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Mephisto

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  1. Einsame Entscheidung Dem amerikanischen Geheimdienst gelingt es, den gefährlichen terroristischen Anführer El Sayed Jaffa gefangen zu nehmen. Kurze Zeit später stürmt eine Spezialeinheit unter Austin Travis ein Wohnhaus in Trieste, in dem angeblich ein gefährliches Nervengas gelagert sein soll. Bei der Aktion stirbt einer von Travis' Männern - das Gas wird allerdings nicht gefunden. Travis macht für den Tod seines Mannes Dr. David Grant verantwortlich, auf dessen Informationen hin die Aktion durchgeführt wurde. Kurze Zeit später entführen arabische Terroristen unter der Führung Nagi Hassans - Jaffas rechter Hand - eine Boeing 747 auf dem Flug nach Washington und fordert die Freilassung ihres Anführers. Die amerikanische Regierung nimmt den Vorschlag des Ingenieurs Dennis Calhills an mittels eines speziellen Flugzeugs eine Spezialeinheit in die Boeing 747 zu schleusen und die Terroristen so zu überwältigen, bevor die das Festland erreicht haben. Travis, der die Einheit auf dem Flugzeug leiten soll sieht seine Chance, sich an Grant zu rächen und fordert, ihn auf Grund seiner Kenntnisse über Jaffas Verbindung mitzunehmen. Kurze Zeit später findet sich Grant mit Ingenieur Calhill und der Eliteeinheit Travis' auf dem Flug, um unter der Boeing anzudocken und so in das Flugzeug zu gelangen, doch die Aktion geht schief, denn durch Turbulenzen bricht die Verbindung zwischen den Flugzeugen ab, Travis kommt ums Leben und der Bombenexperte des Teams wird schwer verletzt. Doch trotzdem erkundet die zusammengewürfelte Mannschaft das entführte Flugzeug, um zu retten, was noch zu retten ist, denn mittlerweile hat Grant den wahren Hintergrund entdeckt: Das vermisste Nervengas befindet sich an Bord und das Flugzeug soll wie eine riesige Bombe in Washington abstürzen. Was 1995 noch das Szenario für einen soliden Actionfilm sein sollte, wurde sechs Jahre später zur grausamen Wahrheit. Nach dem 11. September fällte schwer, diesen Film zu sehen, ohne über all die Parallelen hinweg zu sehen. Abgesehen davon funktioniert "Einsame Entscheidung" als solider Actionthriller, der über einen stetig angezogenen Spannungsbogen verfügt und den Zuschauer bei Laune hält. Das Gewicht liegt dabei nicht auf möglichst blutigen Schießereien, harten Faustkämpfen oder spekatkulären Explosionen, sondern an kleinen und ruhig inszenierten Szenen, z. B. wenn die Spezialeinheit im ganzen Flugzeug Kameras installiert, um sich einen Überblick zu verschaffen und stets Gefahr läuft, entdeckt zu werden. Das nett inszenierte Katz und Maus Spiel wurde mit passenden Schauspielern besetzt. Allen voran natürlich Kurt Russel als Brille tragender Wissenschaftler und Terrorexperte, der unfreiwillig mit einer Eliteeinheit auf Mission ist, Oliver Platt als schreckhafter Calhill und Halle Berry als Flugbegleiterin Jean, die Grant so manchen Dienst erweist. Auch David Suchet funktioniert in der stereotypischen Rolle des Nagi Hassans ebenso wie Steven Segeal als Travis, der schon sehr früh den Filmtod stirbt. Insgesamt gibt es an "Einsame Entscheidung" nichts auszusetzen, ein bedeutender Meilenstein im Action- oder Thrillergenre ist der Film allerdings nicht - viel eher handwerklich ordentliche Abendunterhaltung. Zur Musik: Nach sechs Jahren vertonte Jerry Goldsmith mit "Executive Decision" wieder einen Actionfilm und wandte sich ab dort für den Rest des Jahrzehnts wieder vermehrt dem Abenteuer- und Actionfilmen zu, hatte er zuvor doch lieber kleinere Dramen und Thriller vertont. Man hätte nach seinem letzten Actionengagement "Total Recall" (1990) hoffen können, dass der Komponist wieder äußerst frisch und motiviert mit vielen neuen Ideen zu Werke geht, doch diese Hoffnung wurde alles andere als erfüllt. Schon zu Beginn der 90er setzte Goldsmith - obwohl er über zwei ausgezeichnete Orchestratoren verfügte, die stets mit ihm zusammen arbeiteten - auf einen sehr ökonomischen und auf Nebenstimmen verzichtenden Orchestersatz vertraut. Von den sehr elektroniklastigen Effekten der vorigen Jahre zeichnen sich auch in "Executive Decision" noch einige längst veraltete Überbleibsel ab, sodass "Executive Decision" ein allzu blasser und inspirationsloser Score geworden ist. Schon alleine das fanfarenartige Hauptthema, das unisono von den Streichern und dem Blech gespielt den Film eröffnet, bietet absolut nichts Neues - vielmehr eine uninspirierte Themenschablone, die weder markant ist noch sich im Gedächtnis großartig festsetzt und zu allem Übel mit elektronischen Perkussionseffekten wie den nervig zischenden "River Wild"-Samples unterstützt wird, die eine kleine Trommel ersetzen sollen. Die arabischen Terroristen werden durch eine Synthieschalmai über brummelnde elektronische Bässe oder der völlig fehlplatzierten Sitar charakerisiert während die Suspensepassagen oftmals von tiefen Liegtönen der Streicher und einem elektronischen Effekt betsritten werden, der sich anhört, als würde man eine große Metallplatte schütteln. Die wenigen Actionszenen sind ebenfalls schablonenhaft und mäßig vertont, sodass die Musik nicht über einen wirklichen Höhepunkt verfügt. Von den rund 80 im Film zu Gehör gebrachten Minuten Musik fand eine knappe halbe Stunde auf der Varèse-CD Platz und repräsentiert alle musikalischen Ideen, täuscht jedoch trotz unchronologischer und dem Hörfluss dienliche Platzierung der Titel nicht über die markanten dramaturgischen und Satztechnischen Mängel der Musik hinweg. Es sollte noch mehrere weitere Gehversuche brauchen ("Chain Reaction", "U.S. Marshals"), bis der Komponist auch in den späten 90ern wieder seinen Ruf als Actionkomponist wieder mit "Air Force One" und entsprechenden Passagen aus dem "13. Krieger" oder "Die Mumie" festigen konnte.
  2. Oh! Jetzt darf ich auch mal: "GESCHMACKSSACHE!"
  3. Hüstel...8. Symphonie Mir ging es jetzt auch eher darum, dass dieses Thema in Mahlers Werk höchstens die Funktion eines Nebenthemas erfüllt, das mit mehreren anderen Motiven wiederum überlagert wird. Darum gibt es von diesem Lied weniger eine "Mahler-Fassung" als von "Bruder Jakob" (aus seiner ersten Symphonie, die wirklich hinreißend ist). Ich wollte nur verhindern, dass Leute, die Mahlers Koloss nicht kennen jetzt nicht davon ausgehen, dass ganze Teile der Symphonie auf diesem Volkslied basieren. Allerdings sehe ich es so wie Babis: Wenn man bereits bekanntes und vorbelastetes Material in eigene Kompositionen einflechtet, dann muss man sich über den Kontext im Klaren sein. Wie gesagt: Brittens "War Requiem" ("Sanctus! Sanctus!") duetlich zu kopieren und als schillernde Fanfare für "Troja" einzusetzen ist absolut unangebracht. Da könnte ich auch Luigi Nonos "Il Canto Suspeso" in einer "lusitgen" Adam-Sandler-Komödie verwursten oder Zimmermanns "Requiem für einen jungen Dichter" mit Bergs "Wozzeck" kombinieren und das in einen Jason-Statham-Knaller packen. Abgesehen davon, dass der Komponist auch die hoffentlich vorhandene musikalische Bildung des Hörers beleidigt und anscheinend bewusst musikalische Unwissenheit voraussetzt. So dreist wie Horner es teilweise tut könnte man sonst ruhigen Gewissens nicht mehr kopieren.
  4. Für Herrmann ist mir Bizet viel zu leichtfüßig. Aber interessant: Wo oder wie hörst Du denn da Herrmann raus? Die "Zorro"-Musiken sind meiner Meinung nach (bin aber auch nicht der Über-Horner-Experte) die besten Musiken bisher im neuen Jahrtausend (kenne "Black Gold" noch nicht): Pfiffig, voller Energie, wohltuend orchestral und toll orchestriert. Bei der "Carmen"-Klauerei bin ich immer etwas zwiegespalten, da es auf der einen Seite nahe liegt, auf der anderen Seite aber so unnötig. Die markante Akkordfolge zu Beginn des Bizet-Stücks z. B. hätte er sich sparen können - selbiges gilt für die äußerst bekannten charakteristischen Streicher- und Bläserfiguren bei 0:47, die er in "Fencing Lesson" lediglich als Füllmaterial einsetzt. Da hätte er sich auch selbst was ausdenken können. Auch die ganze Orchesterbegleitung zu Beginn ist dreist übernommen, das Thema allerdings von Horner selbst. Es wäre schön gewesen, wenn Horner vielleicht den Einfluss aus "Carmen" beibehalten hätte - das würde ihm niemand übelnehmen - aber die Übernahme einiger schon zu sehr mit "Carmen" behafteten Abschnitte macht die Musik teilweise zu einem Flickenteppich.
  5. Die Begeisterung hier lässt mich hoffen. Ich werde die Musik erst im Film hören, auf den ich mich trotz allem freue, denn ein ordentliches Wüstenabenteuer ohne Schnickschnack wie "Prinz von Persien" fehlt mir seit Längerem auf großer Leinwand. In der Vorschau sah auch alles schön "echt" und nicht animiert aus (kann dazu jemand,der den Film schon gesehen hat, was dazu sagen?) Mittlerweile frage ich mich aber schon, ob die Komponisten sich nicht im Klaren darüber sind, das es der Musik wenig dienlich ist, wenn die Themen auf bereits bekanntem Material basieren, das in der Erinnerung des Hörers derart vorbelastet ist wie in diesem Falle Mahlers Achte Symphonie. Immer wenn ich die "Schindlers Liste"-Tonfolge höre, denke ich selbst wieder den Chor hinzu oder wenn ich "Troja" höre, erwarte ich ebenfalls die "Sanctus"-Rufe während der Fanfaren aus Brittens "War Requiem" (dieses tragische Stück zu einer inspirationslosen Fanfare runter zu brechen ist ohnehin eine ketzerische Sünde ohnegleichen). Besonders bei Horner denke ich immer, dass er entweder auf die Dummheit (im Sinne von ungebildet) beim Publikum hofft oder ob er uns einfach nur für blöd verkaufen will. Ähnliches gilt natürlich für Bill Conti und John Williams.
  6. Also eigentlich handelt es sich bei "Zorro" von Horner eher um "Carmen auf Californisch"...
  7. "The illustrated Man" - Jerry Goldsmith (Main Title) "The Prodigal" - Bronislau Kaper (Main Title) "Three Choral Suites" (Miklos Rozsa) "The Robe" - Alfred Newman (Main Title)
  8. Verwendete + Abgelehnte Musik? Ich bin dabei! Die zweite CD sieht ebenfalls sehr schmuck aus, aber an Golden-Age-Trash-Musik habe ich - besonders bei Kritzerland - schon viel in Les Baxter investiert und werde "Invasion, USA" erstmal ziehen lassen.
  9. Für Studienvorbereitung musst Du allerdings nicht Unengen Geld in eine private Lehranstalt stecken, um schließlich nach Holland zu gehen. Auch staatliche Hochschulen bieten derlei Studienvorbereitende Kurse an und geben gerne Beratungsgespräche, denn tatsächlich weiß man noch nicht so genau, wie es später aussehen wird. Ich selbst studiere gerade ein instrumentales Hauptfach an einer Hochschule, werde aber mit Sicherheit noch Musikwissenschaft dranhängen, da mich dieser Bereich viel mehr interessiert, sich mir die Möglichkeiten dieses Fachs allerdings erst in meinem Instrumentalstudium erschlossen haben.
  10. ...nicht aber eines Bäckers oder Tischlers.
  11. Willkommen Lostheaven! Zuerst einmal sollte man sich natürlich mit den späteren Problemen des musischen Berufes auseinander setzen, aber mittlerweile sind viele Bereiche unsicher geworden. Zur Zeit rät man teilweise schon Leuten ab, Jura zu studieren, weil es einfach zu viele Juristen gibt. Ich rate allerdings dringend davon ab, auf derartige Privatinstitute zu gehen, denn da wird einem für laue Ausbildung ziemlich das Geld aus den Taschen gezogen. Für viele, die sich nicht an einen instrumentalen Studiengang wagen, ist es eine Option, Musikwissenschaft an einer Universität zu studieren in der Hoffnung, später in Rundfunkanstalten und Ähnlichem unterzukommen. Filmmusik - besonders wie Du sie Dir wahrscheinlich vorstellst - ist recht schwer. In Berlin kann man das staatlich studieren, muss allerdings erstmal einen abgeschlossenen Studiengang in Komposition haben. Wie steht es denn um Deine musiktheoretischen Kenntnisse und instrumentale Fertigkeiten? Wie sieht's mit Beschäftigung der Alten Musik (1300-1600) aus und wie sehr hast Du Dich schon mit der Neuen Musik (ab Boulez, Ligeti, Stockhausen, Zimmermann) auseinander gesetzt?
  12. So brutal war's gar nicht gemeint Es gab nur mal von Peter-Anselm den Hinweis, dass, wenn man mehr "Broken Arrow" möchte, doch einfach die CD neu programmieren kann. Sami verwies bei "Star Trek" auf minderwertige Bootlegs, da sei ja alles drauf, was man haben wolle. Dabei lebt doch besonders "Mutiny" in der FSM-Präsentation von all den alternativen Fassungen, denen Du ja in Hinblick auf "Star Trek" ganz gerne jeden Nährwert absprichst.
  13. Da schwenkt der größte Vertreter der "Höralben"-Ecke mal wieder sein Fähnchen. Ich persönlich habe wenig Lust, mich mit halbgaren Veröffentlichungen der 90er zufrieden zu geben, weil's damals nicht besser ging (zu teuer oder Komponisten waren dagegen). Wenn ich also bestimmte Musik haben möchte, soll mich also mit illegalen schlecht klingenden Bootlegs zufrieden geben und wenn ich eine längere CD haben will, einfach doppelt programmieren. Schön und gut, aber das "Lancelot"-Thema habe ich so nicht bekommen... Interessant, "Hook" auf 3 CDs ist also ein Overkill, "Meuterei auf der Bounty" wird im üppigen (brillanten) FSM-Album alle Wochen wieder gelobt und auch die "Fugitive"-Doppel-CD beklatscht. Außerdem freut man sich doch über Goldsmith-Veröffentlichungen wie "Sand Pebbles", obwohl's eigentlich nur miese Halsabschneider-2-CD-Sets sind. Mir wird ein bisschen zu oft in der "Höralben"-Frage mit zweierlei Maß gemessen und interessanterweise war es in letzter Zeit doch immer die "Wer braucht denn das auf 2 CDs?"-Fraktion, die immer wieder von Neuem aufbegehrte, schicke Neuveröffentlichungen wie dreimal Kamen, "Thr Wrong Box" von Barry und ähnliche Veröffentlichungen in dieser Diskussion gerne verschweigt. Ich gebe zu, 3 CDs mit dem Affenplaneten brauche ich selbst auch nicht unbedingt, werde allerdings zuschlagen, weil ich kein Album von der Musik habe. Aber 3 CDs mit "Breakdown" oder "Golden Child" sind definitiv lobenswerte Unterfangen.
  14. Das liegt aber auch daran, dass mittlerweile niemand mehr den wirklich großartigen "Vertigo" kennt, in dem Hitchcock sogar eine neue Kameratechnik eingeführt hat - wo wir wieder beim alten Thema wären...
  15. Danke für die Info. Dann warte ich einmal darauf, dass er hier läuft und werde mal vergleichen
  16. Da gibt's ja zwei Veröffentlichungen von. Weiß Du, ob es auch eine wirklich vollständige gibt? 73 Minuten erscheinen schon recht lang, aber den ganzen Film decken sie wahrscheinlich nicht ab, oder?
  17. Ein schön zu lesender und nachvollziehbarer Text, Oli. Ich glaube aber auch, dass genau der Reiz an dem Corigliano in der Gegenüberstellung der modernistisch harschen Klangsprache und dem traditionellen Teil ist, denn wenn man sich erstmal durch den Anfang durchgekämpft hat erscheint die zweite Hälfte wie eine Bank zum Ausruhen auf einer anstrengenden aber spannenden Wanderung. Wahrscheinlich hätte dieser Abschnitt nicht die "erlösende" Wirkung, wenn man es getrennt gehört hätte.
  18. Klar kann man's gut finden, aber dementsprechend sollte man's auch nicht gut finden dürfen
  19. Das Leben - Ein Sechserpack (Six Degrees of Seperation) Ouisa und Flan Kittredge leben das perfekte Leben: Das gebildete und intellektuelle Paar hat eine große Wohnung direkt am Central Park, die mittlerweile erwachsenen Kinder studieren in Harvard und sein priveligiertes Leben finanziert sich das Ehepaar durch Kunsthandel, bei dem es sein eigenes Geld fast nie auf's Spiel setzen. Damit sie ein wertvolles Gemälde aufkaufen können, lädt sich das Ehepaar einen alten Freund - Geoffrey Miller - ein, um ihn für das Geschäft zu gewinnen, doch plötzlich klopft ein ungeladener Gast an die Tür: Paul wurde im Central Park von Gaunern mit einem Messer verletzt und seines Geldes sowie eines Aufsatzes beraubt. Schnell gelingt es dem charmanten jungen Mann, die Gesellschaft in seinen Bann zu ziehen und als er auch noch behauptet, der Sohn des berühmten Sidney Portiers zu sein und die beiden Herren eine Statistenrolle in dessen neuestem Projekt wittern, gewinnt Paul die reichen Leute vollends für sich. Geoffrey, durch einen wundervollen und unterhaltsamen Abend willens, das Geld für das Gemälde vorzuschießen, verlässt die Runde während Paul im ehemaligen Kinderzimmer übernachtet. Früh morgens hört Ouisa merkwürdige Geräusche und entdeckt Paul mit einem Stricher im Bett ihres Sohnes. Schockiert jagen sie und Flan Paul und seine "Gesellschaft" nach draußen. Das Ereignis wird zu einer Anekdote auf Hochzeitsfeiern, bis ein befreundetes Paar ebenfalls behauptet, Sidney Portiers Sohn sei vor ihrer Wohnung überfallen und ausgeraubt worden. Halb aus Abenteuerlust, halb aus Langeweile beginnt eine immer größer werdende Gruppe reicher New Yorker, dem Rätsel auf den Grund zu gehen... John Guares erfolgreiches Theaterstück wurde 1993 von Regisseur Fred Schepisi auf kunstvolle Weise verfilmt. "Six Degrees of Seperation" schafft es, dem Bühnenstück gerecht zu werden ohne dass ein abgefilmtes Kammerspiel entsteht. Stattdessen bedient sich Schepisi wie zwei Jahre zuvor im "Russlandhaus" geschickt eingesetzter Rückblenden, Montagen und parallel verlaufenden Ebenen. So beoachtet man zum Beispiel Ouisa und Flan auf Vernissagen, Opernbesuchen, Feiern und Restaurantbesuchen stets die weiteren Geschehnisse um Paul zum Besten zu geben, sodass die Rahmenhandlung der eigentlichen Handlung stets voraus eilt. Die vorzüglichen Darsteller hauchen ihren liebenswerten Figuren glaubhaft Leben ein. Besonders Stockhard Channing, die bereits auf der Bühne in der Rolle der Ouisa zu sehen war sowie Donald Sutherlands Interpretation des Flans geben perfekt das priveligierte aber symphatische Ehepaar der New Yorker Oberschicht wider, das niemals in überhebliche oder arrogante Eigenschaften abrutsch, jedoch stets etwas auf sich hält. Besonders beeindruckend sind natürlich auch die jungen Darsteller - allen voran Will Smith in einer seiner ersten Kinorollen als Paul, aber auch die junge Heather Graham und Eric Thal als junges Päarchen, das vergeblich versucht, in New York Fuß zu fassen, überzeugen durch die Bank. Insgesamt ist "Six Degrees of Seperation" ein äußerst charmanter und liebenswerter Film, der mit seiner intelligenten Montage, den wundervollen Dia- und Monologen sowie talentierten und engagierten Darstellern überzeugt. Zur Musik: Fred Schepisi und Jerry Goldsmith arbeiteten bereits zuvor gemeinsam an "Das Russlandhaus" sowie "Mr. Baseball". Die Musik zu "Six Degrees of Seperation" ist in Goldsmiths Schaffen jedoch einzigartig und besonders in den routinierten und teils sehr uninspirierten 90er Jahren eine willkommene Abwechslung, denn der Score ist nicht nur von einem kleinen Kammerensemble eingespielt, sondern sehr sparsam eingestreut und erinnert so an Schauspielmusik, die im Theater in einigen wichtigen Momenten, kaum aber während des Sprechens, eingesetzt wird. Für das Hauptthema schrieb Goldsmith eine elegante Tangomelodie, die von einer Solovioline vorgetragen und von Fagott, Klavier, Harfe und Schlagzeug unterstützt wird und die Atmosphäre des Films sowie das Lebensgefühl der Oberschicht in New York perfekt einfängt. Im Verlauf des Films sind die einzelnen musikalischen Passagen stets recht kurz, besonders hervorzuheben wären hier das elegische leicht dissonante Streicherspiel während Ouisas Traum sowie ein weiteres melancholisches Thema für Soloviolne und eine vom Kontrabass über leicht dissonante Harfenfiguren gezupfte Linie. Goldsmiths Musik ist durchgehend elegant und sparsam und fügt sich so in die effektiv eingesetzte Source-Musik wie z.B. dem Streichqaurtett Claude Debussys und einigen Jazznummern ein. In der heutigen Zeit der limitierten Sammler-Stücke, auf denen kurze Musiken oft kombiniert werden wäre eine reine Scoreveröffentlichung wahrscheinlich leichter zu realisieren als 1993, doch trotzdem wollte das Studio die Musik veröffentlichen. Da Goldsmiths Musik allerdings gerade einmal 15 Minuten läuft wurde die CD neben einigen Source-Musiken auch mit Dialogen aus dem Film aufgefüllt. So gelungen die Dialoge des Films auch sind, auf CD ergibt sich dadurch ein recht unausgegorenes Hörerlebnis, auch könnte für einige Hörer die kurze Laufzeit vieler Score-Stücke den Hörgenuss trüben. Goldsmith selbst soll mit der CD angeblich auch nicht glücklich gewesen zu sein, aber da die Musik immerhin komplett vertreten ist und eine abwechslungsreiche Ergänzung zur Sammlung des Komponisten hinzufügt, sollte man nicht nachtragend sein. Die CD ist leider mittlerweile sehr rar geworden, aber Fans sollten sich stets bereit halten, zuzuschlagen, denn "Six Degrees of Seperation" ist einer der ungewöhnlichsten und originellsten Scores Goldsmiths, der durch sein charmant beschwingtes Hauptthema und viele weitere eindrucksvolle Passagen einen wundervollen kammermusikalischen Score in die recht austauschbare Stangenware der letzten Schaffensphase des Komponisten aufnimmt.
  20. Powder Als ein alter Farmer stirbt, macht die Polizei im Keller eine interessante Entdeckung: Hier lebt Jeremy Reed, der Enkel. Kurz vor Jeremys Geburt wurde seine Mutter von einem Blitz getroffen, sodass er als Albino, ohne Farbpigmente, extrem lichtempfindlich und ohne jede Körperbehaarung geboren wurde. Als die Mutter die Geburt nicht überlebt, erkennt der Vater den Sohn nicht an und von nun an lebt Jeremy - genannt "Powder" - bei seinen Großeltern, wo er auf der Farm hilft und die Welt nur an Hand einer Menge Büchern kenne lernt. Powder ist der festen Überzeugung, dass Mensch und Natur in fester Verbindung zueinander stehen. Er selbst ist durch den Blitzeinschlag theoretisch "lebendige Energie" geworden, sodass er nicht mit elektrischen Quellen in Berührung kommen kann, ohne dass die Geräte entweder kaputt gehen oder sich blaue Blitze zwischen seinem Körper und der Quelle bilden. Seine unglaubliche Intelligenz ermöglicht es ihm außerdem, die Gedanken seiner Mitmenschen zu lesen und Verbidung zu im Koma liegenden Menschen oder Tieren aufzunehmen. Als die Polizei Jeremy im Keller seiner Großeltern entdeckt, zieht sie die Psychologin Jessie Caldwell zu Rate, die ihm einen Platz in einem Waisenheim sucht. Hier hat es Powder allerdings überhaupt nicht leicht. Seine Erscheinung, seine Fähigkeiten verunsichern die anderen Jungs und auch in der Ortschaft begegnet man dem Albino mit mehr als Misstrauen... Victor Savlas neue Interpretation der Kaspar-Hauser-Geschichte ist ein origineller und zum Nachdenken anregender Film. Die Geschichte um einen außergewöhnlichen Jugendlichen, der in seinem Umfeld nicht zurecht kommt, wurde schon etliche Male verfilmt - vielleicht, weil es sich gut verkauft, vielleicht aber, weil einige Regisseure sich darin wieder erkennen. "Powder" jedoch umschifft glücklicherweise die klassische rein auf Mitleid aufbauende Sentimentalität, indem der Protagonist mit einer unglaublichen Intelligenz ausgestattet wird, sodass er für die durchschnittlich geistig bemittelten Jungs im Heim fast unantastbar wird. Der Fantasy-Aspekt um seinen "elektrisierenden Körper" verleiht der Geschichte einen weiteren interessanten Aspekt und anstatt Powder von einer fiesen Hänselei in den nächsten Streich zu schicken gibt es stets optimistische Momente und verständnisvolle Charaktere. Die Darsteller - allen voran natürlich Sean Patrick Flanery als Jeremy und Mary Steenburgen als Psychologin Caldell - überzeugen auf ganzer Linie und sind erfrischend wenig bekannt und unverbraucht. Obwohl Savla mit "Powder" ein beeindruckender und berührender Film auf eigenem Drehbuch basierend gelungen ist, ist der Film leider stets mit Salvas Vergangenheit in Verbidnung gebracht worden. Der Regisseur saß einige Jahre im Gefängnis, weil er den miderjährigen Hauptdarsteller seines ersten Films zu sexuellen Handlungen zwang und zur Zeit der "Powder"-Produktion wurden viele Stimmen laut, die gegen Disney und Salvas Rückkehr zum Film protestierten. Auch "Powder" verfügt über einige merkwürdige und fast verkrampft eingesetzte Szenen mit homosexzuellen Anspielungen zwischen den minderjährigen Heimbewohnern, die nicht nur überflüssig sind, sondern auch irritieren. Letzten Endes handelt es sich dabei nur um kurze Momente, denn bei dem Film an sich handelt es sich um ein tiefgehendes, originelles Drama, das einem altbekannten Stoff neue Seiten abgewinnt. Zur Musik: Mitte der 90er Jahre begann Jerry Goldsmith, der die letzten fünf Jahre fast nur kleinere Komödien, Dramen und einige Thriller vertont hat, sich wieder auf das Gebiet des Abenteuerfilms ("First Knight", "Congo") und des Thrillers ("City Hall") zu wagen. "Powder" war somit neben "The Last Castle" der letze Dramenscore des Komponisten. Die 90er Jahre bedeuten in dem Schaffen des Komponisten eine Hinwendung zu größeren, orchestraleren und weniger elektronischen Klängen sowie konventionelle Vertonungsmuster, die aus einer durchgehend routinierten Arbeitsweise hervorgehen. Die letzten großen Neuerungen in der Filmmusik - "Basic Instincts" (1992) und "Toal Recall" (1990) - sollten die letzten großen Meilensteine Goldsmiths bleiben. Auch "Powder" erhielt eine sehr konventionelle und routinierte Musik die allerdings zu ähnlich gelagerten Scores wie "Rudy" oder "Der Feind in meinem Bett" um einiges pathetischer daher kommt. Das liegt zum Einen an dem sehr zarten und ergreifendem Thema, das Powders melancholischen Charakter, seine Einsamkeit und tiefes Mitgefühl ausdrückt, zum anderen aber an dem Einsatz eines mittelgroß besetzten Orchesters sowie der Tatsache, dass in dem Film rund 80 Minuten Musik zu hören sind. Hier kleckert Goldsmith eher weniger als dass er klotzt und besonders bei dem ausschweifenden Finale, in dem das ganze Orchester eine fast hymnische Darbietung des Hauptthemas präsentiert, bleibt kein Auge trocken. Jedoch ist die Musik oft viel zu glatt, das Thema in seinen ewigen Wiederholungen von dem Englischhorn über sanfte Streicherteppiche vorgetragen, recht ermüdend. Die Musik konzentriert sich fast ausschließlich auf den emotional-sentimentalen Aspekt, nicht aber um das Fantasy-Element um Powders Fähigeiten. Die Magie derer fängt Goldsmith - wie so oft zu der Zeit - lediglich mit einigen Synthieglockenstimmen ein, die bereits aus "Angie" oder "Der Feind in meinem Bett" bekannt sind. Auf der anderen Seite sind allerdings alle Stücke, die nicht auf dem Hauptthema basieren äußerst stereotyp und austauschbar wie z.B. die dramatisch ergreifenden Passagen in "Freak Show" oder "Nightmare" in the Forest", einzig und allein das optimistische Reise-Motiv sowie die avantgardistischen Vibraphon-Effekte für Powders Löffel-Trick bringen ein wenig abwechslung in Goldsmiths handwerklich soliden, aber wenig originellen Score. Wenn man bedenkt, mit was für Musik der Meister vor einigen Jahrzehnten ähnliche Stoffe wie "The Reincarnation of Peter Proud" oder "The illustrated Man" unterlegt hat, besiegelt ein derart koventioneller und abwechslungsarmer Score wie "Powder" Goldsmiths letzte von sauberer Routine geprägte Schaffensperiode. Auf 35 Minuten gestutzt bietet die Musik auf dem zum Filmstart erschienen Album allerdings ein recht angenehmes Hörerlebnis. Die bei Hollywood Records verlegte CD ist allerdings seit langer Zeit vergriffen, allerdings lässt die Neuauflage von Goldsmith-Musik aus dieser Zeit bei Lalaland-Records auch dieses Jahr die Hoffnung auf ein ansprechendes - vielleicht längeres - Album wieder wachsen. Liebhaber von großflächiger und emotionaler Dramenmusik kommen hier nämlich auf ihre Kosten, Fans der frühen Jahre des Komponisten, die ein ausgeklügeltes Konzept und musikalischen Ideenreichtum erwarten, werden allerdings enttäuscht sein.
  21. Was mich gerade interessiert: Kann man von Immediate Music eigentlich irgendwo einmal deren Diskographie einsehen. Bei den Alben, die die die ganze Zeit auf den Markt schmeißen müssen die doch seit Anfang der 90er an die 200 CDs rausgebracht haben. Haben die eigtnlich schon immer orchestral und choral gearbeitet oder gibt es da auch recht peinliche erste Gehversuche, die mit dem heutigen Immediate-Music-Prinzip nichts zu tun haben?
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