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Thomas Müthing

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Alle Inhalte von Thomas Müthing

  1. Weder die Genese noch die Einordnung von Beethovens Neunter haben irgend etwas mit den Nazis zu tun. Letzteres ist eine historische Fußnote ohne jede Bedeutung für die Einordnung des Werks an sich! Und was die Emotionen angeht: Ein Wissenschaftler kann sie analysieren, er soll sie aber nicht selbst haben! Eine Kritik ist eine Sammlung objektiver Beobachtungen und Einordnungen, die zum Zwecke der Lesbarkeit polemisch zugespitzt wird, wobei vorausgesetzt wird, dass der Leser die Zuspitzung als solche erkennt und dekodiert.
  2. Aber doch nur in der experimentellen Physik, nicht in der theoretischen !? Oder verstehe ich da Sheldon Cooper falsch ? In den Kulturwissenschaften besteht die Bewertung in einer Mischung aus der historischen und gestalterischen Analyse.
  3. Transzendentalismus ist zunächst mal eine literarische Bewegung (siehe eben Emerson, Thoreaux etc) - die ANALYSE derselben bedingt kein emotionales Engagement.
  4. Emotionale Reaktionen sind in der Wissenschaft insgesamt unerwünscht, es sei denn, es handelt sich um die Begeisterung über eine Entdeckung als solche. Darin unterschieden sich die Wissenschaften nicht. Dass man das nicht immer ganz ausschalten kann, ist menschlich. Dennoch trachtet der bewertende Beobachter stets nach der objektiven Wahrheit. Und je effektiver er das tut, desto näher kommt er ihr. Die Wissenschaft definiert aufgrund empirischer und analytischer Komponenten Standards, an denen gemessen etwas auch besser oder schlechter ist, bedeutender oder weniger bedeutend. Jeder Literaturwissenschaftler wird dir sagen, dass "The Sun Also Rises" im Rahmen von Hemingways Oeuvre ein bedeutenderer und objektiv besserer Roman ist als "Across the River and Into the Trees" - und warum.
  5. Sicher kein großer Wurf in der epischen Film- bzw. Fernsehmusik von Trevor Jones. Durchaus abwechslunsgreich bietet der Score kaum mehr als eine Sammlung exotischer Klischees, angereichert mit einer gewissen "elektronischen New-Age-Ästhetik", die aber auch keinen wirklich neuen Ansatz bietet. Die Trivialität der Fanfaren bspw. lässt mit Wehmut an die Klassiker Miklós Rózsas denken (ohnen dass Jones Musik in irgendeiner Weise "moderner" wäre). Aber immerhin ist eine gewissen Transparenz in der Orchestrierung vorhanden, und dafür allein muss man heutzutage ja schon dankbar sein.
  6. Eigentlich ist der oben zitierte Fankommntar der nutzlose. Die Affinität zu einem Gegenstand bedingt nicht ipso facto eine Beeinflussung und Verzerrung in der Einordnung und Bewertung. DAS ist euer aller Denkfehler!
  7. Ein Klischee ist ein Fachbegriff aus der Kulturwissenschaft für ein sprachliches/musikalisches/künstlerisches/literarisches Stilmittel. Es ist ein wissenschaftlicher Ausdruck. Danke. Ich habe Anglistik/Amerikanistik studiert und lese mit der entsprechenden Betonung. Deine Schlussfolgerung ist falsch. Es ist Aufgabe des Kritikers, objektive Sachbestände zu pointieren, möglichst natürlich in einer unterhaltsamen Form. Die von Dir genannten Passagen sind solche Pointierungen.
  8. Die polemische Pointierung einer Beobachtung und Einordnung ist ja ein wesentlicher Bestandteil einer Kritik. Wie die Musik "gefällt", davon steht da nichts. Auch nicht zwischen den Zeilen. Denn darum geht es nicht. Eine Bewertung ist eben kein Ausdruck des Gefallens/nicht-Gefallens. Ansonsten hätte der Rezensent seinen Beruf verfehlt. Das ist auch der Grund, warum ich keine Kritik aus zu großer Nähe zur "Fanszene" zitert habe (z.B. Filmtracks). Kennen hat nichts mit Vorliebe oder Abneigung zu tun, und mit Emotionen auch nichts. Bewerten muss man aus dem Kontext, den man kennt, nicht aufgrund dessen, was man mag oder nicht mag.
  9. Die Feststellung eines Klischees ist eine objektive. Und der Journalist schreibt nicht, dass ihm die Musik "nicht gefällt" (Fanjargon). Sondern nur, dass sie nichts neues darstellt. Eine Einordnung. Dass eine Kritik, die nicht durchweg positiv ausfällt, darauf hindeutet, dass eine Musik einem journalistischen oder wissenschaftlichen Kommentator nicht gefällt, ist typische Fanlogik.
  10. Mit dem Ziele der allgemeinen Gültigkeit. Danach strebt Wissenschaft IMMER, in jedem Gegenstand eines jeden Fachbereichs. Wissenschaftler können gar nicht anders, als nach allgemeingültigen, "wahren" Aussagen zu streben. Ob dieses Streben immer erfolgreich ist, darüber wird je nach Gegenstand und Zahl der Beteiligten munter gestritten. Auch der Journalismus will das, wenn auch weniger im Detail und mit einer zusätzlichen "polemischen" Note - dennoch verpflichtet dem "Schönen, Wahren, Guten". Her ein kleines Beispiel zweier "Rezensionen" zu James Horners Musik zu The Devil's Own. Zunächst der journalistische Beitrag: Und jetzt ein prototypischer Fan-Kommentar (Amazon):
  11. Ich würde v.a. mal gern etwas Biographisches über Ifukube lesen. Der Mann hat ja scheinbar einen Machismo-Kult um sich herum aufgebaut und so auch so eine Schüler beeinflusst. Ewig schade, dass die Japaner selbst so wenig Interesse zu haben scheinen, ihr Kulturgut anderen Ländern und Kontinenten zugänglich zu machen.
  12. Ich habe nicht behauptet, dass "gut komponierte Musik" sofort erkennbar ist. In der Tat ist besonders simpel konstruierte Musik sofort erkennbar, v.a. wenn man den von mir genannten Personenkreis als Maßstab nimmt. "Vorstellen" kann man sich jeder was, Wissen muss man sich aneignen.
  13. Das ist so nicht richtig. Alle Kulturwissenschaften analysieren, bewerten und ordnen ein. Ein Literaturwissenschaftler kann dir sagen, ob ein verwendetes Bild besonders originell und passend - oder aber abgestanden und an falscher Stelle zweideutig ist. Genauso verhält es sich mit Melodien, harmonischen Wendungen, Kontrapunkt, Orchestrierung etc. Jede Wissenschaft arbeitet mit einem Vokabular und einer Grammatik, d.h. anhand als richtig und gut akzeptierter Parameter. Wer behauptet, Musik sei nicht analysierbar, der leugnet es, weil er die Analyse nie kennengelernt hat. Dabei ist es gar nicht so wichtig, welche Kulutrwissenschaft man studiert hat, denn die Begriffe ändern sich, die Logik der Konstruktion folgt aber ähnlichen Prinzipien. Ordnung ist Ordnung - und dabei besteht kaum ein Unterschied in der zwischen Teilchen und der zwischen Worten oder Noten. Das ist weder vermessen noch unwissenschaftlich, sondern sogar der Sinn jeder Wissenschaft. Beobachtung und Analyse sind nur Mittel zum Zweck: Nämlich eben der Bewertung und Einordnung in einem Zusammenhang. Ansonsten hat alle Wissenschaft keinen Zweck. Und das wird auch jeder begreifen, der an der Uni ausgebildet ist, und zwar gleich in welchem Fachbereich. Ansonsten hätte derjenige dort auch nichts verloren gehabt. Dass die Parameter in den Kulturwissenschaften natürlich weniger "anfassbar" und vielfältiger interpretierbar sind steht auf einem ganz anderen Blatt. Deshalb gibt es ja auch unterschiedliche Deutungen und Einordnungen. Sich aber dem Versuch zu verschließen, diese mit dem Zwecke einer zutreffenden Bewertung überhaupt durchzuführen, das wäre der sprichwörtliche Untergang des Abendlandes. Denn ob oder unbewusst lebt jeder nach den Vorgaben, die Wissenschaftler irgendwann bestimmt haben und auch weiter bestimmen werden. Dem kann sich niemand entziehen. Wir orientieren uns also immer am unwissendsten und dümmsten Zuschauer/Zuhörer. Schöner Maßstab. Das Konzert war übrigens eines über "Music for Disaster Movies", also auch z.B. Armageddon - somit war das Publikum auch nicht das eines Filmmusikkonzerts in Gent, sondern bestand vorwiegend aus Familien, auch mit Kindern.
  14. Die Musik von Ifukube selbst fand ich schon immer ganz interessant, obwohl lange außerhalb Japans fast nichts greifbar war. Leider sind die späteren Gojira-Arbeiten anderer Komponisten meist uninspiriert. Von den Ifukube-Scores zu den Monsterfilmen gefällt mir glaube ich DESTROY ALL MONSTERS am besten. Leider haben die ältesten Scores eine ziemlich schlechte Tonqualität. Mittlerweile habe ich auch jene CD-Box mit den Orchesterwerken Ifukubes, und da sind schon einige schöne Sachen dabei, v.a. die Sinfonia Tapkaara. Er hat insgesamt gar nicht so viele Konzertwerke geschrieben, deshalb gibt es in der Box einige Werkdoubletten mit alternativen Einspielungen.
  15. Bombast kann Substanz nicht ersetzen. Auch ohne Synthesizer und mit ein paar ethnischen Einsprengseln verfolgt Badelt hier dieselbe Masche wie in seinen anderen Scores: die Musik ist in einfachen Blöcken, Akkordfolgen komponiert, Klanggewalt ersetzt eine vernünftige Orchestrierung (platte Materialschlacht regiert statt dessen), die Themen sind simpelst, eine Entwicklung findet (fast) nicht statt. Das ist genau die Art Musik, die Kommentatoren anderer Blätter (Darryl Kitchen z.B.) zu Zeiten des FM-Dienstes immer so gern mit dem nichtssagenden Etikett "großorchestral" bedacht haben. RCP Sound im alten China. Die Chinesen können einem Leid tun - zu schade, dass es dort keine Importbeschränkungen für schlechte Musik gibt. Man vergleiche mit MULAN und es kommen einem die Tränen!
  16. Man soll die Hoffnung nie aufgeben. Zumindest theoretisch könnte man von ihm mal eine bessere Arbeit erwarten.
  17. Also, was Rabin angeht, da hör ich mir vielleicht mal Gelegenheit The Great Raid an. Aber Revell: Mit Schaudern denke ich an nervende Power Rangers, Freddy Vs Jason, Tom Raider, Sawn, etc pp. zurück - alles ohne Zimmer-Zwang. Den habe ich abgehakt. Das Ganze führt immer wieder zu denselben Argumenten. Ihr habt Eure Sichtweise, ich meine. Und für mich zählt das, was hinten raus kommt. Denn dafür muss ich bezahlen.
  18. Na also. Geht doch. Und wie bekannt ist bekommt man in Hollywood auch für die "B-Liga" Filme mehr als eine Zuckerstange zur Bezahlung. Rabin und Revell? Das glaubst du doch selbst nicht, dass die beiden Herren sich nur zurückhalten. Diese Entwicklung gibt es schon seit Mitte der 70er. Und es hat zu ALLEN Zeiten diesen Druck auf Komponisten gegeben: Warum kannst du nicht schreiben wie Alfred Newman, wie Victor Young, wie Max Steiner etc - Die guten setzten sich durch.
  19. Soviel mir bekannt schreibt Hans Zimmer gar nichts. Und bleibt immerhin seiner Linie treu. Respekt! Die immer gleiche einfache Rechnung. Woher willst du das wissen? Nicht jeder Produzent ist ein Kotzbrocken wie Bruckheimer, und wenn Hansi-Baby schützend die Hand über seine Schäfchen hielte könnte man sehr wohl etwas mehr Selbstvertrauen und Individualität erwarten.
  20. Er sagt alles, was gesagt werden muss. V.a. im Umkehrschluss. Komponisten, die nur willfährig den Zimmer-Factory-Sound imitieren, sollten sich bewusst sein, dass sich niemand an Imitatoren erinnert - und dass jeder Imitator leicht ersetzbar ist. Ob man damit langfristig besser fährt ist sehr zu bezweifeln.
  21. "If our music survives, which I have no doubt it will, then it will be because it is good." [Jerry Goldsmith]
  22. "Round and round and round it goes. And where it stops nobody knows."
  23. "Music Composed, Orchestrated and Conducted by Claudio Simonetti" - klingt ja recht vielversprechend, auch wenn ich bisher in vielen Jahren noch nie etwas Erträgliches oder gar "echt" Symphonisches von Simonetti gehört habe. Daran hat sich nach La Terza Madre nichts geändert. Frage mich, was er da wohl "dirigiert" hat?
  24. Wie schon oben erwähnt ist mir das als Entschuldigung für schlechte Musik zu einfach: Verantwortung ist immer individuell. Prinzipien ebenfalls.
  25. Aber nicht doch. Ich meine "versaut" so nett, wie man das überhaupt nur meinen kann.
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