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Soundtrack Board

Angus Gunn

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  1. Ich kenne und kannte Erdody bisher nur im Zusammenhang mit "Detour". Er und Ulmer waren ja anscheinend auch privat befreundet. Die Album-Reihe mit den Republic-Azetaten ist interessant. Sind das CDs, oder war das noch zur Vinyl-Zeit?
  2. Es gibt DETOUR ja inzwischen auch in der Criterion Collection auf BD mit viel Doku-Material. Werde ich mir wohl auch zulegen, obwohl ich mit der Koch-Edition sehr zufrieden bin. Das dort verwendete Master mit den Beschädigungen und Verschmutzungen auf dem Zelluloid kommt der Atmosphäre eines derb-ruppigen B-Movies wie diesem zugute. Sehr guter Hinweis! Genau das habe ich mich nämlich gefragt. Es ist natürlich Nerd-Wissen vom Feinsten, aber immerwieder schön, solche kleine Details zu erfahren.
  3. Nur um das nochmal klarzustellen, falls ich ein solches Mängelexemplar erwischen sollte. Der Fehler besteht lediglich in dieser einen kurzen Passage, in der ein paar Hörner zu sehr in den Hintergrund gemischt wurden? Das heißt, jemandem wie mir, der weder Film noch Musik kennt, kann das eigentlich egal sein.
  4. Leo Erdody: DETOUR (1945) Al Roberts hält sich als Pianist mehr schlecht als recht über Wasser. Zum Geld hat er eine klare Haltung: "Money. You know what that is. It´s the stuff you never have enough of (...) It´s the stuff that has caused more trouble in the world than anything else we have invented. Simply because there´s too little of it." Stimmt irgendwie. Auch seine Freundin träumt von einem besseren Leben und hat sich nach Hollywood abgesetzt, wo sie Karriere machen möchte. Al beschließt, ihr per Anhalter ins sonnige Kalifornien zu folgen und wird von dem Handlungsreisenden Haskell mitgenommen. Unterwegs kommt es zu einem tragischen Zwischenfall. Haskell stirbt völlig unerwartet. Al zieht sich im strömenden Regen die Kleidung des Toten an und reist mit dessen Wagen und Papieren weiter. Unterwegs nimmt er die Anhalterin Vera mit, die seinen Identitätstausch durchschaut. Ursprünglich war mit DETOUR Größeres geplant. John Garfield, Ida Lupino, Ann Sheridan sollten auf die Besetzungsliste. Aber das Schicksal wollte es anders. Das Script von Martin Goldsmith, nach seiner eigenen Romanvorlage, wurde auf die Hälfte zusammengestaucht, die großen Namen gegen Tom Neal und Ann Savage eingetauscht, und auf dem Regiestuhl nahm der aus Österreich stammende Edgar G. Ulmer platz. Das alles erwies sich als Glücksfall, denn die 65 DETOUR-Minuten gehören zu den schwärzesten, die der Noir jener Tage zu bieten hat. Savage ist eine Alltags-Schönheit, der jeder Leinwand-Glamour fehlt, was ihrer weiteren Filmkarriere im Wege stand, hier aber dem authentischen Flair entgegenkommt. Ihre Darstellung der berechnenden, egozentrischen Vera ist superb. Es entwickelt sich eine archaische Zweckbeziehung zwischen gegenseitiger Verachtung und körperlicher Anziehung, und der Weg in den Abgrund scheint vom Schicksal vorbestimmt. Auch und gerade auf die Musik verwendet Ulmer, der sich der europäischen Musikkultur verbunden fühlte, sehr viel Sorgfalt. Sein Komponist Leo Erdody nutzt eine Chopin-Melodie als Leitmotiv, und im DVD-Booklet bietet Thomas Willmann dazu eine interessante Interpretation an: (...) und in einem Film, der es so eilig hat, gestattet Ulmer Al mehrere Minuten zum Klavierspiel mit den ausgedehnten Boogie-Varianten über Brahms "Wiegenlied"-Walzer. Eine Szene, die demonstriert, wie europäische Hochkultur, vom Publikum unerkannt, ausgeschlachtet wird als amerikanisches Unterhaltungsfutter. Was der Soundtrack geschickt fortführt, mit seiner Leitmelodie, die man wahlweise als Chopins cis-moll "Fantasie Impromptu" hören kann, oder den alten Schlager "I´m always chasing rainbows".
  5. KENNWORT 777 Prohibitionszeit in Chicago: Seit 11 Jahren sitzt Frank Wiecek (Conte) wegen Mordes an einem Polizisten im Gefängnis. Seine Mutter ist von seiner Unschuld überzeugt und setzt für eine entlastende Aussage eine Belohnung von 5000 Dollar aus. Reporter McNeal (Stewart) spürt dem Fall nach. Es handelt sich um einen authentischen Fall, den Henry Hathaway nüchtern und sachlich, teilweise mit dokumentarischen Mitteln, erzählt. Ganz wie im ähnlich gelagerten THE WRONG MAN gibt es auch in KENNWORT 777 keinerlei Kintopp-Action und das Finale besteht lediglich im vermeintlich unspektakulären Bearbeiten einer Beweis-Fotografie. Und doch weiß der Film durchgehend enorm spannend zu unterhalten. So sind die Szenen zwischen McNeal und der Mutter des angeblichen Mörders von erschütternder Eindringlichkeit, und ein banaler Lügendetektor-Test besitzt mehr Thrill als manch ein Thriller. Neben Stewart und Conte ist vor allem die ansonsten kaum bekannte Kasia Orzazewski in der Rolle der Mutter zu nennen, die neben ihren berühmten Kollegen mit einer emotional höchst eindringlichen Darstellung beeindruckt. Der Verzicht auf einen klassischen Score unterstreicht den semi-dokumentarischen Ansatz. Die kurze, wuchtige Overtüre stammt von Alfred Newman:
  6. DAS SCHWARZE BUCH (a.k.a. Guillotine) / THE BLACK BOOK (a.k.a. Reign of Terror) Den Film habe ich auf Seite 1 schonmal vorgestellt. Die Tage habe ich ihn nochmals gesehen und bin schon wieder von der enorm dichten Inszenierung beeindruckt. Ein echter Noir, auch wenn er im Genre des Historiendramas angesiedelt ist. Sol Kaplans Musik gehört ganz klar auf meine persönliche Wunschliste unveröffentlichter Scores. Hier die Titelmusik und die folgende, einleitende Sequenz in der die Protagonisten vorgestellt werden und das Spionagespiel beginnt.
  7. Genau. Und auf das remasterte Originalalbum habe ich es in erste Linie abgesehen. War früher eine meiner allerersten Filmmusik-LPs überhaupt und hat für mich allein deshalb hohen Sammlerwert. Und außerdem ist es schön mal alles in einem Paket beisammen zu haben. Dann hat die liebe Seele Ruh.
  8. Was ist eigentlich aus dieser Ankündigung geworden? Ist da jemand auf dem Laufenden?
  9. Allgemeiner Hinweis: Ich war zwischenzeitlich gezwungen, mit meinen Uploads von Vimeo nach YT zu wechseln, deshalb ist in diesem Faden vieles nicht mehr abrufbar, es ist aber alles noch vorhanden, und zwar hier: https://www.youtube.com/channel/UCdZnXsZVGILiCrWRMvI2pew/videos Rolf Unkel: RASKOLNIKOFF (1959) Der Komponist Rolf Unkel fällt mir immer wieder mit seinen kunstvollen, niemals aufdringlichen oder gar plakativen Filmmusiken auf. Und für RASKOLNIKOFF, der Verfilmung von Dostojewskis berühmtem Kriminaldrama SCHULD UND SÜHNE, gilt das auch. Streicher, Trompeten und die von Unkel mit Vorliebe eingesetzten Holzbläser, alles in kleinstem, kammermusikalischem Rahmen gehalten, kreieren eine eigenwillig-triste Atmosphäre mit exotischem Touch. Ganz ähnlich seiner Musik zum bedrückenden Kriegsdrama UNRUHIGE NACHT von 1955.
  10. Tja, ich weiß nicht... Grundsätzlich ist es ja eine tolle Sache, dass sich Quartet und Musicbox jetzt zunehmend um Sarde kümmern, aber diese beiden Titel waren doch schon bei Universal gut vertreten. TAXI MAUVE müßte sogar (abgesehen vom Schubert) dasselbe Programm beinhalten, wenn man die Zeiten mal so grob überschlägt. Bei J´AI POUSE UNE OMBRE sind ein paar Tracks hinzugekommen, dafür scheint aber der Johnny-Hallyday-Song zu fehlen.
  11. Ja, Andreas Spoo war der Name. Jetzt wo ich ihn lese, fällt´s mir wieder ein. Schön, dass er noch aktiv ist. Solche Rezensionen wie von ihm hätte man damals in einem rein kommerziellen Magazin nicht erwartet. Die stachen da wirklich heraus. Vielleicht suche ich demnächst mal ein paar Rezensionen da heraus.
  12. Jaaa, tatsächlich kam mir diese Passage auch irgendwie bekannt vor, aber auf CLEOPATRA wäre ich nicht gekommen. Ich fand´s durchgehend angenehm zu hören, aber im Prinzip stimmt das schon. Die besagten 12 Minuten decken den Score schon ganz gut ab. Allerdings würde einem dann auch dieses schöne "antike" Tanzmusikstück und die ein oder andere nette Kleinigkeit entgehen. Aber oben beim Eröffnungstext ist mir gerade was aufgefallen: In Ortolanis Wikipedia-Eintrag steht es tatsächlich so drin, aber soweit ich weiß, war das ein Traditional, das durch den brasilianischen Originalfilm aus den 50er Jahren berühmt wurde. Ortolani hat es 1970 lediglich ein weiteres Mal adaptiert für das Tomas-Milian-Remake. Ein Welthit war es aber schon lange vorher.
  13. DIE UNTERSUCHUNG (1987) Letzte Woche bin ich auf diesen Film aufmerksam geworden, und über diesen auch zur Musik-CD gekommen. Von beidem bin ich sehr angetan. Einige Jahre nach der Hinrichtung von Jesus von Nazareth taucht in Judäa ein römischer Gesandter namens Valerius Taurus (Keith Carradine) auf. Im Auftrag von Kaiser Tiberius soll Taurus die mysteriösen Vorkommnisse rund um die Kreuzigung untersuchen und die Leiche aufspüren um so das Gerücht von der Auferstehung zu entkräften. Er kommt im Haus von Pontius Pilatus (Harvey Keitel) unter, der sich an den Fall erinnert, aber den Sinn des Auftrags nicht versteht. "Vielleicht ist es für Tiberius eine Frage des Prinzips. Die römische Gesetzgebung sieht Auferstehung nunmal nicht vor." Mit der Hilfe von Pilatus´ Frau, die von den Lehren Jesus´ fasziniert ist, beginnt Taurus mit der Untersuchung in der Grabstätte, befragt Zeugen und Weggefährten, und führt ein Experiment an gerade gekreuzigten Aufrührern durch, um mittels einer drogenartigen Substanz ein eventuelles Überleben der Tortur nachzuweisen. Aber die Ereignisse gehen nicht spurlos an dem so pragmatisch agierenden Taurus vorüber, der zunehmend seine Weltsicht zu hinterfragen beginnt. Ein toller Film, der mit seiner hochinteressanten Geschichte fesselt und ein glaubwürdiges Bild der antiken Epoche entwirft. Betont schlicht inszeniert von Damiano Damiani und auch in der deutschen Synchronfassung hochkarätigst besetzt. Die Musik besitzt passend zum Film eine schwermütige, schicksalsdräuende Atmosphäre. Wie so oft legt Ortolani den Schwerpunkt auf die Streicher, bleibt aber eher zurückhaltend, verzichtet auch auf vordergründige religiöse Motivik, wie man es bei dem Thema vielleicht erwarten würde. Seine Musik ist getragen, dramatisch, emotional, aber nicht aufdringlich, durchzogen von einem mystischen Flair, das durchaus auf das religiöse Fundament der Geschichte hindeutet. Das Thema für Taurus und Claudia ist romantischer angelegt und von geradezu hinreißender Anmut. Ganz klare Empfehlung, sowohl für den Film wie auch für die Musik. Für mich eine unerwartete Entdeckung.
  14. Nein, ich meine dieses Heftchen hier: Sehr mainstreamig, aber tolle Soundtrack-Rezensionen. Habe ich mir deshalb in erster Linie immer gekauft. Würde mich gar nicht wundern, wenn die Autoren auch aus der FM-Dienst--Ecke kamen.
  15. Die Filmillustrierte war damals die einzige Mainstream-Kinozeitschrift, die auch ernstzunehmende, fundierte Rezensionen aktueller Soundtracks abgedruckt hat. Vielleicht habe ich das Heft mit der Robin-Hood-Rezension noch im Keller, wenn´s denn wirklich die Filmillustrierte war.
  16. Über den Nascimbene-Sampler freue ich mich natürlich sehr. Der schließt doch eine paar kleinere Lücken, selbst wenn irgendwo noch der ein oder andere Track fehlen sollte. Auch den Bixio-Sampler werde ich mir zulegen. Das Thema von DESERTO DI FUOCO mag ich sehr, und es war ja schon auf diversen Zusammenstellungen vertreten (seltsamerweise oft im Italo-Western-Kontext, dabei ist das gar kein Western). Aber vor allem DIARIO SEGRETO ist ein sehr schöner, melodischer Score. Ganz anders, als es der dazugehörige Film vermuten ließe. Das ist mir auch sehr positiv aufgefallen. Eine deutliche Verbesserung gegenüber der bisherigen Ausgabe, die in der Tat klangtechnisch problematisch war. An dieser Stelle mal eine große Empfehlung für den ROCCO-Score an alle, die ihn noch nicht kennen. Es ist eine von Rotas schönsten und dramatischsten Filmmusiken.
  17. An ROBIN HOOD scheinen scheinen sich ja die Gemüter zu erhitzen. Was mich betrifft, gefällt er mir fast durchgehend ausgesprochen gut. Von belanglosem Einheitsbrei ist da die Rede, von fehlender Struktur in Form von Themen und Variationen. Ich weiß ja nicht, aber das Hauptthema wirkt auf mich kraftvoll und mitreißend, und das Marian-Thema ist vielleicht eines der schönsten Liebesthemen aus dieser Dekade (herrlich im Streicherglanz von "The Plot Thickens"). Ich kann´s nicht anders sagen. Es gab einige Sachen von Kamen, die mir nicht gefallen haben, aber ROBIN HOOD gehört für mich (zusammen mit DEAD ZONE und MONA LISA) zu seinen gelungensten Arbeiten. Wobei mir allerdings das Doppel-Album von 2018 völlig ausreicht. Ein wuchtiger Abenteuerscore von der Art, wie sie schon lange nicht mehr gemacht werden. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Dabei fällt mir ein, dass ich seinerzeit noch eine andere deutsche Rezension gelesen habe, bei der der Score, wenn ich mich nicht irre, besser wegkam. Es wurden aber Schnitt und irreführende Trackbetitelungen des Originalalbums kritisiert. Das kann eigentlich nur aus der Filmillustrierten stammen. Hat zufällig jemand auch diese Rezension greifbar? Würde mich mal interessieren.
  18. Mir auch. Und ehrlich gesagt sehe ich auch bei diesen Schauerdramen rund um gotische Häuser (House on Telegraph Hill, Gaslight, Psycho, House by the River etc.) ebenfalls kaum Elemente, die sie als Noir qualifizieren würden. Aber bei "Noir.de" sieht man es halt so, und dann soll´s mir recht sein. Andererseits zählt für mich ein Film wie ON THE WATERFRONT ganz klar zum Noir-Kosmos. Aber der wird nirgendwo diesem Stil zugerechnet. Alles eine Frage der persönlichen Auslegung.
  19. Aber das müßte doch eigentlich jeden zufriedenstellen. Hier wurden ja nun schon öfters die Vor- und Nachteile von Album- und Komplettfassung gegeneinander abgewogen, und so ist es doch eine salomonische Lösung für alle.
  20. 23 PACES TO BAKER STREET (Leigh Harline) Ein weiterer Harline, den ich sehr mag, ist leider nie auf Tonträger veröffentlicht worden. Der Film ist kurz nach BLACK WIDOW und HOUSE OF BAMBOO entstanden und gehört wie diese zu den farbigen Breitwand-Noirs der Fünfziger Jahre. Der erblindete und verbitterte Schriftsteller Philip Hannon wird in einem Lokal zufällig Zeuge der Verabredung zu einem Verbrechen. Zu Hause rekonstruiert er das belauschte Gespräch in dem er es selber auf Tonband spricht. Bei der Polizei findet er keine Unterstützung, da man dort seine Angaben für zu wage hält. Hannon beschließt, zusammen mit seiner Ex-Frau und seinem Butler selber in der Sache zu ermitteln. Seine einzigen Anhaltspunkte sind der Parfumgeruch aus dem Lokal und die lückenhaften Informationen aus dem mitgehörten Dialog. Kameramann Milton Krasner findet opulente Bilder für die interessante, spannende Geschichte. Ort der Handlung (und Drehort) ist London, das fast die ganze Zeit über im Dämmerlicht und in dunstigen Nebelschleiern zu sehen ist. Auch weiß der Film die Behinderung seiner Hauptfigur für spannungsintensive Sequenzen zu nutzen. Wenig bekannt, aber lohnenswert. Harlines Musik ist opulent und besitzt in einigen Szenen ein unwiderstehliches mystisches Flair. Die hier von mir zusammengebastelte Suite vermittelt zumindest einen kleinen Eindruck:
  21. Don Ellis: THE DEADLY TOWER Hin und wieder fördert man in der eigenen Sammlung Perlen zutage, deren Existenz man schon fast vergessen hatte. Der Film stellt einen authentischen Fall nach, ist bei uns im Fernsehen unter dem Titel TURM DES SCHRECKENS ausgestrahlt worden und hat mich damals (vor ca. 30 Jahren) sehr beeindruckt. Es geht um einen Heckenschützen, der sich schwer bewaffnet auf dem Dach eines Hochhauses verschanzt und von dort aus wahllos auf Passanten schießt. Gerne würde ich ihn nochmal sehen, aber eine DVD gibt es bisher nicht. Ein Fall für Pidax? Wirklich beeindruckend ist der 16-minütige Score, den Ellis mit einem 24-köpfigen Ensemble (16 Streicher, 4 Holzbläser, je 2 Keyboards und Schlagzeuger) eingespielt hat. Die Musik nimmt keinen Bezug auf einzelne Protagonisten, sondern beschreibt die Situation mit spannungsfördernden Klangflächen zwischen Schwermut und diffuser Bedrohlichkeit. Ein Score, der Aufmerksamkeit verlangt und diese auch reichlich belohnt. Das Hauptthema (erster und letzter Track) ist brillant, steht in seinem düsteren Timbre den Thriller-Scores von Michael Small nahe. Vielleicht habe ich damals nicht mit der nötigen Konzentration hingehört, oder war einfach nicht in der richtigen Stimmung, sonst hätte ich dieses Kleinod sicherlich nicht so lange unbeachtet gelassen.
  22. Ja, BROKEN LANCE ist phantastisch. Ihn in diesem Faden zu erwähnen ist auf jeden Fall sinnvoll, da es sich immerhin um das Western-Remake eines Noirs namens HOUSE OF STRANGERS von 1949 handelt.
  23. Leigh Harline: HOUSE OF BAMBOO Das Problem von TOKIO STORY liegt in seiner allzu konventionellen Geschichte, in der ein amerikanischer Captain und ein japanischer Inspektor gegen eine Gangsterbande vorgehen, die einen US-Militärzug überfallen hat. Rein formal ist Regisseur Sam Fuller hier in bester Verfassung, weiß seine authentischen Schauplätze effektvoll zu nutzen, und auch mit explosiven Actionszenen zu erfreuen. Fürs Auge wird also einiges geboten, und zwar in Farbe und Cinemascope. Über die vorhanden Schwächen des Drehbuchs kann man dennoch nicht ganz hinwegsehen, zumal der Film mit Robert Stack einen recht farblosen Hauptdarsteller besitzt, da nützt auch DeLuxe Color nichts. Robert Ryan als Gegenspieler ist da ein völlig anderes Kaliber. Leigh Harlines Musik ist wiedereinmal vom Feinsten, und es ist mir unverständlich warum er im Vergleich zu anderen Golden-Age-Komponisten so wenig beachtet wird. Mit flirrenden Streichern und dramatischen Akzenten vom Blech leitet die furiose Titelmusik einen Score ein, der ansonsten neben dezent eingesetztem, fernöstlichem Kolorit sich vor allem dem Subplot um eine Liebesgeschichte zwischen Stack und der Japanerin Shirley Yamaguchi widmet. Harline überfordert den Film nicht mit zuviel Streicherpomp und komponierte entwaffnend schöne, farbig orchestrierte, aber auch zurückhaltende Stücke von großer Ausdruckskraft.
  24. Danke für die Hinweise, Oliver! Ja, im Booklet-Text ließt sich das tatsächlich so, als habe Fuller eine Vorliebe für dieses Lied gehabt. Es war jedenfalls seine eigene Wahl. Den 21.09. kann sich ja mal jeder notieren, der dem Genre zugetan ist und diesen Film noch nicht kennt. Er ist wirklich sehr sehenswert.
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