-
Gesamte Inhalte
785 -
Benutzer seit
-
Letzter Besuch
Alle Inhalte von Angus Gunn
-
Diese Frage beschäftigt mich eigentlich schon, seit ich diesen Begriff zum ersten Mal bewußt gelesen habe. Ich bilde mir ein, "Americana" auch ganz gut als solche erkennen zu können, aber ich beurteile es aus dem Bauch heraus, nicht weil ich es wirklich weiß. Es gibt einige Titel, wie THE BIG COUNTRY von Moross oder RED PONY von Copland, die gerne erwähnt werden, wenn es um besonders markante Beispiele dieser Musikgattung geht. Das ist für mich auch absolut nachvollziehbar, aber es tauchen trotzdem viele Fragen auf, die ich gerne hier mal näher erklärt bekommen würde. Nehmen wir mal die Titelmusik von BIG COUNTRY. Ja, die hört sich amerikanisch an, aber warum eigentlich? Nach meinem Verständnis hören sich die allermeisten US-Western nach "Americana" an, bei manchen bin ich aber nicht so sicher. Wie steht es z.B. mit dem Main Title von WILD BUNCH? Und welche Rolle spielt dabei die Instrumentierung? Wäre das BIG COUNTRY Thema immernoch Americana, wenn es jemand auf der Gitarre, oder von mir aus auch auf der Hammond-Orgel nachspielen würde? Ein Thema, das mir sehr gut gefällt ist die Titelmusik von ROADHOUSE von Michael Kamen. Klingt für mich auch sehr amerikanisch, allerdings hauptsächlich deshalb, weil dort diese bluesigen Mundharmonika- und Klavierklänge vorkommen. Ohne diese, also nur mit den Streichern und dem Horn, könnte man dieses Stück dann immernoch als Americana" bezeichnen? Ich lasse das jetzt erstmal so stehen, und harre der Antworten die da hoffentlich folgen. Alles weitere ergibt sich dann.
-
Straßenfeger: Deutsche TV-Klassiker und ihre Musik
Angus Gunn antwortete auf Angus Gunns Thema in Filmmusik Diskussion
Hans Posegga: DER SEEWOLF Unter den Advents-Abenteuer-Vierteilern, die vom ZDF zumeist in Co-Produktion zwischen 1964 und 1983 produziert worden sind, nimmt DER SEEWOLF sowohl qualitativ wie auch vom Bekanntheitsgrad her mit Sicherheit einen der vordersten Plätze ein. Und das völlig zu recht. Besser läßt sich die Geschichte nicht verfilmen. Begleitet von Reinhard Glemnitz´ angenehmer Erzählertimme greift hier schauspielerisch und inszenatorisch alles makellos ineinander. Und natürlich gilt das auch für die innovative und einprägsame Musik. Poseggas Klänge sind rauh wie der Umgangston an Deck des von Wolf Larsen geführten Schoners "Ghost". Oftmals begnügt sich der Komponist mit nur sehr wenigen Instrumenten oder erzeugt mit repitiven Strukturen jenes besondere Flair, das ganz erheblich zur Gesamtatmospähre beiträgt. So werden die KINDHEITSERINNERUNGEN von einem eigentümlichen Klangteppich mit unterkühlten Banjo- und Cembalo-Akkorden begleitet. Fast so, als lägen diese Erinnerungen unter dichten Nebelschleiern verborgen, die es erst zu durchdringen gilt. Mit Stücken wie TREIBEN AUF OFFENER SEE oder DIE GHOST IN DER NEBELBANK begleitet Posegga mit schaurigen-wabernden Klängen die Mannschaft des Schiffes auf ihrer trostlosen Reise. Ebenfalls bemerkenswert: AUF DEM WEG ZUM LAND DER KLEINEN ZWEIGE. Nachdem van Weyden an unwirtlicher Küste angespült wurde muß er sich, von Larsen eiskalt seinem Schicksal überlassen, tagelang alleine durch die karge Wildnis schlagen. Bis er schließlich am Ende seiner Kräfte und dem Wahnsinn nahe aufgegriffen und gerettet wird, wird seine strapaziöse Odyssee nur von den wie improvisiert hingestreuten Klängen einer einzelnen Flöte, oder dem Anschlagen eines Holzxylophons begleitet. Eine äußerst bukolische Tonkulisse, die grandios die Einsamkeit und Ausweglosigkeit der Situation wiedergibt. Im vierten Teil schließlich, auf der mysteriösen Insel von Swithin Hall, läßt Posegga seiner Experimentierfreude in Stücken wie DAS WINDRAD AM STEILHANG oder DIE PERLENTAUCHER dann freien Lauf und schafft im Zusammenspiel von elektronischem und akustischem Instrumentarium eine Klangkulisse, die der eines Horrorfilms gleich kommt. Wie Inseln des Friedens zwischen all der rauen Kantigkeit liegen Tracks wie KURS AUF UMA oder DAS WEITE MEER, bei denen mit einfachen Melodien entspannte Südsee-Atmosphäre heraufbeschworen wird. Umrahmt wird das Ganze natürlich von einem höchst ungewöhnlichen Titelthema, das mit kantig-wuchtigem Percussion-Rhythmus und sperriger Melodie den Titel-Charakter trefflich porträtiert. Zumindest in der deutschen TV-Fassung wird von einigen Stücken, wie etwa der schwelgerischen ROMANZE oder dem packenden MIT VOLLEN SEGELN, überhaupt kein Gebrauch gemacht, was in ausländischen Schittfassungen oder der deutschen Kinoversion womöglich anders war. Eine außergewöhnliche und bemerkenswerte Filmmusik. Im Film effektsicher genutzt, und gerade für einen Fernseh-Mehrteiler sehr gewagt, nimmt sie doch kaum Rücksicht auf Konventionen oder Hörerfreundlichkeit. Hier das Seewolf-Thema in der mit Blech und Streichern angereicherten Schlußtitelvariante (und ein wenig Beiwerk): -
Aufbruch ins Ungewisse Bei dem ganzen kontroversen Echo, das dieser Film derzeit hervorruft, mußte ich mir den doch mal antun, allein schon um mitreden zu können. In naher Zukunft wird unser Land von rechten Parteien regiert, und Regimekritiker wie Familie Schneider haben nichts mehr zu lachen. Den Schneiders bleibt nur noch die Flucht. Bereits nach ca. fünf Filmminuten werden sie an Namibias Küste angespült und von den dortigen Sicherheitsbehörden aufgegriffen. Und so weiter. Interessant an so einem Propaganda-Schinken ist immerhin der Umstand, dass es einen nun selber betrifft, bzw. dass wir alle zur anvisierten Zielgruppe gehören. Auf technischer und schauspielerischer Seite ist soweit auch alles nicht weltbewegend aber in Ordnung, geboten wird gediegenes (heutiges!) Fernsehniveau. Die Filmmusik ist die meiste Zeit irgendwie als Hintergrundsound vorhanden und steht für all das, was ich an modernen Scores so öde finde. Mehr designt als komponiert. Entscheidend ist aber: Als Gehirnwäsche-Propaganda funktioniert das Ganze keineswegs. Selbst ich als erklärter Gegner der "Rauten"-Politik brauche mir da keine Sorgen zu machen, dass sich irgendjemand hiervon beeinflussen läßt, denn die Autoren sind in ihren aberwitzig-plakativen Bemühungen in einem Ausmaß übers Ziel hinausgeschossen, dass wohl selbst der gleichgültigste Couch-Potato die plumpe Taktik problemlos durchschaut. Mit ein bißchen Glück wendet sich sogar der ein oder andere nach Konsum dieses Werkes aus Protest dem Gegenlager zu. Das wäre dann ein klassisches Eigentor.
-
Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)
Angus Gunn antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Das war damals meine zweite CD überhaupt. Ich war 16 oder 17 Jahre alt und kam gerade beeindruckt aus dem Kino. Eine richtig starke Musik, die zu dem Zeitpunkt für mich etwas völlig Neuartiges an sich hatte. Auch der Film ist erstklassig, obwohl er heute ein wenig in Vergessenheit geraten ist. -
Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)
Angus Gunn antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Da im Moment der Karnevalstreck genau unter meinem Fenster vorbeizieht, fühle ich mich genötigt dem lautstark aufgezwungenen Frohsinn etwas entegegenzusetzen. Albert Glasser bietet griffige, wütende, aufbrausend dramatische Orchesterklänge und scheut auch nicht vor kakophonischen Einschüben zurück. Dazwischen tummeln sich in Andeutungen und Zitaten amerikanische Traditionals wie die "Battle Hymn of the Republic", und melodramatische Streicherthemen sorgen hier und da für Ruhepausen. Schon der MAIN TITLE ist ein überaus packender, blech- und schlagzeugbetonter Opener in dem Glasser von Anfang an klarstellt, dass subtile Charakterzeichnungen nicht das primäre Anliegen von INVASION U.S.A. sind. Der Film selber, ein unglaubliches, aber unterhaltsames, anti-kommunistisches Propaganda-Machwerk, wird im Booklet von Bruce Kimmel folgendermaßen beschrieben: "... one of the most deliciously and diliriously wacky and weird movies ever. The film is actually indescribable - it exists in a whole other movie universe." Recht hat er, und ich würde ihn wirklich gerne mal in der damaligen deutschen Kinosynchronisation sehen. Das wäre vielleicht mal ein Fall für unsere hiesigen DVD-Spezial-Label. Der "Red Dawn" der 50er, musikalisch tatkräftig unterstützt. Well done, Mr. Glasser! -
Veröffentlichung Intrada: Paul Glass' BUNNY LAKE IS MISSING
Angus Gunn antwortete auf ein Thema in Scores & Veröffentlichungen
Zitat aus dem Booklet: "For BUNNY LAKE IS MISSING, Glass works with general serialism and even strict 12-tone techniques for his more atonal sections." -
Was ist eigentlich... #1: Das Ostinato
Angus Gunn antwortete auf Sebastian Schwittays Thema in Musiklexikon
-
Was ist eigentlich... #1: Das Ostinato
Angus Gunn antwortete auf Sebastian Schwittays Thema in Musiklexikon
Aber nicht jeder beliebige Takt ist gleich ein Ostinato, die Tonfolge muß schon etwas komplexer sein, um sich so nennen zu dürfen? Beispiel Henry Mancini: - Titelmusik von CHARADE: Die rhythmisch geschlagenen Hölzer - Dieser slapstickhafte Rhythmus im "Baby Elephant Walk" wären demnach beides Ostinati? Anderes Beispiel: Du kennst vielleicht von James Bernard die Titelmusik von DRACULA von 1958. Diese wird von einem gleichförmigen, geschlagenen Rhythmus begleitet. Keine Figur, einfach nur ein Takt (den man in der Neu-Einspielung übrigens weggelassen hat, deswegen ist jetzt mal nur die Originalaufnahme relevant). Ostinato oder nicht? -
Ja, das ist er tatsächlich. Hat sich seitdem musikalisch vielseitig entwickelt. Stimmt, habe nochmal nachgesehen. Mein Fehler. Zu meiner Entlastung muss ich sagen, dass ich den Text vorhin nicht von zu Hause aus geschrieben habe und somit die CD nicht zur Ansicht vorliegen hatte.
-
Ach so, es steht so im Soundtrackcollector eingetragen, wie ich gerade selber sehe. Sind denn die Angaben dort eigentlich immer zuverlässig, mal so ganz allgemein gefragt.
-
Das wäre in der Tat meine nächste Frage gewesen, da Hossein im Zusammenhang mit LES MISERABLES auftaucht, aber auf der Hortensia-CD kein Hinweis darauf zu finden ist. Woher weiß man sowas?
-
So, erstmal vielen Dank für die ganzen Anregungen und Hinweise. Eine CD aus dem Iran, das ist ja mal wirklich exotisch. Besitzt Du die selber, gibt es dazu Hörsbeispiele? "Miniatures Pictures" - ist das eine Filmmusik, ein Konzert, oder was hat es damit auf sich? An die Ben-Hur-CD hatte ich vor einiger Zeit auch schonmal gedacht und sie dann wieder vergessen. Jetzt werde ich sie aus reiner Neugier mal bestellen. Beim Soundtrackcollector wird unter Hossein ja eine ganze Menge Vinyl aufgelistet, hauptsächlich EPs, aber davon besitze ich überhaupt nichts. Und selbst die meisten Filme sind momentan wohl nicht zu beschaffen, kein Wunder dass der Mann heute kaum noch ein Begriff ist. Meine allererste Begegnung mit Hossein fand damals mit der Alhambra-CD von "Rasputin" statt, und viel später dann mit dem Universal-Sampler, der aber auch wirklich gut ist, und den ich deshalb hier jetzt mal vorstelle: Um Gefallen an diesem famosen Sampler zu finden ist eine Zuneigung zur Jazzmusik unerläßlich, ist doch mehr als die Hälfte des Albums diesem Musikgenre zuzurechnen. Und es sind wahrlich einige Perlen darunter, die die Schwarz-weiß-Atmosphäre von französischer Nouvelle Vague, von schummrigen Nachtclubs der 50er Jahre, von regennassem Kopfsteinpflaster und einsamen, nächtlichen Stränden atmet. Letztere Finden sich in der Titelsequenz von Robert Hosseins TOI, LE VENIN mit dem auch das Album eröffnet wird. Der "Blues a la nuit" erzählt von Leidenschaft und Schmerz und bringt damit die Emotionen des hitzigen Psychodramas auf den Punkt. Die kürzlich erschienene DVD aus der Filmclub Edition sei hier ausdrücklich empfohlen. Andere Töne schlägt dagegen LES MENTEURS (1961) an. Obwohl es sich hierbei um einen Kriminalfilm handelt ist die knapp 5-minütige Suite von eher leichterer Natur. Im Folgenden wechselt die Stimmung mehrfach zwischen leicht-humorvoll, trist und dramatisch, mal mit Schwerpunkt auf vollem Big-Band-Sound, mal mit dem Fokus auf kleinere Solistenbesetzung. Das ist alles sehr gefällig, mit Stil und Niveau umgesetzt. Besonders die Posaunen setzt Hossein hier und da wirkungsvoll ein, etwa im packenden UNE GUEULE COMME LA MIENNE. Ist die CD bis zum 13. Track ein reines Jazz-Album, so wechselt ab hier dann schlagartig die Stimmung. Zum Zapata-Revolutionswestern LE GOUT DE LA VIOLENCE kreierte Hossein mexikanische Themen, die mit der typischen Mariachi-Instrumentierung umgesetzt wurden. Das wunderbar-leiderfüllte Titelstück wird dabei von Severiano Alvarez mit Chorbegleitung gesungen und ist für mich ein Zauberwerk von großer emotionaler Kraft und außerordentlicher Ohrwurmqualität. Ich weiß nicht, ob Hossein hier auf traditionelles Liedgut zurückgegriffen hat, aber das Ergebnis ist mehr als überzeugend und kann in drei mustergültigen Tracks genossen werden. LE VAMPIRE DE DUESSELDORF wird von Kritikerseite her oft seine historische Sorglosigkeit angekreidet mit der Regisseur Hossein hier Faschismus und sozialen Zerfall im Deutschland der 30er Jahre darstellt. Ich hatte vor einigen Jahren bei uns im Kölner Filmclub die Gelegenheit mich selber davon zu überzeugen, und ich erinnere mich vor allem an ein ambitioniert und eindrucksvoll inszeniertes Filmkunstwerk, dessen expressionistisch-düstere Schwarz-weiß-Atmosphäre trefflich von Vater Hosseins Score unterstützt wurde. Mit schleifenden Klängen und finster murmelnden Männerstimmen kreiert er ein gespenstisches Requiem als zöge der Gevatter Tod persönlich durch die nächtliches Gassen. Im Gegensatz dazu bietet das Album noch das von Pia Colombo dargebotete Chanson "La belle de nuit". L´HOMME QUI TRAHIT LA MAFIA fällt vor allem durch das "Pre-generique" mit Daba-daba-daba-Frauenvokalisen im Burt-Bacharach-Stil auf. Zwei Jahre vor "Butch Cassidy and the Sundance Kid" hat dieser Track schon große Ähnlichkeit mit dem dort zu hörenden "South American Gateway". Als Rausschmeißer gibt es dann noch drei fulminante Tracks aus dem Western UNE CORDE, UN COLT, einem von vielleicht einer handvoll echter Western, die unter französischer Schirmherrschaft entstanden sind. Den Titelsong interpretierte der Amerikaner Scott Walker (Walker Brothers), den seit jeher eine Leidenschaft insbesondere für europäisches Kino auszeichnet. "The Rope and the Colt" ist dann auch eine ungemein schmissige Testosteron-Nummer, die noch lange im Ohr bleibt. In "Manuel et Maria" begegnet uns ein melancholisches Liebesthema, das zunächst von Solo-Gitarre dargeboten wird um dann mit ausladendem Pathos in sinfonischem Gewand zu erstrahlen. Ein rundherum empfehlenswertes Album in sehr wertiger Ausstattung. Und bei dieser Gelegenheit möchte ich auch mal das ungewöhnliche Design der "Universal France"-CDs lobend erwähnen. Es sind für mich derzeit die optisch gelungensten Coverentwürfe auf dem Filmmusik-Markt. Auch das Hossein-Album ist wieder mit erlesenem Geschmack gestaltet und enthält wie immer auch ein informatives, zweisprachiges Booklet. Weitere Anregungen, Korrekturen, Ergänzungen seitens der Leserschaft sind wie immer willkommen.
-
Mich stören diese Eigenzitate überhaupt nicht. Erst recht dann nicht, wenn das Thema so verändert wird, dass es kaum wiederzuerkennen ist. ALICE ET MARTIN hätte ich wahrscheinlich wieder nicht bemerkt. Das ENNEMIS-INTIMES-Thema ist dagegen für mich viel leichter zu indentifizieren, auch hier bei RODIN. Keine Ahnung, warum das mal so und mal anders ist. Dazu fällt mir eine Anekdote ein: Keith Emerson hat mal erzählt wie er Argento die Filmmusik zu "Inferno" vorgestellt hat. Argento war enttäuscht, da Emerson nicht das berühmte Chorthema aus "Nabucco" mit eingearbeitet hat, wie er es sich gewünscht hatte, da dieses Stück im Film eine wichtige Rolle spielt. Emerson antwortete daraufhin das Thema käme sehr wohl vor und verwies auf den "Taxi Ride". Tatsächlich ist dieses Stück nichts anderes als eben dieses Nabucco-Thema. Emerson hat lediglich zwischen Verdis Noten noch weitere Zwischenschritte gesetzt und damit den Charakter des Stückes verändert. Argento hat´s nicht gemerkt und mir war es bis zu diesem Interview auch nicht bewußt.
-
RODIN ist angekommen. Absolut wundervoller Score, ich kann Stefans Anmerkungen dazu nur unterschreiben. Auch das 8-minütige "La Cathedrale" mit seinem tragischen Anstrich - wie Sarde hier in Emotionen wühlt, das ist schon schwerst beeindruckend. Irgendwo hatte ich schonmal geschrieben, dass Filme über bildende Künstler und deren Werke schon viele Komponisten zu Höchstleistungen angespornt haben. Hier trifft es wieder zu. Und das mir RODIN bislang völlig entgangen ist, liegt einfach daran, dass keiner unserer hiesigen Fachhändler diesen Titel ins Angebot aufgenommen hat. Auch daran erkennt man das Nischendasein eines Albums wie diesem.
-
Aus aktuellem Anlaß möchte ich hier einem Komponisten einen eigenen Faden spendieren, den wahrscheinlich die Wenigsten auf dem Schirm haben, der aber unbedingt Aufmerksamkeit verdient. Der Anlaß besteht in der glorreichen CD-Edition aus dem Hause Disques Cinemusique zum Orient-Abenteuerfilm SHÉHÉRAZADE (dt: Sheherazade - Der goldenen Löwe von Bagdad) aus dem Jahr 1963. Aminoullah (Andre) Hossein, im russischen Samarkand geboren, mit persischen Wurzeln, nahm zunächst in Berlin ein Medizinstudium auf, das er aber zugunsten seiner wahren Leidenschaft, der Musik, schließlich abbrach. 1926 verschlug es ihn nach Paris, als zu seiner Komposition Vers la lumiere eine Balletaufführung in der Pariser Oper choreographiert wurde. In den folgenden Jahrzehnten brachte Hossein sich und seine Familie mehr schlecht als recht über die Runden. Der Wendepunkt kam erst als er in den 50er Jahren begann Musik für die Bühnenstücke und Filme seines Sohnes zu schreiben. 1958 inszenierte Robert Hossein (meiner Meinung nach eines der charismatischsten Gesichter des französischen Kinos) mit sich selbst in einer Hauptrolle das stimmige Psychodrama TOI, LE VENIN (Nachts fällt der Schleier), dessen jazzige Musik, insbesondere der "Blues a la nuit" über den Film hinaus in Frankreich hohe Bekanntheit erlangte. Von da an waren die brotlosen Jahre vorbei, Hossein kümmerte sich zwar auch weiterhin um die Produktionen seines Sprösslings, betraute aber auch die Filme anderer Regisseure. Einer davon ist der auf Motiven aus "1001 Nacht" basierende Abenteuerfilm SHEHERAZADE mit Anna Karina und Giuliano Gemma. Prächtig und erhaben mit majestätischen Hörnern beginnt die Titelmusik Générique bevor die Streicher ein schwelgerisch-romantisches, orientalisch anmutendes Thema einführen. Im 4. Track wird das hinreißende "Theme de Renaud" mit Holzbläsern und Harfe erstmals vorgestellt, in dessen eingängiger Melodie eine große Melancholie zum Ausdruck kommt. Wunderbar in seinem klassizistisch-tänzerischen Charakter ist der "Danse de Shéhérazade", dem in "Bataille" ein aufwühlend-packendes Kriegsballett gegenübersteht. Eine phantastische, wunderschön orchestrierte Filmmusik, mit Hingabe und Ideenreichtum kreiert, die sich bei einer Lauflänge von 38 Minuten und klarem Stereo-Klang keinen einzigen Durchhänger leistet. An den Film ist zur Zeit nicht heranzukommen. Das Album entpuppt sich jedoch als funkelndes Juwel, das jedoch, so steht´s zu befürchten, nur von den Wenigsten wahrgenommen werden wird.
-
Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)
Angus Gunn antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Eine Musik von außerordentlicher, emotionaler Kraft. Sehr eindrucksvoll orchestriert, von schicksalhafter Schwere umwabert und gerade in den dramatischen Höhepunkten ("Rendesvous in the Moors"!) von einer Intensität, wie man sie nicht allzu häufig antreffen kann. Einer Literaturverfilmung von Rang mehr als angemessen. -
Das klingt sehr vielversprechend. Dito.
-
Der fehlt mir in der Tat. Völlig übersehen. Wird heute noch bestellt, danke für den Tipp!
-
Straßenfeger: Deutsche TV-Klassiker und ihre Musik
Angus Gunn antwortete auf Angus Gunns Thema in Filmmusik Diskussion
Meines Wissens nach nicht. Deswegen habe ich ja den DVD-Ton genommen. Gerade bei Thomas wundert mich das, gibt es doch sonst fast alles von ihm irgendwo auf irgendwelchen Samplern. Und von der "Blechnapf"-Musik ließe sich sicherlich auch ein komplettes Album zusammenstellen. Die anderen beiden enthalten sonst wenig bis gar keine Musik. Gut, dann machen wir das mal. Marrin Böttcher: DAS KRIMINALMUSEUM 1963 startete das ZDF diese überaus erfolgreiche Reihe, die mit wechselnder Besetzung authentische Kriminalfälle filmisch nacherzählte. Wiederkehrendes Element war dabei die Vorspann-Sequenz in der eine Kamerafahrt durch die Räumlichkeiten des Museums bei einem bestimmten Gegenstand endete, der in der folgenden Episode eine entscheidende Rolle spielen sollte. Auf der CD KRIMINALFILMMUSIK MARTIN BÖTTCHER, VOL. 2 sind 10 Tracks in einem ausgewogenen Mischverhältnis von Score- und Source-Music anzutreffen. Böttcher ist einer jener Komponisten, die einen leicht zu identifizierenden, sehr charakteristischen Stil haben und der kommt bereits in der Titelmusik voll zum Zuge. Seine Krimimusiken sind stets wohltemperiert, elegant, mit zwilichtigem Unterton. Auch wenn sie stilistisch dasselbe Feld beackern, sind sie doch von der ausufernden Wildheit und den schrägen Kapriolen eines Peter Thomas weit entfernt. Auch habe ich seit jeher Probleme damit, die Themen seiner Karl-May-Vertonungen auseinanderzuhalten, und bei manchen seiner Kriminalmusiken geht es mir da ähnlich. So fließen die zehn Stücke angenehm dahin, auch wenn ihnen hier und da vielleicht noch ein gewisser Funke fehlt. Neben der Titelmusik ist DAS NUMMERNSCHULD (aus der gleichnamigen Episode) mit einer sehr eingängigen Melodie ein Höhepunkt der Suite. Schöne Folge übrigens, die zum Teil in Düsseldorf spielt, und bei der die dortigen Polizeibeamten auch ordnungsgemäß im rheinischen Dialekt kommunizieren ("Könischsallee achtundzwanzisch, isch wiederhole...) Die CD enthält außerdem noch die Musik von weiteren acht (Kino-)filmen und ist sehr empfehlenswert, auch wenn man es (LEIDER!) versäumt hat, die Musik zu DER ILLEGALE (siehe weiter oben) mit draufzupacken, die meiner Meinung nach Böttchers wertvollste Schöpfung ist. -
Straßenfeger: Deutsche TV-Klassiker und ihre Musik
Angus Gunn antwortete auf Angus Gunns Thema in Filmmusik Diskussion
Drei Filme, drei Komponisten, drei bemerkenswerte Kleinodien der 60er Jahre ... ... die mir irgendwann mal besonders positiv aufgefallen sind und die ich hier nun hintereinandergereiht vorgestellt wissen möchte. Denn sie haben Aufmerksamkeit verdient, ist doch jedes der drei Stücke ein auf seine Weise hörenswerter Teil deutscher Fernsehgeschichte. 1. Rolf Wilhelm: SIR ARTHUR CONAN DOYLE Hinter diesem Titel verbirgt sich eine vom WDR produzierte, 6-teilige Sherlock-holmes-Reihe aus dem Jahr 1967. Ist man von Holmes-Verfilmungen sonst eher Dramatisches gewohnt, kommentiert Wilhelms pfiffiger Score die detektivischen Ermittlungen eher mit schelmischem Augenzwinkern und dem humorvoll eingearbeiteten Zitat der Big-Ben-Tonfolge. 2. Dave Hildinger: FLUG IN GEFAHR Dieser sehr sehenswerte Flugzeug-Thriller erzählt seine spannende Geschichte völlig ohne musikalische Unterstützung. Lediglich der Abspann gibt dem amerikanisch-stämmigen Komponisten die Gelegenheit die Handlung noch einmal akustisch zusammenzufassen. Getragene Hörner bringen die Maschine auf Kurs bevor hektisch geschlagene Klanghölzer Dramatik ins Spiel bringen. Eine Komposition die schon verblüffend an spätere John-Barry-Arbeiten erinnert. So ist z.B. der Bomben-Countdown aus "Goldfinger" hier gar nicht weit weg. 3. Peter Thomas: WER EINMAL AUS DEM BLECHNAPF FRISST... Nach der Entlassung aus dem Gefängnis versucht Buchhalter Willi Kufalt im bürgerlichen Leben Fuß zu fassen, doch die ablehnende Haltung der Gesellschaft treibt ihn in die Kriminalität zurück. Großartige Fallada-Verfilmung mit einer starken Musik von Peter Thomas, bei der er auf seine sonst üblichen Spleenigkeiten verzichtet und sich tatsächlich mal als versierter Dramatiker erweist. Meines Wissens nach gab es keine der drei Musiken jemals auf Tonträger zu erwerben. -
Auf ENNEMIS INTIMES bin ich nicht gekommen, dabei finde ich den richtig gut! Aber mit dem verbinde ich eigentlich immer nur das EVE-OF-DESTRUCTION-Theme. Zu TAXI MAUVE: Also diese irische Flöte im Hauptthema, das ist der Part, der bei MISUNDERSTOOD in den ersten Sekunden von der Trompete gespielt wird, ist das richtig? Meine Herren, da muß man aber schon exakt hinhören. Vielleicht fehlt mir auch einfach das Ohr dafür, mir entgehen des öfteren solche Parallelen. Auch die anderen sind mir nicht aufgefallen.
-
Oh, oh, das ist schwer. Aber ich versuch´s mal. Also das Banjo-Thema müßte "Hors-la-loi" sein. Ein Thema, das dem einleitenden Trompeten-Motiv sehr ähnlich ist, kommt in "Mort d´un pourri" vor, z.B. im Track "Solitude", und das hätte ich vermutlich nie bemerkt, wenn ich jetzt nicht ganz speziell darauf geachtet hätte. Bei dem dritten habe ich auch nach längerem Grübeln keine Idee.
-
Letztes Jahr erschienen, und soll deswegen auch nicht unerwähnt bleiben: Zwei Filme des amerikanischen Regisseurs Jerry Schatzberg. REUNION ist ein Drama um die schwierige Freundschaft zweier Männer unterschiedlicher Herkunft zur Zeit des Nationalsozialismus und des in Deutschland aufkeimenden Antisemitismus (letzterer ist ja bekanntlich durch die Politik unserer umnachteten Obrigkeiten bei uns wieder mit Riesenschritten auf dem Vormarsch) Der Score kreist um ein träges, stampfendes Motiv, das den Charakter eines Trauermarsches hat, aber auch Assoziationen zu teutonischem Brauchtum zuläßt und durch skurrile Instrumentierungskniffe zur Aufmerksamkeit zwingt. MISUNDERSTOOD zeigt Gene Hackman als alleinerziehenden Vater in Tunesien. Die Musik ist hier höchst unterhaltsam, bietet viel Raum für solistische Parts und jongliert virtuos mit einer originellen Mixtur aus amerikanischer und orientalischer Folklore. Eine zentrale Rolle in der Orchestrierung nimmt dabei das Banjo ein, was auch wunderbar funktioniert. Dieser Meinung war nicht jeder, denn einer der Produzenten verstieg sich zu der Bemerkung: "What the hell is a goddamn banjo doing in Tunesia?" Der Score hat´s dann ja auch nicht überlebt. Trotzdem natürlich eine äußerst gelungene Musik, die fortwährend mit kreativen Einfällen bei Laune hält.
-
... aber lange nicht mehr gehört. Sie läuft jetzt gerade. Verstehe ich das richtig, dass es die selben Tracks sind, die für LES EGARES verwendet wurden? Oder hat Sarde alles nochmal neu eingespielt?
-
Sehr schönes Lied! Sowas war ja fast zu erwarten Nein, diese LP kenne ich nicht, aber im Booklet wird tatsächlich auch auf L´adolescente hingewiesen.