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Angus Gunn

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Alle Inhalte von Angus Gunn

  1. Angus Gunn

    Eigene Filme

    Im Zuge der digitalen Medien gibt es da draußen viele filmende Menschen. Aber nur vergleichsweise wenige filmen mit Verstand und in der Absicht das aufgenommene Material zu kleinen eigenständigen Clips oder Kurzfilmen zu verarbeiten. Es wäre vielleicht eine gute Idee, solchen Aufnahmen auch hier im Forum eine Plattform zu geben, da es hier, wie es scheint, ebenfalls solche ambitionierten Zeitgenossen gibt. Denkbar sind Beiträge aller Art, sie sollten nur mit Engagement gefilmt, ordentlich geschnitten und vertont (anders ausgedrückt: vorzeigbar) sein. Zu diesem Zweck habe ich mich nun bei Vimeo angemeldet und setzte hier jetzt mal einen ersten kleinen Zweiminüter hier rein, den ich als Demo und Test dort eingestellt habe. Ich hoffe, es funktioniert alles (mache sowas zum ersten Mal...)
  2. Ja, das macht Sinn. Dann versuche ich es mal bei Vimeo.
  3. Also nochmal ´ne technische Frage. Ich habe bemerkt, dass man in den Anhängen nur bis zu 4,09 MB hochladen kann. So winzig bekomme ich keinen noch so kurzen Film konvertiert. Läßt sich das durch die hochgeschätzte Forenaufsicht noch ändern oder gibt es da andere Möglichkeiten des Hochladens, die mir bisher entgangen sind? Es hängt jetzt momentan eigentlich nur noch an diesem Problem.
  4. Na, das ist ja schonmal was. Dann versuch ich das mal, dauert aber noch ein paar Tage, da ich solche Sachen nicht von hier aus machen kann. Bei meinem eigenen Equipment dauert das Hochladen des kleinsten Filmschnipsels erfahrungsgemäß Stunden und scheitert dann auch meist. Von daher noch etwas Geduld bitte.
  5. Gestern abend gesehen: Jamaica Inn. 3-teilige TV-Verfilmung (in GB als 6-Teiler ausgestrahlt) nach dem Buch von Du Maurier. Mit Jane Seymour, John McEnery, Patrick McGoohan. Großartig umgesetzt, toll gespielt. Vor allem McGoohan liefert eine beeindruckende Vorstellung ab und wird von dem unvergleichlichen Günther Ungeheuer synchronisiert. Die Musik von Francis Shaw ist melodisch, dramatisch, britisch. Im Film tauchen auch Stücke von Rozsa und Alfred Newman auf, was sehr gut zu den entsprechenden Szenen paßt, aber für das geübte Ohr auch zu einem Stilbruch mit der Originalmusik führt.
  6. Scheinbar keine Hobbyfilmer hier zugegen. Na, vielleicht stelle ich gelegentlich mal einen Demo-Clip rein.
  7. Zum Thema Forum aufhübschen: Wie wär´s denn mal mit einem Thread, in den die User selbstgedrehte Kurzfilme einstellen, die mit Filmmusik unterlegt sind. Ich erlebe es bei uns im Amateurfilmclub ständig, wie unsensibel Musik über eigentlich schön inszenierte Aufnahmen geranzt wird. Eine mit Sinn und Bedacht angewendete Musikuntermalung kann die Bildwirkung jedoch enorm unterstützen, was gerade Soundtrackfans ja eh am besten wissen. Das würde Amateurfilmer ansprechen und im Idealfall zeigen, wie man eine gute Filmmusik sinnvoll zweckentfremdet. Wenn es technisch möglich ist und es rechtlich keine Bedenken gibt, mache ich auch gerne den Anfang.
  8. Aber ist das denn umgekehrt nicht genauso? Ich selber war z.B. noch nie auf FB, und habe auch keine Ahnung, wer oder was JavaScript ist. Es ist nicht auszuschließen, dass ich mich irgendwann mal auf FB umschaue, aber dann eher um alte Schulfreunde wiederzufinden, o.ä. Und wenn man das hier so liest, scheinen die FB-Beiträge doch eher den kurzfristigen Smalltalk zu bedienen um danach im Nirvana zu verschwinden. Da ist mir dann ein Forum wie dieses, wo Beiträge länger Bestand haben und bei Bedarf auch wiedergefunden werden können, doch sehr viel lieber. Solange ich mich hier wohlfühle, brauche ich auch nach keiner Alternative Ausschau halten.
  9. DRAGON SEED kam 1944 in die amerikanischen Kinos. Erzählt wird eine Geschichte aus dem chinesisch-japanischen Krieg (1937-1939). Als japanische Truppen ein chinesisches Dorf besetzen, ist Jade (Katherine Hepburn) die einzige, die sich ihnen entschlossen entgegenstellt. Als Nachfolge-Projekt der auch künstlerisch sehr erfolgreichen Literaturverfilmung THE GOOD EARTH (1937) wurde DRAGON SEED mit drei Millionen Dollar Produktionskosten für seine Zeit enorm aufwendig realisiert. Komponist beider Filme war Herbert Stothart, "perhaps the most underappreciated, undervalued musical titan of Hollywood´s Golden Age." (Zitat aus dem Booklet der FSM-CD) Und um es kurz zu machen: Ich liebe diesen Soundtrack! Stothart schafft hier ein betörendes, sinfonisches Tongemälde. Zutiefst romantisch, aber nicht kitschig. Dramatisch, aber nicht aufdringlich. Er macht reichlich Gebrauch von jenen pentatonischen Leitern, die man unwillkürlich mit fernöstlicher Musiktradition verbindet. Ergänzt wird das Orchester durch die Klänge von Erhu und Guzheng, zweier authentischer chinesischer Saiteninstrumente. Das sorgt ebenso für das passende Flair wie der Gebrauch der (damals chinesischen, heute taiwanesischen) Hymne San Min Chu I und dem populären Song Chee Lai (aka March of the Volunteers). Eine Musik, in die man eintauchen kann, wie in einen guten Filmklassiker, und, aus meiner Sicht, dem lautstark aufbrausenden "Gone With the Wind" weit überlegen.
  10. Gerne. Solange es ab und an mal ´ne Reaktion gibt, hat man auch das Gefühl, dass die Texte hier nicht völlig untergehen. LO SCIALO ist ein Roman des in Italien populären Schriftstellers Vasco Pratolini und ist der Mittelteil einer Trilogie namens "Una storia italiana", die mit "Metello" begann und mit "Allegoria e derisione" endete. Zwei Familien stehen im Mittelpunkt eines Liebes- und Sozialdramas, das als Porträt vom Italien zur Zeit des Faschismus nach dem ersten Weltkrieg angelegt ist. Vom renommierten Regisseur Franco Rossi 1987 mit Massimo Ranieri, der schon 1970 in "Metello" die Titelrolle verkörpert hat, und Eleonora Giorgi (bekannt aus Argentos "Inferno") als 3-teilige TV-Mini-Serie inszeniert. Viel mehr läßt sich nicht in Erfahrung bringen über LO SCIALO, der momentan völlig von der Bild(schirm)fläche verschwunden zu sein scheint. Merkwürdigerweise ist er in der ofdb unter dem deutschen Titel DIE VERSCHWENDUNG angegeben. Einen Hinweis auf eine deutsche TV-Ausstrahlung läßt sich allerdings nirgendwo finden. Falls da jemand nähere Informationen zu hat, möge er sie gerne hier kundtun. Mario Nascimbenes Musik ist ein wunderbares Alterswerk, das Stimmungen und Emotionen exakt aber unaufdringlich einfängt. Durchzogen von einer Professionalität und spürbaren Anteilnahme am Schicksalsweg der Figuren, wie man sie von einem Komponisten seines Kalibers, der fast ein halbes Jahrhundert Film(musik)erfahrung in sich trägt, erwarten darf. Schon die Titelmusik steckt in ihrer Einfachheit, ihrer dezenten Orchestrierung, dem entspannenden Mandolinenspiel und der volkstümlichen Melodie voller Nostalgie und Wehmut, ohne dabei pessimistisch zu klingen. Das zauberhafte TEMA DI NELLA ist ähnlich angelegt, wird mal von Mandoline und Gitarre, und mal von Gitarre und Klarinette vorgetragen. TEMA DI NINI läßt auch mal ein Streichorchester und sanft angeschlagene Klaviertöne zu. In NELLO CARROZZA und ATIMO NOSTALGICO begegnen wir dem Muschelstamm-Thema aus ONE MILLION YEARS B.C. wieder, hier in einem bluesigen Arrangement für Saxophon und Klavier. YVONNE ist ein entzückendes Stück für ein kleines Salonorchester, das nach sanftem Beginn in beschwingtere Walzerklänge übergeht. Ein stimmungsvolles Album von unaufdringlicher Art und hohem Niveau.
  11. Filmbörsen-Ausbeute. Normalerweise kaufe ich keine Filme, die ich bereits in guten Editionen im Regal stehen habe. Aber wenn es sich um persönliche Lieblingsfilme handelt (die dann auch noch mit einem so tollen Cover bedacht wurden) dann werfe ich diese Regel gerne mal über Bord. CAPTAIN CLEGG (aka NIGHT CREATURES) ist ein großartiger, britischer Piratenfilm mit Schauermotiven. Der Score von Don Banks betont letztere und ist sehr dramatisch. Auf Tonträger hat er es bislang nicht geschafft, noch nicht mal auf jenen Hammer-Collection-CDs von GDI ist er vertreten.
  12. Heute auf der Filmbörse ergattert. Die neue Edition von Fulcis selbst für Italo-Western-Verhältnisse enorm grimmigen "Verdammt zu leben, verdammt zu sterben" präsentiert den Film endlich in einer würdigen, sorgfältig restaurierten Fassung. Normwandlungsartefakte wie in vorangegangenen Editionen sind Geschichte, und der deutsche Kinoton klingt klar und sauber wie nie zuvor. Einziger Pferdefuß sind die immernoch vorhandenen Passagen die nur im O-Ton vorliegen. Es wurde also nicht nachsynchronisiert, weshalb man mehrmals in die schlechter klingende italienische Tonspur geworfen wird. Dennoch kann man mehr als zufrieden sein, zumal auch das Bonusmaterial stimmt: In einem 20-minütigen Special weiß der sympathische Fabio Frizzi einige Anekdoten über den Werdegang von "Bixio-Frizzi-Tempera" und natürlich über die Arbeit an "I Quattro dell´Apocalisse" zu berichten. Demnach wurde der Film zunächst mit Songs von Bob Dylan getemptrackt, was für den jungen Komponisten erstmal mit großer Bestürzung zur Kenntnis genommen wurde, da er sich nicht in der Lage sah mit dem großen amerikanischen Songschreiber mitzuhalten. Natürlich begab man sich schließlich doch ans Werk und kreierte einen Score, mit dem Fulci sehr zufrieden war. Ridin´ on the dusty road together, four people who don´t know their destiny... Als Warnung vorweg: I QUATTRO DELL`APOCALISSE wird nicht jedermanns Zustimmung finden. Hörer, die ausschließlich traditionell auskomponierte Filmmusik gelten lassen, sollten an dieser Stelle nun die Lektüre dieses kleinen Esseys beenden. All jene, die auch mal andere Konzepte zulassen und populären Musikstilen nicht abgeneigt sind, dürfen gerne weiterlesen: Hauptthema ist der balladeske Song MOVIN´ON, der auch stilistisch die Richtung des Scores vorgibt. In einer Mischung aus Country, Westcoast und Folk mit einem Schuß Beatclub gibt es noch vier weitere Songs, die allesamt, mal instrumental, mal gesungen, ihren Platz im Film bekommen. Gitarrenlastig instrumentiert und interpretiert von "Cook and Benjamin Franklin Group", sind sie melodisch ansprechend, sorgen für Abwechslung auf dem Album und stehen im krassen Gegensatz zu der nicht unbeträchtlichen Gewalt in Fulcis Inszenierung. Der Film selber beginnt mit einem exzellenten, orchestralen Suspense-Motiv, als sich in der Stadt Unheil anbahnt, Revolver geladen werden und vermummte Gestalten in Fenstern erscheinen. Obwohl es einer der eindrucksvollsten musikalischen Momente im Film ist, fand sich ausgerechnet dieser Track seinerzeit nicht auf dem Vinyl-Album, weswegen er auf den CD-Editionen auch erst im Zusatzmaterial auftaucht. Überhaupt sind die spannungsorientierten Orchesterarrangements die heimlichen Höhepunkte des Scores, allen voran das aufpeitschende ON THE TRACES OF CHACO, aber auch das ruhige und sinistere SLOW VIOLENCE, das sehr effektiv in einer äußerst unerquicklichen, drastischen Szene eingesetzt wird. Der von Tomas Milian grandios verkörperte Antagonist Chaco bekommt mit dieser Musik wahrlich eine würdige akustische Begleitung verpaßt. BUNNY LOVE SONG ist degegen ein friedvolles, von Mundharmonika und Streichern getragenes Instrumentalstück, das dem einzigen weiblichen Charakter, der jungen Prostituierten Bunny, gewidmet ist. Die Sequenz, in der sie in einem schmuddeligen Schürfercamp ein Kind zur Welt bringt und die dort ansässigen Grobklotze zu Tränen rührt, ist eine der schönsten in Fulcis Oeuvre und zeigt, dass er auch ganz anders konnte. Der Soundtrack ist inzwischen zweimal auf CD erschienen, wobei beide Fassungen inhaltlich identisch sind. Die Tracks 1-14 sind das einstige LP-Programm. Dem folgen acht zusätzliche Tracks, die in der Neuauflage von Penta Music einzeln aufgedröselt, auf der Cinevox-CD von 1998 als OUTTAKES SUITE in einem einzigen Track untergebracht wurden.
  13. Zweifellos ist die Popularität dieser Musik dem Moonglow-Love-Theme zuzuschreiben. Es ist sicherlich ein hübsches Thema, das sich gut vermarkten läßt, mehr aber auch nicht. Duning war ein großartiger Dramatiker, und das spürt man bei PICNIC, wenn sich in die eigentlich romantisch gefärbte Partitur dramatische Zwischentöne einschleichen. Das ist schon gekonnt gemacht, wie er hier brodelnde Emotionen in Töne umzusetzen weiß. Empfehlen würde ich aber eher "Toys in the Attic", der einen ganz ähnlichen Ansatz hat, aber noch um einiges intensiver ist.
  14. Franco Bixio / Fabio Frizzi / Vince Tempera - LA PECCATRICE Dieser Film ist hierzulande nahezu unbekannt, da er nie für den deutschsprachigen Raum bearbeitet wurde. Und da auch die italienische DVD keine Untertitel anbietet, kann ich die Handlung nur oberflächlich wiedergeben. 1950: In abgelegener Provinz arbeiten sämtliche Bewohner eines sizilianischen Dorfes für den Minenbesitzer Turco. Auf dessen Land arbeitet auch die exotische Schönheit Debra, die sowohl von Turco wie auch von dessen Sohn begehrt wird. Es kommt zu einem Vater-Sohn-Konflikt, der die Lebensgrundlage des gesamten Dorfes gefährdet. Schon bald wird Debra der Hexerei bezichtigt, und die Frauen des Dorfes schreiten zur Tat. Ein ambitionierter Film mit tragischem Ausklang, dessen relativ schwache Regie leider das dramatische Potential nicht richtig zu nutzen weiß. Die Musik stammt von Bixio, Frizzi und Tempera, die in dieser Dreier-Formation in den 70er Jahren in allen möglichen Filmgenres unterwegs waren. Am bekanntesten sind sie wahrscheinlich durch ihre Zusammenarbeit mit Lucio Fulci, vor allem dessen großartig-nihilistischen Western "I Quattro dell´Apocalisse" und den exzellenten Giallo-Thriller "Sette note in nero". PECCATRICE ist ein anderes Kaliber, und es ist vermutlich der Obskurität des Filmes geschuldet, dass diese Musik bisher noch nicht auf CD erschienen ist. Der Score besteht im Wesentlichen aus zwei Themen. Eines wird im ersten Track als wehmütiges Streicherarrangement mit Klavierbegleitung und wunderbarem, konzertantem Finale vorgestellt. Das zweite ist in der Folkloremusik verankert und wird im Film als Titellied ("La Piccatura") vorgetragen. Gesungen wird es von der sizilianischen Folksängerin Rosa Balistreri, deren überaus markante Stimme auch von Ennio Morricone für das Mafia-Drama "Il Prefetto di Ferro" eindrucksvoll genutzt wurde. Beide Themen erhalten gefühlvolle Varianten, mal mit Holzbläsern und Gitarren, mal mit Klavier und Streichern. Hervorzuheben ist das ruhige, makellos-elegante "Omerta", das mit Maultrommel und Pfeifen ein wenig an Italo-Western-Klänge erinnert, was auch im Film gut zur kargen Landschaft paßt. Energisch und spannend ist "Uomini Zolfo", bei dem Maultrommel, Snaredrum und Streicher einen harschen Rhythmus vorgeben, den man in ähnlicher Form auch von Morricone her kennt, gleichermaßen skuril wie dramatisch. Vielleicht kein ganz großer Wurf, aber ein schöner, geschmackvoll komponierter und orchestrierter Score mit eingängigen Themen, der durchaus etwas Aufmerksamkeit verdient, und deswegen von mir hier mal vorgestellt wurde.
  15. 1100 Jahre vor Christus: Zu den kärglich spröden Klängen der einleitenden Musik schwenkt die Kamera von der Spitze einer felsigen Erhebung über eine unwirtliche Wüstenlandschaft bis zu einer Gruppe von Menschen, die sich samt ihrer paar Habseligkeiten und mitgeführtem Vieh durch diese Einöde hindurchbewegt. Es sind die von Moses geführten Stämme der Kinder Israels, die nach 40 Jahren das gelobte Land im Tal von Kanaan erreichen und sich dort niederlassen. So beginnt Roberto Rosselinis IL MESSIA, der sich auch im Folgenden sehr genau an die vier Evangelien hält. Gefilmt ist das Ganze in einem sehr nüchternen, geradezu trockenen Inszenierungsstil. Die Kamera fängt das Geschehen ohne erkennbare künstlerische Ambitionen ein, schwenkt wie improvisiert über die bukolisch ausgestatteten Szenarien, zoomt willkürlich Details heran, und Schnitte werden nur gesetzt, wenn´s gar nicht mehr anders geht. In Wirklichkeit ist das alles natürlich das Ergebnis einer exakt ausgearbeiteten Dramaturgie, die die allseits bekannte Geschichte in ein naturalistisches Gewand kleidet und auf publikumswirksamen Ausstattungsprunk, Actionszenen oder sonstigen Zierrat verzichtet. Selbst das königliche Domizil eines Herodes bietet nicht mehr fürs Auge als schlichte Lehmziegelwände, acht bis zehn Komparsen und dem Allernötigsten an Dekor, um die Handlung zeitgeschichtlich einzuordnen. Der größtmögliche Gegensatz zu einem Film wie "König der Könige" also. Der Vorläufer von IL MESSIA ist der ein paar Jahre vorher gedrehte TV-Mehrteiler GLI ATTI DEGLI APOSTOLI (siehe weiter oben), und die stilistischen Ähnlichkeiten in Mario Nascimbenes Musik sind offensichtlich. Der Erlöser selbst erhält durch die Klänge einer Flöte eine Art von Leitthema. Ein sehr einfaches, folkloristisches Motiv, ohne Echohall oder sonstiges konzertantes Brimborium, sondern schlicht und trocken intoniert. Dem gegenüber stehen eigenwillige, kakophonische Klangschöpfungen a la ONE MILLION YEARS B.C., etwa in einer recht schockierenden Szene, in der einem Stier demonstrativ vor versammeltem Volk Kopf und Beine abgeschlagen werden. Szenisch bedingte Musik wie murmelnde Chöre oder die Untermalung von Festivitäten sorgen hier und da für Kolorit, ansonsten wird mit Musik äußerst behutsam gewirtschaftet. Eine Veröffentlichung auf Tonträger hat es auch hier nie gegeben (Ausnahme: die Titelmusik auf dem 3-LP-Set "L´Impronta del Suono"). Wünschenswert wäre das allemal, denn es ist ein interessanter, spannender Score, klischeefrei und fernab von jeglichen Konventionen. Als Kontrastprogramm zu den Hollywood-Klassikern ist aber auch der Film selber eine Sichtung wert. Ausschließlich visuell orientiertes Publikum wird er kaum begeistern, Cineasten können sich an ihm abarbeiten.
  16. Wenn ein Regisseur einen (oder mehrere) Musiker engagiert, die aus einem ganz anderen musikalischen Umfeld kommen, und mit der Vertonung von Filmen sonst nichts zu haben, dann erwartet er (der Regisseur) i.d.R. keinen klassischen Filmscore, sondern möchte für seinen Film den Stil des jeweiligen Musikers anwenden, da er diesen als besonders geeignet empfindet. Das hat in der Filmgeschichte schon zu manch exzellenten Ergebnissen geführt (siehe Miles Davis´ "Fahrstuhl zum Schafott", Paul Giovannis "Wicker Man" u.v.a.) Tangerine Dreams SORCERER gehört in diesen glücklichen Reigen, denn die Stücke der deutschen Synthie-Rock-Formation geben Friedkins exzellentem "Lohn-der-Angst"-Remake eine ungemein dichte Atmosphäre, die die ohnehin schon starken Bilder enorm unterstützt ohne dabei zum Selbstzweck zu verkommen. Das erinnert, sowohl in Komposition wie auch in der suggestiven Wirkung an die besten Scores von John Carpenter. Ich bin sonst kein besonderer Kenner ihrer Werke und habe auch längst nicht alles gehört, aber von all dem, was mir aus ihrem späteren Filmschaffen so zu Ohren gekommen ist, hat nichts ein ähnlich strimmungsvolles Klangkolorit erzielt und war in manchen Fällen sogar arg unpassend (z.B. Firestarter). SORCERER dagegen bietet großartige Tracks, die sowohl im Film wie auch als Album aufs Trefflichste funktionieren.
  17. Es hat wohl zumindest Gespräche zwischen Hawks und Tiomkin über HATARI gegeben. So steht´s jedenfalls im Booklet zu lesen. Hawks war zu dem Zeitpunkt dem großen Golden-Age-Klang überdrüssig geworden. "Look, I don´t want one violin, I don´t want one cello, I don´t want any woodwind. I want native instruments or something else that you can think of." Antwort: "That´s a great idea, boss!" Am nächsten Tag rief Tiomkin an: "You were fooling, weren´t you?" Antwort Hawks: "You´re fired, Dimi." Ich mag solche amüsanten Geschichten. Die Wild Victory Whistles hört man direkt im Anschluß an die große Schießerei mit Burdettes Männern, also auf CD 2 zwischen Track 7 und 8. Und wenn ich mich nicht täusche, dann müßte es die Version von Track 26 sein. Die Harmonica Chords kann ich auch nicht zuordnen. Eigentlich können die ja nur von Stumpy kommen, wüßte aber nicht, wo der solche Töne von sich gibt.
  18. Ein Kriegsdrama von 1961 mit Mel Ferrer, dem verläßlichen Peter van Eyck und Ida Galli (später Evelyn Stewart) in einer ihrer ersten Rollen. Als im besetzten Bosnien ein Attentat auf einen deutschen Militärzug verübt wird, sieht das Kriegsgesetz vor, 30 Zivilpersonen aus dem Ort als Vergeltung hinzurichten, sofern sich der Täter nicht ermitteln läßt. Hauptmann Langenau (van Eyck) läßt also 30 Menschen selektieren, auf dem verschneiten Dorfplatz aufstellen und setzt das Ultimatum auf 16 Uhr fest. Auch wenn Regisseur Paolinelli den Stoff nicht immer ganz im Griff hat und sich bei manch einem Charakter zu sehr auf das Klischee verläßt, so ist ihm doch ein spannendes, mitunter intensives Drama gelungen, denn je weiter man sich dem Ablauf der Frist nähert, umso mehr liegen die Nerven blank. Und es dauert nicht lange, da wird auch jemand gefunden, den man als vermeintlichen Täter ausliefern kann. Bemerkenswert an diesem Film ist aber auch seine musikalische Ausgestaltung. Denn Paolinelli verzichtet nahezu gänzlich auf Musikuntermalung und kann sich das auch leisten. Lediglich das berühmte schottische Volkslied "Auld Lang Syne" hat in einem Arrangement für Orchester und Klavier seinen Auftritt, als es von einer Schallplatte abgespielt wird und für zwei Minuten die eisige, bedrückende Stimmung durchbricht. Komponist von LEGGE DI GUERRA ist, natürlich, Mario Nascimbene. Ob er für die Source-Music verantwortlich ist, kann ich leider nicht sagen, aber er hat das einzige Stück echter Filmmusik beigesteuert, das im gesamten Film zu hören ist. Es beginnt mit wortlosem Chor während der tragischen Bilder in den letzten Handlungssekunden und schwingt sich während des Abspanns zu einem ergreifenden, stark russisch gefärbten, Orchesterfinale auf. Auf Tonträger hat es diese Musik leider nicht geschafft. Der Film jedoch ist durchaus sehenswert und kann auf der DVD-Edition von "Filmjuwelen" begutachtet werden.
  19. Das finde ich ja großartig, dass Peter Hyams hier so viel Aufmerksamkeit bekommt. "Narrow Margin" habe ich tatsächlich seinerzeit im Kino gesehen (weil ich Capricorn One und 2010 so mochte). Ich weiß sogar noch, dass der im "Europa" auf der Graf-Adolf-Straße in Düsseldorf lief. Aber nicht im Kino 1, sondern in einem der kleinen Nebelsäle und war auch nach spätestens 2 Wochen wieder verschwunden. Dass es ein (mindestens genauso gutes) Original von Richard Fleischer gibt, wußte ich damals noch nicht, und bekam dieses auch erst sehr viel später zu sehen.
  20. Schon ewig (wahrscheinlich seit der CD-Veröffentlichung 2009) nicht mehr gehört und gerade sehr angenehm überrascht, wie gut die ist! King Vidors im 18. Jahrhundert angesiedelter NORTHWEST PASSAGE enttäuscht viele Zuschauer, die einen Film über die Entdeckung der Nordwestpassage, jene Schiffahrtsroute, die durch die kanadisch-arktischen Meeresstraßen führt und den Atlantik mit dem Pazifik verbindet, erwarten. Dieser erste Teil erzählt lediglich die Vorgeschichte, und macht uns mit dem von Spencer Tracy gespielten Major Rogers vertraut. Der finanzielle Mißerfolg (und angeblich auch Unstimmigkeiten zwischen Vidor und Tracy) sorgten dafür, dass der geplante zweite Teil leider nie inszeniert wurde. Aber auch mit dem halben Werk läßt sich´s gut leben, ist es doch ein aufwendiger, angenehm altmodischer Abenteuerfilm, der freilich auch die zeittypischen Klischees bedient. Herbert Stotharts Score wird von einem 60-köpfigen Orchester interpretiert (plus einem 60-stimmigen Chor in den Anfangs- und Schlußtiteln) und ist höchst unterhaltsam anzuhören. Dies liegt an der thematischen Vielfalt und der kompositorischen Finesse, mit der hier zu Werke gegangen wird. Stothart arbeitet mehrere Traditionals wie "Rule Britannia", "Over the Hills and Far Away" und "British Grenadiers" in seine Partitur mit ein, mit denen er mitunter auch leitmotivisch umgeht. Schon der MAIN TITLE / PORTSMOUTH HARBOUR ist ein mitreißender Opener, vollgestopft mit Fanfaren, Marschmotivik, Zitaten, dramatischen Streichern und Chor. Im Weiteren weiß Stothart mit immer neuen, abwechslungsreichen Varianten seiner Themen zu begeistern und die Klangfarben seines Orchesters optimal zu nutzen (in Track 2 kommt sogar eine elektrische Orgel zum Einsatz). Romantische Zwischenspiele, ein wenig Mickey-Mousing für die humoristischen Szenen, Stothart hat alles im Griff, und hier und da schimmert sogar WIZARD OF OZ durch. Wuchtige Orchestertutti sind dabei eher die Ausnahme, denn der Komponist weiß sich im Zaum zu halten, im Gegensatz zu seinem Zeitgenossen Max Steiner etwa, der mir persönlich oft zu üppig aufgetragen hat und damit übers Ziel hinausgeschossen ist. Die FSM-CD ist makellos und die Aufnahmen klingen für ihre Zeit (1940) geradezu sensationell. Dem 50-minütigen Score schließen sich 15 Bonus-Minuten an mit zwei alternativen MAIN TITLES, sowie Tracks, die nur noch von dem Music-and-Effects-Track gerettet werden konnten.
  21. Sehr schöne, detailfreudige Abhandlung, Mephisto! Dieses Intrada-Album gehört für mich zu den wichtigsten Veröffentlichungen der letzten Jahre, und das liegt hauptsächlich daran, dass RIO BRAVO damals wie heute nicht nur mein Lieblingswestern ist, sondern auch zu meinen Lieblingsfilmen generell zählt. Dass Tiomkin hier das Orchester so klein gehalten hat, habe ich als sehr angenehm empfunden, da mir schon so manch einer seiner Scores viel zu dick aufgetragen war. Hawks war wohl auch kein großer Freund solcher Orchesterorgien und hatte in dieser Hinsicht sicherlich einen positiven Einfluß auf seinen Komponisten. Später bei HATARI sind die beiden dann ja auch getrennte Wege gegangen, nachdem Tiomkin nicht mehr bereit war, Hawks´ Wünschen nach immer minimalistischeren Arrangements nachzukommen.
  22. LE SOLDATESSE ist ein Film des hierzulande völlig unterschätzten Regisseurs Valerio Zurlini, mit dem Nascimbene auch privat eine enge Freundschaft verband (siehe LA RAGAZZA CON LA VALIGIA). Ein Meisterwerk, ebenso unterhaltsam wie dramatisch packend, bei dem man sich wundern muß, dass es niemals, trotz Mario Adorf, eine deutsche Auswertung erfahren hat. Immerhin existiert eine brauchbare, englisch untertitelte DVD-Edition. Griechenland 1941: Mit den ersten Bildern des Filmes befinden wir uns mitten im Kriegsgeschehen. Die Vorspanntitel setzen ein zur dramatischen, von Trommeln akzentuierten Titelmusik. Ein Leutnant (Tomas Milian) bekommt den Auftrag, zwölf einheimische Frauen (u.a. Lea Massari und Anna Karina) mit einem Lastwagen auf mehrere Stützpunkte der italienischen Besatzungsarmee zu verteilen, um sie dort in Bordellen als Prostituierte arbeiten zu lassen. Zusammen mit dem als Fahrer eingeteilten Sergente Castagnoli (Adorf) macht man sich auf einen beschwerlichen Weg durch gefährliches Gebiet. Das erinnert ein wenig an den Plot von "Lohn der Angst", doch ist Zurlini weniger an vordergründiger Aktion interessiert (obwohl er auch diese virtuos beherrscht). Sein Augenmerk liegt auf den Charakteren, deren Geschichten und Beziehungen untereinander. BALLATA DEL CAMION ist eines der beiden Hauptthemen. Es steht, wie der Titel schon sagt, für den LKW, für das Trübsal und die Not, aber auch die Sehnsüchte und Hoffnungen, die er auf seiner Ladefläche transportiert. Und natürlich greift Nascimbene auf den charakteristischen Klang der Bouzouki zurück und entlockt ihr ein wunderbares Thema, irgendwo zwischen Weltschmerz und latentem Optimismus. Die einzige Person, die ein eigenes Thema zugeordnet bekommt, ist die von Marie Laforet gespielte Eftikia, die vom Drehbuch auch die ausführlichste Charakterisierung erhält. TEMA DI EFTIKIA ist sehr intim orchestriert, steckt voller Tragik und Schwermut und wird zunächst lediglich von Gitarre und Bouzouki dargeboten. In einem späteren Track (SIRTAKI DI EFTIKIA) auch ganz anmutig als Zusammenspiel von Klarinette und Gitarre. In ASSALTO AL CAMION und FUCILAZIONE DEI PARTIGIANI kehren Snaredrums und dramatische Orchestertutti zurück, bevor das Album mit dem hinreißenden, 5-minütigen INCONTRO DI MARTINO ED EFTIKIA allmählich ausklingt. Eine beseelte Filmmusik von großer Ausdruckskraft, die sich in zwei Fassung auf der CD von Beat Records befindet: Die Tracks 1-9 sind das originale RCA-Album in mono, die Tracks 10-18 sind dasselbe nochmal in stereo, diesesmal um 4-5 Minuten verlängert, da das Album hier und da etwas gekürzt war. Die wirklich komplette Filmmusik scheint das aber auch nicht zu sein, da BALLATA DEL CAMION im Film zunächst in einer Fassung mit Trompeten zu hören ist, die das Folkloristische stärker betonen. Diese Trompeten fehlen auf der CD, es muß also wenigsten eine alternative Einspielung dieses Stückes geben, oder die Trompeten wurden separat aufgenommen und später hinzugemischt. Aber das ist nur eine Kleinigkeit, die ich hier interessehalber noch erwähnen wollte. Da SOLDATESSE ein relativ kurzer Score ist, war noch Platz auf der Scheibe, und der wurde mit 10 beschwingten Tracks aus VADO A VEDERE IL MONDO, CAPISCO TUTTO E TORNO ausgefüllt. Dabei handelt es sich um eine 8-teilige, komödiantische Mini-Serie von 1973 um ein weltenbummlerisches, italienisches Paar. Der Komponist begleitet die beiden Protagonisten bei ihren Reisen nach Ägypten, Japan, Hawaii und New York mit dem gut gelaunten SWING SWING, das mal als Bossa, mal mit Streichorchester und mal mit verspieltem Cembalo daherkommt. In der Titelsong-Version wird es auf stimmlich angenehme Weise von Kathy & Gulliver interpretiert, die dem einen oder anderen vielleicht von "Angels and Beans" her bekannt sind. Dazwischen gibt es das eingängige IL VIAGGIO, wahlweise mit Mundharmonika (Franco De Gemini) oder als FOLK BEAT. Eine hübsche Ergänzung zur Discographie des Maestros, aber die Hauptattraktion bleibt freilich LE SOLDATESSE, der in das Regal eines jeden Sammlers gehört, der sich auch nur am Rande mit italienischer Filmmusik beschäftigt, zumal es auch klanglich diesmal nichts zu meckern gibt.
  23. Lange Zeit in der Versenkung verschwunden und gerade wieder ausgebuddelt: VIELE KAMEN VORBEI ist eine Perle des deutschen Kriminaldramas, in teils poetischen Bildern aus unterschiedlichen Blickwinkeln erzählt, und weit mehr als eine vordergründige Hetzjagd auf einen Frauenmörder. Die Musik von Peter Sandloff ist brillant, mal betörend schön klassizistisch und mal radikal modern, wie die Bilder, die sie begleitet. Man achte vor allem auf die psychologisch raffiniert ausgefeilte Musik während der nächtlichen LKW-Fahrt. Das hätte ein Paul Glass nicht besser hinbekommen, dessen Komposition zu "Bunny Lake is missing" mir noch am ehesten als Vergleich dazu einfällt. Für Sandloff gab´s dafür das Filmband in Silber, sowie den deutschen Kritikerpreis. 10 glorreiche Minuten von diesem Score finden sich auf Folge 6 der Reihe "Deutsche Filmkomponisten", auf der sich natürlich auch noch viele weitere Schätze befinden. Sollte man sich nicht entgehen lassen.
  24. DOCTOR FAUSTUS: Leider ist das beeindruckende "Helen´s Theme", meiner Meinung nach eines von Nascimbenes größten Würfen, nirgendwo zu finden, aber immerhin das düstere Hauptthema: LIEBE IN DER STADT: Der Track des "Fellini"-Albums aus dem Segment "Agenzia matrimoniale" (fehlt in der deutschen Synhronfassung):
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