Die alte, leidliche Horner-Debatte. Da werden mal wieder munter Emotionen mit einer sachlichen Argumentation vermischt. Ich verstehe, das mancher hier Horners Musiken liebt und vergöttert. Das ist völlig in Ordnung, steht aber einer sachlichen Debatte offenbar merklich im Wege. Frei nach dem Motto: "Was man selber sehr gerne mag, muss immer gleich auch ein Meisterwerk" sein.
zum Plagiatsvorwurf:
Ich wüsste nicht, wo Komponisten wie Williams oder Goldsmith ein- und dasselbe Thema oder Motiv in meheren Musiken verwenden (wenn es nicht gerade ein Franchise wie Harry Potter oder Star Wars ist). In punkto Orchestrierung empfinde ich die Musiken von Goldsmith (vor allem in den 60ern bis in die frühren 80er) deutlich vielseitig und stilistisch abwechslungsreicher, als was Horner je zustande gebracht hat. Man denke nur an die Achse Planet of the Apes, The Sand Pebbles, The Blue Max, Patton, Tora Tora Tora, The Omen bis hin zu Star Trek 1, Alien, Under Fire und Poltergeist. Diese Bandbreite hat Horner schlichtweg nicht, auch wenn er durchaus in den selben Genres gearbeitet hat. Gerade im Spätwerk von Goldsmith sind die Action-Musiken häufig austauschbar. Da war der Gute mitunter schon ziemlich ausgebrannt (vgl. Chain Reaction, Air Force Once, U.S. Marshals etc.), aber immer noch mit gehobener Routine bei der Sache. Aber selbst in den schwächeren Perioden hat er nie 1 zu 1 von sich abgeschrieben, geschweige denn ein Thema oder Motiv mehrfach über Jahre hinweg verwendet. Dieser Unterschied lässt sich doch nicht einfach wegdiskutieren.
Und bei dieser Argumentation spielt auch keine Rolle, dass ich Horner vermutlich ähnlich häufig wie Goldsmith & Williams höre. Ich glaube auch nicht, dass alle Horner-Kritiker Komponisten mit unterschiedlichen Massstäben bewerten. Meiner Meinung nach, ist dass Ausmaß der Selbst- und Fremdzitate bei Horner nachweisbar besonders hoch und höher als bei den meisten anderen (Film-)Komponisten. Es gibt schon einen Unterschied zwischen stilistischen Parallelen zu eigenen bzw. fremden Vorbildern und der 1 zu 1-Kopie.
Das ist angesichts Horners Ausbildung und seinen Fähigkeiten, die er ja schon bei einigen Musiken durchaus unter Beweis gestellt hat, sehr traurig und ärgerlich. Er könnte es besser, gibt sich aber aus unerfindlichen Gründen einfach nicht mehr besonders viel Mühe.
Gruss,
Mike