für die kompletten Musikaufnahmen belief sich im Endeffekt dann auf umgerechnet eine halbe Million Euro, was für damalige französische Verhältnisse natürlich jedweden Rahmen sprengte. Beteiligt waren an den Aufnahmen ja eigentlich an die 200 Musiker und es war nicht nur ein Orchester, sondern es setzte sich zusammen aus Mitgliedern des London Symphony und des London Philharmonic Orchestra - beide Orchester wurden auch auf dem damaligen Plattencover erwähnt. Hinzu kamen noch die Ambrosian Singers sowie das berühmte Ensemble Les Percussions de Strasbourg. Es muß schon ein extravagantes und höchst beeindruckendes Erlebnis gewesen sein, bei den Abbey Road-Aufnahmen in London dabei gewesen zu sein.

Also der Aufwand hat sich gelohnt. Ich fand es super, einmal Sarde so entfesselt zu hören - weiß man, wie groß Peter Knights Anteil bei der Orchestrierung war? Ohnehin interessant, dass man die Kosten für die  Aufnahme nicht im Voraus besser abschätzen konnte. Hat Sarde einfach draufloskomponiert und eine riesige Partitur erstellt, obwohl er von dem knappen Budget wusste, oder stellten sie die Aufnahmen selber als aufwendiger heraus als ursprünglich gedacht? Jedenfalls vielen Dank für die Info - ist die in einem Booklet enthalten?

vor 12 Stunden schrieb Stefan Schlegel:

Eine Frage noch an Dich: Gibt es eigentlich einen Grund, warum Du ausgerechnet TESS bei Deiner bisherigen chronologischen Sichtung all der Sarde-Filme ausgelassen hast - denn wir befinden uns immerhin jetzt ja bereits im Jahr 1981 - oder kommt dazu noch was? Wundert mich etwas, denn eine deutsche DVD des Films wäre ja jederzeit leicht greifbar.

Ja, der Grund ist sehr simpel. :) Über TESS haben wir schon vor knapp einem Jahr hier gesprochen und ich hatte nicht das Bedürfnis, ihn jetzt so schnell noch einmal zu sehen. In meinem etwas kürzeren Absatz erwähne ich auch den Grund, warum PIRATEN hier von mir nicht besprochen wird. Das kann gerne wer anders übernehmen.

Am 7.1.2024 um 12:44 schrieb Mephisto:

Ich habe mir den Film in Vorfreude auf die CD an Neujahr mal angesehen. Positiv sind mir die hervorragende Fotografie und die Musik aufgefallen, die viel zur dichten Atmosphäre des Films beitragen. Kann es sein, dass sich Sarde ein bisschen an Ralph Vaughan Williams' "Pastoralstil" orientiert hat, um das "englische" Sujet einzufangen? Mit seiner Länge von 3 Stunden muss ich zugeben, kam mir der Film ein bisschen vor, als würde viel Lärm um relativ wenig gemacht werden. Auch interessant, dass Polanski hier erstmals mit seinem grotesken Stil bricht und ein recht gradliniges, wenn auch gestrecktes Erzählkino bedient. In den nachfolgenden Filmen hat er ja das gradlinige Erzähl- und Ausstattungskino wieder miteinander zu verbinden versucht, was mal mehr und mal weniger gut klappte. Gerade PIRATEN krankt ja eher an diesem Ansatz, für den ich mich auch nach dreimaliger Sichtung nie richtig erwärmen konnte.

 

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vor 39 Minuten schrieb Mephisto:

Also der Aufwand hat sich gelohnt. Ich fand es super, einmal Sarde so entfesselt zu hören - weiß man, wie groß Peter Knights Anteil bei der Orchestrierung war? Ohnehin interessant, dass man die Kosten für die  Aufnahme nicht im Voraus besser abschätzen konnte. Hat Sarde einfach draufloskomponiert und eine riesige Partitur erstellt, obwohl er von dem knappen Budget wusste, oder stellten sie die Aufnahmen selber als aufwendiger heraus als ursprünglich gedacht? Jedenfalls vielen Dank für die Info - ist die in einem Booklet enthalten?

Die Infos finden sich zum Teil im Booklet der Universal-CD, aber hauptsächlich etwa in diesem Iranzösischen Interview hier mit Sarde selbst:
https://www.cinechronicle.com/2015/08/interview-dans-le-regard-du-compositeur-philippe-sarde-97695/2/

Er hatte schon 6 Monate an der Partitur geschrieben gehabt, bevor die Aufnahmen in London überhaupt stattfanden. Und da ist natürlich dann eine Extravanz zur anderen gekommen, denn teilweise wurde bis spät nachts um zwei Uhr aufgenommen und Sarde hatte offenbar immer noch nicht genug. Hinter den Kulissen lief dagegen ein regelrechtes Drama zwischen Produzenten, Musikverlag und Regisseur ab, während Sarde das alles nicht besonders kümmerte und es ihm nur darum ging, seine Musik so durchzuboxen wie er es sich vorstellte.
Peter Knights Anteil an der Orchestrierung war mit Sicherheit recht groß, denn das hört man eindeutig schon an den glanzvollen Streichern, wer da am Werk war. Man kann die Musik von daher sofort in die typische Knight-Epoche von Sarde einordnen.
Im Booklet äußert sich Jean-Jacques Annaud ein wenig dazu wie die Kooperation zwischen Sarde und Knight ablief:
"To Philippe, Peter was a genius as a writing-partner, a great composer who stayed in the background; he didn´t want to go up against directors. As a result, he and Sarde formed a perfect tandem, a little bit like Erckmann and Chatrian; each had the qualities that were lacking in the part of the other. Peter Knight was Philippe´s best partner, the man who technically carried him to the top with CHOICES OF WEAPONS, QUEST FOR FIRE, CLEAN SLATE."

Als Peter Knight dann an 1985 starb dürfte das schon ein großer Verlust für Sarde gewesen sein. Und man hört das ja auch recht gut an den danach entstandenen Filmmusiken, daß sie von der Orchestrierung her etwas anders ausfielen, mehr in die neoklassizistische Richtung gingen mit Orchestrierern wie Bill Byers und Hubert Bougis.

 

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