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Soundtrack Board

Angus Gunn

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Alle Inhalte von Angus Gunn

  1. Carlo Innocenzi war ein sehr produktiver Komponist, der zum Zeitpunkt dieser Komposition bereits auf eine lange Filmmusikkarriere zurückblicken konnte. Il Terrore dei Barbari lief in deutschen Kinos als Herkules, der Schrecken der Hunnen und hat erstaunlicherweise nicht unter größeren Einschränkungen des Musikbudgets zu leiden. Das Orchester ist jedenfalls voll besetzt und wird von Franco Ferrara gewohnt sicher geführt. Am Anfang steht ein ebenso eingängiges wie mitreißendes Marschthema, das natürlich für den von Steve Reeves verkörperten Helden steht (der in der italienischen Fassung Emiliano heißt) und ein fanfarenartiges Motiv beinhaltet, von dem ich meine, es schonmal irgendwo anders gehört zu haben. Verifizieren kann ich das aber nicht, und wer schon Innocenzi heißt, dem kann man ja keine unlauteren Absichten unterstellen... Aber ist dieser famose Marsch auch das Hauptthema? Eigentlich nicht, denn der Komponist macht im weiteren Verlauf (leider!) kaum Gebrauch davon. Wesentlich öfter erklingt das schwelgerische, reich verzierte Liebesthema, dass natürlich der von Chleo Alonso gespielten Schönheit zugedacht ist. SCIABOLE (BALLETTO) beginnt ruhig und steigert sich zu einem wilden Tanz, ebenso wie die beiden späteren Tracks MUSICA ALL´ACCAMPAMENTO #2 und der furios-dramatische DANZA DEL FUOCO, bei dessen rasanten Xylophon-Läufen sich Assoziationen zu Khachaturian aufdrängeln. Es sind auch die einzigen Stücke, die in ihrer Instrumentierung auf die exotischen Handlungsorte verweisen, denn ansonsten bleibt die Partitur ganz in europäisch-romantischen Gefilden. BATTAGLIA macht seinem Namen alle Ehre und zündet ein Feuerwerk dramatisch-aktionsreicher Klänge, teils mit aggressiven Blecheinwürfen, und zum FINALE packt Innocenzi dann doch nochmal die einleitenden Takte des Emiliano-Marsches aus, um dann aber schleunigst wieder in das Liebesthema umzuschwenken und das Abenteuer entsprechend schwelgerisch zu beenden. Eine rundum gelungene, gut durchhörbare Peplum-Musik, für mich sogar zusammen mit zwei oder drei anderen die beste ihres Genres, die speziell Golden-Age-Fans ansprechen wird.
  2. Aus den drei Nicolai-CDs von Saimel hätte man eine richtig gute CD zusammenstellen können. Aber auf die Länge funktioniert das einfach nicht... Den Titelsong von ARIZONA SI SCATENO... finde ich aber richtig klasse, geht einem erstmal nicht aus dem Kopf. Der Text wurde hier auch klar mit einem Augenzwinkern geschrieben, und so sollte man ihn auch annehmen. Von Nicolai würde ich noch ELEONORA empfehlen. Ist zwar keine Genremusik, aber der hat mir in letzter Zeit richtig gut gefallen.
  3. Da hast Du aber auch ausgerechnet einen ganz trockenen Kandidaten erwischt. Das Ding habe ich einmal gehört und hatte auch den Eindruck, dass es zu gefühlten 98% aus minimalistischem Suspense-Scoring besteht. Sehr anstrengend, und nur was für ganz Hartgesottene. Schade eigentlich, denn der Film selber ist ziemlich cool und bei Fans wegen seiner schrägen Ideen beliebt.
  4. Thunder & Mad Dog - Francesco De Masi Es ist bereits an den Covermotiven zu bemerken: Feinsinnige Charakterstudien sind nicht das starke Gewand dieser beiden testosteronzentrierten Actionbrettern aus den seligen 80er Jahren. Der eine ist ein "First-Blood"-Verschnitt, bei dem der Vietnam-Veteran durch einen Indianer ersetzt wird, der andere erzählt von Pferdefreund Rock und dessen Rachefeldzug nachdem er ein Jahr lang unschuldig das harte Brot des Knastalltags knabbern mußte. Beide Filme entstanden kurz nacheinander unter der Regie von Produzent Fabrizio De Angelis und bekamen von Maestro De Masi passende Klänge mit auf den bleihaltigen Weg. Da sich die Soundtrack-Alben kompositorisch und strukturell recht ähnlich sind, empfiehlt es sich beide gemeinsam zu besprechen. THUNDER hat eine Laufzeit von rund einer halben Stunde (bzw. 4 Minuten mehr in seiner CD-Inkarnation) und beginnt mit einer wunderbar eingängigen, lässig dahinfliessenden Americana-Imitation, deren Melodie von Franco De Geminis Mundharmonica über relaxtem Rhythmus intoniert wird bevor Streicher und Hörner die Führung übernehmen. Dass es so friedlich nicht bleibt, dürfte klar sein, denn ein alter, indianischer Zausel verkündet Unheil und bekommt ein geheimnisvoll-dräuendes Flötenthema zugeteilt. Bei den zu erwartenden Action-Tracks geht De Masi dann blechgepanzert in die Vollen, verliert aber nie seine Melodien aus den Augen, was selbst wilden Autojagden immernoch einen emotionalen Unterbau garantiert. De Masi weiß, wie man Dramatik schafft, wenn die Bilder versagen. "Thunder Gymckana" heiß der furiose Track, der mit Streichern und Percussion den Rhythmus schafft, um dann das getragene "Thunder"-Thema darüberzulegen. Im Weiteren erinnern bleischwere Hörner an De Masis Ursprünge als Hornist, hier und da ergänzt durch E-Gitarren-Akkorde oder Flötentriller, und De Geminis Mundharmonika sorgt zwischendurch auch mal für Atempausen. Über MAD DOG läßt sich im Prinzip das Gleiche sagen. Die Orchesterbesetzung dürfte eine sehr ähnliche sein. Auch hier beginnt De Masi mit einem relaxten Ohrwurm-Thema, das solistisch beginnt und dann orchestral ausgebaut wird. Spannendes und Entspannendes hält sich bei diesem Soundtrack in etwa die Waage, wobei hier noch zwei zum Mitpfeifen anregende Source-Music-Tracks vertreten sind. Hält man sich vor Augen, für welche Filmproduktionen diese Musik entstanden ist, kann man sich über deren Qualität nur wundern. De Masi ruht sich nicht auf simplen Strukturen aus, seine Themen sind griffig und abwechslungsreich verarbeitet und mit Kontrapunkten verziert. Zieht man den im selben Zeitraum entstandenen LONE WOLF MCQUADE als Vergleich heran, dann fällt auf, dass dieser thematisch vielseitiger ist. Dafür wirkt THUNDER ebenso wie MAD DOG dramaturgisch geschlossener. Auch die bei MCQUADE vorkommenden Morricone-Anleihen sind hier nicht zu finden. Der einzige Kritikpunkt, den ich anzubringen habe, ist, dass den Partituren, so professionell sie auch ausgearbeitet wurden, irgendwie doch eine gewisse Routine im Umgang mit den kompositorischen Mitteln nicht abzusprechen ist. Es fehlt ein wenig an jener Originalität und Hingabe, die seine besten Scores aus früheren Zeiten so hörenswert machten. Aber dies ist freilich eine rein subjektive Wahrnehmung meinerseits, denn unterm Strich ist das wesentlich mehr als man erwarten konnte.
  5. Die Popularität dieser Musik kann ich mir auch nicht so ganz erklären, wird zum Teil wohl auf ihr Auftauchen bei Tarantino zurückzuführen sein. Sie ist ja zum Teil wirklich ordentlich, aber in der Tat viel zu lang und repitiv, da bin ich völlig deiner Meinung. Die LP von Intermezzo repräsentierte den Score seinerzeit mit rund 20 Minuten sehr viel vorteilhafter. Wer Lust hat, kann sich die damalige LP-Präsentation auf der GDM-CD folgendermaßen programmieren: 1,5,6,9,7,17,11,23,13,29,24,22,31. Wobei ich aber nicht weiß, ob die Trackliste der Neuaufage von Pentamusic identisch mit der von GDM ist.
  6. Oh ja, der müßte dringend mal überarbeitet werden. Die (sogenannte) Promo-CD ist doch eher kümmerlich und hat ein paar unschöne Abblendungen mitten in den Tracks. "Two Rode Together" wäre auch ein Duning-Score, den ich liebend gerne als CD-Album hätte. Nebenbei, weiß hier jemand wie man seinen Namen korrekt ausspricht? Duning, Djuning oder Daning? Da stolper ich jedesmal drüber.
  7. Shenandoah - Frank Skinner Der Main Title ist bemerkenswert: Nach kurzem vollorchestralen Intro intoniert ein Akkordeon die allseits bekannte Shenandoah-Melodie. Doch schon kurz darauf mischen sich militätische Snaredrums in die Idylle und das Blech schwingt sich zum tragisch-schicksalsdräuenden Kriegsthema auf. Dann übernehmen die Streicher wieder das Shenandoah-Thema, laufen kontrapunktisch nebenher und ringen mit ihrem Gegenpart um die Vorherrschaft. Dass die Kriegsmaschinerie schließlich die Oberhand behält, läßt bereits den tragischen Verlauf des Films erahnen, der von Skinner hier meisterhaft in gerade mal knapp zwei Minuten auf den Punkt gebracht wurde. Weiterhin dominieren pastorale Elemente den Score, mal verspielt, mal verträumt, mal folkloristisch. "Horse Play" erfreut zwischendurch mit einem orchestralen Hoedown und "Young Captives" endet würdevoll mit einem "Battle Hymn"-Zitat. Auf der B-Seite machen Trompetensignale, aggressive Trommelakkorde und schroffes Blech unmißverständlich klar: "War is Hell"! Abgerundet wird die LP mit zwei hübschen "inspired by"-Single-Versionen des Shenandoah-Themas, eines davon mit "Narrations" von James Stewart. Ein richtig schönes Album zu einem rundum gelungenen, klassischen Western-Score, bei dem eigentlich nur zwei Fragen offen bleiben: Wieso gibt es noch keine CD, und warum wurde Frank Skinners Name auf dem Frontcover komplett verschwiegen?
  8. Toller Vierteiler mit authentisch wirkender Atmosphäre, den ich bisher noch gar nicht kannte. Besonders amüsant und auch für Laien wie mich interessant, wenn sich zwei Musiker bei einem Spaziergang im Park in ungläubiger Be- und Verwunderung über den Virtuosen Bach unterhalten: - Ich verstehe nicht, wovon Sie so völlig schockiert sind. - Weil er um eine andere Art Musik weiß. Um diese volltemperierte Stimmung, die die 24 Tonarten möglich macht. Erinnere Dich, Lebell. - Eine theoretische Spielerei. Sie sagten es selbst, man kann sie kompositorisch gar nicht nutzen. - Er kann´s, er kann´s... er geht von d-Dur nach cis-Moll, von cis-Moll nach as-Moll oder nach a-Dur... - Auf welchen Umwegen? - Direkt! Weil er ganze Akkordreihen aus ganzen Terzen benutzt zu... zu Tonleitern. - Das geht doch garnicht, er gerät in die Wolfsklingen. (...) - Er kennt den ganzen Quintenzirkel, er beherrscht ihn wie unsere Antipoden die Rückseite des Mondes kennen. Er spaziert darin voller Vergnügen. - Noch sind die harmonischen Gesetze der 24 Tonarten gar nicht erforscht. - Er beherrscht sie aber!
  9. Yiddish Connection - Georges Garvarentz Heute mal nichts Schwermütiges. Derzeit bringt ein Wetterumschwung die ersten Sommertage nach Köln, da steht mir der Sinn nach Gute-Laune-Musik. Und der Score zur Gaunerkomödie mit Charles Aznavour und Ugo Tognazzi ist da genau das Richtige. Georges Garvarentz´ Komposition bietet leichtfüßige Eleganz und augenzwinkernden Charme vom Allerfeinsten und ist von handwerklich makelloser Qualität. Der Schwerpunkt liegt auf jüdsicher Folklore, die oft in Form des eingängigen Hauptthemas variantenreich eingebunden wird. Jenes Hauptthema ist es auch, das zu Beginn der B-Seite in Form eines zackigen, ebenso mitreißenden wie humorvollen Marsches präsentiert wird, den man so schnell nicht wieder aus dem Kopf bekommt. Ansonsten gibt es mancini-eskes Mickey-Mousing, furiose Orchester-Tutti ("La route des dollars"!) und eingestreute dramatische Bonmots, bis sich das Ganze in einem reinen Folkloretanz auflöst. Und im Anschluß sogar noch ein herrlich-elegisches Stück, in dem sich Klavier und Geige solistisch ausdrucksstark betätigen. Dass dieser leider viel zu unbekannte Score bis heute nicht auf CD aufgelegt worden ist, möchte ich mal als eine Rabenschande bezeichnen, denn er wurde mit spürbarer Begeisterung komponiert und mit nicht minder großer Verve eingespielt. Musicbox-Records sollten sich schleunigst daran machen und diesen Zustand beheben. Bis dahin tut es mein Vinyl-Exemplar, dass ich mir vor Jahren mal digitalisiert habe.
  10. Diese CD hatte ich auch schonmal ins Auge gefaßt... und dann wieder vergessen. Jetzt überlege ich es mir nochmal, denn bei MMM sind ja alleine schon die Booklets den Kaufpreis wert.
  11. Ist in diesem Fall nicht nötig. Das Album befindet sich ja auf CD 1, die Filmversion in mono auf CD 2. Das habe ich in meiner Beschreibung gar nicht deutlich erwähnt, wie mir selber gerade auffällt. Insofern ist die Präsentation auf der Digitmovies-CD wirklich optimal. Ob die Filmversion auch in der Filmreihenfolge vorliegt ist eine andere Sache und läßt sich schwer nachvollziehen, denn der Film scheint momentan, wenn überhaupt, nur in italienischer Sprachfassung erhältlich zu sein.
  12. Schöner, stiller Score zu einem im Italien der Nachkriegszeit angesiedelten Kriminaldrama, dem nun eine Doppel-CD spendiert wurde. Stilsicher versteht es Rustichelli in der ihm eigenen Art eine Atmosphäre von Tristesse zu schaffen, unter deren Oberfläche sich aber auch zaghafte Anflüge von Lebensfreude verbergen. Das Hauptthema wird gleich zu Beginn von einer klagenden Trompete intoniert und im Score immer wieder aufgegriffen, oft auch im Dialog mit Saxophon und Klavier, oder mit dezent-jazzigem Unterbau. Ein zweites Thema ist von deutlich optimistischerem Charakter, zwar ebenfalls melancholisch angelegt, läßt Rustichelli hier doch des öfteren folkloristische Einflüsse zu. Die musikalischen Schwerpunkte liegen hier eindeutig auf dem solistisch eingesetzen Instrumentarium. Die Streicher sorgen in vielen Stücken für etwas Wärme im Hintergrund und haben nur in den wenigen Suspense-Passagen den Vortritt. Aber hat es denn nun dieser Neu-Auflage wirklich bedurft? Und da muß ich ehrlicherweise sagen: eigentlich nicht. Zwar war es mal durchaus interessant der rund einstündigen Filmversion in all ihrer Vollständigkeit zu lauschen, aber mit Ausnahme eines hübschen Souce-music-Tracks ist da nichts Essentielles hinzugekommen. Das bisherige Album bot eine perfekte (Stereo-) Zusammenstellung und ist für mich nach wie vor die erste Wahl. Dennoch ist die CD von Digitmovies zu begrüßen, denn ob nun als kompaktes 33-min-Album oder als fast doppelt so lange Filmversion, Rustichellis Musik überzeugt mit Stil und Seele ohne sich dabei in jeglicher Aufdringlichkeit zu verlieren. Eine Tugend die heute so selten geworden ist.
  13. Wild, sinnlich, eigenwillig, einzigartig, faszinierend. Diese Vokabeln fallen mir spontan ein, wenn ich die Filme des französischen Regisseurs Jean Rollin beschreiben soll. Und wenn ich daran denke, wie viele Hebel ich seinerzeit in den 90er Jahren in Bewegung gesetzt habe, um an obskure, ausländische Videofassungen seiner Filme zu kommen... Damals hätte ich nicht im Traum daran gedacht, dass diese vermeintlich unvermarktbaren Werke jemals in solch aufwendigen Heimkino-Auswertungen erscheinen würden, wie es heute der Fall ist. Die CD von Lucertola traf damals durchaus eine Mitschuld an meiner Neugier und Begeisterung für diesen Ausnahme-Regisseur. Die fünf vorgestellten Soundtracks auf diesem Sampler transportieren die eingetümliche Stimmung von Rollins Bildern perfekt. In "Frisson des Vampires" treffen die an Stummfilm-Ästhetik erinnernden Bilder von Gruften und Grabsteinen im Gegenlicht, von Vampir-Mädchen mit Kerzenleuchtern auf schmuddeligen Progressiv-Rock der Gruppe Acanthus. Aber dennoch melodisch und mit Struktur. Sieben Tracks gibt´s davon zu hören. Für "La Rose de Fer", einen der visuell schönsten Filme aller Zeiten (und das ist keine Übertreibung!), komponierte Pierre Raph einen minimalistischen, melancholischen Score mit Stimm- und Echoeffekten. Gerade die kurzen ersten Tracks, von Klavier und E-Gitarre intoniert, entfalten eine große suggestive Kraft, wenn Rollins Handkamera die trostlos-fauligen Ecken einer namenlosen Stadt ablichtet, oder wenn sich ein Liebespaar auf einer Lok (!) im Morgendunst zu den Anfangstiteln in den Armen liegt. Mit gerade mal knappen 10 Minuten ein sehr kurzer Score, der damit allerdings komplett ist. Jedenfalls ist mir im Film keine weitere Musik aufgefallen. Die letzten drei stammen von Philippe d´Aram und haben einiges zu bieten: "Fascination" leitet mit einem Chororgel-Arrangement, dass sehr an die Popol-Vuh-Musik zu "Aguirre" erinnert, ein. Gefolgt von einem gespenstisch-morbiden Walzer. Bass und Spinett tragen eine düstere Elegie in "La Morte Vivante" vor. Die 18 Minuten "Perdues dans New York" schließlich erinnern an die Synthie-Ensemble-Musik, die Maurice Jarre in den 80ern gerne komponiert hat. Manches klingt wie aus einem Actiondrama jener Dekade, und kann auch Hören empfohlen werden, die organisch gewachsene, in sich geschlossene Scores bevorzugen und den Klängen der 80er nicht abgeneigt sind. Das trifft sicherlich nicht jedermanns Geschmack, aber das filmlische Oeuvre von Jean Rollin ist mit diesem Querschnitt schon sehr gut musikalisch erfaßt. Es fehlt nun eigentlich nur noch D´Arams traumhafte Komposition zu "Fiancee de Dracula". Das Schlußthema wird keiner so schnell vergessen, der diesen Film mal gesehen hat. Alles in allem eine wunderschöne, mit Herzblut produzierte CD, die den späteren Ausgaben von FindersKeepers, die freilich auch ihre Qualitäten haben, vorzuziehen ist.
  14. Zur Tonqualität des Barry-Scores: Ja, er klingt im Vergleich zum Prometheus-Album jetzt ausgewogener und transparenter. Dennoch ist es immernoch Mono mit leichtem Grundrauschen und einem allgemein recht dünnen Klangbild. Der Shire-Score ist sehr interessant und für mich der Hauptgrund dieser CD-Anschaffung. Ihn zu beschreiben fällt mir allerdings schwer, daher zitiere ich mal den Meister selbst: "The movie was so bizarre ... really, really strange. So I was trying to capture that kind of strangeness in the music." Er wählt dafür einen fast kammermusikalischen Ansatz, ähnlich wie bei "The Godchild". Gelegentlich gibt es melodische Abstecher in Folkmusic-Gefilde (vor allem in Track 27) und ein interessantes Gitarren-Klaviermotiv mit leicht rockigem Anstrich in Track 22. Ansonsten dominieren Holzbläser, oft solistisch eingesetzt, diesen seltsamen, aber überaus hörenswerten Score, der auch vor abstrakten Klanggebilden nicht zurückschreckt.
  15. Kein Trash, aber sehr öde: SILVERADO. An Broughton liegt´s freilich nicht!
  16. The Magnificent Seven gehört seit meiner Jugend zu meinen Lieblingen, aber warum hast du das Ryko-Album der LP-Aufnahmen nicht in die Abstimmung mit aufgenommen? Dieses wäre nämlich mein Favorit. Auch wenn es mit dem Titel des Sequels überschrieben ist, so ist dieser Soundtrack ja irgendwie auf beide Filme zutreffend (und ich weiß noch wie mich das früher verwirrt hat). Das Album bietet 34 Minuten Highlights ohne jeglichen Durchhänger, ist in wunderbarem Stereoklang gemastered und besitzt dennoch jene nostalgische Patina, die einer 50 Jahre alten Aufnahme anhaftet, was ich sehr mag. Als Höralbum funktioniert das für mich besser als alle anderen Fassungen.
  17. "Americana" war und ist für mich immer so ein schwammiger Begriff gewesen. Ich habe nie so richtig kapiert, was alles unter diese Bezeichnung fällt, bzw. welche Kriterien erfüllt sein sollten, um ein Musikstück dem "Americana"-Genre zuordenen zu können. Spontan fällt mir ein: "Jeremiah Johnson" von John Rubinstein und das Haupthema von "Road House" (Michael Kamen) gefallen mir sehr gut. Zumindest nach meinem Verständnis sollten die zur Americana gehören...
  18. Giuseppe Becce: Das Cabinet des Dr. Caligari Weil ich mir gerade die phantastisch restaurierte Fassung auf der DVD von Transit Film angesehen habe. Die dort verwendete Musik hat mir eigentlich sehr gut gefallen, doch ist die Musikfassung auf dieser CD meiner Ansicht nach unerreicht. In Ermangelung der Originalpartitur (mit Ausnahme von wenigen historisch verbürgten Fragmenten) von Giuseppe Becce hat man eine neue Musik aus dem Fundus von Becces Kinowerken zusammengestellt, dem Film angeglichen und miteinander verknüpft. Das Ergebnis macht einen homogenen Eindruck und funktioniert auch für sich genommen sehr gut. Musikalischer Dreh- und Angelpunkt ist eine düstere, einprägsame Tonfolge mit der die Vorspanntitel einleiten und die nochmal jeweils zu Beginn des zweiten und dritten Aktes und zum Ende ertönt. Ein weiteres mehrfach verwendetes Thema ist ein aufsteigendes Dreiton-Motiv, dass mich sehr an Wagners Nibelungen erinnert und sehr stimmungsvoll unheilvolle Szenen einleitet, wie z.B. in Track 9 "Die unheimliche Nacht" . Weiterhin gibt es romantische Intermezzi, dramatische Aktion, Quirliges für die Jahrmarktszenen und gelegentlich auch aggressiv-horrible Crescendi, fast wie zu Universal-Frankenstein-Zeiten. Bemerkenswert finde ich auch, dass Cesares Flucht über die Dächer nicht als Gruselspektakel vertont wurde. Statt dessen wurde ein aufwühlend-emotionales Thema gewählt, das mehr die Tragik der Situation betont, ganz wie in schöner, klassischer Schauer-Romantik-Manier. Alles in allem eine spannende, abwechslungsreiche Musik, die mit 12 Musikern auch nicht überorchestriert wurde, was den Film schnell hätte überfordern können. Und so bekommen wir, ganz nebenbei, auch mal einen Querschnitt durch das musikalische Schaffen vom "Toscanini des Kintopp" geboten. Alles richtig gemacht haben: Lothar Prox (Zusammenstellung), Emil Gerhardt (Arrangement) und Helmut Imig (Dirigent).
  19. Ein oft übergangener Goldsmith, den ich seit vielen Jahren mal wieder gehört habe. Das Hauptthema ist fragil und gibt vor, einfühlsam zu sein, aber das hätte ein Delerue sicherlich überzeugender hinbekommen. Die dramatischen Tracks sind in ihren besten Momenten ordentlich, meist aber eher routiniert. Der psychopathische Ehemann bekommt ein eigenes Motiv, das aus kalten Synthieflächen und Schlägen besteht, und auch gut zum T 1000 gepaßt hätte. Gute Ansätze ändern aber nichts daran, dass der ganze Score wenig bemerkenswert daherkommt. Der ganze Score? Nein! Ein einzelner Track leistet erbitterten Widerstand, und er hat´s nicht leicht, denn er wird von allen Seiten vom Mittelmaß umzingelt. Dieser Track heißt "The Carnival" und erklingt in einer Schlüsselszene, als der derangierte Gatte seine totgeglaubte Frau auf einem Rummelplatz erblickt. Hier blitzt für zwei bis drei Minuten Goldsmith´s Könnerschaft auf, als er auf beeindruckende Weise die beiden Hauptthemen zusammenführt. Gerade noch vertretbarer Goldsmith. Der erweiterten Version hätte es aber wirklich nicht bedurft.
  20. Warte lieber erstmal ein paar andere Meinungen ab. Mein Geschmack scheint mir nicht sehr repräsentativ hier im Forum zu sein. Ja, stimmt. Wobei ich die beiden aber schon sehr verschieden finde. Beneath ist für mich, ungeachtet seiner Qualität als Filmmusik, als Höralbum kaum erträglich. Battle mag ich dagegen sehr. Mein Lieblings-Rosenman ist und bleibt aber A Man Called Horse .
  21. Ich versuch´s mal. "Making Love" ist ein durchgehend romantischer Score mit hauptsächlich Streichern, warmen Holzbläsern und, im Pre- und Postlude, Klavier. Er steht klar in der Tradition von East Of Eden, wobei mir Eden etwas besser gefällt, da er kompositorisch raffinierter war. "Making Love" ist schön aber fast schon ein wenig zu glatt, was ich von Rosenman so bisher noch gar nicht kannte. Das 6-minütige Postlude ist allerdings sehr gelungen und für mich auch das Highlight der gesamten CD. "Race with the Devil" ist, wie es oben schon geschrieben wurde, wohl am ehesten mit The Car vergleichbar. Wobei es hier nicht nur rosenman´sche Horrormusik zu hören gibt. Nach dem Main Title folgen erstmal ein paar fröhlich-verspielte Minuten und das zirzensische Bike Race. Auch hier gefällt mir The Car im direkten Vergleich besser, der war irgendwie dramaturgisch stimmiger, was auch an der Verwendung des "Dies Irae"-Motivs liegen mag. Eine ähnliche Melodie im Sinne eines Leitmotivs gibt es bei Race nicht, dafür wird in den wild-kakophonischen Tracks des öfteren das Spinett bemüht. Alles in allem eine schöne Sache, zwei so komplett unterschiedliche Scores nebeneinanderzustellen. Ich würde beide aber nicht zu den besten "Rosenmännern" zählen.
  22. Noch was zur Ergänzung: Klaus Doldinger: Flug in die Hölle Das Hauptthema gab es mal in der seicht-gefälligen Titel- und Abspannmusik auf einem Doldinger-Sampler. Tatsächlich kommt dieses Thema im (6-teiligen) Film in verschiedenen Variationen vor, sehr viel mitreißender in der ca. 5-minütigen Nachtflug-Sequenz am Anfang, oder auch mal ganz still als Gitarren-Solo. Die Szenen in der australischen Wildnis stattet Doldinger mit sehr interessanten Klängen, teils synthetisch, teils mit exotischem Instrumentarium wie dem Didgeridoo aus. Gegen Ende kommt noch ein gelungenes, rythmisch akzentuiertes "Trek"-Thema hinzu, sowie ein von Gitarre und Flöte intoniertes, friedliches Thema, als die beiden Protagonisten (gespielt von Helmut Zierl und Werner Stocker) von einem Aboriginal gerettet und versorgt werden. Das ist natürlich alles für den Zeitpunkt der Handlung (30er Jahre) zu modern arrangiert, funktioniert aus meiner Sicht aber dennoch perfekt, und es gäbe vor allem ein tolles Album. Guido & Maurizio De Angelis: Il Lupo dei Mari Eine italienische Seewolf-Verfilmung mit Chuck Connors, die ein Musikthema besitzt, das sich über Jahrzehnte bei mir festgesetzt hat. Auch hier funktioniert ein für die Handlung eigentlich viel zu modernes Arrangement sehr gut. Die De-Angelis-Brüder setzten dabei weniger auf Düster-bedrohliches, sondern legen den Schwerpunkt auf die emotionale Seite der Geschichte. Nach Korngold und Posegga ein weiterer, völlig anderer musikalischer Ansatz, den ich wahnsinnig gerne in kompletter Form auf CD hätte. Zumindest das Hauptthema gab´s mal auf ´nem Sampler:
  23. Natürlich gibt´s noch Holy Grails! Irgendwo hatte ich vor einiger Zeit hier auch mal welche gepostet, aber gerne nochmal mit Erklärung: - Douglas Gamley: The Land That Time Forgot Allein diese unendlich elegische, von dramatischer Schwere und düsterem Seemannsgarn umnebelte Titelmusik... Und das Finale mit dem sinkenden U-Boot im Vulkanfeuer könnte glatt als eigenständiges Konzertwerk bestehen. - Roger Kellaway: Jaws of Satan Der Film lief in den 80ern öfters mal als "King Kobra" im Nachtprogramm. Die Musik ist u.a. mit Saxophon und Spinett ungewöhnlich orchestriert und sehr wirkungsvoll. Fand ich damals schon beeindruckend. - Ron Goodwin: Frenzy Ich glaube, hierzu muß man nicht viel sagen. - Trevor Jones: Excalibur In kompletter und remasterter Fassung. - Hans Jönsson: Die Frau in Weiß Traumhaft schöne, delerue-ähnliche Themen und emotionale Dramatik von einem mir ansonsten völlig unbekannten Komponisten zu einem dreiteiligen deutschen TV-Film. Zugegeben etwas verschrobene Titel, aber ich stehe zu jedem einzelnen und es gäbe mit Sicherheit noch mehr, aber das sind so momentan meine Favoriten.
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