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Geschrieben
Am 2.7.2023 um 22:51 schrieb Stefan Schlegel:

Bin da natürlich auch eher CD-Mensch geblieben - von daher haben für mich diese digitalen Alben an sich keinen so besonderen Reiz. Ich freu mich da viel lieber über die derzeitigen MBR-CDs.

FORT SAGANNE hast Du wirklich noch nicht? Das ist aber schon eine gewaltige Lücke in Deiner Sammlung. Für mich auf alle Fälle einer der Top 5-Scores der 80er. Das wunderschön aufgemachte LP-Album, das bei mir im Sommer 1984 reingeschneit ist, hat damals wie eine Bombe eingeschlagen und war sensationeller Dauerbrenner auf meinem Plattenteller.
Du  mußt allerdings ein wenig aufpassen bei den beiden CD-Editionen: Die alte Milan-CD ist identisch mit der LP, während auf der Universal-CD leider der Track "Juillet 1911" (mit 5:11 Minuten) fehlt. Eine merkwürdige Entscheidung  von Universal, da noch Platz auf der CD vorhanden gewesen wäre. Möglicherweise einfach ein Fauxpas. Allerdings enthält die Universal-Scheibe daneben noch die ebenfalls ausgezeichnete Musik zu LE CHOIX DES ARMES, von der ich auch noch das exquisit aufgemachte LP-Klappalbum von 1981 besitze.
Ich hatte fürs Schweizer Film Music Journal an 2001 eine längere Rezension zu LE CHOIX DES ARMES/FORT SAGANNE geschrieben. Sofern Du das nachlesen möchtest, es befindet sich auf Seite 28/29 in diesem Heft hier:
https://filmmusicjournal.ch/wp-content/uploads/2022/02/FMJ-26-27c-wz.pdf

Ist dieser Film eigentlich jemals in irgendeiner Form in Deutschland in synchronisierter Form veröffentlicht worden ? Mir ist weder eine TV-Ausstrahlung noch eine deutschsprachige Veröffentlichung auf VHS, DVD oder Bluray untergekommen - aber laut Synchronkartei gibt es wohl eine deutsche Fassung: https://www.synchronkartei.de/film/23825 

Geschrieben

Ich habe mich auch schon mal gewundert über die Synchronkartei-Seite von FORT SAGANNE. Die deutsche Fassung ist alledings weder im Kino, im Fernsehen oder auf DVD/BR je hierzulande aufgetaucht.
Möglich wäre noch, daß jemand Einblick hattte in das Archiv von Arena Synchron in Berlin und sich dort ein Eintrag für FORT SAGANNE fand. Auch möglich, daß ein deutscher Verleih an 1984 zunächst einen Kinostart plante, deshalb eine Synchronisation angefertigt wurde, der Verleih aber recht zügig wieder einen Rückzieher machte. Trotzdem alles äußerst merkwürdig.

  • 3 Monate später...
Geschrieben
Am 22.11.2024 um 21:28 schrieb Mephisto:

HÔTEL DES AMÉRIQUES

Phillipe Sardes Musik ist das einzige Element dieses unspektakulären Films, das eine emotionale Wirkung zu entfalten vermag. Kammermusikalisch für Streicher und Klavier gestaltet, konnte der Komponist hier sein Talent für fließende und lyrische Klänge voll einbringen. Die Musik erschien auf CD als Teil von Sarde-Téchiné-Samplern: Einmal in Form von drei Einzelstücken bei Milan und dann leicht erweitert als Suite von Universal France. Es könnte sich dabei tatsächlich um die vollständige Musik handeln, denn ohnehin erklingt im Film nicht viel Musik, einzelne Passagen auch wiederholt werden.

Wie sich jetzt bei der gerade eben auf Music Box erschienenen neuen CD mit HOTEL DES AMÉRIQUES, LE LIEU DU CRIME und UN MAUVAIS FILS zeigt, hat Sarde ursprünglich sogar 20 Minuten an Musik für HOTEL DES AMÉRIQUES komponiert gehabt. Das scheint mir schon deutlich mehr zu sein als im Film sebst dann verwendet wurde, auch wenn es sich überwiegend um kurze Tracks handelt (die bisherige Suite mit 6:50 Minuten ist nun Track 24 auf der neuen CD, daher von der kompletten Laufzeit abzuziehen):
https://www.musicbox-records.com/en/cd-soundtracks/15715-hotel-des-ameriques-un-mauvais-fils-le-lieu-du-crime.html

  • 6 Monate später...
Geschrieben

Anlässlich einer 2026 stattfindenden Retrospektive zum französischem Genrekino im Deutschen Filmmuseum Frankfurt, bei dem es auch einen Philippe-Sarde-Schwerpunkt geben wird, höre ich mich derzeit wieder verstärkt durch die Scores von Sarde. Kürzlich habe ich eine Musik von ihm entdeckt, die mich sehr in ihren Bann gezogen hat: 

LA GARCE (Kriminalfilm von Christine Pascal, 1984)

Erschienen 2024 auf einer Music-Box-CD zusammen mit dem meisterhaften LE CHOIX DES ARMES (1981) und der feinen Komödienmusik zu GARCON! (1983). Der Film von Christine Pascal, den wir wahrscheinlich ins Programm aufnehmen werden (sofern sich eine 35mm-Kopie finden lässt), handelt von einem Polizisten, der eine 17-jährige junge Frau (Isabelle Huppert) vergewaltigt, und nach seiner Haftstrafe eine Tätigkeit als Privatdetektiv aufnimmt, wo er in ein Komplett um sein ehemaliges Opfer verwickelt wird. Ich habe den Film selbst noch nicht gesehen, musste bei der Beschreibung des Vergewaltigungsthemas jedoch öfter an Hupperts späteren Film ELLE denken. Hier wie dort dreht es sich um die kontroverse Frage, ob und wie das Opfer selbst Lust an der Tat empfinden und möglicherweise selbstbestimmt damit umgehen kann. Mal sehen, ob es hier tatsächlich noch weitere Parallelen zu entdecken gibt. 

Sardes dunkel-romantische Noir-Musik kombiniert den transparenten Klang eines Kammerorchesters mit atemberaubend expressiven Soli eines Tenor-Saxophons und eines Akkordeons. Der Umgang mit dem Streichorchester ist unglaublich differenziert und feingliedrig, dazu brechen Trompete, Horn und Posaune immer wieder reizvoll das Klangbild auf; der melodische und rhythmische Erfindungsreichtum kennt kaum Grenzen. Eine wahnsinnig starke, sinnliche Musik. Anspieltipp auf Spotify bzw. YouTube: "Fuite d'Aline et Lucien". 

Hat jemand von euch den Film gesehen?

Geschrieben

LA GARCE habe ich selbst früher auch nie gesehen, da der Film hier in Westdeutschland Mitte 80er gar nicht herauskam. Es dürfte nur eine DEFA-Synchronisation davon geben, denn in der früheren DDR lief er tatsächlich sogar im Kino unter dem Titel DAS FLITTCHEN. Wie ich inzwischen festgestellt habe kann man sich den Film heutzutage allerdings sogar auf Ok.ru im französischen Original mit englischen Untertiteln anschauen.
Zur Musik an sich würde ich gern noch was sagen: Es irritiert hier zunächst ein wenig, daß man wie in meinem Fall die beiden Hauptthemen doch schon sehr gut kennt. Das Saxophon-Thema hat Sarde nämlich bereits ein Jahr später fast identisch in dem durchweg jazzigen L´HOMME AUX YEUX D´ARGENT wiederverwendet (mit Wayne Shorter als Saxophonist) und Music Box hat den Fehler gemacht, genau den Score ein Jahr vor LA GARCE schon auf CD zu veröffentlichen. Auf der anderen Seite kennt man das nostalgische Akkordeon-Thema natürlich aus der Musik zu LE PETIT GARCON von 1995, wo es eine geradezu konzertante sinfonische Ausarbeitung mit dem LSO und diversen Solo-Instrumenten (Violine, Klarinette, Klavier) im sehr langen Stück "La guerre à 9 ans" erfährt. Daher war es für mich erst ein wenig merkwürdig, sich daran zu gewöhnen, daß beide Themen ihren Ursprung hier an 1984 hatten. Trotz den beiden bereits bekannten Themen ist LA GARCE in der Tat jedoch ein recht facettenreicher und klangfarblich sehr interessant gestalteter eigenständiger Score.

  • Like 1
Geschrieben
vor 3 Stunden schrieb Stefan Schlegel:

Es dürfte nur eine DEFA-Synchronisation davon geben, denn in der früheren DDR lief er tatsächlich sogar im Kino unter dem Titel DAS FLITTCHEN. 

Super, vielleicht finden wir ja eine DEFA-Kopie, das wäre auf jeden Fall billiger als eine französische Fassung, die man aus der Schweiz oder gar aus Frankreich holen müsste... :) 

vor 3 Stunden schrieb Stefan Schlegel:

Zur Musik an sich würde ich gern noch was sagen: Es irritiert hier zunächst ein wenig, daß man wie in meinem Fall die beiden Hauptthemen doch schon sehr gut kennt. Das Saxophon-Thema hat Sarde nämlich bereits ein Jahr später fast identisch in dem durchweg jazzigen L´HOMME AUX YEUX D´ARGENT wiederverwendet (mit Wayne Shorter als Saxophonist) und Music Box hat den Fehler gemacht, genau den Score ein Jahr vor LA GARCE schon auf CD zu veröffentlichen. Auf der anderen Seite kennt man das nostalgische Akkordeon-Thema natürlich aus der Musik zu LE PETIT GARCON von 1995, wo es eine geradezu konzertante sinfonische Ausarbeitung mit dem LSO und diversen Solo-Instrumenten (Violine, Klarinette, Klavier) im sehr langen Stück "La guerre à 9 ans" erfährt. Daher war es für mich erst ein wenig merkwürdig, sich daran zu gewöhnen, daß beide Themen ihren Ursprung hier an 1984 hatten. Trotz den beiden bereits bekannten Themen ist LA GARCE in der Tat jedoch ein recht facettenreicher und klangfarblich sehr interessant gestalteter eigenständiger Score.

Danke für die spannenden Informationen! Dann war Sarde ja offenbar so inspiriert vom Film, dass er hier etwas völlig Originäres geschaffen (und später noch davon gezehrt) hat. Das macht den Film für unsere Auswahl noch spannender. 

Geschrieben
vor 1 Stunde schrieb Sebastian Schwittay:

Danke für die spannenden Informationen! Dann war Sarde ja offenbar so inspiriert vom Film, dass er hier etwas völlig Originäres geschaffen (und später noch davon gezehrt) hat. Das macht den Film für unsere Auswahl noch spannender. 

Genau genommen ist es nochmal etwas anders, aber das sollte bei Sarde nicht (mehr) verwundern. :)
Beide Themen zusammen erscheinen nämlich sogar bereits in einem Chanson, das Sarde an 1983 - also genau ein Jahr vor UNE GARCE - für den Film UNE JEUNESSE von Moshe Mizrahi (davon gibt es bislang nichts auf Tonträger) geschrieben hat mit dem Titel "Jái jeté mon coeur dans les vagues". Witzigerweise bilden sie Strophe und Refrain dieses dort von Ariane Latérguy interpretierten Chansons. Dieses Chanson taucht ganz am Ende des UNE JEUNESSE-Films dann auch nochmals in einer instrumentalen Version auf - gespielt vom Gabrieli String Quartet und Roger Woodward als Solist am Klavier.

  • Thanks 1
Geschrieben

COURS PRIVÉ (Lehrerdrama von Pierre Granier-Deferre, 1986)

Diese kurze Musik zu einem Erpressungsdrama im Lehrermilieu hat mich sehr begeistert. Obwohl die Musik, wie Stefan hier schreibt, thematisch auf Sardes PREMIERS DÉSIRS von 1983 basiert, fasziniert mich hier die Instrumentation, genauer gesagt der Einsatz der E-Gitarre, ungemein. So eine klangsinnliche Kombination des Instruments mit einer kammermusikalischen Besetzung kenne ich sonst nur aus den "End Credits" von Goldsmiths FIERCE CREATURES. 

Gibt es die E-Gitarre denn auch in PREMIERS DÉSIRS? Eher nicht, oder?

Anspieltipp: "Labo Photo"

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