Zum Inhalt springen
Soundtrack Board

Mephisto

Administratoren
  • Gesamte Inhalte

    4.679
  • Benutzer seit

  • Letzter Besuch

Alle Inhalte von Mephisto

  1. Ich lese gerade die letzten 30 Seiten von Karls Mays allerersten Roman aus: Zepter und Hammer Die Juweleninsel Schon bei diesem absoluten Frühwerk muss ich vor dem Mann immer noch meinen Hut ziehen - auch, wenn es sich hier nicht um allzu große Weltliteratur handelt und ich seit rund sieben Jahren aus dem May-Alter raus bin, aber was er für eine blühende Fantasie hatte beeindruckt mich immer wieder: Die Handlung des ersten Romans spielt hauptsächlich in den fiktiven deutschen Staaten Norland und Süderland (ein bisschen niedlich), in dem der norländische Graf von Hohenegg in seinem Jagdgebiet einen Stamm Zigeuner beherbergt. Hohenegg selbst schmiedet Pläne, die Herrschaft des norländischen Herzogs zu seinen Gunsten zu stürzen und setzt dabei auf den Geheimbund der "Lichtspender", die von dem Franzosen Méricourt angeführt werden. Außerdem hat es der Graf auf Lilga, die Tochter der Stammesführer abgesehen und entführt daher seinen Nebenbuhler, der zum Stamm gehört. Dieser nennt sich Katombo und wurde als Findelkind von den Zigeunern aufgenommen und man vermutet auf Grund einer Tätowierung an seinem Arm, dass er aus adligen Verhältnissen stammte. Katombo gelingt die Flucht aus dem Schloss, doch er überhört ein Gespräch zwischen Lilga und dem Grafen von Hohenegg, indem die Zigeunerin zustimmt, beim Grafen zu bleiben, um Katombo zu retten. Zutiefst gekränkt macht sich der enttäuschte Liebhaber in den Orient auf, wo er sich durch mehrere Heldentaten die Gunst beim lokalen Herrscher erringt, seine jüngere Tochter heiraten darf und den Rang des Marineoffiziers erwirbt. In einer zweiten Identität als "Schwarzer Kapitän" allerdings treibt Katombo - jetzt Nurwan Pascha - als Pirat sein Unwesen, wobei er nur norländische Handelsschiffe angreift, die zu Hoheneggs Handelsgesellschaft gehören. Der Graf hat Lilga schon längst verstoßen und sie zieht ohne Rast als Bettlerin durchs Land. Alleine die obigen beiden Absätze spielen sich innerhalb der ersten 150 Seiten des Romans ab und bilden somit ein äußerst kurzweiliges Leseerlebnis. Dabei hält sich der Schriftsteller selten an allzu detaireichen Schilderungen auf sodass ein Großteil des Buchs durch Dialog und Handlung bestritten wird. Trotzdem gelingt es May, die exotischen Schauplätze vor dem geistigen Auge lebendig werden zu lassen. Die zweite Hälfte handelt hauptsächlich von der Vereitelung der Pläne Hoheneggs, während derer auch die einzelnen Schicksalsfäde zusammenlaufen und gelöst werden. So erfahren wir, dass Auch Katombo bzw. Nurwan Pascha ein Hohenegg ist und auch weitere Identitäten werden erklärt. Allerdings wird anhand von Trivialkultur oftmals der Zeitgeist einer bestimmten Epoche besonders deutlich. Wie der stark antikommunistische Geist der 80er Jahre in amerikanischen Actiofilmen viel deutlicher zu erkennen ist als in so manchem Geschichtsbuch so legen auch "Zepter und Hammer" sowie "Die Juweleninsel" die gedanklichen Strömungen des späten 19. Jahrhunderts offen. Auch wenn May stets als Pazifist schrieb und argmunetierte, für die Gleichheit und den Frieden zwischen Völkern aufruft so wird das deutschnationale Gedankengut des Kaiserreichs oft deutlich. So wird oft das Französische mit negativen Dingen in Zusammenhang gebracht, denn der anarchistische Anführer der Lichtspender - Méricourt - stammt aus Paris. In der "Juweleninsel" liest der Sohne des Grafen von Hohenegg einen "lüsternen französischen Roman", anstatt die wundervolle deutsche Landschaft zu genießen. Auch andere zweifelhafte Aussagen finden sich über die Bücher verteilt, sodass "dem Armenier allgemein nicht zu trauen" sei. Die Helden sind allesamt deutscher Nation, rechtschaffend, bescheiden und tüchtig. Auch die Monarchie wird im Grunde als posotve Herrschaftsform beschrieben, sodass das Volk unter den gutmütigen Herzögen Nor- und Süderlands stets gut leben kann. In dem zweiten Teil - "Die Juweleninsel" - geht es um die Suche nach dem Schatz des Maharadschahs von Augh, dessen Reich in den Kolonialkriegen Englands unterging. Ein junger Adliger von norländischen Geschlecht machte sich beim Mahardschah verdient undheiratete dessen Schwester, doch bei der Flucht strandeten, die beiden alleine mit dem gewaltigen Schatz auf einer Insel. 10 Jahre nachdem auch seine Frau an Heimweh verstarb macht sich der Schiffbrüchige auf, verhungert jeodch auf offenem Meer, aber seine Leiche und seine Aufzeichnungen werden von Méricourt entdeckt, dem es gerade gelang, von einer englischen Gefängnisinsel zu fliehen. Karl Mays vielfach gesponnene Fäden reichen dieses Mal sogar hinüber nach Amerika und auch Winnetous Vater, Intschu Tschuna, hat hier seinen ersten Auftritt. Méricourt macht natürlich gemeinsame Sache mit dem Sohn des korrupten Grafen Hohenegg und so gibt es auch eine neue Generation norländischer Helden, die dem Franzosen den Schatz abjagen. Insgesamt bieten die beiden ersten eigenständigen Romane Mays eine unterhaltsame Abenteuerreise mit Seekämpfen, Duellen, Entführungen aus orientalischen Harem und einer überschwenglichen Portion Heldenmuts. Dabei offenbahren die beiden Bücher, wie viel Erfinungsgeist von Anfang an in der Fantasie Mays versammelt war.
  2. Ich habe mir die letzte Stunde einmal die Texte durchgelesen und mir ist der Mund schon verdammt wässrig geworden. Besonders wenn ich sowas wie hier lese, schlägt mein hoffnungslos nerdiges Herz bis zum Anschlag!
  3. Da komme ich dann wohl nicht dran vorbei. Irgendwie einleuchtend, dass FSM mit einem Rozsa abschließt, da sie sich ja ausgiebig um diesen Komponisten gekümmert haben, aber trotzdem hatte ich auf etwas anderes, selteneres oder weniger komplett erhältlicheres gehofft wie die "Zehn Gebote", da die Rhino-Edition zwei prall gefüllte CDs mit etlichen nicht verwendeten Fassungen enthält. Trotzdem - früher oder später steht's in meinem Regal Kann vielleicht wieder jemand mit der url herumspielen, damit wir wieder das Cover begutachten können?
  4. Timeline Ein Mann wird in die Notaufnahme eines Krankenhauses eingeliefert. Der Fahrer, der den schwer verletzten mitten in der Wüste fand behauptet, dass der Unbekannte plötzlich vor seinem Auto aus dem Nichts erschien. Als der Mann seinen Verletzungen erliegt, melden sich weder Freunde oder Angehörige, sondern nur der Arbeitgeber: ITC Corporations. Die Leiche selbst hatte keinerlei Papiere oder Ausweise bei sich und – was noch viel merkwürdiger anmutet – war in mittelalterliche Gewänder gekleidet. Zur gleichen Zeit besucht Chris Johnson seinen Vater Prof. Edward Johnson, einen Archäologen, der mit seinem Team Kate Erickson, André Marek, François Dontelle und Josh Stern in Frankreich die Ruinen der Festung La Roque und des angrenzenden Dorfes Castlegard freilegt. Castlegard wurde 1357 von den englischen Truppen im hundertjährigen Krieg niedergebrannt. Am Abend ließ man Lady Claire, die Schwester von Arnaud de Cervole, auf der höchsten Zinne von La Roque hängen, was die Franzosen in Rage versetzten und sie schließlich die Festung eroberten. Prof. Johnson eröffnet Chris, dass er nach Amerika fliegen will um mit den Sponsoren der Ausgrabungen – ITC Corporations – zu verhandeln, da ihn die Informationen der Auftraggeber misstrauisch gemacht haben. Chris selbst hat weniger Interesse an der Vergangenheit denn an Kate, einer Mitarbeiterin in seines Vaters Team. Da entdecken die jungen Archäologen in der Klosterruine des Dorfes ein altes Gewölbe, in dem sie die Linse einer Brille des Professors sowie ein 600 Jahre altes Pergament finden, auf dem sich ein Hilferuf befindet – von Prof. Johnson geschrieben. Nun macht sich auch Chris mit den vier Archäologen nach Amerika auf, um ITC Corporations zu Rede zu stellen. Sie erfahren, dass der Konzern an einem Verfahren gearbeitet hat, mit dem Materie von Punkt A nach Punkt B zu schicken, sich jedoch ein Wurmloch aufgetan haben muss, dass die zu versendende Materie nicht an den Zielort, sondern nach Castlegard im Jahre 1357 schickt. Die Mitarbeiter von ITC Corporations überzeugt das junge Team, sich ebenfalls ins Mittelalter zu begeben, um den Professor zu finden und zurück zu holen, denn dies gelingt nur mit Hilfe von so genannten Markern, die nur eine begrenzte Zeit funktionieren. Kurze Zeit später findet sich die Gruppe junger Leute in Castlegard kurz vor der letzten Schlacht um La Roque wieder und macht sich auf die Suche… Zu den Spezialgebieten Michael Crichtons gehörte es zweifellos, historische Rahmenunterhaltsam mit fiktivem Inhalt auszufüllen, ohne den geschichtlichen Kontext außer Acht zu lassen. Auch im 1999 erschienenen Roman „Timeline“ versuchte Crichton, eine möglichst authentische Schilderung des Mittelalters zu gestalten. Richard Donners Films allerdings zeichnet ein sehr oberflächliches und primitives Bild Europas im 14. Jahrhundert und lässt viele Passagen aus dem Buch außer Acht oder verändert sie maßgeblich. Nichts desto trotz ist Donner ein recht unterhaltsamer Film gelungen, dem man zu Gute halten muss, den Einsatz von CGI so gering wie möglich zu halten, was sich besonders positiv auf die finale Schlacht um La Roque auswirkt. Das Studio selbst schien große Zweifel an dem Erfolg des teilweise etwas unbeholfen wirkenden Films gehabt zu haben, sodass „Timeline“ während der Postproduktion mehrmals umgeschnitten wurde. Und tatsächlich war der Film nur mäßig erfolgreich, was vielleicht auch an den durchweg unbekannten Schauspielern gelegen haben mag. Dabei liegt es noch nicht mal an dem fehlenden Publikumsmagneten oder den schauspielerischen Fähigkeiten sondern einfach daran, dass die Charaktere sehr eindimensional und blass gestaltet sind. Billy Connolli gibt einen überzeugenden Professor der Archäologie ab und Gerald Butler scheint als kerniger Schotte nur darauf zu warten, endlich in die Mittelalterklamotten schlüpfen zu können. Die Liebesgeschichte zwischen Paul Walker als Chris und Frances O’Conner dümpelt ein wenig vor sich hin, der Interessenkonflikt, der zu Begin von Chris’ Vater angesprochen wird, nicht annähernd thematisiert. Auch Martin Csokas als Sir William De Kere und Michael Sheen als Sir Oliver bringen ohne Frage das Potential für die ‚bösen Ritter’, allerdings werden die beiden Figuren zu den nötigen Bösewichten degradiert, ohne die die Geschichte halt nicht vorankommt. Auch die Gewissenskonflikte der Archäologen, die den Verlauf der Geschichte bereits kennen und versuchen, gewisse Ereignisse zu verhindern, ohne jedoch die Ereignisse gravierend zu beeinflussen, wird nur am Rand abgehandelt und verpufft bald im Nichts. „Timeline“ schöpft also das Potential der Vorlage nur ansatzweise aus und genügt für eine solide Abendunterhaltung, das interessante Fantasy-Spektakel allerdings ist dieser Film nicht. Zur Musik: Jerry Goldsmith, Michael Crichton und Richard Donner bilden eine ganz besondere kreative Dreiecksbeziehung. So verband Crichton und Goldsmith stets eine enge Freundschaft und auch als der Autor seine eigenen Bücher nicht mehr verfilmte setzte er sich stets dafür ein, dass Goldsmith seine Verfilmungen musikalische betreute, was auch hauptsächlich am Engagement des Komponisten für „Timeline“ beigetragen haben dürfte. Richard Donner hingegen drehte „Das Omen“, für das Goldsmith ebenfalls die Musik schrieb und die ihm seinen einzigen Oscar einbrachte. In „Timeline“ sollten alle drei noch einmal zusammen arbeiten, bevor der Komponist wenige Monate später an seinem Krebsleiden verstarb. Die 90er Jahre waren in dessen Schaffen oftmals von handwerklich solider Routine geprägt, die von einigen wenigen wegweisenden Musiken wie „Basic Instinct“ gegliedert wurde. Die Zeit der großen Neuerungen war vorüber, jedoch schaffte Goldsmith sich im Alter mit handwerklich sauber gefertigten Partituren stets im Markt zu halten. Im neuen Jahrtausend schien sich sogar mit „Hollow Man“ und den recht engagierten Partituren zu „Along Came a Spider“ sowie „The Sum of all Fears“ sowie der ruppigen Musik zu „Star Trek: Nemesis“ ein neuer Aufwärtstrend abzuzeichnen Auch für „Timeline“ schrieb Goldsmith eine überdurchschnittliche Musik in ungewohnt rauem und ruppigem Gewand. Die Musik ist orchestral konzipiert, wobei das Schlagwerk für besonders archaische Passagen erweitert wurde. Auch elektronische Elemente kommen natürlich zum Einsatz, von denen sich insbesondere ein an ein Widderhorn erinnerndes Sample auszeichnet. Hier wurde der Komponist endlich wieder seinem Vorsatz gerecht, die synthetischen Elemente der Musik als Bereicherung der akustischen Klangpalette einzusetzen. Auch für „Timeline“ stand Goldsmiths langjähriger Tonmeister Bruce Botnick am Mischpult, der die orchestralen Partituren oft mit leichtem Hall aufnahm und so einigen modernistischen Musiken wie „Hollow Man“ die Schroffheit nahm. „Timeline“ zeichnet sich allerdings durch einen sehr trockenen und „ungeschönten“ Klang aus, der der teils militaristischen und archaischen Musik vollkommen gerecht wird. Die Partitur ist traditionell durch mehrere Leitmotive gegliedert, von denen insbesondere das lyrische Liebesthema für André Marek und Lady Claire sowie das für die Ritter stehende Rufmotiv des Widderhorns hervorstechen. Dieses Rufmotiv erinnert vom Tonmaterial deutlich an andere ähnlich gelagerte Motive wie z.B. aus „U.S. Marshals“, gewinnt aber seine Individualität durch den originellen Klang. Genau wie auch das komplizierte Vater-Sohn-Verhältnis und die aufkeimende Liebe zwischen Chris und Kathy im Film recht blass daher kommen, so unspektakulär fällt auch das entsprechende Thema aus, das aus einem viertönigen Kern besteht und vom Klavier über seichte Streicherteppiche gespielt wird. Die Actionszenen unterlegte Goldsmith mit ruppigen Schlägen der Perkussion, stakkatierenden und kurzen prägnanten Actionmotiven des Blechs. Besonders „The Battle/“Victory for us“ lassen einen stets großem Respekt vor einem Mann fühlen, der in schwerer Krankheit und hohem Alter fähig war, ein solch brutales Schlachtgewitter erklingen zu lassen. Auch weitere atmosphärische Stücke wie „The Dig“ sind absolut sauber und stimmungsvoll komponiert und instrumentiert. Umso größer war der Schock, als bekannt wurde, dass man Goldsmiths Musik nicht im Film zu hören bekommen werde. Durch die steten Umschnitte des Films in der Postproduktion musste der Komponist viele Vertonungen angleichen und erneut einspielen. Als man ihm schließlich einen weiteren Schnitt vorlegte und ihm die Gelegenheit gab, die Musik anzupassen, nahm der von Krankheit und erschöpfte Goldsmith schließlich seinen und Hut und verließ das Projekt mit der Begründung, er habe seine Aufgabe voll und ganz erfüllt. Es folgte eine weitere Zusammenarbeit mit Joe Dante, die er allerdings nicht alleine fertig stellen konnte. Noch vor seinem Tod setzte sich Goldsmith mit Robert Townson in Verbindung, weil er sicher gehen wollte, dass seine Musik zu „Timeline“ trotzdem veröffentlicht wird und tatsächlich erschien einige Monate nach dem Tod Goldsmiths eine SACD mit 48 Minuten Laufzeit, die von den 73 Minuten, die für den Film aufgenommen wurden, alle wichtigen Passagen in außerordentlicher Klangqualität präsentieren. Die CD ist mittlerweile vergriffen, aber eine Neuauflage in Stereo ist in der preiswerten Box „Jerry Goldsmith: His Last Works“ zu finden. Der Film selbst wurde letzten Endes von Brian Tyler vertont, der zuvor mit einem orchestral geprägten Score zu „Children of Dune“ auf sich aufmerksam machte und eine stilistisch ähnliche Musik ablieferte. Tylers Stil hielt zu dieser Zeit recht gekonnt die Balance zwischen den RCP-Strömungen und gradlinig instrumentierter Orchestermusik. In den Actionpassagen mutet Tylers Score viel moderner und glatter an als Goldsmiths archaische und ruppige Partitur und versprüht insbesondere vor der entscheidenden Schlacht viel größeren Pathos. In Anbetracht der Umstände ist Tylers Musik recht gelungen und funktioniert ohne Zweifel, trotzdem erfüllt einen der Gedanke, wie besser der Film noch hätte wirken, wenn man Goldsmiths letzte Filmmusik verwendet hätte, mit einer leichten Bitterkeit.
  5. Und: keine Gewalt unter dem Deckmäntelchen der historischen Authentizität sowie zur Abschreckung! Kein schmieriger Pathos sondern echte Kerle! Kein Ausschlachten historischer Begebenheiten zu Gunsten von Oscars! Die Cannon-Leute hatten halt noch eine Botschaft und waren nicht auf Kommerz aus! "Invasion U.S.A." ist wie "Stirb Langsam" Pflicht in der Vorweihnachtszeit...
  6. "Planet der Affen" sieht für jemanden, der die Musik noch gar nicht hat, schon ziemlich lecker aus
  7. Shadow und der Fluch des Khan Yin-Ko ist der Schrecken Tibets. Der Amerikaner Lamont Cranston hat sich nach dem ersten Weltkrieg nach Asien abgesetzt, wo er ein gewaltiges Drogenimperium errichtet hat und unter der Bevölkerung des Landes Furcht und Schrecken anrichtet. Da erhält er von dem Tulku, einem heiligen Mann, eine Chance, denn der Tulku kennt Cranstons wahre Identität und weiß, dass in dem brutalen Verbrecher ein guter Kern verborgen ist. Mit der Hilfe des weisen Mannes erlernt Lamont Cranston, die Gedanken seiner Mitmenschen zu lesen und zu trüben. Ausgestattet mit dieser mächtigen Kraft macht sich der gebürtige New Yorker in seine Heimat auf, um nun als maskierter Held „Shadow“ die Straßen von dem Bösen zu säubern und wirbt unter den geretteten Bürgern hilfreiche Agenten an. Da kommt bald die größte Herausforderung an den phantomhaften Helden der Stadt zu: Der letzte Schüler des Tulku – ein direkter Nachfahre Dschingis Khans – hat sich eines rennomierten Wissenschaftlers bemächtigt, der ihm eine gefährliche Waffe bauen soll, mit deren Hilfe Shiwan Khan die Weltherrschaft an sich reißen kann. Shadow sieht sich doppelt herausgefordert, die finseteren Machenschaften seines Gegenspielers zu verhindern, denn der Wissenschaftler in seiner Gewalt ist zugleich der Vater der schönen Margo Lane… Als 1989 Tim Burtons „Batman“ von Warner Brothers an den Kinokassen Erfolge feierte, sollte auch bei Universal Pictures ein Superheldenfilm realisiert werden. Da kam es gerade recht, dass Produzent Martin Bregman bereits acht Jahre zuvor die Rechte an „The Shadow“ gekauft hatte und fand in Autor David Koepp einen Liebhaber, der schon als Kind die Radiosendungen verfolgte und somit die perfekte Vorraussetzung erfüllte, dem Comichelden ein angemessenes Drehbuch zu schreiben. Große Erwartungen wurden mit dem von Russel Mulcahy gedrehten Film seitens des Studios verknüpft, denn man hoffte, durch einen Erfolg weitere Fortsetzungen produzieren zu können. Doch „Shadow und der Fluch des Khan“ wurde den Erwartungen nicht annähernd gerecht, nie wieder durfte er auf der Leinwand das Böse bekämpfen und kaum eine die geplanten Merchandise-Produkte erblickten nie das Licht eines Spielzeugladens oder Kinderzimmers. Das allerdings macht den Film an sich nicht schlecht, vielmehr wird deutlich, wie viel Mühe sich Autor, Produzent und Regisseur gaben, dem Vorbild gerecht zu werden. Der Film schämt sich glücklicherweise keine Sekunde, eine Comicverfilmung zu sein und besticht durch seinen naiven Charme sowie die zwar stilisierten aber detailverliebten Kulissen und Kostüme, die dem Zuschauer New York der 20er Jahre vor Augen führen. Die größtenteils animierten Spezialeffekte sind heutzutage natürlich längst überholt, dürften damals allerdings recht überzeugend gewesen sein. Alec Baldwin als anfänglich skrupelloser Drogenbaron, der sich später zum charmanten Großstadt-Playboy mit Geheimidentität verwandelt, macht seine Sache ebenso gut wie Penelope Ann Miller als mysteriöse Margo Lane. John Lones Shiwan Khan bleibt an sich etwas blass, ist aber durch seine mongolischen Krieger sehr wirkungsvoll in Szene gesetzt und Ian McKellen als Dr. Reinhardt Lane liefert wie gewohnt tadellose Arbeit. Insgesamt ist „Shadow und der Fluch des Khan“ nicht das große Kino, das er vielleicht sein sollte, aber vielleicht macht auch gerade dieser solide B-Film-Charakter diesen Film heute noch so unterhaltsam. Einer Fortsetzung bedarf es tatsächlich nicht, aber ein Abend lässt sich ohne Probleme und Langeweile durchaus mit diesem Film füllen. Zur Musik: Komponist Jerry Goldsmith hat in den 50 Jahren seiner Karriere fast jedes Genre vertont, allerdings stehen gegen unzählige Thriller, Actionfilme und Dramen nur zwei Superheldenfilme: „Supergirl“ und „The Shadow“. Die erste Hälfte der 90er war im Schaffen des Komponisten hauptsächlich von der Vertonung kleinerer Dramen, Komödien und Thriller bestimmt, sodass „The Shadow“ eine willkommene Abwechslung im Spätwerk Goldsmiths darstellt. Auch, wenn – wie so oft – in dieser Musik eine gewisse Portion Routine mitschwingt, so handelt es sich dennoch um eine unterhaltsame und erfrischende Partitur, die dem Film sehr zu Gute kommt. Die Musik ist sehr orchestral und leitmotivisch konzipiert, allerdings verzichtet Goldsmith nicht auf elektronische Hilfsmittel, die allerdings hauptsächlich zum tragen kommen, um übernatürlich Geschehnisse oder Traumsequenzen untermalen. Für den Helden komponierte Goldsmith ein Hornthema, das sowohl heroisch klingt als auch über einen gewissen mysteriösen und geheimnisvollen Touch verfügt. Der einzige Kritikpunkt, den man äußern könnte wäre, dass dieses Thema bei jeder Gelegenheit ausgespielt und kaum variiert wird. Margo Lane wird durch ein lyrisches aber sehr subtiles Thema charakterisiert während Shiwan Khan eine bedrohliche Melodie zugeschrieben bekommt, die mal archaisch in den Holzbläsern über donnernde Perkussion oder als nobler Blechchoral erklingt. Überhuapt fällt der ungewohnt massive Gebrauch exotischen und westlichen Schlagwerks für Shiwans Machenschaften auf, die der Musik eine weitere starke Facette verleihen. Die Actionmusik ist – ausnahmsweise – nicht durch ungerade Taktarten, sondern hauptsächlich in ein 6/4-Metrum gegliedert. Zum Filmstart erschien ein werbewirksam konzipiertes Album bei Arista Records, welches kurze Ausschnitte aus der Radiosendung mit Orson Welles, Songs aus dem Film und eine rund halbstündige Portion von Goldsmiths Filmmusik enthielt. Da das Album schon länger vergriffen ist und Goldsmith über eine Stunde Musik für den Film einspielte wäre „The Shadow“ ohne Frage eine Musik, bei der sich eine Expandierung ohne Frage lohnen würde, da das Album viele unterhaltsame Passagen der Musik nicht enthielt.
  8. Da ich die 62-minütige Fassung sowie Vol.2 habe wäre eine Deluxe Edition ein bequemer Bonus gewesen.
  9. Da bin ich erleichtert. Bis auf: Guns for San Sebastian 89 The Cincinnati Kid: 5CD Lalo Schifrin set 104 A Guide for the Married Man (Williams) 160 Farewell My Lovely/Monkey Shines 174 The Wonderful World of the Bros Grimm/The Honeymoon Machine 196 hab' ich die Gott sei Dank alle
  10. Das sind ja Hammernachrichten - in jeder Hinsicht. Was kann denn 5 CDs füllen? "Zehn Gebote" vielleicht? Von Newman, Rozsa oder Goldsmith würde mir da nichts einfallen... "Lionheart" sieht auch super aus und scheint außerhalb des Varèse-Clubs zu erscheinen. Enthielten beide CDs nicht fast die komplette Musik? Selbst wenn sie nur beide Alben zusammen schmeißen - immerhin gäbe es diesen Score wieder zu vernünftigen Preisen und alles auf einem Mal!
  11. Da hat Thomas absolut recht: Die schwarze Edition ist und bleibt die beste Präsentation der alten Star Wars Scores. Hast gut daran getan, auf ihn zu hören
  12. Glückwunsch! Ist's auch die abgebildete schwarze Edition oder doch die neue mit 3-D-Cover?
  13. Absolut! Das unterstreiche ich auch völlig und natürlich ist es faszinierend, dass Goldsmith stets einen neuen Weg gesucht und oft gefunden hat. Mir sind die Unterschiede zwischen funktionaler Filmmusik wie "Chain Reaction" und routinierter aber als Hörerlebnis überzeugender Musik wie "Der Feind in meinem Bett", "The Shadow" oder "The Vanishing" wichtig. Dass da jeder woanders die Grenze absteckt, ist doch völlig klar. Habe ich bei Walter Hill "Executive Decision" geschrieben? :konfused: Natürlich meinte ich "Extreme Prejudice" - habe den gestern erst aufgemacht
  14. Dass Goldsmith mit sehr viel Herz an späten Projekten gearbeitet hat beweist z.B. auch das Booklet zu "Angie". Er hat später halt gerne kleinere Dramen und Komödien vertont. Walter Hill hat im "Extreme Prejudice"-Booklet auch eine kleine Anekdote beschrieben, als er und Goldsmith sich auf einer Hauseinweihungsparty trafen und Goldsmith sein Leid klagte, dass die Filmmusik unter den falschen Entscheidungen von Produzenten und poppigen Einflüssen zu leiden hätte aber dann lächelte, zuckte mit den Schultern und sagte: "Aber ich kämpfe weiter gegen an." Ich persönlich spreche mich nunmal dagegen aus, im Spätwerk Goldsmiths, das nunmal aus viel Routine besteht, alles grau zu zeichnen. Es gibt natürlich Kinder ihrer Zeit, Routine und ähnliches, das aber auch auf musiaklischer Ebene besticht: Der Feind in meinem Bett, Forever Young, City Hall, Angie (z. T.), Powder, Rudy, Love Field etc. Die drei besprochenen Actionfilmmusiken fallen nunmal gegen die vorigen Musiken ab. Eine schön schwungvolle Actionmusik wie aus "Forever Young" oder der "Mumie" hätte denen nämlich nicht geschadet.
  15. Weil ich davon ausgehe, dass es hilft, wenn ich an allgemein nachvollziehbaren Kriterien meine subjektive Meinung begründe. Wenn ich schreibe: "Letztens U.S. Marshals gehört - ein schwacher Score weil ich fühle da nichts*." dann hilft es doch nur denjenigen, die den Score bereits kennen und entweder ihre Meinung bestätigt sehen oder eine Gegenposition einnehmen. Ich bin nun einer derjenigen, der die Leute hier im Forum bittet, ein bisschen zu begründen, warum sie diese und jene Musik (nicht) mögen, also wäre es doch inkonsequent, selbst nicht so zu handeln. Ich schreibe schon seit drei Jahren solche Texte hier - bisher hat's niemanden groß gestört. *grammatikalischer Fehler ist beabsichtigt.
  16. Und genau das finde ich so schlimm: Egal, ob der Zuschauer, Rezipient oder wer auch immer etwas merkt/hört/übersieht: Man muss stets versuchen, einen wirklich guten Job abzuliefern und nicht ein Produkt, was halt "reicht" und funktioniert. Natürlich 'reicht'es, wenn Spannung aufgebaut wird, drei Kontrabässe einen tiefen Ton spielen zu lassen, aber das ist noch keine gute Musik. Und selbstverständlich geht es um mich, meine Ansichten und meine Maßstäbe, die ich bei den Musiken und Filmen anwende, wobei ich versuche, die einzelnen Aspekte wie Instrumentation, Konzepte, thematisches Material, Verarbeitung von Motiven etc. zu bewerten. Ich persönlich mag z.B. "Die Barbaren" oder "Invasion U.S.A." als Filme, wenn ich Haudraufkino sehen möchte, aber das macht diese Streifen zu keinen guten Filmen. Ich versuche, die Texte für jeden nachvollziehbar zu machen. Da schreibe ich halt, dass "Chain Reaction" ein ziemlich müder "Auf-der-Flucht"-Abklatsch ist (filmisch) und wer auf spannendes Action-Katz-und-Maus-Spiel steht, sollte sich auch lieber erstmal "Stirb Langsam" als "Einsame Entscheidung" ansehen. Goldsmith selbst hat in den 70ern den Maßstab nunmal sehr hochgesetzt aber er muss sich dann gefallen lassen, wenn ich sein Spätwerk kritisch beäuge. Umso mehr liebe und ehre ich auch die frühen Sachen.
  17. Mich persönlich ärgert halt immer ein bisschen, wenn ich so etwas wie "U.S. Marshals" höre, dass die Actionmusik recht lahm und das Thema austauschbar ist, obwohl ich weiß, dass Goldsmith es eigentlich viel viel besser konnte. So einen Film wie "Powder" hätte Goldsmith doch in seiner kreativen Zeit von unterschiedlichen Seiten und musikalisch unterschiedlichen Stilistiken beleuchtet ("Illustrated Man"), hier wurde das allerdings ein äußerst süffiger Score, der - sobald er mal nicht das Thema erklingen lässt - vollkommen stereotyp wird. Ich finde es ja durchaus schick, dass Goldsmith in "Chain Reaction" mal 'was Anderes' gemacht hat, aber ich verbinde mit seinem Spätwerk auch immer diese Luslosigkeit, die sich teilweise stark in der Musik wieder spiegelt. Nebenstimmen hört man im Filmmix nicht - warum sich also die Mühe geben? Suiten für den Abspann komponieren? Das macht ja gar keiner mehr, dann lasse ich es halt sein... Wenn dann die Actionmusik nur noch aus Hörnern und Streichern bestehen, die unisono spielen, zeigt sich deutlich, mit welcher Lustlosigkeit der einst so kompromisslose Komponist zu Werke ging. Wenn er schon keinen Bock auf Kontrapunkte hatte hätten doch Arthur Morton oder Alexander Courage die Musik noch ein bisschen würzen können. Abgesehen davon sind einige elektronische Effekte nur noch zwanghaft eingesetzt, wie eben jener perkussive Zischeffekt in "The River Wild" oder "Executive Decision" - rein künstlerisch und ästhetisch sind die völlig fehlplatziert. Es gab ja auch einige Scores in den 90ern, die trotz der Stilglättung und einem recht ökonmoischen Orchestersatz funktionieren. Ich denke da natürlich an "Der 13te Krieger", "Die Mumie", "Mulan", "Air Force One" oder "Der erste Ritter" aber auch "Congo", "Der Feind in meinem Bett" und besonders "City Hall" sind gelungene Routine-Jobs. In "L.A. Confidential" und "Leviathan" hat Goldsmith außerdem atmosphärisch sehr dichte Scores geschrieben und ich finde, es ist nur gerecht, solchen guten Werken gegenüber eher lustlos runtergeschriebenen Sachen wie "U.S. Marshals" oder "Malice" den Vorzug zu geben.
  18. Tommy Lee Jones zeichnet seinen Samuel Gerard sehr glaubwürdig, aber Wesley Snipes bleibt als sein Gegenspieler äußerst blass. Auch John Royce ist doch eher ein Werkzeug der Dramaturgie als eine interessante Figur. Die Handlung ist wegen ihrer Schnörkellosigkeit ganz schick, bis der Protagonist vom Friedhof flieht, der Film sich noch weitere 30 Minuten dehnt und schließlich von einer halblogischen, bemüht herbei gezerrten aber trotzdem den ganzen Film über vorbereiteten Wendung gekrönt wird.
  19. Auf der Jagd Mark Roberts ist gerade mit seinem Abschleppwagen in Chicago auf dem Weg zu einem Unfall, als plötzlich ein Auto entgegen gerast kommt und Roberts rammt, bevor es sich überschlägt und in Flammen aufgeht. Roberts selbst kann verletzt geborgen werden, doch die Polizei wird misstrauisch, als sie in dem Handschuhfach des Wracks eine Schusswaffe entdeckt. Schon bald darauf sieht sich Roberts des Mordes angeklagt, da seine Fingerabdrücke in einem Parkhaus in New York am Tatort eines zweifachen Mordes gefunden wurden und die beiden tot aufgefundenen Agenten mit genau jener Waffe erschossen wurden. Das Flugzeug, das den Gefangenen mit weiteren Häftlingen nach New York transportieren soll stürzt allerdings ab, weil ein Insasse Roberts mit einer an Bord geschmuggelten Schusswaffe angegriffen und verfehlt hat, sodass ein Loch in der Wand entstand. Während das Flugzeug langsam in einem See versinkt gelingt Mark Roberts die Flucht. Ihm auf den Fersen ist Marshal Samual Gerard und sein Team, das schnell entdeckt, das Mark Roberts in Wirklichkeit Sheridan heißt und CIA-Agent war. Um seiner schneller habhaft zu werden, stellt die CSS Gerards Team einen Agenten zur Seite: John Royce. Doch auch mit dem stimmt etwas nicht, da er die Ermittlungen behindert wo er kann und offensichtlich etwas im Schilde führt. Somit hat Gerard nicht nur einen erfahrenen Agenten vor sich, sondern auch im Nacken… Nachdem Harrison Ford in „Auf der Flucht“ 1993 ständig bemüht war, dem Deputy Marshal Samuel Gerard zu entwischen wurde Gerard zum Marshal befördert und macht nun Jagd auf Wesley Snipes. „Auf der Jagd“ wurde von Warner Bros. als halbe Fortsetzung des Publikumserfolges von 1993 angesetzt, fand jedoch wegen dieser offensichtlichen Marketing-Strategie wenig Anklang beim Publikum. Das Drehbuch von Roy Huggins und John Pogue lässt außerdem den menschlichen Aspekt der Vorlage außer Acht und setzt stattdessen auf rasante Action, sodass der Film grob gesehen eine Aneinanderreihung von Verfolgungsjagden ist. Tommy Lee Jones spielt erneut die Rolle des mies gelaunten und beinharten Samuel Gerards, sein Gegenspieler Mark Roberts bleibt jedoch blass und austauschbar, was nicht unbedingt an Wesley Snipes liegt. Robert Downey jr. vermag den Film als zwielichtiger John Royce um einige nette Momente zu erweitern aber auch seine Figur entwickelt keinen tieferen Charakter. Immerhin kann sich die Action sehen lassen, denn zum Glück wurden die meisten Effekte noch „handgemacht“, sodass der minutenlange Flugzeugabsturz mittels großer Modelle auch heute noch Schauwert hat. Auch der Unfall zu Beginn oder Roberts Sprung auf den Zug sind schick von Actionregisseur Stuart Baird („Einsame Entscheidung“) in Szene gesetzt. Mit der Zeit hat man sich allerdings satt gesehen obwohl der Film noch eine halbe Stunde läuft. Umso schädlicher ist es für die Dramaturgie, dass der Bösewicht schon gestellt ist, aber noch drei weitere Verfolgungsjagden sowie eine gezwungen wirkende Wendung den Film unnötig in die Länge zieht. Insgesamt bietet „U.S. Marshals“ teils flotte Unterhaltung und wartet mit einigen beeindruckenden Schauwerten auf, versagt jedoch auf der Handlungs- und Charakterebene. Zur Musik: Jerry Goldsmith vertonte mit „Einsame Entscheidung“ 1996 für Stuart Baird seinen ersten Actionfilm nach „Total Recall“ (1990), allerdings bestand das Ergebnis aus uninspirierter Routine und auch der im selben Jahr folgende „Chain Reaction“, in dem Goldsmith sich am Zeitgeschmack probierte, ist sehr unspektakulär geraten. Auch „U. S. Marshals“ krankt an der „neuen Einfachheit“ in Goldsmiths Vertonungsmuster. Zwar wurde hier der Anteil der elektronischen Elemente auf ein Minimum beschränkt, doch trotzdem vermittelt die orchestrale Musik einen dünnen Eindruck, da fast vollständig auf interessante Nebenstimmen verzichtet wird. Bläser und Streicher spielen oftmals im homophonen Satz und das Schlagwerk hat sehr gradlinige Rhythmen zu bestreiten. Als Hauptthema fungiert ein kurzes Hornmotiv, das allerdings wenig prägnant bleibt und erst im Finale zu einer ganzen Melodie erweitert wird. Diese ist allerdings ebenso stereotyp wie ihre Keimzelle und erreicht daher nicht die Klasse anderer Hauptthemen des Komponisten wie „Air Force One“, „Mulan“ und andere, die in dieser Zeit entstanden. Wie auch auf der melodisch-thematischen Ebene gestaltet sich der Score in den Action- und Suspensepassagen als äußerst unspektakulär. Streicher, Schlagzeug und das Klavier bilden oft ein rhythmisches Fundament in mäßigem Tempo, über die sich ausgedehnte Bläsermotive und das Hauptthema legen. Nur selten erreicht die Musik ein schnelles Tempo und wirkt wegen ihres repetiven Charakters sehr schnell eintönig und ermüdend. Zum Filmstart erschien bei Varèse Sarabande ein Album in der üblichen knappen Länge einer halben Stunde, das alle mehr oder weniger gewichtigen musikalischen Ideen der Musik repräsentiert. Schon in gekürzter Form erweist sich die Musik als zu glatt gebügelt und lahm für einen solch rasanten Film und bietet daher nur mäßiges Hörvergnügen. Von den drei Actionfilmen „Executive Decision“, „Chain Reaction“ und „U.S. Marshals“ erweist sich letztere Musik alledings noch als das kleinste Übel. Erst einige Monate später gelang Goldsmith mit „Air Force One“ wieder ein temporeicher orchestraler Actionscore mit prägnantem Hauptthema.
  20. Gibt Lukas Kendall jetzt regelmäßig Durchmeldungen, wenn FSM-CDs kurz vorm Ausverkauf sind? Zu begrüßen wäre es ja.
  21. Außer Kontrolle Einem Team junger Forscher um Eddi Kasalivich und Dr. Lily Sinclair entwickeln an der University of Chicago unter Paul Shannon ein umweltschonendes Verfahren, mit dem man durch Sonolumineszenz Energie gewinnen kann. Doch in der Nacht nach dem ersten erfolgreichen Test fallen Eindringlinge in das Testgebäude ein, stehlen die geheimen Pläne und sprengen das Gebäude. Eddi, der kurz zuvor noch einmal die Anlage aufsuchte, findet den toten Teamleiter und kann sich selbst gerade rechtzeitig in Sicherheit bringen. Das FBI untersucht den Fall und findet in Eddis Wohnung 250.00 Dollar. Der junge Student wird als Terrorist gebrandmarkt und muss mit seiner Kollegin Lily fliehen. Paul Shannon – selbst ebenfalls vom FBI verfolgt – hilft den beiden, doch seine Rolle in dem Fall wird immer unklarer, denn nicht nur das FBI ist Eddi und Lily auf den Fersen: Eine geheime Organisation arbeitet ebenfalls an dem Sonolumineszenz-Verfahren, benötigt aber eine bestimmte Frequenz, die nur Eddi bekannt ist. Die beiden Unschuldigen sehen sich plötzlich zwischen zwei Fronten und können bald niemanden mehr trauen… 1993 feierte „Auf der Flucht“ mit Harrison Ford einen Riesenerfolg. Der von Andrew Davis gedrehte Actionfilm basierte auf der gleichnamigen Serie aus den 60er Jahren und handelt von einem unschuldig angeklagten Arzt, der stets auf der Flucht vor den staatlichen Behörden ist. Der Film trat damals eine große Lawine los und es entstanden viele filmische Trittbrettfahrer sowie eine halboffizielle Fortsetzung („Auf der Jagd“), in denen Unschuldige Leute vor der Polizei fliehen und gleichzeitig den wahren Täter finden mussten. Allerdings erreichte keiner der Filme die Klasse des Originals und auch „Außer Kontrolle“ bleibt überaus blass. Vielleicht liegt es an der allzu offensichtlichen Funktion des Films als Vehikel Keanu Reeves’ oder auch daran, dass sämtliche Verfolgungsjagden von den Protagonisten hauptsächlich zu Fuß zurückgelegt werden müssen und so kaum Tempo aufkommt. Gegen stereotype Protagonisten ist ja in Actionfilmen grundsätzlich nichts zu sagen, aber in „Außer Kontrolle“ sind die Figuren so blass, dass man sich kaum für sie interessiert. Keanu Reeves und Rachel Weisz sind zwar ein nettes Paar, dem man allerdings nur die Studenten, nicht jedoch die Abenteurer abnimmt. Morgan Freeman absolviert seine Leistung als zwielichter Paul Shannon wie gewohnt souverän, allerdings ist seine Figur nur verwirrend, handelt ohne klare Absichten und wurde offensichtlich nur entwickelt, um dem Film ein bisschen Abwechslung zu verleihen – allerdings vergeblich. Filmisch ist „Außer Kontrolle“ recht solide geraten und verfügt allerdings nur über zwei wirkliche Höhepunkte: Die Verfolgungsjagd auf einem gefrorenen See mit Luftkissenbooten sowie Eddis Flucht vor den Beamten auf über eine große gerade hochfahrende Klappbrücke. Insgesamt reiht sich „Außer Kontrolle“ in die Riege der unspektakulären Filmchen, die von „Auf der Flucht“ mehr als nur inspiriert wurden und wohlverdient langsam aber sicher in Vergessenheit geraten werden. Zur Musik: Jerry Goldsmith war nach einer langen Actionpause mit „Einsame Entscheidung“ zu Beginn des Jahres in sein altgewohntes Metier zurückgekehrt, doch leider entpuppte sich „Einsame Entscheidung“ mit der allzu dünnen Orchestrierung, den einfallslosen Suspensepassagen und dem uninspirierten Themenmaterial als Enttäuschung. In „Chain Reaction“ schlug der Komponist einen anderen Weg ein und näherte seinen Stil weiter dem zeitgenössischen Geschmack an. Hier fällt besonders der markante Einsatz der E-Gitarre auf, die der Musik einen klaren 90er-Touch verleiht und die stets in Verbindung mit dem Protagonisten erklingt. Das eigentliche thematische Material ist allerdings – ähnlich wie in „Executive Decision“ recht blass und austauschbar geraten. Als Hauptthema fungiert eine Trompetenmelodie, die hauptsächlich aus einer pendelnden Quinte besteht und oft mit einem einfachen Rhythmus des Drumcomputers begleitet wird. Auch die E-Gitarre spielt stets ein recht braves Thema für Eddi, das stets über dem Beat des künstlichen Schlagzeugs läuft und kaum variiert wird. Interessanter wird es schon bei der Action, obwohl auch hier wieder der äußerst simple Orchestersatz – hauptsächlich unisono-Spiel mit einigen Zwischenschlägen des Schlagwerks – zu wünschen übrig lässt. Es ist wahrscheinlich auch Goldsmiths Anbiederung mit der damaligen Strömung verschuldet, dass die Actionmusik recht gleichförmig verläuft. Wer die früheren und mittleren Actionpassagen des Altmeisters mit den rhythmisch ungeraden Ostinati, dem grummelnden Klavier und den schrillen Bläsern liebt, sollte „Chain Reaction“ wahrscheinlich lieber ziehen lassen, denn dort bekommt man hauptsächlich gerade Takteinheiten, die vom künstlichen Schlagzeug abgesteckt werden und über die sich einige Streichermotive ausbreiten. Wirklich markant wird es daher hauptsächlich beim Einsatz des zentralen Actionmotivs, das in den Streichern und Hörnern erklingt und von Flatterzungen der Trompeten bereichert wird. Ein sehr eleganter Taktwechsel zwischen ¾ und 4/4-Takt ist einer der wenigen wirklich interessanten Kniffe in dieser Musik. Die Suspensemusik besteht aus einigen wiederholt gezupften Akkorden in den Violinen über tiefe Liegetöne der Bässe und lässt umso mehr Goldsmiths frühe innovative Klangkompositionen zu ähnlich gelagerten Szenen vermissen. Der Komponist schlug bei „Chain Reaction“ immerhin einen neuen Weg ein und komponierte daher einen teils an die Muster der damals immer beliebter werdenden Media-Venture-Musiken angelehnten Score, der in den thematischen Sequenzen recht poppig und während der Actionpassagen wie „Executive Decision“ recht dünn und blass daher kommt. Insgesamt handelt es sich zwar um eine aus dem Rahmen fallende Musik, deren Reiz allerdings gerade nicht in der Exotik liegt. Varèse Sarabande veröffentlichte zum Filmstart ein Album mit der damals üblichen Laufzeit von 30 Minuten, sodass auch eine zentrale Actionsequenz – die Brückenszene – dem Albumschnitt zum Opfer fiel. Unter Fans ist die Nachfrage nach einer erweiterten Fassung recht groß, doch es ist nicht auszuschließen, dass sich nach dem Erscheinen einer solchen große Ernüchterung breit machen würde, denn Goldsmiths recht eintönige Actionmusik, die unoriginellen Suspensepassagen und das halbgar dem Zeitgeist angeglichene thematische Material macht „Chain Reaction“ nicht zu der Perle, für die die Musik gerne gehalten wird.
  22. Neue Klänge, Testosteron, Action - liebend gerne, aber "Executive Decision" ist doch wirklich eine Schmalspurmusik - leider! Meine Beurteilung wird stets auf der längsten "verfügbaren" Quelle basierend gefällt und bevor ich mir den Film nochmal ansah, habe ich mir viermal 85 Minuten "Executive Decision" gegeben und muss sagen, dass besonders da klar wurde wie viel belangloses Spannungsmaterial auf dem Album unterschlagen wurde. Immer wieder dieselben brummelnden halbsynthetischen Bässe und dieser "Wabbelblech"-Effekt, ein paar Sitarakkorde hier und da... Das Haupthema ist wie gesagt viel zu gradlinig orchestriert - da haut "Air Force One" Gott sei Dank in eine ganz andere Kerbe und einigermaßen interessant ist die Musik doch tatsächlich nur ab dem Abflug der Spezialeinheit bis alle (mehr oder weniger) an Bord sind. Die alternative Fassung von "Drill Team" ist wirklich ganz nett. Es ist sowieso interessant, dass einige alternative Versionen musikalische interessanter und farbiger sind als die letztendliche Filmversion wie z. B. auch von "Jaffas Abduction". Klar, ich würde mir auch eine erweiterte Fassung dieser Musik zulegen, aber "Executive Decision" wurde meiner Meinung nach immer zu sehr verklärt und mit dem kurzen Varèse-Album hat man dann den perfekten Sündenbock gefunden.
  23. Yeah! Ist sowas von gekauft! Gibt es die Kantate denn auch noch in einer anderen Einspielung? Für die Neuverfilmung unter Hitchcock selbst hat Herrmann das Stück doch sogar etwas "gestreckt" oder? Welche Fassung wird denn das sein?
×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Wir nutzen auf unserer Webseite Cookies, um Ihnen einen optimalen Service zu bieten. Wenn Sie weiter auf unserer Seite surfen, stimmen Sie der Cookie-Verwendung und der Verarbeitung von personenbezogenen Daten über Formulare zu. Zu unserer Datenschutzerklärung: Datenschutzerklärung