-
Gesamte Inhalte
792 -
Benutzer seit
-
Letzter Besuch
Alle Inhalte von Angus Gunn
-
Von der legendären TV-Serie mit Peter Cushing existieren nur noch 6 Episoden, von denen Pidax nun die ersten zwei herausgebracht hat. Die weiteren sollen folgen. Da auch der deutsche Ton der Zeit zum Opfer gefallen ist, hat man den Filmen nun mit Hans Georg Panczak (Holmes) und Ekkehardt Belle (Watson) eine wertige neue Synchro spendiert. Tolle Filme, und eine höchst erfreuliche Veröffentlichung. Wer der Komponist der düster-dramtischen Filmmusik ist, konnte ich leider nicht eruieren, da hierzu jegliche Angaben (auch im Abspann selbst) fehlen. Eventuell Archiv-Musik?
-
Francis Of Assisi & Doctor Faustus "There is some horrible electronic Wagnerian Theme Music, by Mario Nascimbene." - Da kam anscheinend bei der New York Times im Jahre 1968 jemand nicht mit dem experimentellen Ansatz zurecht, den der Maestro auch hier erfolgreich und sehr effektiv in seine Partitur einarbeitete. DOCTOR FAUSTUS basiert auf der Vorlage des britischen Dramatikers Christopher Marlowe, die natürlich ihrerseits eine Abwandlung des Ghoethe-Stoffes ist. Der Film erwies sich als künstlerischer wie kommerzieller Reinfall, doch Mario Nascimbene schrieb hierzu einen außerordentlich faszinierenden Score. Das in düsteren, schicksalsschwangeren Klangfarben gehaltene INTRODUCTORY THEME stellt mit schummrigen Streichern und gespenstischem Chor das Hauptthema vor. Mit APPARITION OF HELEN steht dem eine überirdisch schöne Melodie gegenüber, die aber aufgrund ihrer kargen Instrumentierung (Solo-Sopran: Lucia Vinardi und ab und zu angeschlagene Cembalo-Töne) auch eine große Tristesse verströmt. In HELEN´S THEME wird derselbe Effekt mittels einer Flöte erzielt (Solist: Severino Gazzelloni) dazwischen tummelt sich Zeitgenössisches wie z.B. mehrstimmige Gesänge im Stil der Epoche in MUSIC AT THE COURT. Interessant sind auch die beiden als BALLET und ANOTHER BALLET betitelten Stücke. Während das eine wie ein klassisches, fröhliches Minuet daherkommt, besitzt das andere eine sehr tragisch-elgische Note und läßt jeden tänzerischen Charakter vermissen, den man vielleicht bei diesem Titel erwartet hätte. Ein weiterer, wichtiger Aspekt bei DOCTOR FAUSTUS sind die Mono- und Dialoge. Richard Burtons Stimme, ausdrucksvoll Marlowes Texte deklamierend, wurde insgesamt vier Tracks hinzugefügt. Und das hat, in Kombination mit den düsteren Musikthemen, bei denen Nascimbene an markanten Textpausen dezente, aber wirkungsvolle Akzentuierungen setzt, eine unbestreitbar starke Wirkung. Die gespenstischen Musik-Geräusch-Collagen sind so symbiotisch mit den Dialogen verbunden, dass es tatsächlich fragwürdig ist, ob eine Trennung beider Elemente Sinn gemacht hätte. Doch zumindest das letzte Stück ELEVEN O´CLOCK SOUNDS beinhaltet ein Streicher-Motiv, dass ich auch gerne als autonomen Track auf dem Album gehabt hätte. Zum Finale hin schwingt sich das Orchester in einem letzten finalen Akt zu dramatischer Größe auf. Die Streicher greifen das Hauptthema wieder auf und lassen es erstmals episch erstrahlen, doch die begleitenden, bleischwer verhallenden Schläge setzten dem eine unentrinnbare Tragik entgegen. FRANCIS OF ASSISI ist dagegen ein historisches Drama mit religiösem Hintergrund. Da es sich um eine eher konventionelle Hollywood-Produktion handelt, verpaßt Nascimbene dem Ganzen auch einen entsprechenden Rahmen. Mit Chor und Orchester entspricht der MAIN TITLE ganz und gar den Anforderungen an die großen Historien- und Bibelepen jener Zeit, befindet sich damit aber nicht auf der Höhe eines Miklos Rozsa oder Alfred Newman. Seine Stärken spielt Nascimbene in den folgenden, sparsamer orchestrierten Stücken aus, wie dem gefühlvollen CLARE´S THEME, oder dem beseelten STIGMATA und streut dem Thema entsprechend sakrale Elemente ein. Aber trotz dem einen oder anderen Vorzug, werde ich mit FRANCIS OF ASSISI nicht so recht warm, dazu ist das thematische Material einfach zu schwach und die wirklich überzeugenden Einfälle, die seine Arbeiten sonst so charismatisch machen, zu dünn gesät. DOCTOR FAUSTUS dagegen macht das Album für den Nascimbene-Fan zu einer kaum verzichtbaren Angelegenheit. Klangliche Mängel müssen jedoch in beiden Soundtracks in Kauf genommen werden.
-
Ich habe den Film mal auf Arte erwischt, das ist aber auch schon ein paar Jahre her. Meiner Erinnerung nach ist es auch so, dass der Score dort eher sparsam Verwendung fand. Das Booklet der CD (das ansonsten wirklich schön aufgemacht ist) schweigt sich ja auch komplett darüber aus, was den Einsatz des Scores im Film angeht. Und ja, es ist alles mal wieder zu lang geraten, aber andererseits finde ich die Aufteilung in Album (das in diesem Fall mit gerade mal 8 Minuten wirklich etwas kurz ist) und Komplettfassung grundsätzlich immer lobenswert. Man kann sich ja immernoch seine eigenen Highlights herauspicken. Aber wieso ist denn die US-DVD nicht empfehlenswert? Ich hatte selber mal überlegt, mir die zuzulegen, da diese auch noch "Estate Violenta", und englische UT dabei hat. Und mit NoShame habe ich eigentlich bisher sehr gute Erfahrungen gemacht. Danke für die Deguello-Korrektur. Es taucht in der CD-Trackliste tatsächlich ohne irgendwelche weiteren Angaben auf (und wird am Ende sogar in zwei zusätzlichen Mixen angeboten), da hatte ich automatisch an eine Neueinspielung gedacht. Das Riddle-Arrangement ist mir bekannt, habe es aber lange nicht mehr gehört.
-
Das klingt ja ernüchternd... Da fragt man sich, was dieser starrköpfige Nachlaßverwalter davon hat, dass er auf dem ganzen Material sitzen bleibt... Aber immerhin schön zu sehen, dass einige Label noch retten, was zu retten ist, wie z.B: Valerio Zurlini ist ein Regisseur, den es noch zu entdecken gilt, ist sein Name doch neben den berühmten Meistern des italienischen Films heute fast völlig in Vergessenheit geraten. Zu Unrecht, denn sein dritter Spielfilm LA RAGAZZA CON LA VALIGIA ist ein wunderbares Kleinod, gleichermaßen künstlerisch ambitioniert, wie auch im Unterhaltungsgenre zu Hause. Erzählt wird die Geschichte des 16-jährigen Lorenzo, der aus reichem Elternhaus stammt und sich in die mittellose Sängerin Aida verliebt - was mir auch passieren würde, denn schließlich wird diese von der hinreißenden Claudia Cardinale dargestellt. Zurlini erzählt die eigentlich tragische Geschichte jedoch mit leichter Hand und verschmitztem Humor, was seinen Film so sympathisch und sehenswert macht. Für die Musik wählte Mario Nascimbene einen ungewöhnlichen Ansatz. Zwei (!) Instrumente bestreiten den kompletten Score, und zwar Gitarre (Mario Gangi) und Cembalo (Bruno Nicolai). Letzteres ist in erster Linie für das einleitende Thema zuständig, das mit einer gewissen Leichtigkeit daherkommt und sowohl von seiner Melodie wie auch durch die Instrumentierung der Barockmusik sehr nahe steht. Thema Nummer Zwei ist ruhig und melancholisch, dabei melodisch einprägsam. Nascimbene läßt seine beiden Themen freilich nicht stur repitieren, sondern spielt mit ihnen, kontrapunktiert und ergänzt das eine Thema durch das andere, läßt seine beiden Solisten wechselseitig mit- und gegeneinander musizieren, variiert Tonhöhen und Tempi, und entwickelt dabei auch kleinere Nebenmotive. In seinem Minimalismus ist das natürlich nicht für jeden etwas. Selbst der passionierte Nascimbene-Fan wird hier kaum etwas von dessen Personalstil erlauschen können. Der Zauber dieser Musik liegt in ihrer Einfachheit und ist in ihrer prosaischen Natur vielleicht dichter an Zurlinis Charakteren dran, als es so manch ein vollorchestrierter Filmscore sein könnte. Eingestreut und auf das Album verteilt sind außerdem ein paar Stücke Source-Music - Mambo, Folklore, Rock´n´Roll, und... das Deguello aus Rio Bravo von Tiomkin! Dieses wurde von Nascimbene ziemlich originalgetreu und mit brillantem Trompetensolo arrangiert (vielleicht waren die Rechte sonst zu teuer?) Es wird im Film von einer Schallplatte abgespielt und begleitet eine Szene, in der der junge Lorenzo Aida auf der Tanzfläche beobachtet. Ihre Blicke treffen sich, doch ihr Tanzpartner hat nur eine verachtende Bemerkung für Lorenzo übrig. Große Emotionen, und die ergreifendste Szene des Filmes. Die CD von Quartet startet mit sechs Tracks, die es zuvor bereits auf einer CAM-CD gab, und die wohl seinerzeit für ein unrealisiertes Vinyl-Album vorgesehen waren. Der komplette Filmscore samt eingestreuter Source-Music schließt sich dem an.
-
IL GIOVANE GARIBALDI - Carlo Rustichelli
Angus Gunn erstellte ein Thema in Scores & Veröffentlichungen
Vor kurzem bei Kronos erschienen: Carlo Rustichellis Score zu einem mehrteiligen TV-Film von 1974 um den italienischen Freiheitskämpfer Giuseppe Garibaldi (1807 - 1882). Thematisch vielseitiger Score in dezenter Orchestrierung und wunderbaren melodischen Einfällen. Das Titelthema wird im ersten Track in friedlicher, verspielter, folkloristischer Form vorgestellt, interpretiert von Gitarre, Spinett, Flöte und dezentem Streicherhintergrund. Später wird es in nobler, erhabener Form noch das ein oder andere Mal wieder aufgegriffen. Daneben gibt es herrliche Stücke von folkloristisch-tänzerischem Charkter, Düster-dramatisches mit leichtem Morricone-Touch, das westernartige VERSO IL RIO GRANDE und ein gefühlvolles zweites Thema, das in Track 2 (BENTO VA) erstmals vorgestellt wird und das in Track 13 (L´ULTIMA BATTAGLIA) einen besonders tragischen Charakter annimmt. Die CD ist lobenswerterweise in zwei Segmente aufgeteilt. Die Nummern 1-14 präsentieren das alte Vinyl-Album und lassen sich ganz wunderbar durchhören. Danach wird es sperriger, denn mit den Tracks 15-55 (!) folgen die zusätzlichen, auf dem Album fehlenden Stücke, die zu einem erheblichen Teil aus wenig ergiebiger Suspense-Musik bestehen und oftmals eine Länge von unter einer Minute haben. Trotzdem gibt es immer wieder auch in diesem Bonus-Segment kleinere Höhepunkte zu verzeichnen, wie z.B. die mit konzertanten Klavierläufen angereicherten Tracks 26 & 53 oder die düstere Cembalo-Stimmung in Track 37. Es ist Kronos anzurechnen, dass sie das Album in seinem ursprünglichen Schnitt belassen haben, denn es ist absolut hörenswert und der wichtigste Anschaffungsgrund für diese CD. Die übrigen Tracks werden als archivarische Ergänzung natürlich auch gerne mitgenommen. -
Danke für die netten Worte, Jungs! Ja, man predigt hier weitgehend vor leeren Bänken, aber es ist ja nicht so, dass ich das widerwillig machen würde. Was Nascimbene angeht, sehe ich da noch einigen Nachholbedarf, nicht nur hier im Forum, sondern auch diskographisch. Es ist zwar schon eine Menge erschienen, das kann man nicht anders sagen, aber viele (auch wichtige) seiner Filmmusiken sind schon seit Ewigkeiten OOP oder liegen nur in schlechter Tonqualität vor. Vielleicht ist das ja ein Grund dafür, warum Nascimbene unverdientermaßen so wenig Interesse entgegengebracht wird. Und natürlich sterben die älteren Sammler-Generationen allmählich aus, und die nachrückenden haben kein Interesse mehr an den alten Filmen und deren Musik, was sehr schade ist und ein ganz neues Phänomen, dass sich meiner Beobachtung nach in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten so entwickelt hat.
-
ONE MILLION YEARS B.C. Composed and conducted by Mario Nascimbene, heißt es auf der Soundtrack-CD. Music and Special Musical Effects Compsed by Mario Nascimbene, heißt es im Vorspann des Filmes, und das ist ein sehr treffender Credit, denn der Komponist findet hier mehr als genug Gelegenheiten seine experimentellen Klangschöpfungen effektiv anzuwenden. Die Filmmusik-LP von Intermezzo war seinerzeit meine erste bewußte Berührung mit der musikalischen Welt des italienischen Maestros und hat mich nachhaltig beeindruckt, weshalb ich diesen Score heute auch nur mit einer gewissen Verklärung abhandeln kann, worunter die Objektivität möglicherweise etwas leidet. Film wie Album beginnen mit der Cosmic Sequence, einem fulminanten und höchst ungewöhnlichen, knapp 4-minütigen Eröffnungstrack. Im Zeitraffer sehen wohnen wir der Entstehung unseres Planeten bei. Kosmische Gase, die sich verdichten, der Urknall, die Erde, die vorläufig nur aus Feuersbrünsten und Lavaströmen besteht, bis Sintfluten die Oberfläche abkühlen. Bis hierhin begleitet Nascimbene das Geschehen ausschließlich mit einer in seinem Mixerama-Studio aus myriaden von übereinandergeschichteter und verfremdeter Geräusche und Instrumentierungen (teilweise meint man, Harfenklänge herauszuhören) in detaiierter Feinarbeit ausgearbeiteten Klangkulisse. Erst nach zwei Minuten setzen die Vorspanntitel ein und damit auch der konventionellere Teil der Partitur. Über die tosenden Urgewalten legt sich der pompöse Klang von Nascimbenes Hauptthema. Ohne Streicher, dafür mit wuchtigem Blech und eingängiger Melodie, ist es eines seiner gelungensten epischen Themen, gleichermaßen schroff wie kraftvoll. "Eine Welt am frühen Morgen der Zeit. Eine harte, eine trostlose Welt", meint der Chronist zu Beginn, und zu kargen Felsenlandschaften hören wir urzeitlich anmutende Klanggebilde, bevor ein von mir nicht zu idenfizierendes Blasinstrument in allertiefster Tonlage erneut die Titelmelodie anstimmt. Im Film höchst effektiv und auch als Album eindrucksvoll in seiner Fremdartigkeit. Rauhe Sitten herrschen bei den Urmenschen, die musikalisch durch ein höchst ungewöhnliches, zum Teil aus zweckentfremdeten Gegenständen bestehendes Instrumentarium charakterisiert werden. U.a. sind es Steine, die, rhythmisch gegeneinandergeschlagen, eigenwillige thematische Strukturen erzeugen. Als es zu einer Auseinandersetzung zwischen zwei rivalisierenden Brüdern kommt, stürzt Tumak (John Richardson) vom Felsen. Für tot gehalten und ausgestoßen, muß er sich von nun an alleine durchschlagen. Der Moment, in dem er in eine ihm unbekannte, endlose Steinwüste aufbricht, wird von Nascimbene mit dem ersten kurzen Orchestertutti, samt Chor, kommentiert. Tumaks Reise führt ihn durch gefährliches Terrain. So wird er hinterrücks von einer riesigen Eidechse behelligt, die ihn bis zu einer Höhle verfolgt. Die Bewegungen der Echse unterlegt Nascimbene mit einem monströsen, schleifenden Geräusch, und er ist damit so erfolgreich, dass es mir in Jugendzeiten mächtig Respekt vor dem Urvieh eingeflößt hat. Auf dem Album befinden sich diese Effekte allerdings nicht, was auch wenig Sinn gemacht hätte. Der später im Film auftauchende Muschelstamm macht einen deutlich sympathischeren und fortschrittlicheren Eindruck als die Steinwüstenbewohner und wird mit einem neuen Thema für klassisches Orchester und Chor bedacht. Und erstmals kommt es auch mit Streichern, flauschigen Flöten und ätherischen Frauenstimmen zu pastoralen Momenten. Natürlich verknallt sich die Stammesschönheit Loana (Raquel Welch) ausgerechnet in den Grobklotz Tumak, was zu neuen Konflikten führt. Sie setzen ihre Reise von nun an gemeinsam fort, und es wird zu Konfrontationen beider Stämme kommen, was Nascimbene die Möglichkeit gibt seine Themen und Motive parallel zu führen und miteinander zu verflechten. Dies macht er sehr geschickt und konzentriert sich mit melodischem Einfallsreichtum stets auf die Dramatik der Geschichte und ihre Figuren. Vordergründunge Actionmusik gibt es in dem Sinne nicht, die zahlreichen, von Ray Harryhausen blendend getricksten Dinosaurierangriffe bleiben unmusikalisch. Bernard Herrmann hätte das freilich völlig anders gemacht, und es ist reizvoll sich vorzustellen, wie er wohl diesen Film vertont hätte. Beim finalen Vulkanausbruch schließlich kehrt das Hauptthema in seiner anfänglichen, urwüchsig-wuchtigen Gestalt noch einmal zurück, diesmal von schrillen Tönen begleitet, die zusätzliche Dramatik ins Spiel bringen. Wilde Geräuschcollagen leiten das triumphale Orchesterfinale ein, das in aller epischer Breite und sinfonischer Kraft das Hauptthema und das Thema des Muschelstammes zu einem organischen Ganzen vereint. Ein glorreiches Ende, nicht nur für den Film, sondern auch für das Album, das den Score in filmchronologischer Reigenfolge präsentiert und bedenkenlos empfohlen werden kann. Zum Abschluß noch der Kurzkommentar aus den "Filmharmonischen Blättern" (Ausgabe 7 von 1987), die die LP seinerzeit etwas nüchterner bewerteten: "Auch dieser neueditierte Soundtrack gehört zu den besseren Arbeiten des experimentierfreudigen italienischen Komponisten. Auch wenn die Filme schrecklich anzusehen waren, die Musik ist allemal interessant." Naja, immerhin... Die CD-Edition von Legend enthält außerdem die Soundtracks der beiden artverwandten Hammer-Produktionen "When Dinosaurs Rouled the Earth" und "Creatures the World Forgot", doch dies ist eine andere Geschichte uns soll ein ein anderes Mal erzählt werden...
-
-
LA GARCONNIERE erzählt die Geschichte eines Architekten, der seine Frau über einen längeren Zeitraum in einem extra zu diesem Zweck angemieteten Appartement mit einem jungen Fotomodell betrügt. Die Sache fliegt auf, die beiden Ehepartner finden wieder zueinander, doch ihre Beziehung wird nie wieder dieselbe sein. Nascimbene rückt diesem Beziehungsdrama mit einem kleinen, von Gianni Ferrio geleiteten Ensemble zuleibe, bestehend u.a. aus Trompete, Posaune, Flöte, Vibraphon, Orgel, Gitarre (akustisch und elektrisch), Cello, Schlagzeug. Ein ruhiger, jazziger Score, dem durchgehend eine melancholische Stimmung zu eigen ist. Die Bilder des Filmes sind schwarz-weiß, was auch exakt der Atmosphäre der Musik entspricht. Ein Farbfilm wäre hierzu jedenfalls nicht wirklich vorstellbar. Fast die gesamte Musik kreist um ein einziges Hauptthema, dessen häufige Verwendung zwar etwas repitiv ist, aber dank wechselnder Instrumentierung, variierender Stimmungen und eingeflochtener Kontrapunkte durchweg interessant und hörenswert bleibt. Besonders das Cello vermag hier ganz wunderbare Akzente zu setzen. Gelegentlich wird einem Solo-Instrument auch mehr Freiraum eingeräumt. Vor allem die Trompete darf sich auch schonmal aus den vorgegebenen Bahnen lösen und improvisatorisch tätig werden. Und zwischendurch wird in einem feinfühligen Intermezzo von Gitarre und Klarinette, fast unmerklich ein zweites Thema präsentiert.
-
Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)
Angus Gunn antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
BAD DAY AT BLACK ROCK - Eigentlich vertont Andre Previn hier fast ausschließlich Spannungsmomente. Das einzige Thema dieser Musik, eine nüchterne, die Beharrlichkeit des von Spencer Tracy gespielten Charakters wiedergebende, recht simple Tonfolge, durchzieht in mannigfaltigen Varianten den gesamten Score. Ausladende Melodien, schwelgerische Romantik oder gar imposante Westernmotivik sucht man hier vergebens. Es gibt kein Schurken-Thema, noch nichtmal eines für die niedliche Anne Francis, der einzigen Frauenfigur des Filmes. Previn bleibt ganz und gar bei der Hauptfigur, eröffnet den Film mit einem reißerisch-packenden Main Title, begleitet Spencer Tracys Außenseitertum unter feindseligen Fremden und geht dabei sehr sparsam zu Werke. Gerade mal 20 Minuten währt der komplette Score, der punktuell geschickt über die Laufzeit verteilt, und gerade deshalb so effektiv ist. Und in dieser Konzentration auf das Wesentliche liegt wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass Previns Musik auf CD trotz der relativ spröden Komposition einen sehr guten Eindruck macht. Es ist schon beeindruckend, welche Professionalität Previn in so jungen Jahren bereits an den Tag gelegt hat. In meinem CD-Player ist sie jedenfalls ein gern gesehener Gast, und der Film selber ist sowieso über alle Zweifel erhaben! -
Jüdische Folklore in der Filmmusik
Angus Gunn antwortete auf Angus Gunns Thema in Filmmusik Diskussion
Schöne Beiträge, Max! Philippe Sarde zähle ich zu meinen Lieblingskomponisten, aber LA VIE DEVANT SOI war mir tatsächlich noch unbekannt. Hier noch eine Ergänzung zum Thema: Karl Ernst Sasses 1977 entstandene Musik zum berühmten Stummfilm mit Paul Wegener. Zitat von Sasse aus dem Booklet: "Die dritte Ebene ist die Musik der jüdischen Gemeinde. Hier sind Modi verarbeitet, ebenso wie Motive aus dem Glaubenssatz und dem Lobgesang. Diese begleiten die Geschehnisse in der Synagoge, den Zug durch die Stadt usw..." Die Herausforderung diese jüdischen Motive herauszuhören ist nicht einfach zu meistern, da Sasse sie doch sehr homogen ins sinfonische Ganze einbettet und kaum auf die für diese Musikart typischen Orchestrierungen zurückgreift. Mitunter schwierige Partitur, aber lohnenswert und spannend. Hier ein Auszug: -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Angus Gunn antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
Gefällt mir. Ist denn SEDDOK generell zu empfehlen? -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Angus Gunn antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
Aus aktuellem Anlaß möchte ich noch eine Krimimusik dazwischenschieben. Beat Records legt Trovaiolis UNA MAGNUM SPECIAL PER TONY SAITTA wieder auf. War schon zu Vinyl-Zeiten eines meiner liebsten Krimi-Alben, und scheint in der jetzigen Neuauflage unverändert zu sein. Gott sei Dank, kann man da nur sagen, denn das 32-minütige Album läuft wie geschmiert durch und ist hochgradig unterhaltsam anzuhören, ohne einen einzigen überflüssigen Track. Der Film selber ist ein ruppiger Vertreter des Poliziotteschi-Genres mit spektakulären Actionszenen, Giallo-Elementen und DIRTY HARRY als klarem Stil-Vorbild. Armando Trovaioli (der sich anscheinend mal mit "i" und mal mit "j" schreibt) hat dazu einen mitreißenden, jazzig-funkigen Score mit Streichorchester geschrieben, der im Wesentlichen aus zwei Themen besteht. "Louise" ist ruhig und melancholisch, beginnt mit bluesiger Trompete, bevor dann die Streicher übernehmen. Alex-North-Fans könnten bei diesem Thema eventuell ein Deja Vu erleben... Das zweite Thema gehört dem von Stuart Whitman verkörperten Tony Saitta und ist mit sattem Blech, Streichern, funkigem Rhythmus und jazzigem Saxophon ein furioses Beispiel für melodisches Actionscoring. Es bleibt allerdings weitgehend starr und variationsarm. "Louise" bekommt dagegen die interessanten musikalischen Entwicklungen ab. Ihr Thema ist filmbedingt auch direkt mit dem hektischen, von Keyboard-Klängen geprägten Killer-Motiv verknüpft. Wer dem 70er-Jahre-Krimi-Sound zugetan ist, der sollte sich dieses Album nicht entgehen lassen, denn es ist eines der besten seiner Art. -
Jüdische Folklore in der Filmmusik
Angus Gunn antwortete auf Angus Gunns Thema in Filmmusik Diskussion
Ich kenne sonst kaum etwas von Eidelman, aber der Main Title von TRIUMPH OF THE SPIRIT ist wirklich grandios! -
Jüdische Folklore in der Filmmusik
Angus Gunn antwortete auf Angus Gunns Thema in Filmmusik Diskussion
The Going Up of David Lev. Auch wieder so ein Film, der komplett in der Versenkung verschwunden ist. Tolle Musik, da bin ich ganz deiner Meinung! An manchen Stellen wirft "Masada" hier schon seine Schatten voraus. Simon and the Oaks. Klingt wunderbar und ist mir zugegebenermaßen völlig unbekannt. Das liegt daran, dass ich mich kaum mit aktuellerer Filmmusik beschäftige. Mag etwas engstirnig sein, aber mit Frau Focks könnte man es ja mal versuchen... -
Wahrscheinlich der bekannteste Score von Nascimbene, dessen martialische, von tontechnisch manipulierten Hörnern vorgetragene Eröffnungsmelodie "Violences and rapes of the vikings" wohl auch jedem Filmfreund bekannt sein dürfte, der sich sonst nicht näher mit Filmmusik beschäftigt. "Regnar returns" kleidet dasselbe Thema in episch-pastolare Klänge von außerordentlicher Schönheit und Eleganz. Nach dem rauhbeinigen "Drunk Song" gibt es ätherisch-engelsgleiche Frauenstimmen in "Eric is rescued by Odin´s daughters", einem weiteren Höhepunkt des Scores, der auch das wunderschöne Liebesthema einführt, das mich doch sehr an "The Wishing Star" aus Waxmans TARAS BULBA erinnert. Dass Tony Curtis in beiden Filmen zugegen ist (und auch direkt mit dem jeweiligen Thema in Verbindung steht) wird wohl reiner Zufall sein... Es taucht erstmals in Track 3 auf, etwa ab der 4. Minute, oder auch in Track 5 "Eric and Morgana escape / Love Theme". Achtet mal darauf! Bis zum furiosen Chor-Finale gibt es dann noch eine Menge Dramatik und Schlachtengetümmel, von Franco Ferrara gewohnt kompetent geführt. Eine ganz prächtige, melodisch reichhaltige Filmmusik, in der Nascimbene seine Experimentierfreude zu Gunsten einer klassisch ausgearbeiteten Komposition weitgehend im Zaum hält. Der Film selbst enthält Passagen mit Musik des britischen Komponisten Gerard Schurmann, da Nascimbene nach Schurmanns eigener Aussage nicht in der Lage war, die gewünschte Aktionsmusik zu schreiben. Nun, er war halt Italiener und wurde entsprechend musikalisch anders sozialisiert, als seine britischen oder amerikanischen Kollegen, und es spricht eher für ihn, dass er sich stilistisch nicht so ohne weiteres verbiegen ließ, und seinem Personalstil treu blieb, den ich an ihm so schätze. Das wäre zumindest meine bescheidene Meinung dazu. Ein ganz anderes Problem stellt der Soundtrack selber dar. Obwohl mit "newly remastered" beworben, leidet die CD von Legend (und bei anderen Veröffentlichungen wird es wohl ähnlich sein) unter einem sehr uneinheitlichen Klangbild. Da folgen Tracks von sehr ordentlicher Tonqualität auf Tracks, die mit sehr dumpfem und mulmigem Klangbild leider das Hörerlebnis empfindlich stören. Hier bedarf es dringend einer Überarbeitung. Mein Wunsch wäre, dass sich nochmal ein engagiertes Label dieses Scores annimmt und die besten verfügbaren Tonquellen mit den heutigen Mitteln sorgfältig restauriert (was im übrigen auch für "Barabbas" gilt). Ob das möglich ist, weiß ich nicht, aber in der jetzigen Form ist THE VIKINGS jedenfalls leider ein unbefriedigendes Erlebnis.
-
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Angus Gunn antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
Aber genau das ist doch der Punkt! Die Musik paßt ganz hervorragend zum Film, der eben dieses archaische, rauhbeinige Völkchen zum Thema hat, und Schauwerte im Sinne antiker, römischer Prachtstädte gibt es hier ja nicht, sondern schräge Maskierungen, holzige Hütten, rohe Kampfszenen und robuste Grausamkeiten. Da ist eine derart unbequeme Musikuntermalung schon naheliegend. Sicher, man hätte auch einen anderen musikalischen Ansatz wählen können, aber so wie Canfora es angegangen ist, war er damit erfolgreich. Was anderes könnte ich nicht behaupten, ohne ihm Unrecht zu tun. Einen Vergleich mit Nascimbene und Fusco zu ziehen, kann man machen, ist aber schon etwas unfair, da die beiden tatsächlich in einer anderen Liga spielen. Aber im Rahmen seiner Möglichkeiten war das schon trefflich musiziert. -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Angus Gunn antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
Aha, ganz offensichtlich also eine sehr kontroverse CD. Möglicherweise ein Kandidat aus der Kategorie "entweder man mag oder man haßt ihn", aber das war ja vorauszusehen. Gibt´s noch mehr Meinungen dazu? -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Angus Gunn antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
Diesen hier würde ich gerne noch einwerfen. Bruno Canfora hat es hier mit einem ähnlich kleinen Orchester zu tun wie weiter oben Maestro Giombini, doch geht Canfora meiner Ansicht nach geschickter damit um. Er konzentriert sich auf Percussions, Blech und Holzbläser, alles in hörbar kleiner Besetzung, und die Streicher freuen sich über einen freien Tag. Der Score ist rauh und spröde im positiven Sinne, im Stil der russischen Schule a la Strawinski gehalten, durchzogen von aggressiven Clustern, gewagten Disharmonien und wildem, blechgepanzertem Kampfgetümmel (Track 10!). Selbst friedliche Momente sind mit einem oder zwei Holzbläsern äußerst karg gehalten, von schroffer Urwüchsigkeit und von spätromantischem Pathos weit entfernt. Das instrumentale Arrangement ist so geschickt ausgeführt, dass die begrenzte Besetzung nicht weiter auffällt, sondern, im Gegenteil der unsentimentalen Komposition sogar noch entgegenkommt. Gerade hierzu würden mich andere Meinungen interessieren, da ich mir vorstellen kann, dass diese Musik kontrovers aufgenommen wird. -
Gerade erstmals erschienen: Die Musik zur dreiteiligen Joseph-Conrad-Verfilmung von 1979. Nach den Hörbeispielen, die Kronos auf ihrer Seite bereitgestellt haben, war bei mir erstmal Skepsis angesagt. Ich vermutete so etwas wie "Bhovani Junction" von Miklos Rozsa, ein Score der wenig mehr war als exotische Hintergrund-Berieselung. Doch REITTO DELLE ISOLE ist ein anderes Kaliber. Dies zu verdeutlichen ist nicht einfach. Das Ensemble besteht u.a. aus Sitar, Santur (einem Verwandten des Hackbretts) und Tabla und entwirft Stimmungsbilder, die weit über vordergründige Ambiente-Untermalung hinausgehen. Die CD eröffnet mit den rauhen Klängen eines Streichinstruments (möglicherweise eine chinesische Erhu?) fernab von weichgespühlter Konzertsaalakustik. Danach folgt der einsame, traurige Gesang eines Kindes ("Funerale"), dem Nascimbene naturalistische Wassergeräusche unterlegt. Als würde eine Hand mit sanftem Schwung in Wasser eintauchen und wieder hochkommen, wiederholt sich dieser Effekt die gesamten drei Minuten kontinuierlich, so dass daraus ein Art Rhythmus entsteht. Hervorzuheben ist außerdem Track 5 ("Angoscia") in dem Nascimbene mit leisen gezupften Klängen und einer Bambusflöte (letztere Angabe ohne Gewähr) ein hypnotisches Klanggespinst schafft. Unterlegt ist das ganze Stück mit einem durchgehenden, gleichbleibenden Ton, der dem Hörer unterschwellig vermittelt, dass hier nicht alles so harmonisch verläuft, wie es den Anschein hat. Dramatik auf ganz subtile Weise. Die CD endet mit dem 8-minütigen "Notturno", das wiederum sehr unaufdringlich eine fremdartige, mystische Stimmung erzeugt, seine Tonhöhe zum Ende hin kontinuierlich steigert und damit einen eigentümlich-beunruhigenden Unterton erzielt. Eine Musik, auf die man sich einlassen muß, in die man eintauchen kann, die über bloße Folklorismen hinaus dramatische Tiefe erzielt, ohne dabei auf westliche Hörgewohnheiten Rücksicht zu nehmen. Insofern ist sie ein direkter Verwandter von GLI ATTI DEGLI APOSTOLI und im Vergleich zu dem, was man sich im heutigen Mainstream unter ethnischer Musik so vorstellt, eine wahre Frischzellenkur. Allerdings bezweifle ich, dass sie viele Freunde finden wird.
-
42/52 THE SEA HAWK by Erich Wolfgang Korngold
Angus Gunn antwortete auf Markus Wippels Thema in Markus' Filmmusik-Kalender
Was soll man da noch sagen? The Sea Hawk ist nicht kritisierbar. Die Gerhardt-Einspielung ist brillant, gar keine Frage, aber mein persönlicher Favorit ist das Kojian-Album. Hängt sicher auch damit zusammen, dass ich damals diese Fassung als erstes kennengelernt habe. Gerhardt fügte hier und da was hinzu, um manchen Stücken noch eine Coda mitzugeben, z.B. bei "Shores of Dover", die in der eigentlichen Filmversion so nicht vorhanden waren. Allein deshalb ist die Gerhardt-Fassung eine unverzichtbare Ergänzung. -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Angus Gunn antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
Vorweg: Es gibt da einen Wikingerfilm namens "Eine handvoll blanker Messer" von Mario Bava. Zu diesem Film hat Marcello Giombini ein großartiges Hauptthema mit einfacher, aber wirkungsvoller Harmonik und eingängiger Melodie geschrieben. Dieses Thema hat sich mir seit Jahren im Gedächtnis festgesetzt, eine Soundtrack-Veröffentlichung hierzu steht jedoch noch aus. Mit dem Erwerb von I SETTE GLADIATORI habe ich auf etwas Vergleichbares gehofft - und es auch tatsächlich bekommen! Auch hier gibt es ein heroisches Heldenthema, das zwar qualitativ nicht mit dem von "Handvoll blanker Messer" mithalten kann, aber doch auf ähnliche Weise ins Ohr geht und gut nachpfeifbar ist. Das muß es auch sein, denn die Helden dieses netten Peplum-Abenteuers verständigen sich in brenzligen Situationen untereinander, indem sie sich die Akkorde ihres eigenen Themas gegenseitig zupfeifen! In der 6-minütigen Titelmusik wird dieses Hauptthema gelungen eingeführt: Es beginnt mit leiser Suspense-Untermalung, in die dann hier und da Fragmente des Themas eingestreut werden, bis es schließlich in voller Länge ausgespielt wird. Ein netter Einstieg, und zur Abwechslung mal ohne die im Genre bevorzugten "Schmädderätäng"-Overtüren. Das zweite wichtige Motiv ist das "Tema d´Amore". Dieses trägt mit seinen erhabenen Hörnern eine gewisse schicksalhafte Schwere in sich und dürfte der kompositorisch gelungenste Teil dieser Filmmusik sein. Außerdem gibt es ein exotisches Tänzchen, massig mulmige Spannungsmusik, Grobschlächtiges für die Kampfszenen und hier und da auch mal eine römische Fanfare. Auf ein 90-minütiges Album ausgewalzt ist das natürlich viel zu viel, auch wenn Giombini kontinuierlich mit netten Varianten des Helden-Themas zu überraschen weiß. Ein weiterer Schwachpunkt ist das doch reichlich reduzierte Orchester, das dem Komponisten zur Verfügung stand. Da fehlt es an allen Ecken an Klangfülle, und wenn dramatische Wucht vermittelt werden soll, dann betritt der Mann an der Pauke (der Pauker?) die Bühne, denn so ein Paukenschlag klingt schließlich immer irgendwie episch, besonders wenn dann noch die handvoll Blechbläser die tiefen Töne dazu anstimmt. Wer Monumentales sucht, der ist hier also falsch. Giombini betont das Abenteuerliche und muß sich mit den begrenzten Mitteln eines sehr überschaubaren Ensembles herumschlagen. Den Einfallsreichtum seiner besten Scores (Sabata) erreicht er leider nicht im Ansatz und somit kann ich unterm Strich auch keine Empfehlung aussprechen. Ein Fehlkauf war es aber auch nicht, dazu ist das Hauptthema in all seinen Ausprägungen doch zu knuffig und das Liebesthema zu schön, und deshalb bekommt auch diese CD ihren Platz bei mir im Regal zugewiesen. Noch ein Hinweis: Auf der Seite von Digitmovies gibt es eine Hörprobe, die zumindest mal das Tema d´Amore anklingen läßt. -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Angus Gunn antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
Paolo Vasile: IL GIORNO DEL COBRA "It´s coming soon the day of the cobra, and there´s no time to get away", verkündet der Titelsong dieses soliden, unterhaltsamen Actionkrimis von Enzo Castellari. Mit den Lyrics hat man sich hier mehr Mühe gegeben als man es von italienischen B-Movie-Songs sonst gewohnt ist, auch wenn die Charaktereigenschaften, die der Titelfigur (Deckname Cobra) hier zugeschrieben werden, schon etwas dick aufgetragen sind. "I never needed help from nobody, how could I trust them anyway..." Ja, Franco Neros Privatdetektiv ist auf sich allein gestellt, und schreibt auch gerne mal die Kontaktdaten von Klienten beim Kochen an die verrusten Kacheln über dem Herd in seiner schmuddeligen Junggesellenbude. Der Song DAY OF THE COBRA ist eine perfekte, eingängige Eröffnungsnummer, mit lässigen Beats, lakonischen Saxophoneinschüben und synthetischer Unterstützung. Bereits hier sind dramaturgisch geschickte Instrumentierungskniffe zu bemerken, die dem Song neben seiner schlichten Funktion als Titelmusik auch die Eigenschaften einer begleitenden, dramatischen Filmmusik verleihen. Der Score selber macht viel Freude, ist ganz klar in den 70er Jahren verwurzelt, wobei aber auch die 80er ihre Schatten vorauswerfen. Das Ensemble besteht vornehmlich aus Percussion, bluesigen Trompeten und Synthetischem. Ein Großteil der Komposition dient der Untermalung von Spannungs- und Actionszenen, doch ist Vasile ein Komponist, der sich nicht auf den gängigen Suspense-Floskeln ausruht und viel Gespühr für filmische Dramaturgie beweist. Ausgehend vom Cobra-Thema, stattet er Franco Neros turbulente Ermittlungen mit immer neuen, musikalischen Wendungen aus, dass es für den geneigten Hörer über die gesamte Laufzeit spannend bleibt. Lediglich das Thema für die Beziehung zu seinem kleinen Sohn fällt etwas aus dem Rahmen. Mit Synthesizer, etwas Föte und Gitarre klingt es wie etwas, was Karel Svoboda für die Biene Maja hätte schreiben können und droht schon ein wenig in Schlager-Gefilde aufzudriften. Gerade in "Remember" und "Tim" fällt es daher etwas kitschig aus, in "Encounter" ist es dagegen zurückhaltender orchestriert und stimmiger. Außerdem gibt es noch eine mitreißende (und schnellere) alternative Fassung von DAY OF THE COBRA, die im Film als Abspannmusik dient, und ein gut geöltes Disco-Instrumental-Stück names "Upstairs". Paolo Vasile hat seine Filmmusikkarriere nach nur einer handvoll Produktionen aufgegeben und ist heute erfolgreicher TV-Produzent. Sein "Cobra"-Score wurde seinerzeit von Cinevox auf schuldiges Vinyl gepreßt und wird all jenen gefallen, die einen bodenständigen, einfallsreichen Krimiscore mit Zeitkolorit zu schätzen wissen. Sammler, die nur klassische Orchester-Scores gelten lassen, werden hiermit freilich nicht viel anfangen können. Eine CD dieser Musik wäre zu begrüßen. Aber wenn, dann bitte auch mit der Filmversion des Titelsongs. -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Angus Gunn antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
Ich hatte ja schonmal meine Bewunderung für diese Musik beschrieben. Dass die Orchestrierung zu schmal ausgefallen ist habe ich irgendwie nie so empfunden, mag aber sein. Für mich ist es nicht nur Savinas Bester, sondern sicherlich auch eine der besten Italowesternsoundtracks überhaupt. Ist das wirklich so? Hast du das irgendwo nachgelesen, oder einfach durch Hinhören herausgefunden? Wär ich nie drauf gekommen, dass da kein Dudelsack spielt. Woran macht man sowas fest?