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Mephisto

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  1. "Classical recordings you thought you'd never see avaiable." Damit ist höchstwahrscheinlich der komplette "Conan" gemeint, der als verschollen galt und macht außerdem Hoffnung auf einige weitere Perlen und obskure Sachen, die als verloren gelten oder mit denen man gar nicht mehr gerechnet hat. Dass Intrada auch die "Excalibur"-Serie wieder aufleben lässt finde ich in Anbetracht des Tadlow-Endes mehr als erfreulich, sodass man auf weitere Golden-Age-Scores in bester Tonqualität hoffen kann. Weitere Disney-Klassiker sind natürlich ebenso willkommen aber welches könnte denn das neue Studio mit exklusiver Reihe sein? Die ganzen großen Studios wurden doch schon in den letzten drei Jahren geöffnet wie Paramount, Universal, Disney...was gibt's denn da noch?
  2. Ein sehr lobenswertes Unterfangen Da mache ich doch gleich mal mit! Gustav Mahler: 5. Symphonie 1. Satz ("Imperial March"), 4. Satz "Adagietto" wurde in "Tod in Venedig" verwendet. Tschaikowsky: "Der Nussknacker". Hier hat sich Williams sehr oft besonders beim "Tanz der Zuckerfee" bedient. Außerdem James Horner in "Im Tannenwald" für das Liebesthema aus "Troja". Schostakowitsch: 5. Symphonie 4. Satz Hier hat Horner ebenfalls sein Achilles-Thema extrahiert. Außerdem ist diese Musik einfach nur geil! Igor Stravinsky: Sacre du Printepms. Nahezu jeder Filmmusik-Komponist des Silver Age hat sich hiervon inspirieren lassen - insbesondere Williams für die Tatooine-Szenen in "Star Wars: a New Hope". Außerdem natürlich "Der Feuervogel" für "Hook" György Ligeti: Atmosphère spielt in 2001: Odysse im Weltraum eine äußerst wichtige Rolle. Richard Strauss: Sonnenaufgang aus "Also sprach Zarathustra" - Wer kennt das nicht? Richard Wagner: "Die Götterdämmerung" - Trauermarsch. Wurde ausgiebig in "Excalibur" gespielt und das "Siegfried"-Motiv diente John Williams als Vorlage für das "Macht"-Thema. Carl Orff: "Carmina Burana" - Oh, Fortuna. Ein Klassiker Die sind mir jetzt spontan eingefallen. Weitere folgen
  3. Allerdings, ich hatte die "Gremlins 2"-CD um einiges teurer und seltener in Erinnerung. Umso besser:) Die letzte Festung Der hochdekorierte General Eugene Irwin ist eine Legende in der amerikanischen Armee, doch als er gegen den Präsidenten entscheidet und seine Mission in Burma acht Soldaten das Leben kostet, wird er zu zehn Jahren Haft in einem Militärgefängnis verurteilt. Dieses wird von dem intellektuellen Colonel Winter geleitet, der seine Autorität nutzt, die Gefangenen gegeneinander auszuspielen und so zu erniedrigen. Irwin tritt seine Haft mit dem Vorsatz an, sich möglichst ruhig zu verhaöten und nach zehn Jahren endlich nach Hause zu kommen. Als ihn aber seine Tochter besucht und sagt, sie erkenne in ihm einen großen Mann aber nicht ihren Vater, blickt Irwin nicht mehr in die Zukunft. Stattdessen beginnt er geschickt, das Bewusstsein der Gefangenen gegen Winters Gemeinheiten zu stärken, indem er eine verkappte Salutierung und Decknamen für ehemalige Ränge einführt - weder dürfen sich die Gefangenen mit ihren ehemaligen Rängen anreden noch dürfen sie einander salutieren. Die Situation eskaliert, als Winter einen weiteren Gefangenen töten lässt und Irwin mit 'seinen Soldaten' beschließt, die Festung zu übernehmen... Laut Rod Lurie soll "Die letzte Festung" ein Film über Soldaten, nicht aber die Armee sein, sondern sich mit den einzelnen Menschen beschäftigen, die ihr Leben in den Dienst des Landes stellen. Obwohl der Film diese Aussage glaubwürdig macht, enthält "Die letzte Festung" trotzdem eine sehr große Portion Patriotismus wie man sie von amerikanischen Filmen dieser Art gewohnt ist und macht es so zumindest für Nicht-Amerikaner schwer, diesen Film ohne Voreingenommenheit zu sehen. Dabei ist die immerhin 75 Millionen Dollar teure Produktion zumindest handwerklich gut gelungen. Rod Lurie beweist in Dialog- sowie in Actionszenen sein Können und auch das Drehbuch spielt mit den Ahnung und Vermutungen des Zuschauers. Robert Redford überzeugt als hochdekorierter General Irwin ebenso wie sein Gegenspieler James Gandolfini. Allerdings ist Gandolfinis Wandel vom einst freundlich wirkenden und gebildeten Gefängnisgeneral, der stets eine Platte klassischer Musik im Hintergrund laufen hat, zum sadistischen Befehlshaber allzu schnell abgewickelt. Der Film zerfällt nach der zwanzigsten Minute in grobe Schwarzweißmalerei und kriminelle Vergehen der Gefangenen werden beschönigt mit Aussagen wie: "Nun, Du warst zwei Jahre Marine und für einige Sekunden warst Du brutal zu einem anderen Menschen. Das macht Dich immernoch zu 98% Marine." Der latent ansteigende aber stets vorhandene Spannungsbogen gipfelt in eine große Actionorgie, in der Irwin mit seinen Mannen das Gefängnis übernimmt. Hier überraschen einen die Gefangenen ebenso wie Colonel Winter, der sich plötzlich explosiven Geschossen und einer großen Wurfschleuder gegenüber sieht. Der letztendliche Heldentod am Schluss jedoch ist wie so oft recht überflüssig und wirkt pathetisch und aufgesetzt - besonders, wenn man dann mit letzter Kraft noch die amerikanische Flagge hisst, vor der dann alle salutieren. Insgesamt ist "Die letzte Festung" ein unterhaltsamer Film, den man sich gut ansehen kann, dessen zu Beginn filigrane Charakterzeichnung schnell auf der Strecke bleibt und durch die leider für die Amerikaner nötige Partion Heldenmut, Soldatenehre und Nationalstolz ersetzt wird. Zur Musik: Jerry Goldsmith war laut Rod Lurie die allererste Wahl für das Projekt. Eine Entscheidung, die überaus nachvollziehbar ist, wenn man bedenkt, was Meilensteine der Filmmusik der Komponist bisher für Thriller oder Militärfilme komponiert hat und mit welchem Verve der Altmeister einige Jahre zuvor noch den vor Propaganda und Patriotismus strotzdenden "Air Force One" unterlegt hat. Daher enttäuscht "Die letzte Festung" leider auf doppelter Linie, denn weder geling es Goldsmith, einen markanten Ton oder ein tiefer gehendes Thema für den Film zu komponieren, noch ist ihm die Action ansatzweise gelungen. Das zapfenstreichartige Hauptthema in c-moll für General Irwin hat immerhin etwas Atmosphäre, ist aber wenig griffig oder interessant, da auch eine Harmoniserung einem dumpfen Orgelpunkt der tiefen Streicher weichen musste. Die Action bedient sich einer Hornfanfare, die aus dem Thema extrahiert wurde und zudem stark an "Rambo" erinnert - allerdings erreichen weder das Hauptthema noch die Actionmusik ansatzweise die Tiefe und Rasanz Rambos. Weitere Passagen erinnern an "Füllmaterial" oder verworfene Skizzen anderer Militäractionfilmmusiken, die Goldsmith hier unbearbeitet und dünn orchestriert eingespielt hat. Die synthetischen Elemente, die sich auf die Rhythmik verstärkende pulsierende Effekte beschränken, fällt aus dem Gesamtbild der Musik heraus und wirkt durchgehend störend. Decca veröffentlichte zum Filmstart ein Album mit 36 von rund 40 Minuten Musik, wobei die fehlenden Passagen fast durchgehend Wiederholungen von Stücken sind, die man auf der CD hat. Einzig schade ist es höchstens um die Musik zum Hubschrauberabsturz am Ende mit dem aggressiven Einsatz des Ambosses, aber auch diese Musik hätte nicht über die dürftige Qualität des Rests hinweggetröstet. Die beiden Blues-Songs wirken im Film ganz passend, scheinen aber auf der CD etwas fehlplatziert. Als Bonus gibt es eine Konzertfassung des Hauptthemas in rein orchestraler Fassung, die Goldsmith anscheinend als Tribut für die Opfer des 11. Septembers eingespielt hat und sich so mit dem patriotischen Charakter des Films deckt. Zu allem Unglück befindet sich auf frühen Pressungen sogar ein durchgehender digitaler Klick Insgesamt ist von "Der letzten Festung" eher abzuraten, denn selbst Goldsmith-Fans werden dieser drögen Musik wahrscheinlich lieber "Patton", "Morituri" und "Air Force One" vorziehen oder lieber nochmal "Rambo" hören.
  4. Gremlins 2: Die Rückkehr der kleinen Monster Billy und Kate sind zehn Jahre nach den fatalen Ereignissen in ihrer Heimatstadt längst ein festes Paar, wohnen in New York und arbeiten für den Baumagnaten und Medienmoguls Daniel Clamp. Dieser will ein rieisges Einkaufszentrum in Chinatown errichten und so fällt der Laden Herrn Wings ebenfalls der Abrissbirne zum Opfer. Der kleine Gizmos hingegen wird in einem Genlabor in Clamps riesigen Geschäftsgebäude untergebracht aber wenig später von Billy befreit. Als dieser jedoch abends unerwartet genötigt wird, mit seiner Chefin essen zu gehen, erkundschaftet Gizmo das nachts leer stehende Bürogebäude. Durch eine defekte Trinkwasserquelle kommt der kleine Kerl allerdings mit Wasser in Berührung und am folgenden Tag gleicht Clamps Wolkenkratzer einem Schlachtfeld in dem unzählige Gremlins Chaos stiften. Verzweifelt versuchen die Insassen, die Gremlins zu vernichten bevor sie ganz New York unsicher machen können... Joe Dantes erfrischende Fortsetzung, die rund zehn Jahre nach dem Original in die Kinos kam, verlagert die Handlung von der idyllischen Kleinstadt in die Großstadt und überrascht mit vielen neuen und originalen Einfällen. Die schamlose Kapitalismuskritik in Form des übermächtigen Clamps und seiner speichelleckenden und intriganten Untergebenen Marla Bloodstone funktioniert eben wegen ihrer satirischen Überzeichnung. Dante nimmt sich noch mehr Zeit für seine kleinen Monster und nutzt die Möglichkeiten des im Wolkenkratzer befindlichen Genlabors, um den Kreaturen Sprache oder Fledermausflügel zu verleihen und sie in Spinnen zu verwandeln. Dadurch entwicklen viele Gremlins eine individuelle Persönlichkeit und bleiben keine austauschbaren Monster wie noch im ersten Teil. Dantes Liebe zum Kino findet sich in unzähligen mehr oder weniger deutlichen Anspielungen an die alte Verfilmung des Phantoms der Oper, Rambo II und viele andere sowie dem "Flammenden Inferno" durch die Ausgangssituation. Wem schon der erste Film zu chaotisch und überdreht war wird an dieser Fortsetzung verzweifeln, Fans der Gremlins jedoch kommen hier voll auf ihre Kosten! Zur Musik: Die Musik zu "Gremlins - Kleine Monster" markierte in dem gleichberechtigen Einsatz der Elektronik gegenüber der orchestralen Musik im Schaffen Jerry Goldsmith einen Meilenstein. Die Musik zum zweiten Teil kommt mit deutlich weniger Elektronik aus und ist auch konzeptionell anders gestaltet als der Vorgänger. So komponierte Goldsmith viele neue Themen und Motive während Melodien aus dem Original oft nur kurz angerissen werden. So erklingt der Gremlin-Rag erst im Abspann in seiner klassischen Form und ist während des Films nur als musikalischer Schatten oder Erinnerung zu vernehmen. Die aus dem ersten Film bekannten Futtermans erhalten ein warmherziges Thema und die Untaten der Gremlins werden oft mit einer synchopischen Trompetenfigur über künstliche Streicherglissandi und den Beat eines elektronischen Schlagzeugs unterlegt. Insgesamt erinnert die Handhabung der Rhythmusmaschine fast an Teile aus "Link" und wirken heutzutage sehr poppig und überholt. Das gilt auch für einige weitere künstliche flötenähnliche Samples und die glissandoartigen Effekte. Niedlich hingegen wirken die comikhaften Geräusche wie Dampflokfpeifen, Autohupen etc. die allerdings auch alle aus dem Keyboard stammen und leider nicht wie in den Vorlagen noch akustisch mit viel Witz und Kreativität akustisch erzeugt wurden. Abgesehen von den - wie so oft in Goldsmiths Spätwerk - überholten elektronischen Elementen punktet die Musik besonders im Tempo und den melodischen Einfällen. Insgesamt ist die Musik im Film allerdings oft zu leise abgemischt. Jerry Goldsmith gestaltete zum Erscheinen des Films ein recht langes Album von knapp vierzig Minuten Laufzeit reinen Scores und veröfentlichte so alle wichtigen und langen Stücke der Musik - allerdings nicht in Filmreihenfolge. Es lohnt sich, vielleicht einmal auf ebay sein Glück zu versuchen, um diese mittlerweile rar gewordene CD zu erhalten und sich an einem durchweg unterhaltsamen Komödienscores zu freuen.
  5. Gremlins: Kleine Monster Der Erfinder Randall Peltzer schenkt seinem Sohn Billy einen Mogwai zu Weihnachten. Das niedliche kleine pelzige Tierchen muss allerdings gut gepflegt werden und darf keinem Sonnenlicht ausgesetzt werden, nicht nass werden und vor allem nicht nach Mitternacht gefüttert werden. Doch wie das Unglück es will, schüttet Billys junger Freund aus Versehen Wasser über den Mogwai, den Billys Vater "Gizmo" taufte. Sofort ploopen pelzige Kügelchen aus Gizmos Rücken, aus denen sich in Sekundenschnelle weitere Mogwais entwickeln, die allerdings nicht so friedfertig wie Gizmo, sondern gefräßig und heimtückisch sind. Als sie das Stromkabel zu Billys Wecker durchbeißen und die Uhr stehen bleibt, füttert Billy die Tiere versehentlich nach Mitternacht, was nachhaltige Folgen hat. Nach einer kurzen Zeit in schelimigen Kokons entpuppen sich die Mogwais (bis auf den braven Gizmo) als gewalttätige grüne kleine Monster. Schon bald versinkt Billys kleine Heimatstadt in der Vorweihnachtszeit im Chaos... Steven Spielberg hielt das Drehbuch Chris Columbus' für eine der originellsten Idee seit Langem und fand in Joe Dante, der bisher fast nur "ernste" Horrorfilme gemacht hat, genau den richtigen Regisseur, denn Dantes sehr origineller und unheimlich schwarzer Humor sowie seine Horrorerfahrungen machten ihn für "Gremlins" geradezu prädestiniert. Dante kostet das Potential der asozialen miesen Monster deutlich aus und räumt ihnen sehr viel Platz im Film ein. Es ist allerdings kein Wunde, dass viele Eltern 1984 äußerst schockiert waren, als sie erkannten, durch den niedlichen Gizmo mit ihren Kindern in einen Film gelockt worden zu sein, der in den letzten beiden Dritteln von Gewalt fast nur so strotzt, denn tatsächlich sind einige Szenen nichts für schwache Nerven. Für Fans des Regisseurs und völlig durchgedrehter Filme allerdings sind die "Gremlins" zu Weihnachten natürlich Pflicht. Zur Musik: Joe Dante und Jerry Goldsmith haben bereits einige Jahre zuvor gemeinsam an "Twilight Zone: The Movie" gearbeitet und fanden für die "Gremlins" erneut zusammen (fünf weitere gemeinsame Projekte sollten folgen). Der Komponist hatte schon seit Beginn seiner Laufbahn stets mit elektronischen Elementen in der Musik experimentiert jedoch stellt "Gremlins" einen Wendepunkt dar, da Goldsmiths Musik die Elektronischen Elemente und das Orchester in Gleichgewicht bringt. Hierbei verlässt sich der Komponist beim Einsatz seiner Synthesizer besonders auf Effekte, die man akustisch schwierig bis gar nicht erzeugen kann wie die Gremlin-Jaulerei oder diverse Passagen für Mrs. Deagle. Von der Struktur her ist die Musik allerdings äußerst traditionell an der für die Filmmusik klassische Leitmotivtechnik angelehnt, sodass Gizmo ein äußerst sangliches Thema erhält, dass dieser auch im Film selbst des Öfteren summt und das auch als Liebesthema zwischen Billy und seiner Freundin Kate fungiert. Die Gremlins warten gleich mit drei Motiven auf, von denen der "Gremlin-Rag" natürlich ein Klassiker geworden ist sowie ein pendelndes Tritonus-Motiv und im typischen ungeraden Metrum gehaltenen Action-Motiv. Einen weiteren Höhepunkt stellt natürlich die rund5-minütige Actionorgie am Ende des Films dar, zu der Goldsmith eine klassische schmissige Actionmusik mit furiosen Streicherläufen, Blechattacken und einem äußerst heroischen neuen Thema für Gizmo schrieb. Bis 2011 war es Fans der Musik nur möglich, über mäßig klingende Bootlegs und die äußerst knape und längst vergriffene Soundtrack-CD in den Genuss dieser Musik zu kommen, bevor FSM unter dem Retrogate-Label ein äußerst luxuriöses 2-CD-Set veröffentlichte, das erstmals die komplette Filmmusik enthält und als Bonus auf CD 2 das originale Album wiedergibt. Erst durch diese Fassung erkennt man, wie unglaublich ausgeklügelt und vielfältig eine von Goldsmiths besten Komödienarbeiten ist. Daher sollte sich kein Freund guter und interessanter Filmmusik diese prachtvolle Ausgabe entgehen lassen. Fans der Musik und des Komponisten haben sie ohnehin schon im Regal stehen.
  6. Mephisto

    John Williams

    Allen John Williams Freunden möchte ich die zwei Stücke Musik empfehlen, die ich hier vorstelle, denn hier ist ganz viel drin, was sich später bei Williams findet: http://www.soundtrack-board.de/topic/10917-appetithappen-und-leckerbissen/
  7. Es ist ja oft so, dass Filmmusikkomponisten sich der klassischen Musik bedienen und diese beiden "Genres" sehr eng miteinander verwoben sind, das kann man heutige Leckerbissen sehr gut erkennen : http://www.soundtrack-board.de/topic/10917-appetithappen-und-leckerbissen/
  8. Für den ersten Weihnachtsfeiertag habe ich etwas besonders hübsches aber auch wichtiges ausgewählt, denn heute kommen Freunde der großorchestralen Action und des Bombasts auf ihre Kosten: Igor Stravinsky: Der Feuervogel Diese Musik verhalf dem damals sehr unbekannten Stravinsky 1910 zum internationalen Durchbruch und kein späteres Werk feierte so einen großen Erfolg wie "Der Feuervogel". Hierbei handelt es sich um eine Auftragsarbeit für Sergej Pawlowitsch Djagilew, den russischen Impressario des in Paris aktiven "Ballets Russes" und ist für großes Orchester konzipiert. Bei der Balletmusik wird durch die Tänzer auf der meistens eine geschlossene Handlung erzählt, die von der Musik unterstützt und verstärkt wird. Im Gegensatz zur Opernmusik, die ebenfalls eine auf der Bühne gezeigte Handlung begleitet, enthält die Balletmusik keinen Gesang - ist also rein instrumental. "Der Feuervogel" handelt von dem einfachen aber rechtschaffenen und jungen Helden Iwan, dem es gelingt, den wundervollen Feuervogel - ein Fabelwesen - zu fangen, doch das gutmütige Tier bittet Iwan, ihn im Tausch gegen eine Feder frei zu lassen. Iwan willigt ein, lässt den Vogel, der ihm eine seiner Federn schenkt, fliegen und macht sich weiter auf die Reise. Er gelangt in das Reich des Zauberers Kastschej, der in seinem Zaubergarten wundervolle Jungfrauen gefangen hält. Als Iwan in den Garten eindringen will, erscheint der Zauberer mit seinen Gehilfen und will des Helden versteinern, doch da kommt der Feuervogel zu Hilfe, der seine magische Musik erklingen lässt und die Bösewichte so zu einem fulminanten Tanz zwingt. Erschöpft sinken der Zauberer und seine Knechte zu Boden und Iwan gelingt es, das Herz des Zauberers, das sich in einer Höhle befindet, zu zerstören. Stravinskys Musik war wegweisend und basiert besonders auf rhythmisch komplexen Strukturen und einem sehr freien Umgang mit dem in der westlichen Kultur verankerten Tonsystem. Außerdem nutzt der Komponist die große Orchesterbesetzung, um möglichst viele verschiedene Klangfarben zu entwickeln, die die Musik abwechslungsreich und bildhaft werden lassen. "Der Feuervogel" wurde auch oftmals von Filmmusikkomponisten aufgegriffen und mehr oder weniger deutlich in deren Musik verarbeitet. Besonders prominent dürfte die flirrende Musik John Williams' für Tinkerbell in "Hook" sein und auch sonst schimmert in John Williams' Filmmusik viel Stravinsky durch. Doch nun hören wir mal in die letzten beiden Nummern des Feuervogels herein: Zuerst einmal den wilden Tanz der Bösewichte: http://www.youtube.com/watch?v=i6OY_mguQv4&feature=related und dann das gloriose Finale, dessen Thema auf einem russischen Volkslied basiert: http://www.youtube.com/watch?v=hY1lxViG3SA&list=PL7E2EE7717D3E3D3E&context=C3f365c5ADOEgsToPDskINOnaXqZ5dctsYBiHGs2cq
  9. Der Gene-Kelly Filmbasiert auf der Tondichtung George Gershwins, die es hier für unter zwei Euro gibt: http://www.amazon.de/Ein-Amerikaner-Paris-Zubin-Mehta/dp/B000024DUC/ref=sr_1_4?s=music&ie=UTF8&qid=1324816191&sr=1-4 Das Stück ist gut 17 Minuten lang und funktioniert wie Filmmusik ohne Film, d. h. Gershwin hatte die Geschichte und Bilder im Kopf und die Musik dazu aufgeschrieben, sodass sich der Hörer sich die Geschichte in seinen eigenen Bildern vorstellen kann, wenn er die Musik hört. Der Film adaptiert allerdings einen großen Teil der Gershwin-Komposition. Angeblich soll Kamen protestiert haben als McTiernan ihn bat, Beethovens Neunte in dem Film zu verarbeiten uns sinngemäß' geantwortet haben: "Also ich zerschnipsel' Dir gerne Strauss oder Wagner, aber Beethoven rühr' ich nicht an!" Letzten Endes hat er es dann aber doch getan.
  10. Die "glockenähnlichen Soundeffekte" sind Schellen und somit das weihnachtlichste Schlagzeug überhaupt, daher werden die auch selten anderswo im nicht-weihnachtlichen Kontext eingesetzt. Mir würde da höchstens Mahlers 4. Symphonie einfallen. Ich habe mal gelesen, dass Kamen auch Sibelius' "Finlandia" leicht eingebaut haben soll und außerdem lässt sich zumindest im Film noch ein deutliches Gershwin-Zitat ausfindig machen: "Ein Amerikaner in Paris". Während "Finlandia" also auf den nordischen Hintergrund der Räuber-Terroristen gedeutet werden kann ergibt das Gershwin-Zitat in ironischer Bedeutung Sinn: Ein Deutscher in Amerika
  11. Rent-A-Cop Der aufrichtige und gute Cop Tony Church (Burt Reynolds) leitet einen Einsatz in einem Hotel, bei dem Lockvögel der Polizei ein Geschäft mit der Drogenmafia abschließen und von Churchs Truppe überrumpelt werden sollen, doch ein unbekannter Mörder in Motorradkleidung erschießt alle Beteiligten bis auf den Einsatzleiter, der angeschossen überlebt. Die Prostiuierte Della Roberts (Liza Minelli) hat den ganzen Vorfall von einem benachbarten Zimmer beobachtet und steht nun mit Church ganz oben auf der Abschussliste des Mörders, genannt Dancer. Della quartiert sich bei Tony ein, der mittlerweile seinen Dienst quittiert hat, weil er mit seinem Misserfolg nicht klarkommt und der jetzt von der nervig aufgedrehten Art seiner neuen Mitbewohnerin droht in den Wahnsinn getrieben zu werden, doch als Della entführt wird, beginnt ein Wettlauf mit der Zeit... Regisseur Jerry London gelang mit "Rent-A-Cop" alles andere als ein Meilenstein des Actiongenres, aber zu unterhalten weiß der immerhin recht atmosphärische in der Weihnachtszeit angesiedelte Film schon. Da nicht ein Funken Originalität im Drehbuch oder der Regie zu entdecken ist, besteht der Film aus einer Aneinanderreihung aller möglichen Klischees wie den leicht irren Profikiller, korrupte Cops und den einsamen Helden, der nachts durch die Stadt schlendert und wehmütig junge Paare beim Knutschen beobachtet. Auch von der Handlung gibt es nicht eine überraschende Wendung oder eine unvorhersehbare Begebenheit. Stattdessen erfüllt der Film ebenso charmant wie selbstverständlich alle Punkte eines leicht humorvoll angehauchten Action-Cop-Thrillers. Da der Film 87 gedreht wurde verursacht einem nahezu jede Garderobe Augenschmerzen. Besonders zu erwähnen seien hier die massiven Schnurrbärte oder der glitzerne hautenge Overall Minellis und auch der Tanzstil des fanatischen Dancers ruft heutzutage eher Heiterkeit hervor. Die Chemie zwischen Reynolds und Minelli stimmt immerhin so gut, dass beide für die Goldene Himbeere nominiert wurden, die Minelli schließlich gewann. Als beklopper schießwütiger Killer glänzt James Remar. Zur Musik: Ende der 80er Jahre war Jerry Goldsmith an einem kreativen Krise angelangt, deren absoluter Tiefpunkt "Rent-A-Cop" sein dürfte. Als annähernd unterhaltsam dürfte höchstens noch die Vorspannmusik sein, die dermaßen Poppig daherkommt und in jeder Sekunde des Geist der 80er atmet, dass ihr ein großes Maß Nostalgie anhaftet. Süßliche Streicher und Sythieklavier bilden das Fundament für ein Thema der Solotrompete (wie immer bei Goldsmith für den einsamen Helden) bevor die ewig hallenden E-Tomtoms eine ktischig-poppige Fortführung des Themas in vollem Streichersuff einleiten. Der Rest der action- und suspenselastigen Musik wird hautpsächlich von einfallslosen An/Aus-Eletkronikrhythmen strukturiert, über die Goldsmith immer mehr schnarrende und längst überholte Synthieklänge sowie einige nichtssagende Streicherlinien schichtet. Von der großartigen Struktur und Dramaturgie früherer Actionmusik ist in diesen langweiligen Stücken nichts mehr zu hören. In schlimmsten Fällen dröhnen einfach nur lustlos aneinander gereihte Soundeffekte minutenlang aus den Boxen, bevor wieder ein viel zu maschineller Rhythmus des Synthesizers einsetzt. Die CD von Intrada kam im Erscheinungsjahr des Films raus und war lange vergriffen, bis sie in der Special Collection Serie neu und erweitert aufgelegt wurde. Dass sich die 3000 Exemplare allerdings bis heute gehalten haben ist kein Wunder, schließlich ist Goldsmiths uninspirierteste und schlechteste Musik nur etwas für Hardcore-Sammler oder Fans des 80er-Sounds, die tatsächlich 20 Euro für immerhin charmant trashige 3 Minuten Vorspannmusik ausgeben wollen.
  12. Na das kann bis zu drei Wochen dauern besonders jetzt zur Weihnachtszeit. Am besten ist es, sich in Geduld zu üben.
  13. Einen Effekt hat die Musik auch, einen deutlich spürbaren, aber Goldsmith hätte es sich ja auch einfacher machen können genau wie in meinem "Herr der Ringe"-Beispiel. Was ich viel weniger begreife: Du hörst aktiv Filmmusik, willst Dir aber nicht die Zeit nehmen, eine CD mehrmals zu hören? Es ist doch egal, was die Musik im Film macht, wenn man sie auf der CD hört und den Film nicht gesehen hat. Ich habe hier so viel Musik von Filmen rumstehen, die ich nicht kenne und da ist es völlig hinfällig, was da passiert. Abgesehen davon ist es ja in manchen Fällen wie "Srieb Langsam" oder "Alien" so, dass für vollkommen andere Szenen vorgesehen war und später umgeschnitten wurde. Filmmusik nur auf eine Szene festzunageln ist ein sehr engstirniger Ansatz und wird der Sache auch nicht gerecht. Hast Du denn jeden Film zu jeder CD in Deiner Sammlung zuerst gesehen und dann beschlossen, dass Du Dir das Album kaufst oder wie willst Du bewerten, welches Trompetensolo Verschnörkelung ist und welches im Film wichtig?
  14. Oder nehmen wir doch ein weiteres Beispiel: "Der Herr der Ringe". Es gibt ein Thema für Sméagol und eines für Gollum, das aus einer Zweölftonreihe besteht und somit dem durch das westliche achttönige System strukturierte Rest der Musik deutlich entgegen gestellt ist. Trotzdem instrumentierte Shore diese Reihe allerdings mit einem Dulcimer, der Stunden oder gar einen ganzen Film zuvor im friedlichen Auenland erklungen ist. Hier wird deutlich: Auch in Gollum steckt noch ein bisschen Hobbit! Vielleicht hört man die Klangfarbe des Dulcimers im Film nicht direkt raus, aber ist es auf CD dann trotzdem nur eine Verschnördkelung oder hat Howard Shore nicht einfach seine Musik gut durchdacht und sich bemüht, einen guten Job zu machen bevor er wie Hans Zimmer in "King Arthur" einen nichtssagenden Brummelmatsch aus Synthesizer-Chor und künstlich aufgeblasenen Streicher unter die Szene legt?
  15. Definitiv: NEIN! Denk' doch mal an Musiken wie "Logan's Run". Wenn Du den Film siehst, fällt die Musik wahrscheinlich nicht allzu sehr auf. Wenn man sie auf CD hört, ist die Musik besonders zu Beginn sehr kühl und harsch, aber wenn man dann weiß, was im Film passiert und wie hochkomplex und intellektuell die Musik strukturiert und konzipiert ist erkennt man, wie brillant diese 70 Minuten Musik sind und dass da absolut alles wichtig für den Film ist. Auf CD ist die Musik ein hochgradig verschachteltes dramaturgisch perfektes und musikalisch beeindruckendes Werk.
  16. Ich finde es immer ein bisschen merwürdig, solche Aussagen in diesem Forum zu lesen, da wir uns ja hier (hoffentlich) tiefer mit der Materie Filmmusik befassen als der durchschnittliche Hörer, der die Musik nur einmal im Kino hört und da gilt schließlich: Wenn die Musik sich in den Film schmiegt und im Unterbewusstsein des Hörers funktioniert und wirkt, ist alles gut. Eine Filmmusik scheitert, wenn sie als eigenständiger Faktor aus dem Film heraussticht - es sei denn, sie ist in einigen Szenen von immenser Bedeutung wie in "Spiel mir das Lied vom Tod" und ähnlichen, aber frag' mal einen Nichtfilmmusikhörer, welche Musik in der Duschszene in "Psycho" erklingt...natürlich wissen WIR FilmmusikHÖRER genau, was da kommt. Dass gute Filmmusik möglichst schlicht und plakativ sein muss, halte ich für grob falsch, aber leider ist diese Einstellung immer häufiger zu beobachten und die durchschnittliche Filmmusik auf rapider Talfahrt. Das hat ja schon mit Goldsmith angefangen, der anfang der 90er gesagt hat: Warum Suiten für den Abspann schreiben? Waum Nebenstimmen komponieren, die man im Filmmix nicht hört? Das kann man jetzt als schön ökonomische Orchestrierung bezeichnen, meiner Meinung nach hat das nur mit Faulheit, einer Form der Verbitterung und der Aufgabe einer Berufsehre zu tun. Filmmusikkomponisten sind in erster Linie Komponisten und sollten daher bestmögliche Musik schreiben. Dazu zählen für mich natürlich die Instrumentation, eine Harmonisierung, die dem jeweiligen Themenmaterial gerecht wird. Ein Liebesthema wirkt viel vielschichtiger, wenn man es nicht nur mit den naheliegendsten Dur- und Moll-Akkorden unterlegt. Ein lustiges Tuba-Thema für einen dicken lustigen Charakter kann allerdings beabsichtigt simpel harmonisiert werden, um besonders Einfältigkeit und Gutmütigkeit dazustellen. Auch wenn ein Hörer keine Ahnung von Musiktheorie hat werden solche Feinheiten im Unterbewusstsein ihre Wirkung entfalten. Ein Filmkomponist sollte natürlich mit der Erwartung des Publikums etwas spielen. Für den Helden, der in schimmernder Rüstung herangeritten kommt, bietet sich natürlich eine fette Blechfanfare an - warum auch nicht. Allerdings sollte ein Komponist auch versuchen, unbekannte Wege zu gehen und wenn es sich anbietet, auch atonale Musik schreiben, alternative Spieltechniken an Instrumenten einsetzen wie einen Gong mit dem Bogen zu streichen, anstatt ihn anzuschlagen. Jedoch sollte er sich immer im Klaren sein, warum er genau dieses oder jenes Stilmittel einsetzt, genau wie ein Regisseur im Theater auch wissen sollte, warum seine Darsteller nackt auf der Bühne sind. Und ich bin froh, dass es zumindest früher häufig so war, dass Komponisten verdammt gute und anspruchsvolle Musik zu eher schwachen Filmen geschrieben haben. Da bietet sich als Vergleich "Cassandra Crossing" von Goldsmith an oder der "Final Conflict". Wäre die Musik genau so plump wie die Filme, hätte ich sie mir nie ins Regal gestellt. Heute ist es oftmals leider umgekehrt, denn da werden gute Filme durch die Musik ausgebremst. Und nochmal zu den Äpfeln: Vielleicht bereitet einem ja nur eine Apfelsorte Magenschmerzen und anstatt alle Sorten dieses Obstes jetzt zu ignorieren sollte man sich nach Granny Smith einfach schnell zu Boskopp oder Jonagold begeben. Um das zu ermöglichen habe ich mal einen Thread gegründet, der auf genau diesem Prinzip beruht: http://www.soundtrack-board.de/topic/10917-appetithappen-und-leckerbissen/page__pid__227084#entry227084 Und wenn euch der Vaughan Williams nicht gefällt, dann schaut die nächsten Tage unbedingt wieder rein, denn dann stelle ich ein vollkommen anderes Stück eines vollkommen anderen Komponisten vor. Hier dürfte für jeden Filmmusik-Fan etwas dabei sein.
  17. Darum habe ich einen neuen Thread gestartet, der Bildungslücken schließen und neues Wissen eröffnen soll: http://www.soundtrack-board.de/topic/10917-appetithappen-und-leckerbissen/page__pid__227084#entry227084
  18. Igor Stravinsky, Arnold Schönberg, Pjotr Iljitsch Tschaikowsky, Hector Berlioz, Richard Strauss, Ralph Vaughan Williams, Bela Bartok, György Ligti...alles Namen von Komponisten, die im letzten Jahrhundert Musik komponiert haben und einigen hier im Forum vielleicht geläufig sind. Einige von euch allerdings haben vielleicht nur den Namen dieser (und anderer) Komponisten gelesen und fragen sich: Was haben diese Komponisten denn mit Filmmusik zu tun? Eine ganze Menge, denn all diese Komponisten haben "unsere" Lieblinge wie John Williams, Jerry Goldsmith, James Horner und viele andere beeinflusst und fast von all diesen Komponisten schimmert tagtäglich etwas aus der Filmmusik hindurch - mal mehr, mal weniger. Die historische Kunstmusik (auch E(= ernste)-Musik genannt), ist nicht nur mit der Filmmusik vewandt, sondern deutlich mit ihr verknüpft und nicht selten habe ich erlebt, dass ich jemanden den Beginn von Sergej Rachmaninovs erster Symphonie vorgespielt habe und dieser hat sofort James Horners "Gefahren-"Motiv erkannt oder ganz richtig John Williams' "Imperial March" in der fünften Symphonie Gustav Mahlers ausfindig gemacht hat. Da allerdings die E-Musik der letzten 15 Jahrzehnte bis auf wenige Ausnahmen wie den "Walküren-Ritt" sehr wenig präsent ist und die "fesche" Filmmusik oft der "uncoolen" Klassik vorgezogen wurde, ist vielen Filmmusikörern (leider) nicht bewusst, welche von ihnen ungehobenen und unentdeckten Schätze in der Musikgeschichte verborgen liegen und daher ist wahrscheinlich genau jetzt der richtige Zeitpunkt, einmal die mehr und weniger bekannten Komponisten und Werke zu erkunden. Dieser Thread soll weder eine musikhistorische Vorlesung werden noch soll hier groß missioniert werden. Ich halte es allerdings für wichtig, dass man sich über die Wurzeln und Ursprünge der Lieblingsmusikrichtung durchaus im Klaren ist. Auf der anderen Seite eröffnet einem die Welt der E-Musik so viele Werke, die besonders im letzten Jahrhundert mehr den Nerv der Filmmusik treffen als der heutige alltägliche Einheitsbrei, über den sich viele Filmmusikhörer aufregen. Warum also weiter mühsam an "Fluch der Karibik 4" kaufen, wenn man die Tondichtungen eines Richard Strauss aufsaugen kann? Ich hoffe, dass die Auszüge aus Werken des 20. Jahrhunderts und kleineren Stücke hier viel positiven Anklang finden werden und einige von euch auf weitere Werke dieser Komponisten neugierig machen, denn vieles, was diese Leute komponiert haben ist wie Filmmusik ohne Film und dürfte viele begeistern, wenn man sich endlich von dem Eindruck der "blöden spießigen Klassik" löst! Ralph Vaughan Williams: Norfolk Rhapsody Nr. 1 Vaughan Williams ist ein bedeutender Komponist der britischen Musik in der Epoche der Spätromantik, die ungefähr 1880 einsetzte. Für die Romantiker, die sich von vielen Gesetzen und Formen der Klassik anfang des 19. Jahrhunderts zu lösen begannen, war die Rückbesinnung auf das Volkstümliche enorm wichtig, denn sie betrachteten die Volkskunst als die "ursprünglichste Form der Kunst". Auch Vaughan Williams' Musik enthält viele folkloristische Elemente, da er zusammen mit seinem Freund Gustav Holst lange Zeit in England Volkslieder sammelte. 1906 fasste Ralph Vaughan Williams den Entschluss, eine Norfolk Symphony zu schreiben und konzipierte drei Sätze, die alle auf Volksmelodien aus dieser Region beruhten, doch er brach das Projekt einige Jahre später ab und von den drei fertig gestellten Sätzen sind nur zwei erhalten geblieben (der zweite wurde erst vor zehn Jahren wieder entdeckt). Der erste Satz wurde bekannt als "Norfolk Rhapsody" und ist unten vollständig zu hören: Als roter Faden zieht sich ein Motiv aus vier Tönen durch das ganze Stück, welches den Satz auch in den kristallklaren Violinen ganz leise eröffnet. Vaughan Williams schafft hier eine bezaubernde Atmosphäre, in die sich ab 00:40 die Klarinette hinaufschwingt und ebenfalls das Viertonmotiv spielt, das von den gezupften Bässen beantwortet wird (00:46). Schließlich steigt auch die Viola sanft ein und trägt eine gesangliche Melodie vor (1:09) , in die sich hin und wieder die Klarinette mit dem Viertonmotiv einschaltet. Ab 2:16 erleben wir eine deutliche Steigerung zu der anfägnlich so besinnlichen und leisen Stimmung. Nun erklingt nämlich die gesangliche Melodie der Viola nach und nach im ganzen Orchester und die musikalische Struktur verdichtet sich. Ab 4:59 hören wir das Thema nun in voller orchestraler Pracht, das sogar noch um einen weiteren ausschweifenden Teil erweitert wurde, bevor ein Echo in den Klarinetten (5:49) und den ersten Teil der Norfolk Rhapsody beschließt. Der zweite Teil wird durch eine schmissige Hornpipe (Volkstanz im 2/4-Takt) bestritten, die ab 6:28 in den Fagotten und Celli erklingt und ab 6:45 von den Violinen übernommen wird. Ab 7:04 dreht Vaughan Williams nochmals voll auf und zieht alle orchestralen Register für den kaftvollste Darbietung der Hornpipe, die bald langsam abklingt und in den gesanglich ausschweifenden Charakter des ersten Teils mündet, allerdings klingen hier einzelne Fetzen der Hornpipe stets nach. Ab 8:38 erklingt das eröffnende Viertonmotiv wieder in den Violinen und kündigt so die Rückkehr zum ersten an, die bei 9:18 mit dem gesanglichen Thema in den Holzbläsern nun offiziell wird. Das Stück klingt leise und friedlich aus, wie es begonnen hat. Es ist absolut nicht schwer, bei dieser Musik die passende Assoziation an der Hand zu haben. Vaughan Williams' Musik zeichnet sich (wie auch hier) durch eine sehr rustikale Melodieführung aus, die besonders ihren Ursprung in Volksliedern hat. Seine Orchestration ist wirkungsvoll, jedoch selten ausladend, stattdessen begnügt er sich mit feinen Schattierungen der Holzbläser und Streicher. Seine Musik hat stets einen etwas rauen Klang und ist nie so glatt wie die der deutschen Romantiker und darum durch und durch britisch!
  19. Wenn Hans Zimmer als einziger schreiben würde wie er, dann würde ich ihn heute wahrscheinlich als einen der originellsten zeitgenössischen Filmkomponisten bezeichnen, der oftmals originelle und interessante Konzepte und Ideen hat (das kaputte Klavier in "sherlock Holmes", das Joker-Eintonmotiv, die Verlangsamung der Bläserfigur in "Inception", die Entwicklung der Musikel-Testosteron-Actionmusik für Bruckheimer), aber da jetzt nahezu 85% der Filmmusik - seien es amerikanische, asiatische oder deutsche groß angelegte Filme - nach Zimmer - nur in viel schablonenhafter als bei ihm selbst - klingen, verbinde ich mit dem Zimmer-Klang heute Einheitsbrei und eine Überflutung des Films mit Fastfoodmusik. Daher sollte man den RCP-Anteil der Filmmusik DEUTLICHST reduzieren - am Besten auf Zimmer selbst, der ja selbst keine Lust mehr darauf hat, immer wieder seine 90er-Sachen zu kopieren. Auf Deine Fragen, Babis, werde ich im Laufe der nächsten Tage nochmals eingehen.
  20. Also zu meinem konkreten "Cowboys und Aliens"-Beispiel wurde hier noch nie wirklich diskutiert (Kamerafahrt - Schnitt) und natürlich kann jemand anders sagen: "Mir reicht das." Ja und? Ich bezahle immerhin um die 7 Euro, um dann wieder eine zuammengeklatschte Musik im Film zu hören, die der Wirkung des Films teilweise wegen Unvermögens entgegen arbeitet und da habe ich als zahlender Rezpient das Recht, auf die künstlerischen und technischen Mängel hinzuweisen und das habe ich in meinem vorherigen Beitrag getan: Ich habe aus drei verschiedenen Filmen drei Szenen und die entsprechende musikalische Vertonung geschildert und bin darauf eingegangen, wie die Musik im Film auf mich wirkt. Dass da dann viele, die sich mit Filmmusik beschäftigen, sitzen und sagen: "Ja gut, aber dem 08/15-Zuschauer reicht das" fördert in mir die Sorge, dass, wenn sogar Liebhaber des Genres so hilflos argumentieren, von keiner Seite mehr die Mühe gemacht wird, eine anspruchsvolle Filmmusik zu schreiben, für die ich auf CD auch mal wieder Geld ausgeben würde ("Single Man" ist nämlich nach "Casino Royale" und den beiden "Wickie"-Musiken die aktuellste CD, die ich mir gekauft habe), aber wenn es so weitergeht und überall nur lieblose Streicherteppiche aus der Dose und einige nichtssagende Blechlinien erklingen, weil's halt "auch ein bisschen Wirkung" entfaltet, kaufe ich möglichst viele Editionen aus dem Hause VCL, FSM, Intrada und Kritzerland, bevor es keine CDs mehr gibt und ich dann an einem reichen Archiv von 1930 - 2000 satt hören kann. Das allerdings ändert nichts an dem Problem, dass ich so ziemlich bei 2/3 aller Kinobesuche (und das sind einige im Monat) da sitze und den Kopf schütteln muss, weil wieder ein Komponist versagt, trotz der oft bekloppten Vorgaben eine annähernd kreative Lösung zu finden.
  21. Ein kokretes Beispiel wäre der Ritt zum Showdown in "Cowboys und Aliens", als wir in einer Großaufnahme die Westerner durch die Landschaft reiten sehen und es dann ein Schnitt zur Alienfestung gibt, die in einer ausladenden Kamerafahrt voll präsentiert wird. Gregson-Williams schichtet hier ein eher liebloses Thema in einfachst gesetzten Blechbläsern und einbisschen Streicheruntermalung ohne jede Dynamik oder der Szene angemessener Größe aufeinander. Auf den Schnitt geht er gar nicht ein und lässt so auch musikalisch nicht im Geringsten die beiden filmisch eindrucksvoll in Szene gesetzten Gegensätze aufeinanderprallen. Dadurch geht natürlich die Wirkung des Schnitts und die Größe der ganzen Szene verloren und vermittelt dem Hörer/Zuschauer unterbewusst so eine larifari-bisschen-heroisch-Stimmung. Bei "In Time", als der Protagonist und seine Mutter aufeinander zurennen und die Zeit der Mutter nur noch auf wenige Sekunden abgelaufen ist, es als wirklich um Leben und Tod geht, gibt es von Craig Armstrong nur einen simplen anschwellenden Streicherteppich. Keine Emotion, keine Wirkung, keine Stimmung. Angst, Verzweiflung, Vertrauen, Hast, Hoffnung, all das findet sich zwar in den Bildern, aber durch die Musik verklebt das ganze zu einem belanglosen Ablauf. "Robin Hood" von Streitenfeld hatte durchgängig diese Probleme. Die stoßhaft gespielten stetig wiederholten Akkorde für Godfreysind kein Motiv geschweige denn ein Thema und verfehlen die Wirkung komplett zumal Streitenfeld in diesem Fall sogar fast zu bemüht dick aufträgt und so wieder am Ziel vorbeischießt, als z. B. diese Wege Guys und Marshalls auf dem Korridor treffen. Ansonsten ist die Musik viel zu schwachbrüstig und blass, als dass sie wirklich Akzente setzen könnte. Wie gesagt: den folkloristischen Kontrapunkt über das Hauptthema finde ich echt nett, aber das Thema geht über ein "wohlwollend aufbruchhaftes" nie heraus und schafft es so auch nicht, wirklich heroisch oder groß zu erklingen. Die Actionmusik ist erfrischend wenig ostinato-orientiert aber dazu auch nicht filigran und reichhaltig genug, um über einige nette Holzbläserfiguren und Streicherrhythmen hinaus zu gehen. Ridley Scotts Bilder sind einfach zu groß für Streitenfelds blasse Musik - sie verliert sich irgendwo auf der Leinwand und erreicht so nicht den Zuschauer und schwächt die Wirkung des Filmes im schlimmsten Fall. Sebastian hat Recht: "Robin Hood" hätte blenden und vielleicht auch besser ohne Streitenfelds Musik funktioniert. Noch ein Film, in dem jede Sekunde Musik überflüssig und teilweise schon wieder schädlich war: Anonymus (bezogen auf die passive Filmmusik von Kloser).
  22. Also die Musik fällt im Film nicht negativ auf und deswegen ist das jetzt eine gute Filmmusik? "Negativ nicht auffallen" und "Wirkung erzielen" sind doch zwei verschiedene Paar Schuhe, denn mich hat das alles ziemlich kalt gelassen. Als jemand, der, wenn er einen Film sieht, auf unterschiedliche Aspekte wie Dialoge, Drehbuch, Kameraeinstellungen, Schnitt, Schauspieler etc. achtet, kommt nicht umhin, auch auf die Musik zu achten und da saß ich in letzter Zeit häufig im Kino und musste mich latent über Klangsuppen, Geräuschschmodder und belanglosen Kram aufregen. Seien es die seichten Klänge aus "4 Tage im Mai", das wirkungsfremde Gesäusel aus "In Time" oder auch Gregson-Williams' "Cowboys und Aliens", der bis auf eine nett gemachte Actionsequenz dem Film teilweise die Wirkung nahm! Auch bei Streitenfeld trug die Musik besonders in "Robin Hood" dazu bei, dass atmosphärisch dichte Szenen - seien es nur Ritter, die in Scotts Überästhetik durch den Wald reiten - die Stimmung zum Teil zu nehmen, weil die Musik so dünn und blass klang. Wenn ich eine große Kamerafahrt über ein Heer an einer Küste habe und da schrammeln ein paar Streicher vor sich hin fehlt da eindeutig etwas und das war bei Streitenfeld aber insgesamt in der Filmmusik heutzutage oft der Fall.
  23. Ich kann nicht anders, als meine größte Enttäuschung auszudrücken. Tut mir Leid, ich hätte mich drauf einstellen sollen, aber irgendwo war doch noch ein bisschen Hoffnung in mir, die jetzt völlig schwand. Marc Streitenfeld hat noch keinen Film Scotts angemessen unterstützt. Das war bei "Ein gutes Jahr" mit dem locker-flockigen Geklimper noch nicht störend und in "Body of lies" egal, weil ich den Film auch recht Banane fand, aber schon im "American Gangster" war die Musik ein fürchterlicher Matsch aus Klangcollagen und Gebrummel, der gott sei Dank durch die gut gewählten Lieder ausgeglichen wurde. Eine Musik wie "Robin Hood" hat der Film allerdings nicht verdient. Nett war ja noch die Idee des folkloristischen Kontrapunkts über dem heroischen Thema und der Versuch, die Actionmusik mal von langweiligen Ostinati abzuheben, aber genau das war der Punkt: Versucht und nicht gekonnt! Streitenfeld hat einen erfrischenden Ansatz, aber ihm fehlt offensichtlich der künstlerische Hintergrund, seine netten Ideen angemessen umzusetzen. Um Musik zu machen bedarf es einfach eines Handwerks und des Könnens! Beides hat Streitenfeld nicht und ähnelt da seinem Mentor Zimmer: Tolle kreative Ideen, aber die Umsetzung nimmt diesen Einfällen oft ihre Wirkung. Daher erwarte ich bei dieser Arbeit auch nichts - absolut nichts, bis auf "Wir drücken einen tiefen Basston am Keyboard und erzeugen so Spannung".
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