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(Film)Musik im Wandel der Zeit


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vor 11 Stunden schrieb Alexander Grodzinski:

 

Als 1996 INDEPENDENCE DAY ins Kino kam, war das ein richtiges Event. Der hatte Effekte, die man so zuvor in der Größe noch nie gesehen hatte. Ich kann mich nicht erinnern, wann das bei einem aktuellen Film noch so war. Weil man einfach gesättigt ist. Weil durch die unbegrenzten technischen Möglichkeiten wohl auch so ein wenig der Zauber und das Staunen verloren gegangen sind. Selbst bei der HERR DER RINGE Trilogie Anfang der 2000er saß man noch erstaunt im Kino wegen des auch optischen Zaubers. Heute wirkt selbst das schon angestaubt. Zumindest las ich auch schon von den "schlechten Effekten" der Filme, mit der Nennung aktueller Marvel-Filme als Referenz. 

Natürlich hat sich auch bei den Effekten in 25 Jahren viel getan. Aber ich finde, dass es heute weniger Filme gibt, die ihre Effekte wirklich kunstvoll einsetzen. Es wirkt trotz vermeintlich besserer Technik oft künstlich und einfach über alles mit der groben Kelle ausgekippt. Im Vergleich finde ich beispielsweise die Effekte im HERR DER RINGE noch viel "angenehmer" als die dann im HOBBIT. 

Das stimmt schon. Die Effekte sind heutzutage deutlich unspektakulärer und langweiliger (im Vergleich zu damals). 
Das dürfte aber hauptsächlich daran liegen, dass inzwischen so dermaßen viel CGI-Soße über alle möglichen Filme gegossen wird, dass die CGI-Studios auf der Welt massiv überarbeitet sind und alles in schnellster Zeit abgeliefert werden muss. Ich habe dazu mal einen Artikel gelesen. 
 

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Das mit den Effekten sehe ich auch so. Independence Day, Armageddon, Pirates 1, etc. sehen auch heute noch toll aus im Vergleich zu etlichen Blockbustern von heute. Roland Emmerich ist da ein sehr geutes Beispiel. Bis 10.000 B.C. sahen seine Filme spitze aus. Alles danach mit Schwerpunkt CGI sah nur noch grottig aus, wobei Midway und Moonfall die mit Abstand negativen Höhepunkte sind. Ist schon erstaunlich, wie negativ sich das trotz technischer Weiterentwicklung entwickelt hat.

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vor 27 Minuten schrieb Lars Potreck:

Das mit den Effekten sehe ich auch so. Independence Day, Armageddon, Pirates 1, etc. sehen auch heute noch toll aus im Vergleich zu etlichen Blockbustern von heute. Roland Emmerich ist da ein sehr geutes Beispiel. Bis 10.000 B.C. sahen seine Filme spitze aus. Alles danach mit Schwerpunkt CGI sah nur noch grottig aus, wobei Midway und Moonfall die mit Abstand negativen Höhepunkte sind. Ist schon erstaunlich, wie negativ sich das trotz technischer Weiterentwicklung entwickelt hat.

Ja das kommt wie gesagt hauptsächlich wohl durch die massive Überlastung zustande. 
Es gibt viel zu viele Projekte, die ganze Massen an CGI benötigen - da kommen die Studios nicht hinterher. 
Früher sind die Filmstudios ja auch noch wirklich an die Sets gefahren / geflogen (ein Film, der in Ägypten spielt wurde dann auch wirklich in Ägypten oder einem ähnlich aussehenden Land gedreht). 
Wogegen heutzutage für sowas fast immer CGI genutzt wird. Das sieht aus den genannten Gründen billig und unfertig aus. 

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vor 23 Stunden schrieb Alexander Grodzinski:

Genau. :) Oder sowas wie WATERWORLD würde heute nicht mehr in dieser Form gemacht werden. Ob man den Film jetzt mag oder nicht sei mal dahingestellt. Aber genau diese von dir erwähnte Lust am Zelebrieren von Schauwerten, von Abenteuer, wirkt heute ganz anders, weil nicht jeder Film so aussah und man tatsächlich noch Höhepunkte schaffen konnte. Das waren noch Eventfilme, die es heute in der Art auch nicht mehr gibt. Natürlich auch bedingt durch die technischen Möglichkeiten, mit denen man heute im Grunde alles darstellen kann.

Lustigerweise kann ich mich an zwei Eventfilme der jüngeren Vergangenheit erinnern, und das waren BARBIE und OPPENHEIMER. Letzen Endes konnte man mit dem richtigen Marketing zwei völlig originäre Stoffe zum Phänomen hochjazzen. Mit BARBIE hatte ich vor allem ein Problem, weil er viel zu redselig war. Wenn sie sich Wasser ins Gesicht kippt, weil sie nicht gewohnt ist, dass in Gläsern und Flaschen echte Flüssigkeit ist, muss sie nicht sagen: "Oh, ich bin nicht gewöhnt, dass da etwas drin ist." Man hätte mehr den Bildern und dem Spiel vertrauen können und nicht alles wortwörtlich aus-erzählen.

Bei OPPENHEIMER hat wahrscheinlich auch der Name Nolan genug Leute ins Kino gezogen, aber verdient. Ich habe ihn drei Mal gesehen und genossen. Wer hätte gedacht, dass das Auflösen einer politischen Intrige spannender sein kann als das zünden der ersten Testbombe?

vor 23 Stunden schrieb Alexander Grodzinski:

Als 1996 INDEPENDENCE DAY ins Kino kam, war das ein richtiges Event. Der hatte Effekte, die man so zuvor in der Größe noch nie gesehen hatte. Ich kann mich nicht erinnern, wann das bei einem aktuellen Film noch so war. Weil man einfach gesättigt ist. Weil durch die unbegrenzten technischen Möglichkeiten wohl auch so ein wenig der Zauber und das Staunen verloren gegangen sind. Selbst bei der HERR DER RINGE Trilogie Anfang der 2000er saß man noch erstaunt im Kino wegen des auch optischen Zaubers. Heute wirkt selbst das schon angestaubt. Zumindest las ich auch schon von den "schlechten Effekten" der Filme, mit der Nennung aktueller Marvel-Filme als Referenz. 

Natürlich hat sich auch bei den Effekten in 25 Jahren viel getan. Aber ich finde, dass es heute weniger Filme gibt, die ihre Effekte wirklich kunstvoll einsetzen. Es wirkt trotz vermeintlich besserer Technik oft künstlich und einfach über alles mit der groben Kelle ausgekippt. Im Vergleich finde ich beispielsweise die Effekte im HERR DER RINGE noch viel "angenehmer" als die dann im HOBBIT. 

Ich denke, dass liegt daran, dass man sich bei (Computer-)Effekten vor allem darauf beschränkt hat, wirklich nur die Sachen zu animieren, die man wirklich nicht in echt hinbekommen hätte. Alles andere hat man ja noch psysisch gemacht. In INDEPENDENCE DAY ist ein riesiges maßstabsgetreues Weißes Haus in die Luft geflogen, im HERRN DER RINGE sind wirklich noch tausende Typen in Gummianzügen rumgerannt. Der HOBBIT sah dann wirklich wie ein Computerspiel aus mit diesen künstlichen Orks.

DER HENGE RINGE läuft hier in Berlin alle Jahre mal im Kino an einem Wochenende durch und als ich die im vergangenen Jahr nochmal geschaut habe, fiel mir auf, dass ich ein ganz anderes Problem mit den Filmen hatte. Diese ganzen in Nahaufnahmen gefilmten Dialoge ließen viele Szenen wie eine Fernsehproduktion auf mich wirken. Ich hatte oft keine Ahnung, wo und in welchem Verhältnis die Figuren zueinander stehen. Als ich das einem Arbeitskollegen erzählt habe, hat er mit dieses Video empfohlen - da ging mir wirklich ein Licht auf.

 

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Wobei ich das BARBENHEIMER-Phänomen nicht als Eventfilme bezeichnen würde im eigentlichen Sinne. Denn da wurde ein Hype erzeugt, der ohne Social Media gar nicht entstanden wäre. Ich meinte mit Eventfilm eher Filme, die sich aus der Masse herausgehoben haben. Weil sie große Schauwerte mit Unterhaltung verbunden haben und diese Schauwerte dann auch Highlights waren. Und über die man noch Wochen und Monate später gesprochen hat. Das ist heute gar nicht mehr möglich, weil eben durch die technischen Möglichkeiten jeder Blockbuster große Schauwerte produzieren kann. Das ist eben nichts besonderes mehr, wie es das noch in den 90ern war. Und es führt daher auch zu einer gewissen Ermüdung. Wie oft will man sich denn noch in Superhelden-Filmen anschauen, wie Großstädte plattgemacht werden? Und wie kann man das anders inszenieren, nachdem man das nun schon so oft gesehen hat, damit es frisch und neu wirkt? 

Nolans Filmen muss man aber zugute halten, dass sie immer gut gemachte Effekte haben. Und zwar in dem Sinne, dass sie harmonisch wirken und dem Zuschauer nicht offensichtlich ins Gesicht springen. INTERSTELLAR beispielsweise finde ich da optisch sehr gelungen, nicht überladen und die Effekte fügen sich ins Gesamtkonstrukt ein, ohne, dass sie das Schauspiel oder die Handlung überlagern. Beim Ton sieht es da schon anders aus. Da mag Nolan es laut und nicht subtil. ;) Wobei ich ihm auch hier zugestehen muss, dass er damit immerhin der Musik in seinen Filmen einen besonderen Platz einräumt. Er will, dass sie gehört wird und begräbt sie nicht unter den Soundeffekten. Ob die Musik an sich dann gut ist oder nicht, steht auf einem anderen Blatt. 

Auch Camerons AVATAR-Filme finde ich optisch schon herausragend gemacht. Das wirkt auf mich alles weit weniger künstlich als beispielsweise DER HOBBIT, vor allem auch das Zusammenspiel mit den echten Schauspielern wirkt hier viel harmonischer. Gut, Cameron lässt sich auch zehn Jahre Zeit für einen Film. Da kann man auch die Effekte entsprechend besser gestalten. Sogar Wasser und Rauch, die in den meisten anderen Filmen immer künstlich aussehen, besonders in Bewegung oder wenn Charaktere damit interagieren, hat Cameron bei AVATAR natürlicher hinbekommen. Weil er eben die Zeit dafür hat, während bei anderen Blockbustern die Uhr tickt und die Effekte dann meist auch eher schlecht als recht fertig werden müssen. Da gibt es dann auch keine künstlerische Integrität mehr, da ist der Film ein reines Produkt, das auf den Markt muss, um Geld zu machen. Selbst, wenn die Leute sich dann über die Effekte beschweren, haben sie sich den Film angesehen und mehr zählt dann auch nicht mehr. 

Gefühlt hat man früher den Regisseuren mehr zugetraut und ihnen auch mehr Freiraum gelassen. Wäre es beispielsweise heute noch möglich, so etwas wie die ersten vier ALIEN-Filme zu machen? Wo bei jedem Film ein anderer Regisseur am Werk war, der seinen eigenen Stil umsetzen konnte? Weil man die Leute eben auch genau dafür angeheuert hat? Ich glaube, heute hätte man zu viel Angst davor, dass einem das Publikum abspringt, wenn ein Teil eines Franchises zu sehr aus der Reihe tanzt. Die Risikobereitschaft hat einfach abgenommen, natürlich auch deshalb, weil es da um unglaubliche Millionenbeträge geht. 

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vor 8 Minuten schrieb Alexander Grodzinski:

Wobei ich das BARBENHEIMER-Phänomen nicht als Eventfilme bezeichnen würde im eigentlichen Sinne. Denn da wurde ein Hype erzeugt, der ohne Social Media gar nicht entstanden wäre. Ich meinte mit Eventfilm eher Filme, die sich aus der Masse herausgehoben haben. Weil sie große Schauwerte mit Unterhaltung verbunden haben und diese Schauwerte dann auch Highlights waren. Und über die man noch Wochen und Monate später gesprochen hat. Das ist heute gar nicht mehr möglich, weil eben durch die technischen Möglichkeiten jeder Blockbuster große Schauwerte produzieren kann. Das ist eben nichts besonderes mehr, wie es das noch in den 90ern war. Und es führt daher auch zu einer gewissen Ermüdung. Wie oft will man sich denn noch in Superhelden-Filmen anschauen, wie Großstädte plattgemacht werden? Und wie kann man das anders inszenieren, nachdem man das nun schon so oft gesehen hat, damit es frisch und neu wirkt? 

Nolans Filmen muss man aber zugute halten, dass sie immer gut gemachte Effekte haben. Und zwar in dem Sinne, dass sie harmonisch wirken und dem Zuschauer nicht offensichtlich ins Gesicht springen. INTERSTELLAR beispielsweise finde ich da optisch sehr gelungen, nicht überladen und die Effekte fügen sich ins Gesamtkonstrukt ein, ohne, dass sie das Schauspiel oder die Handlung überlagern. Beim Ton sieht es da schon anders aus. Da mag Nolan es laut und nicht subtil. ;) Wobei ich ihm auch hier zugestehen muss, dass er damit immerhin der Musik in seinen Filmen einen besonderen Platz einräumt. Er will, dass sie gehört wird und begräbt sie nicht unter den Soundeffekten. Ob die Musik an sich dann gut ist oder nicht, steht auf einem anderen Blatt. 

Auch Camerons AVATAR-Filme finde ich optisch schon herausragend gemacht. Das wirkt auf mich alles weit weniger künstlich als beispielsweise DER HOBBIT, vor allem auch das Zusammenspiel mit den echten Schauspielern wirkt hier viel harmonischer. Gut, Cameron lässt sich auch zehn Jahre Zeit für einen Film. Da kann man auch die Effekte entsprechend besser gestalten. Sogar Wasser und Rauch, die in den meisten anderen Filmen immer künstlich aussehen, besonders in Bewegung oder wenn Charaktere damit interagieren, hat Cameron bei AVATAR natürlicher hinbekommen. Weil er eben die Zeit dafür hat, während bei anderen Blockbustern die Uhr tickt und die Effekte dann meist auch eher schlecht als recht fertig werden müssen. Da gibt es dann auch keine künstlerische Integrität mehr, da ist der Film ein reines Produkt, das auf den Markt muss, um Geld zu machen. Selbst, wenn die Leute sich dann über die Effekte beschweren, haben sie sich den Film angesehen und mehr zählt dann auch nicht mehr. 

Gefühlt hat man früher den Regisseuren mehr zugetraut und ihnen auch mehr Freiraum gelassen. Wäre es beispielsweise heute noch möglich, so etwas wie die ersten vier ALIEN-Filme zu machen? Wo bei jedem Film ein anderer Regisseur am Werk war, der seinen eigenen Stil umsetzen konnte? Weil man die Leute eben auch genau dafür angeheuert hat? Ich glaube, heute hätte man zu viel Angst davor, dass einem das Publikum abspringt, wenn ein Teil eines Franchises zu sehr aus der Reihe tanzt. Die Risikobereitschaft hat einfach abgenommen, natürlich auch deshalb, weil es da um unglaubliche Millionenbeträge geht. 

Kann ich exakt so unterschreiben. Sehr gut und zutreffend beschrieben 😊
Kurzum: Es lohnt sich inzwischen nur noch für sehr wenige Filme ins Kino zu gehen. Dies zeigen die Leute auch immer stärker. Der sehr verkürzte Zeitraum bis zur Erscheinung des Films auf Blu-Ray oder gar im Streaming lockt ebenfalls immer mehr Menschen aus den Kinos heraus. 
Zum anderen sind die Kinoticketpreise exorbitant gestiegen (und dafür bekommt man dann quasi immer schlechtere Filme -im Vergleich zu früher). Hinzu kommt auch noch, dass der Respekt vieler Leute gegenüber dem Medium Film nicht mehr da ist (immer wieder aufleuchtende Handydisplays WÄHREND des Films). 
 

Summa summarum: Kino lohnt sich nur noch in wenigen Einzelfällen - schaut euch lieber alte Klassiker an. Denn da gibt es soooo viel zu entdecken oder wiederzufinden. 😊 

 

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vor 12 Stunden schrieb Mephisto:

DER HENGE RINGE läuft hier in Berlin alle Jahre mal im Kino an einem Wochenende durch und als ich die im vergangenen Jahr nochmal geschaut habe, fiel mir auf, dass ich ein ganz anderes Problem mit den Filmen hatte. Diese ganzen in Nahaufnahmen gefilmten Dialoge ließen viele Szenen wie eine Fernsehproduktion auf mich wirken. Ich hatte oft keine Ahnung, wo und in welchem Verhältnis die Figuren zueinander stehen. Als ich das einem Arbeitskollegen erzählt habe, hat er mit dieses Video empfohlen - da ging mir wirklich ein Licht auf.

 

Das mit dieser speziellen Szene in HERR DER RINGE habe ich vor längerem schon mal gelesen, daher war das Video diesbezüglich nicht mehr neu. Aber dennoch interessant zu sehen, dass diese Technik Standard ist, zumindest heutzutage. Es ist dann tatsächlich so, dass es mir als Zuschauer direkt auffällt, wenn ein Film mal nicht in dieser Technik verweilt. David Lynch beispielsweise liebt lange, totale Einstellungen, auf denen er verweilt. Und treibt das auch gern auf die Spitze, wie in der dritten Staffel von TWIN PEAKS. Da gibt es die berüchtigte Szene, in der man einfach nur das leere Roadhouse sieht und einen Mann, der mit einem Besen den Boden fegt. Mehr passiert erstmal nicht. Lynch bleibt in dieser Totalen, wir sehen dem Mann beim Boden fegen zu, bis nach Minuten (!) das Telefon an der Bar klingelt und der Barkeeper rangeht. 

Auch Tarantino ist da eher den älteren Filmen treu. Seine Filme sind ja gerne mal Ensemble-Stücke, besonders THE HATEFUL EIGHT. Und er arbeitet hier auch viel mehr mit Totalen oder Zweier-Einstellungen, statt nur in Close-Ups. Genauso in PULP FICTION. Nachdem Samuel L. Jackson und John Travolta zu Beginn nach der Autofahrt ins Gebäude gegangen sind, unterhalten sich die beiden unter anderem über Fußmassagen. ;) Sie gehen zu dem Apartment, zu dem sie wollen, aber entscheiden, dass es noch zu früh ist, gehen den Flur ein Stück wieder zurück und unterhalten sich dabei weiter. In dieser ganzen Szene gibt es keine Close-Ups oder viele Schnitte. Die Kamera bleibt immer in Bewegung vor den Schauspielern oder hinter ihnen, die man in einer Zweier-Einstellung sieht. Als sie dann den Flur wieder ein Stück zurücklaufen, bleibt die Kamera sogar stehen und man verfolgt ihre weitere Konversation in der Totalen des Flurs. 

John Carpenter ist auch ein Meister des Ensemble-Films. In Filmen wie ASSAULT ON PRECINCT 13, THE THING oder auch PRINCE OF DARKNESS geht es um eine Gruppe von Leuten, die an einem Ort gefangen sind und sich gegen das schier übermächtige Böse wehren müssen. Und Carpenter weiß einfach, wie man dieses Ensemble in Szene setzt. Er ist ja sowieso kein Regisseur, der schnelle Schnitte und Wackelkamera einsetzt. Und so inszeniert er sein Ensemble dann auch gerne in Totalen oder setzt eine langsame Kamerabewegung ein, mit der die Kamera um die Gruppe fährt, mit Fokus auf den gerade sprechenden. Er inszeniert auch Spannung so. Wie in THE THING, als Kurt Russell die anderen mit einem Flammenwerfer in Schach hält, nachdem sie ihn für ein „Ding" gehalten haben. Carpenter nutzt hier eine Totale, in der man Russell und Keith David sieht, die sich feindselig unterhalten. Am linken Bildrand sieht man die Hand von Richard Masur, die versteckt ein Skalpell in der Hand hält, das er sich unbemerkt geschnappt hat und wartet auf den richtigen Moment, um Russell anzugreifen. So baut Carpenter mit nur einer Einstellung die Spannung auf. Und dieser Stil hebt sich schon deutlich davon ab, wie heute sowas inszeniert wird. Auch bei Carpenter selbst. Unter anderem auch deshalb ist sein GHOSTS OF MARS für mich der Tiefpunkt seiner Karriere, weil der Film auch handwerklich so schlampig inszeniert ist. Da merkt man deutlich, dass Carpenter eigentlich keinen Bock mehr hatte. Der Film ist auch ein Ensemble-Stück, eine Gruppe von Leuten gefangen an einem Ort. Aber wenn man sich die Inszenierung im Vergleich zu THE THING oder PRINCE OF DARKNESS ansieht, merkt man recht deutlich, wie flach und einfallslos Carpenter hier gearbeitet hat. 

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Um wieder zur Musik zurückzukommen, ein harter Bruch: Ich gebe unverhohlen zu, dass ich ab und an auch gerne Schlager höre. Hier wurde ich natürlich auch durch meine Eltern geprägt, die das gerne gehört haben. Klassik und Schlager waren die beiden bevorzugten Genres meines Vaters, auch schon eine ungewöhnliche Kombination. ;) Wenn ich das höre, dann aber auch nur die alten Sachen, mit denen ich aufgewachsen bin. Und auch hier kann ich feststellen, dass die heutige Schlagermusik größtenteils einfach nur billig gemacht und gleichförmig ist. Ihren Individualismus haben sich nur wenige, meist ältere Sängerinnen und Sänger bewahrt. Der Rest klingt einfach gleich und austauschbar. Gefühlt macht jede Sängerin Helene Fischer oder Andrea Berg nach und die Melodien sind immer die gleichen.

Mancher wird nun sagen, das war im Schlager doch schon immer so, alles seicht, gleichförmig und nicht unterscheidbar. Das stimmt aber nicht. Wenn ich mir die 60er, 70er und 80er ansehe, dann kristallisieren sich drei Schlagerkomponisten und -produzenten heraus: Ralph Siegel, Christian Bruhn und Jack White. Und jeder der drei hatte seinen eigenen Stil. Siegel, gepägt durch seinen Vater, der studierter Musiker, Komponist und Operettentenor war, ließ genau diesen operettenhaften Einschlag gerne in seine Lieder einfliessen. Bruhn spielte in seiner Jugend in verschiedenen Jazz-Combos und produzierte in den 60ern mit Drafi Deutscher als Interpret deutschsprachige Beatmusik. Dieser Beat- und auch Funk-Einfluss findet sich in Bruhns späteren Kompositionen wieder, beispielsweise auch in seinen TV- und Filmmusiken. White war leidenschaftlicher Fußballspieler, bevor er sich der Musik zuwandte. Sein Metier ist dann vielleicht auch deshalb eher der Humpta-Humpta-Mitklatsch-Bierzelt-Schlager, mit dem er Tony Marshall und Jürgen Marcus erfolgreich machte oder eben Songs wie „Fußball ist unser Leben" und „Hände zum Himmel". 

White legte in den 80ern allerdings auch eine internationale Karriere hin. Er ging Anfang der 80er in die USA und produzierte dort unter anderem Laura Brannigan („Self Control", „Gloria"), sowie Pia Zadora und Jermaine Jackson mit „When the rain begins to fall". Ein von ihm produzierter Brannigan-Song, „Hot Night", befindet sich sogar auf dem Soundtrack-Album des ersten GHOSTBUSTERS. Später produzierte er dann noch Engelbert, David Hasselhoff und Tony Christie und verhalf ihnen, zumindest im deutschsprachigen Raum, zu einem Comeback.

Whites Musik unterscheidet sich aber schon deutlich von der von Siegel. Siegels Kompositionen und Produktionen sind wesentlich detailverliebter und nicht so prollig, um es mal so auszudrücken. ;) Und Siegel war die orchestrale Begleitung seiner Songs auch immer wichtig. Dafür hat er Norbert Daum, mit dem er seit den 70ern zusammenarbeitet. Daum fungierte als Arrangeur und Dirigent unzähliger Siegel-Titel. Dabei ist das Orchester oftmals nicht einfach nur stumpfe Begleitung, sondern ein eigenen Charakter in dem Song, der auch auf den Inhalt des Textes reagiert. Beispielsweise in dem Song „Pan", den Siegel für Costa Cordalis schrieb. Wenn es im Text um die glühende Sonne geht, dann spielen die Streicher auch hohe, „flirrende" Töne. Den aufziehenden Sturm im Song untermalen die Streicher dann ebenfalls dramatisch. Oder sie erzeugen das Gefühl des Fliegens in dem Siegel-Cordalis-Song „Ikarus". Auch ein Chor wurde von Siegel immer wieder eingesetzt, der durch seinen Einsatz diesen operettenhaften Einschlag deutlich hörbar machte. Das kann man eindrucksvoll in Liedern wie „Du bist da für mich" von Karel Gott hören oder natürlich in vielen Liedern von Dschinghis Khan. Besonders bei Dschinghis Khan merkte man, dass Siegel größer dachte und sich auch auf das Feld Musical wagen wollte, was er dann später ja auch tat. Aber bereits bei Dschinghis Khan gibt es Songs, die durchaus aus einem Musical stammen konnten. Songs wie „Rom" (auch hier tolles Orchester-Arrangement und Chor), „Der Verräter" und „Die Fremden" zeugen davon, die auch in ihrer Länge von fünf, sechs Minuten und den Haken, die sie melodisch schlagen, übliche Formate aushebeln. Und mit „Corrida" komponierte und produzierte Siegel 1985 dann ja auch ein Dschinghis-Khan-Musical-Album. 

Christian Bruhn dürfte in unseren Kreisen wohl der bekannteste der drei sein, wegen seiner vielen TV- und Filmmusiken. Und auch er zeigte da eine große Bandbreite. Seine Musik für HEIDI ist beispielsweise ganz anders als die zu CAPTAIN FUTURE. Und die zu JACK HOLBORN dann wieder anders. 

Ja, auch die Musik der drei Herren ist oft leichte Unterhaltung. Aber das Handwerk, das dahinter steht, ist ein ganz anderes Kaliber zu dem, was heute im Schlager vorherrscht. Am ehesten lassen sich da noch die White-Titel mit vergleichen, weil der eben damals schon mehr auf die gleichförmige Klatsch- und Stampf-Musik setzte, die heute meist vorherrscht. Und er war damals schon ein Meister des Recyclings. Gefühlt schrieb er seit den frühen 80ern keine neuen Titel mehr, sondern benutzte bereits existierende Titel, die er meist mit neuem Text immer andere Interpreten singen ließ. So singen eben dann auch David Hasselhoff, Engelbert und Tony Christie alte Tony-Marshall- und Jürgen-Marcus-Songs, nur eben englisch.

Als „honorable mention" kann man natürlich noch Frank Farian nennen. Der begann seine Karriere als Schlagersänger und schwenkte dann, als das nicht so erfolgreich klappte, auf das Produzieren und Komponieren um. Aber seine großen Erfolge kamen dann eben nicht im deutschen Schlager, sondern international mit Boney M.

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vor 14 Stunden schrieb Mistermaffay:

Kann ich exakt so unterschreiben. Sehr gut und zutreffend beschrieben 😊
Kurzum: Es lohnt sich inzwischen nur noch für sehr wenige Filme ins Kino zu gehen. Dies zeigen die Leute auch immer stärker. Der sehr verkürzte Zeitraum bis zur Erscheinung des Films auf Blu-Ray oder gar im Streaming lockt ebenfalls immer mehr Menschen aus den Kinos heraus. 
Zum anderen sind die Kinoticketpreise exorbitant gestiegen (und dafür bekommt man dann quasi immer schlechtere Filme -im Vergleich zu früher). Hinzu kommt auch noch, dass der Respekt vieler Leute gegenüber dem Medium Film nicht mehr da ist (immer wieder aufleuchtende Handydisplays WÄHREND des Films). 
 

Summa summarum: Kino lohnt sich nur noch in wenigen Einzelfällen - schaut euch lieber alte Klassiker an. Denn da gibt es soooo viel zu entdecken oder wiederzufinden. 😊 

 

Es laufen aber im Kino nicht nur Blockbuster. :D

Auch für einen ‚normalen‘ Film lohnt sich Kino immer. Und dahingehend würde ich dann vehement widersprechen, dass Filme generell schlechter sind als „früher

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