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Sebastian Schwittay

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Beiträge von Sebastian Schwittay

  1. vor einer Stunde schrieb Stefan Jania:

    Ja, Sebastian, aber auch hier setzt Du voraus, dass Dein Leser weiß, was eine Transkription in 4 Systemen [...] ist. 

    Ein System ist eine "Zeile", bestehend aus fünf* Notenlinien, in denen sich eine oder mehrere Stimmen bewegen. Mehrere Systeme untereinander - die auch gleichzeitig erklingen - ergeben einen Satz. Mein Transkriptions-/Reduktions-Satz hat 4 Systeme. (Die Original-Partitur hat 26, also schlankes Hochformat.)

    Die Detail-Info zu den Terzen in der Hornstimme war rein optional und für's Grundverständnis eines Notensatzes irrelevant. ;) 

     

    -----------

    *Ausnahme: Percussion ohne definierte Tonhöhe wird auf einer einzelnen Linie notiert, siehe zweites System im DIE HARD-Spotlight. 

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  2. vor 4 Stunden schrieb Stefan Jania:

    Wenn es auf Facebook nicht klappt, Du aber Midis hast, ping mich mal an. Das bekommen wir hier hin. Wir sind besser als Facebook! :D 

    Hab ich nicht, wobei ich natürlich mal welche dazu ausspielen könnte. Dazu müsste man aber idealerweise Audio und das Spotlight kombinieren, also ein animiertes Notenbild erstellen. Das ist in Sachen Zeitaufwand leider nicht drin bei mir - die Spotlights an sich kosten schon viel Zeit. 

    vor 3 Stunden schrieb TheRealNeo:

    Ohne Kamen schlecht zu machen, finde das auch gut, aber wo ist hier nun der elementare Unterschied beispielsweise zu diesem Teil von dem hier eher unbeliebterem Michael Giacchino?
    Wiederholt er zu sehr eine musikalische Idee bzw. baut zu viel darauf auf? Macht das aber nicht auch Kamen?

    Meinst du mit "hier eher unbeliebt" meine Spotlights? Ich hatte hier bislang tatsächlich noch kein Giacchino-Spotlight, da hast du Recht. ;) Ansonsten ist Giacchino aber doch ziemlich beliebt in der Filmmusik-Szene, oder?

    Rein handwerklich finde ich den oben verlinkten Ausschnitt aus M:I:III auch nicht unbedingt schlechter als Kamen. Der Unterschied liegt für mich eher in der Qualität der musikalischen Idee: bei Giacchino ist es ein ostinato-haft rhythmisiertes Klein-Sekund-Motiv - das ist teilweise cool instrumentiert und ausgeschmückt (v.a. bei 2:22; schön sind auch die synkopischen Akzente bei 2:42), aber es verharrt halt immer recht statisch auf dieser kleinen Sekunde. Es wird nicht viel aus dem Material gemacht, die Musik bewegt sich nicht. Die Intervalle bleiben die gleichen, es wirkt blockhaft-repetitiv. Bei 3:12 rückt Giacchino das Ganze mal auf eine andere Tonstufe, aber das war's auch schon. 

    Kamens McClane-Thema arbeitet allein mit seinen Intervallen schon vielfältiger und expressiver: erst mit der Quarte, die das Geschehen relativ verheißungsvoll aufreißt, gefolgt von der absteigenden kleinen Sekunde, die die Wirkung des Ganzen sofort wieder "einengt" und "anzweifelt". Und dann geht es runter zum h, obwohl die Melodie auf dem b gestartet ist - also wieder eine spannende Sekundreibung. In Takt 6 (siehe Spotlight oben) folgt dann ein expressiver Sprung vom h hoch zum ges - gefolgt wieder von der kleinen Sekunde abwärts zum f (Takt 7). Diese Kombination aus selbstbewussten Sprüngen nach oben, und absteigenden kleinen Sekunden, die die Wirkung "eintrüben" und für Verunsicherung sorgen, ist künstlerisch schon sehr ausdrucksvoll, sowie vor allem: abwechslungsreich und dynamisch!

    Ein Faktor, der das Thema außerdem sehr lebendig wirken lässt, ist die im Gegensatz zum Giacchino-Motiv stark ausgeprägte "Skalen-Assoziiertheit" (so nenne ich es jetzt einfach mal ;) ). Das McClane-Thema wuchert ja ständig in der arabischen Tonleiter herum, bzw. nutzt Kamen auch ständig Verzierungstöne dieser Skala, was dem Thema einen stark horizontalen, melodisch beweglichen Charakter verleiht. Bei Giacchino hingegen wirkt es durch das Beharren auf der kleinen Sekunde eher wenig skalenhaft bzw. horizontal-beweglich, sondern blockhafter und auf der Stelle tretend. (Grundsätzlich führt Giacchino damit die Techniken des späteren Goldsmith fort, aber leider eben auch "schwächer", denn Goldsmith hat seine Ostinato-Strukturen auch immer mit skalenhaften, modalen Elementen angereichert.)

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  3. vor 36 Minuten schrieb Stefan Jania:

    Und eben da bin ich schon "lost". :) Die Musik ist schon "zu groß" für mich. Ich möchte einfach nur die Melodie hören, nicht 100 Mann. 

    Aber deswegen ist das Spotlight doch eine übersichtliche Transkription in nur 4 Systemen. ;) 

    Die Melodie hast du im oberen der vier Systeme, in den Violinen (Vln). Drunter die Field/Snare Drums, die den militärischen Rhythmus geben; im dritten System die Hörner, die diese alterierenden Terzen spielen, die das Thema harmonisch "auffüllen"; und im unteren System die fetten Bass-Akzente der Posaunen/Tuba und tiefen Streicher. 

    Fragt halt gerne mal nach, wenn ich euch die Spotlights näher erläutern soll. Mache ich immer gerne. 

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  4. vor einer Stunde schrieb Stefan Jania:

    Sebastian, hast Du eine Möglichkeit Deine Noten als simples Midi zu posten? Ich kann keine Noten lesen. Geht wahrscheinlich auch anderen so. Den Bezug Deiner Noten auf einen komplett orchestrierten und eingespielten Track bekomme ich nicht hin.

    Deswegen poste ich ja immer den YouTube-Link mit Timecode dazu, damit man punktgenau mithören kann. Klickt auf "Play", und der Track startet an der Stelle, wo die Transkription beginnt. 

    Eine Verbindung mit einer Midi-Audiodatei bekomme ich rein praktisch nicht hin, fürchte ich. Insbesondere nicht im Rahmen von Facebook, wofür ich die Spotlights ja eigentlich erstelle. 

  5. Den Anfang des "Prophecy"-Satzes aus LOTR mag ich auch, da wird in der Tat recht schön auf horizontaler Ebene - also kontrapunktisch und mit sich gegenseitig ergänzenden melodischen Linien - gearbeitet. Ab spätestens 1:28 herrscht dann aber dieser akkordisch-blockhafte, vertikal dominierte Satz vor, wie er für die LOTR-Scores typisch ist, und den ich in Massierung einfach öde finde. Auch harmonisch finde ich diese ewig alterierten Moll-Akkorde nicht besonders interessant. Goldsmith reitet nie auf solchen Basis-Akkorden rum, sondern baut Rückungen ein (1:08), spickt ihn mit dissonanten Läufen (Oboe bei 2:33 + weitere Holzbläser-Einwürfe) oder modalen Einfärbungen. Die ganze Passage ab 2:33 ist harmonisch viel komplexer als das meiste, was Shore für LOTR geschrieben hat. 

    Was die horizontale Ebene - also Stimmverflechtungen, Rhythmus, usw. - betrifft, dürfte die Überlegenheit des Goldsmith-Satzes ab Minute 3 auch absolut selbsterklärend sein. Da geht einfach viel mehr ab als bei Shore, das hört man auch ohne musikalisches Fachwissen. Mach davon mal eine Klaviertranskription: da kommste zweihändig kaum noch mit, während das bei Shore relativ einfach ist. 

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  6. vor 6 Stunden schrieb Mistermaffay:

    Ich unterscheide da immer zwischen „Mit-dem-Kopf-hören“ und „mit-dem-Herz-hören“. 

    Für mich gibt es da tatsächlich keinen Unterschied. Ich höre immer "mit dem Kopf", wenn ich Musik genieße, bzw. höre emotional und rational gleichzeitig. Wie Boneking richtig sagt, bringt eine Ausbildung das halt mit sich (wobei ich, schätzungsweise, zu zwei Dritteln Autodidakt bin). 

    vor 36 Minuten schrieb TheRealNeo:

    Wobei ja eigentlich der Ansatz auch wieder "falsch" ist, wenn man bei einem gewissen Genre bestimmte Eigenschaften der Musik erwartet. Dann gehen einem natürlich schnell die Variationen aus. Und wenn man dann Shores Stil nur passend für Thriller erachtet, denkt man doch sehr in Schubladen und bekommt dann eher mehr vom Selben als Neues.

    Ich finde Traditionsbrüche in der Filmmusik grundsätzlich auch interessant - wenn man sich anschaut, wie erfolgreich und beliebt die Shore-Musiken zum LORD OF THE RINGS-Universum sind, haben ja auch die wenigsten etwas an Shores akkordisch-vertikalem Fantasy-Stil auszusetzen. Mir allerdings sind in einem solchen Genre horizontale Verarbeitung und lineare Elemente wichtig (das, was man im weitesten Sinne als "wuselig" oder Williams-haft bezeichnen würde) - wie z.B. in Goldsmiths LEGEND, einem IMO tausendmal besseren Fantasy-Score als LOTR. 

  7. vor 4 Stunden schrieb Boneking:

    Debney hat meiner Meinung nach musikalisch immer die offensichtlichsten Lösungen verwendet, wie typische Akkordfolgen, offensichtliche musikalische Lösungen, um einen bestimmten Effekt zu erzielen etc. 

    Diese überraschungsarme harmonische Sprache, die immer den offensichtlichsten Weg wählt, verbindet ihn auch mit Michael Giacchino. Interessanterweise auch ein Komponist, dessen Werk stark epigonal geprägt ist. Da werden immer nur die offensichtlichsten Merkmale des jeweiligen Vorbilds reproduziert, selten aber strukturelle Details. 

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  8. vor 18 Minuten schrieb TheRealNeo:

    Oder anders gefragt, welchen "symphonischen Bombast" kennst du denn, der dir zusagt und für dich nicht unter Kaschierung fällt? :)

    Gibt natürlich auch in den 90ern noch viel Starkes. James Newton Howards Actionscoring ("Helicopter Rescue" aus THE FUGITIVE, "Main Title" aus DANTE'S PEAK) würde ich als gehaltvollen, musikalisch ausdifferenzierten Bombast bezeichnen. Da sind viele transparente modernistische Elemente drin, interessante Rhythmuswechsel, Synkopen, etc., die den Bombast auf horizontaler Ebene immer wieder erfrischend aufreißen. Sowas macht Debney in CUTTHROAT ISLAND sehr selten bzw. gar nicht. 

    Goldenthals mit Avantgarde-Elementen und eingestreutem Streichquartett/Klavier angereicherter Bombast in INTERVIEW WITH THE VAMPIRE ("Escape to Paris") ist natürlich auch zu nennen. 

    Zusammenfassend: kontrastive Techniken, die eine Transparenz in Klangbild, Stimmführung und Rhythmus zur Folge haben, machen Bombast interessanter. 

  9. vor 10 Minuten schrieb TheRealNeo:

    Hm, kann ich nicht so ganz nachvollziehen, da ich jetzt zum Beispiel bei der Musik zu Teil 1 keine Kaschierung sehe. Also was möchte denn da Shore kaschieren?

    Die epische und dicke Orchestrierung kaschiert schon ein wenig, dass Shores Stil in seinem relativ monochromen, harmonisch schwerfälligen Charakter gar nicht so wahnsinnig gut zum Fantasy-Genre passt. Der passt zu düsteren Cronenberg- und Fincher-Thrillern, aber bei LOTR muss eben viel durch Wumms und Lautstärke wett gemacht werden. 

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  10. Mir geht es da ähnlich. 1-2 Tracks kann man sich davon schon mal geben, aber bereits über einen Zeitraum von mehr als 20 Minuten wird das einfach zu lärmend, zu grobschlächtig, zu hohl. Das liegt auch am thematischen Material, das sehr unflexibel gehandhabt und eher schwach variiert wird. 

    Ein gutes Beispiel dafür, dass ein traditionell instrumentierter, großorchestraler Klang per se noch kein Qualitätsmerkmal ist. 

  11. Am 5.1.2024 um 09:10 schrieb ronin1975:

    Schon gut, aber ich könnt mir Die Hard zb x mal anhören und ausser den Weihnachtsglocken und dem Freude schöner Götterfunken Variationen (die sind schon sehr nett), nichts erinnern. 

    Das DIE HARD/McClane-Thema: 

    Am 2.12.2023 um 00:12 schrieb Sebastian Schwittay:

    Und noch ein Klassiker: das McClane-Thema aus Kamens DIE HARD - in der militärisch anmutenden Version aus "Assault on the Tower". :)

    diehard-1.jpg

     

  12. vor 16 Minuten schrieb Trekfan:

    Habe ich vorhin extra nicht erwähnt, damit es nicht noch negativer wird. Habe mir damals auch gedacht, ach was solls und habe 20 Dollar beigesteuert. Habe ich dann auf Aufforderung zurückbekommen. Jetzt ist der Horner-Estate beteiligt, aber selbst das muss nichts heißen. Hinter Stylotone standen auch die Estates von Herrmann, Cordell und Frankel. Aber vielleicht läuft es hier anders. Mein Bedarf an solchen Kickstartern ist gedeckt, habe jetzt bei allen von Leigh Phillips mitgemacht. Und das ist nochmal was anderes mit den Rekonstruktionen der alten TV Scores.

    Mit Nikiforos Chrysoloras ist hier allerdings auch ein fähiger Orchestrator und Rekonstrukteur am Werk. Da hat man sich neben der Rückendeckung der Horner-Familie schon auch gutes Personal organisiert. 

  13. vor 48 Minuten schrieb Alexander Grodzinski:

    Na ja, was heißt aufgebläht? Inhaltlich hat man eben versucht, alles reinzupacken, was es zu dem Film gibt. Ob man das jetzt in so einer Box braucht, sei mal dahingestellt. Wobei man fairerweise sagen muss, dass Plaion oder auch Turbine manchmal später auch noch abgespeckte und damit günstigere Varianten anbieten, auch in Amarays. 

    Was den Preis betrifft: Andere Filme kosten als 4k-Variante im normalen Amaray auch schon bis zu 30 Euro. Und da fällt das Bonusmaterial oft wesentlich magerer aus. Nächste Woche erscheint beispielsweise TITANIC als 4k-Amaray, kostet derzeit 35 Euro. 

    Ich bin auch kein Freund überteuerter Editionen. Im Gegenteil, diesen 5-Cover-Mediabook-Steelbook-Wahn finde ich furchtbar. Aber es gibt schon noch Label, die sich wirklich viel Mühe geben und auch noch Sachen aufspüren, die schwer zu beschaffen sind. Oder wie im Fall von HARD TARGET sogar die neuen Szenen in der Unrated Fassung von den originalen Synchronsprechern neu einsprechen lassen. Da steckt schon viel Liebe zum Detail dahinter und natürlich richten sich solche Editionen dann eher an die Sammler. Aber wie gesagt, immer öfter kommen kurze Zeit später auch günstigere Varianten nach für die, die den Rest nicht brauchen. 

    Eine solche abgespeckte Variante wünsche ich mir für THE FRIGHTENERS. Diese 90-Euro-Box war mir einfach zu teuer... aber das Bonusmaterial will ich eigentlich schon haben. 

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