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Mephisto

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  1. City Hall An einer Straßenkreuzung in New York kommt es zu einem fatalen Unfall: Der Polizist Eddie Santos liefert sich mit einem kleinen Drogendealer der Stadt und Neffen des New Yorker Mafiabosses Paul Zapatti eine Schießerei, bei der nicht nur der Polizist und der Drogendealer, sondern auch ein sechsjähriger Junge ums Leben kommen. Die Bürger der Stadt sind geschockt und für Bürgermeister John Pappas (Al Pacino), der hofft, bald für das Amt des Präsidenten zu kandidieren, kommt dieser unangenehme Zwischenfall mehr als ungelegen. Pappas’ recht Hand Kevin Calhoun (John Cusack) gibt keine Ruhe und forscht nach, denn der Bewährungsbericht des Dealers ist viel zu sauber. Tatsächlich erfährt er, dass es einen zweiten „echten“ Bericht gibt, nach dem der Drogendealer eigentlich gar nicht hätte frei herumlaufen dürfen. Calhoun legt ein immergrößer werdendes Netz aus Korruption in der Politik frei und beginnt, letzten Endes auch an seinem großen Mentor Pappas zu zweifeln. Regisseur Harold Becker verfilmte hier ein Drehbuch, an dem insgesamt vier Autoren gearbeitet haben, mit renommierten Schauspielern in einer ansprechenden Umgebung und obwohl die Grundvoraussetzungen viel versprechend erscheinen, so wenig nimmt der Film letzten Endes gefangen. Die immerhin rasant inszenierte Scheißerei zu Beginn des Films bietet nicht genug Stoff, um einen ganzen Film durch zu tragen und die Ermordung möglicher Zeugen erscheint wie das Abhaken einer Checkliste. Die Korruption ist spätestens ab der ersten Viertelstunde offensichtlich und in allen Büros Gang und Gebe, sodass der Zuschauer John Cusack während dessen Ermittlungen meilenweit überholen und vorausdenken kann. Die „engagierte“ ins Gospelhafte abschweifende Rede Pappas’ für den kleinen Jungen bringt in den vorhersehbaren und unspektakulären Film auch noch eine gehörige Portion Geschmacklosigkeit. Zur Musik: Jerry Goldsmiths Musik für „City Hall“ lässt sich mit drei Worten charakterisieren: routiniert aber wirkungsvoll. Der thrillererfahrene Komponist setzt für seine musikalische Untermalung auf ein klein besetztes Orchester und hielt sich mit elektronischen Dreingaben sehr zurück. Als markantestes Merkmal dürfte der solistische Einsatz der Pauke gelten, die in vielen Passagen der Musik eine wichtige Stellung einnimmt und als Vorläufer für die ein Jahr später entstehende Musik für „L.A. Confidential“ gesehen werden kann. Die treibenden Ryhthmen der Pauke verleihen der Spannungsmusik einen sehr vitalen und drängenden Charakter. In ruhigen Passagen setzt Goldsmith weiche Streicherteppiche und warme Holzbläser- oder Hornsoli ein, die oft aus noblen Melodielinien bestehen. Die originelle Idee hierbei ist, dass Goldsmith seine hymnischen Melodielinien oft harmonisch mit aus dem Jazz stammenden „Blue Notes“ einfärbt. Das fast genau 30:00 Minuten lange Album von Varèse Sarabande enthält alle wichtigen Passagen der Musik fast in Filmreihenfolge und enthält sogar mindestens eine im Film nicht verwendete Komposition. Stattdessen wurden Wiederholungen oder kurze Spannungspassagen zu Gunsten des Hörflusses weggelassen. Freunde von Goldsmiths etwas gemäßigter 90er-Thrillermusik können bei „City Hall“ ohne Bedenken zuschlagen, wer allerdings schon „Basic Instinct“ und „L.A. Confidential“ in seiner Sammlung hat und sich nicht besonders für die Thrillermusik Goldsmiths aus diesem Jahrzehnt begeistern kann, kommt auch ohne dieses Album aus.
  2. L.A. Confidential Los Angeles 1953: Der Oberboss des organisierten Verbrechens - Mickey Cohen - wird von der Polizei verhaftet und hinterlässt so einen freien Thron, um den sich viele Interessenten reißen werden. Im Zentrum des Films stehen drei Polizisten unterschiedlicher Art, die locker durch eine Schießerei in einer Kneipe, miteinander verbunden sind: Wendell White (Russel Crowe), der das Herz am rechten Fleck hat, aber auch gerne von seinen starken Fäusten Gebrauch macht, wenn es darum geht, einer Frau bei zu stehen oder ein Geständnis zu bekommen und dessen Partner bei der Schießerei ums Leben kam, Jack Vincennes (Kevin Spacey), der charmante Gentleman, der sich gerne selbst inszeniert, für eine TV-Show berät und auch das eine oder andere Schmiergeld in seine Taschen steckt und der junge austrebende und überaus korrekte Edmund Exley (Guy Pierce), der sich an die Vorschriften und Regeln hält. Bei den Ermittlungen geraten die Polizisten an reiche "Unternehmer", die ihre Prosituierten umoperieren lassen, damit sie Filmstars ähneln, einen findigen aber undurchschaubaren Redkateur eines Boulevard-Magazins und weitere verdächtige oder auch konkret unangenehme Personen. Hegen die drei anfangs eine Abneigung gegenüber der Personen und des Verhaltens ihrer Kollegen beginnen sie langsam, voneinander zu lernen und sich zu helfen. Schließlich geht es darum, den Mord an einem ehemaligen Kollegen zu rächen und zu verhindern, dass ein anderer an Mickey Cohens Stelle tritt. Regisseur Curits Hanson schuf mit "L.A. Confidential" einen großartigen Film Noir der Neuzeit und fängt die Stimmung L.A.s in den 50ern mit authentischen Kostümen, der Ausstattung und einer tollen Beleuchtung gekonnt ein. Die Schauspieler geben offensichtlich ihr Bestes und das spannende Drehbuch Hansons nach dem Roman von James Ellroy trägt viel zur Inspiration bei. Die Gegenübertsellung der schillernden Show-Welt L.A.s und dem Sumpf des organisierten Verbrechens und der Kleinkriminalität schafft eine wirkungsvolle Spannung, die durch die Reibereien der Protagonisten verschärft wird. Hanson setzte viele Elemente des Cop-Buddy-Movies und des Film Noir ein und verschmilzt sie zu einem atmosphärisch dichten und handwerklich durchweg überzeugenden Thriller. Zur Musik: Jerry Goldsmith hatte 1997 schon viele Thriller vertont und mit "Basic Instinct" eine ganze Generation der Thrillermusik geprägt und das Genre um so originelle wie geniale Musiken wie "China Town" oder "Magic" und "The Satan Bug" bereichert. Auch für "L.A. Confidential" legte sich der Komponist, der sich in den vergangenen Jahren gerne selbst auf seiner "Basic Instinct"-Musik in routinierten ("The Vanishing") aber auch gänzlich inspirationslosen ("Malice") Kopien ausruhte, wieder ins Zeug. Für die Besetzung wählte Goldsmith den Streicherapperat eines Orchesters, einfach besetzte Blechbläser, Klavier und Perkussion – auf Holzbläser wurde komplett verzichtet. Stattdessen greift Goldsmith auf ein altbewährtes Solo-Instrument zurück: die Trompete. Diese spielte schon früher in Thrillermusiken wie „2 Days in the Valley“, „Chinatown“ oder „Rent-a-cop“ eine wichtige Rolle und ist in über 50% der Musik vertreten. Als harmonische Grundlage wählte Goldsmith die weder auf Dur oder moll festgesetzte Pentatonik während die Actionpassagen nahezu komplett atonal konzipiert sind. Rhythmisch begegnen einem im Laufe der Musik natürlich die für Goldsmith typischen ungeraden Metren. Durch die Instrumentation erhält „L.A. Confidential“ einen recht düsteren Anstrich und durch die ungeraden Rhythmen einen leicht treibenden Charakter. In den wohl dosiert eingesetzten Actionmomenten wird die Musik sehr harsch und ruppig. Eindrucksvolle Beispiele dürften das Eröffnungsstück „Bloody Christmas“ mit dem brachialen Paukensolo und den äußerst dissonanten ruppigen Streicherlinien sowie die Musik im Vernehmungsraum, als Bud ausrastet sein. Gegen Ende während der finalen Schießerei verliert sich Goldsmith allerdings in den immergleichen krawalligen Schlagwerkattacken und kurzen Orchesterausbrüchen. Die Suspense-Passagen werden oft von dezupften Streichern, dem typischen tiefen Klavierketten und der Solotrompete bestritten. Insgesamt schuf Goldsmith mit „L.A. Confidential“ eine sehr stimmungsvolle Musik für einen atmosphärisch dichten Film, die sich erfrischend aus den leider zu vielen gesichtslosen Musiken des Altmeisters dieses Genre in den 90ern hervorhebt. Auf dem von Varèse veröffentlichten Album wurde die oft aus sehr kurzen Passagen bestehende Musik zu längeren Suiten zusammen gefasst und deckt alle Facetten der Musik zufrieden stellend ab. Es sei hier nicht unerwähnt, dass auch die zeitgenössischen Songs zu der geschlossenen Atmosphäre des Films beitragen und ebenfalls auf CD veröffentlicht wurden.
  3. Ich habe mir jetzt auch nochmal die aufschlussreiche Analyse durchgelesen (tolle Arbeit, Mink) und habe den Eindruck, dass eine einwandfreie Rekonstruktion des Scores gar möglich ist. Entweder rekonstruiert man die Filmversion mit unzähligen Schnitten und weggelassenen Instrumenten- und Synthspuren oder man packt einfach die Originalaufnahmen auf eine CD. Wie heftig da anscheinend an dem Score für den Film gedoktort wurde, bekommt man die Filmversion ohnehin nur mit inzähligen Schnitten und wer will schon rapide Ein- und Ausblendungen auf CD anhören? Nur nochmal für die Akten: Die Lalaland-Fassung enthält bis auf ein Stück den kompletten Score, wobei aber einige Filmversionen durch alternative Aufnahmen ersetzt wurden?
  4. Die "Destroyer"-Neueinspielung ergibt meiner Meinung nach aber Sinn, weil die original-Aufnahmen doch arg zu wünchen übrig lassen. Den Score einmal so zu hören, wie Poledouris ihn einst haben wollte, ist schon sehr verlockend. Ich lege mir dann später auch noch die Intrada zu.
  5. Ich habe überhaupt keine Ahnung von "Die Hard" und auf den ersten Blick scheint die Lalaland-Edition doch immerhin fast 20 Minuten mehr Score zu enthalten als die Varèse-Fassung. Derselbe Schnitt kann's also schonmal nicht sein. Mink, wäre es möglich, vielleicht einen genauen Vergleich zu machen oder Deine Analyse nochmal zu posten? Ich kann die nicht mehr finden
  6. Zustimmung, Souchak! Ich wollte nur den mahnenden Zeigefinfer erheben, dass es zuviel gibt, worüber man sich freuen kann, als dass man sich ständig über die Veröffentlichungen aufregen sollte, die einem nicht zusagen. Ich halte Gremlins auch für überschätzt und das Ignorieren von Varèse jeder Hinweise bezüglich Produktionsfehler, die Pampigkeit F&Fs oder den Zynismus MVs, wenn er Sachen verbockt hat, aber immerhin wurde in letzter Zeit auch vieles Veröffentlicht, wovon man Jahre nur geträumt hat.
  7. Ich finde, ihr übertreibt da maßlos! Bedenkt doch solche Veröffentlichungen wie "Fat Man and Little Boy", "Scrooged", "Black Hole", "Wolfen", "The Core" (nicht jeder hier hat die Promo) oder die Herrmann-Boxen, die FSM-CDs wie "Gremlins" oder "Night Watch". Dass da nur Altes wieder neu aufgewärmt oder unnötig erweitert wurde (im Falle vom "Mimic" absolut gerechtfertigt) stimmt in diesen Fällen nicht. Sachen wie "Patton" oder "Tora! Tora! Tora! sollten wie "Star Wars", "Vom Winder verweht" immer verfügbar sein, weil absolute Meilensteine und Meisterwerke nicht nur an Goldsmiths Schaffen allein gemessen. Die Conan-Scores oder "Young Sherlock Holmes" sind nur noch zu horrenden Preisen zu bekommen, warum also keine Neuauflage wenn sogar erweitert und mit besserem Klang und den Seitenhieb gegen Label, die sogar keinen Profit mit ihren Alben machen (Tadlow) und dem Hörer ermöglichen, verlorene Scores wie "Quo Vadis" oder "El Cid" sowie "Taras Bulba" zu hören, finde ich ebenfalls unangemessen. Klar haben sich alle Labels einige unnötige Alben in die Lager gestellt, die sie jetzt verscheuern müssen und natürlich fragt man sich, ob man den längeren "Egyptian" oder eine weitere "Voyage to the bottom of the sea" braucht aber im Großen und Ganzen befinden wir uns wirklich in einer Zeit des CD-Segens mit all den herrlichen Neu- und erweiterten Neuveröffentlichungen. Nicht jeder ist 30 Jahre dabei und wusste halt schon vor sechs Jahren, dass er irgendwann man "Capricorn One" oder "The Fury" und "Home Alone 2" in seiner Sammlung schmerzlich vermissen wird.
  8. Vielleicht ist das ja der Dezember-Club-Hammer!
  9. "Wolfen" wäre natürlich super, da ich mir vor Kurzen die Safan-Promo ergattern konnte und somit eine direkte Vergleichsmöglichkeit außerhalb des Films hätte. In Bezug auf die MAF meint er, glaube ich, nur, dass die MAF-Edition dauerhaft erhältlich sein sollte (wie "Tombstone" oder "Silverado", die es ja auch schon ewig gibt), während die andere CD irgendwann aus dem Katalog genommen wird wie "Young Guns II". Dass der in der MAF-Reihe produzierte Score nicht mehr regulär erhältlich sein darf, um rausgebracht zu werden, widerlegt die "Rambo"-Doppel-CD, denn die Einzel-CD ist ebenfalls noch bei Varèse erhältlich. Ich persönlich glaube allerdings ebenfalls nicht an "Great Train Robbery", aber weiß schreibe ich hier...heute nacht wissen wir ohnehin alle mehr.
  10. Hier hat Shore halt weniger komponiert als arrangiert, denn die meisten Motive sind Leitmotive aus dem "Ring des Nibelungen" und Tristan". Im Filmkontext sind die Themen manchmal sogar etwas merkwürdig und irritierend eingesetzt - wie das "Schmiedemotiv" oder "Walhall".
  11. Zwei Neuveröffentlichungen - darunter der erste Norricone des Labels, eine Wiederveröffentlichung eines sehr begehrten Titels und eine Wiederveröffentlichung einer Goldsmith-Musik, die stets erhältlich sein sollte. Ich finde, dass ist eine gute Ausbeute wobei natürlich fraglich ist, wie schnell sich die CDs verkaufen. Ich glaube, am ehesten würde "Stirb Langsam" weggehen, die vielleicht auch den "Predator"- und "Commando"-Effekt haben könnte. 2000 für "Tora! Tora! Tora!" sind ordentlich, aber nicht zu viel und der Morricone und der Elfman werden sich wahrscheinlich noch länger halten. Auf seinen ersten Black-Friday-Veröffentlichungen - "The Fugitive" und "Panic in Year Zero" sitzt MV doch immernoch.
  12. Als 22-Jähriger darf ich Rotwein zwar trinken, aber dieses typische Weingefühl im Gaumen- und Rachenbereich - der "Abgang" - behangten mir nie so wirklich. Trotzdem kann ich mir auch niemals vorstellen, Filmmusik und E-Musik mit Nebengeräuschen zu hören. Auch das Hören vom PC liegt mir überhaupt nicht. Stattdessen weiß ich stets genau, was ich hören möchte, öffne zielstrebig das Regal, hole die CD raus, lege sie in die Anlage und versichere mich nochmals, dass Ruhe herrscht, keine Heizung tickt und die Tür geschlossen ist, dass ich mindestens die CD-Laufezit Freiraum habe, bis meine Freundin nach Hause kommt oder ihre Beschäftigung im Nebenzimmer beendet hat. Dann stelle ich mich in die Mitte des Zimmers, drücke auf "Play" und wandere leicht im Zimmer auf und ab, bis die letzte Note verklungen ist.
  13. Och, ich hab' hier noch so viele CDs rumliegen. Wenn es tatsächlich "No Man's Land" und "Warlock" Neuveröffentlichungen sowie "Mr. Baseball complete" und "Karate Kid III" werden, mach ich lieber erstmal "Godzilla" oder "Ghostbusters" auf und warte einfach noch ein paar Jährchen.
  14. Wahrscheinlich eine Herrmann-Box oder vielleicht irgeend etwas erweitertes aus dem Varèse-Archiv? "Starship Troopers" oder eine weitere 3-CD-Box mit abgelehnten Sachen? Naja, spätestens jetzt gerate ich ins Träumen...
  15. "Cassandra Crossing"? Immerhin zweimal auf CD und in der erweiterten Fassung in mono - wäre aber auch zu früh für eine Wiederveröffentlichung, obwohl Intrada sowas ja ganz gerne macht - siehe "Rambo" oder "Blue Max".
  16. 2 Tage in L.A. Ein Killer, der seinen Opfern stets eine Minute gibt, bevor er ihnen das Lebenslicht auspustet, ein Kollege, der als Berufskiller keine Aufträge bekommt und sich als Pizzabäcker über Wasser hält, ein lebensmüder Regisseur, ein von schlechter Gesundheit geplagter Emporkömmling, der seiner Assistentin Schönheits-OPs anbietet, eine stets scheiternde Olypia-Sportlerin, Polizist voller Ideale und viele weitere skurrile und kaputte Charaktere durchleben in John Herzfelds schwarzen Komödie zwei Tage in L.A. - überleben tun ihn allerdings nicht alle. Für sein Regiedebüt standen dem Regisseur viele ausgezeichnete und engagierte Darsteller wie Charlize Theron, Teri Hatcher, Jeff Daniels und viele andere zur Verfügung, die ihre überzeichneten Figuren treffend ausfüllen. Das Drehbuch - ebenfalls von Herzfeld - wandelt offensichtlich auf den Spuren Tarantinos "Pulp Fiction", ist aber weniger "Pulp". Herfeld gelingt es, sämtliche Handlungsstränge und Personen miteinander zu verbinden und alle parallel verlaufenden Geschichten am Ende zusammen zu führen, während das Vorbild sich zeitlich linear bewegt und im Nachhinein durcheinander gewirbelt wurde. Die Dialoge sind köstlich und Herzfeld hält wunderbar das Gleichgewicht zwischen skurriler Komik und bitterer Ironie. Nachdem Dosmo mit heruntergelassener Hose vor seiner Geisel steht und fragt "Sehe ich etwas aus wie ein Amateur?" sieht man zwei Sekunden später den arbeitslos gewordenen Polizisten Ralph eine Wasserpistole in Geschenkpapier einwickeln und mit "I love you! Your first Daddy" unterzeichnen. Der Witz von "2 Tage in L.A." liegt definitiv in der Situationskomik und den pointiert geschriebenen Dialogen, nicht aber - wie angegeben - an der überzeichneten Gewalt. Die ist zwar drin, aber lange nicht so übertrieben wie in "Pulp Fiction" oder "In China essen sie Hunde". Nichtsdesto trotz ist es schade, dass dieser Film kaum Beachtung fand und die DVD schon lange vergriffen ist, denn John Herzfeld schuf hier eine herrliche und intelligente schwarze Komödie. Zur Musik: Komponist Jerry Goldsmith schrieb für "2 Tage in L.A." eine teils für den Altmeister typische 90er-Thrillermusik, die allerdings um weitere originelle Elemente angereichert wurde. Das Hauptthema erklingt klassisch wie bei "L. A. Confidential", "Chinatown" oder auch "Rent-a-cop" in der Solo-Trompete und wird mit sanften Streicherteppichen unterstützt. Hier blitzten vor dem geistigen Auge gleich die beleuchteten Häuser und Straßen L.A.s bei Nacht auf, spürt man den lauen californischen Wind sanft das Hollywood-Logo umschmeicheln. Für den von seiner Stoppuhr besessenen Lee schrieb Goldsmith eine atmosphärisch bedrohliche und schleichende Musik, die mit viel synthetischen Klangeffekten bereichert wurde. Besonders naheliegend sind hier die gleichmäßigen Röhrenglockenschläge und das synthetische Ticken für die Zeit, die Lees Opfern ausläuft. Zu den wirklichen Höhepunkten der Musik zählt allerdings das Material für Dosmo, den italienischen Profikiller mit Angst vor Hunden, dessen Heimatland in der Musik durch das Bandoneon und den Gebrauch mehrerer Mandolinen repräsentiert wird. Diese drei musikalischen Elemente bereichern Goldsmiths Pallette für "2 Tage in L.A." zu einer farbigen und kurzweiligen Thrillermusik, die auch einiger leicht ironischen Einschläge nicht entbehrt. So findet sich die lauteste und brachialste Stelle in der Musik mit fetten Blechbläserakkorden für die Szene, in der ein Pittbull in einem Schwimmbecken zu sehen ist. Wenn man sich die Musik anhört, kann man nicht nachvollziehen, warum Goldsmiths Musik im Film nicht zu hören ist - sie wurde nämlich abgelehnt und durch eine Ersatzmusik von Anthony Marinelli und einer Songauswahl ersetzt. Die Songs gehören hauptsächlich in die Sparte des Bluesrock und daran orientiert sich auch Marinellis knapp 20 Minuten lange Musik, die mit E-Gitarre, Drumset, E-Bass und mehreren Saxophonen recht poppig daherkommt und so eine ganz andere Richtung einschlägt als Goldsmiths etwas konventionellere orchestrale Thrillerpartitur. Vielleicht war Goldsmiths Musik einfach ein bisschen zu glatt für die rauhe Handlung, vielleicht gefiel Herzfeld die Dopllung der Ironie nicht. Über die Gründe der Ablehnung gibt es leider nicht viele Informationen, aber die optimale Lösung bietet der Ersatzscore, der auf der einen Seite als "bemüht cool" und auf der anderen Seite als "Recht uninteressant" bezeichnet werden kann, gepaart mit den Songs auch nicht. Dabei verdient dieser Film eine ansprechende und unterstützende Musik. Letzten Endes bleibt nur zu hoffen, dass beide bisher unveröffentlichte Scores einmal auf eine CD gepresst und so der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, denn besonders im Werk Goldsmiths bietet "2 Tage in L.A." eine unterhaltsame, abwechslungsreiche und sauber gearbeitete Thriller-Musik aus der "Basic Instinct"-Ära.
  17. Die Hülle sieht aber etwas mitgenommen aus.
  18. Spurlos (The Vanishing) Das junge Paar Jeff Harriman und Diane Shaver machen einen Ausflug und halten an einer Raststätte, in der Diane auf Toilette gehen und Getränke holen möchte, doch Jeff wartet vergeblich auf ihre Rückkehr, denn Diane ist spurlos verschwunden. Als er noch in der tiefen Nacht an der Raststätte sitzt und die Polizei verständigt hat, erweist sich diese allerings als wenig hilfreich. Jeff stürzt in eine tiefe Lebenskrise und ist bessesen von dem Gedanken, Diane wieder zu finden, investiert all sein Geld in die Suche und verliert sogar seine Arbeit, doch unermüdlich verteilt er Flugblätter und hängt Plakate auf. Nach zwei Jahren lernt der ausgebrannte und übermüdete Jeff in einer Kneipe die Kellnerin Rita Baker kennen, mit der er eine Beziehung beginnt. Doch Rita merkt schnell, dass Jeff sich noch immer nicht von Diane losgesagt hat, worunter die Beziehung mehr und mehr zu leiden beginnt. Als sie erfährt, dass Jeff immer noch nicht von der Suche ablässt und sie sogar belogen hat, verlässt Rita Jeff. Doch der Verlassene hat wenig Zeit, sein Leben wieder zu ordnen, denn nun meldet sich Dianes Entführer wieder, der Jeff aufgespürt hat und dem am Boden zerstörten ein fatales Angebot macht: Um zu erfahren, was mit Diane passiert ist, muss Jeff alles erleben, was auch seine Freundin durchmachen musste. Da er nichts mehr zu verlieren hat, schlägt Jeff ein... Nachdem der holländische Regisseur Georg Sluizer den Roman "Das goldene Ei" des Landmannes Tim Krabbé erfolgreich verfilmt hatte, drehte er 1993, also fünf Jahre später, eine Neuverfilmung für das amerikanische Publikum mit Kiefer Sutherland, Jeff Bridges, Nancy Travis und einer jungen Sandra Bullock. Während das Original sehr dicht und spannend inszeniert ist, erhielt die amerikanische Version fast ausschließlich negative Kritiken. Die Neuverfilmung sei spannungsarm, langweilig und leide unter dem aufgestülpten glücklichen Ende. Zugegebenermaßen ist die Nervefilmung nicht so schlecht wie ihr Ruf und bietet zwar einen sehr langsam aber immerhin kontinuierlich steigenden Spannungsbogen, der in ein drastisches Ende mündet. Fast hat man das Gefühl, der Film hätte seine gesamte Energie in die letzten brutalen 15 Minuten aufgespart. Während es Sluizer gelingt, die beiden weiblichen Protagonistinnen glaubwürdig einzufangen versagt er allerdings bei der Zeichnung der männlichen Figuren. Sandra Bullocks Diane Shaver ist eine liebenswerte und hübsche junge Frau und der Zuschauer kann gut nachvollziehen, warum Jeff so besessen ´von dem Gedanken ist, sie wieder zu finden. Doch besonders seine neue Freundin, die am Anfang als etwas naives Mädchen eingeführt wird, die in ihrer Verzweiflung sogar unsymphatische Dinge macht wie Passwörter ds Freundes knacken oder sich als Diane Shaver verkleiden, um die Beziehung zu retten, entpuppt sich gegen Ende als geistesgegenwärtige kluge Frau und ist so vielleicht die interessanteste Figur des Films. Jeff Harriman vermag jedoch nur in der ersten Filmhälfte zu überzeugen. Seine Liebe zu Diane ist tief und glaubwürdig, seine Obsession begründet. Auch der Wandel, dass er seine Freundin anfangs sucht und gegen Ende nur noch gegen die Ungewissheit ankämpft, scheint nachvollziehbar, aber würde man sich deshalb wirklich in die Hände eines gefährlichen Irren begeben, Betäubungsmittel schlucken und sich in sein Auto setzen? Über das Motiv des durchgedrehten Barney Cousins, dass er die Liebe seiner kleinen Tochter nur verdiene, wenn er auch etwas Böses getan habe, spare ich mir weitere Worte... Zur Musik: Die 90er Jahre waren die Thrillerzeit für Jerry Goldsmith. Feierte er mit "Basic Instinct" doch wieder einen großen Erfolg nach einer längeren krativen Durststrecke, scheint er auch mit seiner Musik zu "Spurlos" an das gleiche Konzept anknüpfen zu wollen. Es ist interessant, dass der Komponist, der immerhin 54 Minuten seines langweiligen Scores zu "Warlock" freigab, stets verhinderte, dass "The Vanishing" veröffentlicht wurde mit dem Argument, es gäbe schon zu viel derartige Musik auf Tonträger. Ob das so ist, lässt sich spätestens seit der kurz nach seinem Tod veröffentlichten Varèse-Club-CD mit der kompletten Musik zum Film prüfen. Und tatsächlich fallen einem die Parallelen zu "Basic Instinct" schon in den ersten Minuten der Vorspannmusik auf: die zischelnden elektronischen Einsprengsel, das charmant-schleichende Thema in den Holzbläsern, die zurückhaltende Untermalung der gezupften Streicher, all das hat viel von "Basic Instcinct", doch leider nicht die Dichte der Atmosphäre und die packende Stimmung. Auch die weiteren gut 60 Minuten Musik entpuppen sich als gekonnte und handwerklich gut gearbeitete, aber typische Goldsmith-Thrillermusik mit einigen typischen 90er-Merkmalen. So schrieb der Altmeister für das junge Paar eine lieblich Melodie für Solo-Flöte und für die Spannungspassagen ein 3/4-Ostinato, das mit ein bisschen zu viel Synthieschlagwerk unterlegt ist. In vielen Momenten zieht sich die Musik abwechslungsarm dahin, doch immer dreht Goldsmith in den letzten 15 Minuten voll auf. Hier donnert das Schlagwerk, lärmt das präparierte Klavier und brüllen die Blechbläser. Eine schonungslose und spannungsgeladene Partitur, die einen für die souverän aber leicht uninspiriert gelösten vorherigen 45 Minuten entschädigen. Das Jazz-Arrangement des Themas für den Abspann ist zwar eine nette Dreingabe, wirkt aber etwas fehl am Platz und bildet einen zu heftigen stilistischen Bruch. Insgesamt schrieb Goldsmith mit "The Vanishing" eine filmunterstützende aber routinierte Musik, die wie der Film auch erst in der letzten Viertelstunde voll aufdreht. Goldsmith hatte vielleicht recht, dass es "zu viel" Thrillermusik aus dieser Zeit gibt, aber bevor man "The Vanishing" zurück hält, hätte man vielleicht eher "Sleeping with the Enemy" nicht veröffentlichen sollen. Nichtsdesto trotz gibt es aus dieser Periode aber auch einige interessantere und unterhaltsamere Partituren als "The Vanishing", der somit eine weitere Lücke in der Sammlung schließt - auch im Thrillergenre.
  19. Ich fand die Musik auch nie spannend, aber als ich sie letztens hörte, offenbahrte sie doch einige Qualitäten wie die größtenteils atonale Struktur, den Einsatz eines mittelgroßen Orchesters. Insgesamt eine gelungene Thrillermusik. Die Effekte am Anfang sind tatschlich äußerst unecht, aber die hat man ja schnell vergessen, da der restliche Film (Gott sei Dank) nicht auf (solche) Effekte baut.
  20. Im Netz der Spinne (Along Came A Spider) Nachdem bei einem riskanten Einsatz seine Partnerin gestorben ist, hat sich Ermittler Alex Cross (Morgan Freeman) aus dem Dienst zurück gezogen und widmet sich voll und ganz dem Bau von Modellschiffchen, bis ihn eines Tages ein Anruf erreicht: Der irre Gary Soneji hat die Senatorentochter Megan aus ihrer Elite-Schule entführt und möchte mit diesem Kriminalfall zu zweifelhaftem Ruhm gelangen wie einst der Entführer des Babys des ersten Atlantiküberfliegers Charles Lindberg. Um sicher zu gehen, dass Soneji diese Aufmerksamkeit bekommt zieht er Alex Cross mit in die Sache hinein, der in Agentin Flannigan (Monica Potter) eine neue Partnerin an seiner Seite hat. Flannigan, die für die Sicherheit in der Schule gearbeitet hat, konnte Megans Entführung nicht verhindern. Doch je weiter die Ermittlungen Crosses und Flannigans voran kommen, umso mehr Ungereimtheiten treten auf. Megans Eltern entsprechen nicht derart bedeutenden Leuten wie Lindberg und tatsächlich hat Soneji es auf einen weiteren Schüler abgesehen... Insgesamt handelt es sich bei "Im Netz der Spinne" um einen recht spannenden und erfrischend ruhig inszenierten Thriller, der jedoch an einigen Schwächen kränkelt. So ist es unglaubwürdig, dass Soneji, der immerhin schon mit 15 Jahren sein Elternhaus anzündete und somit in ein Heim gesteckt wurde, eine Anstellung in ausgerechnet DIESER Elite-Schule findet und dort zwei Jahre maskiert glaubwürdig als Lehrer arbeiten kann. Außerdem bleibt bis zum Ende hin unklar, wie der Drahtzieher der Lösegeldforderung über Sonjeis Pläne informiert war, um ihn letzten Endes als Werkzeug zu benutzen. Diese Logiklöcher könnten allerdings auch damit zu tun haben, dass ein alternatives Ende für den Film gedreht werden musste, da das Testpublikum mit dem ursprünglichen Finale, in dem die Täter vor Gericht landen und Megan erst zwei Jahre nach ihrer Entführung bei einer bolivianischen Familie entdeckt wird, missfiel. Handwerklich gibt es nichts an dem Film auszusetzen und auch die Schauspieler agieren überzeugend. Besonders hübsch geraten ist die Finale Wendung, während der der Zuschauer für zehn Sekunden immer noch nicht sicher sein kann, woran er ist. Auch die Telefonschnitzeljagd durch die Stadt oder die Erschießung des Anglers sind zwei Höhepunkte in der Regie. Zur Musik: Für diesen Film schrieb Komponist Jerry Goldsmith eine sehr kühle und größtenteils atonale Musik für Orchester und einigen wenigen elektronischen Einsprengseln, die besonders in "Aces and Eights" ihre volle Wirkung entfalten, bei Megans Fluchtversuch allerdings ein bisschen überflüssig wirken ohne zu stören. Die treibenden Actionsequenzen sind gewohnt durch rhythmisch ungerade Ostinati der tiefen Streicher und des Klaviers strukturiert, sehr erfrischend ist der äußerst brutale und heftige Einsatz des Schlagwerks, der der ganzen Musik einen weiteren ungeschönten Anstrich verleiht. Für die ungewisse Bedrohung Sonejis komponierte Goldsmith eine lose Folge freitonaler Akkorde, die von den tiefen Streichern gezupft werden sowie kühle längere Passagen für die Violinen. Für die ausweglos erscheinende Situation Megans wählte Goldsmith das Klavier, das erfreulicherweise keine kitschig wehmütigen Melodien über Streicherteppiche vorträgt, sondern sich auf ebenfalls frei- bis atonale Tonfolgen reduziert. Atmosphärisch dicht ist außerdem die größtenteils synthetische und an die "U.S. Marshals"-Eröffnungssequenz erinnernde Vorspannmusik sowie das brachiale Hornthema über heftigen Schlagwerkgebrauch und pulsierende Streicher für Crosses Lauf durch die Stadt. Insgesamt dürfte man "Along Came A Spider" in Goldsmiths Spätwerk durchaus als gehobene Kost bezeichnen, denn obwohl sich der Meister hier definitiv nicht neu erfindet, ist diese orchestrale atonal konzipierte und sehr homogeneThrillerpartitur in der stets wachsenden Entwicklung der ewigen Drumlopps à la "Déja Vu" und Co. eine erfreuliche Gegenmaßnahme.
  21. Schade...naja, kann man nichts machen
  22. Gibt es eigentlich hierzulande eine DVD-Veröffentlichung von "Chinatown" mit isolierter Musiktonsour?
  23. "Home alone 2"? Würde doch zur Veröffentlichung des ersten Teils letztes Jahr passen und mit "Commando" hat Lalaland ja auch eine Club-CD dieses Jahr neu rausgebracht. Oder vielleicht Golden Age? Das wäre natürlich super!
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